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Diabetestherapie bei Katzen

Dieser Leitfaden soll Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Grundlagen der Diabetestherapie bei Ihrer Katze geben. Er ist eine Hilfestellung mit kurzen, einprägsamen Erläuterungen sowie konkreten Tipps, vermittelt Hintergrundwissen und verzichtet bewusst auf viele Fachworte.

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<strong>Diabetestherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Katzen</strong><br />

Hometesting – Insulingabe – Futtermanagement – besondere Situationen


Lulu<br />

2


Vorwort<br />

Dieser Leitfaden soll Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Grundlagen der<br />

<strong>Diabetestherapie</strong> <strong>bei</strong> Ihrer Katze geben.<br />

Er ist eine Hilfestellung mit kurzen, einprägsamen Erläuterungen sowie konkreten<br />

Tipps, vermittelt Hintergrundwissen und verzichtet bewusst auf viele Fachworte.<br />

Im Internet finden Sie, wenn Sie Interesse an mehr Hintergrundwissen haben,<br />

reichlich fachliche Informationen, um tiefer in das Thema „<strong>Katzen</strong>diabetes“<br />

einzusteigen.<br />

Nach einer Zeit der Eingewöhnung wird die <strong>Diabetestherapie</strong> Ihrer Katze für Sie<br />

<strong>bei</strong>de zur Routine.<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Kapitel 1: Wichtige Informationen<br />

Grundlagen des Diabetes <strong>bei</strong> <strong>Katzen</strong> 6-7<br />

Die Diagnose 8-9<br />

Ursachen und begünstigende Faktoren 10-17<br />

Glossar: Die wichtigsten Begriffe im Überblick 18-19<br />

Der ideale Blutzuckerspiegel 20-21<br />

Unterzuckerung und dauerhaft zu hoher Zucker/Ketose/Ketoazidose 22-26<br />

Die Bedeutung des Blutzuckermessens 27-29<br />

Die Bedeutung der Ketonmessung 30<br />

Insuline – verschiedene Gebinde, verschiedene Insulinarten 31<br />

Insuline und Insulinspritzen, Umrechnung U40 auf U100 32-34<br />

Wirkprofile verschiedener Insuline im Vergleich 35<br />

Wirkkurven verschiedener Insuline im Vergleich 36<br />

4


Kapitel 2: Konkrete Tipps<br />

Durchführung der Blutzucker-/Ketonmessung 37-40<br />

Feindosierung des Insulins - Korrektes Aufziehen mit Hilfe der Anlegekarten 41-44<br />

Insulinspritze verabreichen 45-49<br />

Diabetestaugliche Futtermittel und Kohlenhydratberechnung 50-53<br />

Fütterungsmanagement <strong>bei</strong> unterschiedlichen Insulinen 54-56<br />

Blutzuckertabellen führen 57-58<br />

Flüssigkeitszufuhr unter die Haut (subkutane Infusionen) 59-61<br />

Vitamin B12-Gabe <strong>bei</strong> diabetischer Neuropathie 62<br />

Ausstattung und Einkaufsliste 63-64<br />

Links zu Videos (Blutzucker messen, Insulin spritzen, subkutane Infusion) 65<br />

5


Grundlagen des Diabetes <strong>bei</strong> <strong>Katzen</strong><br />

Diabetes mellitus ist eine Erkrankung mit einem gestörtem Zuckerstoffwechsel.<br />

Das körpereigene Hormon Insulin, welches im hormonell aktiven Anteil der<br />

Bauchspeicheldrüse gebildet wird, macht die Energie aus der Nahrung in Form<br />

von Zucker (Glukose) jeder Körperzelle zugänglich.<br />

Kommt es im Rahmen des Diabetes zu einem Mangel an Insulin, ist zwar<br />

Nahrungszucker im Blut verfügbar, kann aber nicht in die Zellen gelangen. Der<br />

Blutzuckerspiegel Ihrer Katze ist daher angestiegen.<br />

Als Folge werden zur Energiegewinnung Fettreserven verbrannt.<br />

Dadurch entstehen die typischen Symptome des Diabetes wie enormer Hunger,<br />

Abmagerung und struppiges Fell.<br />

Steigt ein Blutzuckerspiegel in einen höheren Bereich an, verlässt ab einer<br />

Blutzuckerkonzentration von ca. 200-250 mg/dl der Zucker die Blutbahn über die<br />

Nieren. Er wird über die Harnwege ausgeschieden und ist im Urin nachweisbar.<br />

Diese Grenze wird als Nierenschwelle bezeichnet.<br />

Kapitel 1<br />

6


Da Zucker eine osmotische Anziehungskraft besitzt, zieht er Unmengen an<br />

Wasser nach sich. Es kommt zur Ausscheidung von Harn in großen Mengen und<br />

damit verbunden enormem Durst. Da sich freier Zucker schädlich auf Organe und<br />

Gewebe auswirkt, kann er <strong>bei</strong> unbehandeltem oder schlecht eingestelltem<br />

Diabetes langfristig Nieren, Nerven, die Bauchspeicheldrüse und andere Organe<br />

schädigen. Geschädigte Nieren und Nerven der Hinterläufe sind <strong>bei</strong> <strong>Katzen</strong> eine<br />

besonders häufige Langzeitfolge.<br />

Das obere Ziel einer gründlichen <strong>Diabetestherapie</strong> ist Spätfolgen zu vermeiden.<br />

Bei vielen <strong>Katzen</strong> allerdings kann sich der Diabetes auch wieder komplett<br />

zurückbilden. Dies nennt man Remission. Die Chancen auf eine Remission steigen<br />

<strong>bei</strong> einer gründlichen Therapie gegenüber der „Standardtherapie“ enorm an.<br />

Die folgenden Seiten sollen Ihnen die Therapie Ihrer Katze erleichtern und ein<br />

Nachschlagewerk für die gängigen Fragen am Anfang sein.<br />

7


Diagnose<br />

Die einzig sichere Diagnose des Diabetes ist ausschließlich über die Bestimmung<br />

des Langzeitzuckerwerts „Fructosamin“ möglich. Dieser gibt Aufschluss über die<br />

Höhe des Blutzuckers der letzten 1-2 Wochen.<br />

Solange der Fructosaminwert nicht bestimmt ist, gilt der Verdacht der<br />

Diabeteserkrankung nicht als bestätigt.<br />

Wird in der Tierarztpraxis lediglich ein erhöhter Blutzuckerwert (Blutglukose,<br />

GLU) gemessen oder im Labor bestimmt, kann dies durchaus nur stressbedingt<br />

sein. Stress lässt den Blutzucker <strong>bei</strong> <strong>Katzen</strong> vorübergehend um 100, 200mg/dl<br />

oder mehr ansteigen, ohne dass ein dauerhaft erhöhter Zucker und damit<br />

Diabetes vorliegt.<br />

8


Kommen die typischen Symptome hinzu, erhärtet sich der Verdacht eines Diabetes<br />

und muss dann anhand des Langzeitzuckerwertes gesichert werden.<br />

Normwerte:<br />

• Der normale Blutzucker gesunder <strong>Katzen</strong> liegt <strong>bei</strong> ca. 50-140 mg/dl<br />

• Der normale Fructosaminwert gesunder oder gut eingestellter diabetischer <strong>Katzen</strong><br />

liegt <strong>bei</strong> 190-365* mmol/l. (Achtung, neuer Referenzbereich mancher Labore seit<br />

2019. Immer aktuellen Referenzbereich beachten!)<br />

Die Höhe des Blutzuckerwerts ist nicht mit der Höhe des Fructosaminwerts vergleichbar.<br />

Es sind zwei völlig verschiedene Moleküle mit unterschiedlichen Normwerten.<br />

Obwohl die Maßeinheit für die Angabe des Blutzuckers international in „mmol/l“<br />

gebräuchlich ist, hat sie sich hier kaum durchgesetzt. Meist wird die viel<br />

übersichtlichere Maßeinheit mg/dl verwendet.<br />

Der Umrechnungsfaktor für mmol/l in mg/dl ist x18<br />

Auf die Bestimmung des Blutzuckers allein dürfen Sie sich also nicht<br />

verlassen und sollten ggf. auf die Bestimmung bestehen bzw. sich die<br />

Laborbefunde aushändigen lassen und einsehen. Sollte ihr Tierarzt keinen<br />

Langzeitzuckerwert bestimmt haben, können Sie davon ausgehen, dass<br />

er kaum Erfahrung in diesem Bereich hat.<br />

9


Ursachen und begünstigende Faktoren<br />

Häufig hat der Diabetes <strong>bei</strong> der Katze begünstigende oder ursächliche Faktoren.<br />

Diese können Erkrankungen oder Entzündungen sein, Übergewicht oder dauerhaft<br />

ungesundes Futter. Bei Entzündungen im Körper werden größere Mengen an<br />

Botenstoffen freigesetzt, die die Wirkung des körpereigenen Insulins außer Kraft<br />

setzen können (insulinantagonistisch wirkende Zytokine).<br />

Viele dieser Faktoren kann man behandeln oder positiv beeinflussen, so dass sich<br />

dies günstig auf den Verlauf der Erkrankung auswirkt.<br />

Bestenfalls heilt der Diabetes mit Beseitigung des Entzündungsherds wieder aus.<br />

