Architektur in der Kunst - Kunsthof Bahnitz
Architektur in der Kunst - Kunsthof Bahnitz
Architektur in der Kunst - Kunsthof Bahnitz
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<strong>Kunst</strong>halle <strong>Bahnitz</strong><br />
«shack», 2011 | Michael Lapuks<br />
<strong>Architektur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong><br />
<strong>Architektur</strong>en des Augenblicks
Ausstellung: <strong>Architektur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong><br />
<strong>Architektur</strong>en des Augenblicks<br />
Träger <strong>der</strong> Ausstellung: Kulturvere<strong>in</strong> <strong>Bahnitz</strong> e. V.<br />
Vere<strong>in</strong>svorsitzen<strong>der</strong>: Dieter Dombrowski<br />
Ort <strong>der</strong> Ausstellung: <strong>Kunst</strong>halle <strong>Bahnitz</strong>,<br />
Dorfstr.1 <strong>in</strong> 14715 Milower Land O.T. <strong>Bahnitz</strong><br />
Ausstellungdauer: 7 Mai 2011 bis 5 Juni 2011<br />
Eröffnung: 7 Mai 2011 um 12 Uhr <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong>halle <strong>Bahnitz</strong><br />
Verantwortlicher Kurator: Bodo Rau<br />
© Fotos und Texte: Künstler und Autoren<br />
Geför<strong>der</strong>t durch Medienpartner<br />
In Zusammenarbeit mit DA2 DOMUS ARTIUM Salamanca<br />
Depósito Legal: S. 577-2011<br />
Imprime: Gráficas Lope. Salamanca
Pieter Breughel<br />
Turmbau zu Babel, 1563<br />
<strong>Kunst</strong>historisches Museum Wien<br />
World Trade Center<br />
New York, 9.11.2001<br />
ARCHITEKTUR IN DER KUNST<br />
<strong>Architektur</strong>en des Augenblicks<br />
Die biblische Erzählung «Turmbau zu Babel» ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />
bekanntesten und ältesten Erzählungen über <strong>Architektur</strong>,<br />
die beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> Malerei des 15 Jahrhun<strong>der</strong>t durch<br />
verschiedene Künstler dargestellt wurden.<br />
Die Darstellung «Der Turmbau zu Babel” von Pieter Breughel<br />
aus dem Jahre 1563 (Das Orig<strong>in</strong>al ist im <strong>Kunst</strong>historischen<br />
Museum <strong>in</strong> Wien), ist sicherlich e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> bekanntesten<br />
Werke. Der Turmbau zu Babel ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildenden <strong>Kunst</strong><br />
e<strong>in</strong> Symbol menschlicher Hybris und e<strong>in</strong>e Kritik an dem<br />
Hochmut <strong>der</strong> Menschen, die nach biblischer Überlieferung<br />
zur Sprachverwirrung als göttliche Strafe führte.<br />
Dem gegenüber haben sich die Bil<strong>der</strong> des Terroranschlag<br />
auf das World Trade Center <strong>in</strong> New York am 9. September<br />
2001 <strong>in</strong> unserer global vernetzten medialen Welt zu Beg<strong>in</strong>n<br />
des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts als e<strong>in</strong> festes Bild <strong>in</strong> dem kollektiven<br />
Bewußtse<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geprägt, als Symbol e<strong>in</strong>es Wendepunktes <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Weltgeschichte, dessen sozialen, politischen und<br />
ökonomischen Ursachen und Folgen bis heute spürbar<br />
s<strong>in</strong>d. Durch dieses Ereignis wurden die politischen und<br />
ökonomischen Machtstrukturen, die das World Trade<br />
Center repräsentierten, durch das Attentat <strong>in</strong> Frage gestellt<br />
und erschüttert. Der E<strong>in</strong>sturz <strong>der</strong> beiden Türme, die<br />
weltweit <strong>in</strong>direkt als mediales Ereignis übertragen wurden,<br />
markiert somit e<strong>in</strong>en Wendepunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vernetzung von<br />
Information und zeigt auch die zeitliche und vergängliche<br />
Dimension von <strong>Architektur</strong>.<br />
<strong>Architektur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> bildenden <strong>Kunst</strong> ist über Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
immer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> zentrales Thema, das sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
formalen, als auch technischen Bearbeitung und im<br />
konzeptuellen Diskurs sich ästhetisch erneuert.<br />
Die Ausstellung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong>halle <strong>Bahnitz</strong> mit <strong>der</strong> Auswahl<br />
von Werken <strong>der</strong> zeitgenössischen Künstlern Julian<br />
Rosefeldt/Piero Ste<strong>in</strong>le, Michael Najjar, Michael Lapuks,<br />
Mart<strong>in</strong> Kobe, Jesus Portal, Ulrich Wüst, Peter Bialobrzeski,<br />
Karhe<strong>in</strong>z Bie<strong>der</strong>bick, Romana Schamlisch, Roland Fischer,<br />
Sery C., Jobst Günther, Monika Murasch, Eugenio Ampudia,<br />
Thomas Kaufhold soll zeigen, wie heute <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
zeitgenössischen bildenden <strong>Kunst</strong> mit unterschiedlichen<br />
Medien das Thema <strong>der</strong> <strong>Architektur</strong> behandelt wird und zu<br />
neuen ästhetischen Erfahrungen, als auch zu kritischen<br />
Reflexionen über <strong>Architektur</strong> mit <strong>der</strong>en sozialen,<br />
ökonomischen, politischen und kulturellen E<strong>in</strong>wirkungen,<br />
führen kann.<br />
Text: Bodo Rau
Julian Rosefeldt / Piero Ste<strong>in</strong>le<br />
Detonation Deutschland, 1996<br />
(Sprengung <strong>der</strong> Bundesbahn-Hauptverwaltung <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, 1994)<br />
Diptychon | SW-Pr<strong>in</strong>t, je 90 x 120 cm<br />
Courtesy ARNDT Berl<strong>in</strong> und die Künstler<br />
Julian Rosefeldt / Piero Ste<strong>in</strong>le<br />
Detonation Deutschland, 1996<br />
Leuchtkasten III<br />
(Sprengung <strong>der</strong> Märzfeldtürme auf dem ehm. Reichsparteitagsgelände<br />
<strong>in</strong> Nürnberg, 1966)<br />
SW-Pr<strong>in</strong>t auf Duratrans, 162 x 215 x 17 cm<br />
Courtesy ARNDT Berl<strong>in</strong> und die Künstler<br />
JULIAN ROSEFELDT/ PIERO STEINLE<br />
Detonation Deutschland | Sprengbil<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Nation.<br />
1945 liegt Deutschland <strong>in</strong> Schutt und Asche. Von den<br />
Städten, die Hitler «im neuen nationalsozialistischen Glanz<br />
erstrahlen» lassen wollte, bleiben Skelette, Trümmerhaufen,<br />
Ru<strong>in</strong>enlandschaften. Die Sprengung <strong>der</strong> NS-Statussymbole<br />
durch die Aliierten –als bewusste Entnazifierungs-maßnahme<br />
– soll nicht nur symbolisch das Ende <strong>der</strong> NS-<br />
Schreckensherrschaft markieren, son<strong>der</strong>n zugleich e<strong>in</strong><br />
neues Kapitel <strong>der</strong> deutschen Geschichte e<strong>in</strong>läuten, den<br />
Aufbruch <strong>in</strong> die verordnete Demokratie.<br />
Deutschland baut auf und – Deutschland sprengt: Um die<br />
notleidende Bevölkerung <strong>in</strong> den zerstörten Städten so<br />
schnell wie möglich wie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> notwendigen<br />
Infrastruktur zu versorgen, werden <strong>in</strong> großer Eile aus den<br />
Ru<strong>in</strong>entrümmern Neubauten errichtet. Gleichzeitig ist man<br />
bemüht, die Er<strong>in</strong>nerung an den Krieg zu verdrängen, die<br />
Jahre unter <strong>der</strong> Diktatur Hitlers im Zeitraffertempo <strong>in</strong> die<br />
Ferne zu rücken. Die Kriegsru<strong>in</strong>en werden zu Zielscheiben<br />
des Hasses gegen die eigene Vergangenheit. Die zerstörten<br />
o<strong>der</strong> beschädigten Altbauten tragen im Empf<strong>in</strong>den <strong>der</strong><br />
deutschen Bevölkerung die Er<strong>in</strong>nerung an die leidvollen<br />
Kriegsjahre. Gesprengt wird also auch, was den Krieg heil<br />
o<strong>der</strong> nur leicht beschädigt überstanden hat.<br />
E<strong>in</strong> neues Ersche<strong>in</strong>ungsbild ist gefragt. Während <strong>in</strong> den<br />
Nachkriegsjahren vieles im Affekt beseitigt wurde, wird <strong>in</strong><br />
