mein HIMBEERgrün 03/2017
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Umweltmagazin von Schülern für Schüler<br />
Kostenlos,<br />
weil unbezahlbar<br />
und<br />
Stadt Land<br />
auf<br />
Klimawandels<br />
Klim<br />
des Auswirkung<br />
Klima<br />
Stadt<br />
Osnabrück<br />
Lärm<br />
Windkraft<br />
Pflanzenschutzmittel<br />
Stickstoff<br />
Sturm<br />
Bus<br />
Hochwasser<br />
Luft<br />
Regen<br />
s auf Stadt und Land<br />
Wandel<br />
Land<br />
Fahrrad<br />
Klimastadt<br />
Verkehr<br />
Feinstaub<br />
Sonne<br />
Energie<br />
Wasser<br />
Elektromobilität<br />
Erderwärmung<br />
Atomkraft<br />
Stadtklima<br />
Autos<br />
Kohlenmonoxid<br />
Landwirtschaft<br />
Wie geht´s<br />
der Luft?<br />
Im Interview werden<br />
die hohen Stickstoffdioxidwerte<br />
erklärt<br />
Aktiv für die<br />
Umwelt<br />
Klimabotschafter der<br />
Ursulaschule setzen sich<br />
für das Klima ein<br />
Die Probleme<br />
benennen<br />
DBU-Generalsekretär<br />
Heinrich Bottermann<br />
über den Klimawandel
Seite 2 Ausgabe 2|17<br />
Inhalt<br />
Liebe Leser,<br />
unser Klima wandelt sich. Starkregen, Trockenperioden und Belastungen der<br />
Luft sind weltweit zu beobachten. In dieser Ausgabe von <strong>mein</strong><strong>HIMBEERgrün</strong><br />
haben sich die Schüler mit verschiedenen Aspekten der Auswirkungen des<br />
Klimawandels auf Stadt und Land auseinandergesetzt.<br />
Umweltschützer in Action 12<br />
Vorwort 2<br />
Individualverkehr wird anders aussehen 3<br />
Uns stinkt´s 6<br />
<strong>mein</strong><strong>HIMBEERgrün</strong> im Netz 7<br />
Eine Stadt ohne Autos mit viel frischer Luft 8<br />
In Osnabrück zum Beispiel ist die Stickstoffdioxidbelastung regelmäßig zu<br />
hoch. Im Gespräch mit zwei Schülern erklärt Detlef Gerdts, Fachbereichsleiter<br />
für Umwelt und Klimaschutz der Stadt Osnabrück, wie die Werte zustande<br />
kommen. Er berichtet außerdem, was für ein besseres Stadtklima unternommen<br />
wird. Der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt,<br />
Dr. Heinrich Bottermann, erläutert, wie sich der Klimawandel schon jetzt<br />
bemerkbar macht und was in Zukunft passieren könnte.<br />
Schüler eines Werte-und-Normen-Kurses des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums<br />
haben sich mit dem Thema Luft beschäftigt. Sie wollen wissen, was die Stadt<br />
unternimmt, und haben deshalb einen Brief an den Osnabrücker Oberbürgermeister<br />
Wolfgang Griesert geschrieben. Doch wie kann man sich in der Stadt<br />
und auf dem Land für das Klima engagieren? Mit der Klimabotschafter-AG der<br />
Ursulaschule stellt sich ein Projekt vor. Wie eine Klimastadt aussehen könnte,<br />
will ein Wettbewerb der Lokalen Agenda 21 in Kooperation mit dem Masterplan<br />
100 Prozent Klimaschutz der Stadt Osnabrück zeigen. Kinder haben als<br />
Beitrag dafür ein Modell ihrer Klimastadt gestaltet.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Wie kommst du zur Schule? 10<br />
Motorengeräusch statt Vogelgezwitscher 11<br />
Umweltschützer in Action 12<br />
Wer den Klimawandel leugnet, der lügt 13<br />
Kathrin Pohlmann<br />
Projektleiterin<br />
Nina Strakeljahn<br />
Projektredakteurin<br />
Wetterbeobachter werden 16<br />
Kontaktinformation<br />
Wenn Sie mit einer Klasse, einer Schülergruppe oder einer AG selbst ein Thema<br />
und Magazin gestalten wollen, melden Sie sich bei Redakteurin Nina Strakeljahn<br />
unter Telefon 05 41/310-419 oder per E-Mail an n.strakeljahn@noz.de.<br />
Wenn Sie auch in Zukunft das Magazin kostenlos lesen möchten, schreiben<br />
Sie eine E-Mail an <strong>mein</strong>HIMBEERgruen@noz.de.<br />
Wer den Klimawandel leugnet, der lügt 13<br />
Weitere Informationen fi nden Sie unter <strong>mein</strong>HIMBEERgruen.noz.de.
Ausgabe 2|17<br />
Seite 3<br />
„Individualverkehr wird anders aussehen“<br />
Detlef Gerdts und Tobias Langer sprechen im Interview über die Luft und den Verkehr in Osnabrück<br />
Hohe Stickstoffdioxidwerte, viel Verkehr, kaum Elektrofahrzeuge: Viele Themen beschäftigen<br />
Detlef Gerdts (61), Fachbereichsleiter für Umwelt und Klimaschutz der Stadt Osnabrück, sowie<br />
Tobias Langer (45), Fachdienstleiter für Umweltplanung. Im Gespräch mit „<strong>mein</strong> <strong>HIMBEERgrün</strong>“<br />
erklären sie die Probleme und stellen Lösungsansätze vor.<br />
Wie der Verkehr in Zukunft aussehen wird, haben Detlef Gerdts (l.) und Tobias Langer den Schülern erklärt.<br />
Foto: Charlotte Thiesing<br />
von Charlotte Thiesing und Henning Hünerbein<br />
Warum ist der Stickstoffdioxidwert (NO 2<br />
) in<br />
der Stadt Osnabrück so hoch?<br />
Detlef Gerdts: Beim Stickstoffdioxid liegen wir<br />
momentan noch über den Grenzwerten. Eigentlich<br />
sollten alle Städte in der EU seit 2010<br />
einen Wert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter<br />
(µg/m³) Luft im Jahresdurchschnitt nicht<br />
überschreiten, doch dass diese Werte nicht<br />
eingehalten werden konnten, war absehbar.<br />
Daher hat die EU der Stadt Osnabrück nach<br />
Vorlage eines Maßnahmenprogramms eine<br />
Ausnahmegenehmigung erteilt, die bis 2015<br />
gültig war. Wie auch andere Städte haben<br />
wir es aber auch nicht geschafft, zumindest<br />
an einigen Stellen wie am Neumarkt, am<br />
Schlosswall oder in der Johannisstraße, die<br />
Grenzwerte einzuhalten.<br />
Was genau ist Stickstoffdioxid?<br />
Gerdts: Stickstoffdioxid ist ein Gas, das besonders<br />
die Lunge schädigen kann, und manche<br />
Forscher <strong>mein</strong>en, dass es auch Krebs auslösen<br />
kann.<br />
Die Stickstoffdioxidwerte waren im Durchschnitt<br />
mit 49 und 53 µg/m³ im November/<br />
Dezember am Neumarkt ziemlich hoch.<br />
Woran liegt das?<br />
Tobias Langer: Das liegt vor allem an dem<br />
Individualverkehr, der seitdem wieder über<br />
den Neumarkt fährt. Aber auch die Busse<br />
tragen dazu bei, da diese Diesel als Treibstoff<br />
benutzen und viel Stickstoffdioxid erzeugen.<br />
Die Stadtwerke möchten sich bis Ende 2018<br />
jedoch 13 elektrische Gelenkbusse zulegen,<br />
die dann 240 Busfahrten pro Tag emissionsfrei<br />
über den Neumarkt zurücklegen werden.<br />
Das wird die Belastungssituation dort spürbar<br />
entlasten.
