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mein HIMBEERgrün 01/2017

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<strong>mein</strong><br />

HIMBEER<br />

Umweltmagazin von Schülern für Schüler<br />

Kostenlos,<br />

weil unbezahlbar<br />

Exotisches<br />

Superfood<br />

Sind Goji-Beeren und<br />

Chiasamen wirklich so<br />

super für die Gesundheit?<br />

Ohne<br />

Verpackung<br />

In immer mehr Läden<br />

kann man verpackungsfrei<br />

einkaufen<br />

Veggiewurst<br />

statt Original<br />

Vegetarische Salami<br />

und Mortadella<br />

im Geschmackstest<br />

LEBENSMITTEL<br />

bunt, frisch, gesund


<strong>mein</strong><br />

Seite 2 HIMBEER<br />

Ausgabe 1|17<br />

Inhalt<br />

Liebe Leser,<br />

Ein Laden für alle Sinne 10<br />

Vorwort 2<br />

Super Food? 3<br />

Worauf achtest du bei deiner Ernährung? 6<br />

Warum ich Vegetarierin geworden bin 7<br />

Verpackungen: Sind die wirklich nötig? 8<br />

Ein Laden für alle Sinne 10<br />

Eine grüne Kiste geht auf Reisen 13<br />

Veggie-Wurst im Test 16<br />

zugegeben, auch wir haben schon unser<br />

Essen fotografiert und per Whatsapp an<br />

Freunde geschickt. Bei Facebook, Instagram<br />

und Pinterest kommen wir um stolz gepostete<br />

Fotos von perfekt gebratenen Steaks oder einer<br />

bunten Mischung Superfoods nicht herum.<br />

Rezepte werden über alle möglichen Kanäle<br />

ausgetauscht, Tipps und Tricks diskutiert, ab<br />

und zu tatsächlich ge<strong>mein</strong>sam gekocht.<br />

Essen fasziniert uns. Und für jeden<br />

Geschmack oder jede Einstellung gibt es<br />

eine Richtung inklusive der entsprechenden<br />

Kochbücher: vegan, vegetarisch, mit Fleisch,<br />

regional, bio, konventionell, paleo, Superfoods,<br />

Smoothies, Buddha Bowls – um nur einige<br />

Stichworte zu nennen. Für die zweite Ausgabe<br />

von <strong>mein</strong> <strong>HIMBEERgrün</strong> hat sich die Jugendredaktion<br />

der Neuen Osnabrücker Zeitung, die<br />

durch das Klasse!-Projekt entstanden ist, das<br />

Thema Lebensmittel ausgesucht und sich aus<br />

verschiedenen Perspektiven genähert.<br />

Charlotte Thiesing zum Beispiel hat sich die<br />

sogenannten Superfoods angeschaut, einige<br />

probiert und auch mit heimischen Varianten<br />

verglichen. Außerdem hat sie sich für eine<br />

weitere Geschichte in den Hallen der Gemüsegärtner<br />

in Bramsche umgesehen. Von dort aus<br />

werden Bio-Gemüsekisten in die ganze Region<br />

verschickt.<br />

Elisbabeth Goebel hat am Zwei-Grad-Campus<br />

des WWF und der Robert-Bosch-Stiftung<br />

teilgenommen und dabei zum Thema verpackungsfreies<br />

Einkaufen geforscht. Davon berichtet<br />

sie in dieser Ausgabe. Frieda Doornbos<br />

hat das Thema weitergeführt und hinter die<br />

Kulissen von „Tara – unverpackt genießen“ in<br />

Osnabrück geblickt.<br />

Während Jana Schauland erklärt, warum<br />

sie Vegetarierin ist, hat Henning Hünerbein<br />

Veggiewurst im Vergleich zum Original getestet<br />

– und er hat eine klare Meinung. In einer<br />

Umfrage erzählen einige Schüler der IGS<br />

Osnabrück, worauf sie bei ihrer Ernährung<br />

achten und was sie besonders gerne essen.<br />

Viel Spaß beim Lesen von <strong>mein</strong> <strong>HIMBEERgrün</strong><br />

Kathrin Pohlmann<br />

Projektleiterin<br />

Nina Strakeljahn<br />

Projektredakteurin<br />

Kontaktinformation<br />

Wenn Sie mit einer Klasse, einer Schülergruppe oder einer AG selbst ein Thema und<br />

Magazin gestalten wollen, melden Sie sich bei Redakteurin Nina Strakeljahn unter<br />

Telefon 05 41/310-419 oder per E-Mail an n.strakeljahn@noz.de.<br />

Wenn Sie auch in Zukunft das Magazin kostenlos lesen möchten, schreiben Sie eine<br />

E-Mail an himbeergruen@noz.de.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter <strong>mein</strong>himbeergruen.noz.de.<br />

Impressum<br />

<strong>mein</strong> <strong>HIMBEERgrün</strong><br />

Herausgeber:<br />

Verlag Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG<br />

Breiter Gang 10–16, 49074 Osnabrück<br />

Telefon 05 41/310-0<br />

Redaktion:<br />

Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG<br />

Kathrin Pohlmann, Nina Strakeljahn<br />

V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke<br />

Konzeption und Umsetzung:<br />

NOW-Medien GmbH & Co. KG<br />

Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück<br />

Lothar Hausfeld<br />

MSO-Grafik<br />

Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück<br />

Anneke Schröer, Carina Hollmann<br />

Druck:<br />

Druck- und Verlagshaus Fromm GmbH & Co.KG<br />

Breiter Gang 10, 49074 Osnabrück


Ausgabe 1|17<br />

<strong>mein</strong>HIMBEER<br />

Seite 3<br />

Super Food?<br />

Großer Hype um kleine Wirkung? Professorin Dorothee Straka erklärt die Vor- und Nachteile<br />

