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Katholisches Wort in die Zeit 42. Jahr März 2011 - Der Fels

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te handeln müsste, kann neben dem<br />

E<strong>in</strong>druck der Ignoranz sogar der Verdacht<br />

der Manipulation aufkommen:<br />

Man konstruiert <strong>die</strong> Wirklichkeit so,<br />

wie sie am besten <strong>in</strong>s eigene Konzept<br />

passt und vere<strong>in</strong>nahmt <strong>die</strong> Ausgetretenen<br />

pauschal.<br />

3.<br />

Im dritten Absatz äußern <strong>die</strong><br />

Theologen <strong>die</strong> bemerkenswerte<br />

Auffassung: „Nur wenn Selbstund<br />

Fremdbild der Kirche nicht ause<strong>in</strong>ander<br />

klaffen, wird sie glaubwürdig<br />

se<strong>in</strong>“. Haben sie <strong>die</strong> Bibel nicht gelesen?<br />

Normalfall e<strong>in</strong>er ihrem Herrn<br />

Jesus Christus treuen Kirche ist es da<br />

geradezu, dass sie im „Fremdbild“ auf<br />

Unverständnis, Spott und Aggression<br />

stößt und wesentliche ihrer Lehren als<br />

„Torheit“ und „Ärgernis“ ersche<strong>in</strong>en.<br />

Übrigens unterscheiden sich demoskopisches<br />

„Nahbild“ und „Fernbild“<br />

von Kirche erheblich: Je mehr eigene,<br />

persönliche Erfahrungen <strong>die</strong> Befragten<br />

mit der Kirche haben (Nahbild), desto<br />

positiver ist ihre Sicht der Kirche;<br />

je mehr ihre E<strong>in</strong>drücke medial fremdvermittelt<br />

s<strong>in</strong>d (Fernbild), desto negativer<br />

fallen sie aus. Hier wird deutlich,<br />

dass <strong>die</strong> Autoren der Erklärung neben<br />

biblischen Prophezeiungen auch sozialpsychologische<br />

Effekte <strong>in</strong> der säku­<br />

larisierten Me<strong>die</strong>ngesellschaft nicht<br />

reflektiert haben.<br />

Nur so können sie dann zu ihrer<br />

anbiedernden Würdigung des öffentlichen<br />

Umgangs mit der katholischen<br />

Kirche 2010 als e<strong>in</strong>er „kritischen<br />

Begleitung“ kommen. Dass hierbei<br />

– etwa aus Sicht des Me<strong>die</strong>nwissenschaftlers<br />

Hans Mathias Keppl<strong>in</strong>ger<br />

– wesentliche Elemente e<strong>in</strong>er Kampagne<br />

erkennbar waren, durch welche<br />

<strong>die</strong> katholische Kirche contrafaktisch<br />

zur gefährlichsten Risikozone<br />

für Missbrauch stilisiert wurde – weshalb<br />

<strong>die</strong> Justizm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> sie dann e<strong>in</strong>er<br />

Aufarbeitungs­Sonderbehandlung<br />

zuführen wollte –, blenden <strong>die</strong> Autoren<br />

mit ihrem naiven Lob für <strong>die</strong> ver<strong>die</strong>nstvolle<br />

„Begleitung“ völlig aus.<br />

Keppl<strong>in</strong>ger weist darauf h<strong>in</strong>, dass es<br />

sich beim Kirchenaustritt von Journalisten<br />

– <strong>die</strong> bereits vor zwanzig <strong>Jahr</strong>en<br />

zu e<strong>in</strong>em Drittel ausgetreten waren<br />

und 2005 nur zu 8,7 (!) Prozent e<strong>in</strong>e<br />

Neigung zu „C“­Parteien bekundeten<br />

– „um publizistisch relevante Lebensentscheidungen<br />

handelt. Sie wurzeln<br />

nicht nur <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dividuellen Biografie<br />

der Ausgetretenen, sondern bee<strong>in</strong>flussen<br />

aller Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nach<br />

auch ihr berufliches Handeln und da­<br />

mit <strong>die</strong> öffentliche Kommunikation“.<br />

Dass dabei schwerlich e<strong>in</strong> mit dem<br />

„Selbstbild“ der Kirche übere<strong>in</strong>stimmendes<br />

„Fremdbild“ herauskommen<br />

kann, sollte man Wissenschaftlern eigentlich<br />

nicht erklären müssen.<br />

70 DER FELS 3/<strong>2011</strong><br />

4.<br />

Im Folgenden verwundert,<br />

wie e<strong>in</strong>seitig <strong>die</strong> Autoren <strong>die</strong><br />

Bibel auf e<strong>in</strong>e „Freiheitsbotschaft“ reduzieren<br />

und kirchliches Handeln darauf,<br />

„<strong>die</strong> Freiheit des Menschen als<br />

Geschöpfe Gottes anzuerkennen und<br />

zu fördern“. <strong>Der</strong> Sündenfall kommt<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong>sem idyllischen Denken offenbar<br />

gar nicht mehr vor – ebenso wenig<br />

wie im e<strong>in</strong>seitigen Bild des „befreienden<br />

und liebenden Gottes Jesu<br />

Christi“ noch der Gott der Zehn Gebote,<br />

der eifersüchtige Gott oder der<br />

Richter <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung tritt. <strong>Der</strong> kuschelige<br />

Westentaschengott solcher<br />

Theologen entspricht ihrem Bild des<br />

Menschen, der offenbar ke<strong>in</strong> Halt gebendes<br />

moralisches Korsett, ke<strong>in</strong>e<br />

Zügel mehr braucht, um se<strong>in</strong>e negativen,<br />

zerstörerischen Affekte, egoistischen<br />

Interessen und se<strong>in</strong>e Neigung<br />

zur Selbstrechtfertigung im Zaum zu<br />

halten. E<strong>in</strong> so e<strong>in</strong>seitig optimistisches<br />

Menschenbild kann man wohl nur<br />

haben, wenn man se<strong>in</strong> Leben rechts­

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