Seite 4 Ausgabe 2|17<br />
Muss die Stadt irgendwelche Strafen an die<br />
EU zahlen?<br />
Gerdts: So schnell passiert das nicht. Es läuft<br />
zwar ein Vertragsverletzungsverfahren gegen<br />
Deutschland, weil viele Städte die Vorschriften<br />
der EU nicht einhalten können. Aber die Strafe<br />
dadurch muss nicht direkt die Stadt zahlen,<br />
sondern nach derzeitiger Gesetzeslage das<br />
Land Niedersachsen.<br />
Lange Zeit wurde gesagt, dass Dieselfahrzeuge<br />
besser sind als Benzinautos. Warum sind<br />
Dieselautos denn nun schlechter?<br />
Langer: Für das Klima haben die Dieselfahrzeuge<br />
durchaus Vorteile, weil sie weniger<br />
Treibstoff verbrennen und damit weniger CO 2<br />
produzieren. Da aber der Treibstoff bei einer<br />
höheren Temperatur als Benzin verbrannt<br />
wird, entsteht dadurch auch mehr Stickstoffdioxid.<br />
Die Industrie hatte versprochen, dass<br />
sie bestimmte Werte einhalten wird. Beim<br />
VW-Skandal haben wir gesehen, dass die<br />
Autoindustrie bei der Einhaltung der Grenzwerte<br />
schummelt und wir somit von falschen<br />
Voraussetzungen bei der Beantragung unserer<br />
Ausnahmegenehmigung 2010 ausgegangen<br />
sind.<br />
Warum sperrt man Dieselfahrzeuge nicht<br />
einfach aus der Stadt aus?<br />
Langer: Wenn man jetzt einfach so alle Dieselfahrzeuge<br />
aus der Stadt aussperren würde,<br />
könnten viele nicht mehr zur Arbeit fahren, die<br />
Läden nicht mehr beliefert, Pakete nicht mehr<br />
gebracht werden, weil diese Fahrzeuge fast<br />
alle mit Diesel fahren. Zudem kann man gar<br />
nicht so schnell ein Fahrverbot für Dieselwagen<br />
einführen, weil man zusätzlich die<br />
Straßenverkehrsordnung ändern müsste, um<br />
eine blaue Plakette einzuführen, da die Polizei<br />
ansonsten die auszuschließenden Dieselfahrzeuge<br />
gar nicht erkennen kann.<br />
Was macht die Stadt momentan dafür, dass<br />
die Luft besser wird?<br />
Gerdts: Momentan wird der Luftreinhalteplan<br />
ergänzt und geschaut, wo wie viele Fahrzeuge<br />
fahren und zu Problemen führen. Auch die<br />
Ampelschaltungen sollen weiter verbessert<br />
werden, um Stop-and-go-Verkehre zu vermeiden.<br />
Zudem hat die Stadt nur noch Fahrzeuge<br />
mit grünen Umweltplaketten, darunter viele<br />
Müllwagen.<br />
Wie stellen Sie sich eine Reduzierung des<br />
Verkehrs vor? Durch eine Sperrung des Neumarkts?<br />
Gerdts: Das wäre für die Verbesserung der<br />
Luftqualität an dieser Stelle gut. Es würde<br />
im Zentrum einige Tausend Fahrzeuge<br />
weniger am Tag bedeuten, sicher mehr als<br />
10.000. Aber auch an anderen Stellen muss<br />
der Verkehr deutlich reduziert werden, zum<br />
Beispiel am Schlosswall oder in der Martinistraße.<br />
Versucht wird, über Optimierung und<br />
Beschleunigung des öffentlichen Nahverkehrs<br />
Anreize zu schaffen, vom Auto auf den Bus<br />
zu wechseln. Von einem Tag auf den anderen<br />
wird das aber nicht funktionieren.<br />
Langer: Die Förderung des Radverkehrs ist<br />
auch ein wichtiges Thema. Wir wollen durch<br />
die Bereitstellung der Infrastruktur und den<br />
Bau von geeigneten Radwegen die Menschen<br />
animieren, auf das Fahrrad umzusteigen.<br />
Gerdts: Das sind mögliche Maßnahmen, aber<br />
auf die Frage, wie und wohin der Verkehr<br />
letztendlich konkret verlagert werden soll,<br />
haben wir noch keine Antworten.<br />
Woran liegt es, dass so wenig Elektroautos<br />
genutzt werden?<br />
Langer: Das liegt vor allem daran, dass es<br />
durch steuerliche Privilegien günstiger ist,<br />
ein Dieselfahrzeug zu fahren, weil man in<br />
den vergangenen Jahren von einer besseren<br />
Umweltverträglichkeit ausgegangen ist. Für<br />
viele Menschen rechnet sich ab einer<br />
bestimmten Kilometerleistung ein Diesel.<br />
Außerdem sind Preis, Reichweite und<br />
Lade-Infrastruktur von Elektrofahrzeugen<br />
für viele noch nicht zufriedenstellend.<br />
Gerdts: Wir sind trotzdem fest davon<br />
überzeugt, dass die Zukunft des Verkehrs<br />
elektrisch sein wird, das ist nur eine Frage der<br />
Zeit.<br />
Wie kann es sein, dass ein Land wie<br />
Deutschland, das in Sachen<br />
Automobilindustrie eigentlich<br />
an vorderster Front steht,<br />
in diesem Bereich derart<br />
hinterherhängt?<br />
Langer: Wir fi nden es<br />
auch wichtig, dass<br />
Deutschland diese<br />
Position nicht<br />
verliert und auf<br />
dem Weltmarkt<br />
innovativ mehr<br />
in Erscheinung<br />
tritt. Es wurde<br />
sehr lange Zeit<br />
auf saubere und<br />
immer sauberer<br />
werdende Dieselfahrzeuge gesetzt. Das hat<br />
sich ja als Trugschluss erwiesen.<br />
Gerdts: Es gibt neue Diesel, die halten<br />
das, was sie auf dem Prüfstand einhalten,<br />
auf der Straße ein. Das ist<br />
allerdings trotzdem dreimal so viel<br />
wie bei einem gewöhnlichen Benziner.<br />
Es wird zwar oft behauptet,<br />
dass in Richtung Elektrofahrzeuge<br />
mehr entwickelt wird, um Deutschlands<br />
Stellung auf dem Weltmarkt zu<br />
stärken, aber trotzdem werden viel seltener<br />
neue Elektromodelle herausgebracht<br />
als normale mit Benzin und<br />
Diesel betriebene Fahrzeuge. Ich<br />
glaube dennoch, dass sich da in<br />
den nächsten Jahren vieles tun<br />
wird. An amerikanischen Marken<br />
wie Tesla sieht man, dass<br />
es funktionieren kann. Solange<br />
Elektrofahrzeuge bei deutschen<br />
Autoherstellern aber nur eine<br />
kleine Sparte darstellen und<br />
alles andere parallel in<br />
größerem Maße produziert<br />
wird, ist es schwierig,<br />
diese zu etablieren.<br />
www.fotolia.com
Ausgabe 2|17<br />
Seite 5<br />
Sind Sie mit der Nutzung der Linienbusse<br />
zufrieden?<br />
