INFO 3/12 - Solothurnischer Zivilschutzverband (SOZSV)
INFO 3/12 - Solothurnischer Zivilschutzverband (SOZSV)
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I N F O<br />
Offizielles Mitteilungsblatt des Solothurnischen <strong>Zivilschutzverband</strong>es <strong>SOZSV</strong> . 3 / September 20<strong>12</strong> www.sozsv.ch<br />
Gigathlon 20<strong>12</strong><br />
1 Grossanlass, 1000 Diensttage<br />
6000 Sportler massen sich vom 30. Juni an für drei Tage in fünf Disziplinen. Auch dabei<br />
waren auf der Helferseite 270 Zivilschützer, welche 1000 Diensttage zu Gunsten<br />
dieses einzigartigen Sportabenteuers leisteten. Es war der grösste Zivilschutzeinsatz<br />
im Kanton Solothurn.<br />
Wo der Zivilschutz ist, ist für das leibliche Wohl gesorgt. Fotos Christian Riesen<br />
Bereits Tage vor dem Gigathlon erblickte man<br />
überall emsiges Treiben in grün-oranger Kleidung.<br />
Im Gebiet des ehemaligen Zementwerkes<br />
PCO, dort wo dereinst Oltens neuer Stadtteil,<br />
das neue Stadtquartier SüdWest, entstehen<br />
soll, wurden bereits am Donnerstag eifrig Autos<br />
Inhalt<br />
Editorial 2<br />
SEISMO 20<strong>12</strong><br />
Übungsbericht SEISMO 20<strong>12</strong> 4 - 7<br />
NFS- / Care-Team 8 - 9<br />
Kurznotizen 9<br />
slowUp / Personelles 10<br />
Regionen<br />
RZSO ZuLu Kommunikations-Test<br />
bestanden 11<br />
Leserreporter / Vorschau <strong>12</strong><br />
eingewiesen. Und im Kleinholz, wo Oltens<br />
wichtigsten Sportanlagen stehen, dem Herzen<br />
des Gigathlons 20<strong>12</strong>, wurden unzählige Zelte<br />
aus den Kartons gepackt und für Ausgabe bereit<br />
gestellt.<br />
Am Freitag kurz vor 16 Uhr befahl RZSO<br />
Olten-Kommandant und Gesamteinsatzleiter<br />
Oberstleutnant Franco Giori den 24-Stunden-<br />
Betrieb. Dabei hatte er die Unterstützung von<br />
270 Zivilschützern aus dem ganzen Kanton.<br />
Jede RZSO, ausser sie hatten bereits einen anderen<br />
Grossanlass auszurichten, steuerte Material<br />
und Leute bei. Gesamthaft leisteten diese<br />
Leute 1000 Diensttage. Im Regen, bei tropischer<br />
Hitze, nach dem Hagel, am Tag und in<br />
der Nacht. Der Zivilschutz war vor allem im<br />
Auf- und Abbau, im Cateringbereich, bei der<br />
Verkehrsleitung und der Streckensicherung im<br />
Einsatz.<br />
Im Interview gegenüber dem Oltner Tagblatt<br />
gab Kommandant Giori zu Protokoll, dass der<br />
Gigathlon 20<strong>12</strong> ein echter Test war, um zu<br />
sehen wie gut die Organisation funktioniert.<br />
Stolz durfte er - und wenn man die Rückmeldungen<br />
der Teilnehmenden wie auch von Swiss<br />
Olympic beachtet - mit Fug und Recht verkünden:<br />
«Ich würde sagen, wir haben bestanden.»<br />
Sehr hohe Flexibilität<br />
Der Schreibende sass am Sonntagmorgen im<br />
Zug, um die Wechselzone in Nottwil zu besuchen.<br />
Als der Zug durch Wauwil fuhr, wähnte<br />
nicht nur er sich im tiefsten Winter. Ein Hagelsturm<br />
färbte die gesamte Landschaft weiss<br />
und sorgte für eine mehrere Zentimeter dicke<br />
Hagelkorn-Schicht auf der Inline-Strecke. Vor<br />
Ort kämpfte die Feuerwehr und freiwillig die<br />
lokale Bevölkerung für eine saubere Strecke.<br />
Tatkräftig unterstützt wurden sie dabei von einer<br />
Zivilschutz-Gruppe, die vom Catering in<br />
Olten abgezogen und nach Wauwil beordert<br />
wurde.<br />
Ärgerlich dagegen war die Flexibilität, welche<br />
am Morgen vorher bewiesen werden musste.<br />
Ab halb fünf am Morgen waren Streckenposten<br />
vorgesehen. Mit Schrecken musste festgestellt<br />
werden, dass einige wenige Zivilschützer<br />
ihrer Pflicht nicht nachkamen und einfach<br />
nicht oder verspätet zum Dienst antraten. Ausbaden<br />
durfte das dann die grosse Mehrheit,<br />
welche ihren Dienst pflichtbewusst, motiviert<br />
und engagiert leistete.<br />
Neue Erkenntnisse<br />
Eine Dienstleistung in dieser Grössenordnung<br />
öffnet oft auch die Augen für neue Sichtweisen.<br />
Peter Huber, Leiter Zivilschutz und Ausbildungschef,<br />
suchte das Gespräch mit den<br />
Teilnehmenden und erfuhr Lob und Ideen, was<br />
noch besser gemacht werden könnte. Vor allem<br />
aber sah er, dass sich im Notfall beispielsweise<br />
gerade eine Eissporthalle für die Personenerfassung<br />
und Triage besonders gut eignet, ohne<br />
dass noch erweiterte Massnahmen nötig wären.<br />
Die Durchführung eines Grossanlasses ist für<br />
eine Organisation wie dem Zivilschutz auch<br />
immer gleich ein realer Test für Notfall-Ereignisse.<br />
Eine andere Erkenntnis war aber auch,<br />
dass sich auch der Zivilschutz selbstbewusster<br />
reporter@sozsv.ch<br />
076 425 45 00
Editorial<br />
Peter Huber,<br />
Leiter Zivilschutz /<br />
Ausbildungschef<br />
Wohin sich der Zivilschutz entwickeln soll, darüber<br />
gibt es viele verschiedene Meinungen. Entsprechend<br />
fielen auch die Stellungnahmen zum<br />
Bericht Bevölkerungsschutz 2015+ sehr unterschiedlich<br />
aus. Etliche Fakten sind jedoch klar.<br />
Der Zivilschutz soll bei Grossereignissen und<br />
Katastrophen die Blaulichtorganisationen unterstützen.<br />
Das heisst, der Zivilschutz soll helfen,<br />
Leben zu retten sowie bei Räumung und beim<br />
Wiederaufbau aktiv mitarbeiten. Dafür brauchen<br />
wir Personal und entsprechendes Material.<br />
Mit 2652 Angehörigen des Zivilschutzes<br />
kann der Kanton Solothurn gegenwärtig auf<br />
genügend Personal zurückgreifen.<br />
Anders sieht es beim Material aus. Teils ist das<br />
Material neu oder zumindest gut gepflegt, teils<br />
ist es aber auch über 35 Jahre alt. Bei altem<br />
Material wird die Wartung immer schwieriger<br />
und bald unmöglich. Die Arbeitsgruppe<br />
Material 2013+ hat in den letzten Jahren wertvolle<br />
Arbeit geleistet und wird demnächst die<br />
Zivilschutz-Organisationen und die Politik<br />
über die notwendigen Ersatzbeschaffungen informieren.<br />
Der Kanton koordiniert die Ersatzbeschaffung<br />
und legt die Grundausrüstung in<br />
Zusammenarbeit mit den Regionen fest. So wird<br />
gewährt, dass in Zukunft überregionale Einsätze<br />
einfach möglich sind und die Grundausbildung<br />
durch das Zivilschutz-Kompetenzzentrum bewerkstelligt<br />
werden kann. Der Zivilschutz des<br />
Kantons Solothurn erhält dadurch ein neues<br />
Gesicht. Er wird dadurch noch leistungsfähiger<br />
und glaubwürdiger.<br />
In einem ersten Schritt soll einiges an Pionier-<br />
Material ersetzt werden. Ich rufe alle Angehörige<br />
des Zivilschutzes auf, sich bei den Diskussionen<br />
in den Gemeinden und den Regionalen Zivilschutzorganisationen<br />
zu beteiligen und sich für<br />
die längst fällige Ersatzbeschaffung einzusetzen.<br />
2 <strong>INFO</strong> 3 / September 20<strong>12</strong><br />
Gigathlon 20<strong>12</strong><br />
