Hohe Unfallzahlen müssen nicht sein! - Unfallkasse Hessen
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inform 3/2006 Prävention<br />
20<br />
Informationsveranstaltung für Betriebsleiter kommunaler Abfallentsorgungsunternehmen<br />
Arbeits- und Gesundheitsschutz bei der Abfallsammlung<br />
Am 21. Juni 2006 informierte die <strong>Unfallkasse</strong> <strong>Hessen</strong> die Leiterinnen und Leiter der kommunalen Abfallsammelbetriebe<br />
über aktuelle Entwicklungen im Arbeits- und Gesundheitsschutz. Die Informationsveranstaltung<br />
stieß auf reges Interesse. Mehr als 20 Führungskräfte nutzten die Gelegenheit, sich über Probleme, die sich<br />
aus rechtlichen Anforderungen ergeben, zu informieren und tauschten sich über Lösungsmöglichkeiten aus.<br />
Viel Lärm beim Abfall –<br />
frei nach Shakespeare<br />
Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag<br />
beim Thema „Lärm“, da eine neue EG-<br />
Lärm-Richtlinie in Kraft getreten ist (siehe<br />
inform 1/2006 und 2/2006). Diese Richtlinie<br />
ist zwar von der Bundesregierung<br />
noch <strong>nicht</strong> in nationales Recht umgesetzt<br />
worden, gilt jedoch für alle Betriebe des<br />
öffentlichen Dienstes bereits jetzt. Folglich<br />
sind die Verantwortlichen der kommunalen<br />
Entsorgungsunternehmen in der<br />
Pflicht, durch eine Gefährdungsbeurteilung<br />
zu überprüfen, ob ihre Betriebe der<br />
neuen Richtlinie entsprechen.<br />
In diesem Zusammenhang berichtete<br />
Thomas Rhiel, Aufsichtsperson der UKH,<br />
über Lärmmessungen an Abfallsammelfahrzeugen,<br />
die in Zusammenarbeit mit<br />
den jeweiligen sicherheitstechnischen<br />
Diensten in mehreren kommunalen Entsorgungsbetrieben<br />
durchgeführt worden<br />
waren. Die Messergebnisse ergaben den<br />
Handlungsbedarf, die Abfalllader, die<br />
direkt an der Schüttung des Fahrzeuges<br />
stehen, vor den Gefährdungen durch Lärm<br />
zu schützen (siehe inform 1/2006). Neben<br />
den Verbesserungsmöglichkeiten der<br />
Fahrzeugtechnik lässt sich die Lärmbelastung<br />
auch durch organisatorische Maßnahmen,<br />
wie Jobrotation, verringern.<br />
Nicht immer führen jedoch technische<br />
und organisatorische Maßnahmen zum<br />
gewünschten Erfolg, so dass zu guter Letzt<br />
Gehörschutz als persönliche Schutzausrüstung<br />
getragen werden muss. Über den<br />
Einsatz von Otoplastiken als Gehörschutz<br />
in der betrieblichen Praxis informierte<br />
daher der Leitende Sicherheitsingenieur<br />
der Stadt Kassel, Ralf Zabel. Die Stadtreiniger<br />
Kassel haben in Feldversuchen gute<br />
Erfahrungen mit dieser Art von Gehörschutz<br />
gemacht und werden künftig alle<br />
Abfalllader damit ausrüsten.<br />
Projekte<br />
Die Betriebsleiter der Entsorgungsbetriebe<br />
sind sich der Verantwortung bewusst, die<br />
sie für den Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
ihrer Beschäftigten tragen. In erster Linie<br />
besteht die Unternehmerverantwortung<br />
darin, eine Arbeitsschutzorganisation aufzubauen.<br />
Organisationsberatung in<br />
Neu-Isenburg<br />
Über Erfahrungen, die im Rahmen eines<br />
Pilotprojektes zur Verbesserung der<br />
Arbeitsschutzorganisation beim Dienstleistungsbetrieb<br />
der Stadt Neu-Isenburg<br />
(DLB) gemacht wurden, referierte Hans<br />
Günter Abt, Organisationsberatung der<br />
UKH. Nach einer intensiven Analyse der<br />
Aufbau- und Ablauforganisation wurden<br />
dort auf mehreren Ebenen entsprechende<br />
Maßnahmen zur besseren Organisation<br />
und Umsetzung ergriffen. Mit Qualifizierungsmaßnahmen<br />
wurde allen Führungskräften<br />
ihre Verantwortung für Sicherheit<br />
und Gesundheit deutlich gemacht.<br />
Die sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische<br />
Betreuung konnte intensiviert<br />
und zum Teil neu geordnet werden.<br />
Gefährdungsbeurteilungen werden nun<br />
nach einer neuen Konzeption durchgeführt.<br />
Der Umgang mit Gefahrstoffen wurde<br />
ebenfalls neu geregelt. Lücken bei Betriebsanweisungen<br />
und Unterweisungen<br />
sind nun geschlossen. Ein Hautschutzplan<br />
und zusätzliche Schutzimpfungen<br />
sorgen für einen besseren Gesundheitsschutz<br />
der Mitarbeiter.<br />
VerEna in Kassel<br />
Der Personalleiter der Stadtreiniger<br />
Kassel, Volker Gundlach, berichtete über<br />
das Projekt VerEna – Verhütung arbeitsbedingter<br />
Gesundheitsgefahren in der<br />
Entsorgungswirtschaft. In diesem bundesweiten<br />
Projekt wurden die Unfall- und<br />
Gesundheitsgefahren in Entsorgungsunternehmen<br />
analysiert und daraus Maßnahmen<br />
für die Praxis abgeleitet (siehe<br />
inform 3/2004). Bei den Stadtreinigern<br />
Kassel waren dies insbesondere Aktionen<br />
der betrieblichen Gesundheitsförderung.<br />
Die Mitarbeiter waren hierbei über Gesundheitszirkel<br />
beteiligt und erreichten<br />
beispielsweise ein fettärmeres und somit<br />
gesünderes Kantinenessen. Aus dem<br />
Projekt VerEna resultiert ein ausführlicher<br />
Präventionsleitfaden mit Handlungsempfehlungen<br />
sowie ein – knapp gefasster<br />
– Bericht mit Analysen, Erfahrungen<br />
und Ergebnissen. Interessierte Betriebe<br />
können beide Publikationen über das<br />
Regionalbüro Nordhessen der UKH beziehen.<br />
Praktische Hilfestellungen<br />
Oliver Heise, Aufsichtsperson der UKH,<br />
informierte über das Medienprojekt des<br />
Verbandes der kommunalen Städtereiniger<br />
(VKS), in dem praktische Hilfestellungen<br />
in Form von Broschüren, Unterweisungshilfen,<br />
Trainerleitfäden, Videofilmen und<br />
Plakaten erarbeitet werden. Die Materialien<br />
werden Ende dieses Jahres zur Verfügung<br />
stehen. Wir werden Sie rechtzeitig<br />
informieren.<br />
Alle Vorträge wurden von lebendigen<br />
Diskussionen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
begleitet, so dass die Anwesenden<br />
wichtige Anregungen zur Verbesserungen<br />
des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />
für ihre Betriebe mitnehmen<br />
konnten.<br />
Dr. Gerlinde Brunke 0561 72947-21<br />
(g.brunke@ukh.de)