den Zeiten des Wie<strong>der</strong>aufbaues und Wirtschaftswun<strong>der</strong>s<br />
die Elim<strong>in</strong>ierung des Altbaubestandes zum ideologischen<br />
Programm. E<strong>in</strong> gänzlich neues Deutschland soll entstehen:<br />
offen, frei und demokratisch. Der Aufbruch <strong>in</strong>s deutsche<br />
Wirtschaftswun<strong>der</strong> wird auch formal thematisiert, den<br />
neuen Städten soll e<strong>in</strong> demokratisches Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
verliehen werden: Man träumt von großen Formen, offenen<br />
Strukturen, weiten Plätzen. Vor allem wünscht man sich<br />
breite, kreuzungsfreie Straßen für das Statussymbol <strong>der</strong><br />
Mobilität und des Erfolgs: für das Auto.<br />
Die Mo<strong>der</strong>ne, <strong>in</strong> den Jahren vor Hitlers Machtergreifung als<br />
neuer <strong>Architektur</strong>stil proklamiert, unter <strong>der</strong> Naziherrschaft<br />
jäh <strong>in</strong>s Abseits gedrängt und offiziell als «entartete»<br />
Baukunst tabuisiert (wenn auch zahlreiche Zitate und<br />
urbanistische Ansätze <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Architektur</strong> des<br />
Nationalsozialismus aufgenommen und variiert wurden),<br />
f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>der</strong> Trümmerlandschaft <strong>der</strong> deutschen Städte e<strong>in</strong><br />
weites Experimentierfeld und wird zum gestalterischen<br />
Markenzeichen <strong>der</strong> Nachkriegsarchitektur. Bauten im Stil<br />
<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne werden zur Massenware von <strong>der</strong> Stange, die<br />
Bauhaus-Ästhethik mutiert – allerorts <strong>in</strong> schlechten Kopien<br />
variiert – zum Zeitgeist. Den Stadtplanern ist <strong>der</strong><br />
kle<strong>in</strong>teilige architektonische «Ramsch» <strong>der</strong> alten Stadtkerne<br />
– sofern überhaupt etwas davon übriggeblieben ist – e<strong>in</strong><br />
Dorn im Auge. Ansatzlos greift man auf die Planungen <strong>der</strong>
20er Jahre zurück (Le Corbusier wollte den gesamten<br />
Stadtkern von Paris abreißen lassen). Auf <strong>der</strong> grünen Wiese<br />
werden Trabantenstädte hochgezogen, <strong>in</strong> die alten Städte<br />
autobahnartige Schneisen geschlagen. Ganze Quartiere<br />
werden abgerissen, um den neuen Verkehrsachsen Platz<br />
zu machen. Was im Wege steht, wird gesprengt. Die<br />
«zweite Zerstörung» Deutschlands nimmt ihren Lauf. In <strong>der</strong><br />
DDR enstehen die sozialistischen Massenwohnbauten <strong>in</strong><br />
Plattenbauweise. Auch hier werden – unter an<strong>der</strong>em<br />
Vorzeichen – ganze Stadtviertel dem Erdboden gleich<br />
gemacht, sogar Kirchen und Schlösser gesprengt, um dem<br />
neuen ideologischen Programm Gestalt zu geben. Die<br />
<strong>Architektur</strong> <strong>der</strong> neuen Repräsentationsbauten <strong>der</strong> DDR-<br />
Machthaber knüpft <strong>in</strong> ihrer Ersche<strong>in</strong>ung unmittelbar an die<br />
Prestigebauten des Nationalsozialismus an.<br />
Zeitsprung – 1989. Die Mauer fällt. Deutschland ist<br />
wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igt. Die Götzen <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen<br />
Republik – Repräsentativbauten, Plattenbauten und<br />
Len<strong>in</strong>statuen – werden auf e<strong>in</strong>mal zu Ste<strong>in</strong>en des<br />
Anstosses. Die Industriegebiete im Osten bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />
katastrophalem Zustand. Auch s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> beiden Teilen <strong>der</strong><br />
Republik <strong>in</strong>zwischen die ersten Nachkriegshochhäuser <strong>der</strong><br />
Mo<strong>der</strong>ne baufällig geworden. Aber nicht nur die<br />
Bausubstanz <strong>der</strong> Massensiedlungen <strong>in</strong> Ost und West<br />
unterliegt e<strong>in</strong>er raschen Erosion. Auch das soziale Leben <strong>in</strong><br />
den endlosen Reihen <strong>der</strong> gesichtlosen Monolithen nimmt<br />
Schaden. Ihr Alltag wird von zunehmen<strong>der</strong> Gewaltätigkeit<br />
und Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit geprägt. Die Architekten <strong>der</strong><br />
Postmo<strong>der</strong>ne bemühen sich, mit e<strong>in</strong>em kosmetischen<br />
Facelift<strong>in</strong>g, mit Farben und Vordächern, die stereotypen<br />
Wohnklötze «menschlicher» zu machen. O<strong>der</strong> man greift zu<br />
drastischeren Mitteln: zu Sprengstoff und Abrissbirne. Die<br />
Sprengmeister im wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igten Deutschland haben<br />
wie<strong>der</strong> Konjunktur.<br />
Die Video<strong>in</strong>stallation «Detonation Deutschland» zeigt <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Collage aus Video- und Filmausschnitten auf 7<br />
Projektionswänden Abbruchsprengungen <strong>in</strong> Deutschland<br />
von 1945 bis heute. Die Art und Weise <strong>der</strong> bildlichen<br />
Inszenierung und <strong>der</strong>en Orig<strong>in</strong>alton-Kommentierung gibt<br />
Aufschluss darüber, welchen Stellenwert die Sprengungen<br />
im jeweiligen Zeitkontext hatten. Nicht selten entspricht das<br />
Pathos <strong>der</strong> Berichterstattung zu den Sprengungen dem<br />
Pathos, mit dem e<strong>in</strong>st die Errichtung <strong>der</strong> Bauwerke<br />
kommentiert wurde. Der Betrachter erlebt anhand <strong>der</strong><br />
Sprengbil<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Zeitreise durch die deutsche Geschichte<br />
<strong>der</strong> letzten 50 Jahre. So spannt sich e<strong>in</strong> Bogen von <strong>der</strong><br />
Aufbruchstimmung <strong>der</strong> Nachkriegsjahre bis <strong>in</strong> die Zeit nach<br />
dem Mauerfall. Die deutsche <strong>Architektur</strong>geschichte<br />
offenbart sich plötzlich auch als Sprenggeschichte. Die<br />
Detonationen ersche<strong>in</strong>en als Teil e<strong>in</strong>es historischen<br />
Prozesses. Sie werden zu Metaphern für die<br />
Vergänglichkeit von Systemen, Ideologien, Machtstrukturen<br />
und ihren Statussymbolen.<br />
Sprengbil<strong>der</strong> fasz<strong>in</strong>ieren. Schon kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben e<strong>in</strong><br />
hohes destruktives Potential (e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d versteht und lernt<br />
durch Bauen und Zerstören), das <strong>in</strong> zunehmendem Alter<br />
durch immer komplexere Verhaltensmechanismen blockiert<br />
und tabuisiert wird. Unser Alltagsleben, unsere Geschichte<br />
s<strong>in</strong>d geprägt von Ereignissen, die als Ausbrüche<br />
(Detonationen) dieses angestauten und verdrängten<br />
Zerstörungswillens verstanden werden können. Die<br />
Fasz<strong>in</strong>ation, die Kriegsberichterstattungen und<br />
Katastrophenbil<strong>der</strong> auf uns ausüben, spiegelt diese<br />
Destruktionsbereitschaft wi<strong>der</strong>. So ist auch <strong>der</strong> lustvolle<br />
Nervenkitzel, den uns Aufnahmen von Sprengungen<br />
bereiten, letztlich e<strong>in</strong>e Ableitung unseres <strong>in</strong>fantilen<br />
«Sandburgen-Kaputtmach-Triebes». Gleichzeitig erschüttern<br />
und verunsichern uns die Abbruchsprengungen.<br />
E<strong>in</strong> Bauwerk, das vielleicht jahrzehntelang öffentlichen<br />
Raum <strong>in</strong> Anspruch nahm und Macht, vielleicht Schönheit<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Zuhause repräsentierte, bricht <strong>in</strong>nerhalb<br />
von Sekundenbruchteilen <strong>in</strong> sich zusammen. Mit den<br />
Gebäuden – oft s<strong>in</strong>d es schützenswerte Altbauten o<strong>der</strong><br />
Industriedenkmäler – geht <strong>in</strong> wenigen Augenblicken e<strong>in</strong> Teil<br />
unserer Geschichte und damit unserer kulturellen Identität<br />
unwi<strong>der</strong>ruflich verloren.<br />
Sprengung als Ort kontrollierter Unordnung, als sche<strong>in</strong>bar<br />