Sesam, Quinoa und Chia-Samen (von links) sind gut für die Gesundheit. Doch darf man auch die Produktionsbedingungen und Umweltaspekte<br />

nicht vergessen.<br />

Fotos: Nina Strakeljahn<br />

Low-Carb-Pizza mit Chia-Samen, Avocado-Limetten-Kuchen und Overnight Oats<br />

mit Mandeln, Vanille und Quinoa – das sind nur drei von unendlich vielen Rezeptideen,<br />

die Pinterest bei der Suche nach Rezepten mit Superfoods auswirft.<br />

Der Trend, exotisch und gesund zu essen, hat soziale Netzwerke, Gesundheitsmagazine<br />

und letztlich unsere Kühlschränke erobert.<br />

von Charlotte Thiesing<br />

Was hinter dem Begriff Superfood steckt,<br />

erklärt Professorin Dorothee Straka von der<br />

Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur<br />

der Hochschule Osnabrück.<br />

„Grundsätzlich ist der Begriff nicht geschützt“,<br />

sagt sie. „Wenn ich der Meinung wäre, dass<br />

ein bestimmtes Lebensmittel besonders gesund<br />

ist, könnte ich es theoretisch Superfood nennen.“<br />

Zwar habe das Europäische Informationszentrum<br />

für Lebensmittel (EUFIC) erklärt,<br />

dass ein Superfood ein Lebensmittel sei, das<br />

aufgrund seines Nährstoffgehaltes einen höheren<br />

gesundheitlichen Nutzen bringe als andere<br />

Lebensmittel, die Menge dieses Nährstoffes sei<br />

jedoch nicht geregelt.


<strong>mein</strong><br />

Seite 4 HIMBEER<br />

Ausgabe 1|17<br />

Chia<br />

In Mexiko und Guatemala, die Heimat der<br />

Chiapflanze, werden die Samen roh verzehrt<br />

oder als Verdickungsmittel eingesetzt. Chia soll<br />

den Körper mit Proteinen und Kohlenhydraten<br />

versorgen und sogar beim Abnehmen helfen.<br />

„Die Samen enthalten beachtliche Mengen an<br />

Calcium und wertvollen Fettsäuren“, erklärt<br />

Prof. Dr. Straka. Es seien aber auch sekundäre<br />

Pflanzenstoffe enthalten, deren Wirkung auf<br />

den Menschen nicht genug erforscht seien. Die<br />

empfohlene, kennzeichnungspflichtige Menge<br />

liegt bei 15 Gramm am Tag – etwa ein Esslöffel.<br />

„Auf eine so kleine Menge heruntergebrochen,<br />

liegt der Calciumgehalt weit hinter<br />

dem von zum Beispiel einem Glas<br />

Milch“, sagt Straka.<br />

Sesam<br />

Bei der Sesampflanze handelt es sich um eine<br />

der ältesten Ölpflanzen der Welt. Sesam wird<br />

vor allem aus afrikanischen Ländern, Indien<br />

und China importiert, wo die Pflanze beheimatet<br />

ist. Die Samen enthalten beachtliche Mengen<br />

an Fettsäuren, deren positive Effekte auf<br />

den menschlichen Organismus nachgewiesen<br />

sind. EUFIC, das Europäische Informationszentrum<br />

für Lebensmittel, bestätigt auf seiner<br />

Homepage, dass diese Fettsäuren wichtige<br />

Energielieferanten sind, Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen vorbeugen und helfen, den<br />

Choleste rinspiegel im Gleichgewicht zu halten.<br />

Fazit<br />

Dass Superfoods<br />

durch<br />

teilweise unseriöse<br />

Strategien<br />

der Marketingbranche<br />

an den<br />

Mann gebracht<br />

werden und viele<br />

der Studien aus dem<br />

Internet zu angeblichen<br />

positiven Effekten auf die<br />

Gesundheit nicht ausreichend<br />

fundiert sind, ist für Professorin<br />

Dorothee Straka klar. Bei unreifer Ernte,<br />

langen Transportwegen und im Prozess<br />

der Weiterverarbeitung verändere sich ein<br />

Lebensmittel, sodass oft nicht erkennbar sei,<br />

wie viel von den „guten Nährstoffen“ am Ende<br />

noch vorhanden ist. Vor allem Früchte, die<br />

wie die Goji- oder Açaibeeren nicht frisch zu<br />

bekommen sind, werden oft zu Pulvern oder<br />

Säften verarbeitet. Dabei sei die Zugabe von<br />

Hilfsmitteln wie Säuerungsmittel, Zucker oder<br />

Schwefeldioxid üblich. „Deshalb lohnt sich<br />

immer ein Blick auf die Zutatenliste“, erklärt<br />

Straka. „So wird klar, wie viel von dem eigentlichen<br />

Superfood enthalten ist.“<br />

Empfehlenswert sei, die Superfoods so frisch<br />

und pur zu verzehren wie nur möglich. Am<br />

sinnvollsten<br />

sei es, auf heimische<br />

Alternativen zu setzen. „Regionale Superfoods“<br />

wie Blaubeeren, schwarze Johannisbeeren,<br />

Kohlsorten, Nüsse und Hülsenfrüchte<br />

seien nicht nur umweltfreundlich und frisch<br />

zu bekommen, sondern können in Sachen<br />

Nährstoffe und Mineralien mithalten, sagt<br />

Straka. Wer im Supermarkt durch die Superfood-Abteilung<br />

schlendert, wird außerdem<br />

feststellen, dass die zahlreichen Pulver, Samen<br />

und Säfte zum Teil ziemlich teuer sind und<br />

damit heimische Produkte auch preislich besser<br />

abschneiden.


