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2005 Kommission Kunst Dossenheim 3. Juni 2005 ab 18 Uhr

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20 Jahre 1985 – <strong>2005</strong><br />

<strong>Kommission</strong> <strong>Kunst</strong> <strong>Dossenheim</strong><br />

<strong>3.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> <strong>ab</strong> <strong>18</strong> <strong>Uhr</strong><br />

• Ausstellungseröffnung im Rathaus<br />

• <strong>Kunst</strong>meile: 7 Stationen in <strong>Dossenheim</strong><br />

• Abschlussfest vor der Schauenburghalle<br />

1


Eine <strong>Kunst</strong>meile im öffentlichen Leben<br />

lädt zum Schauen ein!<br />

Rundgang mit der KOMMISSION KUNST am <strong>3.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> – gehen Sie mit!<br />

Station Nr. 1: Rathausplatz<br />

<strong>Kunst</strong>maler und Grafiker Robert Heckl<br />

Symbol einer langen Tradition: die Steinbrecher-Skulptur<br />

1925 wurde Robert Heckl im bayerischen Neuburg an der Donau geboren, <strong>ab</strong> 1963 lebte er mit seiner<br />

Familie in <strong>Dossenheim</strong>. Maßgeblich wirkte er mit an der Gestaltung und Illustration der beiden vom<br />

Heimatverein <strong>Dossenheim</strong> herausgegebenen Bücher „Dossemer Allerlei“ (1981) und „<strong>Dossenheim</strong> –<br />

Eine traditionsreiche Bergstraßengemeinde im Wandel ihrer Geschichte“ (1984).<br />

Den Bürgern <strong>Dossenheim</strong>s ist er vor allem dadurch bekannt, daß er die Entwürfe für die überlebensgroße<br />

Bronzestatue des „<strong>Dossenheim</strong>er Steinbrechers“ fertigte, die seit April 1988 die Grünanlage des<br />

Rathausplatzes ziert. Initiator war damals der (im Oktober 2003 verstorbene) Altgemeinderat Willi<br />

Wölfing. Die notwendigen Finanzmittel wurden durch eine von der Bevölkerung getragene<br />

Spendenaktion aufgebracht. Der damalige Bürgermeister Denger hatte die Schirmherrschaft für die<br />

Spendenaktion übernommen. Die Skulptur erinnert an die traditionsreiche Geschichte <strong>Dossenheim</strong>s als<br />

einer Steinbruchgemeinde an der Bergstraße.<br />

Auch die Entwürfe des „Schriesheimer Winzers“, vor dem Sitz der dortigen Stadtverwaltung, stammen<br />

aus der Zeichenfeder dieses talentierten Künstlers.<br />

Im Januar 1997 ist der in <strong>Dossenheim</strong> beliebte und anerkannte Künstler verstorben. Eine seiner letzten<br />

der Öffentlichkeit noch vorgestellten Entwürfe war das neue Museum-Emblem, das <strong>ab</strong> 1997 für diese<br />

kommunale Institution steht. Es handelt sich d<strong>ab</strong>ei um den über der Turmspitze des Alten Rathauses<br />

im Wind sich drehenden Trompetenengel.<br />

Heckls Zeichnungen sind nicht nur vielfältig, sondern auch international: ob Italien, Griechenland,<br />

Ägypten, Jamaica, Kanada – er fand überall seine Motive. In seinen Aquarellen und Filzstiftzeichnungen<br />

entdeckt man <strong>ab</strong>er auch immer wieder die Verbundenheit zu <strong>Dossenheim</strong>: Bauern bei der<br />

Weinlese und Gassen des alten Ortsteils sind häufige Motive. Seine Arbeiten umfassen „die gesamte<br />

Palette künstlerischer Themen: Landschaften, Portraits, Stilleben, Aktzeichnungen, Skizzen – <strong>ab</strong>er<br />

auch die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten der Foto-Grafik und des Siebdrucks sind es, die den<br />

Künstler immer wieder zum Experimentieren reizen“ (Willi Wölfing über Robert Heckl).<br />

Quellen: Heimatverein <strong>Dossenheim</strong> (Hrsg.), Heft Ausg<strong>ab</strong>e Januar 1988 und Heft 16 (1996/1997); RNZ;<br />