natürliches Phänomen? Das Zusammenbrechen e<strong>in</strong>es<br />
gesprengten Gebäudes löst Assoziationen an den Tod<br />
lebendiger Organismen aus. In <strong>der</strong> Zeitlupe er<strong>in</strong>nern die<br />
Bil<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> sich zusammensackenden gesprengten<br />
Gebäudes an die Bewegungen e<strong>in</strong>es verendenden Tieres.<br />
Die Fassade, das Gesicht e<strong>in</strong>es Altbaus verzieht sich<br />
während <strong>der</strong> Sprengung zur Grimasse. E<strong>in</strong> Bauwerk, das<br />
gesprengt <strong>in</strong> sich zusammens<strong>in</strong>kt, «verliert die Haltung»,<br />
wird se<strong>in</strong>er Würde beraubt.<br />
Filmische Dokumentationen von Sprengungen fasz<strong>in</strong>ieren<br />
beson<strong>der</strong>s, weil wir ja von Anfang an wissen, dass die<br />
Zerstörung unausweichlich stattf<strong>in</strong>den wird. Das<br />
Spannende ist also nicht (nur) <strong>der</strong> Akt <strong>der</strong> Zerstörung<br />
selbst, son<strong>der</strong>n vielmehr <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Sprengung und<br />
das Warten darauf. Das Lustvolle und zugleich<br />
Erschütternde am e<strong>in</strong>zelnen Sprengungsakt kristallisiert<br />
sich an diesem Moment vor <strong>der</strong> Detonation. Der Besucher<br />
wird im verdunkelten, durch die Verspiegelung e<strong>in</strong>er<br />
Stirnseite zu e<strong>in</strong>em Bildkanal geweiteten Ausstellungsraum<br />
dem Zerstörungsakt <strong>in</strong> Bild und Ton so unmittelbar<br />
ausgesetzt, als ob er selbst den Sprengungen live<br />
beiwohnen würde. Die Detonationen f<strong>in</strong>den quasi im<br />
Ausstellungsraum statt. Das Publikum wird zum<br />
Sprengmeister.<br />
Text: Julian Rosefeldt und Piero Ste<strong>in</strong>le, 1996
Ulrich Wüst<br />
Berl<strong>in</strong> Mitte 1995-1997<br />
s/w Fotografien<br />
20 x 30 cm<br />
Courtesy the artist<br />
ULRICH WÜST<br />
Berl<strong>in</strong> Mitte 1995-1997<br />
Ulrich Wüst fotgrafiert <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> seit den frühen siebziger<br />
Jahren. Er hält Situationen <strong>der</strong> Nähe fest und solche des<br />
Abstandes. Se<strong>in</strong>e Fotografien konstruieren die Stadt, <strong>in</strong>dem<br />
sie ihren Vorrat an Zeichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bildnerische Ordnung<br />
br<strong>in</strong>gen. Solche Zeichen können Lebensspuren aus <strong>der</strong><br />
Vergangenheit se<strong>in</strong>, Straßenschluchten o<strong>der</strong> Häuser o<strong>der</strong><br />
politische wie wirtschaftliche Machtzentralen – o<strong>der</strong> auch<br />
die Leere, die nicht nur Abwesenheit ist, son<strong>der</strong>n selbst e<strong>in</strong><br />
Zeichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt. Wüsts Zeichen stehen für komplexe<br />
Bedeutungen. Er fotografiert <strong>Architektur</strong> nicht zum Ruhme<br />
<strong>der</strong> Architekten son<strong>der</strong>n als Gehäuse, denen Geschichte<br />
und konkrete gegenwärtige Intentionen e<strong>in</strong>geschrieben<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Ulrich Wüst hat etliche Jahre als Stadtplaner gearbeitet,<br />
ehe er sich gänzlich <strong>der</strong> Fotografie zuwandte, und er ist mit<br />
<strong>der</strong> symbolischen wie mit <strong>der</strong> lebenspraktischen<br />
Bedeutung stadträumlicher Situationen und ihrer e<strong>in</strong>zelnen<br />
Details vertraut. Die Erzählung <strong>der</strong> Stadt ist e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e<br />
historische – zugleich aber auch e<strong>in</strong>e sehr gegenwärtige.<br />
Die Bil<strong>der</strong> von Ulrich Wüst machen die Stadt und ihre<br />
Bauten für uns genauer lesbar, <strong>in</strong>dem sie, ohne Menschen<br />
zu zeigen, von denen sprechen, die hier e<strong>in</strong>er Tätigkeit<br />
nachgegangen s<strong>in</strong>d, die sich orientieren mußten o<strong>der</strong> die<br />
e<strong>in</strong> Werk <strong>der</strong> Zerstörung vollbrachten. Man könnte das<br />
Spurensuche nennen, es ist aber darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e<br />
Vergegenwärtigung. Wir leben <strong>in</strong> den Spuren und<br />
h<strong>in</strong>terlassen fortwährend unsere eigenen. Wir gehen mit<br />
<strong>der</strong> Stadt um, <strong>in</strong>dem wir <strong>in</strong> ihr umhergehen, die Stadt ist<br />
nicht die Kulisse unseres Lebens, sie wird durch uns<br />
konstituiert, weit über ihr materielles Dase<strong>in</strong> h<strong>in</strong>aus.<br />
Von Paul Valéry ist <strong>der</strong> Satz überliefert: «Zwei Gefahren<br />
bedrohen unaufhörlich die Welt: die Ordnung und die<br />
Unordnung». Die Zerstörung zeitigt Chaos aber auch <strong>der</strong><br />
Aufbau – diese ironische Dialektik Valérys könnte auf<br />
Wüsts Bil<strong>der</strong> gemünzt se<strong>in</strong>. Was die Welt bedroht, ist<br />
zugleich ihr Antrieb. Deshalb s<strong>in</strong>d die Fotografien nicht<br />
«kritisch» im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er rückwärtsgewandten Sehnsucht.<br />
Aber s<strong>in</strong>d ganz deutlich vom Standpunkt des Beteiligten<br />
aus aufgenommen. Ulrich Wüst ist sozusagen <strong>der</strong><br />
phänotypische Bewohner, Benutzer und vor allem<br />
Betrachter <strong>der</strong> Stadt. Er hält sich im Außenraum auf,<br />
vermeidet jede Intimität. Nichts, was h<strong>in</strong>ter den Fassaden<br />
ist, tritt <strong>in</strong> unser Blickfeld. Er sieht schlicht die D<strong>in</strong>ge, die<br />
wir alle sehen. Aber auf den Bil<strong>der</strong>n erlangen die abstrusen<br />
Begegnungen unvere<strong>in</strong>barer Materialien, die abrupt<br />
endenden o<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Nichts führenden Wege, die<br />
überflüssigen Stadtmöbel, ihre eigentümlichen<br />
Arrangements und die hybriden Baukörper e<strong>in</strong>e eigene<br />
Wirklichkeit. Sie werden, <strong>in</strong>dem sie bildhaft aus <strong>der</strong> Realität<br />
herausgelöst s<strong>in</strong>d, erst als kulturelle Phänomene kenntlich.<br />
Dazu bedarf es e<strong>in</strong>er ruhigen Betrachtungsweise. Der<br />
Fotograf läßt sich von se<strong>in</strong>en Gegenständen nicht<br />
bee<strong>in</strong>drucken o<strong>der</strong> antreiben. Er hetzt nicht von Ort zu Ort,<br />
er erschließt sich se<strong>in</strong>e Blicke, <strong>in</strong>dem er sich <strong>der</strong><br />
Beschleunigung städtischer Existenz wi<strong>der</strong>setzt. Mit<br />
m<strong>in</strong>imalem stilistischen Aufwand hat er e<strong>in</strong> hohes Maß an<br />
unverwechselbarem persönlichem Ausdruck erreicht, <strong>der</strong><br />
se<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Position <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />
Fotografie markiert<br />
Text: Matthias Flügge<br />
aus dem Katalog «Die ganz Stadt» e<strong>in</strong>e Ausstellung des ifa<br />
Stuttgart, 2003
MICHAEL NAJJAR<br />
netropolis, 2003-2006<br />
die werkgruppe «netropolis» thematisiert die zukünftige<br />
urbane entwicklung <strong>der</strong> global cities.<br />
ähnlich tiefgreifend wie die <strong>in</strong>dustrielle revolution zum ende<br />
des 19. jh. verwandeln nun die computernetze und die<br />
daraus entstandene <strong>in</strong>formationsgesellschaft den städti -<br />
schen raum. 3 entscheidende merkmale charakterisieren<br />
diesen wandel: <strong>der</strong> raum wird zum raumbild, die stadt wird<br />
zum term<strong>in</strong>al, <strong>der</strong> realraum verschmilzt mit dem telema -<br />
tischen raum.<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> «telematischen gesellschaft» wird das materielle<br />
abbild <strong>der</strong> stadt nun durch e<strong>in</strong> virtuelles abbild erweitert:<br />
die sogenannte «tele-polis». urbanität wird durch den tele -<br />
matischen raum neu strukturiert, verschmilzt mit ihm und<br />