Ausgabe 1|17<br />

<strong>mein</strong>HIMBEER<br />

Seite 5<br />

Avocado<br />

Die birnenförmige Frucht aus dem Süden<br />

Mexikos ist aus deutschen Supermärkten nicht<br />

mehr wegzudenken. Die grünen Exoten sind<br />

reich an ungesättigten Fettsäuren, Kalium und<br />

Vitamin E. Doch die Beliebtheit hat ihre Schattenseiten.<br />

Laut der FAO (Food and Agriculture<br />

Organization of the United Nations) werden<br />

weltweit über zweieinhalb Millionen Tonnen<br />

Avocados im Jahr angebaut. Das schaffe zwar<br />

Arbeitsplätze, führe aber auch zu Umweltproblemen<br />

in den Herkunftsländern wie Wassermangel<br />

und den Einsatz von Chemikalien.<br />

Greenpeace spricht auf seiner Homepage gar<br />

von einer „Zerstörung der Wälder Mexikos“<br />

durch Rodung für mehr Anbaufläche.<br />

Quinoa<br />

Bei Quinoa handelt es sich um ein Gras,<br />

dessen getreideähnliche Samen in Latein- und<br />

Südamerika als Grundnahrungsmittel gelten,<br />

besonders in den Anden. Ihren Superfood-<br />

Status verdanken die Samen den enthaltenen<br />

Mineralien Magnesium und Eisen und dem großen<br />

Anteil an ungesättigten Fettsäuren. „Die<br />

Produktions- und Herstellungsbedingungen im<br />

Anbauland haben wir nicht im Griff“, erklärt<br />

Straka mit Blick auf die steigende Nachfrage.<br />

Diese könne zu Wassermangel und Bodenkontaminationen<br />

führen. Außerdem sei wichtig,<br />

dass die Anbaufläche für andere Nahrungsmittel<br />

erhalten und die Samen bezahlbar bleiben.<br />

„Kann sich die einheimische Bevölkerung<br />

ein solches Grundnahrungsmittel nicht mehr<br />

leisten, ist das eine Katastrophe“, erklärt<br />

Professorin Dorothee Straka.<br />

Chia-Samen<br />

Goji-Beeren<br />

Goji-Beeren<br />

Goji, zu Deutsch Ge<strong>mein</strong>er Bocksdorn,<br />

wird hauptsächlich in China angebaut.<br />

In einigen europäischen Ländern ist<br />

die Pflanze mit ihren länglichen<br />

roten Früchten wild zu finden.<br />

Traditionell werden die Beeren<br />

gekocht, in Deutschland bekommt<br />

man sie fast ausschließlich<br />

getrocknet oder als Zutat in<br />

Joghurt, Müsli oder Smoothies.<br />

Über positive Auswirkungen auf<br />

die Gesundheit lässt sich streiten<br />

– zwar wird angenommen, dass die<br />

Beeren eine antioxidative Wirkung<br />

haben, also die Bildung aggressiver Substanzen<br />

im Körper verlangsamen oder sogar<br />

verhindern, belegt ist dies aber nicht.<br />

Aronia-Beeren<br />

Sesam<br />

Aronia-Beeren<br />

Die an Holunderbeeren erinnernden Aronia-<br />

Beeren, auch Apfelbeeren genannt, stammen<br />

aus Nordamerika. Inzwischen werden sie sogar<br />

in einigen deutschen Bundesländern angebaut,<br />

weshalb sie leichter frisch zu bekommen sind<br />

als ihre exotischen Superfood-Geschwister.<br />

Die etwas bitteren Beeren werden zu Saft oder<br />

Konfitüre verarbeitet oder getrocknet in zum<br />

Beispiel Müsli gegessen. Der Reichtum der<br />

frischen Beeren an Antioxidantien und Vitamin<br />

C hat ihnen zum Status eines Superfoods<br />

verholfen.<br />

Leinsamen<br />

Bei den Leinsamen, die entweder eine gelbe<br />

oder braune Schale haben, handelt es sich<br />

um die Samen der Lein-Pflanze, auch unter<br />

dem Namen Flachs bekannt. Diese wird in<br />

großen Teilen Europas angebaut. Die Samen<br />

sind vor allem in Backwaren und Müsli<br />

zu finden und werden wegen ihres hohen<br />

Anteils an Omega-3-Fettsäuren und ihrem<br />

Protein- und Vitamingehalt oft als heimische<br />

Alternative zu Chia-Samen betrachtet.<br />

Tatsächlich seien die Samen denen der<br />

Chia-Pflanze in den enthaltenen Nährstoffen<br />

sehr ähnlich und dazu deutlich günstiger,<br />

erläutert Straka.<br />

Quinoa<br />

Avocado


<strong>mein</strong><br />

Seite 6 HIMBEER<br />

Ausgabe 1|17<br />

Worauf achtest du bei deiner Ernährung?<br />

Bei Schülern spielt Essen eine große Rolle<br />

Vegetarisch, vegan oder doch Fleisch, aus dem Discounter oder vom Markt:<br />

Bei der Ernährung und Lebensmitteln gibt es viele Aspekte, auf die man achten kann.<br />