verkaufen darf. Im Gegensatz zu den meisten<br />
anderen Organisationen wurde - und das ist<br />
bei vielen Anlässen der Fall - der Zivilschutz<br />
von offizieller Seite nirgends erwähnt. Weder<br />
namentlich noch visuell mit dem Logo. Wenn<br />
man die immense und geldwerte Leistung von<br />
wie hier beispielsweise 1000 Diensttagen betrachtet,<br />
dürfte man dies in Zukunft durchaus<br />
einfordern.<br />
So oder so, die Arbeit des Zivilschutzes wurde<br />
anerkannt und was man überall erkennen<br />
konnte, brachte Franco Giori auf den Punkt:<br />
«Es war eine Freude zu sehen, dass praktisch<br />
alle den Einsatz ernst nahmen und ihren Auftrag<br />
sehr gewissenhaft und diszipliniert erfüllt<br />
haben.» Christian Riesen<br />
Bei der Materialschlacht ist der Zivilschutz an vorderster Front.<br />
Redaktionsschluss 20<strong>12</strong> - 2013<br />
Nr. 4 23.10. Nr. 1 28.<strong>12</strong>. Nr. 2 03.05.<br />
Impressum <strong>INFO</strong><br />
Herausgeber<br />
<strong>Solothurnischer</strong> <strong>Zivilschutzverband</strong> (<strong>SOZSV</strong>)<br />
ISSN 2296-0090 (Print)<br />
ISSN 2269-0104 (Online)<br />
Erscheinungsweise<br />
4-mal jährlich<br />
28. Jahrgang<br />
Auflage 4500 Exemplare<br />
Fachkommission Information<br />
Christian Riesen,<br />
Leiter Fachkommission Information<br />
Max Flückiger<br />
Martin Steiner<br />
Webmaster<br />
Martin Steiner<br />
Redaktions-Kontaktadresse <strong>INFO</strong><br />
Chefredaktor: Christian Riesen<br />
Bornstrasse 86, 46<strong>12</strong> Wangen bei Olten<br />
Telefon: 076 425 45 00<br />
redaktion@sozsv.ch<br />
www.sozsv.ch<br />
Peter Huber im Gespräch mit den Gigathleten.<br />
Kontaktadressen <strong>SOZSV</strong><br />
<strong>Solothurnischer</strong> <strong>Zivilschutzverband</strong><br />
Präsident: Rolf Späti<br />
Dorfstrasse 8, 4558 Heinrichswil-Winistorf<br />
Telefon P 032 675 30 83<br />
Kassier: Michael Hubler<br />
c/o BDO AG<br />
Biberiststrasse 16,<br />
4501 Solothurn<br />
Fachkommission<br />
der ZS-Kommandanten und -Stellenleiter<br />
Präsident: Remo Schneider<br />
c/o RZSO Grenchen<br />
Postfach <strong>12</strong>62 / Simplonstrasse 6<br />
2540 Grenchen<br />
reporter@sozsv.ch<br />
076 425 45 00<br />
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Gigathlon 20<strong>12</strong><br />
Wenn 6000 Teilnehmende ihren Parkplatz suchen - der Zivilschutz hilft. Wechselzone Solothurn von der St. Ursenkathedrale aus betrachtet.<br />
Drinnen findet die Siegerfeier statt und draussen wird noch gearbeitet und gekämpft. Das erste Fünferteam - Orthopädie St.Gallen.<br />
Gigathlon 20<strong>12</strong> – der Zivilschutz hat überzeugt<br />
Kurz vor Redaktionsschluss durften wir eine Zusammenfassung aus der<br />
Auswertungssitzung zwischen Zivilschutz und Swiss Olympic entgegen<br />
nehmen. Das Fazit ist, der Zivilschutz hat überzeugt.<br />
Sybille Burch und Beat Allenbach von Swiss<br />
Olympic zeigten sich begeistert über die gute<br />
Zusammenarbeit mit den Zivilschützern aus<br />
dem Kanton Solothurn. Selbst nicht geplante<br />
Spontaneinsätze, beispielsweise nach einem<br />
heftigen Hagelschlag, wurden problemlos und<br />
mit grossem Einsatz bewältigt, um den Athleten<br />
reguläre und vor allem sichere Bedingungen<br />
zu bieten. Dies hatte dann auch sehr positive<br />
Rückmeldungen aus den Wechselzonen zur<br />
Folge.<br />
Ungewohnt gegenüber den letzten Jahren<br />
war für die Funktionäre von Swiss Olympic,<br />
dass dieses Jahr nicht in Form von fixen Detachementen<br />
gearbeitet wurde. Die dieses Jahr<br />
gewählte Organisationsform bestand vornehmlich<br />
aus kleinen, bedarfsgerecht zusammengestellten<br />
Gruppen von AdZS, die direkt<br />
den jeweiligen Funktionären zugeteilt waren.<br />
Dies sei gewöhnungsbedürftig gewesen, stellte<br />
aber in der diesjährigen Austragung – durch<br />
die grossmehrheitlich sehr motivierte Mitarbeit<br />
der Zivilschutzangehörigen – ein erfolgreiches<br />
Modell dar. Massgebend für die<br />
erfolgreiche Bewältigung dieses Grossanlasses<br />
war dabei die enge und gute Zusammenarbeit<br />
aller Beteiligten<br />
in der Planung, der Vorbereitung<br />
wie auch während des Anlasses<br />
selbst.<br />
Als wichtigste Lehre für kommende<br />
Anlässe kann die Notwendigkeit<br />
zur Erarbeitung eines<br />
«Einsatzmodell Zivilschutz» bezeichnet<br />
werden. Darin müssen<br />
die konkreten Aufgaben und<br />
deren Ziele, bezogen auf den Anlass, ebenso<br />
klar definiert werden, wie die Schnittstellen<br />
zu den anderen Beteiligten wie Blaulichtorganisationen,<br />
lokales OK und Funktionäre Swiss<br />
Olympic. Ebenfalls wurde festgestellt, dass<br />
dem Aufgabenbereich Streckensicherung und<br />
Verkehrsführung noch mehr Beachtung geschenkt<br />
werden muss. Trotz des bereits hohen<br />
Standards müssen die eingesetzten AdZS für<br />
diese sehr anspruchsvolle und sicherheitsrelevante<br />
Aufgabe noch besser vorbereitet werden.<br />
Die mangelnde Einrückungsdisziplin einiger<br />
weniger AdZS führte zwar zu Engpässen, diese<br />
konnten aber dank dem umso grösseren und<br />
Unihockey-Topskorer Adrian Zimmermann im ungeplanten Spontaneinsatz.<br />
vorbildlichen Einsatz aller anderen AdZS trotz<br />
allem fristgerecht gelöst werden.<br />
Neben den bisher gezogenen Lehren, die es<br />
auf verschiedenen Ebenen nun umzusetzen<br />
gilt, kann zusammenfassend gesagt werden, der<br />
Zivilschutz Kanton Solothurn hat sich ausgesprochen<br />
positiv präsentiert und die beteiligten<br />
AdZS haben mit hervorragenden Leistungen<br />
überzeugt. Auf Anfrage hin bemerkt Sybille<br />
Burch von Swiss Olympic, dass sie nach diesen<br />
positiven Erfahrungen sehr gerne wieder<br />
mit dem Kanton Solothurn zusammen arbeiten<br />
würde. Ein grösseres Lob kann man wohl kaum<br />
erhalten.<br />
<strong>INFO</strong> 3 / September 20<strong>12</strong> 3
«SEISMO <strong>12</strong>»<br />
Übungsbericht «SEISMO 20<strong>12</strong>»<br />
Vom 8. bis 10. Mai 20<strong>12</strong> fand die Übung «SEISMO <strong>12</strong>» unter der Leitung des Bundesamtes<br />
für Bevölkerungsschutz (BABS) statt. Der durch die Regionen und Partner verstärkte<br />
Kantonale Führungsstab (KFS) konnte dabei intensiv alle wichtigen Abläufe<br />
trainieren.<br />
Nach den ersten beiden Beiträgen zur Erdbebenthematik und zu den Erdbebenübungen<br />
des Bundes wurde in der letzten Ausgabe der Einstieg in die Übung und<br />
die Situation des KFS beschrieben. Dieser Artikel bildet den abschliessenden Teil der<br />
Beitragsreihe und beinhaltet den Übungsbericht.<br />
Urban Müller Freiburghaus<br />
Vor dem dargelegten Hintergrund der Übung<br />
wurde in allen Kantonen und auf Bundesebene<br />
für Dienstag, den 8. Mai 20<strong>12</strong> um 16 Uhr<br />
gleichzeitig je ein Lagerapport erwartet und<br />
