Hallesche-Immobilienzeitung-Ausgabe62-2017-04
Viele Menschen interessieren sich für Immobilienangebote in ihrer eigenen Stadt, insbesondere für Mieten und Kaufen, Wohn- und Gewerbeobjekte in ihrem näheren Umfeld. Die Hallesche ImmobilienZeitung ist die erste, kostenfreie, immobilienspezifische Angebots-Zeitung für die Region Halle.
Viele Menschen interessieren sich für Immobilienangebote in ihrer eigenen Stadt, insbesondere für Mieten und Kaufen, Wohn- und Gewerbeobjekte in ihrem näheren Umfeld. Die Hallesche ImmobilienZeitung ist die erste, kostenfreie, immobilienspezifische Angebots-Zeitung für die Region Halle.
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2 <strong>Hallesche</strong>Immobilien<br />
I m m o b i l i e n z e i t u n g f ü r H a l l e u n d d e n S a a l e k r e i s<br />
62. Ausgabe: April <strong>2017</strong><br />
Die Angst vor der Blase Fortsetzung von Seite 1<br />
Die Regierung rüstet gegen die Immobilienblase. Doch dass der Wohnungsmarkt<br />
zusammenbricht, dafür spricht wenig.<br />
Gleichzeitig steigt das Angebot<br />
am Markt weiter, weil beispielsweise<br />
Eigentümer Angst bekommen<br />
und verkaufen, also „Kasse<br />
machen“ wollen, bevor die Preise<br />
weiter sinken.<br />
Wie gefährlich eine zu große<br />
Euphorie auf dem Immobilienmarkt<br />
ist, zeigt die Finanzkrise in<br />
den USA nach 2007. Dort hatten<br />
die Banken, auch auf Druck der<br />
Politik, immer häufiger Kredite an<br />
Hausbauer zu günstigen Bedingungen<br />
vergeben. Viele Familien<br />
kauften in der festen Überzeugung,<br />
dass der Preisanstieg anhalten<br />
würde. Doch bald konnten die<br />
ersten Hausbesitzer ihre Kredite<br />
nicht mehr bedienen, viele Häuser<br />
mussten zwangsversteigert<br />
werden. Die Folge: Die Preise<br />
brachen massiv ein, und die vielen<br />
Kredite waren plötzlich nichts mehr<br />
wert. Das war der Auslöser der<br />
weltweiten Finanzkrise.<br />
Und nun steigen auch in Deutschland<br />
die Immobilienpreise.<br />
Angefacht vor allem von zwei<br />
Faktoren: den niedrigen Zinsen<br />
für Baukredite und die geringen<br />
Renditen, die Sparanlagen derzeit<br />
generieren, bedingt durch die<br />
massive Flutung der Märkte durch<br />
die EU mit billigem Geld. So ist<br />
die Immobilie nach wie vor als<br />
Geldanlage attraktiver geworden.<br />
Zudem sind in den vergangenen<br />
Jahren mehr Menschen in die<br />
Städte gezogen. Entsprechend<br />
zuversichtlich blickt die Baubranche<br />
auf <strong>2017</strong>: Sie erwartet im laufenden<br />
Jahr den höchsten Umsatz seit 20<br />
Jahren. Die Auftragsbücher sind<br />
voll. Im Jahr 2016 wurden etwa<br />
in Sachsen-Anhalt 4.809 zum Bau<br />
freigegebene Hochbauvorhaben<br />
im Wohn- und Nichtwohnbau<br />
registriert. Das entsprach einem<br />
Plus von 162 Bauvorhaben,<br />
beziehungsweise 3,5 Prozent<br />
gegenüber dem Vorjahr.<br />
Im Wohnungsneubau wurde die<br />
Bestmarke des Vorjahres erneut<br />
übertroffen. Die bedeutendste<br />
Sparte innerhalb des Wohnungsbaus<br />
bildete der Neubau von<br />
Ein- und Zweifamilienhäusern,<br />
