Industrie im Main-Kinzig-Kreis - des Main-Kinzig-Kreises
Industrie im Main-Kinzig-Kreis - des Main-Kinzig-Kreises
Industrie im Main-Kinzig-Kreis - des Main-Kinzig-Kreises
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<strong>Industrie</strong> <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
Eine Branchenstudie<br />
der <strong>Industrie</strong>- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern<br />
Hanau, <strong>im</strong> Dezember 2005
<strong>Industrie</strong>studie 2005 2
Herausgegeben von der<br />
<strong>Industrie</strong>- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern<br />
Abteilung <strong>Industrie</strong> und Umwelt<br />
Autor:<br />
Dr. Ute Lemke<br />
Telefon: 06181 9290-15<br />
E-Mail: u.lemke@hanau.ihk.de<br />
Mitarbeit von Gülcan Oguzhan und Carina Mück<br />
Alle Angaben wurden mit größter Sorgfalt erarbeitet und zusammengestellt. Für die<br />
Richtigkeit und Vollständigkeit <strong>des</strong> Inhalts sowie für zwischenzeitliche Änderungen<br />
übern<strong>im</strong>mt die <strong>Industrie</strong>- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern keine<br />
Gewähr.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 3
<strong>Industrie</strong>studie 2005 4
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Auf einen Blick: Fakten und Forderungen 7<br />
2 Motivation der Studie 10<br />
3 Situationsanalyse der <strong>Industrie</strong> am Standort <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> 14<br />
Einführung 14<br />
3.1 Bevölkerung 15<br />
3.1.1 Übersicht 15<br />
3.1.2 Bevölkerungsentwicklung 16<br />
3.2 Arbeitsmarkt 17<br />
3.2.1 Beschäftigungsentwicklung und –struktur 17<br />
3.2.2 Pendlerbewegung 21<br />
3.2.3 Anmerkungen zur Arbeitslosigkeit 23<br />
3.2.3.1 Arbeitslosenentwicklung <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> 23<br />
3.2.3.2 Strukturelle Aspekte 24<br />
3.3 <strong>Industrie</strong>struktur 27<br />
3.3.1 Bruttowertschöpfung 27<br />
3.3.2 Beschäftigte nach Wirtschaftsabteilungen 29<br />
3.3.3 Betriebe nach Zahl und Branchen 31<br />
3.3.4 Exportabhängigkeit der Branchen 34<br />
3.3.5 Räumliche Verteilung der <strong>Industrie</strong> 35<br />
3.3.6 Die 10 größten <strong>Industrie</strong>betriebe <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> 37<br />
3.4 <strong>Industrie</strong>nahe Dienstleister 37<br />
3.5 Materielle Infrastruktur 39<br />
3.5.1 Verkehr 39<br />
3.5.1.1 Luftverkehr 39<br />
3.5.1.2 Straßenverkehr 39<br />
3.5.1.3 Schienenverkehr, Öffentlicher Personennahverkehr 40<br />
3.5.1.4 Wasserstraße 41<br />
3.5.2 Ver- und Entsorgung 41<br />
3.5.2.1 Frischwasser, Abwasser 41<br />
3.5.2.2 Abfall 43<br />
3.5.3 Gewerbeflächen und –steuer 44<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 5
3.6 Immaterielle Infrastruktur 46<br />
3.6.1 Bildung 46<br />
3.6.2 <strong>Industrie</strong>nahe Infrastruktur 47<br />
3.6.2.1 <strong>Industrie</strong>- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-<br />
Schlüchtern 47<br />
3.6.2.2 Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) 47<br />
3.6.3 Wirtschaftsförderung 48<br />
4 Standortprofil: Beurteilung der Standortqualität <strong>des</strong> Wirtschaftsraums <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong> 49<br />
5 Zukunftsbild <strong>des</strong> Standortes <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong> – Entwicklung eines Standortleitbilds 51<br />
5.1 Standortziele 51<br />
5.2 Maßnahmen zur Standortverbesserung: Unsere Forderungen 51<br />
5.3 Regionalmarketing für die Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong> 54<br />
6 Zukunftschancen <strong>des</strong> Standortes <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong> – Fazit und Ausblick – 55<br />
7 Anhang - Literatur 56<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 6
1 Auf einen Blick: Fakten und Forderungen<br />
Für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und insbesondere <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<br />
<strong>Kreis</strong>es in der Metropolregion FrankfurtRhein<strong>Main</strong> ist die <strong>Industrie</strong> von herausragender<br />
Bedeutung. Ihr Beitrag zur realen Wertschöpfung ist trotz kontinuierlichen Rückgangs<br />
erheblich, <strong>des</strong> Weiteren hat sie in besonderem Maße Anteil an der Beschäftigungsentwicklung<br />
<strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>.<br />
Mit dem Ziel, die Zukunftschancen <strong>des</strong> Standortes zu wahren, appelliert die Wirtschaft –<br />
vor dem Hintergrund <strong>des</strong> sich rapide verschärfenden Wettbewerbs der Regionen – an die<br />
politisch Verantwortlichen, den Herausforderungen von Internationalisierung und Globalisierung<br />
offensiv zu begegnen.<br />
Um ihrer Rolle als Wirtschaftsmotor weiter gerecht werden zu können, fordert die <strong>Industrie</strong><br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für unternehmerisches<br />
Handeln (wir verweisen dazu auf Kapitel 5.2, Seite 51):<br />
• Steuerliche Entlastung von <strong>Industrie</strong> und Gewerbe unter besonderer Berücksichtigung<br />
<strong>des</strong> Mittelstan<strong>des</strong> (Einkommen-, Körperschafts- und Erbschaftssteuer)<br />
• Verzicht auf zusätzliche staatliche Belastungen durch Energiesteuern<br />
• Absenkung der Arbeitskosten<br />
• Freiräume für unternehmerisches Handeln<br />
• Schuldenabbau der öffentlichen Haushalte<br />
• Ein wirtschaftsfreundliches Kl<strong>im</strong>a in den Behörden und eine aktive Unterstützung<br />
durch die Verwaltungen<br />
• Berücksichtigung der Bedürfnisse der Unternehmen bei der Straßen- und Verkehrsplanung,<br />
Stichworte Flughafen Frankfurt, Gewerbegebiete<br />
• Eine gut ausgebaute Bildungs- und kulturelle Infrastruktur<br />
Ziel dieser Bemühungen ist es, die Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> <strong>im</strong> Wettbewerb der Regionen<br />
auf einem der vorderen Ränge in Deutschland zu platzieren.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 7
Das gesellschaftliche Umfeld, das zur Gestaltung <strong>des</strong> Wandels beiträgt, erfordert eine<br />
Kultur, die Innovationen fördert, Risiken auch als Chancen erkennt und Zukunft als Herausforderung<br />
begreift.<br />
Den <strong>Industrie</strong>- und Handelskammern als Interessenvertretung der regionalen Wirtschaft<br />
kommt in diesem Prozess eine bedeutsame Rolle zu. Die IHK Hanau-Gelnhausen-<br />
Schlüchtern ist sich dieser Tatsache bewusst. Sie ist bereit, diesen Prozess erfolgreich<br />
mitzugestalten, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.<br />
Fakten<br />
Im IHK-Bezirk Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern, deckungsgleich mit dem <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<br />
<strong>Kreis</strong>, leben insgesamt 410.203 (31.12.2004) Menschen. Seit 1995 hat die Bevölkerungszahl<br />
die Grenze von 400.000 überschritten. Dabei entspricht die Bevölkerungsdichte<br />
(294 km 2 ) in etwa dem hessischen Durchschnitt.<br />
Der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> verfügt über eine sehr gute Verkehrssituation. Seine (noch) gut<br />
entwickelte Verkehrsinfrastruktur war und ist Anlass für viele Unternehmen, sich in der<br />
Region niederzulassen. Ein wichtiger Standortvorteil ist die Nähe zum Flughafen Frankfurt<br />
am <strong>Main</strong>.<br />
Zur Bedeutung <strong>des</strong> industriellen Sektors <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>:<br />
• Die Zahl der Beschäftigten <strong>im</strong> industriellen Sektor <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es belief<br />
sich <strong>im</strong> Jahr 2004 auf 40.581 Personen (ohne Baugewerbe: 32.932). Dies entspricht<br />
einem Anteil von mehr als 30 Prozent aller Sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>. Die Branche ist damit der zweitgrößte Arbeitgeber<br />
unter den Wirtschaftssektoren, nach dem Dienstleistungssektor<br />
(42.265 Beschäftigte).<br />
• Die <strong>Industrie</strong>betriebe <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es erzielten <strong>im</strong> Jahr 2004 einen Umsatz<br />
1 von 6.000,1 Mio. Euro, davon 2.871,6 Mio. Euro Umsatz mit dem Ausland.<br />
Gemessen an der realen Bruttowertschöpfung trug der industrielle Sektor <strong>im</strong> Jahr<br />
2003 30 Prozent zur Wirtschaftsleistung <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es bei. So betrachtet ist der industrielle<br />
Sektor der zweitgrößte Sektor <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>.<br />
1<br />
Die Angaben zu Beschäftigten, Betrieben und Umsätzen beziehen sich auf Betriebe von Unternehmen mit<br />
min<strong>des</strong>tens 20 Beschäftigten.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 8
• Im Jahr 2005 waren <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> 833 Handelsregister-Betriebe <strong>des</strong> Verarbeitenden<br />
Gewerbes (ohne Baugewerbe) ansässig. Die mit Abstand bedeutendsten<br />
Standorte der Branche <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> sind Hanau und <strong>Main</strong>tal.<br />
• Der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> ist Sitz zahlreicher großer Unternehmen. So sind u.a. zu<br />
nennen: Heraeus, Degussa, Dunlop, Vacuumschmelze.<br />
• Der nach Branchen aufgeschlüsselte Umsatz weist dem Bereich „Metallerzeugung<br />
und –bearbeitung“ den ersten Platz zu, darauf folgen die Wirtschaftszweige<br />
Gummi- und Kunststoffwaren, Herstellung von Büromaschinen / Elektrotechnik<br />
und Chemische Erzeugnisse.<br />
• Die Exportquote <strong>des</strong> industriellen Sektors betrug <strong>im</strong> Jahr 2004 48 Prozent und<br />
liegt damit über dem hessischen Durchschnitt.<br />
Seit mehr als zehn Jahren wird von einer schleichenden Deindustrialisierung in Südhessen<br />
gesprochen. Auch der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> hat in der Zeit seit 1994 nahezu ein Drittel<br />
der Arbeitsplätze <strong>im</strong> Verarbeitenden Gewerbe verloren. Fakt ist aber auch, dass zahlreiche<br />
Arbeitsplätze, die ehemals unter dem „Produzierenden Gewerbe“ in der Statistik<br />
erfasst wurden, heute dem Dienstleistungssektor zugerechnet werden. Die erheblichen<br />
Leistungen der heute erfolgreichen <strong>Industrie</strong>unternehmen werden in der Öffentlichkeit<br />
kaum ausreichend wahrgenommen und gewürdigt.<br />
Als IHK sehen wir unsere Aufgabe auch darin, die öffentliche Wahrnehmung und Anerkennung<br />
dieses grundsoliden Wirtschaftszweiges zu verbessern.<br />
Wesentliche Erkenntnisse aus unserer Untersuchung sind:<br />
• Humankapital ist Schlüssel zum Wachstum.<br />
• Wachstum setzt voraus, dass der Standort das gesuchte Humankapital zur Verfügung<br />
stellt.<br />
• Die wachsende Bedeutung von Dienstleistungsfunktionen hat das Arbeitsplatzprofil<br />
in der <strong>Industrie</strong> verändert und aufgewertet.<br />
• Vielfältige Verflechtungen zwischen <strong>Industrie</strong> und Dienstleistung.<br />
• Den Standortwettbewerb best<strong>im</strong>men die Rahmenbedingungen.<br />
• Den Wettbewerb der <strong>Industrie</strong>standorte best<strong>im</strong>men neben Arbeitskräftepotenzial,<br />
Flächenverfügbarkeit und Kooperationspartnern die harten Faktoren wie die Höhe<br />
von Steuern, Abgaben und staatlich festgelegten Preisen (Hebesätze).<br />
• Die weitere Profilierung der <strong>Industrie</strong>- und Dienstleistungsregion kann nur gemeinsam<br />
gestärkt werden. Deshalb sollten Wirtschaftsförderung und Standortmarketing<br />
intensiv zusammenwirken.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 9
2 Motivation der Studie<br />
Der Wettbewerb zwischen den Regionen verschärft sich seit den 90er Jahren. Er findet<br />
<strong>im</strong> Wesentlichen auf vier Feldern statt:<br />
1) Wettbewerb um die Ansiedlung von Unternehmen und die Vermeidung von Investitionsabflüssen<br />
Die Neuansiedlung von Unternehmen ist das übergeordnete Ziel von Regionen. Die Aussichten,<br />
größere Unternehmen am Standort anzusiedeln, sind begrenzt. Bessere Chancen<br />
bestehen in der Gewinnung kleinerer Unternehmen sowie in Existenzgründungen, insbesondere<br />
aus dem Handels- und Dienstleistungssektor. Daher muss der Schwerpunkt<br />
standortbezogener Regionalmarketingbemühungen auf der Bestandspflege liegen: Ansässigen<br />
Unternehmen müssen verbesserte Standortbedingungen geboten werden und<br />
Erweiterungsinvestitionen sollen in der eigenen Region gefördert werden.<br />
2) Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte<br />
Die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte hat insbesondere für Unternehmen in<br />
Wachstumsbranchen einen hohen Stellenwert. Dieser Standortfaktor hängt nicht unwesentlich<br />
von der Attraktivität einer Region in Bezug auf Freizeit und Kultur ab und<br />
n<strong>im</strong>mt damit Einfluss auf andere regionale Faktoren wie Kaufkraft und Humankapital.<br />
3) Wettbewerb um Besucher<br />
Einnahmen, die der Hotellerie und Gastronomie, aber auch dem Handel und Dienstleistungsbereich<br />
zufließen, sind für die Weiterentwicklung einer Region ebenfalls ein<br />
wesentlicher Faktor.<br />
4) Wettbewerb um Förderung<br />
Staatliche Fördermittel und Förderprogramme, aber auch Förderung in Form von Unterstützung<br />
durch übergeordnete politische Entscheidungsträger spielen eine Rolle <strong>im</strong><br />
Wettbewerb der Regionen.<br />
Zur weiteren Verschärfung <strong>des</strong> Regionenwettbewerbs tragen Internationalisierungs- und<br />
Globalisierungstendenzen bei. Jede Region muss ihr eigenes und unverwechselbares Profil<br />
