Maerz_2017
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Vorschau<br />
9<br />
Verhältnis, indem er den live gespielten<br />
Passagen immer wieder<br />
aufgezeichnete Musik entgegensetzt<br />
und somit unterschiedliche<br />
Klangebenen entstehen lässt, die<br />
zugleich verschiedene Zeitverläufe<br />
repräsentieren. Ein ebenso typisches<br />
Merkmal für Sanis Kompositionsweise<br />
bildet die Verbindung<br />
von traditionellen Instrumenten<br />
und Live-Elektronik.<br />
Grundlage für »Die angehaltene<br />
Zeit des Fluges«, wie der Titel in<br />
deutscher Übersetzung lautet, bildet<br />
die Geschichte des bekannten<br />
Mafia-Richters Giovanni Falcone,<br />
dessen Kampf gegen das organisierte<br />
Verbrechen der Cosa Nostra in<br />
Sizilien zu einem Massenprozess in<br />
Palermo führte, bei welchem über<br />
400 Mitglieder der Mafia angeklagt<br />
und in zahlreichen Fällen zu<br />
langjährigen Haftstrafen verurteilt<br />
wurden. Am 23. Mai 1992 wurden<br />
Falcone und seine Frau Opfer eines<br />
Attentats, das durch eine 500<br />
kg TNT-Sprengstoffbombe verübt<br />
wurde. Kurz zuvor waren sie nach<br />
zweistündigem Flug von Rom in<br />
Palermo gelandet.<br />
In Sanis Musiktheater steht die<br />
»angehaltene Zeit« jenes Fluges<br />
im Mittelpunkt, in der über die<br />
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />
Falcones reflektiert wird.<br />
Für das Libretto verwendete der<br />
Komponist Zeitungsartikel, Justizunterlagen<br />
und private Briefe<br />
Falcones und schuf hieraus ein dokumentarisches<br />
»Patchwork«, in<br />
welchem neben Falcone selbst auch<br />
Richter, Mafiosi und Journalisten<br />
zu Wort kommen.<br />
Premiere am 28. April<br />
um 20 Uhr<br />
Komische Oper Berlin<br />
Medea<br />
Aribert Reimanns 2010 mit überwältigendem<br />
Erfolg uraufgeführte<br />
Oper zum ersten Mal in Berlin – mit<br />
Nicole Chevalier in der Titelpartie<br />
der tragischen Außenseiterin,<br />
die zur erbarmungslosen Rächerin<br />
wird.<br />
Inszeniert wird das auf einem<br />
antiken Mythos basierende und<br />
doch brandaktuelle Werk von dem<br />
Australier Benedict Andrews, der<br />
bereits mit Prokofjews Der feurige<br />
Engel für kraftvoll-verstörende<br />
Bilder sorgte. Zeitgenössisches<br />
Musiktheater at its best!<br />
Medea, die mit magischen Kräften<br />
begabte Tochter des Königs von<br />
Kolchis, verrät ihr eigen Fleisch<br />
und Blut und verlässt aus Liebe zu<br />
Jason ihre Heimat. Jason bleibt sie<br />
jedoch fremd, in der neuen Heimat<br />
Korinth verrät auch er die von allen<br />
Verstoßene. Medea fasst einen<br />
abgründigen Plan …<br />
Für die archaische Geschichte<br />
um Verrat, Liebe, Treue und<br />
die Eiseskälte der Macht greift<br />
Reimann auf das eher selten zu<br />
sehende Bühnenstück des österreichischen<br />
National-Dramatikers<br />
Franz Grillparzer zurück und porträtiert<br />
Medea als verfolgte Fremde,<br />
schutzlos in feindlicher Gesellschaft,<br />
ausgeliefert der Willkür<br />
mächtiger Männer und Politiker.<br />
Premiere am 21. Mai<br />
um 19 Uhr