Buch: Robert Heckl – Malerei und Grafik, 1983, Vorwort Willi Wölfing; Robert Heckl: Reiseskizzen, o.J.<br />

2


Station Nr. 2: Museumsscheuer des Heimatvereins, Rathausstraße 47<br />

Cornelia Dodt, Jugendkunstschule<br />

„...eine raumfüllende Arbeit“<br />

Cornelia Dodt ist eine sehr umtriebige und gewissenhafte Frau. Als eine Art weiblicher „Hans Dampf in<br />

allen Gassen“ steckt sie ihre Energie in sehr vielseitige Projekte, von denen die Jugendkunstschule<br />

wahrscheinlich die bekannteste ist. Im Jahr 2004 konnte bereits das 20-jährige Bestehen gefeiert<br />

werden.<br />

1957 in Bremen geboren, kam sie 1981 nach Heidelberg. Es folgte ein klarer Weg: Gasthörerin für<br />

Psychologie und <strong>Kunst</strong>, Ausbildung zur Lehrerin für musikalische Früherziehung, Studium mit<br />

Hauptfach <strong>Kunst</strong>, Abschlussarbeit „<strong>Kunst</strong>, Musik & Bewegung mit Kindern“ – all das prägte ihre<br />

berufliche Laufbahn. Seit 1984 arbeitet Cornelia Dodt mit Kindern, sie gründete und leitete die<br />

„Kinderkunstschule“, später umbenannt in „Jugendkunstschule Heidelberg e.V.“. Seit 1991 bereichert<br />

die Jugendkunstschule auch in <strong>Dossenheim</strong> das Angebot für Kinder und Jugendliche.<br />

„<strong>Kunst</strong> öffnet Welten!“ – dieser Wahlspruch Cornelia Dodts bewahrheitet sich nun schon seit über zwei<br />

Jahrzehnten: von <strong>Kunst</strong>-Welten über Menschen-Welten zu Erfahrungswelten. Schüler/innen und<br />

Lehrer/innen verbindet über viele Jahre die Beschäftigung mit gestalterischen Umsetzungen. Die<br />

umtriebige Künstlerin ist davon überzeugt, daß über den fachlich betreuten Umgang mit <strong>Kunst</strong>, Musik<br />

und Bewegung das eigene Denken und das Finden von Lösungen angeregt wird. Und dass sie über ihr<br />

Engagement als Lehrerin, Leiterin und Gründerin ihre eigene <strong>Kunst</strong> nicht vernachlässigt hat, zeigen<br />

Ausstellungen im In- und Ausland. Viele ihrer sehr lebensfrohen und farbenfreudigen Bilder können in<br />

den Räumlichkeiten der Schule bewundert werden.<br />

Als die KOMMISSION KUNST an Cornelia Dodt mit der Idee herantrat, eine „raumfüllende Arbeit“ für<br />

die Museumsscheuer zu schaffen, die in der Zeit zwischen den Wechselausstellungen auf Dauer<br />

hängen soll, um damit die vielfältigen Veranstaltungen zu begleiten, war die Erwartungsfreude bereits<br />

groß. Beeindruckt vom Resultat und überrascht war man, wie die Künstlerin diese Idee umsetzte:<br />

Entstanden ist eine fünfteilige Arbeit – Acryl auf Leinwand – , die sich durch ihre Farbigkeit in die<br />

Atmosphäre der Museumsscheuer einfügt (durch die warmen Erdtöne, verstärkt durch die<br />

Oberflächenstruktur), zum anderen <strong>ab</strong>er auch Akzente setzt und in den Raum greift. Zugleich bietet die<br />

mehrteilige Arbeit vielfältige Möglichkeiten der Präsentation – ein immer wieder überraschendes<br />

Moment für die Betrachter im Erleben der Atmosphäre des Raumes...<br />

Quellen: scala, Viola Eigenbrodt, Oktober 2001; Dokumentation: 20 Jahre Jugendkunstschule Heidelberg 1984 – 2004;<br />

Vortrag von Julia Philippi über Cornelia Dodt<br />

Station Nr. 3: Seniorenpark in der Pfarrgasse<br />

Bildhauer Kurtfritz Handel<br />

Steinbrechersäule – Zweites Zeitzeugnis im Dorf<br />

Ende 1989 wurde im Garten des Seniorenparks die Steinbrechersäule durch den stellvertretenden<br />