gewinnen - Aufgabe und Chance zugleich.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 10
Der Wettbewerb der Regionen um die räumliche Verteilung der Produktionsfaktoren ist<br />
eingebettet in den Wettbewerb der Wirtschaftssysteme <strong>im</strong> Spannungsfeld der Globalisierung<br />
1 .<br />
Im Folgenden sollen die Ursachen sowie die Auswirkungen <strong>des</strong> Globalisierungsprozesses<br />
in ihren Chancen und Risiken in knapper Form in sieben Thesen dargestellt werden.<br />
Die wesentlichen Ursachen der Globalisierung sind:<br />
These 1: Globalisierung ist das Ergebnis bewusst herbeigeführter Entscheidungen politischer<br />
Gremien auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene (Stichworte: Liberalisierungs-<br />
und Zollsenkungsrunden <strong>im</strong> Rahmen <strong>des</strong> Allgemeinen Abkommens über<br />
Tarife und Handel/Gatt und seit 1995 <strong>im</strong> Rahmen der Welthandelsorganisation WTO;<br />
Gewährleistung der vier Freiheiten für Waren, Dienstleistungen, Menschen und Kapital<br />
<strong>im</strong> gemeinsamen europäischen Binnenmarkt, neue Freihandelszonen in Nord- und Südamerika<br />
oder in Südostasien).<br />
These 2: Über den Abbau von Handelsbarrieren hinaus haben technologisch/wirt-<br />
schaftliche Entwicklungen die Globalisierung vorangetrieben (Stichworte: Moderne Informations-<br />
und Kommunikationstechnologien, welche die Informationsgeschwindigkeit<br />
bei gleichzeitig starker Senkung der Kosten dramatisch erhöhen; drastisch gesunkene<br />
Transportkosten und erheblich verbesserte Transportdienstleistungen; stark angestiegener<br />
Umfang der Direktinvestitionen und die anschwellende Flut von Unternehmensbeteiligungen;<br />
<strong>im</strong> Windschatten der „global players“ segeln zunehmend mittelständische Unternehmen).<br />
Die Auswirkungen der Auslandsaktivitäten der (mittelständischen) <strong>Industrie</strong>unternehmen<br />
auf die Beschäftigung in Deutschland sind infolge von Wechselwirkungen nur schwer<br />
abzuschätzen: Fest steht einer neueren Umfrage der IKB Deutsche <strong>Industrie</strong>bank zufolge<br />
2 , dass die Auslandsbeschäftigung <strong>im</strong> Trend seit 1990 bis 2004 erheblich um etwa<br />
2,3 Mio. Arbeitsplätze zugenommen hat. Die dynamische Entwicklung der deutschen<br />
Auslandsinvestitionen kann nicht ohne Auswirkungen auf die inländischen Standorte und<br />
deren Beschäftigungssituation bleiben. Ursächlich hierfür sind Schwächen <strong>des</strong> Standorts<br />
Deutschland, welche in – gemessen an internationalen Standards – unzureichenden<br />
Rahmenbedingungen begründet sind. Absolut betrachtet weist der Standort Deutschland<br />
zwar beachtliche Stärken auf, aber relativ <strong>im</strong> Verhältnis zum Ausland verliert er an<br />
Attraktivität.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 11
Die geschilderten Auswirkungen auf die Inlandsbeschäftigung halten sich gemäß der<br />
IKB-Umfrage gleichwohl in Grenzen. Den zusätzlichen Arbeitsplätzen <strong>im</strong> Ausland steht<br />
keineswegs ein Stellenabbau in ähnlichem Umfang <strong>im</strong> Inland gegenüber. Zum einen ist<br />
dies auf die <strong>im</strong> Ausland tendenziell geringere Produktivität und damit einen höheren<br />
Personaleinsatz zurückzuführen. Die Unternehmen nutzen das niedrige Lohnniveau in<br />
erster Linie für die Verlagerung arbeitsintensiver Produktionen. Die Kapitalintensität<br />
liegt <strong>im</strong> Durchschnitt bei nur einem Viertel bis einem Drittel der an deutschen Standorten<br />
realisierten. Zum anderen werden Arbeitsplätze an inländischen Standorten dadurch<br />
abgesichert, dass über die Auslandsinvestitionen die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Unternehmen insgesamt gestärkt und damit neue Wachstumspotenziale erschlossen<br />
werden können.<br />
Die maßgeblichen Auswirkungen der Globalisierung sind:<br />
These 3: Die weltweite Öffnung der Märkte verbessert in bisher noch nie dagewesener<br />
Weise das Güter- und Dienstleistungsangebot für den Verbraucher. Gleichzeitig übt der<br />
scharfe internationale Wettbewerb einen starken Druck auf die Güterpreise und in zunehmendem<br />
Maße auch auf die Preise für Dienstleistungen aus (Stichworte: Globalisierte<br />
Märkte sind auf der Endverbraucherstufe heute fast überall zu Käufermärkten geworden).<br />
These 4: Aus der Sicht eines Unternehmens vergrößert der Wegfall von Handelsschranken<br />
die Chancen auf wachsende oder neue Märkte. Dies gilt für Exportmärkte ebenso wie<br />
für Importmärkte (Stichworte: Steigende Stückzahlen, Risikostreuung in unterschiedlichen<br />
Regionen, das Ausnutzen unterschiedlicher Standortfaktoren bei Direktinvestitionen<br />
und viele andere wirtschaftliche Argumente machen Globalisierung aus Unternehmensperspektive<br />
äußerst attraktiv).<br />
These 5: Globalisierung führt zu einer tiefgreifenden Neubewertung der Standortfaktoren<br />
und Rahmenbedingungen eines ganzen Lan<strong>des</strong> (Stichworte: Nicht nur Arbeits-, Güter-<br />
und Kapitalmärkte, sondern auch alle staatlichen Verwaltungssysteme - Subventionen,<br />
Steuern, Verwaltung - und sozialen Sicherungssysteme - Gesundheit, Pflege, Rente,<br />
Arbeitslose - sind einem dramatischen Anpassungsdruck unterworfen).<br />
These 6: Globalisierung beschleunigt den Strukturwandel speziell auf dem deutschen<br />
Arbeitsmarkt (Stichworte: Kapitalintensive, hoch produktive Produktionszweige, die an<br />
Bedeutung gewinnen vs. arbeitsintensive, gering produktive <strong>Industrie</strong>bereiche, die an<br />
Bedeutung verlieren, Tertiarisierung der Wirtschaft, d. h. relativer Rückgang der Wertschöpfung<br />
<strong>im</strong> warenproduzierenden Sektor und relativer Zugewinn <strong>im</strong> Dienstleistungssektor;<br />
zunehmende unstetige Erwerbsbiografien, Gewinner sind hochqualifizierte und<br />
mobile Schicht, Verlierer sind gering qualifizierte und wenig mobile Schicht).<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 12
These 7: Globalisierung vergrößert zwar in noch nie dagewesenem Maße den Spielraum<br />
privatwirtschaftlicher Entfaltungsmöglichkeiten; gleichzeitig wird aber die Koppelung<br />
<strong>des</strong> Verhaltens der Unternehmer an staatliche Spielregeln zunehmend schwächer.<br />
Fazit: Wenn diese Thesen zutreffen, so wanken infolge der Globalisierung Marktgefüge,<br />
fehlt es an internationalen Spielregeln, gibt es Gewinner und Verlierer der Globalisierung<br />
und stellt die Globalisierung die Gesellschaft vor neue Aufgaben wie die Suche nach<br />
einem neuen konsensfähigen Gesellschaftsvertrag.<br />
In unserer heutigen Weltwirtschaft ist jeder einzelne Standort gezwungen, mit jedem<br />
anderen Standort um wirtschaftliche Vorteile zu konkurrieren.<br />
Der Wettbewerb der Standorte lässt sich an Standortfaktoren festmachen; unter ihnen<br />
gibt es "weiche" und "harte". Dabei n<strong>im</strong>mt die Bedeutung weicher Standortfaktoren<br />
(Kontakte mit anderen Unternehmen und mit Forschungsinstituten, kulturelles Umfeld,<br />
Kontakte mit Behörden) erkennbar gegenüber den harten Faktoren (Arbeitskräfte, Steuerniveau,<br />
Versorgungskosten, Infrastruktur) zu 3 . Mit der wachsenden Bedeutung weicher<br />
Faktoren verlagert sich der Standortwettbewerb von der nationalen auf die regionale<br />
Ebene.<br />
Der Dissens über die erforderlichen Wirtschafts- und Sozialreformen auf Bun<strong>des</strong>ebene<br />
fordert die Länder und Gemeinden heraus, bun<strong>des</strong>weite Standortnachteile durch Opt<strong>im</strong>ierung<br />
der regionalen Rahmenbedingungen teilweise auszugleichen.<br />
Jede Region muss ihr eigenes unverwechselbares Profil gewinnen - Aufgabe und Chance<br />
zugleich.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 13
3 Situationsanalyse der <strong>Industrie</strong> am Standort <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
Einführung<br />
Rund 1.400 km 2 groß erstreckt sich der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> von den <strong>im</strong> Westen gelegenen<br />
unmittelbar angrenzenden Stadtgebieten von Frankfurt am <strong>Main</strong> und Offenbach entlang<br />
der Autobahn A66 bis nach Fulda. Im nordöstlichen Teil <strong>des</strong> Regierungsbezirkes Darmstadt<br />
gelegen weist der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> eine geographisch günstige Lage auf. Darüber<br />
hinaus stellt die Region <strong>im</strong> Ballungsraum Rhein-<strong>Main</strong>-Gebiet als Standort bedeutender<br />
Wirtschaftsunternehmen einen wichtigen Bestandteil dar.<br />
Übersicht 1: Hessen und die Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 14
3.1 Bevölkerung<br />
Eine weiterhin leicht wachsende Bevölkerung charakterisiert die Region am Rande <strong>des</strong><br />
Verdichtungsraumes FrankfurtRhein<strong>Main</strong>. Wie in vergleichbaren Regionen in der Bun<strong>des</strong>republik<br />
handelt es sich auch bei der hiesigen um eine Metropolregion mit internationaler<br />
Ausrichtung.<br />
3.1.1 Übersicht<br />
Im <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> (Fläche: 1.397 km 2 ) lebten Ende 2004 mehr als 410.000 Menschen,<br />
das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 294 Einwohnern pro Quadratkilometer.<br />
Übersicht 2: Bevölkerung, Fläche und Einwohnerdichte <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
gegenüber anderen ausgewählten hessischen Landkreisen*<br />
Landkreis Bevölkerung Fläche in km 2 Dichte<br />
Einwohner je km 2<br />
<strong>Main</strong>-Taunus-<strong>Kreis</strong> 224.029 222,40 1007<br />
Landkreis Offenbach 338.252 356,29 949<br />
Groß-Gerau 252.283 453,05 557<br />
Hochtaunuskreis 227.708 482,04 472<br />
Darmstadt-Dieburg 290.915 658,50 442<br />
Bergstraße 266.316 719,54 370<br />
Landkreis Gießen 256.246 854,63 300<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> 410.203 1.397,57 294<br />
Wetteraukreis 298.670 1.100,71 271<br />
L<strong>im</strong>burg-Weilburg 176.158 738,45 239<br />
Odenwaldkreis<br />
Vergleichszahlen<br />
100.522 623,97 161<br />
Bayerischer Untermain 375.369 1.477,81 254<br />
Hessen 6.067.765 21.114,83 289<br />
Bun<strong>des</strong>republik 82.500.000 357.031 231<br />
*zum 31.12.2004. Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
Flächenmäßig steht der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> nach den Landkreisen Waldeck-Frankenberg,<br />
Schwalm-Eder und Vogelsberg an vierter Stelle aller hessischen Landkreise und ist der<br />
bevölkerungsreichste <strong>Kreis</strong> in Hessen (Bevölkerungsanteil bezogen auf Hessen:<br />
6,8 Prozent). Wie die in Übersicht 2 aufgeführten Zahlen belegen, liegt die Region in Bezug<br />
auf die Bevölkerungsdichte nur wenig über dem hessischen Durchschnittswert.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 15
Sie unterschreitet deutlich Spitzenwerte, wie sie beispielsweise der <strong>Main</strong>-Taunus-<strong>Kreis</strong><br />
aufweist.<br />
3.1.2 Bevölkerungsentwicklung<br />
Wie nachfolgende Graphik verdeutlicht, hatte der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> <strong>im</strong> Laufe der 90er<br />
Jahre einen nicht zu vernachlässigenden Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen. Seit 1995<br />
ist die Schwelle von 400.000 Einwohnern überschritten. Die aktuelle Zahl liegt bei<br />
410.203 Einwohnern.<br />
Übersicht 3: Bevölkerungsentwicklung <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> seit 1995*<br />
412.000<br />
410.000<br />
408.000<br />
406.000<br />
404.000<br />
402.000<br />
400.000<br />
398.000<br />
396.000<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
*zum 31.12. <strong>des</strong> Jahres. Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
Im Zeitraum von 1995 bis 2004 ist die Bevölkerung <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> um 2,2 Prozent<br />
gewachsen. Damit lag das Wachstum über dem hessischen Durchschnitt. Allerdings ist<br />
der Zuwachs – auch <strong>im</strong> Vergleich zu anderen hessischen Landkreisen – deutlich zurückgegangen.<br />
Demgegenüber hat das Rhein-<strong>Main</strong>-Gebiet einen erheblichen Bevölkerungsrückgang<br />
zu verzeichnen.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 16
Übersicht 4: Bevölkerungsentwicklung hessischer Landkreise 1995 bis 2003<br />
Wetterau<br />
<strong>Main</strong>-Taunus<br />
Darmstadt-Dieburg<br />
Hochtaunuskreis<br />
Groß-Gerau<br />
Odenwald<br />
Bergstraße<br />
Offenbach<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong><br />
Rhein-<strong>Main</strong>*<br />
-7,4%<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 17<br />
2,3%<br />
2,5%<br />
2,2%<br />
3,0%<br />
2,9%<br />
3,5%<br />
4,2%<br />
5,2%<br />
5,0%<br />
-8,0% -6,0% -4,0% -2,0% 0,0% 2,0% 4,0% 6,0%<br />
*75 Kommunen <strong>des</strong> Planungsverbands Frankfurt. Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
3.2 Arbeitsmarkt<br />
3.2.1 Beschäftigungsentwicklung und –struktur<br />
Im <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> waren am 30.06.2004 insgesamt 110.667 Arbeitnehmer beschäftigt.<br />
Dies entspricht einem Anteil von 4,1 Prozent an den Sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in Hessen. Gegenüber dem Höchststand in den 90er Jahren mit rund<br />
120.000 Beschäftigten (1991) hat sich die Erwerbstätigenzahl in der Dekade von 1994<br />
bis 2004 auf wesentlich niedrigerem Niveau eingependelt. Nach einem leichten Anstieg<br />
<strong>im</strong> Jahr 2002 ist die Beschäftigtenzahl seither weiter rückläufig.
