ART DISTRICT - Altstadt Salzburg
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FOTOS VICTORIA SCHAFFER TEXT GUDRUN MAYR<br />
LEBKUCHEN & LIKÖR<br />
Eine der begehrtesten <strong>Salzburg</strong>er Weihnachtsgenüsse ist der heimische Lebkuchen.<br />
Die andere ist ein ganz besonderer Weihnachtspunsch. Historische Traditionen mit erfolgreicher Gegenwart.<br />
WEIHNACHTEN<br />
Kurt Weinkammer (links) exportierte seine Christusfiguren aus Wachs einst in die USA. Weihnachtsproduktion heute: Sporer-Punsch und Lebkuchen von Nagy (ganz rechts).<br />
In dem altehrwürdigen Haus in der Imbergstraße,<br />
an dessen Fassade seit jeher in<br />
Goldbuchstaben der Schriftzug „Gebr. Weinkammer“<br />
prangt, lebt der letzte Besitzer der<br />
1986 aufgelassenen, einst weltweit berühmten<br />
Lebzelterei. Kurt Weinkammer, promovierter<br />
Wirtschaftswissenschaftler, hat seine<br />
historischen Dokumente sorgfältig aufgearbeitet<br />
und publiziert, er gilt als der angesehenste<br />
Kenner des <strong>Salzburg</strong>er Kunsthandwerks.<br />
Und was er an Dokumenten und<br />
Bildern aus seinen Kisten hervorzaubert, hat<br />
stets den Reiz lange vergangener Epochen:<br />
zart vergilbende Preislisten in allerlei<br />
Sprachen und Schriften, Werbeplakate,<br />
Bürgerschaftsurkunden, Exportzettel nach<br />
Amerika aus 1893 und das Wanderbuch des<br />
Firmengründers, in <strong>Salzburg</strong> datiert mit 1858.<br />
„Die Lebzelterei ist ein Bienenprodukte<br />
verarbeitendes Gewerbe“ beginnt er zusammenfassend.<br />
„Lebzelter beziehen Wachs<br />
und Honig von Imkern und machen daraus<br />
Lebkuchen, Met, Kerzen und Wachsfiguren.“<br />
Die Handwerkstradition hat verschiedene<br />
Entwicklungsstufen durchlaufen. In <strong>Salzburg</strong><br />
hat der Urgroßvater Ignaz Weinkammer auf<br />
seiner 15-jährigen Wanderschaft Halt gemacht<br />
und seine ganze Erfahrung in die<br />
Gründung eines eigenen Unternehmens<br />
gesteckt. Daraus wurde über die Generationen<br />
ein bis nach Amerika exportierendes<br />
Produktionshaus von Christuskind-Figuren<br />
aus Wachs, in Krippen, unter Glasstürzen,<br />
für Kirchen, Klöster, Feste und Votivgaben.<br />
Die formenden Hände der Lebzelter, die aus<br />
Honigteig und Wachs seit jeher auch kunsthandwerkliche<br />
Anforderungen zu erfüllen<br />
hatten, wurden bei den Gebrüdern Weinkammer<br />
zur künstlerischen Darstellung aus<br />
Wachs, die sich schnell in der christlichen<br />
Welt verbreitete, da sie eine günstige<br />
Alternative zu Metallfiguren und Elfenbein<br />
darstellten. <strong>Salzburg</strong> war bereits lange bevor<br />
man sich für die Herkunft von Stille Nacht<br />
interessierte, ein Ort, der die weltweite<br />
Weihnachtlichkeit mitgeprägt hat.<br />
Lebzelter heute<br />
In der Linzergasse, bei Nagy werden jene<br />
Lebkuchen verkauft, die als berühmte <strong>Salzburg</strong>er<br />
Spezialität gelten. Produziert werden<br />
sie in Schallmoos, wo die Vorbereitungen auf<br />
den weihnachtlichen Ansturm bereits auf<br />
Hochtouren laufen.<br />
Der Familienbetrieb erzeugt, ganz traditionell,<br />
alle Produkte der Lebzelterei: Kerzen,<br />
Lebkuchen und die kleinen Christusfiguren.<br />
Der Weg durch die Produktionsstätte führt<br />
der Nase nach: der Geruch der Wachs begeleitet<br />
uns in die Kerzenzieherei, wo mit<br />
selbstgemachten Werkzeugen auf die tradionelle<br />
Art die Kerzen gezogen und die Jesuleins<br />
gegossen werden, bis in die Verziehrungswerkstatt,<br />
wo mit ruhiger Hand die<br />
Kerzen bemalen und verziehrt werden.<br />
Und dann Bäckerei, Duftwechsel: Der Duft<br />
des Lebkuchens weckt weihnachtliche Erinnerungen<br />
und süßen Appetit zugleich.<br />
„Honig, Mehl und Gewürze, das genaue<br />
Rezept ist vom Urgroßvater und natürlich<br />
streng geheim.“ sagt die Meisterin Gabi<br />
Adlmannseder mit einem Augenzwinkern.<br />
„Lange reifen sollte der Teig halt, je länger<br />
desto besser.“ Die Lebkuchenbäckerei ist<br />
voll besetzt, alle verzieren kunstfertig die<br />
morgens gebackenen Lebkuchen. Mehrere<br />
tausend Kilo Teig werden ab Sommer eingelagert<br />
und ab Oktober gebacken, verziert und<br />
verpackt. Der Inbegriff des <strong>Salzburg</strong>er weihnachtlichen<br />
Genusses.<br />
Beim Sporer<br />
Worauf man sich in <strong>Salzburg</strong> aber wohl insgeheim<br />
am meisten freut, wenn man an die<br />
weihnachtliche Stimmung über der Stadt<br />
denkt, möglicherweise an Schnee und<br />
dampfenden Atem, ist der gewisse Punsch.<br />
Der Orangenpunsch beim Sporer in der<br />
Getreidegasse, ein köstliches Rezept – wie<br />
könnte es anders sein – des Urgroßvaters, ist<br />
zur Weihnachtszeit häufig die Ursache kleiner<br />
Menschenaufläufe, die ihre Hände um<br />
warme Becher falten und gemütlich plaudern.<br />
Seit mehr als hundert Jahren ist der<br />
Sporer am Standort Getreidegasse. Der<br />
Orangenpunsch wird seit 80 Jahren, der<br />
Weihnachtspunsch seit 8 Jahren produziert.<br />
„Die eigentliche Handwerkskunst ist das<br />
Mischen von Destillaten und das Ansetzen<br />
mit Kräutern. Die Erzeugung von erlesenem<br />
Likör.“ erklärt Michael Sporer. Beim Sporer<br />
kann man, ein Rat der Redaktion, zu Weihnachten<br />
gleich drei Dinge zugleich erledigen:<br />
Das gesellige Genießen, den Erwerb des<br />
besonderen Tropfens fürs Fest, und den Kauf<br />
eines fehlenden Geschenks. ❦✌<br />
vision.altstadt.<br />
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