Bürgermeister Hans Herkert eingeweiht. Die Säule wurde von dem in der Bundesrepublik lebenden<br />

rumänischen Bildhauer Kurtfritz Handel, der auch an der Gestaltung des „Steinbrechers“ vor dem<br />

Rathaus beteiligt war, gefertigt. Damit besaß die Gemeinde nun – neben dem „Steinbrecher“ vor dem<br />

Rathaus – ein zweites <strong>Kunst</strong>werk, das einen Bezug zur Geschichte der Gemeinde hat.<br />

3


Im Mai 1989 veranstalteten der Heimatverein <strong>Dossenheim</strong> und der Stadtteilverein Handschuhsheim am<br />

Bergstraßenhang zwischen <strong>Dossenheim</strong> und Heidelberg eine <strong>Kunst</strong>ausstellung. Neben 20<br />

Künstlerinnen und Künstlern aus der Region nahm auch Kurtfritz Handel mit einigen kleinen<br />

Bronzeskulpturen an der Ausstellung teil. Auf Bitten des Heimatvereins nutzte der Künstler seinen<br />

Aufenthalt in <strong>Dossenheim</strong> und modellierte aus Industriekeramik die Steinbrechersäule. Das Material<br />

und den Brand des fertigen Werkes besorgte die „Friedrichsfeld GmbH Mannheim“.<br />

Die 2,5 Meter hohe und 80 Zentimeter breite Säule symbolisiert die Steinbrüche: Auf zwei Reliefplatten<br />

sind die Steinbrecher bei ihrer Arbeit dargestellt. Die Jahreszahl 1760 erinnert an den Beginn des<br />

Stein<strong>ab</strong>baus in <strong>Dossenheim</strong>, die Jahreszahl 1986 an die Einstellung des Stein<strong>ab</strong>baus im Steinbruch<br />

Leferenz. Die vom Gemeinderat eingesetzte <strong>Kommission</strong> <strong>Kunst</strong> legte den Standort vor dem<br />

Seniorenpark fest. Finanziert wurde die Säule durch Mittel der Gemeinde, der <strong>Kommission</strong> <strong>Kunst</strong> und<br />

der Firma Technochemie.<br />

Quelle: Heft Ausg<strong>ab</strong>e Januar 1990, Hrsg.: Heimatverein <strong>Dossenheim</strong>; RNZ 1989<br />

Station Nr. 4: Seniorenbegegnungsstätte in der Pfarrgasse<br />

Bilder von Julia Suckfüll und Felix Schmekel<br />

Interessante Arbeiten zweier Studenten<br />

Beide sind Studenten der <strong>Kunst</strong>schule Rödel in Mannheim. Eröffnet wurde die Ausstellung Anfang<br />

März <strong>2005</strong>, sie dauert bis September. Zu sehen sind Aquarelle, Rötelzeichnungen und vieles mehr.<br />

Schwerpunkte von Julia Suckfüll – seit 2002 an der <strong>Kunst</strong>schule – waren bisher nicht nur die Malerei,<br />

sondern auch das Erstellen von Illustrationen und das Gestalten von Grafiken und Plastiken. Sie sagt<br />

von sich selbst, dass das Skizzieren für sie sehr wichtig ist, um diese Skizzen dann in die Malerei<br />

umzusetzen. Die <strong>Kunst</strong>studentin liebt es, Augenblicke in wenigen Minuten auf dem Papier festzuhalten.<br />

Nicht nur das figürliche Zeichnen ist ihr Schwerpunkt, sondern auch das Zeichnen von Architektur.<br />

Lieblingsmaterial von Julia Suckfüll ist zur Zeit die Acrylfarbe, da die <strong>Kunst</strong>stofffarbe im Gegensatz zu<br />