Gerdts: Bei der Ausnutzung der Busse stehen<br />
wir im Bundesdurchschnitt gut da. Es müssten<br />
allerdings noch immer deutlich mehr<br />
Menschen sein, die sie benutzen, damit sich<br />
die Luftqualität merklich ändert – und dafür<br />
müssten die Busse wiederum dem anderen<br />
Verkehr gegenüber bevorrechtigt und<br />
schneller sein sowie häufi ger fahren.<br />
Wie gestaltet die Stadt die Förderung des<br />
Busverkehrs?<br />
Langer: Wir versuchen,<br />
Anreize zu schaffen, wo<br />
wir können. Es sind zum<br />
Beispiel sogenannte<br />
Mobilpunkte in der<br />
Planung, das heißt,<br />
dass die Pendler<br />
zukünftig nicht bis in<br />
die Innenstadt fahren<br />
müssen, sondern<br />
am Stadtrand auf<br />
schnelle Buslinien des ÖPNV umsteigen können.<br />
Auf die Tarifl andschaft der Stadtwerke<br />
haben wir keinen direkten Einfl uss.<br />
Gerdts: Wir versuchen zum Beispiel, die<br />
Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die<br />
Busse dort, wo künftig die Elektrobuslinien<br />
eingesetzt werden sollen, gegenüber dem<br />
restlichen Verkehr bevorrechtigt sind. Denn<br />
was nützt der tollste Bus, wenn er im Stau<br />
steht?<br />
Die Stadtwerke haben erst kürzlich ein großes<br />
Gutachten in Auftrag gegeben, im Rahmen<br />
dessen der gesamte Busverkehr durch Osnabrück<br />
analysiert werden soll, an welcher Stelle<br />
die Busse noch beschleunigt werden könnten.<br />
Aber das heißt natürlich, dass die Zeit, die für<br />
Busse herausgeholt wird, irgendjemandem<br />
auch wieder verloren geht, denn der Straßenquerschnitt<br />
ist nun einmal begrenzt und soll<br />
ja in der Regel auch noch sicherere Radwege<br />
aufnehmen. Nicht alle können aus diesen<br />
geplanten Umstrukturierungen des Verkehrs<br />
ihren Gewinn ziehen. Insbesondere Pkw werden<br />
vermutlich in Zukunft nicht mehr überall<br />
so schnell vorankommen wie heute noch.<br />
Langer: Aber es ist schon richtig, dass das<br />
vorrangige Ziel sein muss, den ÖPNV zu<br />
stärken.<br />
Gerdts: Und den Fahrradverkehr. Deshalb<br />
freuen wir uns, Gelder vom Bund erhalten zu<br />
haben, um einen Radschnellweg Richtung<br />
Belm bauen zu können. Wir sehen auch,<br />
dass Elektrofahrräder stark im Kommen<br />
sind und sich schnell verbreiten, anders als<br />
Elektroautos. Man hat festgestellt, dass die<br />
Leute, die mit einem Elektrofahrrad zur Arbeit<br />
fahren, ungefähr doppelt so große Distanzen<br />
zurücklegen wie die normalen Fahrradfahrer.<br />
Und für diese Radfahrer müssen wir zukünftig<br />
auch die Infrastruktur zur Verfügung stellen,<br />
denn sie verpesten nicht die Luft.<br />
Was müsste in Osnabrück für die Radfahrer<br />
dringend gemacht werden?<br />
Langer: Der Winterdienst auf den Radwegen<br />
funktioniert zum Beispiel nicht wirklich gut.<br />
Oft sind diese trotz Einsatz einer speziell<br />
angeschafften Kehrmaschine für die Radwege<br />
entweder verschneit oder vereist.<br />
Das muss sich ändern. Ich vermisse auch<br />
häufi g gegenseitige Rücksichtnahme<br />
unter den Verkehrsteilnehmern.<br />
Gerdts: Es gibt viele gefährliche Stellen.<br />
Es müsste seitens der Stadt viel<br />
mehr investiert werden. Im Moment<br />
gibt die Stadt pro Bürger zwei Euro<br />
im Jahr aus, andere Städte drei oder<br />
vier. Damit könnte man schon deutlich mehr<br />
machen. Ich glaube, dass wir ohne eine<br />
deutlich bessere Förderung des Radverkehrs<br />
unsere Klimaschutzziele für den Verkehr nicht<br />
erreichen werden. Eine Win-win-Situation<br />
für alle zu schaffen ist dabei nur in wenigen<br />
Fällen möglich, der zur Verfügung stehende<br />
Straßenraum kann schließlich nur einmal<br />
vergeben werden.<br />
Welchen Tipp würden Sie einem sich um die<br />
Umwelt sorgenden Bürger geben?<br />
Gerdts: Rad zu fahren, den öffentlichen Nahverkehr<br />
zu nutzen und möglichst emissionsarme<br />
Fahrzeuge zu kaufen. Am besten sind<br />
natürlich Elektrofahrzeuge, dann sogenannte<br />
Plug-in-Hybride mit einer Mischung aus Verbrennungs-<br />
und Elektromotor. Gasbetriebene<br />
Fahrzeuge emittieren auch relativ wenig, als<br />
Nächstes kommen die Benziner und ganz zum<br />
Schluss die Dieselfahrzeuge.<br />
Langer: Und dann nicht so viel mit dem Auto<br />
fahren (lacht).<br />
Was tun Sie beide denn persönlich für das<br />
Stadtklima?<br />
Langer: Ich fahre privat und im Dienst viel<br />
Fahrrad und nutze den Zug, um zwischen<br />
Münster und Osnabrück zu pendeln.<br />
Gerdts: Ich komme auch meistens mit dem<br />
Rad zur Arbeit, unser Dienstfahrzeug ist ein<br />
Elektrofahrzeug aus dem Osnabrücker Carsharing-Pool.<br />
Wird der motorisierte Individualverkehr jemals<br />
aussterben?<br />
Gerdts: Ich glaube nicht. Die Leute wollen<br />
auf das Freiheitsgefühl, jederzeit das Auto<br />
nehmen zu können, nicht verzichten.<br />
Langer: Es gibt aber eine Trendwende. Die<br />
jungen Menschen sehen das Auto immer weniger<br />
als Statussymbol. Die meisten brauchen<br />
nicht mehr mit 18 ihr erstes eigenes Auto vor<br />
der Tür.<br />
Gerdts: Das stimmt. Ich bin mir sicher, dass<br />
der Individualverkehr in zehn Jahren völlig<br />
anders aussehen wird. Meine Zukunftsvision<br />
ist, dass man nur noch auf das Auto zurückgreift,<br />
wenn man es unbedingt braucht, und<br />
ein breites Spektrum an umweltfreundlichen<br />
Alternativen zur Verfügung stehen hat – Fahrrad,<br />
ÖPNV, Carsharing mit Elektrofahrzeugen,<br />
zu Fuß gehen.<br />
Langer: Diese noch besser zu vernetzen ist ein<br />
Ziel, an dem wir und die Stadtwerke intensiv<br />
arbeiten, sodass Osnabrück sowohl für Bewohner<br />
als auch für Touristen attraktiver wird.