Auch die Schüler der Klasse 8a der IGS Osnabrück beschäftigt dieses Thema.<br />

Mareike Latocha, 13 Jahre<br />

Ich mache Cheerleading, da achte ich vor<br />

den Spielen darauf, nicht zu viel zu essen,<br />

denn ich werde schließlich auch hochgeworfen.<br />

Generell mag ich Fastfood nicht so<br />

gerne, das ist mir zu fettig. Fleisch esse ich<br />

aber schon gerne.<br />

Zoe Busch, 13 Jahre<br />

Wenn ich mit <strong>mein</strong>er Mutter einkaufe,<br />

dann achten wir schon darauf, was drin<br />

ist. Ich esse grundsätzlich, worauf ich Lust<br />

habe, wobei ich Gemüse nicht so gerne<br />

mag. Mein Lieblingsessen ist Lasagne.<br />

Jette Windmöller, 13 Jahre<br />

Ich ernähre mich seit <strong>mein</strong>em dritten<br />

Lebensjahr vegetarisch. Meine Eltern essen<br />

Fleisch. Damals habe ich es wohl nicht<br />

gemocht. Ich finde es nicht gut, wenn Tiere<br />

für <strong>mein</strong>e Ernährung sterben müssen. Damit<br />

ich genug Eisen zu mir nehme, esse ich<br />

morgens Haferflocken.<br />

Paul Richter, 13 Jahre<br />

Ich esse auch Fleisch und ernähre mich<br />

nicht vegetarisch. Mein Lieblingsgericht ist<br />

ein Schnitzel mit Pommes. Was ich überhaupt<br />

nicht mag, sind Zartbitterschokolade,<br />

Marzipan und Zucchini.<br />

Daniel Hinkel, 13 Jahre<br />

Ich ernähre mich nicht vegetarisch oder<br />

vegan. Ich esse zwar Gemüse, obwohl ich<br />

Bohnen zum Beispiel nicht mag. Ab und zu<br />

kaufen wir zu Hause auch Bio-Lebensmittel.<br />

Am liebsten esse ich etwas mit Fleisch.<br />

Julia Kalisch, 13 Jahre<br />

Manchmal esse ich schon Fastfood,<br />

aber ich versuche, mich gesund zu ernähren.<br />

Meine Lieblingsgerichte sind jedoch<br />

Pizza und Pommes mit Schnitzel. Wir haben<br />

auch Biosachen zu Hause und haben früher<br />

auch oft Honig direkt von einem Imker<br />

gekauft.<br />

Emily Bohlsen, 13 Jahre<br />

Ich versuche, mich gesund zu ernähren,<br />

esse Obst und Gemüse. Zum Nachtisch mag<br />

ich beispielsweise sehr gerne Obstsalat.<br />

Wir schauen auch darauf, dass es eine gute<br />

Qualität ist, kaufen ab und zu auch mal Bio.<br />

Dana Dorenkamp, 13 Jahre<br />

Ich achte nicht extra auf <strong>mein</strong>e Ernährung,<br />

versuche aber schon, ausgewogen<br />

zu essen. Im Winter gibt es bei uns zum<br />

Beispiel auch keine Himbeeren, wir nehmen<br />

dann eher Saisongemüse.


Ausgabe 1|17<br />

<strong>mein</strong>HIMBEER<br />

Seite 7<br />

Warum ich Vegetarierin geworden bin<br />

Eine Kolumne<br />

von Jana Schauland<br />

„Vegetarier essen <strong>mein</strong>em Essen das Essen<br />

weg“ geht ein totzitierter Spruch, den ich mir<br />

seit <strong>mein</strong>er Ernährungsumstellung vor circa<br />

einem Jahr des Öfteren anhören durfte, wenn<br />

auch scherzhaft ge<strong>mein</strong>t. Mal ganz davon<br />

abgesehen, dass eher das Gegenteil der Fall ist,<br />

bin ich mehr aus ethischen als aus praktischen<br />

Gründen Vegetarierin geworden.<br />

Seitdem ich verstärkt auf <strong>mein</strong>e Ernährung<br />

geachtet habe, wurde mir schnell klar, dass ich<br />

vegetarisch leben möchte, weil es viele Vorteile<br />

für die Umwelt und die Gesundheit bietet, die<br />

in <strong>mein</strong>em Umfeld noch häufig unterschätzt<br />

werden. Nachdem ich mich entschieden hatte,<br />

Vegetarierin zu sein, musste ich erst mal in<br />

Osnabrück von Restaurant zu Restaurant ziehen,<br />

um die leckersten Sandwiches und Salate<br />

zu finden. Am Anfang war ich jedoch sehr<br />

enttäuscht, weil vieles, was ich vorher gerne<br />

gegessen habe, nur mit Fleisch serviert wird,<br />

zum Beispiel Kartoffelgerichte oder auch Suppen.<br />

Da musste ich mir Alternativen suchen.<br />

Meine Oma hat mir außerdem ein vegetarisches<br />

Kochbuch geschenkt, und das hat mich<br />

inspiriert, auch mal selbst zu kochen. Besonders<br />

gut schmecken zum Beispiel Gerichte<br />

aus der persischen Küche. Die kochen nämlich<br />

sehr viel vegetarisch. Ich habe mich auch viel<br />

mit <strong>mein</strong>en Freunden über <strong>mein</strong>e Ernährung<br />

unterhalten, und zwei Freunde sind ebenfalls<br />

Vegetarier geworden. Wir kochen regelmäßig<br />

ge<strong>mein</strong>sam. Bei Freunden, die Fleisch essen,<br />

ist es für mich auf Partys hingegen nicht so<br />

leicht. Es gibt zwar oft Gemüsesticks und Salat,<br />

aber kaum fleischlose Hauptspeisen. Deshalb<br />

esse ich manchmal bereits, bevor ich zur Party<br />

gehe – lasse aber schon ein bisschen Platz für<br />

vegetarische Leckereien.<br />

Als mit der Zeit immer mehr Freunde und<br />

Bekannte von <strong>mein</strong>er Ernährungsumstellung<br />

erfuhren, waren die Meinungen gespalten.<br />

„Du machst das ja nur, weil es Mode ist“, „das<br />

kannst du nicht lange durchhalten“ waren nur<br />

einige der Reaktionen. Viele zeigten aber Verständnis<br />

und unterstützen mich. Oft wurde ich<br />

auch nach dem Grund für <strong>mein</strong>e Entscheidung<br />

gefragt. Noch immer antworte ich darauf:<br />

Ich kann einfach nicht nachvollziehen, woher<br />

Menschen sich das Recht nehmen, Mitlebewesen<br />

wie Schweine oder Kühe für ihren Genuss<br />

zu schlachten und leiden zu lassen. Außerdem<br />

halte ich persönlich vegetarische Ernährung<br />

nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch<br />

für gesünder.<br />

Mittlerweile ist es kaum noch Aufwand für<br />

mich, mich vegetarisch zu ernähren. Ich lebe<br />

zwar in einem Haushalt, in dem Fleisch gegessen<br />

wird, allerdings konnte ich <strong>mein</strong>e Mutter<br />

überzeugen, insgesamt viel weniger Fleisch zu<br />

kaufen und dann auch nur welches aus artgerechter<br />

Haltung. Ich denke, die Hauptsache<br />

ist es, sich gut zu informieren und über unseren<br />

Umgang mit Kühen, Schweinen, Rindern oder<br />

Hühnern Bescheid zu wissen.<br />

Für mich gibt es einfach kein Fleisch von<br />

glücklichen Tieren zu kaufen, nur von toten.