auch abgehalten. Wegen technischen Verbindungsproblemen<br />
blieben bei der Regie im<br />
Verwaltungsschutzbau (VESO) die Telefone<br />
erst noch stumm. Der Rapport wurde aber bereits<br />
recht straff und zielführend abgehalten.<br />
Die Beiträge aus allen Führungsgrundgebieten<br />
(FGG Operationen, Logistik usw.) mussten<br />
manuell über USB-Sticks zusammengeführt<br />
werden. Dies war bei jedem Rapport eine Herausforderung,<br />
die aber dank der Disziplin aller<br />
Beteiligten fast fehlerfrei gemeistert wurde.<br />
Allein das Drehbuch für den Kanton Solothurn<br />
enthielt über 210 detaillierte Eingaben<br />
an den KFS – die Antworten auf Anfragen usw.<br />
noch nicht eingerechnet. Rasch wurde allen im<br />
Stab klar, dass die Regionen Dorneckberg und<br />
Thierstein im Szenario ihren Aufgaben nicht<br />
gewachsen waren und es wurde immer wieder<br />
versucht, auf neuem Weg Verbindung oder gar<br />
Katastrophenvorsorge, Kanton Solothurn<br />
Führungskapazität zu Gunsten dem nördlichen<br />
4 <strong>INFO</strong> 3 / September 20<strong>12</strong><br />
Kantonsteil aufzubauen. Natürlich kamen hier<br />
Murphys Gesetze1 voll zur Geltung: Kaum war<br />
eine Verbindung wieder hergestellt, so wurde<br />
sie durch ein Nachbeben, einen Erdrutsch oder<br />
Steinschlag wieder unterbrochen.<br />
Daneben musste sich der Stab natürlich mit<br />
der Klärung weiterer Problemfelder befassen.<br />
Im Fokus standen insbesondere:<br />
• Das konstant wechselnde und stets klarer<br />
werdende Lagebild.<br />
• Das Bergen und Retten von Verschütteten;<br />
• Information der Bevölkerung und der übrigen<br />
Behörden (Bund, Nachbarkantone,<br />
Ausland, Gemeinden und Regionen).<br />
• Die Evakuation und Unterbringung von<br />
Geborgenen und Verletzten.<br />
• Umgang mit fehlender und falscher Information.<br />
• Wiederherstellung des Stromnetzes und<br />
Versorgung mit Elektrizität.<br />
• Wiederherstellen der verschiedenen Achsen,<br />
insbesondere von Süden nach Norden.<br />
• Zuweisung und Begleitung der ankommenden<br />
internationalen Hilfe.<br />
SEISMO <strong>12</strong> Solothurn, 08.05.<strong>12</strong><br />
Grobe Lage im Kanton Solothurn H+54<br />
?<br />
Tausende Obdachloser im<br />
ganzen Kanton<br />
Grossflächiger Stromausfall<br />
im nördlichen Kantonsteil<br />
Grossflächiger Kommunikationsausfall<br />
im nördlichen<br />
Kantonsteil; Rest instabil.<br />
x-hundert Tote<br />
x-hundert Schwerstverletzte<br />
x-tausend Leichtverletzte<br />
Trinkwasserversorgung unklar<br />
Versorgungslage ungenügend<br />
Verseuchte Böden & Gewässer<br />
Felssturz verschüttet Flussbett<br />
der Dünnern.<br />
Eisenbahnbrücke<br />
beschädigt<br />
Brände in Dornach und Waldbrand zwischen<br />
Dornach – Gempen - Hochwald<br />
Felsstürze:<br />
Balsthal, Oberer Hauenstein, Unterer Hauenstein,<br />
Passwang, Thal, Thierstein, Dorneckberg<br />
Autobahnen reduziert betriebsbereit als<br />
Rettungs- und Versorgungsachse<br />
Eisenbahnbrücke<br />
beschädigt<br />
HSR = Hauptschadenraum; NSR = Nebenschadenraum<br />
Die grobe Ausgangslage zu Übungsbeginn im Kanton Solothurn: Sie zeigt die Situation rund 54 Stunden nach dem<br />
Hauptbeben. Der nördliche Kantonsteil ist weitgehend abgeschnitten. Durch zahlreiche Nachbeben wurden auch geöffnete<br />
Achsen stets wieder unpassierbar. Die Versorgung und die Evakuation der Bevölkerung aus dem Dorneckberg und<br />
Thierstein, sowie im solothurnischen Leimental war daher kaum ausreichend möglich. Meist war nur die Verbindung über<br />
eine Luftbrücke ab Grenchen in den Hauptschadenraum möglich. Die notdürftig wiederhergestellten Autobahnen A1,<br />
A2 und A3 waren für Einsatzorganisationen reserviert. Allein im Kanton Solothurn musste mit über 40‘000 Obdachlosen<br />
gerechnet werden.<br />
• Beschaffen und Zuweisung von Mitteln,<br />
welche an der Front benötigt werden – seien<br />
dies zivile oder solche der Armee.<br />
• Zusammenarbeit mit den regionalen und<br />
nationalen Systemführern wie der SBB,<br />
swissgas, swissgrid, ASTRA usw.<br />
• Umgang mit Geldmangel (ohne Strom<br />
funktionieren weder Geldautomaten, Tanksäulen,<br />
noch Registrierkassen).<br />
• Umgang mit Protesten und Plünderungen.<br />
• Umweltschäden – Verseuchung, Chemieunfälle,<br />
Schäden am Stauwehr des Basler-Weihers,<br />
Ölverschmutzung und Blausäure in der<br />
Aare usw. .<br />
• Unterstützung der Politik bei der Ausarbeitung<br />
von mittel- und langfristigen Konzepten<br />
zur Rückführung in die Normalität.<br />
• Dem Know how-Erhalt bzw. –Aufbau und<br />
der eigenen Durchhaltefähigkeit.<br />
• Die medizinische Versorgung von Ver-<br />
letzten.<br />
Der Stab hat durchwegs durch sein konstruktives<br />
Mitwirken, durch das ruhige und positive<br />
Arbeitsklima sowie die zielgerichteten und<br />
standardisierten Arbeitsprozesse überzeugt.<br />
Bedingt durch die gute allgemeine Vorbereitung<br />
konnte er sich während des Einsatzes<br />
voll auf die Bewältigung des Ereignisses konzentrieren.<br />
Ebenfalls gelang es, dank einem<br />
ausgeklügelten Meldeformular, den Informationsfluss<br />
im Stab auch ohne IT erfolgreich zu<br />
bewältigen. So wurde auf dem Formular nicht<br />
nur die Meldung, die Triage und die Übermittlung<br />
detailliert mit Ankreuzverfahren wiedergegeben,<br />
sondern auch die Abwicklung und<br />
Leistungserbringung in den Zellen. Dennoch:<br />
Die Abwicklung des Nachrichten- und Informationsflusses<br />
mit Abschrift und Kopiergerät<br />
war ressourcenintensiv und damit sehr zeitraubend.<br />
Man wird nicht darum herum kommen,<br />
dem Stab die nötige IT-Infrastruktur zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Dank dem ab Beginn umgesetzten Zweischichtbetrieb<br />
konnte ein Nachlassen der Leistung<br />
aller Beteiligten auch nach vielen Stunden<br />
Arbeit vermieden werden. Der Stab hat so bis<br />
zum Übungsende am Donnerstag, den 10. Mai<br />
20<strong>12</strong> um <strong>12</strong> Uhr die Stabscoaches in jeder Hinsicht<br />
überzeugt und die Regiezelle in Liestal<br />
auf Trab gehalten.<br />
Der Stab wurde angesichts des Ereignisausmas-<br />
ses komplett hochgefahren. Lediglich auf das<br />
Gros der Experten der Partnerfirmen wurde<br />
aus Kostengründen verzichtet (in der Stabsgliederung<br />
olivfarben dargestellt). Der Stab<br />
1 Der US-amerikanische Ingenieur Edward A. Murphy, jr.<br />
hat eine Lebensweisheit formuliert, die eine Aussage über<br />
das menschliche Versagen bzw. über die Fehlerquellen<br />
in komplexen Systemen macht. Sie wird allgemein als<br />
«Murphys Gesetz» (Murphys law) bezeichnet. Das Gesetz<br />
lautet in etwa: «Alles, was schiefgehen kann, wird auch<br />
schiefgehen» («Whatever can go wrong, will go wrong»).