Seite 6 Ausgabe 2|17<br />
„Uns stinkt’s“<br />
Regelmäßig werden die Werte für Stickstoffdioxid in Osnabrück überschritten<br />
Sie haben die Nase voll: Deshalb haben die Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums einen Brief an den Oberbürgermeister Wolfgang<br />
Griesert geschrieben.<br />
Foto: Kathrin Pohlmann<br />
von Naturshan, Amro, Fatima, Nour, Syamend, Mohammed, Ismael<br />
und Dave.<br />
Zunächst Kopfschmerzen, dann Schwindel: Das<br />
kann ausgelöst werden, wenn zu viel Stickstoffdioxid,<br />
kurz NO 2<br />
, in der Luft ist und man diese<br />
Schadstoffe einatmet. Stickstoffdioxid entsteht<br />
bei der Verbrennung von Gas, Kohle und Öl –<br />
also besonders beim Autofahren und Heizen.<br />
Im Juni 2016 wurden die höchsten NO 2 -Werte<br />
in Osnabrück gemessen: Mikrogramm pro Kubikmeter<br />
211 µg/m³.<br />
Wird Stickstoffdioxid in einer höheren Konzentration<br />
(über 40 µg/m³) über einen längeren Zeitraum<br />
eingeatmet, kommt es zu gesundheitlichen<br />
Schäden. In Osnabrück liegt der NO 2 -Mittelwert<br />
2016 am Schlosswall und am Neumarkt schon<br />
bei 47 µg/m³.<br />
Der Werte-und-Normen-Kurs der fünften Klasse<br />
des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums hat sich im<br />
Unterricht mit dem Thema auseinandergesetzt<br />
und festgestellt: Trotzdem nehmen die Einwohner<br />
Osnabrücks lieber das Auto als das Fahrrad
Ausgabe 2|17<br />
Seite 7<br />
oder wenigstens den Bus – und wir alle atmen<br />
die Abgase ein. Für diese Spitzenwerte muss<br />
Osnabrück möglicherweise irgendwann eine<br />
Strafe zahlen – also auch wir: die Osnabrücker.<br />
Das müssen wir ändern.<br />
Ja richtig: wir selbst! Wir müssen mehr mit dem<br />
Fahrrad fahren, statt uns irgendwohin fahren zu<br />
lassen, und unsere Eltern überreden, weniger<br />
Auto zu fahren.<br />
Mehr Fahrrad zu fahren ist doppelt gesund:<br />
Man macht Sport und produziert kein NO 2 . Das<br />
Problem ist aber auch, dass es viele gefährliche<br />
Fahrradwege gibt. Autos, Lkw und Busse müssen<br />
von Fahrradfahrern mindestens 1,5 Meter<br />
Abstand halten. Fahrradfahrer müssen von<br />
parkenden Autos, anderen Fahrradfahrern oder<br />
Fußgängern mindestens 80 Zentimeter Abstand<br />
halten. Das alles ist zum Beispiel auf dem Fahrradweg<br />
am Ring gar nicht möglich.<br />
Deswegen haben wir, die Werte-und-Normen-Schüler,<br />
einen Brief an Oberbürgermeister<br />
Wolfgang Griesert geschrieben, in dem wir ihn<br />
darum bitten, die Fahrradwege in Osnabrück<br />
den Regeln der Straßenverkehrsordnung anzupassen.<br />
Aber alles fängt bei uns selbst an: Also lieber zu<br />
Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule statt mit<br />
dem Auto! Wir zählen auf Euch!<br />
<strong>mein</strong><strong>HIMBEERgrün</strong> im Netz<br />
Internetauftritt bietet weitere Infos zum Projekt<br />
Sobald Oberbürgermeister Wolfgang Griesert<br />
den Schülern des EMA-Gymnasiums geantwortet<br />
hat, wird das auf der Internetseite von <strong>mein</strong>HIM-<br />
BEERgrün zu lesen sein. Der Internetauftritt ist<br />
seit Anfang Januar online. Unter <strong>mein</strong><strong>HIMBEERgrün</strong>.noz.de<br />
ist die aktuelle Ausgabe verfügbar,<br />
sodass man sie noch einmal virtuell durchblättern<br />
kann.<br />
Außerdem kann jeder <strong>mein</strong><strong>HIMBEERgrün</strong>-Fan<br />
das Magazin dort über ein Bestellformular<br />
kostenlos regelmäßig abonnieren.<br />
Neben weiteren Informationen über das<br />
Projekt bietet die Seite auch noch Neues aus<br />
der <strong>mein</strong><strong>HIMBEERgrün</strong>-Redaktion. Ob Texte,<br />
Radiobeiträge oder Bildergalerien, unterschiedliche<br />
Umweltthemen sind dort zu fi nden. Wenn<br />
jemand eine Idee für einen Bericht hat, kann er<br />
sich gerne an die Redaktion wenden.<br />
Die Kontaktdaten sind dort ebenfalls hinterlegt.<br />
Viel Spaß beim Entdecken von<br />
<strong>mein</strong>HIMBEERgruen.noz.de!
Seite 8 Ausgabe 2|17<br />
Eine Stadt ohne Autos mit viel frischer Luft<br />
Kinder basteln ihr Osnabrück und machen es zur besten Klimastadt<br />
Viel saubere Luft gibt es in der Klimastadt, die Clara (v. l.), Leo und Anton zusammen mit anderen Kindern gestaltet haben.<br />
Fotos: Jörn Martens<br />
von Nina Strakeljahn & Werkraum+<br />
Osnabrück – die beste Klimastadt? Die elf<br />
Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren, die<br />
bei Nele Jamin im Werkraum+ regelmäßig als<br />
kleine Künstler aktiv sind, haben sich mit diesem<br />
Thema beschäftigt. Aus Kartons haben sie<br />
eine Stadt nach ihren Vorstellungen gebastelt.<br />
Damit nehmen sie am Wettbewerb „Klimastadt<br />
Osnabrück“ teil.<br />
In einem Buch erklären sie die verschiedenen<br />
Gebäude und Funktionen. Im Mittelpunkt der<br />
Stadt steht der Umweltschutzroboter. Der wird<br />
von den Kindern so erklärt: Der Umweltschutzroboter,<br />
der hat einen Staubsauger und saugt<br />
den Müll auf dem Boden auf. Dann geht der<br />
Müll vom Rohr, also vom Arm, zum Bauch.<br />
Wenn der Bauch voller Müll ist, geht der Müll<br />
zum Hinterteil des Umweltschutzroboters. Wenn<br />
der Müll im Hinterteil ist, „pupst“ der Umweltschutzroboter<br />
den Müll in frische Luft. Er wird<br />
mit Sonnenenergie betrieben.<br />
Die Idee für das Heißluftballon-Haus stammt<br />
von Clara (7 Jahre): Aus dem Fernster klettert<br />
man hoch. Man drückt einen Knopf, und dann<br />
lenkt man, und dann fl iegt man mit dem Haus<br />
hoch. Und man kann in den Urlaub fl iegen.<br />
Wie wichtig es ihr ist, möglichst klimafreundlich<br />
in den Urlaub zu kommen, zeigt auch ihre<br />
Erfi ndung von der Sonnenenergie-Pink-Bahn:<br />
Diese Bahn ist rosa, und da muss man mit<br />
einem Trampolin in die Bahn hüpfen, schreibt<br />
sie. Dann wartet man, bis die anderen drinnen<br />
sind, man drückt auf einen Knopf, und die<br />
Bahn fährt los. Als Erstes fährt die Bahn dahin,<br />
was am nächsten ist. Mit Mobilität haben sich<br />
auch andere Kinder beschäftigt, zum Beispiel<br />
beim Mega-Haus. Dazu heißt es: Auf dem Haus<br />
steht eine Kanone, eine Kanone für den Urlaub<br />
(KFDU). Die Kanone schießt die Leute in den<br />
Urlaub. Über das Flugzeug berichten die Kinder:<br />
Das Flugzeug wird mit Sonnenenergie angetrieben.<br />
Wenn Winter ist, fährt das Flugzeug nur, wenn<br />
Personen hinten Fahrrad fahren und Energie geben.<br />
Das Flugzeug ist hinten auf. Die Koffer von den<br />
Passagieren haben vorher Magnete bekommen
Ausgabe 2|17<br />
Seite 9<br />
In einem Buch erklären die Kinder die verschiedenen Funktionen ihrer<br />
Klimastadt.<br />
Wer von einem Ort zum anderen will, kann sich einen Roller oder ein<br />
Fahrrad ausleihen.<br />
und einen Fallschirm. Unter dem Flugzeug ist<br />
ein sehr großer Magnet, damit die Koffer angezogen<br />
werden. Außerdem haben die Mädchen<br />
und Jungen eine fast fl iegende Bahn erschaffen:<br />
Sie ist wie eine Straßenbahn, nur dass sie in<br />
der Luft an Seilen hin- und herfährt. An der<br />
Haltestelle fährt die Bahn nach unten und holt<br />
die Leute ab. Sie bewegt sich durch den Strom,<br />
der in der Stadt produziert wird, erklären die<br />
Kinder in dem Buch.<br />
Es fällt auf, dass in der Stadt keine Autos<br />
fahren, dafür aber in einem Haus Fahrräder<br />
und Roller ausgeliehen werden können. Eine<br />
Brücke, auf der in anderen Städten wohl Autos<br />
fahren würden, ist umfunktioniert worden. Mit<br />
einer Rutsche kann man direkt in den See, der<br />
mitten in der Stadt liegt, hineinrutschen. Eine<br />
besondere Entdeckung hat der zehnjährige Leo<br />
gemacht: die Lambatiere. Lambatiere sind Tiere,<br />
die Müll fressen, erklärt er. In der Lambatierstation<br />
können die Lambatiere schlafen. Sie leben<br />
auch im See.<br />
Wenn in dieser Stadt aber die ganze schlechte<br />
Luft in saubere verwandelt wird, ist die schlechte<br />
Luft dann nicht irgendwann aufgebraucht?<br />
Nein, sagen die Kinder. Denn auch wenn ihre<br />
Traumstadt autofrei ist, so wird drum herum<br />
noch Auto gefahren. Außerdem gebe es noch<br />
die Fabriken.<br />
Wettbewerb und Jahresthema<br />
Wer sein Haus gerne mitnehmen möchte,<br />
der kann sich ein Heißluftballon-Haus bauen.<br />
Mit ihrem Modell der Klimastadt Osnabrück<br />
nehmen die Kinder des Werkraum+ am<br />
Agendawettbewerb „Klimastadt Osnabrück“<br />
teil. Die Lokale Agenda 21 hat in Kooperation<br />
mit dem Masterplan 100 Prozent Klimaschutz<br />
der Stadt Osnabrück diesen Wettbewerb für<br />
Kinder und Jugendliche ausgelobt. Es sollen<br />
Preisgelder in Höhe von insgesamt 4000<br />
Euro vergeben werden. Die besten Beiträge<br />
werden am 9. Mai prämiert. Außerdem hat die<br />
Stadt Osnabrück zusammen mit der lokalen<br />
Agenda 21 und dem Masterplan 100 Prozent<br />
Klimaschutz das Jahr <strong>2017</strong> unter das Thema<br />
„Klimastadt Osnabrück“ gestellt. Dazu werden<br />
zahlreiche Veranstaltungen stattfi nden, zum<br />
Beispiel ein Gartenworkshop am Samstag,<br />
1. April. Weitere Informationen dazu gibt es<br />
unter www.klimabildung-os.de.<br />
Die Straßenbahn der Zukunft fährt oberhalb<br />
der Stadt.
