2017 - Ausgabe 1
Die erste Ausgabe vom Doven Klönschnack 2017!
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MOIN MOIN<br />
VORWORT<br />
Moin Moin,<br />
das neue Jahr <strong>2017</strong> wird ein spannendes<br />
Jahr werden. Viele Neuerungen<br />
und Veränderungen wird es geben.<br />
Ganz vorne an ist im Oktober die Wahl<br />
zum Bundestag. Wird es eine neue<br />
Bundesregierung geben und wer wird<br />
diese führen? Wird Angela Merkel auch<br />
ihre vierte Wahl gewinnen können?<br />
Aber auch bei uns, im Gehörlosenverband<br />
Hamburg, stehen Neuwahlen<br />
an. Zudem wird auch beim Hamburger<br />
Dachverband der behinderten Menschen,<br />
der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
(LAG) neu gewählt. Wer wird hier unsere<br />
Fahnen tragen und sich weiter für<br />
die Rechte gehörloser und behinderter<br />
Menschen einsetzen?<br />
Neben den Wahlen wird es auch neue<br />
Gesetze geben. So wird zum 1. Januar<br />
<strong>2017</strong>, das in den letzten Jahren viel und<br />
heiß diskutierte Bundesteilhabegesetz<br />
(BTHG), in Kraft treten. Auch wenn zum<br />
Zeitpunkt, zu dem ich jetzt diese Zeilen<br />
schreibe noch unklar ist, wie es aussehen<br />
wird, welche Änderungen eventuell<br />
doch noch ihren Niederschlag finden<br />
werden, ist abzusehen, dass viele<br />
behinderte Bürger vom neuen Gesetz<br />
mehr als enttäuscht sein werden.<br />
Auch wir gehörlosen Menschen werden<br />
nur wenige Punkte vorfinden, die<br />
uns die gesellschaftliche Teilhabe erleichtern<br />
werden. Nach jetzigem Stand<br />
ist sogar zu erwarten, dass keine signifikante<br />
Verbesserung für unsere Gruppe<br />
eintreten wird. Wie kann das sein?<br />
Wie viel ehrenamtliche Zeit wurde von<br />
vielen Vertretern der unterschiedlichen<br />
Behindertengruppierungen eingebracht,<br />
wie viele Mühen und Aufwand,<br />
wie viele tausend Menschen gingen auf<br />
die Straßen und haben #NichtMeinGesetz<br />
propagiert? Und das soll alles nicht<br />
genützt haben?<br />
Offenbar herrscht eine große Kluft<br />
zwischen der Politik und den herrschenden<br />
Klassen und den behinderten<br />
Menschen. Es wurde groß von<br />
Paradigmenwechsel gesprochen, vom<br />
Lösen des Fürsorgegedanken hin zur<br />
echten Selbstbestimmung. Es wurden<br />
Vertreter der unterschiedlichen Behindertengruppierungen<br />
eingeladen, um<br />
gemeinsam mit der großen Politik und<br />
den gesetzesverfassenden Ministerien<br />
an diesem neuen Gesetz zu stricken.<br />
Mitbestimmung wurde groß geschrieben,<br />
der Geist der UN-Konvention für<br />
behinderte Menschen hoch beschworen.<br />
Und plötzlich soll das alles nicht mehr<br />
richtig gewesen sein? Nun heißt es, die<br />
Mitbestimmung habe bei den behinderten<br />
Menschen zu hohe Erwartungen<br />
geschürt und waren schlicht und ergreifend<br />
überzogen. Eigentlich wollte man<br />
ja eher „nur“ die beiden Sozialgesetzbücher<br />
SGB IX und SGB XII reformieren<br />
und eine höhere Beteiligung des Bundes<br />
an den <strong>Ausgabe</strong>n der Länder erwirken.<br />
„<strong>Ausgabe</strong>ndynamik bremsen“<br />
ist da so ein Schlagwort geworden. Damit<br />
das Ganze aber mehr als nur nach<br />
einer Reform aussah, hat man sich im<br />
Koalitionsvertrag für diese Zusammenführung<br />
einen neuen Namen einfallen<br />
lassen und sogleich ein Gesetz daraus<br />
geschaffen: Das Bundesteilhabegesetz.<br />
Ein Schelm, der Böses denkt, wenn er<br />
hier an den Satz des römischen Dichters<br />
Horaz erinnert: „Der Berg kreißte<br />
und gebar eine Maus“.<br />
Besonders aus Sicht von Hamburg sind<br />
die Ergebnisse dieses Prozesses ernüchternd,<br />
auch weil wir hier in Hamburg<br />
schon Errungenschaften haben,<br />
die weit über das hinausgehen, was im<br />
neuen BTHG zu erwarten ist. Ein echtes<br />
Dilemma, weil zuweilen zu befürchten<br />
war, wir verlieren diese Errungenschaften.<br />
In vielen Gesprächen mit hochrangigen<br />
Hamburger Behördenvertretern<br />
– allen voran mit unserer Sozialsenatorin<br />
Frau Dr. Leonhard – konnten wir<br />
sicherstellen, dass wir hier mit keinen<br />
Einbußen zu rechnen haben. Im Gegenteil<br />
sogar! Wir wollen in Hamburg<br />
weiter die Fahne hochhalten und den<br />
anderen Bundesländern vorausgehen<br />
und zeigen, was echte Teilhabe bedeutet.<br />
So stehen demnächst die Novellierung<br />
des Hamburger Gleichstellungsgesetzes<br />
und auch die Überarbeitung<br />
des Nationalen Aktionsplanes an.<br />
Das erfordert unsere volle Aufmerksamkeit<br />
… und auch die Unterstützung<br />
aller Gehörlosen in Hamburg. Das ist<br />
eine der zentralen Forderungen von<br />
unserem Weltpräsidenten der Gehörlosen,<br />
von Colin Allen. „Jeder einzelne<br />
Gehörlose hat selbst die Aufgabe und<br />
Verantwortung, mit dazu beizutragen,<br />
dass es Gehörlosen insgesamt besser<br />
geht. Es ist nicht die Aufgabe einzelner<br />
weniger, die als Funktionäre irgendeinem<br />
Verband vorne anstehen. Hier ist<br />
JEDER gefragt! Nur gemeinsam können<br />
wir das schaffen!“.<br />
Wir sehen, <strong>2017</strong> wird kein langweiliges<br />
Jahr!<br />
Ihr Ralph Raule<br />
DOVEN KLÖNSCHNACK<br />
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