«SEISMO <strong>12</strong>»<br />
Problemerfassung des Stabschefs zur Lage im Kanton Solothurn und den für den Kantonalen Führungsstab relevanten Handlungsbereichen. Das Epizentrum des Bebens lag in Reinach<br />
(BL) und damit gerade neben der solothurner Gemeinde Dornach.<br />
ist so aufgebaut, dass die kleine Führungszelle<br />
(hellblau hinterlegt) eine erste Situationseinschätzung<br />
vornehmen kann, dann allenfalls das<br />
Führungsteam (hellgrün, zusammen mit der<br />
Führung) aufbietet, um mit diesem einen ersten<br />
umfassenden Rapport durchzuführen. Zeichnet<br />
sich eine Situation ab, bei welcher die Stabsarbeit<br />
umgesetzt werden muss, wird der Kernstab<br />
(alle gelben Bereiche, inklusive Führung und<br />
Führungsteam) aufgeboten. Damit kann eine<br />
initiierende Aktionsplanung getätigt werden.<br />
Muss die Durchhaltefähigkeit erreicht werden,<br />
so wird der Rest des Stabes (lachsfarben)<br />
ebenfalls aufgeboten. Fallweise erfolgt zudem<br />
das Aufgebot von Spezialisten je nach Ereignistyp.<br />
Bei einem Gesamtaufgebot übernimmt<br />
Erarbeitung des Berge- und Evakuationskonzeptes durch den Care Koordinator (Alexander<br />
Basler rechts) und den Verantwortlichen (Stv) Zivilschutz (Felix Hermann, links).<br />
daher die erste Planung die Zelle Operationen<br />
(FGG 3) und alle späteren Planungen die Zelle<br />
Planung (FGG 5). Unterstützt werden sie<br />
durch die Querschnittsbereiche Personelles,<br />
Führungsunterstützung und Logistik aus den<br />
FGG 1, 4 und 6. Bei lagerelevanten Planungen<br />
können auch Mitglieder der Zelle Nachrichten<br />
und Lage (FGG 2) beigezogen werden.<br />
Für das Gros der Stabsmitglieder war diese Arbeitsweise<br />
neu. Zudem hat auch die Methodik<br />
des Zeitsprungs zu Beginn dazu geführt, dass<br />
die Übergabe aus den ursprünglich planenden<br />
Zellen an die Operationen zwecks Umsetzung<br />
in der Führung nicht überall komplett und korrekt<br />
erfolgt ist. Dieser Umstand wurde nach<br />
dem ersten Lagerapport nachjustiert. Es war<br />
erfreulich mitanzusehen,<br />
wie die Arbeitsweise<br />
sehr rasch vom<br />
Stab akzeptiert und in<br />
die Praxis umgesetzt<br />
wurde.<br />
Neben den Managementprozessen<br />
des Lagecontrollings<br />
und der<br />
Stabssteuerung wird<br />
zwischen den Kernprozessen(Aktionsplanung,<br />
-führung, -nachbereitung,<br />
Folge- und<br />
Eventual- sowie weiteren<br />
Planungen) und den<br />
Supportprozessen unterschieden.<br />
Die Füh-<br />
rungsunterstützung (FU)<br />
wird mehrheitlich durch<br />
Angehörige der technischen Führungsdienstes<br />
der Kantonspolizei wahrgenommen, welche<br />
durch Mitarbeitende des Amtes für Informatik,<br />
des Amtes für Bevölkerungsschutzes sowie<br />
durch zivile Know-how-Träger ergänzt werden.<br />
Die Stabslogistik muss im Moment noch fremd<br />
vergeben werden, bis auch der Kanton Solothurn<br />
über eine kantonale Formation verfügt,<br />
die den KFS unterstützen kann.<br />
Im Kernprozess werden Planungen getätigt,<br />
welche letztlich der Umsetzung zugeführt werden.<br />
Hier wird die eigentliche Leistung des Stabes<br />
generiert, die bei den Regionen oder an der<br />
Front zum Tragen kommt. Dafür braucht es die<br />
Verbindungen, welche durch die Führungsunterstützung<br />
aufgebaut und unterhalten werden.<br />
Durch die Erarbeitung von standardisierten<br />
Konzepten, welche unter einander abgeglichen<br />
werden, sind die inhaltliche Richtigkeit und die<br />
Vernetzung der Produkte gewährleistet. Nur so<br />
können Schnitt- und Nahtstellen erkannt und<br />
abgeglichen werden.<br />
Die Stabssteuerung lenkt die Stabsarbeit: So<br />
werden Planungen in Auftrag gegeben, beendet,<br />
sistiert, der Umsetzung und Führung zugeführt<br />
oder Ressourcen im Stab massgeschneidert zugewiesen.<br />
Als Trigger dazu dient das Lagebild,<br />
welches durch den Lagekontrollprozess stets<br />
verifiziert wird.<br />
Da die Überprüfung der Durchhaltefähigkeit<br />
auch eine der Zielsetzungen für den Stab darstellte,<br />
wurde ebenfalls eine realistische Ablöseplanung<br />
geplant. Insbesondere die Nachtschicht<br />
(Schicht 2), durfte die Erfahrung machen, was<br />
es heisst, seinen Biorhythmus umstellen zu<br />
müssen. So war der eine oder andere wohl froh,<br />
<strong>INFO</strong> 3 / September 20<strong>12</strong> 5
«SEISMO <strong>12</strong>»<br />
Da in der Anlage kein Platz für die Durchführung von grossen Rapporten vorhanden ist, wurde der Lagerapport jeweils<br />
im Operationszentrum durchgeführt. Das Bild zeigt den Lagerapport zum Übungsbeginn um 16 Uhr – die lichten Reihen<br />
zeigen, Tagesablauf dass man bereits KFS zum Zweischichtbetrieb übergegangen ist und alle Zellen auch während den Rapporten besetzt<br />
waren. 2-Schichtbetrieb<br />
Zeit Schicht 1 Zeit Schicht 2<br />
von bis Aktivität Verantw. Ort von bis Aktivität Verantw. Ort<br />
06:00 06:15 Tagwache<br />
Schicht 1 Schlafraum 06:00 06:15<br />
06:15 07:00 Morgenessen RZSO Essraum 06:15 07:00<br />
07:00 08:00 Schichtübernahme Rapport SC/C FGG TOC 07:00 08:00 Schichtübergabe Rapport SC/C FGG TOC<br />
08:00 08:30 Individuelle Übernahme Alle DC ARm 08:00 08:30 Individuelle Übergabe Alle DC ARm<br />
09:00 10:00 Rapport SC – C FGG SC FGG 6 ARm 09:00 10:00 Pers ID / Ruhe Indiv Schlafraum<br />
11:00 13:00 gestaffeltes Mittagessen RZSO Essraum 11:00 13:00<br />
13:00 13:45 Rapport FGG C FGG ARm FGG 13:00 13:45<br />
14:30 Update VTC/Tf-Konf mit<br />
14:30<br />
15:15 DU/Partnern<br />
SC/C FGG 6 TOC<br />
15:15<br />
16:00 17:00 Rapport SC – C FGG SC FGG 1 ARm 16:00 17:00<br />
17:00 19:00 gestaffeltes Nachtessen RZSO Essraum 17:00 19:00<br />
18:00 18:15 18:00 18:15 Tagwache<br />
Schicht 2 Schlafraum<br />
18:15 19:00 18:15 19:00 Morgenessen RZSO Essraum<br />
19:00 20:00 Schichtübergabe Rapport SC/C FGG TOC 19:00 20:00 Schichtübernahme Rapport SC/C FGG TOC<br />
20:00 20:30 Individuelle Übergabe Alle DC ARm 20:00 20:30 Individuelle Übernahme Alle DC ARm<br />
21:00 22:00 Pers ID / Ruhe Indiv Schlafraum 21:00 22:00 Rapport SC – C FGG SC FGG 1 ARm<br />
23:00 01:00 23:00 01:00 gestaffeltes Mittagessen RZSO Essraum<br />
01:00 01:45 01:00 01:45 Rapport FGG C FGG ARm FGG<br />
02:30<br />
02:30 Update VTC/Tf-Konf mit<br />
03:30<br />
03:30 DU/Partnern<br />
SC/C FGG 6 TOC<br />
04:00 05:00 04:00 05:00 Rapport SC – C FGG SC FGG 6 ARm<br />
05:00 07:00 05:00 07:00 gestaffeltes Nachtessen RZSO Essraum<br />
Der Zweischichtbetrieb, wie er im KFS Solothurn angewendet wurde. Ein ähnlicher Ablauf wurde auch beim Bundesstab für<br />
atomare, biologische, chemische Ereignisse und Naturgefahren (BST ABCN) gewählt. Deutlich erkennbar sind die beiden<br />
Schichtübergaberapporte, welche dazu dienten, den Wissensstand zwischen den Schichten abzugleichen. Während sich<br />
für die Schicht 1 nicht viel änderte, mussten die Absolventen der Schicht 2 ihre komplette Tagesstruktur umstellen. Mittagessen<br />