Die gängigen Ursachen sowie Begleiterkrankungen des Diabetes sind folgende, auf<br />

die auf den nächsten Seiten noch eingegangen wird:<br />

1. Zahnerkrankungen (insbesondere solche, die nicht von außen zu erkennen sind)<br />

2. Erkrankungen oder Infektionen der Blase (auch ohne Symptome)<br />

3. Bauchspeicheldrüsenentzündungen<br />

4. Ernährung und Übergewicht<br />

5. Hormonelle Erkrankungen sowie Cortisongaben<br />

10


Die Suche nach Grunderkrankungen und deren Behandlung sollte zu Beginn der<br />

<strong>Diabetestherapie</strong> erfolgen, um möglichst bald eine gute Einstellung zu erreichen.<br />

Zunächst eine Einstellung vornehmen zu wollen und anschließend in Erwägung zu<br />

ziehen, nach ursächlichen Krankheiten zu suchen, wie es manchmal von Tierärzten<br />

vorgeschlagen wird, ist weder sinnvoll noch zielführend. Gute Blutzuckerwerte zu<br />

erzielen ist dadurch nur unnötig schwer, manchmal gar nicht möglich oder einfach<br />

trügerisch falsch.<br />

11


1. Zahnerkrankungen und -entzündungen jeglicher Art<br />

Insbesondere die Zahnerkrankung „FORL“<br />

findet sich sehr häufig <strong>bei</strong> Diabetikern.<br />

Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung,<br />

<strong>bei</strong> der Zahnsubstanz tief im<br />

Inneren abgebaut wird, ohne dass dies von<br />

außen erkennbar ist. Auch andere<br />

Erkrankungen der Maulhöhle können den<br />

Blutzucker hoch halten – selbst eine<br />

Zahnfleischentzündung!<br />

Bildquelle: Mit freundlicher Genehmigung der<br />

Tierarztpraxis Ralph Rückert, Ulm<br />

FORL-Herde sind als schwarze Schatten in und<br />

zwischen den Zähnen bis in den Kiefer erkennbar<br />

FORL ist nur durch Dentalröntgen, noch besser durch digitales<br />

Dentalröntgen zu erkennen. Eine normale Röntgenaufnahme des<br />

Kopfes oder Kiefers reicht dafür nicht aus.<br />

Wenn betroffene Zähne saniert werden, können der Blutzucker und<br />

der Insulinbedarf wieder enorm sinken.<br />

12


2. Blasenentzündungen und Erkrankungen der Harnwege<br />

Zucker im Urin ist ein idealer Nährboden für Bakterienwachstum. Umgekehrt<br />

begünstigen bakterielle Infektionen schlechte Blutzuckerwerte.<br />

Gerade chronische Entzündungen sind von den Symptomen her weniger stark<br />

ausgeprägt und fallen dem Tierhalter nicht unbedingt auf.<br />

Ebenfalls können Erkrankungen der Blase und Harnwege akute und chronische<br />

Entzünden begünstigen.<br />

Die sicherste Methode zur Diagnostik ist die Gewinnung von Urin über eine<br />

Blasenpunktion. Findet das Labor Keime im Urin, ist es sinnvoll ein Antibiogramm<br />

erstellen zu lassen, um festzustellen, durch welche Antibiotika die Keime<br />

abgetötet werden können oder ob bereits Resistenzen gegen Antibiotika<br />

vorliegen.<br />

13


3. Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)<br />

Häufig steht die Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) mit Diabetes<br />

oder auch zeitweise schlechten Blutzuckerwerten <strong>bei</strong> sonst gut eingestellten<br />

<strong>Katzen</strong> im Zusammenhang.<br />

Die zuverlässigste Diagnostik besteht in der Bestimmung des spec. fPL-Werts<br />

durch ein Labor.<br />

14


4. Ernährung und Übergewicht<br />

Im Gegensatz zum Menschen ist der Kohlenhydratbedarf einer Katze sehr gering.<br />

Ihre natürliche Nahrung enthält nur wenige Prozent Kohlenhydrate.<br />

Den Zucker, den die Katze für all ihre Stoffwechselfunktionen benötigt, kann ihr<br />

Organismus aus Fett und Protein selbst herstellen. Es ist nicht nötig, ihn durch<br />

Nahrungszucker, Getreide oder Stärke zuzufüttern.<br />

Nimmt eine Katze viele Kohlenhydrate auf Dauer zu sich, kann es zu Übergewicht<br />

und einer damit verbundenen Insulinresistenz kommen. Das bedeutet, dass der<br />

Körper auf körpereigenes Insulin , welches noch vorhanden ist, gar nicht mehr<br />

reagiert. Dies entspricht dem Diabetes Typ 2. Im Laufe der Zeit kann dadurch<br />

auch die körpereigene Insulinproduktion nachlassen.<br />

Viel seltener ist der Diabetes Typ 1, <strong>bei</strong> dem fast gänzlich die körpereigene<br />

Insulinproduktion fehlt.<br />

15


Ursachen des fütterungsbedingten Diabetes<br />

• Die Fütterung der Katze mit Trockenfutter oder Diätfuttermitteln (auch solche,<br />

die in der Tierarztpraxis erhältlich sind), denn der überwiegende Teil ist sehr<br />

kohlenhydratreich<br />

• Fütterung der Katze mit Futtermitteln, die Zucker, Karamell etc. enthalten oder<br />

generell reich an Kohlenhydraten sind (Reis, Mais, Kartoffeln, Rübenschnitzel,<br />

Weizen, Hafer und andere Getreide, zu viele pflanzliche Nebenerzeugnisse)<br />

16


5. Diabetes durch hormonelle Erkrankungen sowie Cortisongaben<br />

Hormonelle Erkrankungen können die Wirkung des körpereigenen Insulins<br />

reduzieren oder gar außer Kraft setzen. Zu ihnen zählen jene Erkrankungen, die<br />

einen erhöhten Spiegel von Insulin-Gegenspielern aufweisen, zum Beispiel<br />

Akromegalie mit seinen enorm hohen Wachstumshormonspiegeln oder Morbus<br />

Cushing mit großer Cortisolfreisetzung.<br />

Zu den hormonellen Einflüssen zählt im weiteren Sinne auch die Gabe von<br />

Cortison als Medikament, insbesondere wenn es als Depotspritze verabreicht<br />

wurde.<br />

„Cortisondiabetiker“ haben eine gute Chance auf eine Rückbildung des<br />

Diabetes, vor allem, wenn eine probate Therapie begonnen wird.<br />

17


Glossar – die wichtigsten Begriffe und Abkürzungen<br />

PRE oder Pre-Wert<br />

MPRE/APRE<br />

Nadir<br />

Nüchtern gemessener Blutzucker vor der Spritze, der<br />

Beginn der 12-Stunden-Zyklen<br />

Morgendlicher Pre-Wert/abendlicher Pre-Wert<br />

Tiefster erreichter Blutzuckerwert nach der Spritze<br />

+1, +2, +3 usw. Stunden nach der Spritze bzw. nach dem Pre-Wert<br />

LZI<br />

Glukometer<br />

Sensoren<br />

Abkürzung für Langzeitinsulin, welches sehr gleichmäßig<br />

über ca. 12 Stunden wirkt. Lediglich in den ersten <strong>bei</strong>den<br />

und in den letzten <strong>bei</strong>den Stunden ist erst bzw. nur noch<br />

wenig Wirkung vorhanden<br />

Blutzuckermessgerät<br />

Messstreifen für das Blutzuckermessgerät<br />

18


Hypoglykämie<br />

Hyperglykämie<br />

Nierenschwelle<br />

Ketoazidose<br />

Diabetische Neuropathie<br />

Butterfly<br />

subkutan<br />

Unterzuckerung, lebensgefährlicher Zustand<br />

Hoher Zucker<br />

Grenze, ab der der erhöhte Blutzucker über die Nieren<br />

ausgeschieden wird, und die ca. <strong>bei</strong> 220 mg/dl liegt.<br />

Gefährliche Stoffwechselentgleisung, <strong>bei</strong> der Ketone das<br />

Blut übersäuern, ein Notfall für die Tierklinik<br />

Nervenschädigung durch dauerhaft hohen Blutzucker<br />

Flexibler Schlauch mit Nadel zum Verabreichen von<br />

Infusionen<br />

Bezeichnung für „unter der Haut“<br />

19


Der ideale Blutzuckerspiegel<br />

Der normale Blutzuckerspiegel gesunder <strong>Katzen</strong> liegt <strong>bei</strong> ca. 50-140mg/dl. Nach<br />

der Nahrungsaufnahme steigt er zunächst an, um dann vom körpereigenen<br />

Insulin wieder gesenkt zu werden.<br />

Das Ziel einer guten Einstellung einer diabetischen Katze sollte zunächst sein,<br />

