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Katholisches Wort in die Zeit 42. Jahr März 2011 - Der Fels

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standen. Da ist es hier und dort unumgänglich,<br />

<strong>die</strong> Aussetzung auf dem<br />

Volksaltar e<strong>in</strong>zurichten, um den optischen<br />

Abstand nicht zu groß werden<br />

zu lassen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Fels</strong>: Welchen persönlichen<br />

Nutzen haben Sie mit Ihrer Arbeit<br />

gewonnen und welchen Nutzen<br />

kann der Leser daraus ziehen?<br />

Christus, Maria, Josef, Franziskus<br />

und Antonius helfen den Armen<br />

Seelen, Pfaffenhofen an der<br />

Ilm, Franziskanerkirche, Hochaltartabernakel,<br />

um 1720<br />

Tabernakelkrönung am Tabernakel<br />

des ehemaligen Pfarraltars<br />

des Augsburger Domes, Augsburg,<br />

St. Peter am Perlach, um<br />

1707<br />

JH: Mir ist unter anderem klar<br />

geworden, dass <strong>die</strong> Eucharistie das<br />

wichtigste Thema im ökumenischen<br />

Dialog ist. Sie ist das Sakrament der<br />

E<strong>in</strong>heit, das mit anderen Sakramenten<br />

wie z.B. mit der Priesterweihe<br />

auf das Engste verknüpft ist. Ohne<br />

E<strong>in</strong>heit <strong>in</strong> der Interpretation der Eucharistie<br />

gibt es auch ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit<br />

der Kirche. Deshalb ist es so wichtig,<br />

dass <strong>die</strong> Gesprächspartner des<br />

Dialogs <strong>die</strong> jeweiligen Vorstellungen<br />

vom Geheimnis der Eucharistie nicht<br />

e<strong>in</strong>fach ignorieren. Man muss verstehen,<br />

was <strong>die</strong> katholische Kirche unter<br />

Eucharistie versteht, nämlich <strong>die</strong> Vergegenwärtigung<br />

des Kreuzesopfers<br />

Christi auf Golgatha, <strong>die</strong> selbstlose<br />

stellvertretende H<strong>in</strong>gabe des göttlichen<br />

Erlösers für uns verlorene und<br />

sündige Geschöpfe, das Geschenk<br />

e<strong>in</strong>es neuen, ewigen Lebens <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft<br />

mit Christus. Das Konzil<br />

von Trient, das für das Aufkommen<br />

der barocken Altartabernakel richtungsweisend<br />

war, hat <strong>die</strong> Formulierung<br />

geprägt, <strong>in</strong> der Eucharistie seien<br />

Leib und Blut, Seele und Gottheit<br />

Jesu Christi anwesend, e<strong>in</strong>e Formulierung,<br />

<strong>die</strong> Christus zu Beg<strong>in</strong>n des<br />

20. <strong>Jahr</strong>hunderts gegenüber der Hl.<br />

Faust<strong>in</strong>a Kowalska im Kontext se<strong>in</strong>er<br />

Lehren über <strong>die</strong> göttliche Barmherzigkeit<br />

ausdrücklich bestätigt hat.<br />

Für me<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Leben konnte ich<br />

von der Arbeit über e<strong>in</strong> eucharistisches<br />

Thema erst nach e<strong>in</strong>er persönlichen<br />

Bekehrung und e<strong>in</strong>er Neuausrichtung<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Lebens nach<br />

den Geboten der Kirche richtig profitieren.<br />

Ich habe dann auch <strong>in</strong> der Anbetung<br />

vor dem Allerheiligsten den<br />

Ruf Gottes zu e<strong>in</strong>er exklusiven Lebensgeme<strong>in</strong>schaft<br />

mit ihm, d.h. zum<br />

gottgeweihten Leben, gespürt. Seither<br />

habe ich andere Menschen kennengelernt,<br />

<strong>die</strong> aufgrund übernatürlicher<br />

Erfahrungen <strong>in</strong> der Begegnung<br />

mit dem Allerheiligsten e<strong>in</strong>e Bekehrung<br />

oder e<strong>in</strong>e Berufung empfangen<br />

haben.<br />

Uns fehlt heute vielfach nicht nur<br />

e<strong>in</strong>e passable Kenntnis des Katechismus,<br />

sondern auch <strong>die</strong> schlichte<br />

Gläubigkeit unserer Vorfahren.<br />

An dem barocken Altartabernakel<br />

f<strong>in</strong>de ich <strong>die</strong> k<strong>in</strong>dliche Gläubigkeit<br />