Öl schnell trocknet und auch ansonsten sehr flexibel einsetzbar ist.<br />

Felix Schmekel begann 2002 ein Architekturstudium, das er <strong>ab</strong>er nach einem Semester wieder<br />

beendete – nun begann er das Studium an der <strong>Kunst</strong>schule Rödel in Mannheim. Er beobachtet gerne<br />

die Natur, skizziert oder malt direkt Aquarelle vom Motiv. Manchmal malt er auch aus der Erinnerung,<br />

wobei er seine Phantasie fast immer mit einbringt. „Ich möchte nicht nur <strong>ab</strong>bilden, was vorhanden ist.“<br />

Auch seine Lieblingsfarbe ist Acrylfarbe. Am liebsten verbindet er diese Farbe mit anderen Materialien.<br />

Manchmal vermischt er sie mit Kleister, lässt sie dann ein wenig antrocknen und nimmt sie dann<br />

teilweise wieder <strong>ab</strong>. So entstehen völlig neue Strukturen.<br />

Beide Künstler verbindet nicht nur das gemeinsame <strong>Kunst</strong>studium, sondern auch verschiedene<br />

Unternehmungen an der Schule. Unter anderem h<strong>ab</strong>en sie bei einem Kirmesprojekt Stoffe in der Größe<br />

von 6 m auf 12 m bemalt, oder h<strong>ab</strong>en vier Wochen in der Bretagne skizziert und gemalt.<br />

Quelle: Vortrag von Frauke Meyer über Julia Suckfüll und Felix Schmekel<br />

Station 5: Kleines Haus, Bachgasse<br />

Karl Ledermann<br />

Auf den Spuren eines <strong>Dossenheim</strong>er Malers...<br />

4


„<strong>Dossenheim</strong>er Märchenparadies“ könnte man das nennen, was Karl Ledermann (1905 bis 1991) aus<br />

Wald und Weg im <strong>Dossenheim</strong>er Steinbruch gemacht hat. Steine, Baumwurzeln, Betonmauern und<br />

Schutzbunker hat er bemalt, aus Müll <strong>Kunst</strong> geschaffen. Doch nicht nur phantasievoll Farbenfrohes<br />

zeichnet die „Ledermann'sche Galerie“ aus, es gibt auch Heiter-Besinnlich-Lebensweises zu lesen,<br />

vom Künstler selbst gereimt oder von großen Denkern wie Sokrates und Goethe ausgeliehen. Lang war<br />

der Maler auf der Wanderschaft, von der Schweiz bis nach Nordafrika, am liebsten in Italien, im Tessin.<br />

Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich durch Malaufträge. Geblieben sind viele Eindrücke, so etwa<br />

hat der frühere Kulissenmaler der Städtischen Bühne Heidelberg aus dem Wald – besser: mit dem<br />

Wald, mit Felsgestein und Wurzelwerk – eine lebendige Theaterkulisse geschaffen. Wunderlich ist's<br />

dort, bunt und märchenhaft. Übrigens: Auch für die damals drei Theater spielenden Vereine<br />

<strong>Dossenheim</strong>s malte Ledermann die Kulissen...<br />

Es g<strong>ab</strong> eine Menge Aufträge für „de Kall“, so bemalte er Hausfassaden, Wände von Bier- und<br />

Weinlokalen der ganzen Umgebung, Weinbergmauern der <strong>Dossenheim</strong>er Winzer und vieles mehr. Am<br />

liebsten waren ihm Aufträge wie: „Mole Ses wie Se wolle“ – er brauchte eine gewisse „Narrenfreiheit“...<br />

„Für uns war der Karl ein Held“: Mit diesen Worten ehrte <strong>Dossenheim</strong> Ende vergangenen Jahres den<br />

Maler mit einer Ausstellung der <strong>Kommission</strong> <strong>Kunst</strong> in der Seniorenbegegnungsstätte. Humorig,<br />

farbenfroh, ausdrucksstark sind seine Bilder: In diesem Sinne wussten am Eröffnungs<strong>ab</strong>end als<br />

Zeitzeugen Dr. Karl Lauer mit seiner Frau Ingeborg (Schriesheim) sowie der <strong>Dossenheim</strong>er Norbert<br />

Gehrig viele Geschichten zu erzählen.<br />

Viele von Karl Ledermanns Bildern zeigen neben heimischen Landschaften Szenen aus südlichen<br />

Gefilden – kein Wunder, war er doch in Kneipen auf Capri genauso zu Hause wie in <strong>Dossenheim</strong>er<br />