erst einmal in den nierenschonenden Bereich zu kommen (dauerhaft unter ca.<br />

220mg/dl). Im Anschluss kann die Einstellung optimiert werden und Werte<br />

angestrebt, die gesunden Werten zwar recht nah kommen, aber dennoch Puffer<br />

nach oben und nach unten zulassen, um sowohl die Unterzuckerung zu<br />

verhindern als auch hohe Blutzuckerwerte zu vermeiden.<br />

20


Vereinzelt gemessene Werte allein lassen keine Beurteilung zur<br />

Blutzuckereinstellung zu! Mehrere Werte innerhalb von 12 Stunden müssen<br />

immer im Zusammenhang betrachtet werden, um die Qualität der Kurve zu<br />

beurteilen.<br />

Beispiel:<br />

Ein gemessener Wert von 160 zu +5 sagt nichts aus. Man weiß nicht, wie hoch<br />

der Wert wieder geht, wenn die Insulinwirkung nachlässt, wie tief er noch<br />

absinken wird, ob der Blutzucker überhaupt gesunken ist oder ob er das noch<br />

weiter tun wird.<br />

Viele Apotheken geben Blutzuckergeräte<br />

kostenlos oder kostenlos <strong>bei</strong>m Kauf der ersten<br />

Packung Messstreifen ab.<br />

21


Unterzuckerung (Hypoglykämie) und ihre Risiken<br />

Unterzucker<br />

Definitionsgemäß <strong>bei</strong> Werten unter 50mg/dl.<br />

<strong>Katzen</strong>, die sehr lange sehr hohe Werte aufwiesen, können zunächst bereits schon <strong>bei</strong><br />

weniger tiefen Werten Unterzuckerungssymptome zeigen. Aus einer Unterzuckerung<br />

kann der lebensbedrohliche Zustand des Unterzuckerungsschocks werden. Hier<strong>bei</strong><br />

gehen erheblich Gehirnzellen zugrunde und die Unterzuckerung kann einen tödlichen<br />

Ausgang nehmen.<br />

Unterzuckerungssymptome:<br />

Speicheln, Schwanken, lautes Miauen, Orientierungslosigkeit, Aggressivität, Zittern,<br />

Schläfrigkeit, Benommenheit, Hunger, Unruhe, Krämpfe, Koma u.v.m.<br />

Wichtig zu wissen: Nicht jede Katze entwickelt Hunger <strong>bei</strong> niedrigem Zucker!<br />

Die beste Möglichkeit, eine Unterzuckerung zu erkennen und abzuwenden, sind<br />

regelmäßige Messungen des Blutzuckers.<br />

22


Maßnahmen <strong>bei</strong> verschiedenen Situationen<br />

Die Katze hat zu früh recht niedrige Werte<br />

Zwischenmahlzeit einschieben, ungesunde Leckerli füttern oder nächste<br />

bevorstehende Futterportion erhöhen.<br />

Die Katze hat definitiv zu tiefe Werte, egal wann innerhalb der 12 Stunden<br />

Gabe von Glukoselösung (Jubin), Honig, aufgelöster (Trauben)Zucker o.ä. :<br />

Zwei haselnussgroße Mengen schlecken lassen, nach 20 Minuten nachmessen,<br />

ggf. wiederholen.<br />

Eine Tube Jubin gehört in jede Hausapotheke eines<br />

Diabetikers. Jubin ist ein klebriges Zuckergel. Notfalls<br />

wird es ans Mäulchen geschmiert und klebt so am Fell,<br />

dass die Katze es ablecken muss. In die Schleimhäute<br />

geschmiert wird es auch über diese aufgenommen.<br />

23


Erhöhter Zucker und seine Risiken<br />

Risiken von längerfristig erhöhtem Zucker (Hyperglykämie)<br />

Wenn durch Insulinmangel Zucker nicht zur Energiegewinnung genutzt werden<br />

kann, behilft sich der Körper, indem er Fett verbrennt.<br />

Diese Stoffwechselsituation nennt man „katabol“.<br />

Als Nebenprodukt im katabolen Stoffwechsel werden durch die Fettverbrennung<br />

Ketonkörper (Ketone) freigesetzt. Ketone haben einen sauren Charakter und<br />

können <strong>bei</strong> steigender Menge den pH-Wert des Blutes sauer machen. Der pH-<br />

Wert des Blutes darf allerdings nur in sehr geringem Ausmaß abweichen, da<br />

sonst der Stoffwechsel entgleist.<br />

Das vermehrte Ansteigen von Ketonkörpern im Blut nennt man Ketose.<br />

Kommt es überdies zu einer Änderung des Blut-pH-Werts durch Ketone, spricht<br />

man von einer Ketoazidose. Die Ketoazidose ist ein Notfall. Es handelt sich um<br />

einen lebensbedrohlichen Zustand und bedarf einer fundierten Therapie in der<br />

Tierklinik. Die Überlebenschancen liegen <strong>bei</strong> 50%.<br />

24


Um diesen Zustand der Stoffwechselentgleisung, der Ketoazidose, zu verhindern<br />

und frühzeitig entgegensteuern zu können, sollte der Ketongehalt im Blut<br />

regelmäßig gemessen werden, sofern die Blutzuckerwerte erhöht sind.<br />

Empfehlenswert ist zu Zeiten hohen Blutzuckers eine Messung am Tag.<br />

Ketonmessstreifen für den Urin sind nicht aussagekräftig. Sie geben nur<br />

Aufschluss, ob Ketone im Urin enthalten sind, aber nicht in welcher Höhe.<br />

Darüber hinaus sind Ketone, wenn sie bereits im Urin auftauchen, im Blut schon<br />

längst sehr hoch.<br />

Der Zeitpunkt, an dem eine Stoffwechselentgleisung eintritt, kann nicht an einem<br />

bestimmten Wert festgemacht werden.<br />

Steigen die Ketone im Blut an, kann durch vermehrte Flüssigkeitszufuhr (durch<br />

Trinken oder einer Flüssigkeitsgabe unter die Haut) der Blut-pH-Wert längere Zeit<br />

im Rahmen gehalten und Ketone ausgeschwemmt werden.<br />

Die Ketose selbst ist noch kein lebensbedrohlicher Zustand, der aber in die<br />

Ketoazidose übergehen kann und deshalb besonderer Aufmerksamkeit bedarf.<br />

25


Symptome der Ketoazidose:<br />

Apathie und Teilnahmslosigkeit, Verweigerung von Futter, Aceton- oder Essiggeruch<br />

in der Atemluft der Katze. Es gibt auch Ketoazidosen, ohne dass dieser Geruch<br />

wahrgenommen wird!<br />

Maßnahmen in der Tierklinik:<br />

• Diagnose anhand einer Blutgasanalyse zur Feststellung des Blut-pH-Werts<br />

• Kontrolle der Elektrolyte und Beseitigung von Elektrolytverschiebungen<br />

• Altinsulintropf<br />

• Bei erfolgreicher Therapie langfristige Einstellung auf ein Langzeitinsulin.<br />

Literaturhinweis: „Die feline diabetische Ketoazidose – ein komplexer<br />

medizinischer Notfall“ von PD Dr. Zeugswetter ist ein mehrseitiges PDF,<br />

welches Sie ausdrucken sollten, um es im Notfall den behandelnden<br />

Tierärzten der Klinik zu geben. Nicht alle Ärzte haben Erfahrung in der<br />

Therapie der diabetischen Ketoazidose und benötigen daher das darin<br />

enthaltene Behandlungsprotokoll für eine adäquate Behandlung.<br />

26


Die Bedeutung der Blutzuckermessung<br />

Zur Einstellung Ihrer Katze auf Insulin und zur dauerhaften Kontrolle der Dosis<br />

sind regelmäßige Blutzuckermessungen wichtig und unerlässlich. Ein<br />

Insulinbedarf wird immer wieder einmal schwanken und so kann es erforderlich<br />

sein, von einem Tag zum anderen eine Dosis ändern zu müssen.<br />

Egal wie gut das Insulin ist – die <strong>Diabetestherapie</strong> ist nur so gut wie Sie messen!<br />

Selbst mehrere, vereinzelt gemessene Werte haben keine Aussagekraft, wenn Sie<br />

nicht wissen, wie die Werte davor und danach waren.<br />

Werte müssen also immer in ihrer Gesamtheit interpretiert werden, das heißt<br />

„die Qualität der Kurve“, die Ihre Katze produziert. Der Fall des Blutzuckers soll<br />

weder zu schnell noch zu tief noch zu kurz andauernd sein. All diese<br />

Informationen gewinnen Sie nur anhand von mehreren Werten derselben Kurve.<br />

27


Die wahllose Gabe einer beliebigen oder in der Tierarztpraxis festgelegten Dosis<br />

Insulin hält Ihre Katze zwar am Leben, aber sie hält sie nicht gesund.<br />

Daher sollte die Insulindosis jederzeit die Blutzuckerwerten angepasst werden.<br />

