INSIDER Osnabrück // Februar 2017 // No. 403
Philipp Poisel im INSIDER Promi-Talk // Im Test: Second-Hand-Shops // ER lebt im Wald - die Story // Probefahrten: Mercedes SLC + Mazda MX-5 RF // // + Szene-News (WELLER PARTY-Comeback), Lokales, Verlosungen, Event-Kalender & Entertainment-Tipps...
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„Die Wut ist riesig!“<br />
<strong>Osnabrück</strong>er Juwelier schlägt Angreifer ohne Beute in die Flucht<br />
Juwelier<br />
Frank Thünemann<br />
Juwelier Frank<br />
Thünemann ist noch<br />
immer leicht angeschlagen.<br />
Während<br />
des Interviews hustet<br />
er in unregelmäßigen Abständen. Es sind die<br />
Folgen des brutalen Überfalls auf den Juwelier,<br />
bei dem der Inhaber selbst aus nächster Nähe<br />
mit Pfefferspray attackiert wurde. „Es wird nicht<br />
der letzte Überfall in <strong>Osnabrück</strong> gewesen sein“,<br />
sagt er mit erstaunlicher Gelassenheit. Bereits<br />
seit mehreren Jahren halten litauische Banden<br />
die gesamte Branche in Atem. Immer wieder kommt es<br />
bundesweit zu Überfällen. „Die haben in den Großstädten<br />
angefangen. Bei den großen Geschäften, wo am meisten zu<br />
holen ist.“ Seit wenigen Jahren ist nun auch <strong>Osnabrück</strong> zur<br />
Zielscheibe geworden. Die Täter sind ebenso skrupellos wie<br />
maßlos dreist und kommen am helllichten Tag.<br />
Dreister Raubüberfall am Morgen<br />
So auch am 17. Januar <strong>2017</strong>, den Thünemann in keiner<br />
guten Erinnerung behalten wird. Ein dunkel gekleideter, unmaskierter<br />
Mann betrat wortlos sein Geschäft, als der Juwelier<br />
gerade die Post sichtete. Die eine Hand versteckte er<br />
in seiner gefütterten Blousonjacke. <strong>No</strong>rmalerweise müssen<br />
Kunden klingeln, bevor sie den Laden betreten können. Doch<br />
nachdem der Postbote da war, stand die Tür kurze Zeit offen.<br />
Thünemann begrüßte<br />
den Kunden<br />
und fragte,<br />
ob er behilflich<br />
sein könne.<br />
Es kamen nur<br />
Wortfetzen mit<br />
osteuropäischem<br />
Akzent. Thünemann<br />
hatte dennoch verstanden<br />
und reagierte<br />
sofort. Er stand ruckartig<br />
auf, forderte den<br />
Mann lautstark auf zu<br />
gehen und schob ihn<br />
sogleich mit Wucht zur<br />
Tür. Kurz zuvor hatte sich bereits ein Komplize in der offenen<br />
Tür platziert, blieb jedoch mit seinem Rucksack an selbiger<br />
hängen. „Kann aber auch sein, dass der mich bloß mit seiner<br />
Hampelei ablenken wollte.“ Sekundenbruchteile später hatte<br />
Thünemann eine große Ladung Pfefferspray im Gesicht. „Ich<br />
spürte direkt, wie er es mir über seine eigene Schulter direkt<br />
ins Auge sprühte.“ Handlungsunfähig war der Ladenbesitzer<br />
dennoch nicht direkt, denn die Wirkung des Sprays setzte<br />
erst 30 oder 40 Sekunden später ein. „Es gelang mir die<br />
Hand mit dem Pfefferspray zu greifen und dem Typen selbst<br />
eine Ladung ins Gesicht zu sprühen.“<br />
Haupttäter zückt plötzlich eine Schusswaffe<br />
Plötzlich zückte der unbekannte Mann jedoch eine Schusswaffe<br />
und hielt sie dem Ladenbesitzer hektisch vor den<br />