<strong>in</strong> den Darstellungen der ihn umgebenden<br />

Engel und Putten anrührend.<br />

Ich denke, auch dem Leser des Buches<br />

und Betrachter der dar<strong>in</strong> enthaltenen<br />

Abbildungen wird es ähnlich<br />

ergehen.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Fels</strong>: Welchen künstlerischen<br />

Wert haben <strong>die</strong> barocken Altartabernakel?<br />

Kann man sagen, dass<br />

<strong>in</strong> der Gestaltung der Tabernakel<br />

auch <strong>die</strong> Schönheit des katholischen<br />

Glaubens und <strong>die</strong> Schönheit<br />

der Kirche zum Ausdruck<br />

kommt?<br />

JH: Die Schönheit des katholischen<br />

Glaubens kommt, wie ich me<strong>in</strong>e, am<br />

klarsten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em heiligmäßigen Lebenswandel<br />

zum Ausdruck. Aber auf<br />

dem Weg dah<strong>in</strong> kann <strong>die</strong> Schönheit irdischer<br />

D<strong>in</strong>ge bei rechtem Gebrauch<br />

natürlich helfen: „Gratia supponit<br />

naturam“ – „<strong>die</strong> Gnade baut auf der<br />

Natur auf“, wie der hl. Bonaventura<br />

sagt. Schön und anregend s<strong>in</strong>d etwa<br />

<strong>die</strong> Ornamente und <strong>die</strong> Gebärden der<br />

H<strong>in</strong>gabe, der Gottesfurcht, des Jubels<br />

und Lobpreises der dargestellten<br />

Engel und Heiligen. Die Ästhetik der<br />

Kunst kann wie beispielsweise auch<br />

<strong>die</strong> Musik e<strong>in</strong>e heilende, wohltuende<br />

und zur ausgeglichenen Fröhlichkeit<br />

förderliche Wirkung entfalten.<br />

Die Schönheit des Glaubens<br />

kommt an barocken Tabernakeln und<br />

Altären speziell dar<strong>in</strong> zum Ausdruck,<br />

dass man Kosten und Mühen zur Ehre<br />

des Leibes Christi nicht gescheut hat.<br />

Die katholische barocke Gesellschaft<br />

ahmte <strong>die</strong>sbezüglich <strong>die</strong> Haltung der<br />

Maria Magdalena nach, <strong>die</strong> den Leib<br />

des Herrn mit kostspieligem Salböl<br />

erfreute, auch gegen den Widerstand<br />

des Judas, der me<strong>in</strong>te, das Geld<br />

hätte man besser für soziale Zwecke<br />

ausgeben sollen. Diese Haltung der<br />

Freigebigkeit, ja sogar „Verschwendung“<br />

zur Ehre Gottes ist etwas sehr<br />

Schönes, <strong>die</strong> heute stets <strong>in</strong> Gefahr<br />

schwebt, durch e<strong>in</strong>en „Sparvogel“<br />

ausgebremst zu werden. <strong>Der</strong> gläubige<br />

Christ, der se<strong>in</strong> Leben sozusagen<br />

zur Ehre Gottes <strong>in</strong> Gebet und H<strong>in</strong>gabe<br />

an den Nächsten „verschwendet“,<br />

darf auf e<strong>in</strong> tiefes Erfülltse<strong>in</strong> schon<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong>sem irdischen Dase<strong>in</strong> hoffen.<br />

Ich selbst b<strong>in</strong> trotz mancher Mühsal<br />

und auch vorübergehender Phasen<br />

der Niedergeschlagenheit heute froh<br />

und dankbar, dass ich das Wagnis<br />

<strong>die</strong>ser umfangreichen Arbeit über <strong>die</strong><br />

Barocktabernakel e<strong>in</strong>gehen konnte<br />

und durfte.<br />

Das Interview mit dem Verfasser<br />

des Buches „Barocke Altartabernakel“,<br />

Johannes Hamm, führte Gerhard<br />

Stumpf. Wir danken für das<br />

Gespräch.<br />

80 DER FELS 3/<strong>2011</strong>

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