Die Höhe der Dosis richtet sich stets nach dem Nadir, um Unterzuckerung zu<br />

vermeiden.<br />

Warum Urinteststreifen nicht funktionieren:<br />

In der Harnblase befindet sich der gesammelte, durchmischte Urin der letzten<br />

Stunden, inklusive Anteile an Urin zur Zeit der Spritze davor. Mit Urinteststreifen<br />

erkennen Sie also nur, ob sich Glukose im Urin befindet, aber nicht wie viel,<br />

geschweige denn, ob ein Pre-Wert zu niedrig für die nächste Spritze ausfällt und<br />

Sie damit riskieren, Ihre Katze in eine Unterzuckerung zu spritzen.<br />

Glukose im Urin –<br />

aber wann wie viel?<br />

28


Blutzuckermessungen finden idealerweise und wenn ihr Alltag dies erlaubt mehrfach<br />

am Tag statt, nämlich zur Spritze (Pre-Wert), und dann abhängig von der Art des<br />

Insulins in den Stunden danach, um den Nadir zu bestimmen. Dies ist nicht immer <strong>bei</strong><br />

jedem <strong>Katzen</strong>besitzer möglich und im Laufe einer guten Einstellung auch nicht<br />

dauerhaft in diesem Ausmaß nötig, gerade in der ersten Zeit der Einstellung sollten Sie<br />

dies allerdings so gut es geht berücksichtigen und neben den Pre-Werten den ein oder<br />

anderen Zwischenwert ergattern. Die Messung zur Spritze als ein Minimum wird<br />

allerdings dauerhaft <strong>bei</strong>behalten, so lange ein Diabetes besteht.<br />

Erstellen eines Tagesprofils<br />

Zur guten Einschätzung der Blutzuckerkurven Ihrer Katze biete sich ein Tagesprofil an.<br />

Das ist insbesondere für die <strong>Katzen</strong>besitzer sinnvoll, die aus beruflichen Gründen nicht<br />

mehrere Werte täglich nehmen können, und dadurch auf eine gründliche Übersicht<br />

zum Beispiel an den Wochenenden angewiesen sind. Im Rahmen eines Tagesprofils<br />

messen Sie regelmätig den Blutzucker: <strong>bei</strong> schnell wirkenden Insulinen spätestens alle<br />

zwei Stunden, <strong>bei</strong> Langzeitinsulinen alle zwei oder drei Stunden*. Anhand der Qualität<br />

der Kurve werden Dosis und/oder Fütterungsmanagement optimiert.<br />

*Die Häufigkeit der Blutzuckermessung <strong>bei</strong>m Tagesprofil ist abhängig von der Art des Insulins und der Reaktion der<br />

Katze darauf. Daher können die Abstände der Messungen der Situation und der Katze angepasst werden.<br />

29


Die Bedeutung der Ketonmessung<br />

Die Höhe der Ketonkörper im Blut kann Ihnen Aufschluss über das Risiko einer<br />

drohenden Stoffwechselentgleisung geben.<br />

Es gibt <strong>Katzen</strong>, die eher zur Ketonbildung neigen als andere. Mit einer anfangs<br />

wiederholten Messung lernen Sie den Stoffwechsel Ihrer Katze einzuschätzen. Ist<br />

Ihre Katze anfällig für die Bildung von Ketonen, müssen diese häufiger kontrolliert<br />

werden als <strong>Katzen</strong>, die weniger zur Ketonbildung neigen.<br />

Bei jedem nicht oder schlecht eingestellten Diabetiker sind mehr oder weniger<br />

Ketone im Blut vorhanden.<br />

Ketone von weniger als 0,6mmol/dl bergen in der Regel keine Gefahr der<br />

Stoffwechselentgleisung.<br />

Über diesen Wert hinaus können die Reaktionen sehr individuell sein und es kann<br />

keinerlei Auskunft über die individuelle Reaktion der Katze auf den Ketonspiegel<br />

getroffen werden. Aus Erfahrung gibt es <strong>Katzen</strong>, deren Stoffwechsel bereits <strong>bei</strong><br />

Werten von über 1 mmol entgleist, <strong>bei</strong> anderen trifft dies auf <strong>bei</strong>spielsweise 5 mmol<br />

noch nicht zu. Seien Sie also aufmerksam!<br />

30


Insuline – verschiedene Gebinde<br />

Egal ob Durchstechflasche, Refill Patrone oder Insulin Pen – alle Gebinde<br />

werden gleich benutzt: Mit der Spritze wird der Gummistopfen durchstochen<br />

und Insulin mit der Spritze aufgezogen.<br />

Gerade für <strong>Katzen</strong>, die nur eine sehr geringe Menge Insulin benötigen,<br />

eignet sich die Bevorratung von Pen oder Patronen, denn durch den<br />

geringen Inhalt wird das Insulin nicht alt. Eine Reserve sollten Sie<br />

stets haben, falls eine Ampulle herunterfällt.<br />

Die Insuline werden im Kühlschrank aufbewahrt, auch wenn<br />

sie noch nicht angebrochen sind.<br />

Insulin<br />

Durchstechflasche<br />

Insulin Pen<br />

1<br />

1,5<br />

31


Insuline und Insulinspritzen<br />

Insuline gibt es in verschiedenen Darreichungsformen und Konzentrationen:<br />

• U100-Insuline enthalten 100 Einheiten Insulin pro Milliliter,<br />

• U40-Insuline enthalten 40 Einheiten pro Milliliter.<br />

Insulindosen werden nie in Millilitern, sondern immer in Einheiten bezeichnet.<br />

Daher zeigen Insulinspritzen auf ihrer Skala durch die Striche stets die Einheiten an,<br />

nicht die Menge.<br />

Da U100-Insuline im Vergleich zu U40-Insulinen 2,5mal mehr Wirkstoff pro Milliliter<br />

enthalten, greift man üblicherweise zu einer für die Insulinkonzentration<br />

vorgesehene Spritze:<br />

• U100-Insuline werden üblicherweise mit U100-Spritzen aufgezogen<br />

• U40-Insuline werden üblicherweise mit U40-Spritzen aufgezogen<br />

Darüber hinaus ist es natürlich möglich die Skala umzurechnen.<br />

Nötig ist dies immer dann, wenn sie ein U40-Insulin besonders exakt und in<br />

besonders feinen Abstufungen dosieren möchten:<br />

Dazu wird ein U40-Insulin (z.B. ProZinc ® ) in BD microfine Demi 0,3ml-Spritzen (für<br />

U100-Insuline) aufgezogen. Sie müssen dann die 2,5fache Menge aufziehen als Sie<br />

in Einheiten dosieren möchten.<br />

32


Umrechnungstabelle<br />

U40-Insulin in U100-Spritzen aufziehen<br />

Um diese Dosis<br />

U40-Insulin<br />

aufzuziehen,…<br />

…ziehen Sie in<br />

einer<br />

U100-Spritze bis<br />

Um diese Dosis<br />

U40-Insulin<br />

aufzuziehen,…<br />

…ziehen Sie in<br />

einer<br />

U100-Spritze bis<br />

0.25 0.6 3.00 7.5<br />

0.50 1.3 3.25 8.1<br />

0.75 1.9 3.50 8.8<br />

1.00 2.5 3.75 9.4<br />

1.25 3.1 4.00 10.0<br />

1.50 3.8 4.25 10.6<br />

1.75 4.4 4.50 11.3<br />

2.00 5.0 4.75 11.9<br />

2.25 5.6 5.00 12.5<br />

2.50 6.3 5.25 13.1<br />

2.75 6.9 5.50 13.8<br />

33


Um diese Dosis<br />

U40-Insulin<br />

aufzuziehen,…<br />

…ziehen Sie in<br />

einer<br />

U100-Spritze bis<br />

Um diese Dosis<br />

U40-Insulin<br />

aufzuziehen,…<br />

…ziehen Sie in<br />

einer<br />

U100-Spritze bis<br />

3.00 7.5 9.00 22.5<br />

3.25 8.1 9.25 23.1<br />

3.50 8.8 9.50 23.8<br />

3.75 9.4 9.75 24.4<br />

4.00 10.0 10.00 25.0<br />

4.25 10.6 10.25 25.6<br />

4.50 11.3 10.50 26.3<br />

4.75 11.9 10.75 26.9<br />

5.00 12.5 11.00 27.5<br />

5.25 13.1 11.25 28.1<br />

5.50 13.8 11.50 28.8<br />

34


Wirkprofile verschiedener Insuline<br />

In der <strong>Diabetestherapie</strong> kommen hauptsächlich drei verschiedene Insulinarten zum<br />

Einsatz<br />

1. Caninsulin ® , einst für Hunde entwickelt, senkt gerade in den ersten 2-4 Stunden<br />

den Blutzucker sehr stark*, im weiteren Verlauf lässt die Wirkung dann recht stark<br />

nach.<br />

2. ProZinc ® , ein Insulin, das für <strong>Katzen</strong> zugelassen wurde, nachdem die Verwendung<br />

in der Humanmedizin an Bedeutung verloren hatte. Die Tatsache, dass dieses<br />

Insulin für <strong>Katzen</strong> zugelassen ist, bedeutet weder, dass es speziell für diese<br />

entwickelt wurde noch, dass es für <strong>Katzen</strong> besonders gut geeignet ist!<br />

