Basel Live Nr. 1/2017
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Nichts wie raus!<br />
Wie die Baslerinnen und Basler den öffentlichen Raum ihrer Stadt zurückerobern<br />
Foto Laurids Jensen<br />
Stellen wir uns eine<br />
Touristin vor, die vor<br />
zwanzig Jahren nach<br />
<strong>Basel</strong> reiste und über<br />
die Mittlere Brücke<br />
spazierte. Vermutlich<br />
hat sie beim Käppelijoch<br />
kurz innegehalten, die schöne Altstadtkulisse<br />
bestaunt, vielleicht noch<br />
ein paar Fotos geschossen – und dann<br />
ist sie weitergegangen. Viel mehr<br />
als die Stadtsilhouette gab es damals<br />
auch nicht zu sehen. Nichts lud zum<br />
Verweilen ein, die Gegend um den<br />
Rhein war sprichwörtlich tot. Höchstens<br />
ein paar Junkies hielten sich<br />
dort auf. Und abends einige Teenager,<br />
die zu jung waren, um in einer Disco<br />
Einlass gewährt zu bekommen und<br />
sich das Bier sowieso nicht hätten<br />
leisten können.<br />
Wenn diese Touristin nun im Jahr<br />
<strong>2017</strong> nach <strong>Basel</strong> zurückkehrt und<br />
wieder über die Mittlere Brücke geht,<br />
sie wird die Stadt nicht wieder erkennen.<br />
Vom Rheinufer wird ihr das<br />
pralle Leben entgegenschlagen. Sie<br />
wird beobachten, wie Tausende Menschen<br />
den Rheinweg hinaufflanieren<br />
und sich danach, einen Schwimmsack<br />
umklammernd, den Fluss wieder<br />
hinuntertreiben lassen. Sie wird hören<br />
und sehen, wie in den Buvetten geplaudert,<br />
gelacht, genossen und gelebt<br />
wird. Und sie wird sich fragen, wo um<br />
Himmels willen all diese Menschen vor<br />
zwanzig Jahren waren.<br />
«Mediterranisierung» nennt man<br />
diese Entwicklung, die sich am Basler<br />
Rheinbord so wunderbar veranschaulichen<br />
lässt. Es ist ein Phänomen, das<br />
10 <strong>Basel</strong> <strong>Live</strong>