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<strong>stadion</strong> <strong>aktuell</strong><br />
nal spielen. Das hat entschädigt, daher war es für mich<br />
beim VfB eine sehr schöne, lehrreiche Zeit.“<br />
Mit dem UEFA-Cup-Finale gegen den SSC Neapel<br />
als Höhepunkt.<br />
Rainer Schütterle: „Ich habe zwar nur bis zum Viertelfinale<br />
gespielt und bin ab dem Halbfinale nur in der Garage<br />
gesessen, aber es war trotzdem okay. Ich habe dann<br />
nach dem Spiel mitgemacht.“<br />
Günther Schäfer: (lacht herzhaft.) „In der Garage gesessen.<br />
Heute sagt man auf der Bank. Ich möchte aber<br />
noch eines zu Rainers Wechsel nach Stuttgart sagen:<br />
Rainer war beliebt bei den Fans, da gab es in keiner<br />
Form etwas, was an seinem Verhalten zu kritisieren war.<br />
Es kommt einfach viel darauf an, wie man wechselt und<br />
sich am neuen Ort einfügt. Es ist ja auch wichtig für die<br />
Fans, zu sehen, ob einer fannah ist und gerne für uns<br />
spielt, für uns arbeitet.“<br />
Rainer Schütterle: „Unter Spielern versteht man sich ja<br />
im Normalfall, egal wo einer vorher gespielt hat. Klar ist<br />
da auch mal ein Vollfriseur dabei, das kommt vor, aber<br />
so einen hast du überall.“<br />
Günther Schäfer: „Ich habe sie halt umgehauen. Aber<br />
das gehört auch dazu, das trägst du dann nicht Tage<br />
lang mit dir rum. Grundsätzlich ist es doch so, dass es<br />
auf dem Platz keine Freunde gibt, aber danach dann<br />
wieder. Für mich ging es um den Erfolg, um – damals<br />
noch – zwei Punkte. Darum, dass ich das Spiel gewinne.“<br />
Erst recht, wenn das Derby VfB gegen KSC anstand.<br />
Günther Schäfer: „Mir war es egal, gegen wen du<br />
spielst. Natürlich hat das Derby eine Brisanz von den<br />
Fans und den Vereinen her, aber am Ende stehst du als<br />
Spieler auf dem Platz und willst Punkte holen – früher<br />
zwei, heute drei.“<br />
Rainer Schütterle: „Natürlich ist dieses Derby ein Spiel<br />
von besonderem Reiz und das soll es auch sein. Und es<br />
gehört auch dazu, dass die Fans mit ihren Emotionen<br />
dazu beitragen. Aber in der Vergangenheit, als ich auch<br />
noch in Verantwortung beim KSC war, ist es teils schon<br />
übertrieben worden – von beiden Seiten.“<br />
Stimmt es Euch traurig, wenn Ihr seht, dass beim<br />
Derby ein derart großes Polizeiaufgebot nötig ist?<br />
Günther Schäfer: „Es ist kein schönes Bild. Eines, das<br />
dich nachdenklich stimmt.“<br />
Rainer Schütterle: Die Gewaltbereitschaft hat ja überall<br />
zugenommen. Wir hatten zu unserer Profizeit ein<br />
Freundschaftsspiel gegeneinander. Das hat Anfang der<br />
90er Jahre auf einem neutralen Platz in der Nähe von<br />
Pforzheim als Vorbereitungsspiel stattgefunden – so etwas<br />
wäre heute undenkbar.“<br />
Günther Schäfer: „Weil man die ganzen Sicherheitsvorkehrungen,<br />
die man bräuchte, auf so einem Platz nicht<br />
treffen könnte.“<br />
Rainer Schütterle: „Das stimmt traurig.“<br />
Wie war es denn für Euch, als Ihr einst im Derby<br />
gegeneinander gespielt habt?<br />
Rainer Schütterle: „Er war immer auf der anderen Seite,<br />
das hat die Position so hergegeben. Aber sonst wäre ich<br />
halt über ihn drüber gesprungen.“<br />
Günther Schäfer: „Das wäre schwierig geworden. Du<br />
musst erst einmal über einen drüber springen, der auf<br />
Brusthöhe angesegelt kommt.“ (lacht.)<br />
Rainer Schütterle: „Beim Spiel ging es ja noch, da war<br />
ein Schiedsrichter dabei. Ob hier beim VfB Günther<br />
oder beim KSC später Dirk Schuster, die haben alles umgenietet<br />
auch im Training. Dirk Schuster hatte mal einen<br />
Kreuzbandriss. Im ersten Training danach hat er beim<br />
fünf gegen zwei den Co-Trainer fast ins Krankenhaus<br />
getreten, beim nächsten Training den Winnie Schäfer –<br />
da wussten die beiden: Er ist wieder da.“<br />
Günther Schäfer: „Es war schon früher so, dass man mal<br />
verbal aneinander hoch ist, aber dann ging es weiter. So<br />
ist das Profigeschäft. Wenn du auf dem Platz Vollgas<br />
gibst, kannst du dich doch hinterher wieder gut verstehen.<br />
Da hat einer vielleicht mal nach dem Training nicht<br />
mehr mit dir geredet, aber am nächsten Tag war alles<br />
wieder okay. Es gab Situationen, da hast du im Bundesligaspiel<br />
einen an der Außenlinie volley genommen und<br />
hinterher bist du bei einem Bier zusammengesessen und<br />
hast dich darüber amüsiert. Also ich habe mich darüber<br />
amüsiert – er nicht.“ (lacht.)<br />
Rainer Schütterle: „Das war normal, so war das Geschäft.“<br />
Kommen wir noch einmal auf das anstehende Derby<br />
zurück, dem die Tabellensituation dieses Mal eine<br />
zusätzliche Brisanz gibt.<br />
Günther Schäfer: „Das Derby wird ein heißes Ding. Es<br />
geht für beide um wahnsinnig viel, keiner ist in der Tabelle<br />
im Niemandsland. Für uns geht es um den Aufstieg,<br />
für den KSC darum, den Klassenerhalt zu schaffen – da<br />
werden schon genug Emotionen drin sein. Da wird es<br />
auf dem Platz anders zur Sachen gehen. Aber ich hoffe,<br />
dass es bei allem Einsatz auf dem Rasen, bei allen Emotionen<br />
auf den Rängen friedlich bleibt.“<br />
Rainer Schütterle: „Das hoffe ich auch. Für den KSC<br />
werden die Trauben hochhängen, aber es ist ein Derby,<br />
es ist alles drin. Warum soll man nicht einen Punkt<br />
mitnehmen?“<br />
14 2. BUNDESLIGA | VfB STUTTGART – KARLSRUHER SC