Themen der Ausgabe - Digitale Bibliothek Thüringen
Themen der Ausgabe - Digitale Bibliothek Thüringen
Themen der Ausgabe - Digitale Bibliothek Thüringen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
28<br />
ausstellungen<br />
Alles wird gut – o<strong>der</strong> doch nicht?<br />
Erfurter Künstler stellte in <strong>der</strong> „glassbox“ aus<br />
Carsten Weitzmann zeigte seine neuesten<br />
Installationen auf dem Uni-Campus.<br />
Manchmal ist es schwierig eine Zeit zu<br />
beschreiben, in <strong>der</strong> man selbst vergeblich<br />
versucht, zurechtzukommen. Eine<br />
Welt, in <strong>der</strong> Stress und Schnelllebigkeit<br />
die Oberhand gewonnen haben. Alle, die<br />
zu langsam reagieren, bleiben schnell<br />
auf <strong>der</strong> Strecke. Jeden Tag scheint man<br />
aufs Neue von den unendlichen Weiten<br />
des Massenkonsums verschlungen<br />
und von dem alltäglichen Palaver im<br />
Fernsehen gelangweilt zu werden. Das<br />
Schlimmste dabei ist, dass die Leute<br />
allmählich beginnen abzustumpfen.<br />
Einer, <strong>der</strong> versucht, die stumpfen Ecken<br />
des Lebens wie<strong>der</strong> ein bisschen anzuspitzen,<br />
ist Carsten Weitzmann.<br />
Erst kürzlich beherbergte die „glassbox“<br />
<strong>der</strong> Universität Erfurt eine von Weitz-<br />
Karikaturenausstellung<br />
manns neuesten Installationen mit dem<br />
Titel „Alles wird gut“. Die Arbeit, ein Gemeinschaftsprojekt<br />
zusammen mit dem<br />
Erfurter Fotografen Marcel Krummrich,<br />
ist schon fast eine „Hommage“ an<br />
den heutigen Konsum. Mit einer extra<br />
Portion an bitterem Beigeschmack,<br />
das versteht sich natürlich von selbst.<br />
Die Künstler arbeiteten sparsam mit<br />
Utensilien. Ein Sessel, ein Fernseher,<br />
ein paar Flaschen Wodka unter dem<br />
TV-Schrank. Wohnlich eben. Platziert<br />
wurde das Ensemble auf einer riesigen<br />
Bil<strong>der</strong>collage, die sich vorn beginnend<br />
bis hin zur Decke des Raumes wölbte.<br />
Krummrich bezeichnete das Ganze als<br />
Bil<strong>der</strong>flut. Er selbst hat Portraitfotografien<br />
angefertigt. Alle Personen darauf<br />
haben denselben Gesichtsausdruck<br />
– Durchschnittstypen eben.<br />
Das Projekt strotzt natürlich vor Symbolik<br />
und ist auch nicht gerade eine Ode<br />
an die Medien. Nach Weitzmann führt<br />
Fernsehen nur zu einem, und zwar zur<br />
allgemeinen Verunsicherung beziehungsweise<br />
Verdummung <strong>der</strong> Leute.<br />
Oft werde einem vorgegaukelt, dass<br />
man Probleme habe, die gar nicht vorhanden<br />
seien. Die Bil<strong>der</strong>flut im Projekt<br />
lebt von Gegensätzen und ironischen<br />
Brechungen. Weitzmanns anklagende<br />
Malereien werden vom Krummrichs<br />
Portraitfotos durchwachsen und for<strong>der</strong>n<br />
den Zuschauer auf, in diese Geschichte<br />
einzutauchen und selber einmal<br />
nachzudenken.<br />
Wer Weitzmann kennt, <strong>der</strong> weiß, dass<br />
sich sein gesellschaftskritisches Werk<br />
über die Jahre entwickelt hat. Natürlich<br />
ist die jetzige Diskussionsfreude in seinen<br />
Bil<strong>der</strong>n erst einmal ein Unterschied<br />
zu den eher expressiven Serien aus den<br />
frühen 90iger Jahren, die schließlich<br />
Studenten präsentierten ihre Seminararbeiten<br />