entwickelt sich zu e<strong>in</strong>em völlig neuen raum. <strong>der</strong><br />
panoramatische blick von «netropolis» auf die stadt<br />
verwandelt die realität <strong>der</strong> urbanen raumkonstruktion zur<br />
landschaft, die digitale verschmelzung unterschiedlicher<br />
panoramatischer blickrichtungen verwandelt die landschaft<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> abstraktes und vielschichtiges beziehungsgeflecht,<br />
welches aber noch auf e<strong>in</strong>e geografische referenz verweist.<br />
<strong>der</strong> blick aus <strong>der</strong> ferne auf die stadt <strong>in</strong>vertiert die wahrneh -<br />
mung aus nächster nähe. er orientiert sich am weith<strong>in</strong><br />
sich tbaren und verb<strong>in</strong>det, was aus <strong>der</strong> nähe betrachtet zu<br />
nah ersche<strong>in</strong>t und dadurch fremd bleibt. im virtuellen raum<br />
jedoch liegen ferne und nähe auf e<strong>in</strong>er ebene. durch die<br />
komb<strong>in</strong>ation unterschiedlicher städte und<br />
beziehungsgeflechte wird e<strong>in</strong>e völlig neue und imag<strong>in</strong>äre<br />
urbanität generiert: netropolis, die stadt <strong>der</strong> zukunft.<br />
die serie «netropolis» porträtiert die megacities berl<strong>in</strong>,<br />
hong kong, los angeles, london, mexico city, dubai, new<br />
york, paris, são paulo, shanghai, pek<strong>in</strong>g und tokyo.<br />
die werkgruppe besteht aus zwölf hybridfotografien, e<strong>in</strong>em<br />
video und e<strong>in</strong>er bildskulptur.<br />
Text von Michael Najjar<br />
Michael Najjar<br />
netropolis | berl<strong>in</strong>, shanghai, dubai (2003-2006)<br />
180 x 120 cm<br />
hybridfotografie, lightjet-pr<strong>in</strong>t, aludibond, acryl (diasec)<br />
Courtesy the artist
Michael Lapuks<br />
«shack», 2011<br />
20 Holzdschnittdrucke<br />
Courtesy the artist<br />
MICHAEL LAPUKS<br />
«shack», 2011<br />
«Jede Stadt hat Ecken, die mich <strong>in</strong>teressieren», sagt<br />
Michael Lapuks. In se<strong>in</strong>er Heimatstadt Berl<strong>in</strong> würde er<br />
spannende Orte wohl eher im Wedd<strong>in</strong>g als am Potsdamer<br />
Platz suchen. Denn nicht prom<strong>in</strong>ente Prachtbauten<br />
fasz<strong>in</strong>ieren ihn, son<strong>der</strong>n «das, wor<strong>in</strong> wir alle leben, was uns<br />
umgibt, was da ist: L<strong>in</strong>ien, Formen, Symmetrie».<br />
Seit 1996 bereist Michael Lapuks im Auftrag des Instituts<br />
für Auslandsbeziehungen die Welt. Se<strong>in</strong>e Reisee<strong>in</strong>drücke –<br />
häufig reicht die Zeit nur für flüchtige<br />
Hotelzimmerausblicke – hält er seitdem <strong>in</strong> Fotografien fest,<br />
die er anschließend als Holzschnitte auf Le<strong>in</strong>wand<br />
ausarbeitet. Dabei konzentriert sich Michael Lapuks auf<br />
zentrale L<strong>in</strong>ien und Elemente, vere<strong>in</strong>facht, abstrahiert und<br />
schematisiert.<br />
So entstand im Laufe <strong>der</strong> Zeit e<strong>in</strong>e Art autobiografisches<br />
Tagebuch über <strong>Architektur</strong>, das e<strong>in</strong>en fast beiläufigen,<br />
vielleicht ungewollten und dennoch immer<br />
wie<strong>der</strong>kehrenden architektonischen Rhythmus <strong>der</strong> Städte<br />
sichtbar macht.<br />
In «shack» gestaltet Michael Lapuks <strong>Architektur</strong> aus<br />
dargestellter <strong>Architektur</strong>: Holzschnitte, die während <strong>der</strong><br />
letzten 15 Jahre entstanden s<strong>in</strong>d und Gebäudeansichten<br />
etwa <strong>in</strong> Montevideo, Rio de Janeiro, Maputo, Dakar,<br />
Salamanca o<strong>der</strong> Monterrey zeigen, werden ihrerseits zu<br />
e<strong>in</strong>zelnen Segmenten e<strong>in</strong>er neuen – transparenten –<br />
Fassade. Das Innere <strong>der</strong> drei mal viel Meter großen Hütte<br />
birgt unterschiedliche Ausblicke, aufgenommen von<br />
Hotelzimmerfenstern <strong>in</strong> Guangzhou, Tokio, S<strong>in</strong>gapur, Hanoi,<br />
Jakarta, Maputo, Dakar, Boston, Sa<strong>in</strong>t Louis, Canberra,<br />
Auckland und an<strong>der</strong>en Städten.<br />
Die Idee zu <strong>der</strong> Arbeit entstand, als Michael Lapuks<br />
vergangenes Jahr e<strong>in</strong>em Freund <strong>in</strong> Schottland<br />
beim Errichten e<strong>in</strong>es Holzhauses half. «Die durchsichtige<br />
Struktur und Transparenz <strong>der</strong> Konstruktion haben mir<br />
gefallen», sagt er. «Der englische Begriff für e<strong>in</strong>e Art<br />
<strong>in</strong>stabile Hütte – ‘shack’ – ist für mich das M<strong>in</strong>imum<br />
dessen, was man Haus nennen kann. Gleichzeitig er<strong>in</strong>nert<br />
er mich auch an das Wort ‚shelter’, das ‚Obdach‘ o<strong>der</strong><br />
‘Schutz’ bedeutet. Den allerd<strong>in</strong>gs bietet diese durchlässige<br />
Konstruktion nur zum Teil».<br />
Text: Anne Gerl<strong>in</strong>g, 2011
Mart<strong>in</strong> Kobe<br />
O.T., 2008<br />
Xerografie<br />
34 x 23,5 cm<br />
Courtesy the artist and Galerie Christian Ehrentraut. Berl<strong>in</strong>.<br />
MARTIN KOBE<br />
The Centre Cannot Hold<br />
Die Erosion des Zentrum bezeichnet e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />
Aspekt <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong> Mart<strong>in</strong> Kobes. Sie beschreibt die<br />
anfängliche Verstörung angesichts des irritierenden<br />
Augesche<strong>in</strong>s se<strong>in</strong>er Bil<strong>der</strong>, von dem zugleich e<strong>in</strong> markanter<br />
Reiz ausgeht. Der erste Blick assoziiert menschenleere,<br />
visionäre anmutende Interieurs und <strong>Architektur</strong>en, <strong>der</strong>en<br />
perfektes, aber steriles Oberflächendisign <strong>in</strong> leuchtenden<br />
Farben ultramo<strong>der</strong>ne Urbanität verheißt, das uns zwar<br />
seltsam, aber irgendwie bekannt vorkommt. Dr<strong>in</strong>gt <strong>der</strong><br />
Blick weiter vor, offenbart sich die Fragilität dieser<br />
Konstrukte. Nichts ist so, wie es se<strong>in</strong> müsste. Vergeblich<br />
bemühen sich Auge und Verstand um e<strong>in</strong>e plausible<br />
Konvergenz zwischen <strong>der</strong> räumlichen Illusion und dem<br />
funktional codierten System <strong>Architektur</strong>. Die Malerei steht<br />
dagegen, und die Suggestion räumlicher Effekte ist nur<br />
e<strong>in</strong>e von vielen Entscheidungen des Malers.<br />
Material für se<strong>in</strong>e Bil<strong>der</strong> entnimmt Mart<strong>in</strong> Kobe <strong>der</strong><br />
Baugeschichte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts und auch eigene<br />
Photografien f<strong>in</strong>den als Vorlagen Verwendung. Wesentliche<br />
Merkmale dieser Rezeption s<strong>in</strong>d Fragmentierung und<br />
Abstraktion. Die von Mart<strong>in</strong> Kobe adaptierten, e<strong>in</strong>zelnen<br />
o<strong>der</strong> komplexen Versatzstücke aus <strong>Architektur</strong> und Design<br />
prägen das Bild <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Stadt; ihre ästhetischen<br />
Qualitäten und Mängel s<strong>in</strong>d uns vertraut. Neue Spannung<br />
gew<strong>in</strong>nen sie dadurch, dass Mart<strong>in</strong> Kobe sie aus ihrer<br />
funktionalen Grammatik befreit und und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bil<strong>der</strong>n<br />
neu konfiguriert, teilweise modifiziert und uns <strong>in</strong>s Imag<strong>in</strong>äre<br />
potenziert.<br />
Text: Matthias Wagner<br />
aus dem Katalog: Mart<strong>in</strong> Kobe - The Centre Cannot Hold, 2007<br />
<strong>der</strong> Staatlichen <strong>Kunst</strong>sammlung Dresden, Galerie Neue Meister <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Kunst</strong>halle im Lipsiusbau.<br />
Mart<strong>in</strong> Kobe<br />
Ru<strong>der</strong>a, 2006<br />
Siebdruck<br />
49 x 69 cm<br />
Courtesy the artist and Galerie Christian Ehrentraut. Berl<strong>in</strong>.