Übersicht 5: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
1994 – 2004*<br />
120.000<br />
110.000<br />
100.000<br />
90.000<br />
80.000<br />
70.000<br />
60.000<br />
50.000<br />
40.000<br />
30.000<br />
20.000<br />
10.000<br />
0<br />
1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
*zum 30.06. <strong>des</strong> Jahres. Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
Der augenfällige Beschäftigungsrückgang in den 90er Jahren, vor allem <strong>im</strong> Zeitraum<br />
1991-1997, wurde <strong>im</strong> Wesentlichen durch den Einbruch in der <strong>Industrie</strong> verursacht. Als<br />
Ursachen sind zu nennen: eine allgemein verbesserte Wettbewerbsfähigkeit durch Produktivitätssteigerung<br />
(Automatisierung) und Umstrukturierungsprozesse, in deren Verlauf<br />
bisherige Betriebsbestandteile in externe Dienstleistungsunternehmen umgewandelt<br />
wurden (Outsourcing, vgl. Kapitel 3.4).<br />
Auf den Tiefstand der 90er Jahre – 109.361 Beschäftigte <strong>im</strong> Jahr 1997 - folgte ein verhaltener<br />
Anstieg bis auf 113.602 Beschäftigte <strong>im</strong> Jahr 2002. Seither geht die Beschäftigtenzahl<br />
wieder zurück auf zuletzt 110.667 Beschäftigte (2004).<br />
Beachtet werden sollte bei diesen Zahlen das Wachstum der Teilzeitjobs, die ebenfalls zu<br />
den Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen. Hierbei handelt es sich um eine<br />
statistische Unschärfe, die mit den Jahren zun<strong>im</strong>mt.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 18
Übersicht 6: Veränderung der Beschäftigtenzahlen in Hessen 1998/2003*<br />
Odenwald<br />
Darmstadt-Dieburg<br />
Offenbach<br />
Hess. Landkreise<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong><br />
<strong>Main</strong>-Taunus<br />
Hessen gesamt<br />
Groß-Gerau<br />
Bergstraße<br />
Hess. Städt<br />
Darmstadt<br />
Frankfurt<br />
Wetterau<br />
Hochtaunus<br />
-3,3%<br />
0,5%<br />
0,7%<br />
0,9%<br />
3,0%<br />
4,0%<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 19<br />
1,2%<br />
1,7%<br />
2,1%<br />
2,1%<br />
4,6%<br />
4,8%<br />
5,3%<br />
9,1%<br />
-4,0% -2,0% 0,0% 2,0% 4,0% 6,0% 8,0% 10,0%<br />
*Zahl der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum 30.06 <strong>des</strong> Jahres. Quelle: Hess. Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
Betrachtet man den Zeitraum von 1998 bis 2003, so schneidet der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> mit<br />
einer Zuwachsrate von 1,2 Prozent (vgl. Übersicht 6) schlechter ab als der gesamthessische<br />
Durchschnitt (2,1 Prozent).
Übersicht 7: Zahl der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Gemeinden<br />
<strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es<br />
Gemeinde 2001 2002 2003<br />
Veränderung<br />
2001/2003<br />
Bad Orb 2.449 2.278 2.226 - 9%<br />
Bad Soden-Salmünster 4.153 4.278 4.257 + 3%<br />
Biebergemünd 1.061 1.192 1.093 + 3%<br />
Birstein 1.080 1.068 1.047 - 3%<br />
Brachttal 807 747 674 - 16%<br />
Bruchköbel 2.730 2.891 2.676 - 2%<br />
Erlensee 1.651 1.726 1.642 - 1%<br />
Flörsbachtal 169 180 186 + 10%<br />
Freigericht 2.029 1.911 1.824 - 10%<br />
Gelnhausen 10.180 10.413 10.443 + 3%<br />
Großkrotzenburg 1.363 1.350 1.167 - 14%<br />
Gründau 3.412 3.631 3.422 0%<br />
Hammersbach 669 705 559 - 16%<br />
Hanau 45.446 47.088 46.756 + 3%<br />
Hasselroth 886 879 873 - 1%<br />
Jossgrund 438 405 393 - 10%<br />
Langenselbold 3.276 3.460 3.884 + 19%<br />
Linsengericht 1.469 1.407 1.391 - 5%<br />
<strong>Main</strong>tal 7.989 8.041 7.938 - 1%<br />
Neuberg 308 341 316 + 3%<br />
Nidderau 2.518 2.485 2.473 - 2%<br />
Niederdorfelden 851 822 885 + 4%<br />
Rodenbach 1.381 1.368 1.351 - 2%<br />
Ronneburg 256 269 261 + 2%<br />
Schlüchtern 4.913 5.092 5.086 + 4%<br />
Schöneck 1.366 1.358 1.307 - 4%<br />
Sinntal 2.098 2.000 1.956 - 7%<br />
Steinau an der Straße 2.953 2.984 2.833 - 4%<br />
Wächtersbach 3.244 3.233 3.134 - 3%<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> gesamt 111.145 113.602 112.053 + 1%<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
Der Abwärtstrend auf der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>-Ebene verbirgt eine sehr differenzierte Entwicklung<br />
in den einzelnen Kommunen. Übersicht 7 zeigt für den Zeitraum 2001-2003<br />
zum Teil erhebliche Unterschiede von Gemeinde zu Gemeinde auf. Insbesondere in den<br />
kleineren Gemeinden hängt die Beschäftigungssituation stark von der Entwicklung<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 20
einzelner Betriebe ab: Ansiedlung, Ab- bzw. Umzug eines einzigen Unternehmens führen<br />
unmittelbar zu Beschäftigungszuwachs oder –abbau <strong>im</strong> zweistelligen Bereich. Zahlreiche<br />
weitere Faktoren, sowohl überregional als auch regional, bedingen Umbruchsituationen<br />
auf dem örtlichen Arbeitsmarkt. Die überregionale Umstrukturierung <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />
schlägt sich erkennbar in der Abnahme der Beschäftigtenzahlen in den Kurstädten<br />
nieder. Dagegen wirken sich Effekte wie Ausweisung neuer Gewerbeflächen und damit<br />
die Ansiedlung neuer Betriebe vor allem aus dem Dienstleistungsbereich bzw. Handel<br />
unmittelbar positiv aus.<br />
3.2.2 Pendlerbewegung<br />
Nach der neuesten Pendlerstatistik <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>arbeitsamtes Hessen, die auf der Beschäftigtenstatistik<br />
beruht, leben <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> 138.451 Arbeitnehmer (30.06.2004).<br />
Davon sind weit mehr als 50 Prozent auch in ihrem He<strong>im</strong>atkreis beschäftigt, d. i.<br />
78.849 Personen. Weitere 34 Prozent pendeln in andere Städte und <strong>Kreis</strong>e <strong>des</strong> Rhein-<br />
<strong>Main</strong>-Gebietes. Die Auspendlerquote insgesamt liegt bei rund 43 Prozent, d. i.<br />
59.602 Arbeitnehmer.<br />
Übersicht 8: Arbeitsorte der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
mit Wohnsitz <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> am 30.06.2004<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>; 57%<br />
Andere Bun<strong>des</strong>länder; 4%<br />
Übriges Hessen; 1%<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
Bayern; 4%<br />
Offenbach,<br />
Stadt u. <strong>Kreis</strong>; 6%<br />
Übriges Rhein-<strong>Main</strong>-Gebiet;<br />
7%<br />
Frankfurt, Stadt; 21%<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 21
Berücksichtigt man die Zahl der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
von 110.667, so lässt sich daraus die Anzahl der Einpendler zu 31.818 Personen<br />
ableiten (Einpendlerquote: 29 Prozent).<br />
In der Statistik wichtiger hessischer Einpendlerzentren findet auch die Stadt Hanau Berücksichtigung.<br />
Zur Verdeutlichung, welchen Anteil der gesamte <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> an<br />
Einpendlerbewegungen <strong>im</strong> Vergleich aufzuweisen hat, wurde er ebenfalls in die Graphik<br />
aufgenommen.<br />
Übersicht 9: Hessische Einpendlerzentren<br />
Hanau<br />
Frankfurt<br />
Wiesbaden<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
Offenbach<br />
Darmstadt<br />
Fulda<br />
32.960<br />
46.301<br />
31.818<br />
30.874<br />
64.709<br />
58.014<br />
84.463<br />
27.667<br />
71.647<br />
119.586<br />
110.667<br />
102.700<br />
302.356<br />
463.980<br />
0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt. Stand: 30.06.2004<br />
Einpendler<br />
Arbeitsplätze<br />
Von den über 100.000 Arbeitsplätzen in der Region besteht ein Großteil in der Stadt Hanau,<br />
die jedoch nicht in gleichem Maße von den Bewohnern besetzt werden. Führt man<br />
sich vor Augen, dass in der oben stehenden Übersicht unter die Rubrik "Einpendler Hanau"<br />
jetzt auch Bewohner <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es fallen, dann wird ersichtlich, dass<br />
zahlreiche Arbeitnehmer ihren Wohnort <strong>im</strong> Umland haben.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 22
3.2.3 Anmerkungen zur Arbeitslosigkeit<br />
3.2.3.1 Arbeitslosenentwicklung <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
Arbeitslosigkeit und Beschäftigungsentwicklung sind üblicherweise gekoppelte Phänomene:<br />
abnehmende Beschäftigung bedeutet steigende Arbeitslosigkeit und umgekehrt.<br />
Betrachtet man den Zeitraum von 2000 bis 2004 <strong>im</strong> Hinblick auf Bevölkerungs- und<br />
Beschäftigungsentwicklung, so stehen einem Zuwachs von einem Prozent (Bevölkerung)<br />
eine Abnahme von einem Prozent (Beschäftigung) gegenüber (vgl. Kapitel 3.1.2 und<br />
3.2.1). Diese Entwicklungen zeichnen sich auch in der Arbeitslosenquote ab: Der <strong>Main</strong>-<br />
<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> registrierte <strong>im</strong> genannten Zeitraum ein Anwachsen der Arbeitslosenquote<br />
um einen Prozentpunkt.<br />
Übersicht 10: Arbeitslosenquote <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es und weiterer hessischer<br />
Landkreise*<br />
10,0%<br />
9,0%<br />
8,0%<br />
7,0%<br />
6,0%<br />
5,0%<br />
4,0%<br />
3,0%<br />
2,0%<br />
1,0%<br />
0,0%<br />
Bergstraße<br />
Darmstadt-Dieburg<br />
Groß-Gerau<br />
Hochtaunuskreis<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
<strong>Main</strong>-Taunus-<strong>Kreis</strong><br />
Odenwaldkreis<br />
Offenbach<br />
Rheingau-Taunus-<strong>Kreis</strong><br />
*zum 30.06. <strong>des</strong> Jahres. Quelle: Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit, Regionaldirektion Hessen<br />
Wetteraukreis<br />
Berücksichtigt man dagegen die jüngsten Erhebungen aus dem Jahre 2004, so scheint<br />
mit dem Jahr 2001 ein Min<strong>im</strong>um <strong>im</strong> betrachteten Zeitraum erreicht worden zu sein.<br />
Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg lässt sich wieder ein langsamer Rückgang<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 23<br />
2000<br />
2004
eobachten. Diese Tendenz steht <strong>im</strong> Gegensatz zur hessischen und bun<strong>des</strong>weiten Entwicklung.<br />
Nach wie vor liegt die Arbeitslosenquote der Region unter der <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> und konnte<br />
sich seit 1996 auch wieder unter hessischem Niveau einpendeln.<br />
Übersicht 11: Arbeitslosenquote seit 1996 <strong>im</strong> Vergleich*<br />
12,0%<br />
10,0%<br />
8,0%<br />
6,0%<br />
4,0%<br />
2,0%<br />
0,0%<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
*Jahresdurchschnittswerte bzw. zum 30.08.1999. Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
3.2.3.2 Strukturelle Aspekte<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
Land Hessen<br />
Zur Untersuchung struktureller Aspekte der Arbeitslosigkeit werden Alter, Berufsbildung<br />
und Qualifikation der Arbeitslosen berücksichtigt.<br />
Bei der Betrachtung der Altersstruktur der Arbeitslosen fällt als stärkste Gruppierung der<br />
Anteil der 35- bis 45 Jährigen mit einem Anteil von nahezu 30 Prozent auf. In dieser<br />
Gruppierung ist gegenüber der Untersuchung aus dem Jahre 2000 ein erhebliches Anwachsen<br />
zu verzeichnen. Demgegenüber ist der Anteil der 25- bis 35jährigen Arbeitslosen<br />
nur um zwei Prozentpunkte angewachsen. Im Bereich älterer Arbeitsloser (55 bis<br />
65 Jahre) ist der Rückgang von 26 Prozent (1999) um weit mehr als 10 Prozentpunkte<br />
auffällig. Dies liegt nicht zuletzt an Definitionen der offiziellen Arbeitslosenstatistik.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 24
Übersicht 12: Arbeitslosigkeit nach Altersgruppen<br />
45 bis unter 55 Jahre; 25%<br />
55 bis unter 65 Jahre; 12%<br />
Quelle: Agentur für Arbeit Hanau, September 2004<br />
35 bis unter 45 Jahre; 27%<br />
bis unter 25 Jahre; 14%<br />
25 bis unter 35 Jahre; 22%<br />
Die Qualifikation der Arbeitslosen <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> entspricht weitgehend den Verhältnissen<br />
auf Lan<strong>des</strong>- und Bun<strong>des</strong>ebene. Nach den jüngsten Erhebungen konnten mehr<br />
als 40 Prozent der Arbeitslosen keine abgeschlossene Berufausbildung vorweisen. Unter<br />
denjenigen Arbeitslosen mit Berufsausbildung stellt die Gruppe mit betrieblicher Ausbildung<br />
den größten Anteil. Den kleinsten Teil machen die Arbeitslosen mit Berufsfach-,<br />
Fachschul-, Fachhoch- oder Hochschulabschluss aus.<br />
Übersicht 13: Berufsausbildung der Arbeitslosen<br />
Fachschule; 3%<br />
betriebliche Ausbildung; 50%<br />
Berufsfachschule; 1%<br />
Quelle: Agentur für Arbeit Hanau, September 2004<br />
Fachhochschule; 2%<br />
Hochschule/Universität; 3&<br />
ohne abgeschl. Berufsausb.; 41%<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 25
Dass Arbeitslosigkeit vor allem weniger Qualifizierte betrifft, zeigt Übersicht 14. Zwei<br />
Drittel der Arbeitslosen sind Arbeiter; die Mehrzahl davon hatte keinen Facharbeiterstatus.<br />
Tendenziell hat sich ihr Anteil gegenüber 1998 jedoch verringert, der Facharbeiter-Anteil<br />
ist demgegenüber leicht gestiegen. Gegenläufig sind die Veränderungen <strong>im</strong><br />
Bereich der Angestellten. Dort hat sich der Anteil von Angestellten mit gehobener Tätigkeit<br />
an den Arbeitslosen verringert, derjenige von Angestellten mit einfacher Tätigkeit<br />
erhöht.<br />
Übersicht 14: Berufliche Qualifikation der Arbeitslosen<br />
Facharbeiter<br />
27%<br />
Nichtfacharbeiter<br />
37%<br />
Quelle: Strukturbericht Arbeitsamt Hanau. Stand: September 2002<br />
Angestellte mit einfacher Tätigkeit<br />
19%<br />
Angestellte mit gehobener<br />
Tätigkeit<br />
17%<br />
Nach ihrer Arbeitsmotivation lassen sich die Arbeitslosen grob in drei Gruppen einteilen:<br />
Die erste Gruppe sind direkt vermittelbare Arbeitssuchende, die zweite Gruppe nicht direkt<br />
vermittelbare Arbeitssuchende und die letzte Gruppe sind Nicht-Arbeitssuchende 4 .<br />
Die erste Gruppe der direkt vermittelbaren Arbeitssuchenden ist überwiegend aus konjunkturellen<br />
Gründen arbeitslos. Verschiedene Ursachen sind für die fehlenden direkten<br />
Vermittlungschancen der zweiten Gruppe verantwortlich: Alter, Qualifikation und/ oder<br />
persönliche Merkmale. Hier sind besondere Maßnahmen notwendig. Unter die letzte<br />
Gruppe fallen Personen, die sich zur Wahrung ihrer sozialen Ansprüche arbeitslos melden,<br />
die aus ökonomisch-rationalen Gründen arbeitslos registriert sind oder die bereits<br />
wieder über einen neuen Arbeitsplatz verfügen.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 26
Nicht übersehen werden dürfen freilich die nicht registrierten Arbeitslosen in der sogenannten<br />
Stillen Reserve.<br />
Arbeitslosigkeit in der Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> ist - wie in ganz Deutschland - ein bedrücken<strong>des</strong><br />
und vielschichtiges Problem. Die Analyse der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-Arbeitsmarktzahlen<br />