3. Humane Langzeitinsuline wie Levemir ® , Lantus ® oder Tresiba ® senken den<br />

Blutzucker sanft und ihre Wirkung hält ca. 12 stunden an, Tresiba häufig sogar bis<br />

zu 24 Stunden. Dadurch kommt es seltener zu Unterzuckerungen, die Werte der<br />

Katze liegen längere Zeit oder idealerweise dauerhaft im nierenschonenden<br />

Bereich, der angestrebte Blutzucker hat ausreichend Puffer in <strong>bei</strong>de Richtungen:<br />

nach unten, um Unterzuckerung zu vermeiden und nach oben, um nicht über die<br />

Nierenschwelle zu kommen.<br />

*Caninsulin ® soll wegen seines stark wirkenden Anteils <strong>bei</strong> Pre-Werten unter 150 gar nicht verabreicht werden.<br />

Überdies empfiehlt es sich, es generell sehr zurückhaltend zu dosieren. Viele <strong>Katzen</strong>besitzer haben mit der Niedrig-<br />

Pre-Liste für Caninsulin ® gute Erfahrungen gemacht, herunterzuladen hier.<br />

35


Die Wirkkurven verschiedener Insuline im Vergleich<br />

Nierenschonender<br />

Bereich<br />

+1 +2 +3 +4 +5 +6 +7 +8 +9 … +1 +2 +3 +4 +5 +6 +7 +8 +9 … +1 +2 +3 +4 +5 +6 +7 +8 +9 … Stunden nach der Insulingabe<br />

Caninsulin ® ProZinc ® Humane Langzeitinsuline<br />

wie Lantus ® , Levemir ® oder Tresiba ®<br />

Der stark wirkende<br />

Anteil senkt den<br />

Blutzucker in den ersten<br />

2-4 Stunden nach der<br />

Gabe heftig ab. Die<br />

Wirkung geht rasch<br />

verloren, der Blutzucker<br />

kann als Reaktion auf<br />

den schnellen Abfall<br />

hinterher höher sein als<br />

vor der Insulingabe.<br />

Viele <strong>Katzen</strong> kommen<br />

mit der Wirkung von<br />

Caninsulin ® nicht gut<br />

zurecht.<br />

ProZinc ® zählt zu den<br />

veralteten Langzeitinsulinen<br />

und senkt den<br />

Blutzucker weniger<br />

stark als Caninsulin ® .<br />

An die Wirkdauer von<br />

Langzeitinsulinen wie<br />

Lantus ® oder Levemir ®<br />

oder Tresiba ® kommt<br />

es meist dennoch nicht<br />

heran. Der tiefste Wert<br />

(Nadir) wird in etwa 4-6<br />

Stunden nach der<br />

Insulingabe erwartet.<br />

In der ersten Zeit nach der<br />

Injektion ist noch keine<br />

vollständige<br />

blutzuckersenkende<br />

Wirkung vorhanden.<br />

Nach Wirkungseintritt<br />

(etwa ab der 2. bis 3.<br />

Stunde nach Injektion)<br />

wirken Langzeitinsuline<br />

sehr gleichmäßig über den<br />

ganzen Tag, bevor Sie in<br />

der 9. bis 10. Stunde etwa<br />

bereits wieder an Wirkung<br />

verlieren und der<br />

Blutzucker der Katze<br />

wieder zu steigen beginnt.<br />

Ihr Wirkmaximum ist ca.<br />

zur 6. Stunde zu erwarten.<br />

Eine geringe Restwirkung<br />

ist zur nächsten<br />

Insulingabe meist noch<br />

vorhanden. So überlappen<br />

sich Dosen geringfügig<br />

und führen zu dem langen<br />

Wirkspiegel. Tresiba ® hat<br />

nicht selten den Nadir<br />

zwischen der 6. und der<br />

20. Stunde nach der<br />

Injektion, so dass es oft<br />

möglich ist mit einer<br />

Injektion am Tag dauerhaft<br />

gute Werte zu erzielen..<br />

36


Durchführung von Blutzucker- und Ketonmessungen<br />

Die Messung von Blutzucker und Ketonen funktioniert gleich. Es bedarf dafür<br />

entweder zwei verschiedener Geräte (Blutzucker- und Ketonmessgerät) oder ein<br />

Gerät mit <strong>bei</strong>den Funktionen sowie der entsprechenden Streifen dazu.<br />

Anfangs probieren Sie aus, wie lange die Geräte angeschaltet bleiben, nachdem<br />

Sie den Streifen in das Gerät stecken, bevor es sich von alleine wieder abschaltet.<br />

Gerade am Anfang und mit wenig Übung im Blutzuckermessen schalten manche<br />

Geräte gerade dann ab, wenn Sie den Blutstropfen aufnehmen wollen.<br />

Es kann helfen, zunächst alles<br />

vorzubereiten, den Streifen nicht<br />

komplett ins Gerät zu stecken, und<br />

erst während des Stauens am Ohr<br />

den Streifen final ins Gerät zu<br />

schieben. Selbst wenn Sie jetzt<br />

mehrere Versuche benötigen um<br />

einen schönen Blutstropfen zu<br />

bekommen, schalten die Geräte<br />

nun nicht mehr so schnell ab.<br />

Kapitel 2<br />

37


Tipps und wichtige Hinweise<br />

• Vorher das Ohr zu massieren oder anzuwärmen kann helfen die<br />

Durchblutung zu fördern. Dazu kann man ein kleines Wärmekisschen<br />

(alternativ roher Reis in einer zugeknoteten Socke in der Mikrowelle<br />

angenehm erwärmt) nehmen<br />

• Am Anfang kann ein kleines wegrasiertes Stück Fell helfen, dass sich der<br />

Tropfen nicht im Fell verfängt<br />

• Ein Wattepad hinter dem Ohr drückt das Ohr der Stechhilfe entgegen, ohne<br />

dass man da<strong>bei</strong> selbst gestochen wird.<br />

Zu warten bis der Tropfen groß genug ist spart<br />

langfristig Messstreifen und liefert exaktere<br />

Werte als den Streifen erneut mit Blut zu<br />

beladen. Im Laufe der Zeit blutet das Ohr von<br />

alleine immer besser, so dass der Kampf um den<br />

Tropfen Blut bald der Vergangenheit angehört.<br />

38


• Den Steifen nur an den Tropfen halten, wenn dieser auch wirklich groß<br />

genug ist und mindestens die Größe eines kleinen Stecknadelkopfes hat.<br />

Das spart Streifen! Zwar lassen sich manche Streifen erneut mit Blut füllen,<br />

<strong>bei</strong> Kontrollmessungen weicht der Wert allerdings von Werten ab, die mit<br />

einem Tropfen auf Anhieb gemessen wurden. Misst das Gerät mit<br />

Nachladen von Blut im unteren Bereich, sollten Sie die Messung besser<br />

überprüfen und wiederholen<br />

• Ist der Blutstropfen noch nicht groß genug, warten Sie einfach einen<br />

Moment <strong>bei</strong> gestautem Blutgefäß. Meist läuft er von alleine nach und wird<br />

größer. Keinesfalls sollten Sie an der Einstichstelle versuchen Blut aus der<br />

Haut zu drücken. Da<strong>bei</strong> wird Gewebswasser mit aus dem Einstich gedrückt,<br />

das das Blut verdünnt und die Werte verfälscht. Sie werden dann niedriger<br />

angezeigt als sie sind.<br />

39


1 2 3<br />

Am unteren Ende<br />

des dreieckigen Ohres<br />

wird das Blut am<br />

Abfließen gehindert,<br />

indem es zwischen<br />

Daumen und<br />

Zeigefinger etwas<br />

gestaut wird.<br />

Mit einer Stechhilfe oder<br />

Lanzette wird in das<br />

Gefäß oder in dessen<br />

Nähe in das Ohr<br />

gestochen. Sobald ein<br />

kleiner Tropfen zu sehen<br />

ist, wird das Gerät mit<br />

dem Messstreifen darin<br />

an den Tropfen gehalten,<br />

um diesen aufzusaugen.<br />

Das Wattepad wird<br />

eingeklappt und mit<br />

leichtem Druck auf die<br />

Einstichstelle kurz<br />

verweilt, bis das Gerät<br />

den Wert anzeigt.<br />

40


Feindosierung des Insulins mit Hilfe der Anlegekarten<br />

Die geeigneten Spritzen<br />

Manche <strong>Katzen</strong> reagieren mit starken<br />

Blutzuckerschwankungen auf die zu wenig exakte<br />

Dosierung von Insulin oder bereits auf geringe<br />

Dosisänderungen.<br />

Zur exakten Dosierung des Insulins in Zehntel<br />

Einheiten oder <strong>bei</strong> Bedarf sogar weniger eignen<br />

sich die Insulinspritzen „BD microfine Demi 0,3 ml“<br />

in Kombination mit speziellen Anlegekarten.<br />

Der besonders geringe Inhalt der Spritzen von nur<br />

0,3 ml, der in der Spritze extrem in die Länge<br />

gezogen wird, erlaubt eine viel genauere<br />

Skalierung als alle anderen Insulinspritzen.<br />

Plastikkranz<br />

Gummipfropf<br />

Griffplatte<br />

Stempel/Kolben<br />

41


Produktionsbedingt weicht die aufgedruckte Skala von Spritze zu Spritze<br />

geringfügig ab. Für die Anwendung am Menschen sind diese Abweichungen<br />

nicht relevant. Bei der Katze kann eine Abweichung von halben Einheiten<br />

allerdings extreme Blutzuckerschwankungen verursachen.<br />

Aus diesem Grund empfiehlt sich zusätzlich zu diesen Spritzen die Verwendung<br />

sogenannter „Anlegekarten“, quasi als „standardisierte, externe Spritzenskala“.<br />