gab es für sie um Mitternacht.<br />
Die Gliederung und Struktur des Kantonalen Führungsstabes ist an die typische Gliederung nach internationalen Standards<br />
angelehnt. Wesentliche Grundzüge sind: Die Aufteilung nach Führungsgrundgebieten, die Unterscheidung von Operationen<br />
(Führung) und Planung (Entlastung nach der Initialplanungsphase) sowie die Querschnittsbereiche der Stabslogistik<br />
und Führungsunterstützung.<br />
6 <strong>INFO</strong> 3 / September 20<strong>12</strong><br />
den Bunker gar nicht erst verlassen zu müssen,<br />
um nicht zu realisieren, dass er das Mittagessen<br />
mitten in der Nacht einnehmen musste und<br />
erst ins Bett gehen konnte, wenn die Schüler<br />
den Schulweg auf sich nahmen.<br />
Dass es nur eine «Übung» war, hat die Situation<br />
natürlich vereinfacht. Die Betroffenheit<br />
und Belastung der AdKFS wäre wohl komplett<br />
anders ausgefallen, wären sie im Bewusstsein<br />
bei der Arbeit gewesen, dass ihre eigenen Verwandten,<br />
Bekannten, Freunde und Nachbarn<br />
betroffen sind und allenfalls zu den Opfern<br />
zählen. Die Ungewissheit, ob das Beben vom<br />
Montag, 6. Mai 20<strong>12</strong> wirklich der Hauptstoss<br />
oder nur ein starkes Vorbeben war und der<br />
Hauptstoss noch folgen könnte, würde wohl<br />
auch den einen oder anderen Entschluss in der<br />
Realität vorsichtiger fällen lassen.<br />
Aber bereits bei den Grundvoraussetzungen für<br />
den Einsatz des Stabes wäre wohl vieles anders.<br />
Das Gros des Stabes für die SEISMO <strong>12</strong> war<br />
anwesend. In der Realität wäre die Arbeitslast<br />
aber wohl auf den Schultern einiger weniger<br />
verteilt. Denn, ein Grossteil könnte im Ernstfall<br />
wahrscheinlich gar nicht erst einrücken und<br />
müsste selbst geborgen und betreut werden. Da<br />
die Übung aber allen dazu dienen sollte, möglichst<br />
viel zu lernen, wurde dieser Teil der Realität<br />
ausgeblendet und daher trainierte man in<br />
einer fast klinischen Umgebung.<br />
Ohne gegenseitiges Verständnis und Kenntnis der Partner<br />
geht im Stab nichts. Vertreter der Kantonspolizei (Yves<br />
Staub) und der Feuerwehrinspektor (Paul Haus), sowie der<br />
Kantonsarzt (Christian Lanz) und der Vertreter Rettungsdienste<br />
der soH (Fabian Burkhalter) verfolgen aufmerksam<br />
die Ausführungen des Unterstabschef Operationen zum<br />
Stand der laufenden Operationen.<br />
Der Stellvertretende Unterstabschef Logistik (Heinz Eng)<br />
präsentiert das Logistik-Assessment. Der Kanton ist in<br />
vielen Bereichen am Limit – wegen unterbrochenen Verbindungsachsen<br />
und fehlenden Kommunikationsmitteln<br />
können die Bedürfnisse nur schwer erfasst und die Mittel<br />
nur schlecht vor Ort gebracht werden.
«SEISMO <strong>12</strong>»<br />
Fazit<br />
Die Übung ist beendet – die Nachbereitung<br />
aber noch lange nicht abgeschlossen. Mit den<br />
Kadern und Dienstchefs sowie einigen Fachexperten<br />
wurden anlässlich des Stabsarbeitstags<br />
die Lehren und Bemerkungen der Teilnehmenden<br />
sortiert, bewertet und für die weitere Bearbeitung<br />
aufbereitet.<br />
Eines ist nach den ersten Auswertungen aber<br />
klar: Der KFS des Kantons Solothurn hat den<br />
Auftrag erfüllt!<br />
So berichtet Adi Kleiner, Stabscoach, ehemaliger<br />
Stabschef des KFS Glarus und aktueller<br />
Stabscoach (SC) eines Regionalen Führungsstabes:<br />
«Die top KP-Ausrüstung und das unermüdliche<br />
Engagement haben uns schwer beeindruckt.<br />
Sicher werde ich viele notierte und<br />
erlebte Eindrücke mitnehmen und so meinen<br />
Stab davon profitieren lassen».<br />
Franz Heinzer, Stellvertretender Stabschef des<br />
KFS Schwyz (Stv SC), fasste seine Eindrücke<br />
wie folgt zusammen: «Durch den KFS Solothurn<br />
wurden die Regie und die Stabsbeobachter<br />
sehr stark gefordert. Während der Übung<br />
habe ich mir manchmal überlegt, wie würde ich<br />
es machen, wenn der Kanton Schwyz betroffen<br />
wäre? Wäre der Kanton Schwyz mit seinen<br />
Strukturen und seiner Infrastruktur vorbereitet?<br />
Ich habe vom KFS Solothurn sehr gute<br />
und wertvolle Inputs und Unterlagen erhalten,<br />
welche ich in unserem Kanton umsetzen werde<br />
oder zumindest teilweise versuche, diese umzusetzen.»<br />
In diesem Sinne kann wohl zusammengefasst<br />
werden:<br />
• Der KFS ist auf dem richtigen Weg – davon<br />
sind auch die externen Beobachter<br />
überzeugt. Die gelebten Prozesse und übernommene<br />
Struktur des Stabes haben sich<br />
bewährt und überzeugten die Stabscoaches.<br />
• Alle Beteiligten konnten viel lernen.<br />
• Es braucht noch viel Training, um Sicherheit<br />
zu gewinnen und auch für alle anderen<br />
denkbaren und unerwarteten Szenarien bereit<br />
zu sein.<br />
• Der Verwaltungsschutzbau Solothurn<br />
(VESO) wurde von der Katastrophenvorsorge<br />
für den Betrieb eines IT-Systems mit<br />
einer universellen Kommunikationsverkabelung<br />
vorbereitet. Die Arbeitsstationen,<br />
der Server und die Lizenzen sowie die Drucker<br />
fehlen jedoch noch. Erst die Arbeit<br />
auf einem zweckmässigen System wird die<br />
Nutzung vieler Synergien zulassen und die<br />
Abwicklung der Prozesse massiv beschleunigen.<br />
Dieser Mangel wurde auch von den<br />
Stabscoaches festgehalten und kann hoffentlich<br />
in den kommenden Monaten rasch<br />
korrigiert werden.<br />
Die Darstellung zeigt die Übersicht über die angewendeten Stabsarbeitsprozesse, deren Hauptinhalt und die Verantwortlichen.<br />
Ein Stabscoach (Michael Müller, BABS, links) wird vom Unterstabschef Planung (Walter Widmer, rechts) in die Konzeptstudie<br />
«Wiederbeschaffung öffentliche Infrastruktur» eingeführt.<br />
Der Feuerwehr Inspektor (Paul Haus) präsentiert am Lagerapport den Zustand der Feuerwehren im Kanton.<br />
<strong>INFO</strong> 3 / September 20<strong>12</strong> 7
NFS-/Care-Team<br />
Behutsam auf die Betroffenen zu- und<br />
eingehen<br />
Das Care-Team betrieb übungshalber erstmals eine Sammelstelle.<br />
Im Rahmen einer gross angelegten Übung der<br />
Rettungstruppen-Rekrutenschule 75 (Rttg RS) auf einem still<br />
gelegten Industrieareal in Luterbach kam das Care-Team zu<br />
einem sehr lehrreichen Einsatz. Figuranten aus den Samaritervereinen<br />
Luterbach und Zuchwil «mimten» Betroffene.<br />
Bereits beim Einrücken zum Einsatzort war der<br />
riesige «Schadenplatz» vom Militär abgesperrt.<br />
Schaulustige wurden ferngehalten. Die Übungsannahme<br />
konkretisierte das Grossereignis: Eine<br />
gewaltige Explosion erschütterte das Fabrikareal.<br />
Gewerbebetriebe in der Nachbarschaft sind<br />
nicht mehr funktionsfähig. Teilweise brennbare<br />
Produkte haben zu Explosionen geführt. Das<br />
Resultat: Wahrscheinlich etliche Tote, unzählige<br />
Verletzte und viele traumatisierte Personen.<br />
Die Ressourcen der zivilen Mittel sind längst<br />
ausgeschöpft. Die Armee wird um Unterstützung<br />