in denen 2.335 Wohnungen<br />
entstehen sollen (plus 0,5 Prozent).<br />
Die Genehmigungen für den<br />
Neubau von Mehrfamilienhäusern<br />
und Wohnheimen nahm um 20,1<br />
Prozent zu. Zusätzliche 1.459<br />
Wohnungen sollen in diesem<br />
Bereich entstehen. Dieser Boom auf<br />
den Baustellen stärkt das Wachstum<br />
der gesamten Wirtschaft. Doch<br />
mit ihm wächst die Angst vor der<br />
Immobilienblase.<br />
Aber droht diese Gefahr in<br />
Deutschland? Entsteht gerade<br />
eine Immobilienblase? Darüber<br />
sind sich die Experten uneins.<br />
Pro: Wir befinden uns schon<br />
mitten in der Blase, sagen einige<br />
Experten. Als Indiz gilt ihnen, dass<br />
die Kaufpreise für Wohnungen<br />
deutlich schneller steigen als die<br />
Mieten. In Deutschland kletterten<br />
die Preise für Neubauten und<br />
Bestandsimmobilien in Deutschland<br />
zwischen 2007 und Herbst<br />
2016 um 29 Prozent, die Preise<br />
für Neubauten und Bestandsimmobilien<br />
um 63 beziehungsweise<br />
59 Prozent. Darin sehen Experten<br />
einen Beleg für zunehmend<br />
spekulative Investments: Gekauft<br />
wird heute lediglich, um morgen<br />
noch teurer verkaufen zu können.<br />
Kontra: Keine Blase – zu diesem<br />
Fazit kommt der Zentrale Immobilienausschuss<br />
(ZIA) in seinem<br />
diesjährigen, kürzlich veröffentlichtem<br />
Frühjahrsgutachten. Die<br />
Kaufpreisübertreibung, heißt es<br />
in dem Gutachten, sei bundesweit<br />
noch so gering, dass sie sich mit<br />
den niedrigen Zinsen oder einem<br />
Nachholeffekt erklären lässt.<br />
Außer in den „Schwarmstädten“:<br />
Dort seien die Preise maßlos<br />
überzogen, um ca. 50 Prozent<br />
etwa in Berlin oder Köln, 75<br />
Prozent sogar in Hamburg. Die<br />
Zeit scheinbar unbegrenzt<br />
steigender Preise aber sei vorbei,<br />
seien in ihnen offenbar bereits<br />
weiter signifikant steigende<br />
Mieterträge eingepreist, so die<br />
Experten der ZIA. Damit sei aber<br />
gerade in Berlin und München<br />
zukünftig nicht mehr zu rechnen.<br />
Seit nunmehr fünf Jahren klettern<br />
die Kaufpreise auf immer neue<br />
Höhen. Bundesweit lagen sie 2016<br />
um 48 Prozent höher als 2010. Blase<br />
ja - oder nein?<br />
"Das hängt wesentlich davon ab,<br />
ob die Preise weiter so rasant<br />
steigen", so immoHAL Geschäftsführer<br />
und Wertgutachter Ralf<br />
Bauer. "In Halle sind die Preise<br />
in den letzten 3 Jahren bis zu<br />
30% gestiegen. Bei Einfamilienhäusern<br />
gibt es aber bereits eine<br />
Stagnation (siehe auch Immobilienpreise<br />
Seite 11). Ich denke,<br />
in Halle wird es eher zu einem<br />
normalen Abschwung kommen<br />
und wahrscheinlich nicht zu einer<br />
Blase."<br />
Dennoch ist die Angst vor einer<br />
Blase groß, nicht nur unter Häuslebauern.<br />
Das hat auch die Politik<br />
auf den Plan gerufen. In jedem<br />
Falle rüstet sich die Bundesregierung,<br />
um Preisblasen<br />
auf dem deutschen Immobilienmarkt<br />
zu vermeiden. Das<br />
Finanzministerium hat im vergangenen<br />
Jahr einen Gesetzentwurf<br />
erarbeitet, in dem vier<br />
Maßnahmen genannt werden,<br />