Lokalen. Außerdem war er ein flinker Maler: er benutzte beide Hände gleichzeitig...<br />

Quellen: Rhein-Neckar-Zeitung aus den Jahren 1989 und 2004; Vortrag von Vera Nettesheim über Karl Ledermann<br />

Station 6: Grünanlage in <strong>Dossenheim</strong> West, Nähe Birkenweg<br />

Hans-Michael Kissel<br />

Eine Skulptur besticht durch ihre Beweglichkeit...<br />

Ein neuer Besuchermagnet erfreut seit <strong>Juni</strong> 1994 die <strong>Dossenheim</strong>er: „Schau mal, wie schön sich die<br />

Blätter bewegen“, begeisterte sich ein junges Mädchen. „Wie ein Fanal in der Landschaft“ soll es<br />

stehen, das <strong>Kunst</strong>werk aus beweglichen Metallteilen, so schwärmte die KOMMISSION KUNST 1994<br />

dem Gemeinderat in öffentlicher Sitzung vor... Andere meinen, in den harmonisch fließenden<br />

Bewegungen der drei Meter hohen kinetischen Skulptur die Schwingen eines großen Vogels zu<br />

erkennen. Wie auch immer: Das <strong>Kunst</strong>werk des Ladenburger Künstlers Hans-Michael Kissel – es<br />

besteht aus Edelstahl-Rohren mit beweglichen Flügeln aus Aluminium – erweist sich als<br />

Anziehungspunkt, dem man aufgrund seiner ständigen gleichförmigen Beweglichkeit stundenlang<br />

zusehen kann... Wind und Regen wirken auf die Windflügel ein, die sich gleitend umeinander bewegen.<br />

Das neue Wahrzeichen <strong>Dossenheim</strong>s wurde von der <strong>Kommission</strong> <strong>Kunst</strong> unter vielen anderen<br />

Modellvorschlägen ausgewählt. Man traf damals den Geschmack der <strong>Dossenheim</strong>er: An warmen<br />

Sommer<strong>ab</strong>enden wird die Skulptur pausenlos von Schaulustigen „angehimmelt“...<br />

„Ein lebendiges Werk, das mitten im Leben steht, mit Flügelformen in immer neuer Bewegungsvielfalt“,<br />

so definiert der Künstler sein Werk. Kultur müsse beweglich sein, sie dürfe niemals verharren.<br />

Quelle: Heidelberger Rundschau vom 6.8.1994; RNZ 28.6.1994<br />

5


Station Nr. 7: Eingangsbereich Schauenburghalle, Gerhart-Hauptmann-Straße<br />

Bildhauer Knut Hüneke<br />

Der Porphyr zeigt seine Seele<br />

„Jeder befasst sich irgendwie damit“, freute sich Bürgermeister Lorenz im November 2001 bei der<br />

offiziellen Überg<strong>ab</strong>e. Man munkelt, zwei Figuren hießen „Herbert“ und „Frank“, genauso wie die beiden<br />

Hausmeister... Die von Knut Hüneke gestaltete Steingruppe im Eingangsbereich der Schauenburghalle<br />

ist die jüngste öffentlich zu bestaunende <strong>Kunst</strong>: Drei Steine links, sechs Steine rechts. Zum Teil weisen<br />

sie wenige Bearbeitungsspuren auf. Ein Stein erinnert an eine Sitzbank. Zwei von ihnen lassen<br />

menschliche Gestalten erkennen... Die Idee für diesen Standort: Gesucht wurde ein Kommunikationspunkt,<br />

eine Art „Marktflecken“. Etwas „Ruhendes“ sollte manifestiert werden, und zwar aus dem<br />

für die Gemeinde charakteristischen Stein, dem Porphyr. Ein Steinplatz sollte angelegt werden, um<br />

zwischen den verschiedenen Sportstätten die Bewegung, bedingt durch Fahrzeuge und Fußgänger, zu<br />

unterbrechen. Die aus dem <strong>Dossenheim</strong>er Porphyr gehauenen Gebilde und Figuren fordern die<br />

Auseinandersetzung und die Begegnung. Einmal in dem Sinne, dass sie zum Verweilen und zum<br />