<strong>mein</strong><br />

Seite 8 HIMBEER<br />

Ausgabe 1|17<br />

Verpackungen: Sind die wirklich nötig?<br />

Schülerin hat sich beim Zwei-Grad-Campus mit dieser Frage beschäftigt<br />

In Vorträgen und ge<strong>mein</strong>sam mit ihrer Gruppe hat Elisabeth Goebel viel über Verpackungen gelernt. In einem Unverpackt-Laden hat sie selbst<br />

Mehl und vieles andere eingekauft.<br />

Fotos: WWF/Arnold Morascher<br />

von Elisabeth Goebel<br />

Zwei-Grad-Ziel, Polschmelze, Korallensterben.<br />

Alles Begriffe, die fast jeder schon mal gehört<br />

hat. Ist auch kein Wunder, weil die Medien ja<br />

fast ununterbrochen darüber berichten.<br />

Ich persönlich interessiere mich schon länger<br />

für den Umweltschutz. Mit einigen anderen<br />

Schülern haben wir vor zwei Jahren in der<br />

Klimabotschafter-AG an unserer Schule einen<br />

kleinen Umweltladen „Fairdinand der Ökostand“<br />

gegründet und verkaufen seitdem regelmäßig<br />

in den Pausen fair gehandelte Pausensnacks<br />

und umweltfreundliche Schulmaterialien.<br />

Aber ich wollte die gesamte Problematik<br />

noch aus einer anderen Perspektive betrachten<br />

können – aus der Perspektive einer Forscherin.<br />

Über <strong>mein</strong>en Betreuer Tobias Romberg wurde<br />

ich auf den Zwei-Grad-Campus von WWF und<br />

der Robert-Bosch-Stiftung aufmerksam. Dieser<br />

Campus vereint MINT (Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaften, Technik), das Themengebiet<br />

Nachhaltigkeit und die Forschung. In drei<br />

Blöcken sollten sich 20 interessierte Jugendliche<br />

aus Deutschland treffen, um ge<strong>mein</strong>sam<br />

mit Forschern Möglichkeiten zu entwickeln,<br />

um das Zwei-Grad-Ziel, das Ende 2<strong>01</strong>4 bei<br />

der Weltklimakonferenz in Paris beschlossen<br />

wurde, nicht zu überschreiten.<br />

Nachdem ich den Bewerbungsprozess<br />

erfolgreich gemeistert hatte, lernte ich in<br />

den Osterferien die 19 anderen Teilnehmer<br />

kennen. In diesem Block, der sich über eine<br />

Woche erstreckte, haben wir viel theoretischen<br />

Input in Form von Vorträgen an verschiedenen<br />

Instituten in und außerhalb von Berlin<br />

bekommen und wurden auf diese Weise auf<br />

die Praxisphase im Sommer vorbereitet. Am<br />

Ende des ersten Blocks mussten wir uns den<br />

Forschungsgebieten zuordnen, in denen wir im<br />

Sommer ge<strong>mein</strong>sam in Partneruniversitäten an<br />

einer Forschungsfrage arbeiten würden. Zur<br />

Auswahl standen Energie, Mobilität, Gebäude<br />

und Ernährung, wobei ich mich Letzterem


Ausgabe 1|17<br />

<strong>mein</strong>HIMBEER<br />

Seite 9<br />

zugeordnet habe. Ge<strong>mein</strong>sam mit drei weiteren<br />

Nachwuchsforscherinnen traf ich mich also<br />

einige Monate später unweit von Berlin, in<br />

Eberswalde, wieder. Wir haben uns für das<br />

Thema Verpackungen entschieden. Warum?<br />

Ganz einfach: Egal ob Lebensmittel, Spielzeuge,<br />

Handys oder Kosmetikprodukte, alles ist<br />

eingepackt. Verpackungen werden in großen<br />

Fabriken produziert, verbrauchen Rohstoffe,<br />

landen nach der Verwendung meist im Müll<br />

oder, wenn es ganz schlecht läuft, in der Natur.<br />

Um die Rohstoffe zur Verfügung zu stellen,<br />

den Müll ordnungsgemäß zu entsorgen und<br />

die Verpackung überhaupt erst herzustellen,<br />

werden Emissionen freigesetzt. Diese sorgen<br />

langfristig dafür, dass sich die Erde erwärmt.<br />

Deshalb haben wir uns die Forschungsfrage<br />

überlegt: „Welche Optionen haben Verbraucher<br />

und Verbraucherinnen, um bei der Verpackungswahl<br />

die Klimabilanz ihres Lebensmittelkonsums<br />

zu optimieren?“<br />

Unterstützt wurden wir dabei von unserer Juniormentorin<br />

Rebecca, eine ehemalige Teilnehmerin,<br />

zwei Betreuerinnen vom WWF und von<br />

unserer wissenschaftlichen Mentorin Christina<br />

Tings. An der Hochschule für nachhaltige Entwicklung<br />

in Eberswalde machten wir uns an die<br />

Arbeit, eine bereits abgeschlossene Online-Umfrage<br />

über das Verbraucherverhalten und<br />

unsere ausführliche Literaturrecherche zu den<br />

verschiedenen Verpackungsarten auszuwerten.<br />

Außerdem führten wir in Berlin Interviews mit<br />

Experten, die Unverpacktläden mitbegründet<br />

haben. Auch wenn Spontaneinkäufe durch das<br />

Prinzip von selbst mitgebrachten Behältnissen<br />

erschwert werden, sind wir uns einig, dass<br />

dies eine ziemlich gute Möglichkeit ist, um den<br />

Verpackungskonsum zu reduzieren.<br />

Nachdem wir schon viele theoretische<br />

Hinweise bekommen haben, wollten wir selbst<br />

ausprobieren, wie und ob es möglich ist,<br />

verpackungsfrei zu kochen. Dafür bereiteten<br />

wir insgesamt acht verschiedene Rezepte zu,<br />

die wir aus Zutaten hergestellt haben, die wir<br />

verpackungsfrei besorgt haben. Unser Ergebnis<br />

aus diesem Experiment ist daher: Unverpackt<br />

kochen ist, auch wenn es mit etwas mehr<br />

Aufwand verbunden ist, möglich!<br />

Um dieses Ergebnis zu präsentieren,<br />

produzierten wir im Anschluss der Forschungsarbeiten<br />

einen sechsminütigen Radiospot im<br />

ARD-Hauptstadtstudio. Dafür interviewten wir<br />

weitere Experten und geben den Zuhörer so<br />

unsere Tipps mit auf den Weg.<br />

(Den Spot findet man unter https://soundcloud.<br />

com/wwfdeutschland/wie-beeinflussenverpackungen-die-klimabilanz-unsereslebensmittelkonsums)<br />

