Hohe Unfallzahlen müssen nicht sein! - Unfallkasse Hessen

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Prävention 8 inform 3/2006 Unfallbelastung in den Schulen weist starke Unterschiede auf Hessens sicherste Schulen Die Schulen, ihre Sachkostenträger und die staatlichen Schulämter müssen die ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler vor Unfällen und Gesundheitsgefahren schützen. Nicht alle sind hierbei erfolgreich: Es gibt sehr große Unterschiede zwischen den Regionen und noch größere zwischen den einzelnen Schulen. Unsere Informationen sollen Schulen und Landkreisen, die vergleichsweise schlecht abschneiden, einen Anreiz geben, ihre Sicherheitslage nachhaltig zu verbessern. Die Fachleute der Unfallkasse Hessen stehen ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite. Unfallbelastung Zunächst die gute Nachricht: Hessen gehört – gemeinsam mit Bayern und Baden-Württemberg – zu den Bundesländern mit der niedrigsten Unfallbelastung in den Schulen. Innerhalb Hessens gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Landkreisen: Die 1.000-Mann- Quote (TMQ; Anzahl der Unfälle je 1.000 Schüler) des Landkreises mit der höchs- ten Unfallbelastung liegt um mehr als 40 % über der des Landkreises mit der geringsten Unfallbelastung (s. Diagramm 1)! Deutlich zu sehen ist, dass insbesondere in den nordhessischen Kreisen und Städten die Unfallbelastung hoch ist – niedrige Belastungen weisen hingegen die süd- und osthessischen Kreise und Städte auf. Dieses Nord-Süd-Gefälle ist relativ stabil: Schon bei der letzten Berechnung im Jahr 1998 lagen die Schulen mit einer eher hohen Unfallbelastung primär im Norden Hessens, während zum Beispiel der Landkreis Fulda oder der Main-Kinzig-Kreis schon damals zu den Kreisen mit den niedrigsten Unfallzahlen gehörte. Bemerkenswert ist die Entwicklung des Hochtaunuskreises, der 1998 noch die vierthöchste 1.000- Mann-Quote aufwies und nun zu den Kreisen mit der geringsten Unfallbelastung gehört. Diagramm 1: Regionale Verteilung der Unfälle an allgemein bildenden Schulen im Schuljahr 2004/2005 Kosten pro Schüler in Euro Unfälle pro tausend Schüler Fulda Stadt LK Main-Kinzig Darmstadt Stadt LK Fulda Giessen Stadt LK Hochtaunus LK Wetterau Frankfurt Stadt LK Vogelsberg LK Darmstadt-Dieburg LK Limburg-Weilburg LK Giessen Diagramm 2: Regionale Verteilung der Unfallkosten pro Schüler/in im Schuljahr 2004/2005 (Unfallbehandlungskosten dividiert durch die Anzahl der Schüler) LK Fulda Fulda Stadt LK Hochtaunus LK Main-Kinzig LK Bergstraße LK = Landkreis, Regionen = Sachkostenträger LK Vogelsberg LK Main-Taunus Giessen Stadt Frankfurt Stadt LK Groß-Gerau LK Schwalm-Eder Hanau Stadt Privatschulen Darmstadt Stadt LK Groß-Gerau LK Kassel Marburg Stadt LK Rheingau Wiesbaden Stadt Offenbach Stadt Offenbach Stadt LK Giessen LK Limburg-Weilburg LK Bergstraße LK Odenwald LK Main-Taunus LK Werra-Meißner LK Rheingau Kelsterbach u. Rüsselsheim LK Lahn-Dill LK Offenbach LK Odenwald LK Lahn-Dill Kelsterbach u. Rüsselsheim LK Wetterau Hanau Stadt LK Darmstadt-Dieburg LK Hersfeld-Rothenburg Wiesbaden Stadt LK Offenbach LK Hersfeld-Rothenburg LK Schwalm-Eder LK Marburg-Biedenkopf LK Marburg-Biedenkopf LK Waldeck-Frankenberg Kassel Stadt Marburg Stadt LK Waldeck-Frankenberg Kassel Stadt LK Kassel Privatschulen LK Werra-Meißner