Beklettern und zum „erobern“ einladen. Und zum anderen darin, sich mit der Geschichte der Gemeinde<br />

auseinander zu setzen, die durch die Steinbrüche über Jahrzehnte bestimmt wurde.<br />

Knut Hüneke, Jahrgang 1962, der seine Werkstatt im <strong>Dossenheim</strong>er Leferenz-Steinbruch hat, ordert<br />

keine Steine, er geht zu ihnen, tritt im Steinbruch in einen Dialog mit dem Stein. Dessen Masse, Form<br />

und Härte räumt er ein Mitspracherecht ein. Das Rohmaterial, der Felsbrocken, hat bei Hüneke, wie er<br />

sagt, „ein Mitspracherecht: Er entscheidet, was ich aus ihm mache“. Bis zu drei Tonnen wiegen<br />

übrigens die Kolosse, die Hüneke über den Dächern <strong>Dossenheim</strong>s bearbeitet...<br />

Deutlich wird das Konzept des Künstlers an der ausgearbeiteten Skulptur: Ihre Oberfläche bleibt<br />

größtenteils ungeschliffen, ja stellenweise völlig unbearbeitet. An anderen Stellen erkennt man noch gut<br />

die groben Furchen der Keilschläge. Neben einem Zweikilo-Fäustel, Setzeisen und Meißel benutzt der<br />

Künstler, der eine klassische Ausbildung zum Steinmetz <strong>ab</strong>solviert hat, noch einen Diamantschleifer.<br />

Der „heikle Grat“ zwischen Skulptur und Naturform ist für Hünekes Werke charakteristisch. Er wählt<br />

sich nahezu ausnahmslos menschliche Motive. Steinwesen, die in ihrem figuralen Ausdruck wuchtig,<br />

drohend und zurückgenommen zugleich wirken, entstehen auf diese Art und Weise.<br />

Wuchtig, grob und rau, mit kantigen, spröden Formen grober Oberfläche h<strong>ab</strong>en Hünekes Steinfiguren<br />

nichts von „klassischer“ Perfektion an sich wie etwa Marmorplastiken der Antike. Die steinernen<br />

Gesellen wirken viel archaischer, ursprünglicher und entfalten d<strong>ab</strong>ei sanft und unaufdringlich ihre<br />

eigene Magie. Sie ist warm und beruhigend, trotz ihrer Masse und Wucht sind die Figuren keineswegs<br />

hart und <strong>ab</strong>weisend. Die Betrachter fühlen sich geradezu wohl im Schatten der Giganten, berühren und<br />

betasten sie, verweilen, diskutieren, nutzen sie als Stütze oder Sitzplatz, ja, geben den Figuren<br />

Namen...<br />

Die Skulpturen zeigen dem Betrachter eine überraschende Farbvielfalt des Porphyrs: Die Oberfläche<br />

wirkt eher unscheinbar gelb bis braun, sein Inneres weist dagegen ein breites Spektrum von Blau über<br />

Rot bis zu Violett auf. Sein Material findet Hüneke in Steinbrüchen in Europa, Afrika und Asien, grauer<br />

Marmor aus Italien zum Beispiel, Dolerit aus Namibia oder Basalt vom hessischen Vogelsberg. Für die<br />

nächsten Jahre plant Hüneke, seine Bildhauerei stärker mit der Architektur zu verbinden, seine<br />

besondere Formensprache auf die Gestaltung von Säulen, Brunnen oder Bänken anzuwenden. Seine<br />

kühnste Vision: eine Steinbildhauerschule. Hüneke über seine Arbeit: „<strong>Kunst</strong> hat etwas ungeheuer<br />

Befreiendes. Kreativ sein heißt für mich ganz klar: Glück empfinden!“<br />

Nähere Informationen über die Homepage des Künstlers: www.knuthueneke.org .<br />

Quellen: RNZ, Doris Weber 15.11.2001; RNZ, Johannes Schnurr 10.8.2002, <strong>3.</strong>7.2004 und 14.10.2004;<br />

MM, Rosalinde Minor 2.8.2003; RNZ, Is<strong>ab</strong>elle v. Neumann-Cosel 4.8.2003; Vortrag von Julia Philippi<br />

über Knut Hüneke<br />

Redaktion: Rainer Loos<br />

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