Kinzigtal Aktiv 1/2017

Das ist
ja süß!
WIR SIND EIN VOLK DER LECKERMÄUL-
CHEN! ZUCKER GEHÖRT FÜR UNS FAST
ÜBERALL HINEIN. DAS MUSS NICHT
SCHLIMM SEIN, ABER LEIDER VERBIRGT
SICH ZUCKER MANCHMAL AN STELLEN,
WO ER NICHT VERMUTET WIRD. EINE
SPURENSUCHE
Von Patrick Merck und Tanja Schwarz
Werbung blendet. Das ist eines ihrer Ziele.
„Ohne Zuckerzusatz!“, prangt es leuchtend rot
auf einer Trinkflasche. Doch zuckersüß schmeckt
es trotzdem. Warum zeigt ein Blick auf die Liste
der Inhaltsstoffe: Glucose und Fructose sind
zugesetzt. In anderen Worten: Saccharose – also
Haushaltszucker – wurde bei der Produktion
nicht eingesetzt, dafür kommen die süßen
Kollegen ins Spiel.
Würde auf der Packung die deutsche Bezeichnung
stehen, wäre es leichter nachzuvollziehen:
Fructose ist nichts anderes als Fruchtzucker,
hinter Maltose verbirgt sich Malzzucker,
und anstelle von Glucose oder Dextrose könnte
„Traubenzucker“ auf der Packung stehen. Auch
Fructose-Glucose-Sirup, der aus Maisstärke
gewonnen wird, und das aus Stärke hergestellte
Maltodextrin zählen zu dieser Gruppe. Ihr
Vorteil gegenüber dem raffinierten Zucker oder
Haushaltszucker: Sie haben einen geringeren Kaloriengehalt.
Statt 4,1 Kalorien pro Gramm liegt ihr Wert bei
circa 2,4. Ein weiterer Pluspunkt: Sie haben einen etwas
geringeren Einfluss auf den Blutzuckerspiegel.
Doch Kalorien sind das eine, Kohlenhydrate das andere:
In ihnen steckt die Energie, die unser Organismus
braucht. 100 g Zucker enthalten 99,8 g Kohlenhydrate.
Maltodextrin, Glucose und Co. sind gleich gute Energielieferanten:
Auch sie enthalten nahezu 100 g Kohlenhydrate.
Sie sind eben nur eine andere Art von Zucker.
Süßstoffe dagegen sind nahezu kalorien- sowie
tatsächlich zuckerfrei und haben weniger Kohlenhydrate.
Zu ihren Vertretern zählen unter anderen Stevia,
Aspartam, Saccharin und Cyclamat. Einige sind synthetisch
hergestellt, andere natürlichen Ursprungs. Gemein
ist ihnen, dass ihre Süßkraft die von Haushaltszucker
erheblich übertrifft, und dass sie kariesverursachenden
Bakterien keine Nahrung liefern. Ihr Kohlenhydratgehalt
liegt bei ungefähr 85 Prozent.
Süßstoffe genießen einen gemischten Ruf. Doch
gesundheitliche Risiken seien, so die Deutsche Gesellschaft
für Ernährung (dge), nicht gegeben: „Die
Süßstoffe wurden vor ihrer Zulassung ausführlich auf
ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft.“ Alles
andere ist Geschmackssache.
Zucker an sich ist nicht schlimm. Es ist die Menge
an Zucker, die wir zu uns nehmen. Und meist ist es zu
viel. Optimal wären laut Weltgesundheitsorganisation
(WHO) rund 25 Gramm pro Tag. Gemessen in Zucker-
Neun Stück Würfelzucker: Das ist schon mehr als die
empfohlene Menge der WHO pro Tag und Erwachsenen.
25 Gramm sind ihrer Ansicht nach das Maximum.
14 KINZIGTAL aktiv | 1-2017