Wiedlisbacher Kurier 2/2017
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GEMEINDE<br />
Städtchens sehr verdient gemacht. Die<br />
700-Jahrfeier 1955 gründete auf seinen<br />
Ideen. Er stand auch hinter der Herausgabe<br />
des <strong>Wiedlisbacher</strong> <strong>Kurier</strong>s Nr. 1, damals<br />
noch im Zeitungsformat.<br />
Mit der Verschönerung des Städtchens<br />
ist leider keine Belebung<br />
einhergegangen.<br />
Viele Ladengeschäfte sind verschwunden<br />
– es lohnte sich nicht mehr, sie zu<br />
betreiben. Verschwunden sind unter anderem<br />
die drei Bäckereien, die beiden<br />
Metzgereien, das Käsereigeschäft, drei<br />
Kolonialläden und das Schuhgeschäft.<br />
Von den fünf Gastwirtschaften haben immerhin<br />
drei überlebt. Kaum vorstellbar<br />
ist heute, dass es im Hinterstädtli noch<br />
Bauern gab, die jeweils mit ihren Pferdegespannen<br />
aufs Land hinaus zogen.<br />
Das imposante Schulhaus thront<br />
immer noch über der Wangenstrasse.<br />
Es fasste einst alle Primar und<br />
Sekundarschulklassen.<br />
Später kam dann das heutige Sekundarschulhaus<br />
dazu. Ein Jahr nach Kriegsende<br />
begannen wir 1939-er, die meisten im<br />
Kindergarten an der Mühlegasse schon<br />
etwas vorsozialisiert, unsere «schulische<br />
Karriere» bei Rosmarie Leuenberger. Die<br />
gestrenge Marie Känzig massregelte uns<br />
Zweitklässler manchmal mit dem Lineal,<br />
noch gröber fuhr der junge Herbert Kän-<br />
HEIMWEH<br />
WIEDLISBACHER<br />
Wie weit von Wiedlisbach weg muss<br />
man als Heimweh<strong>Wiedlisbacher</strong><br />
wohnen, um ein solcher zu sein? Die<br />
bis jetzt vorgestellten Heimweh<br />
Autoren leben, mit zwei Ausnahmen,<br />
in der fernen weiten Welt; ein<br />
persönlicher Kontakt mit der alten<br />
Heimat ist für diese weniger einfach<br />
als für mich.<br />
Ich wohne nur 70 Kilometer von Wiedlisbach<br />
entfernt, das ist eine Distanz, die<br />
in der Schweiz manche Leute als Arbeitsweg<br />
haben. Und doch bin ich nicht oft<br />
in der alten Heimat – man hat weniger<br />
Kontakte, wenn man vor 50 Jahren weggezogen<br />
ist.<br />
Heimweh hat man wohl – oder bin ich da<br />
eine Ausnahme? – nach Dingen und Ereignissen,<br />
die man in frühen Jahren, in<br />
der Kindheit erlebt hat und die man oft<br />
mit heiler Welt verbindet. Man freut<br />
sich, wenn sich Dinge im Laufe der Jahre<br />
nicht gross verändert haben. Wenn sie<br />
sich verändert haben, anders geworden<br />
sind, stellt man sich vor, wie es früher<br />
gewesen ist und fragt sich, ob es besser<br />
gewesen ist.<br />
Ich bin am 11. September 1939 im Spital<br />
Niederbipp auf die Welt gekommen, als<br />
Sohn von Rosa und Walter Schluep-<br />
Andres, und wuchs mit meinen beiden<br />
älteren Schwestern Annemarie und<br />
Elisabeth an der Hauptstrasse (heute<br />
Bielstrasse) auf. Die Schweiz war in Angst<br />
wegen des eben ausgebrochenen Krieges.<br />
Vom Krieg selber habe ich nicht viel mitbekommen,<br />
mit Ausnahme der Erinnerung<br />
an die recht häufigen Sirenenalarme,<br />
die die Familie (ohne den an der<br />
Grenze stehenden Vater) in die Waschküche<br />
im Kellergeschoss befahlen. Sicherere<br />
Zivilschutzräume gab es damals<br />
noch nicht. Eine weitere Erinnerung an<br />
die Kriegs- und Folgejahre waren die Rationierungsmarken,<br />
die man nebst dem<br />
Geld für den Kauf gewisser Waren abgeben<br />
musste. Als es keine Märkli mehr<br />
brauchte, war das eine grosse Erleichterung<br />
und ich freute mich schon auf den<br />
Moment, wo man für seine Einkäufe auch<br />
kein Geld mehr brauchen müsste. Dieser<br />
Moment ist allerdings nie gekommen!<br />
Wiedlisbach hat sich über die<br />
Jahrzehnte, im Vergleich mit einem<br />
Dorf im oberen Emmental, stark,<br />
im Vergleich mit der Zürcher Agglomeration,<br />
schwach verändert.<br />
Zum Glück ist der Ortskern, das Städtli,<br />
baulich fast unverändert geblieben. Die<br />
vielen Renovationen haben ein kleines<br />
Bijou entstehen lassen, was schon vor<br />
langer Zeit mit der Verleihung des Wakker-Preises<br />
gewürdigt worden ist. Der populäre<br />
Arzt Robert Obrecht, ein waschechter<br />
<strong>Wiedlisbacher</strong>, hat sich in den<br />
Fünfziger Jahren um die Erhaltung des<br />
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MAI <strong>2017</strong> | WIEDLISBACHER