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ART DISTRICT - Altstadt Salzburg

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14 SALZBURGS THEATERSZENE IM FOCUS<br />

bildet die ganze Struktur ab. Und das entspricht<br />

auch der Vision Steinwenders. „Es<br />

soll nach außen spiegeln, wie leistungsfähig<br />

die freie Szene ist.“ Die Website wird so zur<br />

Leistungs- und Werkschau, die zeige, dass<br />

diese Szene mit weitaus geringeren Mitteln<br />

viel mehr produziert als die so genannten<br />

Etablierten.“ Tatsächlich wurde im Kleinen<br />

Theater allein 2007 die enorme Anzahl von<br />

279 Vorstellungen abgewickelt. Diesen<br />

50%igen Publikumszuwachs gegenüber<br />

dem Vorjahr werde man 2008 halten, wenn<br />

nicht sogar leicht ausbauen können, so der<br />

Theatermacher. Manchmal natürlich ist das<br />

Kellergewölbe zu klein für ein bestimmtes<br />

Walter Anichhofers Theater yby: Visuelle Umsetzung und hohe Intensität.<br />

Vorhaben. So wanderte etwa das Theaterprojekt<br />

Ecce mit seinem neuen Stück „Nachtasyl“<br />

in den Lehrbauhof ab. Dennoch: „Alle<br />

professionellen Gruppen, die in <strong>Salzburg</strong><br />

spielen, waren die letzten zwei Jahre sicher<br />

einmal hier“, meint Steinwender.<br />

Muss freies Theater denn notwendig auch<br />

anderes, neues Theater bedeuten, wollten<br />

wir wissen. Steinwender: „Nicht zwangsläufig.“<br />

Im Kleinen Theater gäbe es klassische<br />

Produktionen, die den Mainstream bedienen,<br />

ebenso wie reine Nischenkunst.<br />

Gegen die vierte Wand<br />

In einer solchen Nische haben es sich zum<br />

Beispiel Christan Sattlecker und Walter<br />

Anichhofer mit ihrem Theater yby eingerichtet.<br />

Die Produktionen von yby, erzählt uns<br />

Steinwender anerkennend, seien einzigartig<br />

in ihrem Stil. Klingt nicht nur viel versprechend,<br />

ist es auch. Wer Anichhofer trifft,<br />

würde zuerst gar nicht vermuten, dass er auf<br />

schrägen Humor und Clownerie abonniert<br />

ist. Zu feinsinnig und ernst wirkt er im<br />

Gespräch. Einen gemeinsamen Nenner all<br />

vision.altstadt.<br />

der yby-Produktionen zu finden, sei schwer,<br />

erzählt er. Am ehesten würden sie sich vielleicht<br />

durch eine sehr visuelle Umsetzung<br />

auszeichnen. Und eine hohe Intensität: Mit<br />

viel Bewegung und Interaktion nehme man<br />

den Kampf gegen die so genannte vierte<br />

Wand (zwischen Schauspielern und Publikum)<br />

auf. Oft werden die Zuschauer eingebunden,<br />

manchmal auch direkt angesprochen.<br />

Mit Erfolg: Bei ihrem letzten Streich,<br />

der im Das Kino aufgeführten „Great Cinema<br />

Show“ sei von Anfang bis Ende durchgelacht<br />

worden. In einer Tour de Force lassen sie<br />

darin Szenen ihrer ganz persönlichen<br />

Lieblingsfilme, von Bambi über King Kong<br />

Foto: ZVG Theater yby<br />

bis der Pate erster Teil, Revue passieren.<br />

Erfolge wie dieser belohnen die Mühe des<br />

freien Produzierens, die vor allem darin<br />

besteht, bei jeder Produktion aufs Neue<br />

Gelder auftreiben zu müssen.<br />

Neue Formen, neue Sprachen<br />

Wenn man freies Theater als Off-Szene<br />

begreift, die sich mehr dem Experiment als<br />

dem gängigen Repertoire verschrieben hat,<br />

muss man sicher auch das Toihaus dazu<br />

zählen, auch wenn es bereits 24 Jahre existiert<br />

und daher vielen als etabliert gilt. Myrto<br />

Dimitriadou ist von Anbeginn an dabei.<br />

„Wenn man immer das Gleiche macht,<br />

braucht man nicht freies Theater zu machen“,<br />

sagt sie. Als künstlerischer Leiterin gehe es<br />

ihr ganz stark darum, neue Formen und<br />

Sprachen zu finden und Themen eine Chance<br />

zu geben, die von einem eingesessenen<br />

Haus nicht abgedeckt werden. Es gehe<br />

darum, aus Ideen, Bildern und Gedichten<br />

Stücke zu entwickeln. Nur selten spielt man<br />

im Toihaus Autoren, fast immer werden die<br />

Projekte über einen längeren Zeitraum hin-<br />

weg selbständig im Haus entwickelt. Die<br />

Nähe des Toi-Hauses würde daher ganz<br />

bestimmte Leute suchen – solche mit übergreifenden<br />

Visionen, die eigenständig etwas<br />

entwickeln wollen.<br />

Für die wegen chronischer Unterfütterung<br />

zur Nörgelei neigende Kulturszene überraschend<br />

Moderates bekommt man dann aber<br />

zu hören, wenn man Dimitriadou nach der<br />

Finanzsituation fragt. „Es gibt wahrscheinlich<br />

kein Theater der Welt, das von sich aus<br />

sagen würde, dass es passt. Das wenige aber,<br />

das man hat, empfindet man als Luxus“,<br />

sagt sie. „Wir können unsere Arbeit ohne<br />

gröbere Probleme verrichten.“<br />

Gaby Schall und Judith Brandstätter: Theater, das im Moment<br />

entsteht. Wiederholung ausgeschlossen, Scheitern inbegriffen.<br />

Vielleicht auch deshalb, weil die gebürtige<br />

Griechin ganz stark auf europäische Netzwerke<br />

setzt. Ziel sei es, Produktionen, die<br />

hier in <strong>Salzburg</strong> erfolgreich sind, zu exportieren<br />

und umgekehrt Interessantes von draußen<br />

reinzuholen.<br />

Improvisationstalent<br />

Auch Judith Brandstätter und Gaby Schall<br />

von den Artischocken, einer kleinen vor fünf<br />

Jahren gegründeten Theatergruppe, sind<br />

recht umtriebig, wenn es darum geht, neue<br />

Formate zu entwickeln. Allerdings geht es<br />

ihnen weniger um das Experiment als<br />

schlicht darum, möglichst viele Leute für<br />

Improvisationstheater zu begeistern.<br />

Impro funktioniere auf der Bühne zumeist<br />

so, dass den Schauspielern vom Publikum<br />

Begriffe zugeworfen werden, welche die<br />

Mimen dann spontan in einer kurzen Szene<br />

oder einem ganzen Stück umzusetzen<br />

haben, erzählt Schall. „Oder aber man spielt<br />

gegeneinander“, wirft Brandstätter ein.<br />

„Indem man Gruppen bildet oder sich andere<br />

Gruppen einlädt, gegen die man antritt.“ Das

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