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LynxDruck_2017_01-kurz

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FASZINATION PLASTIK? | KLEIDER MACHEN LEUTE – UND PROBLEME<br />

werfmentalität macht vor dem Kleiderschrank nicht<br />

halt; Kleidung erscheint nahezu wertlos aufgrund<br />

der niedrigen Preise in Modeläden. Nach einer Studie<br />

der Umweltorganisation Greenpeace werden rund<br />

40 Prozent der Kleidung nach dem Kauf sehr selten<br />

oder gar nicht getragen 2 . Ausgeblendet wird dabei,<br />

wie die Rohstoffe gewonnen und verarbeitet werden.<br />

Die Massenfertigung in Fernost ist weit entfernt von<br />

unserem Sichtfeld; wir lassen uns gerne von der Modeindustrie<br />

suggerieren, dass nur neue Kleidung gute<br />

Kleidung ist. Welche ökologischen und sozialen Probleme<br />

in den Rohstoffländern, in Kleiderfabriken aber<br />

auch bei uns in Europa durch das Tragen, Waschen<br />

und Entsorgen entstehen, wird häufig ausgeblendet.<br />

Wasserfest – knitterfrei –<br />

schmutzabweisend<br />

Wir alle sind geborene<br />

Entdecker. Sie, ich und jeder<br />

andere. Kinder schauen,<br />

was sich hinter dem<br />

nächsten Hügel verbirgt.<br />

Sie krabbeln Treppenstufen<br />

hinauf und auf Stühle,<br />

lange bevor sie laufen<br />

Abb.: Ausnahmemoment Polarlichter – was zieht man da bloß an? Foto: Noel Bauza, pixabay<br />

können. Dabei sind sie<br />

unverzagt und wollen ihre<br />

„Revolution“ in der Bekleidungsindustrie<br />

Umgebung, die Natur oder das Wetter hautnah erleben.<br />

Doch irgendetwas läuft hier schief, spätestens,<br />

„Es muss psychologische Bezirke geben, die über die Befriedigung<br />

der nüchternen Gebrauchsansprüche hinaus wenn besorgte Väter und Mütter ihre Sprösslinge in<br />

durch den Besitz neuer Strümpfe angesprochen werden“. 100 Prozent Polyester-Ganzkörperanzüge stecken.<br />

So beschrieb das Werbefachblatt „Graphik“ 1950 den Oder ist es vielmehr Faulheit, wenn die Kinder aus<br />

Siegeszug vollsynthetischer Kunstfasern in Damenstrümpfen.<br />

Mitte der 30er-Jahre kam das „chemische trocken und weitestgehend sauber wieder herausge-<br />

den „Matschhosen“ samt integrierter Gummistiefel<br />

Wunder“ Nylon durch den Konzern DuPont in den hoben werden können? Was macht das Nicht-Erleben<br />

USA auf den Markt. „Für die Welt von morgen“ bewarb<br />

DuPont das neue Material. Deutschland legte das wirklich gut für das Wohl des Kindes?<br />

von Außenwelt mit den Kleinen? Und vor allem – ist<br />

mit der Kunstfaser Perlon <strong>kurz</strong> darauf nach. DuPont Draußen zu sein bedeutet für Viele, wasserfest, knitterfrei<br />

und schmutzabweisend vor die Tür zu treten.<br />

stellt auch heute noch Gewebe, Fasern und Vliesstoffe<br />

her, die „auf Höchstleistung“ ausgerichtet sind. Doch Dabei sind wir in der westlichen Zivilisation im Alltag<br />

nur selten großen Risiken vor der eigenen unabhängig von Tätigkeiten, in denen solche Schutz-<br />

Haus-<br />

kleidung angeraten sein mag – das Gros konventioneller<br />

Kleidungsstücke besteht heute aus einem Materialmix<br />

– Kunststofffasern inklusive.<br />

Auf der Webseite des Kunststoff-Magazins liest sich<br />

das dann so: „Kunstfasern haben die Bekleidungsindustrie<br />

revolutioniert. Gerade Spezialbekleidung für Freizeit,<br />

Sport und Arbeit basiert heute mehr denn je auf Kunstfasern.<br />

Diese tragen maßgeblich zu den Eigenschaften bei,<br />

die Bekleidung auszeichnen: von Elastizität und Langlebigkeit<br />

über geringes Gewicht und hohen Tragekomfort<br />

bis hin zum Schutz vor schädlichen Substanzen und extremen<br />

Temperaturen.“ 3<br />

Sind Kunstfasern somit die Revolution, über die wir<br />

uns seit Jahrzehnten freuen dürfen? Wohl eher nicht.<br />

Bei jedem Waschgang verliert<br />

ein Fleece-Pullover<br />

circa 2 000 Fasern, die im<br />

Abwasser landen. Polyester<br />

wiederum enthält<br />

bedenkliche Zusatzstoffe,<br />

die zu Hautirritationen<br />

führen können. Das in<br />

Outdoor-Kleidung enthaltene<br />

PFC verursacht Umweltprobleme<br />

nicht nur<br />

in den Herstellerländern.<br />

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