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Neubadmagazin April 2017

Die April-Ausgabe des Neubadmagazine

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mindestens zwei Dinge in riesigen<br />

Mengen zu bieten: Land und Wasser.<br />

Schliesslich ist Kanada die zweitgrösste<br />

Landressource der Welt. Zudem sind<br />

die Kanadier sehr migrationsfreundlich.<br />

Den Kanadier an sich gibt es ja<br />

nicht wirklich. Der grösste Teil der 35<br />

Millionen in Kanada lebenden Menschen<br />

oder deren Vorfahren sind aus<br />

aller Damen und Herren Länder irgendwann<br />

einmal eingereist. Die ursprünglichen<br />

Bewohner wollen nicht Indianer,<br />

sondern «First Nations» genannt werden.<br />

Also die Menschen, die zuerst da<br />

waren. Vor 12 000 Jahren nämlich. Und<br />

nun bin ich hier. Und will es auch bleiben.<br />

Ergo lautet die Antwort ganz simpel:<br />

ja, ich fühle mich hier in Kanada zu<br />

Hause.<br />

«Was reizt dich an Kanada so sehr?»<br />

ist die andere Frage, die mir immer wieder<br />

gestellt wird. Das Land ist für mich<br />

nicht neu, denn ich war in den vergangenen<br />

vierzig Jahren immer wieder in<br />

Toronto anzutreffen. Aber letzten März<br />

war die Ankunft gefühlt anders als bisher.<br />

War es die Weite des Himmels?<br />

Oder das flache Land mit Sicht bis zum<br />

Ende der Welt? Vielleicht auch nur die<br />

Gewissheit, dass ich diesmal etwas<br />

länger bleiben will? Wahrscheinlich ist<br />

es die Kombination aller Faktoren. Ich<br />

habe mein Versprechen aber eisern gehalten<br />

und mich bis heute geweigert,<br />

die Schweiz mit Kanada oder Basel mit<br />

Toronto zu vergleichen. Denn Vergleiche<br />

sind mir zu simpel, meist hinkend<br />

Der Elch hat den Test als allererstes Krankenwagenpferd bestanden.<br />

und meist auch sinn- und nutzlos. Ich<br />

nehme einfach erfreut zur Kenntnis,<br />

was mir gefällt. Natürlich sehe ich<br />

auch, was mir nicht so passt. Vor allem<br />

kommt mir die Offenheit der kanadischen<br />

Mentalität sehr entgegen. Wir<br />

Basler lieben ja Grenzwertigkeit seit<br />

Jahrhunderten und leben sie im vollen<br />

Umfang aus. Deshalb gelten wir Basler<br />

als weltoffen. Die Verbindungen zu<br />

Freunden und Familie in «meinem Basel»<br />

sind genauso aktiv und attraktiv<br />

wie vor meiner Abreise auch. Nur geografisch<br />

etwas weiter entfernt. Und wie<br />

der Zufall so spielt, ist während des<br />

Schreibens dieses Artikels die aktuelle<br />

Liste der «best countries» veröffentlicht<br />

worden. Nun, wer ist da auf den ersten<br />

beiden Plätzen zu finden? Genau! Die<br />

Schweiz ist auf dem ersten Platz und<br />

Kanada auf dem zweiten Platz gelandet.<br />

Na sieh mal an.<br />

März <strong>2017</strong>, Richmond Hill, Kanada.<br />

Ich klebe am Bildschirm und schaue<br />

mir den trockenen Morgestraich, den<br />

bunt-verregneten Cortège, die verspieltlustige<br />

Kinderfasnacht und die durchmischten<br />

Schnitzelbänggler auf Telebasel<br />

an. Eine kleine Träne der Verzückung<br />

zeigt sich erst im einen und dann im<br />

anderen Auge. Und das fühlt sich gut<br />

an. Aber jetzt werde ich erfolgreich gegen<br />

die leichte baslerische Sentimentalität<br />

ankämpfen, das Haus verlassen<br />

und das kanadische Eis bei minus vierzehn<br />

Grad kanadischer Kälte von der<br />

kanadischen Autoscheibe kratzen. Man<br />

gönnt sich im kanadischen Ontario ja<br />

sonst kaum was.<br />

«Switzerland is first and Canada is<br />

second best of all countries, ey?»<br />

<br />

Christian Wehrli<br />

Kanada hat sehr viel von diesem weissen, coolen Pulver.<br />

Bachletten<br />

21

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