Kurzgeschichte_SOLO_ReyAnton

Nun trug man ihn in der einen Hand, weil schon der
Rucksack an den Schultern zog, die Sonne brannte,
Schweiss floss von der Stirn, man versuchte, im Schatten
der Bäume zu bleiben, kletterte auf den leeren Kapseln
der Bucheckern vom letzten Jahr, die sich am Rand des
rutschigen Schotterwegs versammelt hatten, bergan.
– Wenn jetzt ein Auto käme, nähme man gerne darin
Platz.
Das Cello ist an und für sich leicht. Aber der Kasten
blödsinnig schwer. Doch ist er nötig, weil es zu einem
Stimmriss führt, wenn das Instrument ohne Kasten, nur
mit einer Hülle drum gegen eine Ecke stösst oder gar
zu Boden fällt. In der Stadt ist die Last kaum spürbar,
aber auf dem Land, wenn’s dazu noch bergauf geht. Wohl
darum gibt’s in abgelegenen Gegenden nicht so viel Kultur,
weil hier alles sehr gewichtig wird. Oben angekommen
wird man gleich das Hemd wechseln müssen; nicht
nur in den Achselhöhlen, auch auf dem Rücken, wo der
Rucksack das Tuch gegen die Haut presst, machen sich
Schweissflecken breit. –
Zwar kannte man den Weg ungefähr, war ihn vor geraumer
Zeit schon mal gegangen, einfach um zu schauen,
wo dieses Haus steht, jedoch ohne Gepäck. Doch so hatte
man den Aufstieg nicht in Erinnerung: endlos und steil
wie eine Eigernordwand.
Jetzt noch anzurufen für den Taxidienst wär’ ein Gesichtsverlust
gewesen, also biss man die Zähne zusammen,
nahm sich vor, sich nichts anmerken zu lassen, easy
und gut gelaunt zu wirken, versuchte, den Ärger darüber,
dass man wieder sich selbst auf den Leim gekrochen war,
zu vergessen.
In den ersten Jahren als Neuzuzüger in dieser Stadt
hatte man keinen Zugang zur Welt der alteingesessenen
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