Jesús Portal<br />
Consum Fiction 7 (2006)<br />
Consum Fiction 10 (2006)<br />
Fotografía digital RC LightJet R>C sobre metacrilato.<br />
160 x 120 cm<br />
Courtesy the artist and Galería Adora Calvo, Salamanca<br />
JESUS PORTAL<br />
Consum Fiction (2006)<br />
Consum Fiction ist nicht nur e<strong>in</strong> nostalgischer Blick auf die<br />
retro-futuristische Ästhetik, e<strong>in</strong>e verwaschene Hommage<br />
an die klassische Science-Fiction, son<strong>der</strong>n auch<br />
e<strong>in</strong>e –ironische– Kritik, an den Market<strong>in</strong>gstrategien <strong>der</strong><br />
großen Unternehmen und Marken <strong>in</strong> <strong>der</strong> globalen<br />
Wirtschaft.<br />
In dem Buch Der Stil <strong>der</strong> Welt, warnte <strong>der</strong> Autor Vicente<br />
Verdu vor dem Aufkommen e<strong>in</strong>es neuen Typs von<br />
Kapitalismus, dem Kapitalismus <strong>der</strong> Fiktion, <strong>der</strong> die<br />
Produktion von Waren sukzessive durch die Produktion von<br />
Wünschen und von Wirklichkeit ersetzt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> das Fiktive<br />
alle Aspekte <strong>der</strong> neuartigen Realität umfasst. An<strong>der</strong>e<br />
Autoren wie Rolf Jensen sprechen bereits von <strong>der</strong> Dream<br />
Society, <strong>der</strong> Traum- o<strong>der</strong> Innerlichkeitsgesellschaft, die<br />
schließlich die aktuelle «Informationsgesellschaft» ersetzt.<br />
Dies ist <strong>der</strong> diskursive Rahmen von Consum Fiction, e<strong>in</strong><br />
Projekt, das über die Dispositive des Market<strong>in</strong>g nachdenkt,<br />
die «mentale Räume» <strong>in</strong> Form von Science-Fiction-<br />
Fantasien schaffen um den Betrachter- Konsument zu<br />
verführen und ihn dauerhaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er endlosen K<strong>in</strong>dheit<br />
festzuhalten. E<strong>in</strong> ewiges K<strong>in</strong>dse<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Zustand von<br />
unkritischer Fasz<strong>in</strong>ation, die <strong>in</strong> Raumschiffen e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er<br />
immer wie<strong>der</strong>kehrenden Symbole f<strong>in</strong>det.<br />
In Consum Fiction, verwandelt Malerei den Innenraum von<br />
Läden <strong>der</strong> bedeutendsten Marken <strong>in</strong> den wichtigsten<br />
Metropolen rund um den Planeten alle<strong>in</strong> dadurch, dass die<br />
Artikel versteckt werden. Die manipulierten Perspektiven<br />
o<strong>der</strong> die e<strong>in</strong>fache Umkehrung von Bil<strong>der</strong>n verwandeln<br />
mittels gemalten Interventionen die Räume von Armani,<br />
Reebok o<strong>der</strong> Mosch<strong>in</strong>o <strong>in</strong> Szenarien von Sci-Fi-Filmen <strong>der</strong><br />
50er, 60er o<strong>der</strong> 70er Jahre und provozieren e<strong>in</strong>e<br />
unmittelbare emotionale Empathie, da sie Teil unserer<br />
kollektiven Imag<strong>in</strong>äre s<strong>in</strong>d, und setzen gleichzeitig e<strong>in</strong><br />
Nachdenken über die Welt um uns herum <strong>in</strong> Bewegung.<br />
Text: Jesus Portal<br />
Übersetzt von Christioph Strie<strong>der</strong><br />
Jesús Portal<br />
Consum Fiction 11 (2006)<br />
Fotografía digital RC LightJet R>C sobre metacrilato.<br />
160 x 120 cm<br />
Courtesy the artist and Galería Adora Calvo, Salamanca
Peter Bialobrzeski<br />
Case Study Homes, 2008<br />
12 Fotografien , c-pr<strong>in</strong>t<br />
22 x 27 cm<br />
Courtesy the artist and Galerie Lothar Albrecht, Frankfurt / Ma<strong>in</strong><br />
PETER BIALOBRZESKI<br />
Case Study Homes<br />
Der 1961 geborene Hamburger Fotograf Peter<br />
Bialobrzeskis hat «Case Study Homes» im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />
Projektes <strong>in</strong> Manila fotografiert<br />
«Case Study Homes» ist <strong>in</strong> Baseco, e<strong>in</strong>er Slum-Siedlung<br />
zwischen zwei Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>als <strong>in</strong> Manila entstanden.<br />
E<strong>in</strong> Ort <strong>der</strong> Armut, Platz für etwa 70 000 Menschen, an<br />
dem sich dennoch <strong>der</strong> Wunsch <strong>der</strong> Bewohner äußert, sich<br />
e<strong>in</strong> Zuhause zu schaffen. Diese auf Stelzen stehenden<br />
Behausungen bauen die Menschen aus dem, was sie<br />
haben: aus dem Müll <strong>der</strong> Zivilisation. Aus Euro-Paletten,<br />
aus Wellblech, aus Plastikplanen o<strong>der</strong> Wahlplakaten und<br />
Schwemmgut. <strong>Architektur</strong>en aus Karton und Mülltüten –<br />
die Rückseite des globalen Wachstums, die Kehrseite <strong>der</strong><br />
glänzenden Städte. Hier, im Slum Baseco, ganz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe<br />
<strong>der</strong> schicken Uferpromenade von Manila, leben vor allem<br />
Arbeitsmigranten aus <strong>der</strong> philipp<strong>in</strong>ischen Prov<strong>in</strong>z, die ihre<br />
Heimat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hoffnung auf e<strong>in</strong> besseres Leben verlassen<br />
haben.<br />
Diese Dokumentarfotografien aus e<strong>in</strong>em Elendsviertel<br />
–<strong>der</strong>en Sichtung zeitlich mit dem Zusammenbruch <strong>der</strong><br />
Lehman Brothers Bank und dem Paranoia vor e<strong>in</strong>er<br />
Weltwirtschaftskrise zusammenfiel– s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Haltung<br />
nicht ganz e<strong>in</strong>deutig. Aus ihnen spricht vieles. Zum e<strong>in</strong>en<br />
Fasz<strong>in</strong>ation, wie <strong>der</strong> Fotograf selbst sagt: «Manche <strong>der</strong><br />
Häuser kommen mir vertraut vor, wie e<strong>in</strong> Gesicht das sich<br />
vor langer Zeit <strong>in</strong> die Er<strong>in</strong>nerung geschlichen hat».<br />
Vertraut s<strong>in</strong>d jene zusammengezimmerten Behausungen<br />
auch aus <strong>der</strong> Fotogeschichte. Die Bilddokumente ländlicher<br />
Armut <strong>der</strong> «Großen Depression» <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Fotografen Walker Evans, Dorothea Lange o<strong>der</strong> Arthur<br />
Rothste<strong>in</strong> – entstanden <strong>in</strong> den dreißiger und vierziger<br />
Jahren – zeigen ähnlich karge <strong>Architektur</strong>en. Arthur<br />
Rothste<strong>in</strong>s Bild e<strong>in</strong>es Mannes, <strong>der</strong> mit se<strong>in</strong>en Söhnen vor<br />
e<strong>in</strong>em Sandsturm flüchtet, zählt Bialobrzeski selbst zu den<br />
großen geistigen Vorbil<strong>der</strong>n se<strong>in</strong>er neuen Serie «Case<br />
Study Homes».<br />
So viele Jahrzehnte später hat sich das Elend noch nicht<br />
aus <strong>der</strong> Welt verabschiedet. Das Elend gibt es immer noch.<br />
Das ist die e<strong>in</strong>e Lesart dieser Bil<strong>der</strong>. Doch es gibt auch<br />
noch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Lesart, auf die <strong>der</strong> Fotograf h<strong>in</strong>weist: Wie<br />
Wi<strong>der</strong>stands-<strong>Architektur</strong>en muten diese Häuser an, wie die<br />
Hütten <strong>in</strong> <strong>der</strong> «Republik Freies Wendland», wie die<br />
Waldhütten <strong>der</strong> Startbahn West-Gegner am Frankfurter<br />
Flughafen. Doch gegen was wi<strong>der</strong>stehen sie? Gegen das<br />
Meer wohl kaum – auf überraschend würdevolle Weise<br />
aber vielleicht gegen die Hoffnungslosigkeit.<br />
Text: Marc Peschke<br />
www.marcpeschke.de
KARLHEINZ BIEDERBICK<br />
Vorstadt von Rom, 1998-2008<br />
Rom 1979:<br />
Als Besucher während des Aufenthalts me<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Villa Massimo nahm ich die Glegenheit wahr, mit dem Auto<br />
<strong>in</strong> südöstlicher Richtung <strong>in</strong> die Außenbezirke und <strong>in</strong>s<br />
Umland von Rom zu fahren. Von verschiedenen<br />