zeigt, dass pauschale Vorstellungen dem Problem nicht gerecht werden.<br />
3.3 <strong>Industrie</strong>struktur<br />
Die Wirtschaftsstruktur <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> ist auch heute noch stark vom Produzierenden<br />
Gewerbe geprägt. Der Strukturwandel in diesem Sektor, wie er weltweit registriert<br />
wird, macht jedoch auch vor der Region nicht Halt. Trends, die diesen Wandel prägen<br />
und bereits eingangs geschildert wurden, führen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit,<br />
oft jedoch unter Reduktion der Mitarbeiterzahl. Tatsache ist, dass die Zahl der<br />
Beschäftigten <strong>im</strong> industriellen Bereich zurückgeht, während die Arbeitnehmerzahl in den<br />
Dienstleistungsbranchen steigt. Gleichzeitig ist ein Rückgang der Wertschöpfung <strong>im</strong><br />
Produzierenden Gewerbe nicht <strong>im</strong> gleichem Maße zu verzeichnen gewesen wie eine<br />
Abnahme der Beschäftigung. Auch hier in der Region findet die Entkopplung von Wirtschaftsentwicklung<br />
und Arbeitsmarkt statt.<br />
3.3.1 Bruttowertschöpfung<br />
Die Bruttowertschöpfung pro Erwerbstätigem <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> lag <strong>im</strong> Jahr 2003 bei<br />
55.145 €. Damit liegt die Wirtschaftsleistung der Region zwar unter dem Lan<strong>des</strong>durchschnitt<br />
(59.234 €), aber rund zehn Prozent über dem Bun<strong>des</strong>mittel. Im Vergleich zu den<br />
Städten <strong>des</strong> Rhein-<strong>Main</strong>-Gebiets und auch manchen Landkreisen schneidet der <strong>Main</strong>-<br />
<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> schlechter ab (63.945 €).<br />
Ursache für diese Entwicklung ist die unterschiedliche Branchenstruktur der Kernzone<br />
gegenüber der Region. Die Wirtschaftsleistung der Großstädte <strong>des</strong> Ballungsraums stützt<br />
sich <strong>im</strong> Wesentlichen auf best<strong>im</strong>mte Dienstleistungssektoren wie Banken, Börse und<br />
Versicherungen. Dagegen stammt die Wertschöpfung <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> zu über<br />
30 Prozent aus dem Produzierenden Gewerbe. Demgegenüber liegen die Werte <strong>des</strong><br />
Rhein-<strong>Main</strong>-Gebietes bei weniger als 25 Prozent.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 27
Übersicht 15: Wirtschaftskraft der Branchen / Bruttowertschöpfung in den<br />
Wirtschaftsbereichen <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es<br />
40,0%<br />
35,0%<br />
30,0%<br />
25,0%<br />
20,0%<br />
15,0%<br />
10,0%<br />
5,0%<br />
0,0%<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />
Land- und Forstwirtschaft,<br />
Fischerei<br />
Finanz., Vermietung u.<br />
Unternehmensdienstleister<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
Produzieren<strong>des</strong> Gewerbe<br />
einschl. Baugewerbe<br />
Öffentliche und<br />
private Dienstleister<br />
Handel, Gastgewerbe<br />
und Verkehr<br />
Bei der Betrachtung der Entwicklung in den einzelnen Sektoren fällt auf, dass sich der<br />
Beitrag <strong>des</strong> Produzierenden Gewerbes zur gesamten Wirtschaftsleistung <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es<br />
kontinuierlich verringert hat. Ausgehend von einem Anteil von mehr als<br />
40 Prozent Anfang der 90er Jahre trägt das Produzierende Gewerbe heute nur noch zu<br />
einem Drittel zur Bruttowertschöpfung bei.<br />
Demgegenüber konnte der Dienstleistungsbereich Finanzwesen, Vermietung und Unternehmensdienstleiter<br />
seinen Beitrag zur Wertschöpfung von etwa einem Viertel auf knapp<br />
ein Drittel ausbauen.<br />
Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass das Produzierende Gewerbe in oben erläuterter<br />
Weise auch direkt und über den Dienstleistungssektor (Unternehmensdienstleister)<br />
indirekt am Wertschöpfungsprozess beteiligt ist (siehe auch Kapitel 3.4)<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 28
Übersicht 16: Entwicklung der Bruttowertschöpfung <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
in den Jahren 1991 bis 2003 in Mio. Euro<br />
9.000<br />
8.000<br />
7.000<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
Die Gesamtentwicklung der Bruttowertschöpfung <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> verzeichnete in den Jahren<br />
1991 bis 2003 einen Zuwachs von 34 Prozent. Derzeit liegt die Bruttowertschöpfung zu<br />
Herstellungspreisen <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> bei 8,8 Mrd. €. Damit liegt eine Wachstumsdynamik<br />
vor vergleichbar mit der in Hessen und der <strong>des</strong> Rhein-<strong>Main</strong>-Gebietes (jeweils<br />
rund 30 Prozent).<br />
3.3.2 Beschäftigte nach Wirtschaftsabteilungen<br />
Eine Betrachtung, in welchen Wirtschaftsabteilungen die Beschäftigten <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es<br />
arbeiten, liefert folgen<strong>des</strong> Bild: Wenige Prozentpunkte entfallen auf den Bereich<br />
Land- und Forstwirtschaft (999 Arbeitnehmer), etwa ein Fünftel auf öffentliche<br />
Verwaltung (24.436). Im Sektor Handel, Gastgewerbe und Verkehr sind rund ein Viertel<br />
der Arbeitnehmer beschäftigt, d. i. 26.821. 16 Prozent entfallen auf den Dienstleistungsbereich<br />
Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister (17.829) und weit<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 29
mehr als ein Drittel der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist <strong>im</strong> industriellen<br />
Sektor angesiedelt (40.581).<br />
Übersicht 17: Beschäftigungsstruktur <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>*<br />
Öffentliche und<br />
private<br />
Dienstleister<br />
22%<br />
Finanzierung,<br />
Vermietung und<br />
Unternehmensdienstleister<br />
16%<br />
Land- und<br />
Forstwirtschaft,<br />
Fischerei<br />
1%<br />
Handel, Gastgewerbe<br />
und Verkehr<br />
24%<br />
*Zahl der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am 30.06.2004<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
Produzieren<strong>des</strong><br />
Gewerbe<br />
37%<br />
Damit hat das Produzierende Gewerbe den größten Anteil am Beschäftigungsmarkt der<br />
Region. Den aufgeführten Zahlen lässt sich die Bedeutung der <strong>Industrie</strong> als wichtigster<br />
Arbeitgeber in der Region entnehmen: Sie bildet die Basis der Wirtschaftsstruktur.<br />
Diese Situation ist nicht selbstverständlich, geht doch der Trend hin zur Dienstleistungsgesellschaft.<br />
Das weltweit zu verzeichnende dynamische Wachstum <strong>des</strong> Dienstleistungssektors<br />
macht sich auch <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> bemerkbar, wie die zahlenmäßige<br />
Entwicklung in den letzten Jahren dokumentiert.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 30
Übersicht 18: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Wirtschaftsabteilungen<br />
<strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es<br />
60000<br />
50000<br />
40000<br />
30000<br />
20000<br />
10000<br />
0<br />
1995 2000 2002 2003 2004<br />
Produzieren<strong>des</strong> Gewerbe Sonstige Dienstleistungen<br />
Handel, Gastgewerbe und Verkehr Land- und Forstwirtschaft<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt (1995 und 2000 andere Aufteilung nach WZ 93 bzw. WZ 73)<br />
Auch wenn der Rückgang in anderen Wirtschaftsabteilungen nicht vollständig aufgefangen<br />
werden konnte, so kann der Dienstleistungssektor dennoch ein kontinuierliches<br />
Anwachsen der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten verbuchen – dies eine Manifestation<br />
<strong>des</strong> weltweiten Trends hin zur Dienstleistungsgesellschaft.<br />
3.3.3 Betriebe nach Zahl und Branchen<br />
Nach der jüngsten Erhebung bestehen <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> derzeit 833 <strong>Industrie</strong>betriebe.<br />
Die folgende Übersicht weist die unterschiedlichen Branchen aus, in denen die<br />
Firmen tätig sind.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 31
Übersicht 19: Anzahl der Betriebe <strong>des</strong> Verarbeitenden Gewerbes und <strong>des</strong> Baugewerbes<br />
<strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>*<br />
Bergbau 15<br />
Verarbeiten<strong>des</strong> Gewerbe 818<br />
Ernährungsgewerbe 70<br />
Tabakverarbeitung 1<br />
Textilgewerbe 6<br />
Bekleidungsgewerbe 9<br />
Ledergewerbe 7<br />
Holzgewerbe 40<br />
Papiergewerbe 23<br />
Verlags- u. Druckgewerbe, Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- u. Datenträgern 113<br />
Kokerei, Mineralölverarbeitung, Herstellung u. Verarbeitung von Spalt- u. Brutstoffen 3<br />
Chemische <strong>Industrie</strong> 41<br />
Herstellung von Gummi- u. Kunststoffwaren 66<br />
Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden 37<br />
Metallerzeugung u. –bearbeitung 24<br />
Herstellung v. Metallerzeugnissen 88<br />
Maschinenbau 101<br />
Herstellung v. Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten u. –einrichtungen 11<br />
Herstellung v. Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung u. Ä. 34<br />
Rundfunk-, Fernseh- u. Nachrichtentechnik 14<br />
Medizin-, Mess-, Steuer- u. Regelungstechnik, Optik 70<br />
Herstellung v. Kraftwagen und Kraftwagenteilen 14<br />
Sonstiger Fahrzeugbau 3<br />
Herstellung v. Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten, Sportgeräten, Spielwaren u.<br />
sonstigen Erzeugnissen 35<br />
Recycling 8<br />
insgesamt 833<br />
Baugewerbe 579<br />
* <strong>im</strong> Handelsregister eingetragen. Stand: Juni 2005<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 32
Übersicht 20: Branchenstruktur <strong>im</strong> Verarbeitenden Gewerbe <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<br />
<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es*<br />
Alle übrigen Branchen<br />
37%<br />
Gummi- und<br />
Kunststoffwaren<br />
8%<br />
* <strong>im</strong> Handelsregister eingetragen. Stand: Juni 2005<br />
Medizin-, Mess-u.<br />
Regelungs-Technik,<br />
Optik<br />
9%<br />
Verlags- und<br />
Druckgewerbe<br />
14%<br />
Maschinenbau<br />
12%<br />
Ernährungsgewerbe<br />
9%<br />
Herst. v. Metall-<br />
Erzeugnissen<br />
11%<br />
Das branchenstrukturelle Bild, wie es sich bereits in der Beschäftigten-Statistik gezeigt<br />
hat, gibt unter Berücksichtigung der Umsätze die Bedeutung von vier führenden Wirtschaftsabteilungen<br />
wieder: Dies sind die Metallerzeugung, die Gummi- und Kunststoffindustrie,<br />
die Elektrotechnik sowie die Chemische <strong>Industrie</strong>.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 33
Übersicht 21: Beschäftigte und Umsätze <strong>des</strong> Verarbeitenden Gewerbes <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<br />
<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> nach Branchen <strong>im</strong> Jahr 2004*<br />
Branche Beschäftigte Betriebe Umsatz in 1.000 Euro<br />
Metallerzeugung und -<br />
bearbeitung 5.379 33 2.859.295<br />
Gummi- und Kunststoffwaren<br />
5.426 25 759.074<br />
Büro- + DV-Geräte;<br />
Elektrotechnik 3.829 20 578.771<br />
Chemische <strong>Industrie</strong> 2.798 14 390.494<br />
Maschinenbau 2.590 36 322.224<br />
Fahrzeugbau 1.647 7 227.478<br />
Glas, Steine + Erden 658 10 211.143<br />
Papier- und Druckgewerbe<br />
1.494 18 194.630<br />
Holz (o.Möbel) 791 11 148.865<br />
Ernährung 1.039 20 138.221<br />
Möbelherstellung 545 7 118.344<br />
Textil und Bekleidung ./. 1 ./.<br />
Insgesamt 26.876 210 6.000.092<br />
*für <strong>Industrie</strong>betriebe ab 20 Beschäftigte. Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt<br />
Bemerkenswert ist die relativ großbetriebliche Struktur der <strong>Industrie</strong> <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<br />
<strong>Kreis</strong>es, insbesondere in Hanau 5 . Von den 100 größten <strong>Industrie</strong>betrieben in Hessen haben<br />
sieben ihren Standort <strong>im</strong> hiesigen Wirtschaftsraum. Von den 13 größten <strong>Industrie</strong>betrieben<br />
<strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> haben acht ihren Sitz in Hanau. Allein drei davon mit zusammen<br />
etwa 4.000 Beschäftigten sind in der größten <strong>Industrie</strong>branche <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es, der Kunststoff-<br />
und Gummiindustrie, tätig.<br />
Daneben gilt es auf die sehr unterschiedlichen Unternehmensstrukturen <strong>des</strong> Maschinenbaus<br />
hinzuweisen, <strong>des</strong>sen starke Position von einer größeren Anzahl kleiner und mittlerer<br />
Betriebe getragen wird (vgl. Übersicht 19).<br />
3.3.4 Exportabhängigkeit der Branchen<br />
Die wirtschaftliche Situation vieler Branchen <strong>im</strong> hiesigen Wirtschaftsraum wird maßgeblich<br />
vom Export beeinflusst, wie die Übersicht 22 belegt. Im Durchschnitt ergibt sich<br />
für den <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> eine über dem Bun<strong>des</strong>durchschnitt liegende Exportabhängig-<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 34
keit, die mit nahezu 50 Prozent zu beziffern ist. Von den für die Region wesentlichen<br />
Branchen sind nahezu alle Bereiche, insbesondere der Maschinenbau und die Metallerzeugung<br />
sowie die bereits genannte Chemische <strong>Industrie</strong>, für sich stark exportabhängig.<br />
Dagegen liegt die Exportabhängigkeit der Gummi- und Kunststoffindustrie mit 31 Prozent<br />
erheblich unter dem hessischen Durchschnitt von 42 Prozent. Neben diesen direkt<br />
messbaren Werten ist auch die indirekte Abhängigkeit der <strong>Industrie</strong> vom Export zu berücksichtigen-<br />
die tatsächlichen Werte liegen also noch weit darüber.<br />
Übersicht 22: Exportabhängigkeit der Branchen <strong>des</strong> Verarbeitenden Gewerbes<br />
Metallerzeugung<br />
Chemische Erzeugnisse<br />
DV + Elektrotechnik<br />
Glas + Keramik<br />
Durchschnitt <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
Maschinenbau<br />
Durchschnitt Hessen<br />
Gummi und Kunststoff<br />
Fahrzeugbau<br />
Papier, Verlag + Druck<br />
Möbel + Schmuck; Recycling<br />
Ernährung<br />
Holz<br />
2%<br />
1%<br />
3%<br />
Quelle: Hessisches Statistisches Lan<strong>des</strong>amt 2004<br />
13%<br />
3.3.5 Räumliche Verteilung der <strong>Industrie</strong><br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 35<br />
60%<br />
31%<br />
30%<br />
42%<br />
47%<br />
50%<br />
48%<br />
57%<br />
57%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />
Als Zentrum der industriellen Aktivitäten <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> ist Hanau anzusehen: 26 Prozent aller<br />
<strong>Industrie</strong>betriebe <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es sind hier angesiedelt, durchschnittlich<br />
