yumpu_Kunst_Preis_Katalog_2017
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BOJÉ, BERNDT<br />
Das Ende der Parabel zeigt das Produkt des Beziehungswahns der Mächtigen.<br />
Andererseits aber ist die Paranoia die psychologische Entsprechung einer<br />
undurchschaubaren Welt. Sie entspringt dem Bewusstsein der völligen<br />
Abhängigkeit des einzelnen Menschen von weitläufigen, anonymen Prozessen,<br />
die er weder verstehen noch gar beeinflussen kann, und ist insofern durchaus<br />
realitätsgerecht.<br />
Der Krieg ist indessen nur eine besonders dramatische Äußerung der<br />
Zerstörungskräfte des industriellen Systems. Alltäglich wirken sie sich aus als<br />
fortschreitende Naturzerstörung, wachsender Verbrauch der fossilen Energiereserven<br />
und als eine ständig anschwellende Produktion unauflöslichen<br />
<strong>Kunst</strong>stoffabfalls und radioaktiven Mülls.<br />
Die Kreisläufe der Natur sind zerstört. Die Welt ist ein geschlossenes Ding,<br />
zyklisch, in sich schwingend, ewig wiederkehrend, sie wird ausgeliefert an ein<br />
System, dessen einzige erklärte Absicht darin besteht, diesen Kreislauf zu<br />
sprengen. Es nimmt und gibt nie zurück, es proklamiert ein ständiges<br />
Wachstum von Produktivität und Einkommen mit der Zeit, es entzieht dem<br />
Rest der Welt ungeheuerliche Mengen von Energie, nur um eine winzige, zu<br />
allem entschlossene Fraktion in der Gewinnzone zu halten: und nicht allein<br />
der größte Teil der Menschheit - der größte Teil der Welt, der Tiere, Pflanzen,<br />
Mineralien, wird dabei in Wüstenei verwandelt.<br />
Das System mag begreifen, vielleicht auch nicht, dass es sich nichts kauft als<br />
Zeit. (Frei nach Thomas Pynchon)<br />
Das Ende der Parabel | Öl auf Leinwand | 150 x 110 cm | 2016