Seite 10 Ausgabe 2|17<br />
Wie kommst Du zur Schule?<br />
Schüler des Gymnasiums Bad Essen berichten von ihrem Schulweg<br />
von Etoile Hünniger und Yasmin Honerkamp (Text und Fotos)<br />
Ob in der Stadt oder auf dem Land: Die Schüler müssen irgendwie zu ihrer Schule gelangen.<br />
Während die einen zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren, ist der Weg für andere zu weit.<br />
Sie nehmen den Bus oder das Auto. Haben sie sich über die Vor- und Nachteile schon Gedanken<br />
gemacht, und wie kommen sie zur Schule? Das beantworten die Schüler des Gymnasiums Bad Essen.<br />
Niclas Pomp<br />
Ich bin elf Jahre alt und komme mit<br />
dem Fahrrad zur Schule, weil es umweltfreundlich<br />
ist.<br />
Mira Koppitz<br />
Ich bin 14 und fahre Bus, weil es zum<br />
Fahrradfahren zu weit weg ist. Es ist zwar<br />
eher schlecht für die Umwelt, aber besser<br />
als Auto fahren. Man könnte ja auch<br />
Elektrobusse einsetzen.<br />
Charlotte Knopp<br />
Ich bin 14 Jahre alt und fahre mit dem Bus<br />
zur Schule und manchmal auch mit dem<br />
Auto. Mit dem Bus fahre ich, weil es sonst<br />
zu weit weg ist, und mit dem Auto, weil<br />
<strong>mein</strong> Vater in dieselbe Richtung fährt. Man<br />
könnte nämlich mehr zu Fuß gehen, aber<br />
nicht zur Schule.<br />
Yasmin Weinberger<br />
Ich bin elf Jahre alt und fahre mit dem<br />
Bus, weil in der Nähe eine Haltestelle<br />
ist. Manchmal werde ich auch zur Schule<br />
gebracht. Ich habe mir eigentlich keine<br />
Gedanken gemacht, aber man könnte mehr<br />
Fahrrad fahren, obwohl das auch schwierig<br />
ist.<br />
Omar Alkhatib<br />
Ich bin 14 Jahre alt und fahre Fahrrad, weil<br />
<strong>mein</strong> Schulweg nicht so lang ist. Ich habe<br />
mir darüber schon Gedanken gemacht. Es<br />
wäre besser, wenn man mehr Fahrrad fährt<br />
und es weniger Busse gibt. Aber es gibt ja<br />
auch Elektrobusse.<br />
Jule Detmar<br />
Ich bin elf Jahre alt und komme mit dem<br />
Bus zur Schule, weil die Fahrkarten kostenlos<br />
sind, ich nicht gebracht werden kann<br />
und es mit dem Fahrrad zu weit wäre. Aber<br />
man könnte vielleicht von Spendengeld<br />
Fahrräder für bedürftige Schüler kaufen.<br />
Christoph Erdmann<br />
Ich bin elf Jahre alt, und manchmal werde<br />
ich mit dem Auto gebracht. Im Sommer<br />
fahre ich aber mit dem Fahrrad zur Schule,<br />
weil ich dann selbstständiger bin. Ich fi nde<br />
es blöd, dass die Busse die Luft verpesten,<br />
aber Verbesserungsvorschläge habe ich<br />
nicht.<br />
Leonie Fischer<br />
Ich bin 18 Jahre alt, und im Sommer fahre<br />
ich mit dem Fahrrad zur Schule, weil es<br />
umweltfreundlicher ist und mich fi t hält. Im<br />
Winter fahre ich mit dem Auto, denn die<br />
Buskarten sind zu teuer. Man könnte auch<br />
Fahrge<strong>mein</strong>schaften starten.
Ausgabe 2|17<br />
Seite 11<br />
Motorengeräusch statt Vogelgezwitscher<br />
Kolumne über die Vor- und Nachteile des Stadtlebens<br />
von Till Neuhaus<br />
Warum kompliziert, wenn es auch einfach und<br />
gemütlich geht? Na klar, das war auch <strong>mein</strong> Motto<br />
,als ich noch in <strong>mein</strong>er Heimat, einem ländlichen<br />
Umfeld in der Nähe einer Kleinstadt, wohnte.<br />
Natürlich hat man den Motor des Autos angeschmissen,<br />
anstatt ewig lange auf den Bus zu<br />
warten, der ja ohnehin nur einmal die<br />
Stunde fährt – und die Entfernung zum<br />
Supermarkt stellt eh schon eine halbe<br />
Tagesreise dar. Öffentliche<br />
Verkehrsmittel sind eher<br />
Mangelware.<br />
Will man mobil<br />
sein, ist es fast ein<br />
Muss, mit dem Auto zu<br />
fahren. Natürlich kann<br />
man sich auch auf das<br />
Fahrrad setzen oder<br />
auf den Bus warten –<br />
macht aber niemand,<br />
da es einfacher und<br />
schneller geht. An<br />
die Umwelt denkt<br />
niemand, wieso auch?<br />
Die CO 2<br />
-Emissionen<br />
kann man ja wieder mit<br />
einem umweltfreundlichen<br />
Einkauf durch beispielsweise<br />
Fair-Trade Produkten wettmachen.<br />
Denkste – dass es auch anders geht, habe<br />
ich nach <strong>mein</strong>em Umzug in die Stadt gemerkt.<br />
Die Bushaltestelle ist direkt vor der eigenen Haustür, die nächste<br />
Disco ist zu Fuß nur wenige Minuten entfernt, und Bioläden, Kinos<br />
und Cafés liegen um die Ecke. Schon länger war es <strong>mein</strong> Wunsch, in<br />
eine größere Stadt zu ziehen, um genau diese Vor(ur)teile zu genießen.<br />
Mit Motorengeräuschen am Morgen geweckt zu werden, habe ich<br />
jedoch nicht erwartet. Zuvor waren es<br />
Vogelzwitscher oder Treckergeräusche<br />
von den benachbarten Bauernhöfen. Die<br />
Geräuschkulisse im Stadtleben ist eben<br />
eine andere als im heimischen Dorf. Die<br />
Autoschlangen an der Ampel sind viel<br />
länger – fahre ich mit dem Fahrrad<br />
durch die Stadt und werde von Autos<br />
überholt, merkt man erst das<br />
gewaltige Verkehrsaufkommen in<br />
einer Großstadt. Von den Abgasen<br />
der Autos ganz zu schweigen, die<br />
man täglich einatmen darf.<br />
Dabei hat die Infrastruktur an Mobilität so<br />
einiges zu bieten. Kurze Wege, die mit dem Bus<br />
super zu absolvieren sind – ohne lange Warteund<br />
Fahrzeiten. Dank des Sharing-Prinzips<br />
mit anderen Personen muss man wirklich<br />
kein schlechtes Gewissen wegen der<br />
Umweltbelastung haben, und dem<br />
Portemonnaie kommt es durch die<br />
Ersparnis von Spritkosten auch<br />
zugute.<br />
Stadtluft schnuppern soll<br />
nicht heißen, die Abgase<br />
der Vierräder einzuatmen.<br />
Es soll heißen, sich im städtischen<br />
Umfeld einzufi nden<br />
und das Leben vielleicht<br />
noch praktischer zu machen<br />
– und durch Umweltschonung<br />
sogar noch ein wenig<br />
besser. Genau deswegen<br />
versuche ich, das Auto für kurze<br />
Strecken stehen zu lassen. Es gibt<br />
schließlich Fahrräder und Busse.