angefordert und die Rttg RS 75 aus<br />
Wangen an der Aare kommt zum Einsatz. Weil<br />
Das Paar mimt eine Familie mit einem Kleinkind.<br />
8 <strong>INFO</strong> 3 / September 20<strong>12</strong><br />
viele Obdachlose zu<br />
betreuen sind, wird<br />
auch das Care-Team<br />
(CT) aufgeboten.<br />
Seit mehr als <strong>12</strong><br />
Stunden sind die<br />
Einsatzkräfte auf<br />
dem Schadenplatz:<br />
Zu sehen sind zwei<br />
Wasserwerfer, die in<br />
einem hohen Bogen<br />
viel Löschwasser auf zwei Betriebsstofftanks<br />
spritzen. Das Löschwasser muss aus der Aare<br />
gepumpt und über fast 1000 Meter Distanz<br />
gefördert werden. Rettungssoldaten<br />
in Atemschutzgeräten suchen<br />
verletzte Personen in einem<br />
Gebäude und mit einem Kernbohrgeräte<br />
wird ein Loch in eine<br />
Wand gefräst. Es muss rund um<br />
die Uhr gearbeitet werden.<br />
Instruktionen<br />
In mehreren Sequenzen erhielten<br />
die CT-Mitglieder zu Beginn<br />
ihres Einsatzes einige Instruktionen.<br />
Zum Beispiel über<br />
den Ablauf und den Betrieb einer<br />
Sammelstelle. Der Leiter pädagogisch-psychologischer<br />
Dienst<br />
Armee (PPD), Oberst Peter Bolliger,<br />
stellte den Fachstab PPD<br />
Der Abspracherapport dient der Information unter den Partnern. Hinten am Tisch stehend der Gesamteinsatzleiter<br />
Stabsadjutant Binggeli; rechts stehend am Tisch die Vertreter von Feuerwehr, Polizei und Zivilschutz; vorne sitzend am<br />
Tisch rechts die Vertreterin des PPD und (links) der Leiter Sammelstelle. Links am Tisch die Kommandanten mit Gehilfen<br />
der Rettungskompanien.<br />
Der Mann (Markus Mottet) mit Mütze ist aufgebracht. Er sucht seine Ehefrau, die vom Zahnarztbesuch<br />
noch immer nicht nach Hause gekommen ist. Fotos Max Flückiger<br />
vor und berichtete von Einsätzen bei Armeeangehörigen.<br />
Auf einem Rundgang wurde die<br />
Rettungstruppe mit ihren Geräten und deren<br />
Einsatzmöglichkeiten vorgestellt. Ein ganz besonderer<br />
Hinweis galt dem Abspracherapport<br />
der Einsatzkräfte. Im Massstab 1:1 erlebten<br />
die CT-Mitglieder den Informationsaustausch<br />
zwischen dem Gesamteinsatzleiter und den<br />
Chefs der Einsatzkräfte wie Feuerwehr, Polizei,<br />
Zivilschutz, Armee und Care-Team.<br />
Aufgebrachte, Verwirrte, Hilfesuchende ...<br />
Nach einer kurzen Verschnaufpause für die<br />
CT-Mitglieder erfolgte der Start der Übung<br />
«Sammelstelle». Ein leeres Bürogebäude bildete<br />
die Basis. Das Drehbuch schrieb Dienstchef<br />
Paul Bühler (katholischer Seelsorger) und<br />
Dienstchef Roland Stach (reformierter Pfarrer)<br />
besorgte die Instruktion der Figuranten. Diese<br />
wurden von den Samaritervereinen Luterbach<br />
und Zuchwil gestellt.<br />
Die Sammelstelle<br />
dient als Ort zur vorläufigen Aufnahme unverletzter<br />
Personen (Evakuierte und/oder Obdachlose)<br />
nach einem Schadenereignis. Dafür geeignet sind<br />
zum Beispiel Turnhallen, Kirchen, Hallen oder auch<br />
Busse. In der Regel wird in der Sammelstelle nicht<br />
übernachtet.<br />
Auftrag der Rettungstruppen<br />
Die Rettungstruppen sind mit ihren dafür spezialisierten<br />
Verbänden sowohl in der normalen bzw.<br />
ausserordentlichen Lage wie auch in der Krise die<br />
Hauptträger der militärischen Katastrophenhilfe.<br />
Dabei leisten sie hauptsächlich Rettungseinsätze in<br />
schweren und ausgedehnten Schadenlagen sowie<br />
bei Grossbränden. Zusätzlich erbringen sie Beiträge<br />
zur Unterstützung humanitärer Hilfeleistungen.
NFS-/Care-Team<br />
Und plötzlich gibt es beim Eingang zur Sammelstelle<br />
kaum mehr ein Durchkommen.<br />
Aufgebrachte Männer und Frauen begehren<br />
Einlass! Sie suchen nach Angehörigen, eine<br />
verwirrte Frau macht sich Sorgen um die Kanarienvögel<br />
in ihrer zerstörten Wohnung und<br />
eine Mutter bittet um neue Windeln für ihr<br />
Kleinkind. Eine Frau ist nur im Nachthemd<br />
und benötigt warme Kleider, ihre Wohnung<br />
wurde vom Feuer zerstört. Ein aufgebrachter<br />
Ehemann sucht seine Frau, die noch nicht vom<br />
Zahnarztbesuch im Dorf zurück gekommen ist.<br />
Vor der Türe bricht sogar ein Mann zusammen.<br />
Und eine jüngere Frau steht da und schweigt<br />
vor sich hin ...<br />
«Alle diese Szenen stammen aus dem wirklichen<br />
Leben», erklärte Roland Stach. Nach<br />
dem Erfassen der Personalien der Betroffenen,<br />
werden sie von einem Mitglied des Care-Teams<br />
empfangen und in einen Raum geführt. Hier<br />
können die Betroffenen von «ihrem<br />
Schicksal» berichten. Ein behutsamer<br />
Umgang mit den Betroffenen ist wichtig,<br />
notfalls muss auch weitere medizinische<br />
und nichtmedizinische Hilfe angefordert<br />
werden.<br />
Die Figuranten machten es den CT-<br />
Mitgliedern wirklich nicht leicht, sie reden<br />
wirr oder versuchen – unter Schock<br />
stehend – zu «fliehen», «weil niemand<br />
helfen will» oder «sie gerade keine klare<br />
Antwort erhalten». mfz<br />
Dienstchef Paul Bühler (links) zeigt sich bei der Schlussbesprechung sehr zufrieden mit dem<br />
Erreichten.<br />
Kurznotizen<br />
Zivilschutz-Spiel gibt auf!<br />
Die (öffentlichen) Auftritte fehlen, es mangelt<br />
vor allem an musikalischem Nachwuchs und<br />
die Neumitglieder-Werbung zeitigte ebenfalls<br />
keinen Erfolg.<br />
An der ausserordentlichen Vereinsversammlung<br />
vom 22. August 20<strong>12</strong> beschlossen die<br />
fast vollzählig anwesenden Musikantinnen<br />
und Musikanten, das vor mehr als 20 Jahren<br />
gegründete Zivilschutzspiel Kanton Solothurn<br />
aufzugeben. In der nächsten Ausgabe<br />
berichten wir ausführlich über diesen, leider<br />
unausweichlichen Entscheid.<br />
Für einen Rückblick freuen wir uns auf<br />
Texte, Bilder und Anekdoten auf reporter@<br />
sozsv.ch<br />
reporter@sozsv.ch<br />
076 425 45 00<br />
Schicke uns dein Bild, Video oder Text<br />
von deinem Zivilschutz-Einsatz und<br />
gewinne einen Sold-Zustupf!<br />
Grenchen stoppt Projekt<br />
«Schutz & Rettung»<br />
Nach nur 10 Monaten stoppte der Gemeinderat<br />
Grenchen am 4. Juli die vom RZSO<br />
Grenchen Kommandanten Remo Schneider<br />
geleitete Dachorganisation von Zivilschutz,<br />
Feuerwehr und Rettungsdienst. Das Projekt<br />
«Schutz & Rettung Grenchen» scheiterte offenbar<br />
wegen nicht abschliessend geregelter<br />
Zuständigkeitsfragen und personell bedingter<br />
Konflikte. Das Grenchner Tagblatt berichtete:<br />
«die erforderliche Zeit für einen kulturellen<br />
Wandel und der Führungsaufwand seien unterschätzt<br />
worden».<br />
Remo Schneider bleibt Kommandant der<br />
RZSO Grenchen.<br />
Gestenreich versucht der aufgebrachte Mann zu erklären und<br />
findet kaum die Worte.<br />
Auf der Sammelstelle werden von den Betroffenen vorerst die Personalien<br />
aufgenommen.<br />
Keine Bewachung von<br />
Asylbewerbern<br />
«Zivilschützer sollen Asylbewerber überwachen»<br />
