Gegenwart der Familie Delirmanagement Mobilisierung Schmerz-, Angst- & Stressfreiheit tionen sowie die Festlegung der differenzierten Zielsetzungen der Frühmobilisation durch die Pflege, die Physiotherapie oder die Ergotherapie. Methode Obwohl es auch Arbeiten <strong>zur</strong> Implementierung der <strong>Frühmobilisierung</strong> bei definierten Populationen gibt [5, 32], wurde hier von einer systematischen Literatursuche anhand eines PICO-Schemas Abstand genommen, da dieser Ansatz die Repräsentativität der Ergebnisse eingeschränkt hätte [16]. Das Ziel ist daher, in einem narrativen Review einen Überblick über die verfügbaren Elemente<strong>zur</strong>EntwicklungeinesAlgorithmusder <strong>Frühmobilisierung</strong> zu vermitteln. Basierend<strong>auf</strong>bisherigensystematischenÜbersichtsarbeiten [2, 26, 28, 39, 48] sowie weiterer aktueller Literatur zu spezifischen Fragestellungen können die folgenden Empfehlungen <strong>zur</strong> Entwicklung eines Best-Practice-Ansatzes im eigenen Arbeitsbereich gegeben werden. Ein- und Ausschlusskriterien Prinzipiell können alle Intensivpatienten anhand von Sicherheitskriterien stufenweise mobilisiert werden. Es gibt keine Evidenz für eine bestimmte Bedingung, die eine tatsächliche KontraindikationfüreinestufenweiseMobilisierung Wachheit & Teilhabe Assistierte Spontanatmung Abb. 1 9 ABCDEF- Gesamtkonzept <strong>zur</strong> <strong>Frühmobilisierung</strong> unter Einbeziehung der Gesamtsituation des Patienten und seiner Angehörigen darstellt. Der Einsatz von Vasopressoren bzw. Katecholaminen wurde in einigen Studien als Ausschlusskriterium genannt [8, 44], in anderen Studien nicht [31, 33]. Einige Autoren haben bez. der Mobilisierung als oberen Cut-off-Wert für die Oxygenierung eine inspiratorische Sauerstofffraktion (F IO 2) von 0,6 gesetzt [31, 33], andere Autoren haben auch Patienten mit einer F IO 2 von 1,0 mobilisiert, ohne dass Sicherheitsereignisse zugenommen hätten [4]. In einigen Settings wurden Patienten mit Bewusstseinsstörungen von der Mobilisierung aus dem Bett ausgeschlossen [44], in anderen Studien aus dem Bett mobilisiert, weil sie bewusstseinsgestört waren [53]. Die Evidenz ist bez. der Ein- und Ausschlusskriterien widersprüchlich. » Patienten können auch mit hohen F I O 2 -Werten stufenweise mobilisiert werden Auch die S2-Leitlinie Lagerung und Frühmobilisation der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (DGAI) gibt keine absoluten Kontraindikationen an, verweist aber <strong>auf</strong> das erhöhte Risiko bei Patienten mit aktiven Blutungen oder unversorgten Frakturen hin [25]. Auf einer Konsensuskonferenz [22] wurde empfohlen, für spezifische Settings und abhängig von der Population und der Kompetenz der Mitarbeiter ein Ampelsystem <strong>zur</strong> <strong>Frühmobilisierung</strong> zu entwickeln. Die Ampel hat 3 verschiedene Farben (Rot, Gelb und Grün) und definiert die Bedingungen <strong>zur</strong> Mobilisierung anhand verschiedener Kriterien [36]: 4 Rot: Es ist keine aktive Mobilisierung möglich, da die Risiken die Vorteile überwiegen. 4 Gelb: Eine aktive Mobilisierung ist nur eingeschränkt möglich, da die Gefahr besteht, dass die Risiken die Vorteile überwiegen. Daher muss vor jeder Mobilisierung eine individuelle Absprache getroffen werden. 4 Grün: Eine aktive Mobilisierung ist möglich, die Vorteile überwiegen, das Risiko ist gering. Auch hier wird empfohlen, für die jeweiligen Disziplinen das Ampelsystem interprofessionell(Mediziner,Physiotherapeuten, Pflegende u. a.) zu definieren und an die jeweiligen Populationen, Kompetenzen und Bedingungen anzupassen. Kategorien hierzu können sein: 4 Bewusstsein, 4 Beatmungswerte, 4 Hämodynamik, 4 Zu- und Ableitungen, 4 spezifische Bedingungen (abhängig von der Disziplin, z. B. Frakturen in der Unfallchirurgie oder Kraniektomie in der Neurologie). Die Ampel stellt damit ein Kernelement der Mobilisierung in spezifischen Fachbereichen dar (. Tab. 1). Sicherheitskriterien Sicherheitsbedenken bei Intensivpatienten stellen eine häufige Barriere in der Implementierung dar [13]. In einer systematischen Übersichtsarbeit wurde gezeigt, dass die Rate an unerwünschten Ereignissen während der aktiven Mobilisierung beatmeter Intensivpatienten bei 3,9 % lag, die Rate an Ereignissen, die ein Handeln erforderten, bei 0,3 % [39]. Eine Extubation bei beatmeten Patienten, die intubiert zum Gehen mobilisiert wurden, ist nicht erfolgt [4]. Sicherheitskriterien sind notwendig, um Risiken frühzeitig erkennen und Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 2 · 2017 157
Zusammenfassung · Abstract Gefahren abwenden zu können. Hierzu wurden absolute Grenzwerte – z. B. eine Grenze für die periphere Sauerstoffsättigung von