42 Prozent der Arbeitnehmer <strong>im</strong> Verarbeitenden Gewerbe haben in Hanau ihren Arbeitsplatz.
Der zweitgrößte <strong>Industrie</strong>standort der Region ist <strong>Main</strong>tal. Sein Anteil an kreisansässigen<br />
Unternehmen macht 11 Prozent aus. Hier spielt die große räumliche Nähe und günstige<br />
Verkehrsanbindung zum Ballungszentrum Frankfurt am <strong>Main</strong> eine wesentliche Rolle.<br />
Übersicht 23: <strong>Industrie</strong>standorte <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>*<br />
Bruchköbel<br />
3%<br />
Rest<br />
27%<br />
Nidderau<br />
3%<br />
Wächtersbach<br />
4%<br />
Steinau<br />
4%<br />
Freigericht<br />
Schlüchtern<br />
4%<br />
Langenselbold 5%<br />
4%<br />
Gelnhausen<br />
9%<br />
Hanau<br />
26%<br />
*Relativer Anteil der ansässigen, <strong>im</strong> Handelsregister eingetragenen <strong>Industrie</strong>betriebe. Stand: Juni 2005<br />
<strong>Main</strong>tal<br />
11%<br />
Weitere bedeutsame <strong>Industrie</strong>standorte liegen <strong>im</strong> <strong>Kinzig</strong>tal, das durch die Verkehrsachse<br />
A 66 gut erschlossen ist. <strong>Industrie</strong>lles Zentrum dort ist Gelnhausen. Mit einem Anteil von<br />
neun Prozent n<strong>im</strong>mt es einen Platz unmittelbar hinter <strong>Main</strong>tal ein. Relativ viele Unternehmen<br />
sind auch in Schlüchtern angesiedelt.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 36
3.3.6 Die 10 größten <strong>Industrie</strong>betriebe <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
Unternehmen Anzahl der Beschäftigten<br />
<strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
Heraeus<br />
(W. C. Heraeus, Heraeus Kulzer u. w.)<br />
Degussa Gruppe (Degussa AG Wolfgang,<br />
<strong>Industrie</strong>park Wolfgang, Goldschmidt<br />
Rewo, Steinau)<br />
2914<br />
2667<br />
Goodyear Dunlop Tires 2233<br />
Vacuumschmelze GmbH & Co. KG 1500<br />
Veritas AG 1469<br />
Umicore AG & Co. KG 960<br />
Woco <strong>Industrie</strong>technik GmbH 931<br />
RASMUSSEN 698<br />
I.G. Bauerhin GmbH 540<br />
DeguDent GmbH 481<br />
Quelle: Eigene Erhebungen. Stand: November 2005<br />
3.4 <strong>Industrie</strong>nahe Dienstleister<br />
Bei einer Betrachtung <strong>des</strong> industriellen Sektors muss man berücksichtigen, dass eine<br />
klare Trennung von Dienstleistungs- und Produktionsbereich oft nicht mehr möglich ist:<br />
Eine leistungsstarke <strong>Industrie</strong> ist Voraussetzung für unternehmensnahe Dienstleistungen.<br />
Viele <strong>Industrie</strong>produkte lassen sich ohne umfassenden Kundenservice gar nicht mehr<br />
absetzen. Tendenziell wachsen Dienstleistung und <strong>Industrie</strong> zusammen und bilden einen<br />
Verbund, der maßgebliche Impulse aus der <strong>Industrie</strong> erhält.<br />
Mit der Überlegung vieler Großunternehmen, sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren,<br />
geht die Tendenz einher, periphere Aufgabenbereiche nach außen zu geben. Sogenannte<br />
industrienahe Dienstleister decken die gesamte Leistungspalette von der Logistik<br />
über die Reinigung bis zum Restaurationsbetrieb ab.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 37
Umgekehrt bietet fast je<strong>des</strong> Produktionsunternehmen auch Dienstleistungen an, beispielsweise<br />
"After-Sales"-Dienstleistungen, um die Kundenbindung zu erhöhen. Aus diesen<br />
Entwicklungen rührt das bemerkenswerte Wachstum der industrienahen Dienstleister<br />
her. Gleichzeitig wird deutlich, dass sich die Trennungslinie von Produktion und Dienstleistung<br />
in vielen Bereichen nicht mehr scharf ziehen lässt.<br />
Die bedeutendste Gruppe innerhalb der unten aufgeführten Tabelle stellen die unternehmensnahen<br />
Dienstleistungen mit 5.007 Betrieben dar. Dazu gehören PR-, Graphik-<br />
und Werbeagenturen, Unternehmensberatungen, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften,<br />
Steuerberatungen, Planungsbüros etc. Bei der Betrachtung dieser Gruppe fällt weiterhin<br />
die über die Jahre starke Zunahme von Unternehmensberatungen auf, die in vielfältiger<br />
Weise <strong>Industrie</strong>betrieben zuarbeiten. Von besonderer Bedeutung ist die Informations-<br />
und Kommunikationsbranche (u.a. Call-Center), die rasante Zuwächse zu verzeichnen<br />
hat.<br />
Übersicht 24: Dienstleistungsunternehmen <strong>im</strong> Bezirk<br />
der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern*<br />
Bezeichnung Anzahl<br />
Verkehr (Land- und Eisenbahnverkehr) 616<br />
Schifffahrt 7<br />
Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr, Verkehrsvermittlung 329<br />
Kreditgewerbe 74<br />
Versicherungsgewerbe 9<br />
mit dem Kredit- und Versicherungsgewerbe verbundene Tätigkeiten 1.290<br />
Grundstücks- und Wohnungswesen 1.272<br />
Vermietung beweglicher Sachen ohne Bedienungspersonal 272<br />
Datenverarbeitung 975<br />
Forschung und Entwicklung 19<br />
Erbringung von Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen 5.007<br />
Erziehung und Unterricht 128<br />
Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 267<br />
Abwasser- und Abfallbeseitigung und sonstige Entsorgung 44<br />
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 431<br />
*Zahl der Kleingewerbetreibenden und Handelsregister-Betriebe. Stand: Juli 2005<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 38
3.5 Materielle Infrastruktur<br />
Die Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> liegt verkehrsgeographisch in der Mitte Deutschlands und<br />
ist mit den Verkehrsträgern gut an das internationale Verkehrsnetz angebunden. Dabei<br />
stellt die räumliche Nähe zum Flughafen Frankfurt einen sehr bedeutsamen Standortfaktor<br />
dar. Der Stellenwert dieser geographisch günstigen Lage spiegelt nicht zuletzt die<br />
Standortbeurteilung bereits ansässiger Unternehmen wider (siehe Kapitel 4).<br />
3.5.1 Verkehr<br />
3.5.1.1 Luftverkehr<br />
Die räumliche Nähe zum Flughafen Frankfurt stellt einen sehr bedeutsamen Standortfaktor<br />
für den <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> dar. Die Bedeutung <strong>des</strong> Flughafens Frankfurt <strong>Main</strong> und<br />
die Notwendigkeit <strong>des</strong> Ausbaus ergeben sich aus seiner zentralen Funktion als nationales<br />
und internationales Drehkreuz <strong>des</strong> Luftverkehrs. Der Flughafen Frankfurt <strong>Main</strong> hat in den<br />
letzten Jahren eine rasante Entwicklung vollzogen. 2004 stieg die Zahl der Fluggäste<br />
erstmals über 50 Millionen Passagiere, nämlich auf 51,1 Millionen, an. Dies bedeutet<br />
einen Zuwachs von 5,7 Prozent und stellt somit einen Jahresrekord in der Flughafengeschichte<br />
dar. Gleichzeitig stieg die Luftfracht um 13,1 Prozent auf 1,75 Millionen Tonnen.<br />
Um den künftigen Anforderungen <strong>des</strong> internationalen Luftverkehrs gerecht zu werden,<br />
muss der Ausbau <strong>des</strong> Flughafens Frankfurt <strong>Main</strong> ohne Verzögerung umgesetzt werden.<br />
Dringend erforderlich ist der Ausbau <strong>des</strong> Flughafens Frankfurt <strong>Main</strong> auf der Grundlage<br />
<strong>des</strong> Mediations-Paketes (Ausbau, Nachtflugverbot, Opt<strong>im</strong>ierung, Lärmpakt und Dialogforum).<br />
3.5.1.2 Straßenverkehr<br />
Auf dem Gebiet <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es erstreckt sich ein Verkehrsnetz von insgesamt<br />
81 Kilometern Bun<strong>des</strong>autobahn, 140 Kilometern Bun<strong>des</strong>straße, 573 Kilometern Lan<strong>des</strong>straße<br />
sowie 266 Kilometern <strong>Kreis</strong>straße.<br />
Die Anbindung nahezu aller Kommunen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> an die überregionalen Verkehrsachsen<br />
kann als gut bis sehr gut bezeichnet werden. Die Autobahnen A 45 und A 66 erschließen<br />
die Region in alle Richtungen. Von Norden nach Süden verläuft die A 45. Am Hanauer<br />
Kreuz bindet die A 45 an die A 66 an, die den <strong>Kreis</strong> von Südwesten nach Nordosten erschließt.<br />
Das Hanauer Kreuz, eines der größten Autobahnkreuze in Hessen, bewirkt die<br />
besonders gute Anbindung der Stadt Hanau und deren Stadtteile an das überregionale<br />
Autobahn-Netz. Neue Anschlussstellen in Langenselbold und Hammersbach werden ab<br />
2006 die verkehrliche Anbindung verbessern. Insbesondere die A 66 steht für die Anbindung<br />
an die neuen Bun<strong>des</strong>länder und darüber hinaus an den Osten Europas. Zur Zeit<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 39
endet die Ausbaustrecke bei Schlüchtern, dringend erforderlich ist jedoch der Weiterbau<br />
bis Fulda (Anschluss A 7). In der Gegenrichtung nach Frankfurt ist der ungehinderte Verkehrsfluss<br />
durch fehlende Anbindung an die A 661 (Riederwaldtunnel) noch nicht gewährleistet.<br />
Im Süden der Region wird der verbesserte Anschluss an die Trasse A 3 über<br />
die B 45 durch ein umfangreiches Bauprojekt derzeit realisiert.<br />
Innerhalb <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es sind die Kommunen durch die Bun<strong>des</strong>straßen B 43,<br />
B 45, B 276 und B 457 an die überregionalen Verkehrswege angebunden.<br />
Mit einer Personenkraftfahrzeugdichte von 544 PKW auf 1.000 Einwohner weist die Region<br />
einen relativ hohen Wert auf, der dem der anderen Landkreise <strong>des</strong> Rhein-<strong>Main</strong>-Gebiets<br />
aber durchaus vergleichbar ist (Durchschnitt: 550 PKW/ 1000 Einwohner).<br />
3.5.1.3 Schienenverkehr, Öffentlicher Personennahverkehr<br />
Der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> verfügt über mehrere überregionale Bahnstrecken: Frankfurt-<br />
Fulda, Frankfurt-Würzburg, Gelnhausen-Gießen, Hanau-Friedberg sowie Hanau-Stuttgart<br />
(Odenwald). Von besonderer Bedeutung ist dabei die Achse Frankfurt-Fulda. Die Strecke<br />
ist z. Zt. nur bis Meerholz – Hailer dreigleisig ausgebaut. Für das 3. Gleis bis Gelnhausen<br />
läuft das Planfeststellungsverfahren. Erst nach Realisierung dieser Baumaßnahme und<br />
Beseitigung aller schienengleichen Bahnübergänge kann die Strecke als Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
befahren werden.<br />
Eine <strong>im</strong> frühen Planungsstadium sich befindende Neubaustrecke, mit Anbindung an die<br />
Hochgeschwindigkeitstrasse Fulda – Würzburg würde eine noch bessere West-Ost-Verbindung<br />
gewährleisten. Diese Maßnahme wird seit vielen Jahren diskutiert.<br />
Seit Hanau in das Streckennetz <strong>des</strong> ICE eingebunden ist (Mai 1995), halten zur Zeit täglich<br />
21 ICE-Züge am Hauptbahnhof. Hanau ist dadurch direkt mit Stuttgart, München,<br />
Hannover, Hamburg und Berlin verbunden. Die IHK fordert die Wiederaufnahme der ICE-<br />
Linie 41, die vom Ruhrgebiet über Hanau nach München führt, in den Fahrplan der Deutschen<br />
Bahn AG. Die Funktion Hanaus als Systemhalt darf nicht beeinträchtigt werden.<br />
Intercity-Linien ergänzen die überörtliche Anbindung durch die Relationen Hanau-Leipzig-Dresden,<br />
Hanau-Köln und Hanau-Würzburg-Nürnberg.<br />
Die rückläufige Entwicklung <strong>des</strong> Schienen-Güterverkehrs steht tendenziell in Einklang<br />
mit der <strong>im</strong> gesamten Bun<strong>des</strong>gebiet. Im <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> existieren keine Stückgutbahnhöfe<br />
mehr, in gleicher Weise hat der Transport <strong>im</strong> Wagenladungsverkehr abgenommen.<br />
Eine positive Entwicklung n<strong>im</strong>mt das Geschäft der Bahn mit Ganzzügen zum Beispiel<br />
<strong>im</strong> Automobilbau als Zulieferverkehr von Teileherstellern zum Montagewerk. Der<br />
kombinierte Verkehr (Straße/Schiene) wird für die Region nur über das nächstliegende<br />
Terminal Frankfurt-Ost abgewickelt. Ein engeres Terminal-Netz wäre aus ökonomischen<br />
Gründen nicht sinnvoll.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 40
Mit der Gründung <strong>des</strong> Rhein-<strong>Main</strong>-Verkehrsverbun<strong>des</strong> (RMV) ist der <strong>Kreis</strong> in ein einheitliches<br />
Tarifgebiet eingebunden. Es reicht von Marburg <strong>im</strong> Norden bis Erbach <strong>im</strong> Odenwald<br />