Seite 12 Ausgabe 2|17<br />
Umweltschützer in Action<br />
Ursulaschüler engagieren sich als Klimabotschafter für ihre Umgebung<br />
Beim Stadtputztag sind die Klimabotschafter regelmäßig aktiv und finden dabei nicht nur Papier, Plastik und Flaschen, sondern auch Ungewöhnliches<br />
wie Schubladen.<br />
Foto: Ursulaschule<br />
von der Klimabotschafter-AG<br />
Hey, wir sind die Klimabotschafter! Wir sind<br />
eine große AG der Ursulaschule mit Schülern<br />
aus den Jahrgangsstufen fünf bis zwölf. Wir<br />
treffen uns freitagnachmittags, sind mittlerweile<br />
etwa 45 Jugendliche und drei Gruppen und<br />
haben alle dasselbe Ziel: Wir wollen unsere<br />
Umgebung durch unser Engagement umweltfreundlicher<br />
machen.<br />
Angefangen haben wir mit dem mobilen Umweltladen<br />
„Fairdinand der Ökostand“. Dort verkaufen<br />
wir zweimal in der Woche auf unserem<br />
Schulhof umweltfreundliche Schulmaterialien<br />
und fair gehandelte Süßigkeiten.<br />
Außerdem sind wir seit Oktober 2014 dabei,<br />
Osnabrück bis zum Ende dieses Jahres<br />
plastiktütenfrei zu machen. Dafür zeichnen<br />
wir mit einem Emblem Geschäfte aus, die<br />
keine Plastiktüten mehr vergeben, und starten<br />
Aktionen in der Stadt, um die Osnabrücker<br />
auf das Problem aufmerksam zu machen. Wir<br />
gehen auch regelmäßig in die Osnabrücker<br />
Fußgängerzone und tauschen dort Plastiktüten<br />
gegen Jutebeutel. Diese Plastiktüten behalten<br />
wir, um dann aus ihnen stabilere und festere<br />
Plastiktaschen herzustellen, die man deutlich<br />
häufi ger verwenden kann. Das schaffen wir<br />
natürlich nicht alleine. Deswegen haben wir<br />
einige Kooperationspartner.<br />
Regelmäßig machen wir beim Osnabrücker<br />
Stadtputztag mit. Dabei sammeln wir Müll<br />
und haben auch schon Schubladen und sogar<br />
Diebesgut gefunden. Durch einen Gewinn bei<br />
einer Tombola im Rahmen des Stadtputztages<br />
haben wir die Möglichkeit bekommen, nach<br />
Bremen in das Science-Center zu fahren. Dort<br />
haben wir noch mehr über das Klima der Welt<br />
erfahren, das wir als Klimabotschafter schützen<br />
wollen. Auch dieses Jahr sind wir wieder dabei,<br />
wenn es darum geht, Osnabrück sauberer zu<br />
machen.<br />
Mit dem Thema Umweltverschmutzung<br />
beschäftigt sich auch ein Kurzfi lm, den wir in<br />
der AG gedreht haben. In diesem geht es um<br />
eine Gruppe von Schülern, die versucht, einem<br />
Umweltverschmutzer das Handwerk zu legen,<br />
und sich dabei selbst in Gefahr bringt.<br />
Wir haben viele verschiedene Projekte, die<br />
einen Beitrag dazu leisten, unsere Umgebung<br />
umweltfreundlicher zu machen. Sich dafür einzusetzen<br />
ist nicht nur echt interessant, sondern<br />
es macht auch Spaß.<br />
Klimabotschafter<br />
Klimabotschafter kann jeder werden. Es gibt<br />
viele Möglichkeiten, aktiv zu werden. Ob<br />
Bürger, Unternehmen oder Organisationen,<br />
jeder kann einen Beitrag im Alltag leisten.<br />
„Klimaschutz geht uns alle an!“, fi nden Stadt<br />
und Landkreis Osnabrück, die ge<strong>mein</strong>sam<br />
diese Initiative ins Leben gerufen haben. Sie<br />
wollen diese Botschaft weitertragen und<br />
dem Klimaschutz nicht nur ein Gesicht,<br />
sondern viele Gesichter geben.<br />
Weitere Informationen gibt es im Internet<br />
unter www.klimabotschafter-os.de.
Ausgabe 2|17<br />
Seite 13<br />
„Wer den Klimawandel leugnet, der lügt“<br />
DBU-Generalsekretär Heinrich Bottermann findet klare Worte<br />
Mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) sitzt eine wichtige Organisation für den Umweltschutz<br />
in Osnabrück. Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann (61) spricht mit <strong>mein</strong><strong>HIMBEERgrün</strong> im<br />
Interview über Osnabrück, den Klimawandel und seine Auswirkungen.<br />
von Frieda Doornbos<br />
Herr Bottermann, wie kommen Sie zur Arbeit?<br />
Fahrrad, Fuß, Auto. Ich fahre so, wie es gerade<br />
passt. Zurzeit lebe ich ein ganzes Stück von<br />
<strong>mein</strong>em Arbeitsplatz entfernt, aber ich ziehe<br />
bald in die Nähe. Das bedeutet mir sehr viel.<br />
Leben Sie lieber in der Stadt oder auf dem<br />
Land?<br />
Ursprünglich komme ich vom Niederrhein, und<br />
zwar vom Land. Weil es mir wichtig ist, schnell<br />
ins Grüne fahren zu können, aber trotzdem<br />
ein wenig zentraler zu sein, bevorzuge ich eine<br />
Stadt wie Osnabrück.<br />
Die Stadt Osnabrück hat mit anderen Organisationen<br />
einen Schülerwettbewerb „Klimastadt<br />
Osnabrück“ gestartet. Was zeichnet<br />
Ihrer Meinung nach eine Klimastadt aus?<br />
Ist Osnabrück eine Klimastadt?<br />
Osnabrück ist eine sehr offene Stadt. Klimaund<br />
Umweltschutz werden hier sehr ernst<br />
genommen. Es wird nicht nur geredet. Viele<br />
Menschen gehen den Klimaschutz auch wirklich<br />
praktisch an.<br />
Dennoch hört man immer wieder von zu<br />
hohen Stickstoffdioxid-Werten in Osnabrück.<br />
Wie in vielen anderen Städten auch, haben wir<br />
in Osnabrück ein Problem mit Stickstoffdioxid.<br />
Das Ziel in nächster Zeit ist, diesen Wert zu verringern.<br />
Dafür müssen wir auf jeden Fall wegkommen<br />
von Dieselmotoren. Durch Dieselfahrzeuge<br />
entsteht sehr viel Stickstoffdioxid. Und<br />
es ist sehr wichtig, dass unsere Fahrzeugtechnologien<br />
verändert werden. Es gibt Autos, die<br />
schon selber einparken können, aber umweltfreundlich<br />
sind sie nicht. Wir brauchen mehr<br />
Elektrofahrzeuge, und auch Erdgasmotoren<br />
DBU-Generalsekretär Heinrich Bottermann beantwortete die Fragen von Frieda Doornbos.<br />
Foto: Nina Strakeljahn
Seite 14 Ausgabe 2|17<br />
Durch die Auswirkungen des Klimawandels könnte es in Deutschland und Europa häufiger und stärker regnen. In Afrika müssen die Menschen<br />
möglicherweise noch mehr mit Dürren kämpfen und daher jeden Tropen Wasser auffangen.<br />
www.fotolia.com<br />
bieten eine Lösung. Das sind große Aufgaben<br />
für eine Stadt wie Osnabrück – genauso wie für<br />
das ganze Bundesgebiet. Man muss allerdings<br />
auch sagen, dass der Stickstoffdioxid-Wert, da<br />
Osnabrück eine ländlichere Stadt ist, bis auf<br />
einige Kernbereiche gar nicht allzu hoch ist.<br />
Das ist nicht vergleichbar mit den Werten in<br />
Ballungszentren wie dem Rhein-Ruhr-Gebiet.<br />
Man kann in Osnabrück noch gut leben.<br />
Wo lebt man überhaupt umweltfreundlicher,<br />
in der Stadt oder auf dem Land?<br />