Bauch. Thünemann reagierte einmal mehr blitzschnell, ließ<br />
die Hand mit dem Pfefferspray<br />
los, schlug<br />
dem Angreifer die<br />
Waffe aus der anderen<br />
Hand und warf sie<br />
in den Laden. Später<br />
erfuhr er von den ermittelnden<br />
Beamten,<br />
dass die Pistole glücklicherweise<br />
nicht geladen<br />
war. Im Gefecht<br />
gingen anschließend<br />
beide Kontrahenten<br />
im Eingangsbereich zu<br />
Boden. Täter Nummer<br />
2 hatte zu diesem Zeitpunkt<br />
samt Rucksack<br />
längst die Beine in<br />
die Hand genommen und war Richtung Rathaus geflüchtet.<br />
Frank Thünemann rief lautstark um Hilfe und hielt den<br />
Angreifer fest. Personen im gegenüberliegenden Café am<br />
Markt wurden auf den Raubüberfall aufmerksam, die Inhaberin<br />
verständigte schließlich die Polizei. Ein Gast des Cafés<br />
eilte zur Hilfe und versuchte den Haupttäter zu fixieren.<br />
Pfefferspray-Attacke zeigt Wirkung –<br />
Täter fliehen ohne Beute<br />
Als die Wirkung des vielen Pfeffersprays<br />
einsetzte und die beiden den Mann nicht<br />
weiter festhalten konnten, riss sich dieser<br />
ebenfalls los und flüchtete sichtlich<br />
gezeichnet in Richtung Hasestraße. Eine<br />
junge Nachbarin, die die Szenerie beobachtet<br />
hatte, folgte ihm schnellen Schrittes<br />
in sicherer Entfernung. Beim Versuch<br />
ihr Smartphone zu zücken um den Mann<br />
zu filmen, verlor sie jedoch seine Spur.<br />
Dennoch: Wenig später, als die ersten Polizeiwagen<br />
eingetroffen waren, stieg die<br />
junge Zeugin zu und lieferte den Beamten<br />
wertvolle Hinweise für die Sofortfahndung.<br />
Dadurch konnten wenige Minuten<br />
später an der Buerschen Straße zwei<br />
dringend tatverdächtige Litauer gestellt werden, von denen<br />
im Verlauf der Verhöre einer den Überfall bereits gestand.<br />
Herzlichen Glückwunsch, Sie sind ein echter Insider. Denn<br />
hier steht der versteckte Satz.<br />
Schon der zweite Überfall auf<br />
das Familienunternehmen –<br />
„Es ging um meine Existenz“<br />
„Würde mir das Geschäft nicht gehören, wäre ich vermutlich<br />
auch defensiver vorgegangen. Aber ich habe echt die<br />
Schnauze voll von solchen Typen!“ Der <strong>Osnabrück</strong>er Juwelier<br />
ist sichtlich aufgebracht, wenn er über das Geschehene<br />
spricht. Denn: Es war innerhalb von zwei Jahren bereits der<br />
zweite Raubüberfall auf das Geschäft am Markt. Angst vor<br />
einer Serie habe er keine, berichtet stattdessen offen: „Es<br />
geht um meine Existenz! Und die werde ich mit allem, was<br />
mir zur Verfügung steht, verteidigen!“<br />
Thünemann wirkt entschlossen, wenn er das ausspricht.<br />
Seine Wut sei auch deshalb so groß, weil er den massiven<br />
finanziellen Schaden des ersten Überfalls bis heute nicht<br />
ersetzt bekommen habe. Seit vielen Monaten läuft dieser<br />
Rechtsstreit mit der Versicherung nun bereits, die offensichtlich<br />
den drohenden Existenzverlust ihres Kunden in<br />
Kauf nimmt. <strong>INSIDER</strong> wird auch hierüber bald berichten.<br />
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Lokal | Regional Anzeigensonderteil <strong>INSIDER</strong> 02-<strong>2017</strong>