42


Die Anlegekarten als Spritzenmaß<br />

• Das PDF der Anlegekarten aus dem Internet (herunterzuladen z.B. hier oder <strong>bei</strong><br />

einigen anderen Quellen) wird auf der tatsächlichen Größe bzw. 100% Größe<br />

(Druckereinstellungen beachten) ausgedruckt.<br />

• Verwenden Sie stärkeres Papier oder laminieren Sie das ganze Blatt im Anschluss<br />

• Schneiden Sie die Streifen ringsherum ganz exakt mit Hilfe eines Cuttermessers<br />

und einer Metallschiene aus.<br />

• Die Anlegemarken dienen nun als Spritzenskala, mit der Sie jedes Mal die exakt<br />

gleiche Menge Insulin aufziehen und Dosisänderungen in kleinsten Schritten<br />

vornehmen können.<br />

• Die aufgedruckte Skala auf der Spritze wird nicht mehr beachtet, man richtet sich<br />

ausschließlich nach den Stichen der Anlegekarte.<br />

43


Die Verwendung von Spritzen und Anlegekarten<br />

1 2<br />

1| Die Spritze wird ohne die Nadel zu berühren mit gedrücktem Stempel in die<br />

Insulinampulle gestochen. Die Anlegekarte wird unterhalb des Plastikkranzes bündig<br />

angelegt und die gewünschte Dosis aufgezogen. Die aufgedruckte Skala der Spritze<br />

wird ignoriert.<br />

2| Die Mitte des vorderen Endes des Gummipfropfens soll <strong>bei</strong> der Feindosierung mit<br />

dem Strich der Anlegekarte übereinstimmen.<br />

44


Insulinspritze verabreichen<br />

Die korrekte Reihenfolge der Insulingabe ist stets Messen, Fressen, Spritzen. Nie<br />

andersherum. Stellen Sie sich vor, Ihre Katze frisst nicht, dann bekommen Sie das<br />

Insulin nicht mehr aus der Katze heraus.<br />

Insulin wird ins Fettgewebe unter der Haut injiziert. Mit den geeigneten Spritzen<br />

„BD microfine Demi 0,3 ml“ mit 8 mm Nadellänge gelingt dies sicher.<br />

Die beste Injektionsstelle ist die Flanke. Vom Spritzen in den Nacken wird<br />

abgeraten. Sollten sich Komplikationen durch das Spritzen ergeben, befinden sich<br />

diese zu nah am Rückenmark.<br />

Egal für welche Technik Sie sich entscheiden, generell gilt<br />

• Einstechen<br />

• Einen Augenblick warten, ob die Katze auch ruhig bleibt<br />

• Stempel drücken und Insulin spritzen,<br />

• Stempel noch einen Augenblick gedrückt halten, damit auch der letzte Tropfen<br />

aus der Nadel läuft<br />

• Spritze rausziehen (in der gleichen Richtung, in der eingestochen wurde)<br />

Das kurze Warten vor der Insulinabgabe während die Nadel bereits unter der Haut<br />

platziert wurde, hat den Vorteil, dass man die Injektion einfach neu beginnen kann,<br />

falls die Katze nach dem Einstich aufsteht.<br />

45


Denn geht ein Teil des Insulins daneben, weil die Katze sich bewegt, darf keine<br />

weitere neu aufgezogene Dosis nachgespritzt werden, sondern nur der eventuell<br />

restliche in der Spritze befindliche Teil. Gute Erfahrung gibt es <strong>bei</strong>m Spritzen<br />

während bzw. gegen Ende des Fressens.<br />

Es ist <strong>bei</strong> <strong>Katzen</strong> erforderlich, Insulin alle 12 Stunden zu verabreichen. Nur in<br />

einzelnen Fällen wirken sogenannte „humane Ultra-Langzeit-Insuline“ <strong>bei</strong> <strong>Katzen</strong><br />

24 Stunden, diese sind in der Tiermedizin allerdings nicht üblich. Schwankungen<br />

bis zu einer Stunde nach vorn oder nach hinten bedürfen in der Regel keiner<br />

Dosisanpassung. Können Sie eine Spritzzeit einmal nicht einhalten, weil Sie<br />

<strong>bei</strong>spielsweise drei Stunden zu spät nach Hause kommen, können Sie bis zur<br />

nächsten Spritze anteilig spritzen.<br />

Beispiel: es sind nur noch neun Stunden bis zum nächsten Pre, spritzen Sie neun<br />

Zwölftel der Dosis (Dosis :12, x9).<br />

Diese Rechnung funktioniert nur, wenn Sie für die bevorstehenden Stunden die<br />

Dosis reduzieren müssen, also wenn die Wirkdauer der Spritze, die Sie geben<br />

wollen, bis zur nächsten weniger als 12h betragen wird! Bei mehr als 5 Stunden<br />

Verspätung wird die Rechnung nicht mehr angewandt und die Spritze fällt aus.<br />

46


Möglichkeit 1: Spritzen in eine Hautfalte<br />

Eine Hautfalte wird zwischen Daumen und Zeigefinger<br />

genommen und senkrecht in die Falte injiziert<br />

Nachteile:<br />

• Falscher Winkel möglich<br />

• Man sieht die Nadel nicht, sondern hauptsächlich Fell<br />

Richtig: die Hautfalte mittig getroffen<br />

47


Fehler <strong>bei</strong>m Spritzen in die Hautfalte:<br />

Injektion durch die Hautfalte hindurch<br />

Injektion ging ins Fell<br />

In die Haut statt unter die Haut<br />

In die Haut statt unter die Haut<br />

48


Hautmantel am<br />

Fell anheben<br />

Möglichkeit 2: Zelttechnik<br />

Das Fell an der Flanke wird gescheitelt<br />

und der ganze Hautmantel am Fell<br />

angehoben<br />

Vorteile:<br />

• Falscher Winkel oder falsche<br />

Injektionstiefe nicht möglich<br />

• Man sieht die Nadel stecken<br />

1 2<br />

3<br />

49


Diabetestaugliche Futtermittel und die Berechnung des<br />

Kohlenhydratanteils<br />

• <strong>Katzen</strong> sind reine Fleischfresser. Trotz Domestizierung hat sich ihr<br />

Verdauungstrakt und ihr Stoffwechsel nicht an pflanzliche Kost angepasst.<br />

Viele Futtermittel – auch teure Futtermittel und solche mit guter<br />

Rohstoffqualität sowie „Spezialfutter“ vom Tierarzt und aus dem Fachhandel –<br />

bestehen aus nur wenig Fleisch und werden mit pflanzlichen Nebenprodukten<br />

wie Getreidespelze, Maiskleber und Co. aufgefüllt. Vor allem Trockenfutter, die<br />

<strong>bei</strong> über 200°C in Form gebacken (extrudiert) werden, haben einen sehr hohen<br />

Kohlenhydratanteil, denn reines Eiweiß ist nicht backbar.<br />

Die Katze baut den Zucker, den Sie für ihren Stoffwechsel benötigt, aus Fett<br />

und Proteinen selbst und benötigt fast keine Kohlenhydratzufuhr durch<br />

Futtermittel. Manche Futter enthalten sogar zugesetzten Zucker, deklariert als<br />