Karikaturen gehören zu unserem täglichen<br />
Leben dazu. Sie können uns zum<br />
Lachen reizen, unseren Blick für politische<br />
o<strong>der</strong> gesellschaftliche Ereignisse<br />
schärfen. Sie können polarisieren, irritieren,<br />
wach rütteln o<strong>der</strong> beleidigen.<br />
Zu mancher Zeit leben Karikaturisten<br />
gefährlich, sie riskieren Geld- und Gefängnisstrafen.<br />
Sie müssen manchmal<br />
zu einer sublimen Sprache greifen,<br />
manchmal die Botschaft „zwischen den<br />
Zeilen“ verbergen. Manchmal auch können<br />
sie einfach dieses befreiende Lachen<br />
auslösen. Vom Witz geht bekanntlich<br />
oft eine größere Gefahr aus als von<br />
mancher flammenden Streitschrift.<br />
Im Sommersemester 2007 haben Stu-<br />
in <strong>der</strong> Erschaffung seiner typischen<br />
reprorealistischen Arbeiten gipfelten.<br />
Auf den ersten Blick wirken diese so<br />
genannten Pixelbil<strong>der</strong> wie gewöhnliche<br />
Offsetdrucke. Doch bei genauerem Studieren<br />
<strong>der</strong> Arbeiten stellt <strong>der</strong> Betrachter<br />
fest, dass es sich um weitaus mehr<br />
handelt. Carsten Weitzmann filtert Motive,<br />
die uns permanent umgeben und<br />
im Alltag begegnen. Den filtrierten Rest<br />
setzt er dann auf seine eigene Art um.<br />
Im Unterschied zu den in seinen Arbeiten<br />
verwendeten Vorlagen sind Weitzmanns<br />
Endprodukte reine Malereien.<br />
Um seinen Blick für die künstlerischen<br />
Auswege zu schärfen, studierte Weitzmann<br />
unter an<strong>der</strong>em die Methoden <strong>der</strong><br />
Young British Artists: Schockeffekt<br />
o<strong>der</strong> Op-Art-Psychedelik. Künstler wie<br />
Jasper Jones und Keith Haring prägten<br />
ihn in seinem Werk. Weitzmanns Bil<strong>der</strong>,<br />
gleich aus welcher Zeit, lassen die<br />
Vermutung zu, dass er sich deutlich an<br />
<strong>der</strong> künstlerischen Ausdruckskultur<br />
<strong>der</strong> Pop-Art orientiert. Spielerisch, oft<br />
schon plakativ und immer mit einem<br />
Hang zur Provokation.<br />
Carsten Weitzmanns malerischer Stil<br />
ist sein Markenzeichen. Er wollte mehr,<br />
seine Bil<strong>der</strong> sollten kritischer und nicht<br />
länger nur subtil sein. Das Sujet än<strong>der</strong>te<br />
sich. Nun sind es meist skurrile<br />
Cartoonfiguren, die als Protagonisten<br />
in seinen Bil<strong>der</strong>n agieren. Weitzmann<br />
will we<strong>der</strong> pathetisch noch moralisch<br />
sein, dennoch meint er, dass <strong>der</strong> Künstler<br />
eine gewisse Verantwortung habe,<br />
sozusagen den Seismographen <strong>der</strong> Zeit<br />
darstelle und bei <strong>der</strong> großen Masse<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung manchmal die Warnblinkleuchten<br />
aktivieren müsse: „Bleibt<br />
wach, lasst euch nicht einlullen!“.<br />
Alexandra FALK<br />
denten in einem StuFu „Ästhetische<br />
Kompetenzen“ unter Leitung <strong>der</strong> Kunsthistorikerin<br />
Dr. Ulrike Wollenhaupt-<br />
Schmidt die verschiedenen Spielarten<br />
von Karikatur und komischer Zeichnung<br />
kennen und unterscheiden gelernt<br />
und die Ergebnisse ihrer individuellen<br />
Präsentationen einzelner Karikaturen,<br />
Karikaturisten o<strong>der</strong> auch von auf Ka-