titelten die Medien im August.<br />
Im Aargau war die Rede davon, dass der<br />
Zivilschutz zur Unterstützung der Kantons-<br />
und Regionalpolizei als Quartierpatrouillen<br />
einzusetzen sei. Die Idee war<br />
sehr umstritten, vor allem aber hielt der<br />
Zivilschutz selbst nichts von der Idee. Bedingt<br />
durch den Medienhype musste sich<br />
auch die Solothurner Kantonsregierung<br />
mit der Frage beschäftigen. Resultat: Die<br />
Bewachung von Asylbewerbern durch<br />
den Zivilschutz ist im Kanton Solothurn<br />
kein Thema.<br />
<strong>INFO</strong> 3 / September 20<strong>12</strong> 9
slowUp / Personelles<br />
slowUp Solothurn-Buechibärg<br />
mit Zivilschutz-<br />
Unterstützung<br />
Gegen 28'000 Personen nahmen am<br />
2. slowUp Solothurn-Buechibärg teil. Für<br />
die Verkehrssicherheit sorgten auch 45<br />
Zivilschützer des Kantons Solothurn.<br />
Bereits zum zweiten Mal fand am 10. Juni 20<strong>12</strong><br />
der slowUp Solothurn-Buechibärg statt. Rund<br />
28'000 bewegungsfreudige Personen nahmen<br />
die 46 Kilometer lange Rundstrecke zu Fuss,<br />
auf Inline-Skates oder mit dem Velo in Angriff.<br />
Damit alles ohne nennenswerte Zwischenfälle<br />
ablaufen konnte, engagierten sich 300 Helferinnen<br />
und Helfer, darunter auch 45 AdZS aus<br />
sechs verschiedenen regionalen Zivilschutz-<br />
Organisationen.<br />
Entlang und auf der Strecke mussten für diesen<br />
Grossanlass 228 Strassen gesperrt werden. Etliche<br />
Verkehrspunkte mussten jedoch mit einer<br />
für den Verkehrsdienst ausgebildeten Person<br />
überwacht und gesteuert werden. Um Zwischenfälle<br />
präventiv abzuwenden, wurde der<br />
Verkehrsdienst nicht einer einzigen Regionalen<br />
Zivilschutz Organisation (RZSO) übertragen,<br />
sondern kantonal koordiniert. Remo Schneider<br />
Ehrenmitglied Urs Zeltner<br />
verstorben<br />
Nach langer, geduldig ertragener Krankheit ist<br />
am 26. Juli unser Ehrenmitglied und ehemalige<br />
Vorsteher des kantonalen Amtes für Zivilschutz<br />
verstorben.<br />
Urs Zeltner ist am 14. Februar 1932 geboren.<br />
Er absolvierte eine Lehre als Bankkaufmann,<br />
bildete sich mit juristischen Kursen weiter und<br />
trat Mitte 1954 in den Staatsdienst ein. Ab<br />
dem Jahre 1958 war er auch Klassenlehrer an<br />
Ortschefkursen. Per 1. Februar 1963 wechselte<br />
er als Stellvertreter des Leiters zur kantonalen<br />
Zivilschutzstelle. Mitte Juni des gleichen Jahres<br />
verunfallte sein Vorgesetzter, Amtsleiter Walter<br />
Büttiker, tödlich auf dem Weg an die DV des<br />
(damaligen) Schweizerischen Bundes für Zivilschutz.<br />
So übernahm Stellvertreter Zeltner die<br />
10 <strong>INFO</strong> 3 / September 20<strong>12</strong><br />
Screenshot www.slowup-solothurn-buechibaerg.ch<br />
der RZSO Grenchen kannte den Anlass bereits<br />
von der ersten Austragung her und übernahm<br />
darum auch für die zweite Auflage die Leitung<br />
dieses wichtigen Zivilschutz-Einsatzes zu<br />
Gunsten der Bevölkerung.<br />
«Uns war besonders wichtig, dass wir den<br />
Trumpf der Ortskenntnis-Kompetenz aus-<br />
spielen konnten», begründete Remo Schneider<br />
die Einbindung von sechs RZSO an der «Front».<br />
So stellten die RZSO Biberist / Bucheggberg /<br />
Lohn-Ammansegg, Wasseramt Ost sowie<br />
West, Zuchwil-Luterbach und Gäu motiviertes,<br />
ortskundiges und ausgebildetes Personal zur<br />
Verfügung. So trug auch der Zivilschutz seinen<br />
Teil dazu bei, dass die Polizei bereits am Abend<br />
eine durchwegs sehr positive Bilanz ziehen<br />
konnte.<br />
Verantwortung für das Amt. Auf den 1. Februar<br />
1964 wählte der Regierungsrat den erst 33jährigen<br />
Urs Zeltner zum neuen Amtschef und<br />
zugleich zum kantonalen Ausbildungschef.<br />
Das Amt wuchs in der folgenden Zeit aufgrund<br />
neuer eidgenössischer und kantonaler Gesetze.<br />
So wurde im Jahre 1968 unter anderem die<br />
Regionale Übungs- und Ausbildungsanlage<br />
«Gheid» Olten eröffnet. Von den damals <strong>12</strong>7<br />
Solothurner Gemeinden gab es 50 Zivilschutz-<br />
und 77 kriegsfeuerwehrpflichtige Organisationen.<br />
Dazu kamen Ende 1970 noch 108<br />
Betriebe, Verwaltungen, Spitäler und Heime,<br />
die der Betriebsschutzpflicht unterstellt waren.<br />
Mitte der 1970er-Jahre zählte man im Kanton<br />
Solothurn nahezu 20'000 Schutzdienst-<br />
pflichtige.<br />
Voller Energie setzte sich Amtsvorsteher Urs<br />
Zeltner für «seinen» Zivilschutz ein. Er war im<br />
weitesten Sinne ein Wegbereiter für den späteren,<br />
heutigen Bevölkerungsschutz. Sein gros-<br />
ses und umfangreiches Wissen brachte er in<br />
vielen verschiedenen Gremien von Kanton und<br />
auch Bund ein. Etliche inländische Delegationen<br />
liessen sich vor Ort über die Ausbildung,<br />
den Einsatz und die Organisation des Solothurner<br />
Zivilschutzes informieren. Aber auch<br />
Vertreter aus Finnland, Norwegen, Dänemark,<br />
der Bundesrepublik Deutschland, der Volks-<br />
republik China, Ungarn, Japan oder Saudi-<br />
SekretärIn gesucht!<br />
Nach über 10 Jahren möchte ich auf Ende<br />
20<strong>12</strong> mein Amt als Sekretärin und Vorstandsmitglied<br />
des <strong>SOZSV</strong> an eine Nachfolgerin<br />
oder einen Nachfolger übergeben.<br />
Werden Sie das sein?<br />
Die Aufgaben der Sekretärin oder des Sekretärs<br />
gehören wohl zu den abwechslungsreichsten<br />
innerhalb eines Verbandes, sie sind<br />
interessant und auch anspruchsvoll. Dazu gehören<br />
unter anderem:<br />
< Unterstützung des Präsidiums in sämtlichen<br />
administrativen Belangen<br />
< Führen der Pendenzenliste des Vorstandes<br />
< Sitzungsvorbereitung (jährlich finden rund<br />
vier Vorstandssitzungen sowie eine Delegiertenversammlung<br />
statt) mit Vorbereiten<br />
der Traktanden, Versand der Einladungen,<br />
Terminkontrolle und Protokollführung<br />
< Weitere Spezialaufträge nach Absprache<br />
mit dem Vorstand<br />
Sie sehen, langweilig wird es nicht. Aber keine<br />
Angst, der Aufwand und das Engagement<br />
halten sich in Grenzen und beschränken sich<br />
zeitlich hauptsächlich auf die Zeitspanne rund<br />
um die im Voraus festgelegten Sitzungsdaten.<br />
Möchten Sie mehr<br />
wissen?<br />
Ich stehe Ihnen gerne für weitere Auskünfte zur<br />
Verfügung. Wenn ich gegen Ende dieses Jahres<br />
mein Amt an Sie übergeben darf, werde ich<br />
Ihnen selbstverständlich das Wichtigste nochmals<br />
genau erklären und Ihnen auch elektronische<br />
Vorlagen zur Verfügung stellen.<br />
Danke für Ihr Engagement und<br />
Ihre Unterstützung.<br />
Daniela Urfer,<br />
Sekretärin / Vorstandsmitglied <strong>SOZSV</strong>,<br />
Johanniterweg 3, 4922 Thunstetten,<br />
Tel. G: 031 970 08 81,<br />
Mobile: 078 896 33 96,<br />
E-Mail: daniela.urfer@swissonline.ch<br />
Arabien kamen zu Besuch, um die unterirdischen<br />
ZS-Anlagen und die Spitalanlagen zu<br />
bestaunen oder sich über den Kulturgüterschutz<br />