Da spricht sehr viel für die Stadt. Zum einen die<br />
Nähe zum Arbeitsplatz und die Infrastruktur.<br />
Zum anderen lebt man in der Stadt verdichteter.<br />
Energetisch ist das Mehrfamilienhaus die bessere<br />
Lösung als das Einfamilienhaus. Im ländlichen<br />
Bereich habe ich eine höhere Mobilität<br />
und lebe oft in Einzelhäusern, die einfach einen<br />
höheren Unterhalt haben. Unter energetischen<br />
Punkten ist der Ansatz des Stadtlebens also<br />
besser.<br />
Allerdings ist das Wachsen der Städte, die<br />
steigende Menge der verbauten Flächen, ja<br />
auch immer wieder Thema. Inwiefern kann<br />
das Folgen für uns haben?<br />
Flächenverlust ist ein großes Problem. Flächen<br />
werden versiegelt, indem Straßen, Neubauoder<br />
Industriegebiete gebaut werden. So schön<br />
es auch ist, dass wir überall in Siedlungen<br />
leben können, langfristig wird das noch viele<br />
die Umwelt beeinträchtigende Folgen haben.<br />
In Deutschland werden täglich rund 75 Hektar<br />
Land zugebaut, und das, obwohl die Pfl anzen<br />
unsere Luft wieder reinigen und Sauerstoff<br />
produzieren können. Zudem kann der Boden<br />
so seine Reinigungsfunktion fürs Wasser nicht<br />
mehr wahrnehmen. Der Regen bringt Schadstoffe<br />
in den Boden, und wenn da keine Erde<br />
mehr ist, dann kann unser Grundwasser nicht<br />
mehr gereinigt werden. Es geht also immer<br />
mehr natürliche Fläche „über den Jordan“, die<br />
dann ihre natürlichen Funktionen nicht mehr<br />
erfüllen kann.<br />
Man hört ja immer von den großen Folgen<br />
des Klimawandels, der Meeresspiegel steigt,<br />
die Erde erwärmt sich. Aber kann ich den<br />
Klimawandel jetzt überhaupt schon selber<br />
wahrnehmen?<br />
Den Klimawandel merkt man eindeutig jetzt<br />
schon. Zum einen hat sich die Vegetationsperiode<br />
verlängert. Es wird im Frühling früher grün.<br />
Zum anderen gibt es immer mehr Starkregenereignisse.<br />
Dass es so plötzlich und stark<br />
regnet, das gab es früher so gut wie gar nicht.<br />
Das sind die Auswirkungen hier. Aber man<br />
muss immer die ganze Welt im Blick haben. Wir<br />
leben hier in Deutschland und haben es sehr<br />
gut. Schaut man sich aber mal manche Gebiete<br />
in Afrika an, sieht das ganz anders aus. Da sind<br />
die Folgen des Klimawandels schon sehr viel<br />
deutlicher zu spüren. Ein Beispiel ist die große<br />
Hungersnot in Kenia, Äthiopien und Somalia,<br />
die wurde vom Klimawandel ausgelöst. An<br />
den Wetterextremen sterben Menschen. Und<br />
dass sich diese Menschen in ein Boot setzen<br />
und versuchen hierherzukommen, das kann<br />
ich ihnen nicht verdenken. Wir müssen uns<br />
bemühen, den Klimawandel zu begrenzen. Wir<br />
müssen aber auch die Folgen, die an anderen<br />
Stellen bereits entstanden sind, mit beachten.<br />
Wir müssen versuchen, den Menschen dort<br />
bessere Lebenschancen und bessere Möglichkeiten<br />
zu geben, um damit umgehen zu<br />
können. Es ist sehr wichtig, dass wir das im<br />
Blick haben und uns unserer Verantwortung<br />
in der Hinsicht stellen. Wir können hier nicht<br />
leben wie Gott in Frankreich und alles in die<br />
Luft pusten und dann sagen, die da in Afrika<br />
haben das Problem und das ist deren Problem.<br />
Das geht nicht.<br />
Und wie wird sich das Klima hier im Laufe<br />
<strong>mein</strong>es Lebens noch verändern?<br />
Wir können das mal für 2050 sagen. Wir<br />
rechnen damit, dass sich der Temperaturanstieg<br />
auf zwei Grad beschränkt. Es wird mehr<br />
und heftiger regnen. Die Zahl der Gewitter<br />
und Stürme wird stark steigen. Darüber, wie<br />
die Winter werden, ist man sich noch nicht so<br />
ganz einig. Die Mehrheit der Forscher ist der
Ausgabe 2|17<br />
Seite 15<br />
Meinung, dass die Winter wärmer werden. Es<br />
gibt aber auch die Überlegung, dass die Winter<br />
kälter werden. Das könnte an dem vielen<br />
geschmolzenen Polareis liegen. Die große<br />
Menge an Wasser könnte dafür sorgen, dass<br />
der Golfstrom geringer wird, und das würde<br />
für eine neue, kalte Klimaströmung aus dem<br />
Norden sorgen. Ich werde vieles wahrscheinlich<br />
nicht mehr erleben, aber du kannst mir ja vielleicht<br />
irgendwann eine Nachricht zu der Wolke<br />
schicken, auf der ich sitze, und mir sagen, ob<br />
<strong>mein</strong>e Prognose gestimmt hat. (lacht)<br />
Was kann ich gegen den Klimawandel<br />
machen?<br />
Authentisch sein. Nicht nur drüber reden,<br />
sondern handeln. Dinge wie Stromsparen,<br />
Verpackungen vermeiden sind die Sachen,<br />
die man machen kann. Das heißt, wenn man<br />
Lebensmittel einkauft, entscheidet man sich<br />
nicht für das billigere Angebot, weil man ja<br />
Geld für den dritten Flug in den Urlaub in<br />
diesem Jahr sparen muss, sondern nimmt<br />
einfach mal regionale Produkte, auch wenn sie<br />
etwas teurer sind. Ich denke immer, wenn ich<br />
so niedrige Preise sehe, das kann doch nicht<br />
passen. Das ist allerdings auch eine soziale<br />
Frage. Für einen Studenten oder jemanden,<br />
der sehr wenig verdient, zählt das nicht. Aber<br />
als Normalverdiener darf ich so ein Preis-Dumping<br />
nicht unterstützen. Das ist das, was man<br />
selber machen kann. Verantwortlich leben<br />
und bewusst mit Ressourcen und Rohstoffen<br />
umgehen. Und damit ein Vorbild sein und<br />
vielleicht auch andere davon überzeugen, dass<br />
man auch anders leben kann.<br />
Und was wird im Großen, in Deutschland<br />
und in der Welt, gegen den Klimawandel<br />
gemacht?<br />
Wichtig ist, dass man versucht, weg von der<br />
Kohleverbrennung zu kommen. Das belastet<br />
das Klima sehr stark. Das für Strom zu<br />
verbrennen geht gar nicht mehr. Da sind wir in<br />
Deutschland, Gott sei Dank, sehr gut vorangeschritten,<br />
bei der Kohleverbrennung steigen<br />
wir ganz aus. Es wird außerdem versucht,<br />
Strom regenerativ zu gewinnen, beispielsweise<br />
mit erneuerbarem Erdgas. Ganz wichtig ist<br />
auch die Energiewende.<br />
Was sind die Schwerpunkte der DBU beim<br />
Umweltschutz?<br />
Auf der einen Seite sind wir intensiv dabei,<br />
technischen Fortschritt zu betreiben. Dann<br />
ist bei uns Landwirtschaft und Ernährung ein<br />
großes Thema. Ich halte sehr viel davon, diese<br />
Lebensgrundlagen ernst zu nehmen und zu<br />
berücksichtigen, wie Lebensmittel und Futtermittel<br />
produziert und Tiere gehalten werden.<br />
Als Drittes haben wir den großen Bereich<br />