Unfallkosten Unserer Berechnung liegen alle Unfälle allgemein bildender Schulen des Schuljahrs 2004/2005 zu Grunde, die uns die Schule oder der behandelnde Arzt meldeten. Sie umfasst auch die Unfälle auf den Wegen zur Schule und zurück nach Hause. Deren Anteil beträgt rund zehn Prozent des gesamten Unfallgeschehens. Auch die durchschnittlichen Unfallkosten pro Schüler verteilen sich ungleich über die Landkreise: Die Kosten der am stärksten belasteten Landkreise liegen rund 50 % über denen der am geringsten belasteten. Die Durchschnittskosten geben einen Hinweis auf die durchschnittliche Schwere der Unfälle. Auch hier sind die Zahlen gegenüber der letzten Erhebung relativ konstant. Bemerkenswert ist im Bereich der Unfallkosten die Entwicklung im Schwalm-Eder-Kreis. Lagen die durchschnittlichen Kosten pro Schüler im Jahr 1998 noch deutlich über denen der übrigen Landkreise, so gehört er inzwischen zu den Kreisen mit unterdurchschnittlichen Unfallkosten (s. Diagramm 2). Noch deutlicher sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen. Hier reicht die Spanne der 1.000-Mann-Quoten von drei bis zu fast 400 Unfällen pro Jahr! Diese Unfälle sind zum Teil durch die Schulform erklärbar: Im Durchschnitt haben Grundschulen eine niedrigere Unfallbelastung als zum Beispiel Hauptund Sonderschulen. Doch auch die Unterschiede zwischen Schulen einer Schulart sind enorm: So weisen „sichere“ Schulen oft nur ein Viertel der Unfallbelastung von stark belasteten Schulen auf. Um die Unterschiede zwischen den Regionen und Schulen im Detail zu erklären („Warum ist Schule A sicherer als Schule B“), werden Informationen über das Umfeld der einzelnen Schulen und über interne schulische Vorgänge benötigt. Die Unfallmeldungen enthalten diese Daten nicht, so dass wir nicht auf Details zurückgreifen können. Grundsätzlich lassen sich Unterschiede in der Unfallbelastung aber durch eine unterschiedliche Ausprägung folgender Faktoren erklären: Hessen mit seinen Landkreisen � Exposition (längere Schuldauer durch hohen Anteil an Nachmittagsbetreuung) � soziales Umfeld der Schulen � Schulklima LK Lahn- Dill LK Limburg- Weilburg LK Rheingau- Taunus � baulicher Zustand LK Hochtaunus LK Groß- Gerau LK Bergstraße � Ausbildungsstand der Sportlehrer � Organisation des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in der Schule � Praxis der Unfallmeldung � Praxis der Pausenaufsicht LK Waldeck- Frankenberg LK Marburg- Biedenkopf LK Gießen LK Wetterau Frankfurt LK Main- Wiesbaden Taunus Offenbach LK Offenbach LK Darmstadt- Dieburg Insbesondere Schulen mit hohen Unfallzahlen sowie Schulämter, die stark unfallbelastete Landkreise betreuen, sind gut beraten, sich mit dem Thema ausführlich zu beschäftigen und intern Wege zur Senkung der Unfallbelastung zu suchen. Die Unfallkasse Hessen unterstützt sie dabei mit Beratungen, Fortbildungsveran- LK Odenwald LK Kassel Kassel LK Schwalm- Eder LK Vogelsberg LK Main-Kinzig LK Werra- Meißner LK Hersfeld- Rotenburg LK Fulda TMQ = Anzahl der Unfälle je 1.000 Schüler � unter 110 � 110-119 � 120-129 � über 130 staltungen und speziellen Informationen. So sollen insbesondere die Verantwortlichen in die Lage versetzt werden, Lösungen zu finden, die der Situation der Schule individuell gerecht werden. Die UKH wird zur Unterstützung der Schulen in den nächsten Jahren ein Reportingsystem aufbauen, mit dem die Schulen einmal im Jahr über „ihre“ Unfallbelastung informiert werden. Schulen, Schulämtern und Sachkostenträgern empfehlen wir die Lektüre unseres Beitrags „Hohe Unfallzahlen müssen nicht sein“ ab Seite 4 in diesem Heft. Dr. Torsten Kunz 069 29972-233 (t.kunz@ukh.de) Prävention 9 inform 3/2006
Seite 1 und 2: D43991 · ISSN 1437-594X Heft 3 ·
Seite 3 und 4: Weitere Informationen finden Sie im
Seite 5 und 6: Das Risiko, einen Unfall zu erleide
Seite 7: Zu ähnlichen Ergebnissen kommt ein
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