um eine „kreditgetriebene Überhitzung<br />
des Immobilienmarktes“<br />
zu verhindern. Notfalls soll die<br />
Kreditvergabe gedeckelt werden.<br />
Das heißt, Obergrenzen für die<br />
Beleihung von Immobilienkrediten<br />
sollen eingeführt werden.<br />
Immobilien dürften dann nicht<br />
mehr zu 100 Prozent des<br />
Beleihungswertes oder mehr<br />
beliehen werden, sondern nur<br />
noch bis zu dieser, dann<br />
festzusetzenden Obergrenze.<br />
Außerdem soll ein Zeitraum<br />
fixiert werden können, in dem ein<br />
gewisser Anteil eines Kredites<br />
zurückgezahlt werden müsste.<br />
Auch eine Grenze für die Schuldentragfähigkeit<br />
eines Kreditnehmers,<br />
bezogen auf sein Einkommen,<br />
könnte definiert werden.<br />
Möglich wäre zudem, dass eine<br />
Mindestrückzahlung vereinbart<br />
werden müsste – tilgungsfreie<br />
Kredite wären dann nicht mehr<br />
möglich. Es könnte noch im<br />
Frühjahr in einer abgespeckten<br />
Variante den Bundestag passieren.<br />
Gegen das geplante Gesetz regt<br />
sich Widerstand. In einer Anhörung<br />
im Finanzausschuss des Bundestages<br />
vor einigen Tagen haben<br />
Bankenverbände und Immobilienbranche<br />
das geplante Gesetz<br />
kritisiert. Die Vorschläge im<br />
Gesetzentwurf der Bundesregierung<br />
seien überzogen und<br />
den tatsächlichen Risiken nicht<br />
angemessen, heißt es in einer<br />
gemeinsamen Stellungnahme von<br />
Banken und Sparkassen. „Trotz<br />
zum Teil deutlicher Preissteigerungen<br />
in einigen Ballungsgebieten<br />
liegt gegenwärtig in Deutschland<br />
keine Überhitzung des Immobilienmarktes<br />
vor.“ „Deutschland weist<br />
vergleichsweise stabile Immobilienmärkte<br />
auf“, betont die<br />
Kreditwirtschaft. „Die Finanzierungsmodalitäten<br />
sind konservativ<br />
und durch langfristige Zins- und<br />
Tilgungsvereinbarungen geprägt.“<br />
Die Kreditwirtschaft kritisiert, dass<br />
„andere Möglichkeiten zur<br />
Bekämpfung einer Überhitzung,<br />
wie beispielsweise steuerliche<br />
Änderungen, Bereitstellung von<br />
Bauland in Ballungsgebieten,<br />
Vereinfachung der Bauordnung<br />
etc.“, nicht geprüft würden.<br />
Auch der Bundesverband deutscher<br />
Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />
hält das Gesetz für<br />
überzogen. Ein flächendeckendes<br />
Problem, von dem wesentliche<br />
Systemrisiken für den Finanzmarkt<br />
ausgehen können, sei derzeit<br />
nicht ersichtlich: „Nach unserer<br />
Auffassung besteht daher keine<br />
Notwendigkeit, im privaten Immobilienfinanzierungsgeschäft<br />
derart<br />
weitreichende Eingriffsrechte einzuführen.“,<br />
heißt es in einer<br />
Stellungnahme. Offenbar hat die<br />
Kritik gewirkt. Momentan sieht<br />
es so aus, als ob von den vier<br />
geplanten neuen Regeln für<br />
Obergrenzen noch zwei übrig<br />
sind: Eine Obergrenze für die<br />
Darlehenshöhe, bezogen auf den<br />
Immobilienwert („Loan to value“)<br />
und eine Vorgabe für den maximalen<br />
Zeitraum, innerhalb dessen<br />
ein bestimmter Anteil des Darlehens<br />
zurückgezahlt werden muss<br />
(„Amortisationsanforderung“).