Naturschutz. Insgesamt gibt es in Deutschland<br />
70 Flächen des Nationalen Naturerbes mit<br />
insgesamt 69.000 Hektar, in denen wir aktiv<br />
Naturschutz betreiben.<br />
Der Klimawandel macht den Eisbären immer<br />
mehr zu schaffen. www.fotolia.com<br />
Ich kenne ganz viele, die sich einfach nicht<br />
für den Klimawandel interessieren. Wie kann<br />
man Leute davon überzeugen, dass das ein<br />
ernstes Thema ist?<br />
Solchen Menschen muss man klarmachen,<br />
dass dieses sehr behütete Leben, was wir ja<br />
insgesamt heute führen, hier in Deutschland<br />
und in Europa, eigentlich nur dadurch besteht,<br />
dass das Klima über Zehntausende von Jahren<br />
immer weitgehend stabil war. Wenn jetzt aber<br />
in den nächsten Jahren diese extremen Wetterereignisse<br />
kommen, dann ist das Leben nicht<br />
mehr so prickelnd, dann kann es bei uns unter<br />
Umständen so kommen wie zurzeit in Afrika.<br />
Ernteausfälle oder Umweltschäden hätten wir<br />
beispielsweise vielleicht nicht, weil es so heiß<br />
wird, sondern wegen großer Überschwemmungen.<br />
Ich kann diesen Leuten nur empfehlen,<br />
guckt über den Tellerrand, lest und glaubt nicht<br />
den Unsinn, den irgendwelche Ignoranten<br />
erzählen, die den Klimawandel leugnen.<br />
Und was kann man gegen Menschen wie<br />
US-Präsident Donald Trump machen, die<br />
behaupten, den Klimawandel gäbe es überhaupt<br />
nicht?<br />
Was wir gegen diese Art und Weise von<br />
Problemen machen, ist, sie einfach offen zu<br />
benennen. Wer den Klimawandel leugnet, der<br />
lügt. Und das ist unverantwortlich gegenüber<br />
anderen Menschen. Die wiegen sich so in<br />
einer scheinbaren Sicherheit und können sich<br />
nicht auf die Auswirkungen vorbereiten. Es<br />
hat immer wieder Klimawandel auf diesem<br />
Planeten gegeben, aber über Zehntausende<br />
von Jahren. Jetzt machen wir aber eine Periode,<br />
die sonst zehntausend bis dreißigtausend Jahre<br />
in Anspruch genommen hat, mal eben in knapp<br />
200 Jahren. Und das ist – gelinde formuliert<br />
– ein bisschen anstrengend. Der Klimawandel<br />
ist da, und wir werden große Anstrengungen<br />
unternehmen müssen, um ihn zu reduzieren.<br />
Impressum <strong>mein</strong><strong>HIMBEERgrün</strong><br />
Herausgeber:<br />
Verlag Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG<br />
Breiter Gang 10–16<br />
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Breiter Gang 10<br />
49074 Osnabrück
Seite 16 Ausgabe 2|17<br />
Wetterbeobachter werden<br />
So einfach deutet Ihr den Himmel<br />
von Lea Maaske<br />
Wetter und Klima<br />
Wetter beschreibt einen derzeitigen Zustand<br />
an einem bestimmten Ort. Klima hingegen<br />
bedeutet: der Durchschnitt dieses Wetters<br />
innerhalb der vergangenen 30 Jahre. Um<br />
zum Beispiel Rückschlüsse auf das Klima und<br />
einen Klimawandel ziehen zu können, müssen<br />
mehrere dieser Klimaintervalle miteinander<br />
verglichen werden.<br />
Wieso wird das Wetter<br />
oft falsch vorhergesagt?<br />
Wetterfronten lassen sich schwer voneinander<br />
abgrenzen. Da die Luftmassen keine festen<br />
Grenzen haben, lässt sich die letztendliche<br />
Position des Wettergebiets und besonders<br />
des Gewitters, auch einen Tag zuvor, schwer<br />
festmachen. Und während es meteorologisch<br />
schon gut ist, mit einer Abweichung von 50 bis<br />
100 Kilometern die Position vorherzusagen,<br />
kann das für einen einzelnen Ort wieder anderes<br />
Wetter bedeuten. Jedes Land und sogar<br />
jeder Meteorologe hat seine eigenen Wettermodelle,<br />
Vergleiche und Interpretationen. Vergleicht<br />
man verschiedene Vorhersagemodelle<br />
für Osnabrück, fällt schnell auf, dass sie an den<br />
ersten Tagen meist noch sehr nahe beieinanderliegen,<br />
dann aber oft stark voneinander<br />
abweichen. Einen Eindruck kann man<br />
sich unter kachelmannwetter.com/de/<br />
vorhersage/xl machen.<br />
Bauernregeln und<br />
Naturphänomene<br />
Lange vor der Wetter-App<br />
haben die Menschen<br />
anhand von Weisheiten,<br />
den sogenannten<br />
Bauernregeln, das Wetter<br />
vorhergesagt. rot, Gutwetterbot‘<br />
– Morgenrot mit Regen<br />
droht“ ist ein Beispiel.<br />
Sie treffen zwar nicht<br />
immer zu, sind aber „Abendein<br />
Anhaltspunkt. Auch andere Naturphänomene<br />
helfen bei der Vorhersage: Wenn Mauersegler<br />
in größeren Gruppen umherziehen, deutet dies<br />
auf Wetterfl ucht hin. Sie ziehen, um weiterhin<br />
Nahrung zu bekommen, vor der Kaltfront<br />
vorher und kommen erst wieder, wenn diese<br />
vorüber ist. Ein weiteres Indiz für schlechtes<br />
Wetter sind Gullys. Sinkt der Luftdruck in der<br />
Umgebung schnell, entsteht in der Kanalisation<br />
Überdruck. Um diesen auszugleichen,<br />
strömt die Luft aus der Kanalisation und nimmt<br />
den Gestank mit nach oben. Regen ist dann<br />
wahrscheinlich, erläutert Meteorologe Andreas<br />
Neuen, Meteorologe bei kachelmannwetter.<br />
com, dort in einem Video.<br />
www.fotolia.com<br />
Das Wetter verfolgen<br />
Früher hat man in vielen Gärten von Hobbymeteorologen<br />
Regenmesser gesehen. Täglich<br />
kontrollierten sie im Messbecher, wie viel Niederschlag<br />
es gegeben hatte, und notierten das<br />
ebenso wie die Temperatur. Besonders fl eißige<br />
Beobachter dokumentierten auch Luftfeuchtigkeit,<br />
Luftdruck und Sonnenscheindauer. So<br />
konnten sie über einen längeren Zeitraum das<br />
Wetter an ihrem Standpunkt verfolgen. Heute<br />
fi ndet man die Werte im Internet und kann so<br />
Aussagen über das Wetter treffen. Dennoch<br />
macht es dem ein oder anderen vielleicht Spaß,<br />
es einmal selbst auszuprobieren.<br />
Tipps und Tricks<br />
für Wetterbeobachter<br />
In vielen Wetter-Apps<br />
kann man sich schnell<br />
über das Wetter<br />
der nächsten<br />
Tage informieren.<br />
Allerdings<br />
kann es zu<br />
Ungenauigkeiten<br />
kommen.<br />
Wer nachverfolgen<br />
will, wie lange<br />
die Sonne<br />
geschienen hat<br />
oder wie viel es<br />
geregnet hat, wird<br />
bei Kachelmannwetter<br />
fündig. Dort gibt es auch<br />
ein ausführliches Wetterlexikon,<br />
das viele Begriffe und Phänomene<br />
erklärt. Außerdem können Wetterbeobachter<br />
auch Stickstoffdioxidwerte auf der Internetseite<br />
Umwelt.niedersachsen nachvollziehen.<br />
Hier ein paar interessante Links:<br />
http://www.wetter.com<br />
https://kachelmannwetter.com<br />
http://www.umwelt.niedersachsen.de