Zucker, Karamell, Rüben(Zuckerrüben!)schnitzel, Sucrose, Saccharose etc.<br />

• Gesunde <strong>Katzen</strong> und diabetische <strong>Katzen</strong> ganz besonders sollten mit Futter<br />

ernährt werden, welches nicht mehr als 10% Kohlenhydrate in der Trockenmasse<br />

aufweist. Trockenmasse meint die Futterbestandteile ohne den Wasseranteil,<br />

denn Wasser ist vom Nährwert her neutral. Möchten Sie verschiedene Futter<br />

untereinander vergleichen, gelingt dies nur mit der Trockenmasse.<br />

50


• Weizen, Reis, Soja, Nudeln, Hirse und Kartoffeln etc. sollten nicht enthalten<br />

sein.<br />

• Vertrauen Sie nicht den Aussagen auf dem Etikett „für einen stabilen<br />

Blutzucker-spiegel“, „besonders langsam wirkende Kohlenhydrate für eine<br />

konstante Glukose-verwertung“ usw. – all diese Werbeversprechen sind kein<br />

Beleg für einen niedrigen Kohlenhydratgehalt.<br />

• Alle Kohlenhydrate werden zu Zucker abgebaut und müssen daher<br />

insulinabhängig verstoffwechselt werden, auch komplexe Kohlenhydrate. Selbst<br />

wenn dies länger dauert (angeblich um Blutzuckerspitzen zu vermeiden), die<br />

glykämische Gesamtlast wird dadurch nicht weniger. Der Blutzuckerspiegel und<br />

somit der Insulinbedarf werden dadurch künstlich hoch gehalten.<br />

• Auf Trockenfutter ist wegen des Flüssigkeitsbedarfs idealerweise ganz zu<br />

verzichten. Nicht eingestellte Diabetiker haben ohnehin bereits einen zu hohen<br />

Flüssigkeitsverlust durch die großen Harnmengen, die sie ausscheiden und<br />

profitieren sehr von der Fütterung mit Nassfutter.<br />

• Diabetestaugliche Futter gibt es in allen Preiskategorien und Qualitätsstufen<br />

• Den Kohlenhydratanteil im Futter können Sie mit Hilfe einer App oder<br />

Exceltabelle am Computer ganz einfach berechnen.<br />

51


Kohlenhydratrechner<br />

Kohlenhydratrechner gibt es als App unter den Namen „Kohlenhydratrechner<br />

für <strong>Katzen</strong>futter“ für Android-Betriebssysteme und „Energy Calculator“ für<br />

Apple/IOS oder auf verschiedenen Webseiten zum online ausrechnen.<br />

nfe-rechner.de<br />

Beim „Energy<br />

Calculator“ der Firma<br />

Mars (Royal Canin ® )<br />

sind die Eingaben in<br />

der linken Spalte zu<br />

machen, das Ergebnis<br />

der Kohlenhydrate in<br />

der Trockenmasse<br />

allerding in der rechten<br />

Spalte abzulesen.<br />

52


Nach der Eingabe<br />

der analytischen<br />

Bestandteile, die Sie<br />

in der Deklaration<br />

finden, drücken Sie<br />

auf „Berechnen“ und<br />

der Kohlenhydratanteil<br />

wird angezeigt.<br />

Diabetikertaugliche<br />

Futtermittel liegen<br />

unter 10% Kohlenhydraten<br />

und werden<br />

mit einem grünen<br />

„JA“ und dem<br />

Kohlenhydratanteil<br />

angezeigt.<br />

Dieses speziell als<br />

Diabetikerfutter<br />

ausgewiesene<br />

Trockenfutter ist<br />

mit über 30%<br />

Kohlenhydraten<br />

denkbar ungeeignet<br />

für Diabetiker.<br />

53


Fütterungsmanagement entsprechend des Insulins<br />

Die Menge des Futters sollte parallel zur Wirkungskurve des Insulins aufgeteilt<br />

werden. Vereinfacht kann man sagen „das meiste Futter gibt es zu der Zeit, in der<br />

das Insulin seine stärkste Wirkung hat“.<br />

Die Zyklen von 12 Stunden sollten bezüglich der Futtermenge immer recht gleich<br />

ablaufen. So können Sie für die Fütterung in der Nacht <strong>bei</strong> der Verwendung von<br />

Langzeitinsulinen einen Futterautomaten verwenden oder vor dem Zubettgehen<br />

noch eine Portion für die Nacht hinstellen.<br />

Die Empfehlungen zum Fütterungsmanagement geben eine grobe Richtung vor und<br />

können für jede Katze angepasst werden, wenn es erforderlich ist (z.B. zur<br />

Gewichtskorrektur oder <strong>bei</strong> großen Rassen).<br />

Während der Einstellungsphase wird die Insulindosis dem Futter angepasst, nicht<br />

andersherum. Der Diabetiker soll möglichst keinen Hunger leiden. Mit besserer<br />

Einstellung wird der Tagesbedarf an Futter allmählich optimiert. Dem noch nicht<br />

eingestellten Diabetiker darf also eine größere Gesamtmenge zugestanden werden.<br />

Im Verlauf der Einstellung sollte diese dann angepasst werden, abhängig davon ob<br />

die Katze zu- oder abnehmen soll oder ob sie Idealgewicht hat. Zunächst wird es ein<br />

kniffliger Kompromiss sein, einerseits konsequent zu rationieren und gleichzeitig<br />

stets Futter zur Verfügung zu stellen. Die letzten Stunden vor der Spritze sollten<br />

allerdings immer ohne Futter bleiben, da sonst der nächste Pre unnötig<br />

hochgefüttert wird.<br />

54


Caninsulin ® ProZinc ®<br />

Humane Langzeitinsuline<br />

(Lantus ® ,Levemir ®, Tresiba ® )<br />

PRE +1 +2 +3 +4 +5 +6 +7 +8 +9 … PRE +1 +2 +3 +4 +5 +6 +7 +8 +9 …<br />

PRE +1 +2 +3 +4 +5 +6 +7 +8 +9 …<br />

Die größte Portion gibt<br />

es zur Spritze.<br />

Gemäßigte Portionen dürfen<br />

bis zum Nadir nachgefüttert<br />

werden.<br />

Ab +6 sollte bis zur nächsten<br />

Spritze kein Futter mehr<br />

gegeben werden.<br />

Zur Spritze kann eine<br />

etwas größere Portion<br />

gefüttert werden.<br />

Gemäßigte Portionen dürfen<br />

je nach Werte-verlauf bis zum<br />

+6 oder +8 nachgefüttert<br />

werden. Reaktionen auf<br />

ProZinc ® sind recht<br />

individuell. Manche <strong>Katzen</strong><br />

kommen auch mit mehreren<br />

gleichmäßigen Portionen<br />

zurecht.<br />

Zur Spritze und in den<br />

folgenden Stunden können<br />

die Portionen gleich groß<br />

sein, z.B. 50g zum Pre, 50g<br />

<strong>bei</strong> +4 und +8 oder 40g<br />

zum Pre sowie 40g zum +3,<br />

+6 und +9.<br />

8-9 Stunden nach dem Pre<br />

ist nur noch wenig<br />

Insulinwirkung da, es sollte<br />

bis zur nächsten Spritze kein<br />

Futter mehr geben.<br />

Wirkt Tresiba ® annähernd<br />

24h oder zeichnet sich dies<br />

ab, endet die Fütterung 6<br />

bis 8 Stunden vor dem<br />

nächsten Pre.<br />

55


Wichtige Kriterien zur Wahl des Futters<br />

Hochwertiges<br />

Futter aus qualitativ<br />

guten Rohstoffen ist sinnvoll,<br />

<strong>bei</strong>m Diabetiker steht die<br />

Diabetestauglichkeit<br />

allerdings über der<br />

Hochwertigkeit<br />

Enorm<br />

wichtig: die<br />

Diabetestauglichkeit!<br />

Das bedeutet, Futter mit<br />

einem<br />

Kohlenhydratanteil von<br />

weniger als 10%,<br />

idealerweise<br />

Nassfutter<br />

Es muss<br />

zuverlässig und<br />

gern von der<br />

Katze gefressen<br />

werden<br />

56


Blutzuckertabellen führen<br />

Die aussagekräftigste Übersicht über die Qualität der Einstellung Ihrer Katze<br />

erhalten Sie mit täglich gepflegten Blutzuckertabellen. Manche Tierärzte<br />

bestimmen wiederholt den Fructosaminwert um Insulindosen zu bestimmen oder<br />

die Einstellung zu beurteilen. Dieses Vorgehen ist ungeeignet bis falsch. Der<br />

Fructosaminwert eignet sich zur Diagnose. Zur Verlaufskontrolle ist er nicht gut<br />

geeignet, denn er gibt nicht die Qualität der einzelnen Blutzuckerkurven wieder.<br />

Ein trügerisch normal aussehender Fructosaminwert <strong>bei</strong> diabetischen <strong>Katzen</strong><br />

kann neben guter Einstellung nämlich auch bedeuten, dass sehr viele hohe Werte<br />

gefolgt von sehr tiefen Werten auftraten und gibt auch keinen Aufschluss über<br />

tageweise Blutzuckerschwankungen.<br />

Vorlagen für Blutzuckertabellen gibt es online zum Downloaden. Als Google-<br />

Tabelle oder in einer Cloud können Sie schnell von allen Geräten Werte und<br />

Notizen aktualisieren.<br />

57


Online-Tabellen synchronisieren sich automatisch auf allen Geräten:<br />

58


Flüssigkeitsgabe unter die Haut (subkutane Infusion)<br />

In manchen Fällen kann es erforderlich sein, Ihrer Katze Flüssigkeit unter die Haut zu<br />

verabreichen. Beim Diabetes ist dies sinnvoll, wenn der Ketonwert im Blut steigt.<br />

