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LynxDruck_2017_01-kurz

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FASZINATION PLASTIK? | PLASTIKMÜLL IN DEN WELTMEEREN<br />

verfangen. Hierbei spielen vor allem die „Geisternetze“<br />

eine traurige Rolle. Aus diesem Grund führt der<br />

WWF in der Ostseeregion ein Projekt durch, um im<br />

Meer treibende Netze wieder zu entfernen. Vor der<br />

polnischen Küste konnten mittlerweile 270 Tonnen<br />

Netze geborgen werden, jetzt werden an der Deutschen<br />

Ostseeküste verloren gegangene Netze aufgespürt<br />

und entfernt.<br />

Abb.: Plastikmüll als Nistmaterial, Helgoland. Foto: (c) Bauske WWF<br />

Auch anderer Meeresmüll birgt Gefahren für Tiere.<br />

Meeresschildkröten verwechseln Plastiktüten mit<br />

Quallen, von denen sie sich sonst ernähren und gehen<br />

daran zugrunde. Es wird erwartet, das bei sich<br />

fortsetzender Freisetzung von Plastikmüll im Jahr<br />

2050 nahezu alle Meeresvögel Plastikteile im Magen<br />

haben werden. Plastik im Magen beeinträchtigt den<br />

Verdauungstrakt der Vögel oder die Tiere verhungern,<br />

weil sie sich durch das Plastik im Magen bereits gesättigt<br />

fühlen. Insgesamt wurde bei 663 Arten festgestellt,<br />

dass diese Plastikmüll aufgenommen oder sich<br />

darin verfangen haben. Davon gehören 15 % zu den<br />

Arten, die bereits vom Aussterben bedroht sind. Auch<br />

Lebensräume wie Korallenriffe werden durch Ablagerungen<br />

von Plastikmüll geschädigt. Plastikmüll kann<br />

auch als Floß für Organismen dienen und für eine unerwünschte<br />

Verschleppung in fremde Lebensräume<br />

sorgen. So wird die Massenausbreitung einer Quallenart<br />

bei Korea teilweise dem Transport der Quallenlarven<br />

durch Plastikmüll zugeschrieben.<br />

Auch wirtschaftliche Schäden entstehen durch Plastikmüll<br />

in den Meeren. Schiffsschrauben können sich<br />

in Netzen verfangen oder Geisternetze den Fischfang<br />

beeinträchtigen. Touristen wenden sich von Orten<br />

ab, deren Strände vermüllt sind. Allein im Touristiksektor<br />

im Raum Asien-Pazifik werden die jährlichen<br />

Schäden auf 560 Mio. € geschätzt.<br />

Mikroplastik wurde mittlerweile in vielen Fischen<br />

und anderen Meeresorganismen gefunden. Mikroplastikpartikel<br />

können Schadstoffe enthalten oder<br />

diese auch anreichern. Ob beim Menschen über den<br />

Verzehr von Fisch und Meerestieren überhaupt relevante<br />

Schadstoffmengen aufgenommen<br />

werden können, wird derzeit<br />

untersucht. Nach dem Vorsorgeprinzip<br />

sollte aber kein Mikroplastik in<br />

die Umwelt gelangen, um jegliche<br />

Gefährdung von Mensch und Umwelt<br />

auszuschließen.<br />

Um die Probleme zu lösen, dürfen<br />

Plastikmüll und Mikroplastik nicht<br />

mehr in die Umwelt gelangen. In<br />

Deutschland ist dieses Problem was<br />

Verpackungen betrifft vergleichsweise<br />

gut gelöst, weil hier Verpackungen<br />

über den gelben Sack getrennt erfasst<br />

und weiter verarbeitet werden. Unternehmen,<br />

welche die Verpackungen<br />

in den Verkehr bringen, zahlen<br />

eine Lizenzgebühr, die teilweise<br />

Sammlung, Sortierung und Recycling<br />

finanziert. Daher muss die Wirtschaft<br />

weltweit Verantwortung übernehmen, eine<br />

Finanzierung der Entsorgung von Verpackungsmüll<br />

durch Systeme sicherzustellen, die an die jeweiligen<br />

Länder angepasst sind.<br />

Schiffsmüll kann in den Häfen angelandet werden,<br />

wenn die entsprechenden Hafengebühren so gestaltet<br />

sind, dass eine Entsorgung des Mülls an Land belohnt<br />

wird und die Häfen die Einrichtungen vorhalten. Für<br />

Geisternetze gibt es Lösungen, die Netze zu markieren.<br />

So können verloren gegangene Netze gemeldet<br />

und leichter wiedergefunden werden. Beim Mikroplastik<br />

muss die Beimengung von Plastikpartikeln in<br />

Kosmetikprodukten und anderen Produkten weltweit<br />

verboten werden. Die anderen Quellen wie Abrieb<br />

und Textilfasern sind schwieriger zu vermeiden. Möglichkeiten<br />

sind hier die Erweiterung von Kläranlagen<br />

oder für Kleidung andere Materialien einzusetzen.<br />

Einen Beitrag, den jeder leisten kann, ist so weit wie<br />

möglich den Verbrauch von Einwegartikeln und Verpackungen<br />

aus Plastik zu reduzieren und beim Kauf<br />

von Shampoo, Duschgel und Kosmetik darauf zu achten,<br />

dass kein Mikroplastik enthalten ist.<br />

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