Haltepunkten aus unternahm ich mit <strong>der</strong> Kamera <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Hand Streifzüge über menschenleere Straßen und über<br />
unbefestigte Wege. Mit dem Auge und dem Objektiv haftete<br />
ich an den D<strong>in</strong>gen, an ihren stofflichen Oberflächen und<br />
dies durchaus mit Leidenschaft, vor allem wenn ich an die<br />
unerträgliche Leere über dem Himmelsblau dachte: Gras,<br />
Sand und Pflaster, Asphalt, Ste<strong>in</strong>, Beton, Putz, rostendes<br />
Wellblech, Eisenteile, Eisentore, Pfosten, Autoschrott, Kies,<br />
Bagger, Maschendraht – alles ist sehr schön unter dem<br />
südlichen Licht. Wenn man sich dabei als «außerirdischer»<br />
und vorübergehen<strong>der</strong> Besucher fühlt, bekommt e<strong>in</strong><br />
Augenblick – e<strong>in</strong> Blick im Moment – e<strong>in</strong> Gewicht, das die<br />
Suche nach <strong>in</strong>teressanten Motiven zu Boden zieht. Auf<br />
e<strong>in</strong>mal zeigt das zufällig Gegebene se<strong>in</strong>en Reichtum an<br />
Form und Struktur, und es schließt Räume auf, <strong>in</strong> denen<br />
<strong>der</strong> fremde Gast ganz zu Hause ist.<br />
In Er<strong>in</strong>nerung blieben auch drei «Gestalten» auf freiem<br />
Feld: Die weiße, die rote und die gelbe Fabrik. Die weiße<br />
war e<strong>in</strong>e aufgegebene Zementfabrik – Dach, Kam<strong>in</strong>e,<br />
Mauern, Geräte <strong>in</strong> öden Räumen, e<strong>in</strong> Mahlwerk- alles dick<br />
weißlich überstaubt, davor e<strong>in</strong> C<strong>in</strong>quecento auf dem Dach<br />
liegend. Die rote war e<strong>in</strong>e Chemiebude mit angerosteten<br />
Kesseln auf dem Dach, bl<strong>in</strong><strong>der</strong> Verglasung, Gitterwerk, die<br />
gelbe holzverarbeitend. Die drei verlangten von mir,<br />
dargestellt zu werden, dr<strong>in</strong>gend, ich fand aber ke<strong>in</strong> Mittel.<br />
Erst zwanzig Jahre später konnten sie als Terracotta-<br />
M<strong>in</strong>iatur im Zyklus «Rom, Vorstadt – Rom, vor <strong>der</strong> Stadt»<br />
ersche<strong>in</strong>en.<br />
Als Vorlagen für diesen Zyklus dienten die Fotos von 1979,<br />
zu denen mich <strong>der</strong> Stoffkontakt, Erdkontakt motiviert hatte.<br />
Text: Karlhe<strong>in</strong>z Bie<strong>der</strong>bick, Berl<strong>in</strong> 2009<br />
Karlhe<strong>in</strong>z Bie<strong>der</strong>bick<br />
Vorstadt von Rom, 1998-2008<br />
Terrakotta Reliefes<br />
15 x 25 cm<br />
Courtesy the artist
Romana Schmalisch<br />
Weg zum Klub. Erholung durch Kultur, 2007<br />
Mixed media/DV, 11 m<strong>in</strong><br />
Courtesy the artist<br />
ROMANA SCHMALISCH<br />
Weg zum Klub. Erholung durch Kultur<br />
Mixed Media/ DV, 11 m<strong>in</strong>; 2007<br />
Der Film komb<strong>in</strong>iert collagenartig sowjetische Avantgarde-<br />
Häuser aus den 1920ern, die ich <strong>in</strong> SW/16mm-Aufnahmen<br />
aufgenommen habe, mit Film- und Tonaufnahmen aus den<br />
späten 1930er Jahren, <strong>in</strong> denen das Thema <strong>der</strong><br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stadt Moskau e<strong>in</strong>e zentrale Rolle spielte.<br />
Während <strong>in</strong> den Filmen <strong>der</strong> zwanziger Jahre die<br />
Protagonisten die reale Stadt Moskau noch mit ihren<br />
eigenen Augen sehen konnten, ist <strong>der</strong> Blick <strong>in</strong> Filmen <strong>der</strong><br />
dreißiger Jahre durch ideologische Texte gelenkt, die<br />
Protagonisten bekommen nur e<strong>in</strong>e ideale Attrappe <strong>der</strong><br />
Stadt zu sehen. Gezeigt wird e<strong>in</strong>e fiktive Stadtlandschaft, <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong>en Zentrum häufig <strong>der</strong> Palast <strong>der</strong> Sowjets stand, e<strong>in</strong><br />
Gebäude, das wie viele an<strong>der</strong>e, nie realisiert wurde.<br />
Diese Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> politischen wie architektonischen<br />
Landschaft <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Zeitspanne von nur wenigen<br />
Jahren wird zum zentralen Thema des Films «Weg zum<br />
Klub. Erholung durch Kultur». Die Visionen <strong>der</strong> frühen<br />
Avantgarde werden mit den Stal<strong>in</strong>schen Großplanungen<br />
konfrontiert, die sich des Mediums Film bedienten, um das<br />
Bild <strong>der</strong> Stadt bereits vor <strong>der</strong> Realisierung zu prägen. Der<br />
Film «Weg zum Klub. Erholung durch Kultur», untersucht<br />
das mediale Bild <strong>der</strong> Stadt Moskau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit des<br />
polischen und sozialen Umbruchs.<br />
Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> dem von mir zitierten Film «Das neue<br />
Moskau» (1938) von Alexan<strong>der</strong> Medwedk<strong>in</strong> wird <strong>der</strong><br />
rasante Wandel <strong>in</strong> dieser Zeit verbildlicht und das<br />
architektonische Modell zu e<strong>in</strong>em unentbehrlichen Requisit<br />
des Films. E<strong>in</strong>em Maler missl<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> Versuch, Moskau auf<br />
se<strong>in</strong>en Bil<strong>der</strong>n festzuhalten, da die Stadtkulisse<br />
mit explosiver Schnelligkeit verschw<strong>in</strong>det: Die alten<br />
Gebäude verflüchtigen sich über Nacht, werden durch<br />
an<strong>der</strong>e ersetzt. In dem Film reist e<strong>in</strong> Ingenieur aus Sibirien<br />
nach Moskau und stellt se<strong>in</strong>en Entwurf für die neue Stadt<br />
vor, für jene Stadt, die er nie gesehen, aber immer schon<br />
erträumt hat. Dokumentaraufnahmen von <strong>der</strong> Sprengung<br />
des Sucharjowskaja-Turms, <strong>der</strong> Erlöserkathedrale und des<br />
Stratnoi-Klosters werden <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Modell <strong>in</strong>tegriert, anstelle<br />
dieser Gebäude ersche<strong>in</strong>en Le<strong>in</strong>wände mit Zeichnungen<br />
und Modellen <strong>der</strong> neuen Stadt. So wird <strong>der</strong> reale Raum<br />
durch e<strong>in</strong>e Stadt aus Modellen und Häuser aus Pappe<br />
ersetzt, die <strong>in</strong> dem Film für e<strong>in</strong>e neue Realität stehen<br />
sollen.<br />
Text: Romana Schmalisch
Roland Fischer<br />
Façades on Paper, 2001<br />
Siebdrucke | 60 x 80 cm<br />
Courtesy the artist and Galerie Walter Storms<br />
ROLAND FISCHER<br />
Von <strong>der</strong> Unmöglichkeit <strong>der</strong> Realität -<br />
Statt e<strong>in</strong>es Vorwortes e<strong>in</strong> Paradoxon<br />
Die «Hochhausfassaden» s<strong>in</strong>d Abbil<strong>der</strong> von Gebäuden, die<br />
uns wie die Bank of Ch<strong>in</strong>a <strong>in</strong> Hong Kong entwe<strong>der</strong> als<br />
architektonische Ikonen vertraut s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Anonymität mo<strong>der</strong>nen Bauens über unseren Köpfen e<strong>in</strong>er<br />
unmittelbaren Vergegenwärtigung entziehen.<br />
Unabhängig davon aber verb<strong>in</strong>det sich mit je<strong>der</strong> Aufnahme<br />
e<strong>in</strong> benennbarer Ort zwischen New York und Beij<strong>in</strong>g,<br />
Chicago und S<strong>in</strong>gapore, den es zu bereisen und zu<br />
betreten gilt.<br />
Die Ablichtung <strong>der</strong> Wirklichkeit bedarf also <strong>der</strong><br />
Gegenwärtigkeit, und so s<strong>in</strong>d nach Art und Ausführung des<br />
künstlerischen Mittels <strong>der</strong> Werke Roland Fischers<br />
wesentliche Aspekte <strong>der</strong> Fotografie erfüllt. Hält man<br />
jedoch die Äußerung des Künstlers dagegen, daß ihn «das<br />
‘Abbildende’,also [das] dokumentarische, reportagehafte<br />
usw. am Medium Fotografie am wenigsten <strong>in</strong>teressiert»1,<br />
so darf die zu Beg<strong>in</strong>n aufgestellte Behauptung<br />
noch e<strong>in</strong>mal wie<strong>der</strong>holt und ausgeführt werden.<br />
Unübersehbar ist, daß Roland Fischer Raum und Zeit<br />