Um die Ergebnisse noch vor Experten<br />

vorzustellen, trafen wir uns im Herbst alle in<br />

Wuppertal wieder. Dort fand die finale Präsentation<br />

statt, bei der wir die Ergebnisse der<br />

halbjährigen Recherche- und Forschungsarbeit<br />

gebündelt vorgetragen haben. Während der<br />

gesamten Zeit haben wir viele Eindrücke zum<br />

wissenschaftlichen Arbeiten gesammelt und<br />

bereits vorhandenes Wissen ergänzen können.<br />

Jetzt können wir mit gutem Gewissen sagen,<br />

dass eine unverpackte Ernährung möglich ist,<br />

doch weil diese meist mit deutlich mehr Aufwand<br />

verbunden ist, hilft auch eine gezieltere<br />

Verpackungswahl die Klimabilanz unseres<br />

Lebensmittelkonsums zu verbessern. Mehr<br />

Mehrweg als Einweg, Plastikverpackungen und<br />

Tetrapaks nach Möglichkeit vermeiden und auf<br />

Papier und Glas setzten. Indem wir auch auf<br />

kleine Dinge achten, können wir der Umwelt<br />

helfen und die CO 2<br />

-Emissionen verringern.<br />

Deshalb lautet <strong>mein</strong> Appell: „Helft mit, und<br />

schaut nicht weg!“


<strong>mein</strong><br />

Seite 10 HIMBEER<br />

Ausgabe 1|17<br />

Ein Laden für alle Sinne<br />

Bei „Tara – unverpackt genießen“ können Osnabrücker ihre Einkäufe selbst abfüllen<br />

Für ihre kleine Familie kauft Franziska Ohnheiser in ihrem Laden gerne ein. Dazu bringt sie ihre Gefäße selbst mit und stellt sich zum Beispiel ihr<br />

Müsli zusammen.<br />

Fotos: Nina Strakeljahn<br />

von Frieda Doornbos<br />

Gummibären, Colaflaschen und noch ein<br />

paar saure Würmer: Früher stellte man sich<br />

eine bunte Tüte zusammen, bei „Tara – unverpackt<br />

genießen“ kann man sich jetzt ein<br />

buntes Glas mischen. Wer lieber Schokolade<br />

nascht, wird beim Anblick der Schokofrüchte<br />

große Augen bekommen.<br />

In vielen Großstädten Deutschlands gibt<br />

es sie schon und seit Sommer endlich auch in<br />

Osnabrück: Supermärkte, die vollständig auf<br />

Verpackungen verzichten. Bei „Tara – unver-<br />

packt genießen“ bekommt man Lebensmittel,<br />

Getränke, Kosmetik und Reinigungsmittel, die<br />

man sich selbst abfüllen kann. Zudem kann<br />

man dort Mittag essen.<br />

Die Idee kam den beiden jungen Geschäftsführerinnen<br />

vor rund einem Jahr. „Wir sind<br />

beide ökologisch interessiert“, erzählt<br />

Franziska Ohnheiser. Sie und Sarah Karow-<br />

Lodter sind seit ihrer Schulzeit befreundet<br />

und träumten schon lange von ihrem eigenen<br />

Laden.<br />

Zuvor waren die beiden in ganz verschiedenen<br />

Bereichen tätig. Während Sarah Karow-<br />

Lodter als Reiseverkehrskauffrau arbeitete,<br />

studierte Franziska Ohnheiser Soziologie<br />

und Non-Profit-Management. Der Wunsch<br />

vom eigenen Laden wurde immer größer.<br />

Ein „unverpackter“ Laden sollte es ein. Die<br />

beiden setzten sich erst einmal genauer damit<br />

auseinander.<br />

Bei einer Fortbildung von Marie Delaperrière,<br />

die den ersten verpackungslosen Laden


Ausgabe 1|17<br />

<strong>mein</strong>HIMBEER<br />

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Von Colaflaschen über Gummibärchen, Marshmallows und Saure Würmer bis hin zu Schokofrüchten sowie -nüssen gibt es für Freunde von<br />

Süßem etwas zu entdecken. Aber auch Reinigungsmittel können abgefüllt werden.<br />

