KUNST XXXXXXXX UND KULTUR Erzählen Sie uns einen Witz, Herr Löbl? INTER VIEW Michael Löbl war Geschäftsführer des SymphonieorchestersVorarlberg, bevor er 2013 die Kulturbühne AmBach übernahm. Die Kultur wurde ihm in die Wiege gelegt, war sein Vater doch der legendäre Kultur-Kritiker Karl Löbl. Im Interview mit Angelika Drnek erzählt er, welche Musik er nicht leiden kann und warum sein Vater wollte, dass Peymann geht. ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• Bevor MichaelLöbl auf irgendwelche Fragen antwortet, wird erst eine Anekdote über Krone- MitbegründerKurtFalk erzählt: „Wenn Falk indie Redaktion kam und ein Journalist an einem Bleistift gekaut hat, sagte Falk in schneidendem Ton: ,Sie zerstören mein Eigentum!‘“ Sie zählen zu den seltenen Persönlichkeiten, die gut Witze erzählen können. Erzählen Sie uns einen Witz? Kommt ein Mann in ein Lokal, das sehr gut besucht ist und sagt: „Ruhe bitte! Die nächste Runde geht auf mir!“Kommt ein anderer, tippt ihm auf die Schulterund sagt:„Nein, auf mich!“ Sagt der erste darauf: „Okay, auch gut.“ Sie stammen ausWien, gibtes Dinge in Vorarlberg, die Sie eigenartig oder zumindest eigen finden? Gestern war ich im Zelt von Willi Pramstaller in Lustenau. DerSchauspielerFritz Karl hat dortGeschichten aus Wien gelesen. Polgar, Torbergund soweiter. Dasist schon eine Art von Humor, auch eine Art zu denken,die es nur inWien gibt. Sie haben Oboe studiert. Wollten Sie zu den Wiener Philharmonikern? Daswäre gar nicht gegangen, weil ich für Wien die falsche Oboe studiert habe. Die Oboe hat sich seit der Barockzeit weiterentwickelt und sich in zwei Linien gespalten. Die Wiener Oboe und die Französische Oboe. 99 Prozent aller Oboisten spielen die Französische. Und die Wiener Oboe spielen nur die Wiener. Die Wiener Oboe hat damals aber oft schrecklich geklungen. Und deswegen bin ich nach Deutschland, um dort Französische Oboe zu studieren. Da hätte ich also mit der falschen Oboe gar nicht bei den Philharmonikern antreten können. Wieso überhaupt Oboe? Ich habe eigentlich Klarinette gespielt,war dann einen Sommer lang imKurorchesterBadIschl. DieKlarinette hatte unheimlich schwere Dinge zu spielen, eine einzige schwarze Sauce auf dem Notenblatt, wirklich anstrengend. Während die Oboe immer Pause hatte unddanneineschönelyrischeStelle spielte (singt eine Melodie) –und die Leute waren begeistert. Da bin ich umgestiegen. Wie ging es dann weiter? Es begann dann die Zeit,daman für Orchester vorspielte und ich habe gemerkt, dass ich ein absolutes Spitzenorchester wahrscheinlich nicht schaffen würde. Auch nervlich nicht.Das ist echter Stress. Vor dir steht LorinMaazeloderMariss Jansons und du musst jeden Tag Topleistungenliefern. Ich habemich dann dem Musikmanagement gewidmet und bin in Vorarlberg gelandet. Wie kam das? Ein Freund hat mir von der freien Stelle beim Symphonieorchester Vorarlberg erzählt. Er meinte, dass das SOV ein wenig chaotisch wäre undwenn ichmorgen um 11 Uhr mit Anzug und Krawatte inVorarlberg erscheinen und mich nicht völlig idiotisch anstellen würde, bekäme ich den Job garantiert. Undsowar es auch. Damals gab es noch keine Abos, kein Handy, keinen Computer.WirwarenalsGastineinemBüro der Landesregierung untergebracht und hatten keinen eigenen Telefonanschluss. Eigentlich ein Alptraum. Trotzdem sind Sie 21 Jahregeblieben. Nun, Orchestermanagementist eine wahnsinnig interessante Aufgabe. Vorallem, wennman so viele Gestaltungsmöglichkeiten hat wie ich damals. Irgendwie haben Sie den Mahler-Zyklus mit Kirill Petrenkoeingefädelt. Das ist eine urban legend. Ich habe das nicht eingefädelt, sondern Kirill hat mich eines Tages angerufen. Er hatte ein Jahr davor einKonzert mit dem SOV dirigiert und sich dann die Aufnahme davon an- 6 s’Magazin
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