zielgerichtet aus se<strong>in</strong>en Fotografien tilgt; die für<br />
Dokumentation wie Reportage gleichermaßen<br />
unverzichtbaren Fragen nach dem Wann und Wo<br />
ersche<strong>in</strong>en obsolet o<strong>der</strong> tragen zum<strong>in</strong>dest zur Bildf<strong>in</strong>dung<br />
nicht wesentlich bei. Statt dessen etabliert sich e<strong>in</strong> Bild,<br />
dessen formale wie <strong>in</strong>haltliche Strenge gleichsam<br />
unabhängig vom Medium <strong>der</strong> Fotografie ersche<strong>in</strong>t – ja,<br />
mitunter <strong>der</strong>en oben skizzierte Aspekte nachhaltig negiert.<br />
So zeigen die Hochhausfassaden nur kle<strong>in</strong>e Ausschnitte,<br />
die sich zu Gemälden transformieren, <strong>der</strong>en Farbe und<br />
Form an die abstrakt-geometrischen Werke konkreter<br />
<strong>Kunst</strong> er<strong>in</strong>nern. Stürzende Perspektivl<strong>in</strong>ien werden dabei<br />
mittels Paralaxenausgleich o<strong>der</strong> nachträglich am Computer<br />
korrigiert, während die Anonymität <strong>der</strong> meisten Motive die<br />
Bil<strong>der</strong> zusätzlich dem Mißverständnis e<strong>in</strong>er<br />
wie<strong>der</strong>erkennenden Identifikation entzieht. Und selbst <strong>in</strong><br />
den <strong>Architektur</strong>formen, <strong>der</strong>en Ersche<strong>in</strong>ung, wie die <strong>der</strong><br />
Bank of Ch<strong>in</strong>a o<strong>der</strong> des World Trade Centers <strong>in</strong> New York,<br />
zum Bestand e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>en Bildgedächtnisses gezählt<br />
werden müssen, erreicht die Verne<strong>in</strong>ung des<br />
Gegenständlichen zugunsten des bildnerischen Zeichens<br />
e<strong>in</strong>e Intensität.<br />
Der Ausschnitt <strong>der</strong> «Hochhausfassaden» blendet den<br />
architektonischen wie lokalen Kontext aus und setzt damit<br />
die autonome Bildform gezielt <strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zur<br />
Abbildungsfunktion <strong>der</strong> Fotografie.<br />
Text: Joachim Kaak<br />
aus dem Katalog zur Retrospektive Roland Fischer <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
P<strong>in</strong>akothek <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne München 2003, Wienand Verlag
Sery C.<br />
Get up Betty - second version<br />
Industriegummi mit Farbpigmenten<br />
120 x 350 x 80 cm<br />
Courtesy the artist<br />
Sery C.<br />
Get up Betty - f<strong>in</strong>al version<br />
Industriegummi, Farbpigmenten, Paletten<br />
230 x 130x 100 cm<br />
Courtesy the artist<br />
SERY C.<br />
Eigentlich wollte ich nur e<strong>in</strong> Bild malen<br />
«Eigentlich wollte ich nur e<strong>in</strong> Bild malen» o<strong>der</strong> «Was ist <strong>der</strong><br />
beste Anlass, um zu malen» führte über die Reflexion des<br />
zweidimensionalen Mediums –eben des Tafelbildes–<br />
zu Überlegungen, die e<strong>in</strong>erseits das Medium Malerei sowie<br />
den Bildf<strong>in</strong>dungsprozess nicht außer Acht ließen, son<strong>der</strong>n<br />
sich vertiefend <strong>in</strong> den Malprozess und se<strong>in</strong>e Bedeutung,<br />
bezogen auf das, was Bild se<strong>in</strong> könnte, e<strong>in</strong>ließ.<br />
Diesbezüglich wurden Schnittstellen von Fläche zum Raum<br />
und umgekehrt im Grunde gegenüber stehende Reale<br />
sowie visuelle Phänomene zum Schnittpunkt e<strong>in</strong>es<br />
grenzgängerischen Bestandes.<br />
Der gegenseitige konterkarierte Dialog wurde <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />
malerischen System und me<strong>in</strong>er Strategie allgeme<strong>in</strong>er<br />
Ausgangspunkt von malerischer Verfahrensweise<br />
<strong>in</strong>haltlicher wie ästhetischer Natur.<br />
Das Bild <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenen geratenen Phänomenologie als<br />
Fläche und somit nicht nur als Trägermaterial son<strong>der</strong>n als<br />
Form und Dimension für malerisches Vorgehen, wurde <strong>in</strong><br />
den Raum förmlich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gestülpt. Dabei kommt dem<br />
orthogonalen Raum <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Struktur (Tektonik) enorme<br />
Bedeutung zu. Jedoch formulieren ebenso Funktion und<br />
Raumgefüge (Hierarchie) das ästhetische Format.<br />
Wenn ich dabei von e<strong>in</strong>em ästhetischen Format spreche,<br />
wird e<strong>in</strong> prozessnaher Ablauf – Bild wie Bildmaterial –<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Tektonik des Raumes formatiert, bis h<strong>in</strong> zu<br />
jenem Punkt, an dem das Bild (Bildmaterial) <strong>der</strong> Tektonik<br />
des Raumes (se<strong>in</strong>em Gefüge) entnommen wird, e<strong>in</strong>em<br />
Häutungsprozess ähnelnd.<br />
Aus diesem ersten konzipierten Ansatz, sich e<strong>in</strong>e<br />
bestimmte Situation an/aus <strong>der</strong> <strong>Architektur</strong> zu ermalen,<br />
folgt e<strong>in</strong>e Form von Dekonstruktion aus e<strong>in</strong>em<br />
geometrischen Befund von Raum, dessen Verfall.<br />
Aus diesem Bestand von Malmaterie mit all se<strong>in</strong>em<br />
vorhandenen <strong>in</strong> sich wohnenden Abdrücken, wird e<strong>in</strong><br />
Umformungsprozess e<strong>in</strong>geleitet, welcher sich<br />
schlussendlich <strong>in</strong>stallativ plastisch äußert.<br />
Dabei spreche ich von Haut e<strong>in</strong>er ermalten <strong>Architektur</strong>.<br />
Text: Sery C.
Jobst Günther<br />
Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>t, 2004<br />
Acryl, Holz 140 x 100 cm<br />
Courtesy the artist<br />
JOBST GÜNTHER<br />
«Das Thema me<strong>in</strong>er Arbeit ist Geschichte, nicht l<strong>in</strong>ear<br />
erzählt o<strong>der</strong> gar illustriert, son<strong>der</strong>n die Überlagerung und<br />
Durchdr<strong>in</strong>gung historischer Zeiten und Räume. Dem<br />
entspricht die Collage und vielschichtige Übermalung von<br />
Fotografien archäologischer <strong>Architektur</strong>reste und<br />
Funde.’Babylon I und II’ zeigen e<strong>in</strong>erseits das mythologisch<br />
vielschichtige Thema: Bau des babylonischen Turms mit<br />
anschließen<strong>der</strong> Zerstörung und Sprachverwirrung,<br />
an<strong>der</strong>erseits werden <strong>Architektur</strong> und Straßen dieser<br />
versunkenen Stadt evoziert.Die beiden Bil<strong>der</strong> mit dem Titel<br />
‘Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts’ verweisen auf die zentralen<br />
Katastrophen, den II. Weltkrieg und Auschwitz. Der äußeren<br />
Zerstörung <strong>der</strong> Kulturdenkmäler <strong>in</strong> den deutschen Städten<br />
entspricht die radikale Absage an Menschlichkeit und<br />
Kultur durch Auschwitz» (Jobst Günther).<br />
Jobst Günter bezieht sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bil<strong>der</strong>n auf unser<br />
soziales, kulturelles und historisches Gedächtnis mit<br />
konkreten und symbolischen Konstruktionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
historischen Raum.<br />
Günter legt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Bil<strong>der</strong>n historische Schichten frei,<br />
macht diese sichtbar und br<strong>in</strong>gt somit diese <strong>in</strong> unser<br />
Bewusstse<strong>in</strong>.<br />
Er stellt neue Bezüge unseres historischen<br />
Kulturbewusstse<strong>in</strong>s her, die unser abendländisches<br />
Kulturverständnis, das von Generationen zu Generationen<br />
als kulturelles Erbe und Bildung übertragen wird, reflektiert.<br />
Dabei s<strong>in</strong>d die uns bekannten historischen Ereignisse mit<br />
ihren architektonischen Konstruktionen und Monumente<br />
aus verschiedenen Kulturepochen, oftmals stellvertretendes<br />
Symbol von dem Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Prozesses von Zerstörung<br />