<strong>im</strong> Süden, von L<strong>im</strong>burg <strong>im</strong> Westen bis nach Hünfeld <strong>im</strong> Osten.<br />
Im Schienenverkehr ist Hanau mit dem Zusammenlauf aus Aschaffenburg und Fulda am<br />
Hauptbahnhof mit dem Hauptbahnhof Frankfurt über Offenbach oder Frankfurt-Ost opt<strong>im</strong>al<br />
verbunden. Die S-Bahn-Linie 8 verbindet die Stadt auf der südmainischen Route<br />
mit <strong>Main</strong>z und Wiesbaden via Frankfurter City und Flughafen <strong>im</strong> 15- bzw. 30-Minuten-<br />
Takt.<br />
In der mittelfristigen Schienen-Verkehrswege-Planung ist der Bau der nordmainischen<br />
S-Bahn. Dies wäre eine weitere schnelle Verbindung über <strong>Main</strong>tal und Frankfurt-Süd<br />
zum Hauptbahnhof Frankfurt. Für die dazu notwendige Beseitigung der drei schienengleichen<br />
Bahnübergänge in Hanau ist das Planfeststellungsverfahren eingeleitet.<br />
3.5.1.4 Wasserstraße<br />
Von besonderer Bedeutung für die Massengüterbeförderung der Region ist der Hafen<br />
Hanau. Der Güterumschlag betrug 2004 nahezu 3,6 Millionen Tonnen mit steigender<br />
Tendenz. Damit ist der Hafen Hanau der zweitgrößte an der <strong>Main</strong>-Donau-Wasserstraße<br />
noch vor Frankfurt und nach Regensburg. Der <strong>Main</strong>hafen Hanau bietet infrastrukturell<br />
alle Voraussetzungen: Autobahnanschluss in einem Kilometer Entfernung, großd<strong>im</strong>ensionierter<br />
Gleisanschluss, auch für größere Schiffseinheiten ausgebautes Hafenbecken.<br />
3.5.2 Ver- und Entsorgung<br />
Als wichtige Standortfaktoren insbesondere für <strong>Industrie</strong>unternehmen sind kommunale<br />
Gebühren und Abgaben für Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten zu berücksichtigen.<br />
Hierzu zählen die Entgelte für die Versorgung mit Frischwasser, die Entsorgung von Abwasser<br />
und Abfall und darüber hinaus auch die Kommunalsteuern (vgl. 3.5.3).<br />
3.5.2.1 Frischwasser, Abwasser<br />
Im Gegensatz zur Entwicklung auf dem Energiesektor bestehen für die Wasserwirtschaft<br />
Ausnahmeregelungen <strong>im</strong> Kartellrecht. Sie lassen Gebiets- und Liefermonopole zu, die<br />
einen Wettbewerb zwischen den einzelnen Wasserversorgern unterbinden. Die Konzession<br />
zur Belieferung von Verbrauchern wird von den Kommunen vergeben.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 41
Übersicht 25: Wasser- und Abwasser: Preisvergleich der Versorgungsunter-<br />
nehmen <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es<br />
Gemeinde / Stadt<br />
Frischwasser<br />
Preis/Gebühr Abwassergebühr/-preis (brutto) Summe<br />
Niederschlagswassergebühr<br />
brutto in €/m 3 in €/m 3 Frischwassermenge in €/m 2 pro Jahr<br />
Hammersbach 1,40 2,7 4,10<br />
Flörsbachtal 1,55 3 4,55<br />
Sinntal 1,55 3,52 5,07<br />
Gründau 1,58 2,5 4,08<br />
Durchschnittlicher Preis in<br />
Deutschland (alte Bun<strong>des</strong>-<br />
länder) 1,61 1,92 3,53<br />
Brachttal 1,63 4,55 6,18<br />
Bad Soden-Salmünster 1,69 3,32 5,01<br />
Hanau 1,71 1,75 3,46 0,7<br />
Schlüchtern 1,77 1,98 3,75 0,33<br />
Ronneburg 1,80 3,02 4,82<br />
Steinau an der Straße 1,81 4,8 6,61<br />
Jossgrund 1,82 1,75 3,57<br />
Biebergemünd 1,82 3,1 4,92<br />
Großkrotzenburg 1,82 3,2 5,02<br />
Durchschnittlicher Preis in<br />
Hessen 1,85 2,87 4,72<br />
Wächtersbach 1,86 3,7 5,56<br />
Birstein 1,93 4 5,93<br />
Durchschnittlicher Preis <strong>im</strong><br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> 1,95 2,88 4,83<br />
Bad Orb 2,02 3 5,02 0,55<br />
<strong>Main</strong>tal 2,07 1,9 3,97 0,47<br />
Gelnhausen 2,18 2,91 5,09<br />
Linsengericht 2,18 3,98 6,16<br />
Erlensee 2,25 1,53 3,78 0,59<br />
Neuberg 2,25 2 4,25 0,26<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 42
Niederdorfelden 2,25 2 4,25 0,35<br />
Rodenbach 2,25 2,01 4,26 0,51<br />
Schöneck 2,25 2,33 4,58 0,39<br />
Bruchköbel 2,25 2,44 4,69 0,43<br />
Hasselroth 2,25 2,9 5,15<br />
Nidderau 2,25 3,17 5,42<br />
Freigericht 2,25 3,2 5,45<br />
Langenselbold 2,25 3,2 5,45<br />
Quelle: Eigene Erhebungen. Stand: Juli 2005<br />
Im <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> ist der Bezug von Frischwasser in den Gemeinden Hammersbach<br />
(1,40 €/m 3 ), Flörsbachtal und Sinntal (1,55) sowie Gründau (1,58) am günstigsten. Dem<br />
stehen zehn Gemeinden mit einem Preis von 2,25 €/m 3 gegenüber. Für den <strong>Kreis</strong> ergibt<br />
sich ein Durchschnittspreis von 1,95, der damit um 0,10 €/m 3 höher als in Hessen liegt.<br />
Ursachen für die Preisgestaltung können geologische oder topographische Bedingungen<br />
sein, die Versorgungsdichte, die Netzqualität und weitere.<br />
Differenzierter stellt sich die Situation <strong>im</strong> Abwasserbereich dar. Alleine aufgrund <strong>des</strong> in<br />
vielen Gemeinden bereits vorhandenen Splitting- Verfahrens - unterschieden wird zwischen<br />
Schmutzwasser- und Niederschlagswassergebühr – lassen sich die Preise nicht in<br />
jedem Falle vergleichen.<br />
Betrachtet man die Gesamtpreise (Frischwasser plus Abwasser), so steht Hanau mit<br />
3,46 €/m 3 am unteren Preisende bei den Gemeinden mit Splitting, darauf folgt Jossgrund<br />
mit 3,57 €/m 3 , eine Gemeinde ohne Gebührensplitting. Spitzenreiter bei den teuren<br />
Kommunen sind Steinau (6,61) und Brachttal (6,18, beide ohne Splitting). Der Durchschnittspreis<br />
<strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> beläuft sich auf 4,83 (in Hessen 4,72).<br />
Der hier aufgeführte Wasser- und Abwasserpreisvergleich erfasst die Frisch- und Abwasserpreise<br />
ohne Mess- und Grundpreise; bei Staffelpreisen ist <strong>im</strong> tabellarischen Vergleich<br />
der jeweils niedrigste Preis aufgeführt.<br />
Die Untersuchung der Hessen-IHKs hat das Preisgefüge bereits in Bewegung gebracht.<br />
3.5.2.2 Abfall<br />
Für die Abfallbeseitigung sind die <strong>Kreis</strong>gebietskörperschaften zuständig. In<br />
28 Kommunen der Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong> obliegt die Abfallentsorgung dem Eigenbetrieb<br />
Abfallwirtschaft <strong>des</strong> Landkreises. Die Stadt <strong>Main</strong>tal ist in diesem Bereich der Rhein-<strong>Main</strong><br />
Abfall GmbH angeschlossen.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 43
Die Gebühren der einzelnen Kommunen sind recht unterschiedlich, da in jeder Gemeinde<br />
andere kommunale Leistungen auf die Abfallgebühren umgelegt werden. Auch <strong>im</strong> Entleerungs-Rhythmus<br />
bestehen Unterschiede. Ein detaillierter Vergleich der Abfallgebühren<br />
ist daher nicht ohne Weiteres möglich.<br />
Einen Überblick über die Gebühren für zwei Modellfälle in der größten Stadt <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es<br />
<strong>im</strong> Vergleich zu anderen hessischen Städten ist in folgender Tabelle dargestellt:<br />
Übersicht 26: Abfallgebühren in einigen hessischen Städten<br />
Zweiwöchige Leerung,<br />
einer 240 Liter Restmüll-<br />
tonne<br />
Zweiwöchige Leerung<br />
eines 1,1 m3 Abfallcon-<br />
tainers<br />
Wiesbaden 16,90 66,50<br />
Darmstadt 25,94 105,17<br />
Frankfurt 26,60 109,34<br />
Hanau 30,00 136,88<br />
Kassel 35,80 154,60<br />
Quelle: IHK Darmstadt und eigene Erhebungen<br />
3.5.3 Gewerbeflächen und –steuer<br />
Sowohl für die Neuansiedlung von Betrieben als auch zur Förderung bereits ansässiger<br />
Unternehmen ist es notwendig, Ansiedlungsflächen in der Region bereitzuhalten.<br />
Der Raumordnungsplan weist für die Stadt Hanau 100 Hektar, für Schlüchtern 33 Hektar,<br />
für Steinau 38 Hektar, für Gelnhausen 34 Hektar und für <strong>Main</strong>tal nur noch 11 Hektar an<br />
zusätzlich zu schaffender Gewerbefläche aus. Eine Übersicht über derzeit verfügbare<br />
Gewerbeflächen der Kommunen vermittelt die <strong>Industrie</strong>- und Handelskammer Hanau-<br />
Gelnhausen-Schlüchtern <strong>im</strong> Internet.<br />
Zu den für Unternehmen investitionsrelevanten Entscheidungskriterien zählen in besonderem<br />
Maße auch die in der Region anfallenden Gewerbesteuern. Ein Vergleich innerhalb<br />
der Kommunen <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es zeigt, dass die Gewerbesteuer-Hebesätze in<br />
einem Bereich von 300 bis 430 rangieren, wobei die höchsten Werte für die größten<br />
Städte <strong>des</strong> <strong>Kreis</strong>es, Hanau und <strong>Main</strong>tal, anfallen.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 44
Übersicht 27: Grundsteuer und Gewerbesteuerhebesätze <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
Stadt / Gemeinde Grundsteuer B Gewerbesteuer<br />
Bad Orb 330 330<br />
Bad Soden-Salmünster 320 330<br />
Biebergemünd 200 300<br />
Birstein 240 310<br />
Brachttal 240 340<br />
Bruchköbel 250 320<br />
Erlensee 300 340<br />
Flörsbachtal 240 300<br />
Freigericht 280 310<br />
Gelnhausen 250 300<br />
Großkrotzenburg 230 330<br />
Gründau 200 300<br />
Hammersbach 230 320<br />
Hanau 320 430<br />
Hasselroth 220 330<br />
Jossgrund 230 300<br />
Langenselbold 240 310<br />
Linsengericht 240 310<br />
<strong>Main</strong>tal 350 395<br />
Neuberg 240 320<br />
Nidderau 240 320<br />
Niederdorfelden 280 350<br />
Rodenbach 250 330<br />
Ronneburg 240 300<br />
Schlüchtern 220 330<br />
Schöneck 285 340<br />
Sinntal 300 310<br />
Steinau an der Straße 240 310<br />
Wächtersbach 215 350<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> (Durchschnitt) 256 326<br />
Quelle: Städte und Gemeinden <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> 2005<br />
Im überregionalen Vergleich passt sich die Höhe der Sätze in diejenigen <strong>des</strong> Rhein-<strong>Main</strong>-<br />
Gebietes ein: Der Gewerbesteuer-Hebesatz der Stadt Hanau übersteigt die Hebesätze von<br />
Aschaffenburg (385) und Darmstadt (425), liegt auf dem Niveau von Offenbach (440)<br />
und Wiesbaden (445), aber wesentlich unter dem der Stadt Frankfurt (490).<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 45
Eine ausführliche Darstellung der wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklung der<br />
Städte und Gemeinden <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> findet sich in der gleichnamigen statistischen<br />
Auswertung unserer <strong>Industrie</strong>- und Handelskammer 6 .<br />
3.6 Immaterielle Infrastruktur<br />
3.6.1 Bildung<br />
Im <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> ist ein flächendecken<strong>des</strong> Angebot an Grund- und weiterführenden<br />
Schulen vorhanden. Die Betrachtung der Bildungssituation in der Region beschränkt sich<br />
<strong>im</strong> Folgenden auf berufliche und universitäre Ausbildungsstätten.<br />
Die sieben Berufsschulen <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong> werden von verschiedenen Schulträgern unterhalten.<br />
In einigen Fällen haben sie sich auf best<strong>im</strong>mte, vor Ort besonders bedeutsame Berufe<br />
spezialisiert. So berücksichtigen die Beruflichen Schulen in Gelnhausen besonders den<br />
Kunststoff- und Kautschukbereich, in <strong>Main</strong>tal hat die Kältetechnik ihren speziellen<br />
Schwerpunkt.<br />
Übersicht 28: Berufliche Schulen <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
Berufsschule Ort Schulträger<br />
Schülerzahlen<br />
2000 2005<br />
Berufliche Schulen <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-Kin- Gelnhausen <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
zig-<strong>Kreis</strong>es<br />
3.071 3.492<br />
Hess. Dienstleistungszentrum für Gelnhausen Land Hessen<br />
Landwirtschaft, Gartenbau und<br />
(aufgelöst<br />
Naturschutz<br />
89 in 2005)<br />
Eugen-Kaiser-Schule Hanau Stadt Hanau 1.356 1.599<br />
Kaufmännische Schulen I der Stadt Hanau Stadt Hanau<br />
Hanau<br />
1.517 1.607<br />
Kaufmännische Schulen II der Hanau Stadt Hanau<br />
Stadt Hanau<br />
1.055 1.153<br />
Ludwig-Geissler-Schule Hanau Stadt Hanau 2.678 2.546<br />
Bun<strong>des</strong>fachschule Kälte-Kl<strong>im</strong>a- <strong>Main</strong>tal Sonstiger Schulträ-<br />
Technik<br />
ger (Privatschulen)<br />
42 51<br />
