Ein Gespräch über den Film "Paula"

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Geschichten von unterwegs Geschichten von unterwegs Harald Sickinger: Franziska, in dem Video gerade hast Du erwähnt, dass Dich „Paula“ sehr beschäftigt. Wür-dest Du bitte kurz erklären, worum es in dem Film geht? Franziska Schiller: Es geht um eine wahre Begebenheit, Paula. Sie ist am Anfang des letzten Jahrhunderts im Norden von Deutschland aufge-wachsen und als junge Frau weiß sie genau, dass ihr das Malen liegt und dass sie´s kann und sie wollt damit ihre Stärke zeigen und das einfach machen. Am Anfang hat Paula einen Malkurs besucht, wo sie genau nach Vorschriften malen sollte, wie in der Fotografie, man sollte in der Malerei die Natur naturgetreu wiedergeben. Aber das war der Paula egal. Sie hat das so gesehen und gut. Sie malte weiterhin nach ihren Empfindung-en. Sie hat halt Nasen wie Kartoffeln gesehen und dann hat sie Nasen wie Kartoffeln gemalt. Der Freund von ihrem Mallehrer hat sie gefragt; Sehen Sie das so? Sie hat dann gesagt: Ja, das sehe ich so, als Kartoffel. Dann hat sich irgendwas gedreht. HS: Verstehe ich Dich richtig, Du hast es so wahrgenommen: Der Künstler und Freund von ihrem ersten Mallehrer, der ja dann ihr Ehemann geworden ist, der hat mit der Zeit seine Ansichten geändert? Er hat ihre Sichtweise besser verstanden? FS: Ja, das ging ja bis zu dem Punkt, dass er gesagt hat: Du bist eine größere Künstlerin als ich, Du stehst zu dem, was Du denkst und was Du siehst, was mach ich denn schon? HS: Bei weitem nicht alle Leute haben ja so viel Verständnis wie ihr Mann aufgebracht und Paula stand unter Druck, sich anzupassen. Was Ein Gespräch rund um den Film „Paula“ – Seite 2 von 7
Geschichten von unterwegs Geschichten von unterwegs denkst Du, was hat ihr die Kraft gegeben, dem Anpassungsdruck zu widerstehen? FS: Jeder Mensch ist ja ein Individu-um und die Paula hat halt ihr Individuum gelebt, indem ihr das, was andere gesagt haben, in Anfüh-rungszeichen „scheißegal“ war. Ihr Mann hat sie gehalten und auch gehen lassen, sie hat auch Freundinnen um sich herum gehabt, die mit ihr revoluzzt haben. Die haben gesagt: Wir müssen besser sein wie´s Männervolk und dann ist da auch ein Prozess gelaufen mit Frankreich. HS: Du meinst, als sie nach Frankreich gegangen ist, um dort zu malen? FS: Ja, ich denke, dort waren und sind die Leute weniger verklemmt und wenn Du irgendjemand kennst, der etwas anders guckt, dann kannst Du eher was erreichen, als wenn Du ewig im gleichen Sumpf herumrührst. Das ist das gleiche, wie mit dem Tellerrand. Wenn Du in Rappertshofen die ganze Zeit bleibst, ist es schlechter, als wenn Du mal riskierst, über den Tellerrand hinauszugucken. HS: Rappertshofen ist ja die Einrich-tung für Menschen mit sogenan-nten Behinderungen, in der Du wohnst, die Du aber ganz oft verlässt, um in Reutlingen und an anderen Orten unterwegs zu sein. Du hast schon gesagt, dass Du Dich auch nicht unterordnen kannst oder willst, wie die Paula. Wenn ich Dich recht verstanden hab, denkst Du, dass Paula auf ihrem Weg unter anderem geholfen hat, dass sie über den Tellerrand rausgeguckt hat und gleichgesinnte Menschen und Men-schen, die sie versucht haben zu verstehen, die haben ihr gut getan. Dazu gehörte nach Deiner Wahr-nehmung auch ihr Mann. FS: Entschuldigung, wenn ich jetzt gerade Emotionen zeig, ich find´s für die Zeit wahnsinnig, dass sich ein Wesen wie Du Zeit nimmt, sich in mein Wesen hineinzudenken und Ein Gespräch rund um den Film „Paula“ – Seite 3 von 7
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