und Zerfall, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>em Neubeg<strong>in</strong>n und zu<br />
Verän<strong>der</strong>ungen führen kann. Jobst reflektiert dabei die<br />
Machtstrukturen die auf das e<strong>in</strong>zelne und kollektive<br />
Individum e<strong>in</strong>wirken und die Frage nach Schicksal o<strong>der</strong><br />
Mitverantwortung an <strong>der</strong> Bestimmung unserer «condicione<br />
humana», die unserer menschlichen Existenz, sowie unser<br />
Handeln bis <strong>in</strong> die Gegenwart prägen.<br />
Text: Bodo Rau<br />
Jobst Günther<br />
Babylon I, 2005<br />
Acryl, Papier 120 x 85 cm<br />
Courtesy the artist
MONIKA MURASCH<br />
«In <strong>der</strong> unendlichen Weite <strong>der</strong> Wüste, wo die Horizontale<br />
herrschend ist, wo <strong>der</strong> W<strong>in</strong>d immer neue vielfältige Spuren<br />
<strong>in</strong> den Sand zeichnet, dort, wo es ke<strong>in</strong>e Vertikale gibt ,war<br />
es mir möglich, diese me<strong>in</strong>e hohen Skulpturen zu denken<br />
und zu zeichnen.» (Monika Murasch)<br />
« … Monika Muraschs Skulpturen s<strong>in</strong>d sehr hohe, sehr<br />
schlanke und eigentümlich kraftvolle Gebilde. Trotz ihres<br />
reduzierten Volumens wirken sie nicht formalistisch,<br />
son<strong>der</strong>n sie entfalten die Fülle suggestiver und höchst<br />
<strong>in</strong>dividueller Bil<strong>der</strong>. In ihrem rhythmischen Sich-Aufbauen<br />
sche<strong>in</strong>en die Skulpturen zugleich wie sensorisch auf<br />
Umgebendes, den menschlichen S<strong>in</strong>nen aber Verborgenes<br />
zu reagieren. Indem sie dieses Nicht-Wahrnehmbare zu<br />
spüren geben, stellen sie als D<strong>in</strong>ge we<strong>der</strong> Gesten noch<br />
S<strong>in</strong>nbil<strong>der</strong> dar. Vielmehr bestimmen sie e<strong>in</strong>drücklich die<br />
imag<strong>in</strong>ären Bil<strong>der</strong>, die sich <strong>der</strong> Betrachter an ihnen bildet.<br />
Monika Murasch gel<strong>in</strong>gt es somit, den überkommenen<br />
Begriff <strong>der</strong> Bildhauerei mit neuem S<strong>in</strong>n zu füllen: Skulptur<br />
und Bild <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Kunst</strong>werk mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu versöhnen.»<br />
(L.F.St.)<br />
Diese Frage <strong>der</strong> Versöhnung stellt sich auch unter<br />
an<strong>der</strong>em, dem architektonischem Blick. Die Skulpturen<br />
s<strong>in</strong>d aus Fe<strong>in</strong>blechplatten, die mit <strong>der</strong> Punktschweißtechnik<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden s<strong>in</strong>d. Das Material und Bearbeitung<br />
hat also engen Bezug zu den Karosserieblechen des<br />
Automobils, dem Verkehrsmittel des Urbanen. Die Gestalt<br />
<strong>der</strong> Skulpturen hat zwar das Aufstrebende <strong>der</strong><br />
Stahlhochhäuser <strong>in</strong> den Großstädten, dennoch br<strong>in</strong>gt ihre<br />
beson<strong>der</strong>e, filigrane Ver- und Bearbeitung allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e<br />
ganz an<strong>der</strong>e Poetik <strong>in</strong> die Wahrnehmung des<br />
großstädtischen Betrachters. Vielleicht können diese<br />
Skulpturen e<strong>in</strong>en Versöhnungsweg von lauter, harter Stadt<br />
zu bes<strong>in</strong>nen<strong>der</strong>, s<strong>in</strong>nlicher Anmutung «aus <strong>der</strong> fernen<br />
Unberührtheit <strong>der</strong> Wüste» weisen.<br />
Text: Monika Murasch<br />
Monika Murasch<br />
Skulpturen, 2011<br />
Fe<strong>in</strong>blechplatten<br />
Courtesy the artist
Thomas Kaufhold<br />
Wedd<strong>in</strong>g View, 1994-2003<br />
7 Gitterkonstruktionen auf Packtisch<br />
180 x 100 x140 cm<br />
Courtesy the artist<br />
Eugenio Ampudia<br />
Museum and Space, 2011<br />
Videoe<strong>in</strong>kanal, 3 m<strong>in</strong>. loop<br />
Courtesy the artist and Galeria Max Estrella, Madrid<br />
THOMAS KAUFHOLD<br />
Wedd<strong>in</strong>g View<br />
Die hier gezeigte Arbeit mit sieben Gitterkonstruktionen<br />
werden für Setzungen an Orten und Räumen benutzt um<br />
neue Blickbeziehungen entstehen zu lassen. Jeweils neue<br />
Bil<strong>der</strong> entstehen zu sehen ist Anlaß und Ziel me<strong>in</strong>er Arbeit.<br />
Mit den Materialien <strong>der</strong> <strong>Architektur</strong>, gebrannter Ziegelton,<br />
werden die Gitterkonstruktionen aus seriell Vorgefertigten<br />
Tonsträngen gebaut. Es entsteht e<strong>in</strong>e Gitterstruktur. Es s<strong>in</strong>d<br />
ke<strong>in</strong>e erfundenen Formen son<strong>der</strong>n entlehnt von vorherigen<br />
bestehenden Formen (Volumen). Es f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Umformung<br />
statt <strong>in</strong> starker Reduktion. Hierbei werden ausschließlich<br />
die Kulm<strong>in</strong>ationspunkte <strong>der</strong> vorhandenen Form<br />
berücksichtigt über die Tonstränge gelegt werden. Was<br />
vorher Volumen war, ist jetzt Luft. Das Volumen wird<br />
rausgeschnitten es bleibt die Gitterkonstruktion. Gitter s<strong>in</strong>d<br />
durchlässig man kann durch sie h<strong>in</strong>durchsehen.<br />
Gitter können aufbrechen. Gitter können auch e<strong>in</strong> Netzwerk<br />
symbolisieren. Es geht um e<strong>in</strong>e ausgesprochen ästhetische<br />
Symbolik, starke Zeichenhaftigkeit. Die Gitter öffnen sich<br />
ihrer Umgebung und umschreiben neue Räume, Masse<br />
und Fragilität, Schwere und Leichtigkeit, Offen und<br />
Geschlossenheit, Innen und Außenraum, das Zulassen des<br />
an<strong>der</strong>en da h<strong>in</strong>terliegenden changieren die Arbeiten.<br />
Sie for<strong>der</strong>n den Betrachter auf e<strong>in</strong>en Standpunkt zu f<strong>in</strong>den<br />
<strong>der</strong> Distanz und Nähe ausbalanciert.<br />
Text: Thomas Kaufhold<br />
EUGENIO AMPUDIA<br />
Museum and Space, 2011<br />
(Museum und Raums)<br />
Videomonocanal, 3<br />
Der Raum <strong>in</strong> den Museen wird zu kle<strong>in</strong>.<br />
Die <strong>in</strong>ternationale Kultur<strong>in</strong>dustrie verzeichnet e<strong>in</strong>e Dynamik<br />
<strong>der</strong> Marke Museum, sich wütend zu vermehren und<br />
auszubreiten. Dies geschieht noch immer mit Hilfe von<br />
Conta<strong>in</strong>ern, die sich diese absurde Rolle selbst zuweisen.<br />
Die Museen müssten Spr<strong>in</strong>kleranlagen se<strong>in</strong>, die alles <strong>in</strong><br />
ihrer Umgebunmg e<strong>in</strong>weichen, sonst verkommen sie zu<br />
Spektakeln, die <strong>in</strong>s Nichts treiben.<br />
Text: Eugenio Ampudia<br />
Übersetzt von Christoph Strie<strong>der</strong>
<strong>Kunst</strong>halle <strong>Bahnitz</strong><br />
<strong>Architektur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kunst</strong><br />
<strong>Architektur</strong>en des Augenblicks<br />
Julian Rosefeldt/ Piero Ste<strong>in</strong>le<br />
Ulrich Wüst<br />
Michael Najjar<br />
Michael Lapuks<br />
Mart<strong>in</strong> Kobe<br />
Jesus Portal<br />
Peter Bialobrzeski<br />
Karlhe<strong>in</strong>z Bie<strong>der</strong>bick<br />
Romana Schmalisch<br />
Roland Fischer<br />
Sery C.<br />
Günther Jobst<br />
Monika Murasch<br />
Thomas Kaufhold<br />
Eugenio Ampudia<br />
7. Mai - 5 Juni 2011<br />
Öffnungszeit: Do.-So. 12.00 - 17.00 Uhr<br />
Kurator <strong>der</strong> Ausstellung: Bodo Rau<br />
Eröffnung durch Landrat Dr. Burkhard Schrö<strong>der</strong> des<br />
Landkreises Havelland zu den Tagen <strong>der</strong> offenen Ateliers am<br />
7.Mai 2011 um 12 Uhr<br />
Dorfstrasse 1, <strong>in</strong> 14715 Milower Land / OT. <strong>Bahnitz</strong> an <strong>der</strong> Havel<br />
Veranstalter: Kulturvere<strong>in</strong> <strong>Bahnitz</strong> e.V.<br />
Kontakt: Tel. 033877-50344<br />
Vere<strong>in</strong>svorsitzen<strong>der</strong>: Dieter Dombrowski<br />
Geför<strong>der</strong>t durch Medienpartner