Durch Infundieren von steriler, physiologischer Kochsalzlösung gelingt es, Ketone<br />

auszuschwemmen und den Blut-pH-Wert länger im normalen Bereich zu halten. Der<br />

Begriff „Infusion“ soll Sie nicht abschrecken, die Flüssigkeit ist genauso einfach<br />

verabreicht wie die Insulinspritze.<br />

Ziehen Sie die benötigte Menge (meist 50-100ml, je nach Konstitution der Katze)<br />

NaCl-Lösung (kein Ringer-Laktat) mit dicken Kanülen (grün oder orange) aus der<br />

Durchstechflasche in mehrere große Spritzen (z.B. 20 ml) und spritzen Sie mit einem<br />

grünen oder blauen Butterfly oder einer grünen Kanüle Flüssigkeitsdepots unter die<br />

Haut. Dies kann mit einer dicken Kanüle zügig erfolgen, dann hat die Katze eine<br />

Beule an Flüssigkeit unter der Haut, die innerhalb von einigen Minuten resorbiert<br />

wird, oder langsam mit Kanüle oder Butterfly und ohne Fremdkörpergefühl. Für das<br />

Ergebnis macht es keinen Unterschied.<br />

59


Es ist sinnvoll, die NaCl-Flasche vor der Infusion 15 Minuten auf den Heizkörper zu<br />

legen.<br />

Ein kleines freirasiertes Stück Fell in der Flanke kann wieder helfen zu beurteilen ob die<br />

Nadel gut unter der Haut liegt.<br />

Bei herzkranken <strong>Katzen</strong> ist eine Flüssigkeitsgabe immer mit einem Risiko verbunden,<br />

dass das Herz die Flüssigkeitsmenge nicht bewältigen kann. Dann empfiehlt es sich,<br />

die Gaben auf mehrere kleine Mengen über den Tag aufzuteilen – ein Restrisiko kann<br />

trotzdem bleiben.<br />

Sie benötigen:<br />

• Sterile Kochsalzlösung in 100ml- oder 250ml-Gebinden, idealerweise Plastikflaschen<br />

• 20ml-Spritzen<br />

• Grüne oder orangene Kanülen<br />

• Grüne oder blaue Butterfly<br />

60


Durchführung<br />

• Eine Folienversiegelung am Gummistopfen entfernen<br />

• Sterile Nadel und Spritze auspacken, Nadel aufstecken, Kappe abziehen, Nadel<br />

nicht berühren, durch den Gummistopfen stechen, Flüssigkeit aus der Flasche<br />

ziehen (20 ml-Spritzen lassen sich mit 25 ml befüllen) und davon mehrere Spritzen<br />

vorbereiten und <strong>bei</strong>seite legen.<br />

• Die erste Spritze mit einem grünen Butterfly verbinden<br />

• Schlauch mehrfach gerade streifen und mit Flüssigkeit befüllen<br />

• Butterfly an den Flügelchen greifen und Kappe abziehen<br />

• Nadel nicht berühren und genauso einstechen wie mit Insulinspritzen.<br />

• Flüssigkeit verabreichen<br />

• Butterfly eingestochen lassen, neue Spritze anschließen und bis zur letzten<br />

Spritze so verfahren.<br />

Flüssigkeitsgaben mit Spritze und<br />

Butterfly gelingen viel leichter als<br />

Schwerkraftinfusionen mit<br />

Infusionsbesteck!<br />

61


Vitamin-B12-Gaben <strong>bei</strong> Neuropathie<br />

Kommt es durch längerfristig erhöhten Blutzucker zu Nervenschädigungen,<br />

äußert sich dies <strong>bei</strong> <strong>Katzen</strong> in Veränderungen im Gangbild.<br />

Sie verlieren an Sprungfähigkeit und Kraft der Hinter<strong>bei</strong>ne, stolpern, schwanken<br />

und weisen den typischen plantigraden Gang auf („Hasengang“), <strong>bei</strong> dem sie auf<br />

dem gesamten unteren Bein laufen, nicht nur auf den Pfotenballen. Es wirkt, als<br />

würde die Katze in die Hocke gehen zum Laufen.<br />

Durch gute Blutzuckerwerte und Gaben von Vitamin B12 (und ggf. Folsäure) ist<br />

dieser Zustand in der Regel vollständig reversibel, das heißt er geht komplett<br />

zurück.<br />

Hierzu geben Sie täglich 2500-3000 µg (entspricht 2,5-3 mg) täglich als Tablette<br />

oder zerbröselt über das Futter.<br />

Geeignete Präparate sind z.B.<br />

• Zobaline TM oder Xobaline TM (1Tbl. täglich)<br />

• Vitabay ® B12 + Folsäure 5000 µg (1/2 Tbl. Täglich)<br />

Vitamin B12<br />

+ Folsäure<br />

62


Ausstattung/Einkaufsliste<br />

• Insulinspritzen „BD<br />

microfine demi 0,3 ml“<br />

mit 8 mm Nadellänge<br />

• Blutzuckermessgerät (z.B.<br />

Glucomen LX Plus,<br />

Ascensia Contour Next,<br />

Freestyle Precision Neo)<br />

• Blutzuckermessstreifen in<br />

ausreichender Menge<br />

• Stechhilfe oder Lanzetten<br />

• Ketonmessgerät ( z.B.<br />

Glucomen, Freestyle<br />

Precision Neo)<br />

• Ketonmessstreifen<br />

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Ausstattung/Einkaufsliste<br />

Insulin 1<br />

• Insulin<br />

• Wattepads<br />

• Jubin ® Glukoselösung<br />

• Sterile, physiologische<br />

Kochsalzlösung in 100- oder<br />

250ml-Gebinden (aus dem<br />

Humanbereich)<br />

• Mehrere grüne<br />

Butterfly (Venenkatheter)<br />

• Mehrere Kanülen mit einem<br />

Durchmesser von mind. 0,8 mm,<br />

z.B. grün oder orange<br />

• Mehrere Spritzen mit viel Inhalt,<br />

z.B. 20 ml<br />

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Videos<br />

Über die folgenden QR-Codes gelangen Sie zu Videos, die detailliert<br />

jeden Schritt zeigen<br />

Blutzucker messen<br />

Insulin spritzen<br />

Subkutane Infusion<br />

zum Video zum Video zum Video<br />

65


Lulu<br />

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Verfasser:<br />

Sylvia Rudolf<br />

Glaskopfweg 3<br />

61479 Glashütten<br />

Disclaimer (Haftungsausschluss):<br />

Die Inhalte dieses Ratgebers haben zum Ziel, komplexe medizinische Sachverhalte in einer für den Laien<br />

verständlichen Form möglichst umfassend darzustellen. Daher können die einzelnen Darstellungen sowie<br />

die von mir favorisierte Vorgehensweise selbstverständlich nur allgemeine Hinweise enthalten und eine<br />

Konsultation oder Behandlung eines Arztes nicht ersetzen. Es wird keine Haftung für Schäden oder Folgen<br />

an Mensch oder Tier durch Anwenden dieses Ratgebers übernommen. Ich übernehme keine Verantwortung<br />

für den Inhalt verlinkter Seiten<br />

.<br />

©2019 Sylvia Rudolf, Heilpraktikerin, 61479 Glashütten<br />

Dieser Ratgeber ist zum Teilen, Verlinken und Versenden vorgesehen. Vervielfältigung oder<br />

Nachveröffentlichung jeglicher Form bedürfen mein schriftliches Einverständnis und sind nur in inhaltlich<br />

unveränderter Form gestattet. Eine Umwandlung in andere Dateiformate ist nicht ohne meine Zustimmung<br />

gestattet.<br />

Quellen: Hahn, Carolin und Wehner, Astrid: „Der Diabetes mellitus <strong>bei</strong> der Katze – Umgang mit Problemfällen“,kleintier konkret 1-2015/Marshall RD, Rand JS,<br />

Morton JM : „Treatment of newly diagnosed diabetic cats with glargine insulin improves glycaemic control and results in higher probability of remission than<br />

protamine zinc and lente insulins“, J Feline Med Surg, 2009 Aug;11(8):683-91/"Feline diabetes mellitus: low carbohydrates versus high fiber?", CA Kirk, Vet Clin<br />

North Am Small Anim Pract, 36(6), 1297-306, 2006 /Dr.med.vet.J. Ziegler “Tierärzte können die Gesundheit ihres Tieres gefährden”/Intervet Deutschland GmbH,<br />

Caninsulin/Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, Prozinc/"Comparison of a low carbohydrate-low fiber diet and a moderate carbohydrate-high fiber diet in the<br />

management of feline diabetes mellitus", N Bennett et al., J Feline Med Surg, 8(2), 73-84, 2006/Martina Menz, München/Dr. Florian Zeugswetter, Wien, Die feline<br />

diabetische Ketoazidose<br />

Bilder: Sylvia Rudolf/Fotolia/Tierarztpraxis Ralph Rückert, Ulm<br />

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