zu informieren.<br />
Für die ganz besonderen Verdienste um den<br />
Zivilschutz verlieh der <strong>SOZSV</strong> an Urs Zeltner<br />
die Ehrenmitgliedschaft.<br />
Per 31. Dezember 1994 trat Amtsvorsteher Urs<br />
Zeltner nach einem verdienstvollen Wirken in<br />
den vorzeitigen Ruhestand. mfz<br />
Fotografie Fine Art<br />
Martin Steiner<br />
www.martin-steiner.ch<br />
Fotografie | Layout | Kartenverlag | Web
Regionen<br />
Kommunikations-Test<br />
bestanden!<br />
WK Führungsunterstützung<br />
vom 29. Mai – 1. Juni 20<strong>12</strong><br />
Christian Tschui, Chef Info<br />
«An Zulu 7 von KP – antworten.» Vor der<br />
Zivilschutzanlage am Asylweg in Zuchwil steht<br />
ein Tisch mit vielen Zetteln, Merkblättern,<br />
mehreren Telefonen und Funkgeräten. Eine<br />
Funkübung mit vier mobilen Kleingruppen<br />
und zwei fixen Standorten ist in vollem Gang.<br />
Thomas Hert, Chef Lage, instruiert per Funk<br />
eine der Gruppen über den weiteren Verlauf der<br />
Übung, befragt sie nach Kartensymbolen und<br />
lässt immer wieder den Blick über die vor ihm<br />
liegenden Listen schweifen. Auf dem Display<br />
seines Polycom, dem Handgerät der neusten<br />
Generation Funkgeräte, blinkt ein Schlüsselsymbol.<br />
Ein prüfender Blick auf den «Polycom-<br />
Spick», der Kurzanleitung für die Gerätebedienung,<br />
lässt den Schluss zu, dass es sich um die<br />
Verschlüsselung des Signals handeln muss. Die<br />
Funksprüche sind nur Bestandteil einer Übung<br />
und beinhalten keine brisanten Daten oder<br />
Fakten – die Übung geht weiter.<br />
Diese Polycom-Handgeräte stellen für Mario<br />
Ljuca, Chef Telematik, aktuell eine Herausforderung<br />
dar. «Vor einem Jahr stellten wir fest,<br />
dass ein Betrieb vor dem KP in Zuchwil nur<br />
mit Einschränkungen bezüglich Reichweite<br />
und Sprachqualität möglich ist. Daraufhin haben<br />
wir den Zuständigen des Kantons informiert.<br />
Den Betrieb in der Gemeinde Luterbach<br />
testen wir dann nächstes Jahr in einer separaten<br />
Übung.»<br />
Wenig später stösst Hansruedi Affolter, Zuständiger<br />
für Technik beim Amt für Militär und<br />
Unterwegs mit älteren<br />
Menschen<br />
«Wir verbrachten fünf lehrreiche und erfüllende<br />
Tage in Derendingen», erklärt Marco Walker<br />
aus Zuchwil. Ausserhalb des Zivilschutzes<br />
arbeitet er als Mechaniker. Dieser Einsatz<br />
in der Woche vom 21. Mai 20<strong>12</strong> war bereits<br />
sein dritter im Alters-<br />
und Pflegeheim<br />
Derendingen, den<br />
er als einer von fünf<br />
Betreuern der Zivilschutzorganisation<br />
Zuchwil-Luterbach<br />
absolvierte.<br />
«Pflegearbeiten über-<br />
Marco Walker – Mechaniker<br />
und Betreuer<br />
nehmen wir keine,<br />
wir betreuen und<br />
RZSO Zuchwil-Luterbach<br />
Bevölkerungsschutz, Fachbereich<br />
Zivilschutz, hinzu.<br />
«Wir haben die Störungsmeldung<br />
letztes Jahr erhalten und<br />
umgehend reagiert. Einzelne<br />
Geräte wurden in Reparatur<br />
gegeben.<br />
Urban Wollschlegel, Betriebs-<br />
leiter Polycom der Polizei<br />
Kanton Solothurn, ist ebenfalls<br />
eingetroffen. «Im Laufe<br />
des Frühlings wurde in<br />
Zusammenarbeit mit dem<br />
BABS die Funkfeldversorgung<br />
überprüft. Es konnten<br />
keine Unregelmässigkeiten<br />
festgestellt werden. Wir<br />
werden jetzt einzelne Funkgeräte<br />
der Servicestelle (RUAG)<br />
zusenden, damit diese Geräte<br />
geprüft werden können. Nach diesem Test können<br />
wir dann weitere Schlüsse ziehen.»<br />
Patrick Antonel, Gruppenführer Telematik, ist<br />
für die «lange Leitung» zuständig. «In etwas<br />
weniger als einem halben Tag haben wir in<br />
einem 5-köpfigen effizienten Team ca. 500 m<br />
Kabel verlegt. Diese werden mit einer speziellen<br />
Vorrichtung in ca. 5 m Höhe an Bäumen,<br />
Strassenlaternen oder anderen Befestigungsmöglichkeiten<br />
angebracht. Damit testen wir<br />
einmal jährlich das Wissen und Können der<br />
Zivilschützer und zugleich auch das Material.<br />
Beide Komponenten – Mann und Material –<br />
haben den Test bestanden.»<br />
David Sommerhalder, Gruppenführer Telematik,<br />
freut sich auf den Telematik-Ausbau der<br />
Zivilschutzanlagen Zuchwil und Luterbach.<br />
«Die Kosten für den Ausbau wurden auf Gemeindeebene<br />
gutgeheissen, ein Drittel des Betrags<br />
stammt aus dem Pool der Ersatzabgabe<br />
begleiten nur.» Und bei diesem abwechslungsreichen<br />
Programm gab es einiges zu betreuen.<br />
Nach der Begrüssung am Montagmorgen ging<br />
es gleich nach dem Mittag auf den Flugplatz<br />
Grenchen und am Dienstag zum Jakobsmarkt.<br />
Am Mittwoch in den Seeteufel in Studen –<br />
auf einen Ausflug an den Bielersee musste auf<br />
Grund des unsicheren Wetters verzichtet werden<br />
– und am Donnerstag zum Stadtbummel<br />
in Solothurn – immer nachmittags. Am Mittwochmorgen<br />
entführte ein Besuch auf dem<br />
Gemüse- und Blumenmarkt in Solothurn in<br />
eine Welt voller vertrauter Eindrücke – ein<br />
sinnliches Abenteuer für Augen und Nase.<br />
«Wir haben Glück, dass wir über ein Fahrzeug<br />
verfügen, das auch Bewohnerinnen und<br />
Bewohner transportieren kann, die auf einen<br />
Rollstuhl angewiesen sind.» Angela Piscitelli,<br />
Fachfrau Aktivierung und Alltagsgestaltung,<br />
Polycom-Funkübung und die Kommunikation funktioniert. Fotos Christian Tschui<br />
für Schutzräume, der grössere Teil übernimmt<br />
der Bund. Anschliessend sind wir dann auch<br />
innerhalb der Anlage vernetzt. Handys oder<br />
Funkgeräte hatten bisher absolute Funkstille.<br />
Einzig ein Telefon- und ein Internetanschluss<br />
sind vorhanden. Dies ist auch ein Faktor für die<br />
Vermietbarkeit der Anlagen – Handyempfang<br />
innerhalb der Anlage ist beim Militär wie auch<br />
bei anderen Gästen beliebt.» Der Ausbau wird<br />
baldmöglichst in Angriff genommen.<br />
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hat das abwechslungsreiche Programm zusammengestellt.<br />
«So viele Aktivitäten sind nicht<br />
üblich, obschon wir auch recht viel unternehmen,<br />
wenn keine Zivilschützer mithelfen.» Die<br />
Antwort auf die Frage, ob sie nächstes Jahr<br />
wieder auf den Einsatz der Zivilschützer zählen<br />
möchte, liess keine Zweifel offen: «Möglicherweise<br />
wird das Programm etwas weniger<br />
gedrängt ausfallen. Die Vorbereitungen waren<br />
aufwändig, haben sich aber bezahlt gemacht.<br />
Auch die Bewohnerinnen, noch mehr aber die<br />
Bewohner, begrüssen die Anwesenheit der jungen<br />
Männer sehr.» Im Hintergrund stimmt ein<br />
Heimbewohner kopfnickend zu.<br />
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<strong>INFO</strong> 4 / 20<strong>12</strong><br />
Das Zivilschutz-Spiel – ein<br />
Rückblick<br />
Foto Max Flückiger<br />
<strong>SOZSV</strong>-DV 2013<br />
Datum und Ort<br />
siehe www.sozsv.ch<br />
Redaktionsschluss<br />
23. Oktober 20<strong>12</strong>