Deutschlands eröffnet hatte, erfuhren sie viel<br />

über die „Zero Waste“-Philosophie. Dabei versucht<br />

man, so nachhaltig wie möglich zu leben.<br />

Das heißt, man verzichtet, so weit es geht, auf<br />

Verpackungen, reduziert den Konsum von allen<br />

anderen Dingen (Kleidung, Technische Geräte)<br />

und schmeißt so wenig wie möglich in den Müll.<br />

Diesen Grundsatz haben Sarah Karow-Lodter<br />

und Franziska Ohnheiser auch in ihrem Laden<br />

umgesetzt. Die Lebensmittel sind nicht nur unverpackt<br />

und zu 90 Prozent Bio, die Servietten<br />

sind aus Stoff, und vieles ist aus zweiter Hand.<br />

Der Kühlschrank zum Beispiel ist gebraucht,<br />

das Besteck ebenfalls nicht neu und bunt gemischt.<br />

Für die Behälter haben die Frauen sich<br />

ein eigenes Montagesystem überlegt.<br />

Ihre Waren kaufen die Geschäftsführerinnen<br />

bei Großindustrien. So bekommen sie die<br />

Lebensmittel in großen Säcken statt in kleinen<br />

Verpackungen. Es gibt nur wenige Dinge,<br />

die so noch nicht lieferbar sind, zum Beispiel<br />

Instant Kakao.<br />

Lebensmittel ganz ohne Verpackung? Da<br />

stellt man sich den Transport zuerst ziemlich<br />

umständlich vor. Doch Franziska erklärt,<br />

dass es nicht nur ganz einfach ist, sondern<br />

sogar Spaß machen kann: „Da ist Kreativität<br />

gefragt.“ Jeder hat zu Hause einen Beutel, ein<br />

Paar alte Tupperdosen oder ein Soßenglas.<br />

Einige Kunden begeistern sich nach einiger Zeit<br />

aber so für das unverpackte Einkaufen, dass sie<br />

sich selbst Nudelsäckchen nähen oder Etiketten<br />

basteln. Am Anfang ist es sicher eine Umstellung,<br />

aber nach einer Gewöhnungsphase sind


<strong>mein</strong><br />

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Ausgabe 1|17<br />

fast alle Kunden überzeugt. Das merken Sarah<br />

Karow-Lodter und Franziska Ohnheiser daran,<br />

dass die meisten wiederkommen.<br />

Auf die Frage, was für Menschen in ihrem<br />

Laden einkaufen, muss Franziska Ohnheiser<br />

lachen: „Wir haben ganz unterschiedliche Kunden,<br />

von konsumkritischen Studenten bis zur<br />

alten Frau, der die normalen Verpackungsgrößen<br />

zu groß sind.“ Dies haben die Geschäftsführerinnen<br />

allerdings auch beabsichtigt.<br />

Normalerweise entscheidet man sich, wenn<br />

man einen Laden eröffnet, für eine bestimmte<br />

Zielgruppe, auf die man sein Geschäft dann<br />

abstimmt. „Tara – unverpackt genießen“ war<br />

aber von Anfang an für „Osnabrücker“. Alle,<br />

die etwas für die Umwelt tun wollen, denen<br />

der ganze Müll zu viel wird oder die einfach<br />

mal was Neues ausprobieren möchten, sind<br />

willkommen.<br />

Sarah Karow-Lodter und Franziska Ohnheiser<br />

haben auch schon neue Pläne für die Zukunft.<br />

Zum Beispiel einen Befüllservice, bei dem<br />

man nur den Einkaufszettel abgeben muss.<br />

Auch Workshops für Schulen stehen auf ihrer<br />

Liste. Und vielleicht gibt es ja bald bei „Tara<br />

– unverpackt genießen“ auch den sehnsüchtig<br />

erwarteten Instant Kakao.<br />

Der Selbstversuch<br />

von Frieda Doornbos<br />

Um herauszufinden, wie unverpacktes Einkaufen<br />

wirklich ist, bin ich mit einem Einkaufszettel,<br />

einigen Tupperdosen und einem Beutel<br />

zu „Tara – unverpackt genießen“ gegangen<br />

und habe getestet, ob alle Zutaten für einen<br />

Mamorkuchen erhältlich sind.<br />

Als Erstes wurde mir das Prinzip des Ladens<br />

erklärt. Mit <strong>mein</strong>en Befüllgefäßen musste ich<br />

zur Waage, damit diese später beim zweiten<br />

Wiegen das Gewicht des Transportmittels von<br />

der Ware abziehen kann. Danach schaute ich<br />

mich erst einmal genau um. Schnell fand ich<br />

Milch, Butter und Eier.<br />

Danach ging es in die Obst- und Gemüse-Ecke,<br />

und ich suchte mir eine der unverpackten<br />

Zitronen heraus. Die Auswahl an Mehl<br />

war sogar so groß, dass es mir schwerfiel, mich<br />

für eines zu entscheiden. Auch Zucker und Salz<br />

sowie zu <strong>mein</strong>er Überraschung Backpulver<br />

waren kein Problem.<br />

Schwer bepackt mit <strong>mein</strong>en Waren, musste<br />

ich noch kurz zur Waage zurück, ein zweites<br />

Mal wiegen, dann den Bon ausdrucken und<br />

zur Kasse. Das Einzige, was ich nicht bekam,<br />

war das Kakaopulver. Aber bis es das bei „Tara<br />

– unverpackt genießen“ gibt, esse ich eben<br />

Zitronenkuchen.


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Eine grüne Kiste geht auf Reisen<br />

„Die Gemüsegärtner“ liefern Bio-Produkte nach Hause – eine Alternative zum Supermarkt<br />

Äpfel, Kiwis, Weintrauben und Avocados warten im Kühlraum darauf, in eine Kiste verpackt und zu einem Kunden geschickt zu werden.<br />

von Charlotte Thiesing<br />

Das Fließband rattert. Eine der grünen Kisten<br />

tritt ihren Weg durch die große Halle an. Als<br />

die schwere Tür zu einem der Kühlräume aufgeht,<br />

sieht man kistenweise Obst und Gemüse.<br />

Je nach Wunsch des Kunden werden eine rote<br />

Paprika, ein knackige Gurke oder buschige<br />

Petersilie Passagier in der Kiste. Ihre Reise führt<br />

die Kiste im gekühlten Lieferwagen durch die<br />

Straßen des Osnabrücker Landes.<br />

Mit Bio-Kisten aus und für die Region wirbt<br />

das in Kalkriese ansässige Unternehmen „Die<br />

Gemüsegärtner“ auf seiner Homepage. Das<br />

dort angebotene Sortiment reicht von regional<br />

angebautem Grünkohl über Litschis aus Madagaskar<br />

bis hin zu Getränken, Molkerei- und<br />

sogar Kosmetikprodukten. Die gefüllten Kisten<br />

werden im Umkreis von 70 Kilometern zum


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Kunden gebracht und vor der Haustür, auf der<br />

Terrasse oder im Hausflur abgestellt.<br />

Das war nicht immer so – am Anfang vor 32<br />

Jahren habe der Betrieb ausschließlich auf Wochenmärkten<br />

verkauft, erklärt der langjährige<br />

Geschäftsführer und Mitbegründer Burkhard<br />

Preckel. Erst etwa zwölf Jahre später sei der<br />

Lieferservice entstanden und das Gewerbe<br />

groß genug geworden, um davon zu leben.<br />

„Der ganze Bio-Aspekt musste erst gesellschaftsfähig<br />

werden“, sagt Preckel. „Damals<br />

hat sich die breite Bevölkerung keinen Kopf<br />

darum gemacht.“ In der Zeit seit der Gründung<br />

habe sich der Blick der Gesellschaft auf<br />

soziale Themen und die Umwelt geändert. Das<br />

habe zum Aufbau ähnlicher Unternehmen in<br />

Deutschland und zu deren Wachstum geführt.<br />

Auch wenn „Die Gemüsegärtner“ heute ein<br />

Betrieb mit insgesamt 40 Mitarbeitern sind,<br />

die Bestellung online abläuft und die Auslieferung<br />

mithilfe von Tablets vorgenommen<br />

wird, liege der Fokus nach wie vor auf regional<br />

angebautem Gemüse. Was nicht in den<br />

Gewächshäusern der Bio-Gärtnerei Kalkriese<br />

gezüchtet wird, werde von seriösen, zertifizierten<br />

Verbandsbetrieben zugekauft. Dabei<br />

sei besonders wichtig, dass die Produkte eine<br />

hohe Qualität hätten, aus kontrolliert biologischem<br />

Anbau kämen und die Transportwege<br />

nachvollziehbar und so kurz wie möglich seien,<br />

erklärt Preckel. Bei der Auslieferung achte man<br />

darauf, kaum Plastikverpackung zu nutzen, um<br />

Müll zu sparen.<br />

Eier und Kartoffeln packt Mitbegründer Burkhard Preckel in eine Kiste, die mit jeder Station am<br />

