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Kurzgeschichte_SOLO_ReyAnton

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sie hin müsste beim Aufstrich. Sagt: «Fertig. Du bist jetzt<br />

nicht dran.»<br />

Klar ist fertig.<br />

Doch das lässt man sich nicht gefallen.<br />

– Hätte man aber müssen. –<br />

Man legte das Cello in den Kasten zurück, den Bogen<br />

dazu.<br />

Die Zuhörer verzogen sich. Nur R. blieb. Stand da,<br />

nicht hämisch grinsend oder triumphierend, einfach da.<br />

Man war durchgefallen, hatte mittendrin den Faden<br />

verloren, hätte einfach Abstrich machen können, wenn<br />

Aufstrich nicht ging, so viel an Improvisation sollte jedem<br />

zumutbar sein.<br />

– Vielleicht dachte er nicht mal, was einem selbst durch<br />

den Kopf ging. –<br />

Als der Kasten geschlossen war, packte man ihn an der<br />

Hemdbrust und verpasste ihm eine Ohrfeige. Nicht richtig<br />

fest, eher symbolisch.<br />

Er lachte nur, allerdings etwas verlegen.<br />

Darauf musste man gehen, das war klar. An ein gemütliches<br />

Beisammensein im Haus der von W. war so<br />

jedenfalls nicht mehr zu denken.<br />

Das Wenige, was man schon ausgepackt hatte, war<br />

schnell wieder im Rucksack.<br />

Den Gastgebern erklärte man: «Entschuldigt, aber man<br />

lässt auch nicht alles durch.»<br />

Sie schauten verdutzt. «Das ging einfach zu weit. Er ist<br />

zu weit gegangen», schiebt man noch nach.<br />

– Zwar kannte man R. ja. Man hätte auf so was gefasst<br />

sein müssen. Hätte man schlecht gespielt, hätte er es nicht<br />

getan. Er hätte sich gefreut. Dass man gut spielte, hielt er<br />

nicht aus. Ein Kollege, dem etwas gelingt, darf in seinen<br />

Augen nicht sein. Wahrscheinlich befürchtete er, man<br />

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