<strong>Kinzig</strong>-Schule Schlüchtern <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> 1.347 1.676<br />
Quelle: Staatliches Schulamt für den <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> 2005<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 46
Zum Wintersemester 2004/05 hat die vom Land Hessen anerkannte Europäische Studienakademie<br />
Kälte-Kl<strong>im</strong>a-Lüftung (ESaK) in <strong>Main</strong>tal ihren Lehrbetrieb aufgenommen.<br />
Die Berufsakademie bietet für die Kälte-Kl<strong>im</strong>a-Branche spezialisierte Ingenieurstudiengänge<br />
an.<br />
Seit 2003 gibt es ein duales Studienangebot in Kooperation mit ortsansässigen Betrieben<br />
und der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Das „Ingenieurstudium + Ausbildung“ bietet<br />
eine betriebliche Berufsausbildung zusammen mit einem Hochschulabschluss an der FH.<br />
Derzeit werden drei Studiengänge angeboten (Maschinenbau, Mechatronik, Material-<br />
und Fertigungstechnologie).<br />
3.6.2 <strong>Industrie</strong>nahe Infrastruktur<br />
3.6.2.1 <strong>Industrie</strong>- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern<br />
Als Selbstverwaltungsorganisation der Wirtschaft <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es vertritt die<br />
IHK die Interessen der Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung. Dazu kommen<br />
per Gesetz übertragene hoheitliche Aufgaben wie zum Beispiel die Überwachung der<br />
Berufsausbildung. Ein dritter, ganz wesentlicher Aufgabenbereich der <strong>Industrie</strong>- und<br />
Handelskammer liegt in der Beratung. Die IHK versteht sich als Service-Leister, der seinen<br />
Mitgliedern Informationen und Beratung in den Bereichen Recht, Außenwirtschaft,<br />
Ausbildung, Statistik, Umweltschutz, finanzielle Förderung, Technologie-Entwicklung und<br />
vielen mehr gewährt. Darüber hinaus werden Existenzgründer und ansiedlungsinteressierte<br />
Unternehmen beraten<br />
3.6.2.2 Technologie- und Gründerzentrum (TGZ)<br />
Als eines der ersten Technologie- und Gründerzentren in Hessen wird das TGZ Hanau<br />
finanziell durch die Europäische Union und das Land Hessen unterstützt. Träger <strong>des</strong> TGZ<br />
sind die Stadt Hanau, der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>, regionale Banken, die IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern,<br />
he<strong>im</strong>ische Unternehmen und der Förderverein für ein Technologie-<br />
und Gründerzentrum Hanau e.V. (FTGZ).<br />
Auf einer Fläche von 3.350 qm Fläche stehen Räumlichkeiten für Existenzgründer und<br />
junge Unternehmen bereit, die zu günstigen Konditionen vermietet werden. Die Vorteile<br />
sind ein verkehrsgünstiger Standort mitten <strong>im</strong> Rhein-<strong>Main</strong>-Gebiet sowie Kooperationsmöglichkeiten<br />
mit High-Tech-Unternehmen innerhalb <strong>des</strong> Zentrums sowie in Hanau und<br />
Umgebung.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 47
3.6.3 Wirtschaftsförderung<br />
Das moderne Verständnis von Wirtschaftsförderung erstreckt sich heute auf nahezu alle<br />
Bereiche der Verbesserung der Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln.<br />
Gerade in einer Zeit knapper werdender öffentlicher Finanzmittel wird der regionale<br />
Schulterschluss notwendiger denn je. Nur durch gemeinsames Auftreten gegenüber Bun<strong>des</strong>-<br />
und Lan<strong>des</strong>politik wird es zukünftig möglich sein, die Verkehrs- und Bildungsinfrastruktur<br />
zu modernisieren.<br />
In der Konkurrenz mit Standorten, die interessierten Investoren eine zum Teil erhebliche<br />
finanzielle Förderung in Aussicht stellen können, muss sich die Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
auf ihre „natürlichen“ Standortvorteile berufen. Sie zählt nicht zu den Fördergebieten der<br />
Europäischen Union und steht daher <strong>im</strong> direkten Wettbewerb mit Regionen vor allem in<br />
den neuen Bun<strong>des</strong>ländern, die beträchtliche staatliche Fördermittel offerieren können.<br />
Die Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> untern<strong>im</strong>mt bereits erhebliche Anstrengungen zur Verbesserung<br />
der Standortbedingungen. Aufmerksam zu machen ist auf die Bemühungen<br />
um die Hebung in der Region selbst liegender Potenziale, also die Förderung bereits vorhandener<br />
Unternehmen bzw. der Existenzgründer. Dagegen n<strong>im</strong>mt die Außendarstellung<br />
der Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> noch nicht den breiten Raum ein, welchen sie zur Erzielung<br />
zusätzlicher Wachstumspotenziale <strong>im</strong> Rahmen neuer Betriebsansiedlungen benötigt.<br />
Deshalb ist die Beteiligung <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es und der Stadt Hanau an der Standortmarketinggesellschaft<br />
FrankfurtRhein<strong>Main</strong> International Marketing of the Region zu<br />
begrüßen. Die in 2005 gegründete Gesellschaft hat die Aufgabe, internationale Investoren<br />
in die Metropolregion und damit auch in den <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> zu holen. Das IHK<br />
Forum, <strong>des</strong>sen Geschäftsführung bei der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern liegt, ist als<br />
Gesellschafter und Kooperationspartner an der Gesellschaft beteiligt.<br />
Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung in der Region sollte insbesondere in den<br />
Bereichen günstiger kommunaler Rahmenbedingungen für Unternehmen, Gewerbeflächen<br />
und Stärkung <strong>des</strong> Tourismus durch Bündelung vorhandener Kräfte erfolgen.<br />
Als Interessenvertretung und Sprachrohr der Unternehmen unterstützen die <strong>Industrie</strong>-<br />
und Handelskammern die Arbeit <strong>des</strong> internationalen Standortmarketings durch Definition<br />
von Branchenschwerpunkten (Clustern) und Zielregionen für die Aktivitäten.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 48
4 Standortprofil: Beurteilung der Standortqualität <strong>des</strong> Wirtschaftsraums<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong><br />
Die Bewertung der Region anhand einschlägiger "harter" und "weicher" Standortfaktoren<br />
wurde durch eine Befragung ausgewählter einhe<strong>im</strong>ischer Unternehmer ermittelt. Die<br />
Einstufung <strong>des</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong>es erfolgte für 12 Standortfaktoren, die auf einer Skala<br />
von 1 = "trifft nicht zu" bis 5 = "trifft voll zu" bewertet werden sollten. Grundsätzlich<br />
haben sich die folgenden Standortfaktoren für Standortentscheider in den Unternehmen<br />
als besonders wichtig herauskristallisiert:<br />
- Überregionale Verkehrsanbindung<br />
- Innerregionale Verkehrsverbindungen<br />
- Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte<br />
- Nähe zu Absatz- und Beschaffungsmärkten<br />
- Kooperationsbereitschaft und Effizienz von Behörden und Kammern<br />
- Gute Betreuung und Unterstützung durch regionale Wirtschaftsförderer<br />
Dabei ist zu berücksichtigen, dass Unternehmen von gewissen Min<strong>des</strong>tanforderungen,<br />
die eine Region erfüllen muss, ausgehen, wie Vorhandensein von Gewerbeflächen, niedrigen<br />
Bodenpreisen und geringen Abgabenbelastungen.<br />
Im Rahmen einer regionalen Standortbewertung haben die Unternehmer <strong>des</strong> <strong>Industrie</strong>-<br />
und Umweltausschusses der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern ihre Beurteilung der<br />
Standortfaktoren <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> abgegeben. Das St<strong>im</strong>mungsbild zeigt eindeutige<br />
Ergebnisse ohne repräsentativ zu sein.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 49
Übersicht 29: Standortbeurteilung durch ortsansässige Unternehmen<br />
1 2 3 4 5<br />
trifft nicht zu trifft voll zu<br />
Überregionale Verkehrsanbindung X (4,4)<br />
Gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten X (3,8)<br />
Innerregionale Verkehrsverbindungen X (3,8)<br />
Verfügbarkeit von Gewerbeflächen/ -räumlichkeiten X (3,5)<br />
Nähe zu Absatz- und Beschaffungsmärkten X (3,3)<br />
Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte X (3,3)<br />
Hoher Wohn- und Freizeitwert X (3,2)<br />
Positives Image der Region X (3,1)<br />
Erfolge bei der Umsetzung von Innovationen X (3,1)<br />
Wirtschaftsfreundliche Kommunalpolitik X (2,7)<br />
Gute Betreuung/ Unterstützung der Wirtschaftsförderer X (2,7)<br />
Hilfsbereitschaft/ Effizienz von Behörden/ Ämtern X (2,7)<br />
Geringe Steuer- und Abgabenbelastung X (1,9)<br />
1 2 3 4 5<br />
Im <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> erfährt der Standortfaktor überregionale Verkehrsanbindung die<br />
beste Bewertung. Mit der als überdurchschnittlich eingestuften guten Verkehrsinfrastruktur<br />
zusammen mit der günstigen verkehrsgeographischen Lage kann die Region den<br />
wichtigsten Standortfaktoren in hohem Maße entsprechen. Es gilt, auch in Zukunft diesen<br />
Standortvorteil besonders zu berücksichtigen und weiter zu fördern. Weniger günstig<br />
dagegen schneidet die Region in der Beurteilung ortsansässiger Unternehmer ab hinsichtlich<br />
der gleichfalls sehr bedeutsamen Merkmale „Kooperationsbereitschaft und<br />
Effizienz von Behörden“ sowie „Betreuung und Unterstützung durch regionale Wirtschaftsförderer“.<br />
Bei der Auswertung muss jedoch berücksichtigt werden, inwieweit die<br />
Ergebnisse verallgemeinert werden dürfen bzw. welche Anforderungen mit einer Nennung<br />
/ Bewertung <strong>im</strong> Einzelnen verbunden sind. Die Erfahrung der IHK zeigt, dass die<br />
Einstufung die Sichtweise der Wirtschaft widerspiegelt.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 50
5 Zukunftsbild <strong>des</strong> Standortes <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong> – Entwicklung eines<br />
Standortleitbilds<br />
Die Vision der regionalen Akteure ist eine prosperierende Region<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong><br />
5.1 Standortziele<br />
Wichtigstes Ziel einer Region muss die Entwicklung einer zukunftsfähigen Wirtschaftsstruktur<br />
sein. Nur durch die Bindung bereits ansässiger Betriebe an den Standort und die<br />
Akquisition weiterer Betriebe wird dieses Ziel erreicht. Vermieden werden müssen die<br />
Abwanderung von Betrieben und der Abfluss von Investitionen in konkurrierende Regionen.<br />
In gleicher Weise soll der Standort Anziehungspunkt sein für insbesondere jüngere<br />
und höher qualifizierte Bevölkerungsschichten bzw. Arbeitskräfte. Diese Standortziele<br />
lassen sich nur durch die dauerhafte Schaffung eines wirtschafts-, investitions- und<br />
existenzgründungsfreundlichen Kl<strong>im</strong>as realisieren.<br />
Nachhaltige Sicherung der Prosperität der Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>: Die Erzielung dauerhafter<br />
wirtschaftlicher Erfolge drückt sich aus <strong>im</strong> Wachstum <strong>des</strong> Bruttosozialprodukts, durch<br />
Zunahme der Beschäftigung, durch Preisstabilität, durch (Real-)Lohnsteigerungen, durch<br />
eine ausgeglichene Außenwirtschaftsbilanz, durch angeglichene Lebensverhältnisse in<br />
der Region sowie Erhaltung einer intakten Umwelt und nicht zuletzt durch ein anspruchsvolles<br />
kulturelles Angebot.<br />
5.2 Maßnahmen zur Standortverbesserung: Unsere Forderungen<br />
1.) Reduzierung der steuerlichen Belastung<br />
Die deutsche Besteuerung von Kapitalerträgen und Unternehmensgewinnen ist international<br />
nicht wettbewerbsfähig. Steuerpolitische Entscheidungen müssen nachvollziehbar<br />
werden. Das Steuersystem muss einfach, verlässlich, leistungsgerecht und ohne<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 51
großen Beratungsaufwand zu meistern sein. Die Gewerbesteuer ist eine Sondersteuer auf<br />
gewerbliche Einkünfte. Sie ist abzuschaffen. Zum Ausgleich sind die Kommunen stärker<br />
als bisher an Einkommen-, Körperschaft- und Umsatzsteuer zu beteiligen.<br />
2.) Senkung der Arbeitskosten<br />
Die hohen Arbeitskosten verhindern mehr Beschäftigung. Davon sind insbesondere gering<br />