Laufband noch voller wird.<br />

1200 Kunden in der Woche nehmen die<br />

Dienstleistung in Anspruch, darunter viele<br />

Stammkunden, aber auch Neugierige und<br />

Gelegenheitsbesteller. Der Großteil stelle sich<br />

die gewünschten Produkte online individuell<br />

zusammen, sagt Preckel. Es gebe auch Kunden,<br />

die sogenannte Themenpakete für bestimmte<br />

Zielgruppen abonniert hätten, wie zum Beispiel<br />

die „Singlekiste“. „Eine Person braucht keine<br />

500 Gramm Weißkohl, so viel kriegt man alleine<br />

nie weg“, sagt der 60-Jährige. „Wir achten<br />

bei den Portionen darauf, dass das Management<br />

im Kühlschrank erleichtert wird.“<br />

So fing es an: Ein Bild aus der Frühzeit der Gemüsegärtner.<br />

Foto: Gemüsegärtner


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Große Nachfrage bestehe vor allem bei Evergreens<br />

wie Tomaten, Gurken und Kartoffeln.<br />

Seit einiger Zeit sind auch mediterrane und<br />

asiatische Gemüsesorten sehr beliebt. „Mit der<br />

Entwicklung zu einer Multikulti-Gesellschaft<br />

hat sich auch die Art zu kochen in eine andere<br />

Richtung bewegt“, erklärt Burkhard Preckel.<br />

Um die Ökobilanz so positiv wie möglich zu<br />

halten, seien sie darauf bedacht, wenig Flugware<br />

zu verkaufen. Ausnahmen seien soziale<br />

Projekte, die sie nach Möglichkeit unterstützten.<br />

Gerade in den kalten Monaten des Jahres<br />

setze man auf Wintergemüse wie Kohlsorten,<br />

Möhren und Chicorée. Dies sei vorteilhaft, weil<br />

man es regional anbauen und längere Zeit lagern<br />

könne. Um die Kunden an ausgefallenere<br />

Sorten heranzuführen und Ideen zur Verarbeitung<br />

von Saisongemüse zu geben, werden den<br />

grünen Pfandkisten vor der Auslieferung Rezepte<br />

beigelegt, die nach Jahreszeit variieren.<br />

Bei seinem Lieblingsgemüse lässt sich der<br />

Spezialist in Sachen Landwirtschaft und Gartenbau<br />

nicht festlegen. Am liebsten hat er aber<br />

klassische Gerichte wie gedünstete Steckrüben<br />

auf seinem Teller – gerade im Winter.<br />

Auch Käse kann in der Gemüsekiste mitgeliefert werden. Die Auswahl ist riesig.<br />

Zwischen Möhren und Grünkohl: Im Winter setzt Burkhard Preckel auf Saisonware.<br />

Fotos: Nina Strakeljahn


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Veggie-Wurst im Test<br />

Wie schmeckt der vegetarische Aufschnitt?<br />

von Henning Hünerbein<br />

Die vegetarische Salami:<br />

Nachdem man die Verpackung aufgemacht<br />

hat, kommt einem schon ein komischer Geruch<br />

entgegen, den man sonst so gar nicht kennt.<br />

Nach Salami riecht es jedenfalls nicht. Auf den<br />

zweiten Blick sieht man auch, dass die vegetarische<br />

etwas rötlicher als die normale Salami<br />

ist. Auch der Geschmack der Wurst kann<br />

nicht überzeugen, denn die „Veggie-Salami“<br />

schmeckt eigentlich nach „nichts“. Mit echter<br />

Salami kann man das nicht vergleichen.<br />

„Viele Vegetarier wollen nicht auf den<br />

Geschmack von Fleisch verzichten, sondern<br />

einfach nur die Tiere schützen. Die perfekte<br />

Wahl ist also die vegetarische Wurst. Doch<br />

schmeckt diese genauso wie die echte?“<br />

Die vegetarische Mortadella<br />

(Schinkenwurst):<br />

Auf den ersten Blick sieht man keinen<br />

großen Unterschied. Auch beim Geschmack<br />

tut sich nicht viel. Die vegetarische Mortadella<br />

schmeckt der echten sehr ähnlich. Mit<br />

verbundenen Augen wäre wohl geschmacklich<br />

kein Unterschied zu erkennen. Doch wenn man<br />

sich die vegetarische Mortadella auf der Zunge<br />

zergehen lässt, merkt man, dass die Konsistenz<br />

viel weicher ist.<br />

Die vegetarischen Nuggets:<br />

Bei den vegetarischen Nuggets gibt es äußerlich<br />

auch keinen großen Unterschied zu den<br />

normalen Nuggets. Schneidet man eines durch,<br />

sieht es auch aus wie ein normales. Man kann<br />

jedoch bei genauerem Hinsehen erkennen,<br />

dass es kein Fleisch ist. Auch wenn man genau<br />

auf den Geschmack achtet, schmecken die<br />

Nuggets ein wenig nach Teig und weniger nach<br />

Fleisch.<br />

Fazit:<br />

Fotos: Nina Strakeljahn<br />

Wenn man den Geschmack zwischen den<br />

vegetarischen und „normalen“ Produkten vergleicht,<br />

siegen für mich ganz klar die Fleischprodukte.<br />

Doch für Vegetarier sind solche Produkte<br />

eine gute Alternative. Nur geschmacklich<br />

sollte man auf die Salami verzichten. Ich als<br />

Fleischesser würde statt Fleischersatz lieber<br />

seltener Fleisch essen.

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