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Kurzgeschichte_SOLO_ReyAnton

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Die Aufforderung, das Cello mitzunehmen, kam von Vera<br />

von W., der Hausherrin. So hoffte man, Gelegenheit zu<br />

haben, mit ihr ein Duett zu spielen, es gab einiges, was<br />

von den technischen Anforderungen her drin lag. Jedenfalls<br />

hatte man vorsorglich geeignete Noten kopiert und<br />

mit dabei, und den eigenen Part zuhause bereits ein bisschen<br />

geübt.<br />

«Für alle Fälle das Cello mitnehmen», hatte sie gesagt.<br />

R. habe jeweils die Handorgel dabei. Man hätte sie gerne<br />

gefragt, ob sie mit der Geige ... Das war gleich nach dem<br />

letzten Konzert, da kam ihr Mann dazu. Ihm war man<br />

zuvor noch nie direkt begegnet. Lediglich von weitem<br />

gesehen hatte man ihn hie und da, wenn er die Konzerte<br />

besuchte. Sie machte einen bekannt. Ja ja, er habe den<br />

Namen schon gehört, man käme ja vielleicht auch auf die<br />

Oberheitere, übernächstes Wochenende, habe ihm seine<br />

Frau mitgeteilt, so viel er wisse. Vera von W. spielt im<br />

selben Laienorchester – jedes Jahr ein Kirchenkonzert mit<br />

Chor, das füllt die Bänke, wenn alle Mitwirkenden zwei,<br />

drei Angehörige als Zuhörer aufbieten, und ein normales,<br />

meist etwas schlechter besucht – bei den Geigen, mit denen<br />

hat man sonst nicht viel zu tun, weiss teilweise kaum<br />

deren Namen. Richtig mit ihr ins Gespräch kam man erst,<br />

als sich nach einer Probe zufällig herausstellte, dass man<br />

einen gemeinsamen Bekannten hat, eben R. Er habe mit<br />

ihrem Mann das Gymnasium besucht und sei schon oft<br />

bei ihnen zu Gast gewesen. Das wusste man ja, weil R.<br />

danach stets ausgiebig davon erzählt hatte. «Ehemaliger<br />

Kollege», hat man bemerkt, man arbeite seit einer Weile<br />

nicht mehr im selben Betrieb, und gedacht: Kollege?<br />

Schon, wenn damit lediglich jemand bezeichnet wird,<br />

der am selben Ort arbeitet. Aber kein guter. Er gönnte<br />

niemandem nur eine einzige Lorbeere, neidete jedem den<br />

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