Qualifizierte betroffen. Um die Arbeitslosigkeit substanziell und dauerhaft zu reduzieren,<br />
muss vorrangig an deren Ursachen angesetzt werden. Das Arbeits- und Tarifrecht muss<br />
einfacher, transparenter und vor allem für kleine Unternehmen leichter handhabbar werden.<br />
Die Tarifparteien sollten mit maßvollen und stärker differenzierten Abschlüssen die<br />
Beschäftigungschancen gering Qualifizierter vergrößern.<br />
3.) Stärkung der Innovationsfähigkeit<br />
Innovationen brauchen Freiräume für unternehmerisches Handeln. Freiheit und Wettbewerb<br />
müssen <strong>des</strong>halb <strong>im</strong> Zentrum moderner Innovationspolitik stehen. Um Anreize zur<br />
Innovation zu stärken, muss der Staat Steuer- und Abgabenlasten der Unternehmen<br />
spürbar senken. Dies würde besonders den innovativen mittelständischen Unternehmen<br />
zugute kommen. Angesichts <strong>im</strong>mer kürzerer Produktzyklen muss die Politik Zulassungsverfahren<br />
deutlich vereinfachen und beschleunigen. Welche Technologien, Produkte und<br />
Dienstleistungen unsere Zukunft best<strong>im</strong>men werden, kann der Staat nicht entscheiden.<br />
Sie müssen sich <strong>im</strong> Markt bewähren. Die Innovationspolitik sollte <strong>des</strong>halb Fördermittel<br />
verstärkt <strong>im</strong> Wettbewerb der Regionen vergeben.<br />
4.) Sanierung der Staatsfinanzen<br />
Die öffentlichen Haushalte müssen konsolidiert werden. Die Konsolidierung muss vorrangig<br />
an der Ausgabenseite ansetzen, erst dann sind Verbesserungen der Einnahmenseite<br />
zu erwägen. Auf mittlere Sicht ist der Schuldenstand zu reduzieren. Dies senkt die Zinsausgaben<br />
und vergrößert den Spielraum für öffentliche Investitionen namentlich der<br />
Gemeinden, welche den Großteil dieser Investitionen tätigen. Gleichzeitig werden wieder<br />
steuerliche Entlastungen möglich. Voraussetzung dafür sind weitreichende Reformen der<br />
sozialen Sicherungssysteme (Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung). Die umlagefinanzierten<br />
Systeme sind vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung auf<br />
längere Sicht auf kapitalgedeckte Verfahren umzustellen. Innerhalb der gesamtstaatlichen<br />
Ausgaben muss eine Umschichtung der konsumtiven zu den investiven Ausgaben<br />
stattfinden.<br />
5.) Sicherung wettbewerbsfähiger Energiepreise<br />
Energieanbieter und gewerbliche Energienachfrager brauchen Planungssicherheit für ihre<br />
Investitionen. Unabdingbar dafür ist die Konstanz der Energiepolitik, ferner eine Energieordnungspolitik<br />
mit Hilfe eines energierechtlichen Rahmens, welcher die Elemente mehr<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 52
Wettbewerb namentlich an den Strommärkten sowie einen kostengünstigeren Energiemix<br />
beinhaltet. Was Letzteren angeht, so ist die Voraussetzung dafür die Rückkehr zu<br />
realistischen Zielen für die erneuerbaren Energien sowie die Verlängerung der Restlaufzeiten<br />
für die bestehenden Kernkraftwerke; langfristig der Bau neuer Kernkraftwerke<br />
nach neuestem Sicherheitsstandard. Die Energiepolitik muss die Bedeutung der Energiepreise<br />
für die Standortqualität sowie die Aspekte der Versorgungssicherheit, bezahlbarer<br />
Energiepreise und Umweltverträglichkeit für die Verbraucher stärker berücksichtigen.<br />
Namentlich umweltweltpolitisch motivierte Zusatzkosten dürfen die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit der energieerzeugenden und energieverbrauchenden Unternehmen<br />
nicht gefährden.<br />
6.) Wirtschaftsförderung<br />
Die Unternehmen brauchen Wirtschaftsförderung zur Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
für unternehmerisches Handeln. Gerade in einer Zeit knapper werdender öffentlicher<br />
Finanzmittel wird der regionale Schulterschluss notwendiger denn je. Was zu tun<br />
bleibt sind Schritte in folgender Richtung: ein wirtschaftsfreundliches Kl<strong>im</strong>a in den Behörden<br />
und eine aktive Unterstützung durch die Verwaltungen, die Berücksichtigung der<br />
Bedürfnisse der Unternehmen bei der Straßen und Verkehrsplanung, die Erschließung von<br />
Gewerbeflächen sowie maßvolle Gewerbesteuersätze.<br />
7.) Kultur- und Bildungsförderung<br />
Das Bildungswesen muss helfen, einen gesellschaftspolitischen Kl<strong>im</strong>awechsel herbeizuführen,<br />
so dass Tugenden wie die Bereitschaft zur Leistung, zur Eigenverantwortung,<br />
zur Toleranz und zum Wandel in unserer Gesellschaft wieder größere Bedeutung beigemessen<br />
wird. Gefordert ist die Förderung <strong>des</strong> "Unternehmertyps", aber nicht eine fortschreitende<br />
Akademisierung. Wir brauchen ein Bildungswesen, das lebenslanges Lernen<br />
ermöglicht und zu einem besseren Einsatz unseres wertvollsten Rohstoffes „Wissen“<br />
beiträgt.<br />
Das vorhandene vielfältige Kulturangebot ist kontinuierlich fortzuentwickeln.<br />
8.) Ausbau der Infrastruktur<br />
Die Verkehrsinfrastruktur muss weiter ausgebaut werden. Es sind alle Kräfte zu bündeln,<br />
damit insbesondere der Ausbau <strong>des</strong> Flughafens Frankfurt am <strong>Main</strong> auch wirklich umgesetzt<br />
wird. Weiterhin ist ein zügiger Weiterbau der A 66 nach Osten und der Anschluss<br />
an die A 661 durch den Riederwaldtunnel sicherzustellen. Darüber hinaus besteht die<br />
Notwendigkeit einer schnellen Einrichtung der nordmainischen S-Bahn-Linie.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 53
5.3 Regionalmarketing für die Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong><br />
Regionalmarketing beinhaltet die Planung, Umsetzung und Überprüfung von Strategien<br />
und Maßnahmen gegenüber internen und externen Zielgruppen, die darauf ausgerichtet<br />
sind, eine Region in ihrer Funktion als Wirtschafts- und Lebensraum gezielt zu stärken,<br />
spezielle Leistungsangebote zu entwickeln und anzubieten sowie die Stärken und Leistungsangebote<br />
zu kommunizieren.<br />
Ziel <strong>des</strong> Regionalmarketings ist es, eine Region <strong>im</strong> Vergleich zu anderen Regionen vorteilhaft<br />
zu positionieren, und zwar als Wirtschaftsstandort für Unternehmen, aber auch<br />
als Arbeits-, Lebens- und Erholungsraum, in dem man arbeitet, einkauft und seine Freizeit<br />
gestaltet.<br />
Die Entstehung einer regionalen Corporate Identity kann jedoch nur erreicht werden,<br />
wenn Verhalten und Erscheinungsbild aller regionalen Akteure - von Politikern über<br />
Wirtschaftsförderer, Kammern und Behörden, Unternehmern und Managern bis hin zur<br />
Bevölkerung - der geplanten Selbstdarstellung der Region auch langfristig entsprechen.<br />
Wenn sich ansässige Unternehmen, Institutionen und Bewohner mit "ihrer" Region identifizieren,<br />
dann sind diese die besten Multiplikatoren nach außen.<br />
Internation präsentiert sich die Region <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong> über die bereits erwähnte Standortmarketinggesellschaft.<br />
Auf der nationalen Ebene tragen die Kammern und die Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />
und -dezernate zur besseren Wahrnehmung der Geschäftschancen <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<br />
<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> bei. Zielgruppe sind sowohl die einhe<strong>im</strong>ischen wie die ausländischen Unternehmen<br />
und die Bevölkerung der Metropolregion FrankfurtRhein<strong>Main</strong> und darüber hinaus.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 54
6 Zukunftschancen <strong>des</strong> Standortes <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong><br />
– Fazit und Ausblick –<br />
Wie eingangs ausgeführt erstreckt sich der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> von den <strong>im</strong> Westen gelegenen<br />
unmittelbar angrenzenden Stadtgebieten von Frankfurt am <strong>Main</strong> und Offenbach<br />
entlang der Autobahn A 66 bis nach Fulda. Im nordöstlichen Teil <strong>des</strong> Regierungsbezirks<br />
Darmstadt gelegen weist der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> eine geographisch günstige Lage auf.<br />
Darüber hinaus stellt die Region in der Metropolregion FrankfurtRhein<strong>Main</strong> als Standort<br />
bedeutender Wirtschaftsunternehmen einen wichtigen Bestandteil dar. Mithin verfügt<br />
der <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> über eine günstige Ausgangsposition.<br />
Die Region besitzt Standortqualitäten, die sie anderen Regionen überlegen sein lassen.<br />
Durch das aufeinander abgest<strong>im</strong>mte Zusammenwirken von <strong>Industrie</strong>, Banken, Handels-<br />
und Dienstleistungsunternehmen sowie Behörden und Kammern können sich die Standortfaktoren<br />
<strong>im</strong> Rahmen eines sich selbst verstärkenden Prozesses fortlaufend verbessern.<br />
Die Region wird von den positiven Effekten dieses Prozesses kräftig profitieren. Der<br />
<strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> hat alle Voraussetzungen für eine prosperierende Wirtschaftsentwicklung.<br />
Die aus der vorliegenden Studie zu ziehenden wirtschaftspolitischen Schlussfolgerungen<br />
werden annahmegemäß <strong>im</strong> politischen Prozess auf Lan<strong>des</strong>- und Kommunalebene<br />
durchsetzbar sein. In Anbetracht <strong>des</strong> Standortwettbewerbs auf regionaler Ebene wird die<br />
Dynamik in Richtung Reformen weit wirksamer werden als dies momentan auf bun<strong>des</strong>deutscher<br />
Ebene den Anschein hat. Davon abgesehen erzwingt der EU-Binnenmarkt auf<br />
nationaler Ebene Reformen. Unter der Voraussetzung, dass sich auch die übrigen regionalen<br />
Rahmenbedingungen entscheidend verbessern, wird der Standort <strong>Main</strong>-<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong><br />
von den Reformen überproportional profitieren.<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 55
7 Anhang - Literatur<br />
1<br />
Hans-Werner Sinn: Lösen Sie mit am deutschen Rätsel, in Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung v. 09. April 2005<br />
Hans-Werner Sinn: Deutsches Dilemma/In der Globalisierungsfalle, in: Rheinischer<br />
Merkur Nr. 8 v. 24. Febr. 2005<br />
Horst Siebert: Die Angst vor der Globalisierung, in Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />
v. 24. Aug. 2002<br />
David Dollar, Aart Kraay: Öffnet dem Wohlstand die Tür!, in Foreign Affairs, Exklusiv <strong>im</strong><br />
Rheinischen Merkur Nr. 2 v. 11. Jan. 2002<br />
Hans Jürgen Wagener: Die höchste Stufe <strong>des</strong> Kapitalismus, in Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung v. 06. Okt. 2001<br />
Otmar Issing: Globalisierung ist nie Gemütlichkeit, in Frankfurter Allgemeine Zeitung v.<br />
19. Mai 2001<br />
Karl - Heinz Kohl: Die andere Seite der Globalisierung, in Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />
v. 14. Nov. 2000<br />
Otfried Höffe: Nationalstaaten <strong>im</strong> Zeitalter der Globalisierung, in Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung v. 25. Juli 2000<br />
Jay Mazur: Globalisierung – ihre dunkle Seite, in Foreign Affairs, Exklusiv <strong>im</strong> Rheinischen<br />
Merkur Nr. 2 v. 26. Jan. 2000<br />
2<br />
IKB Deutsche <strong>Industrie</strong>bank, Internationalisierung – Mittelständische Unternehmen<br />
sichern Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland, Düsseldorf, Juli 2005<br />
3<br />
Bun<strong>des</strong>zentrale für politische Bildung (Hrsg.): Globalisierung, Informationen zur<br />
politischen Bildung Nr. 280, Bonn 2003<br />
4<br />
Handelskammer Hamburg (Hrsg.): Mehr Markt für den Arbeitsmarkt (Standpunkte<br />
2002), Hamburg 2002<br />
5<br />
Lan<strong>des</strong>bank Hessen-Thüringen (Hrsg.), Die 100 größten Unternehmen in Hessen,<br />
Frankfurt 2005<br />
6<br />
Wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung der Städte und Gemeinden <strong>im</strong> <strong>Main</strong>-<br />
<strong>Kinzig</strong>-<strong>Kreis</strong> seit der Wiedervereinigung, Statistische Auswertung der IHK Hanau-<br />
Gelnhausen-Schlüchtern, Hanau 2004<br />
<strong>Industrie</strong>studie 2005 56