kompakt 1-3_2017 gr
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arbeitswelten<br />
Ing. Walter Hotz<br />
ZA-Vors.<br />
A1 Telekom Austria<br />
„Es ist sehr mühsam –<br />
...aber wir lassen nicht locker!“<br />
Ist eine Umwandlung der Telekom in<br />
GmbHs endgültig vom Tisch?<br />
Nach massiver politischer Unterstützung<br />
konnte dieses Thema „Umwandlung<br />
in GmbHs“ vorerst gestoppt<br />
werden. Aber noch immer ist nicht erkennbar,<br />
ob sich América Móvil von diesem<br />
Gedanken trennt.<br />
Daher ist es für die Zukunft wichtig,<br />
dass wir eine sehr starke Vertretung der<br />
Betriebsräte in der ÖBIB bzw. in der<br />
Bundesregierung haben.<br />
Ist die ÖBIB eine Fehlkonstruktion?<br />
Mit dem Ende der ÖIAG haben wir<br />
Betriebsräte wesentlich an Einfluss verloren.<br />
Früher bestand der Vorstand der<br />
ÖIAG, wo wir Aufsichtsräte waren, aus<br />
den Chefs der jeweiligen Unternehmen.<br />
Jetzt müssen wir uns Verbündete in<br />
der Politik und Wirtschaft suchen, um<br />
etwaige Entwicklungen, die aus Mexiko<br />
kommen und schädlich für das Unternehmen<br />
und die Beschäftigten sind, abzuwehren.<br />
Es ist derzeit sehr, sehr mühsam.<br />
Die ÖBIB sollte evaluiert werden,<br />
weil der Wille der Republik hier nicht<br />
mehr spürbar ist.<br />
Es gibt ja auch Ideen, die Verwaltung<br />
direkt den Ministerien zu unterstellen...<br />
Da es sich in erster Linie um wichtige<br />
Infrastrukturunternehmen handelt,<br />
sollte das Konstrukt natürlich im Infrastrukturministerium<br />
angesiedelt werden.<br />
Was in diesem Zusammenhang<br />
wichtig ist, dass man sich von parteipolitischen<br />
Überlegungen trennt und eine<br />
ÖBIB-neu so gestaltet, dass alle Regierungsverantwortlichen<br />
vertreten sind.<br />
Das Headquarter in der Lassallestraße<br />
soll renoviert werden. Ist auch mit Rationalisierungen<br />
zu rechnen?<br />
Die Entscheidung ist gefallen, die<br />
Lassallestraße wird der neue Hauptstandort<br />
sowohl der Telekom Austria<br />
Group als auch der A1. Es soll ein moderneres,<br />
neues Arbeitsumfeld geben,<br />
das den Arbeitsformen und speziellen<br />
© A1 Telekom Austria<br />
Bedürfnissen der Kolleginnen und Kollegen<br />
gerecht wird. Sowohl 20-Jährige<br />
als auch Beschäftigte, die 30 Jahre im<br />
Unternehmen sind, sollen sich wohlfühlen.<br />
Das wird ein richtiger Kulturwandel.<br />
An einen Wegfall von Arbeitsplätzen,<br />
an Rationalisierung, ist in diesem<br />
Zusam men hang nicht gedacht.<br />
Die Personalvertretung wird sich<br />
nicht dagegen stellen, aber unbe<strong>gr</strong>enzte<br />
desk-sharing-Raten wird es mit uns<br />
nicht geben. Der Wermutstropfen ist,<br />
dass der Umbau während des laufenden<br />
Betriebes stattfindet.<br />
Wie steht es um die Zukunft der altgedienten<br />
Beamtinnen und Beamten?<br />
Nach wie vor sind rund 50 Prozent<br />
der Kolleginnen und Kollegen Beamtinnen<br />
und Beamte. Sehr viele davon werden<br />
in den nächsten fünf bis zehn Jahren<br />
in Pension gehen. Das Unternehmen<br />
muss sich damit anfreunden, in<br />
den nächsten 5 Jahren weiter die Sozialpläne<br />
zu forcieren, damit wir dann nicht<br />
eine überalterte Belegschaft haben, die<br />
in Hundertschaften jedes Jahr in Pension<br />
gehen und wir zu wenig Junge haben.<br />
Wir betrachten die Entwicklung auf<strong>gr</strong>und<br />
der eingestellten Sozialpläne und<br />
Karenzierungsmodelle für Beamte mit<br />
<strong>gr</strong>oßer Sorge, wenn das Unternehmen<br />
hier zum Personalabbau ansetzt.<br />
Sollte es in diese Richtung gehen,<br />
dann werden wir alle gewerkschaftlichen<br />
Maßnahmen er<strong>gr</strong>eifen, um einem<br />
Personalabbau Einhalt zu gebieten.<br />
Digitalisierung ist ein Kernthema. Gibt es<br />
deshalb jetzt eine neue Tochterfirma?<br />
Die „A1 digital“ ist eigentlich keine<br />
Neu<strong>gr</strong>ündung, hier wurde eine bestehende<br />
Firma umgewandelt. Wir haben<br />
nichts dagegen, wenn sich Firmen europaweit<br />
um einen Zukunftsmarkt be -<br />
mühen, solange die Wertschöpfung, die<br />
Umsätze in den jeweiligen Ländern passieren.<br />
Wir werden uns wehren, wenn<br />
gesamte Betriebsteile über diesen Umweg<br />
einfach outgesourct werden und<br />
zum Beispiel dann plötzlich andere<br />
Kollek tiv verträge gelten.<br />
Wie geht es mit dem Breitband-Ausbau<br />
weiter?<br />
Grundsätzlich sollte die Breitbandversorgung<br />
von jenen Firmen vorgenommen<br />
werden, die auch dafür bezahlt<br />
haben. Die Telekom Austria wurde<br />
mit 1 Milliarde zur Kassa gebeten. Jetzt<br />
sind hier Begehrlichkeiten in allen Bundesländern<br />
spürbar. In erster Linie sollen<br />
aber die Telekomunternehmen die<br />
Fördermittel bekommen, weil sie das<br />
Geschäft verstehen.<br />
Der Firma geht es wirtschaftlich sehr gut.<br />
Was haben die Beschäftigten davon?<br />
Der für zwei Jahre abgeschlossene<br />
Kollektivvertrag hat sich aus meiner<br />
Sicht bereits erübrigt. Es wurde ein Korridor<br />
vereinbart mit einer Inflationsrate<br />
von 1,4 Prozent, ab dann soll neu verhandelt<br />
werden.<br />
Da die Inflationsrate weit überschritten<br />
wird, werden wir unsere Forderungen<br />
neu definieren und natürlich<br />
auf<strong>gr</strong>und des sehr guten Geschäfts -<br />
erfolgs der Firma einen entsprechenden<br />
Anteil für die Beschäftigten fordern.<br />
8 gpf <strong>kompakt</strong><br />
Nr. 1–3 / <strong>2017</strong>