Themen der Ausgabe - Digitale Bibliothek Thüringen
Themen der Ausgabe - Digitale Bibliothek Thüringen
Themen der Ausgabe - Digitale Bibliothek Thüringen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
titelthema<br />
(Fortsetzung von Seite 4)<br />
Wir müssen dafür verschiedene Leistungskennziffern<br />
schlicht und einfach<br />
weiter erhöhen. Vor allem das Drittmittelaufkommen<br />
muss weiter gesteigert<br />
werden. Wir müssen unser Dokumentationswesen<br />
auf einen DFG-adäquaten<br />
Stand bringen, und wir müssen drittens<br />
so an unserem Profil arbeiten, dass ein<br />
möglichst kohärentes Forschungsprofil<br />
einer kleinen, leistungsstarken kultur-<br />
und geisteswissenschaftlichen Universität<br />
erkennbar wird.<br />
Horstmann: Ganz praktisch werden wir<br />
dazu einen umfangreichen Fragenkatalog<br />
<strong>der</strong> DFG abarbeiten, <strong>der</strong> die Jahre<br />
2007 bis 2009 dokumentieren wird.<br />
Aber die adäquate Zahlenwie<strong>der</strong>gabe<br />
wird eben nicht reichen. Unsere Vorgespräche<br />
bei <strong>der</strong> DFG haben eindeutig<br />
gezeigt, dass man in einigen Bereichen<br />
ganz konkreten Verbesserungsbedarf<br />
sieht. Neben <strong>der</strong> Zahl abgeschlossener<br />
Promotionen wird etwa auch die Quantität<br />
unserer aktiven internationalen<br />
Forschungskooperationen als zu gering<br />
eingeschätzt.<br />
Welche Rolle wäre <strong>der</strong> Exzellenzinitiative<br />
zugekommen?<br />
Ettrich: Es wäre geradezu ein Glücksfall<br />
gewesen, wenn wir mit unserer Graduiertenschule<br />
innerhalb <strong>der</strong> Exzellenzinitiative<br />
zum Zug gekommen wären.<br />
Dann hätten wir einen wesentlichen<br />
Schritt in Richtung DFG-Mitgliedschaft<br />
getan. Und wir hätten damit sehr stark<br />
die internationalen Kooperationen beför<strong>der</strong>t.<br />
Ohnehin müssen wir aber noch<br />
beson<strong>der</strong>e Initiativen entwickeln, um<br />
zwei, drei o<strong>der</strong> vier wirklich arbeitende<br />
Kooperationszusammenhänge<br />
herzustellen.<br />
Horstmann: Keine einzige <strong>der</strong> kleineren<br />
Universitäten mit eher geistes- und<br />
sozialwissenschaftlichem Profil – das<br />
sind in Deutschland mindestens 7 Universitäten<br />
mit einem ähnlichen Schwerpunkt<br />
wie Erfurt – hat überhaupt wie<br />
wir einen Voll-Antrag stellen dürfen.<br />
Schon die Einladung zur Antragstellung<br />
war somit ein Riesenerfolg. Auch für die<br />
angestrebte DFG-Mitgliedschaft. Das<br />
sieht die DFG übrigens ganz genauso.<br />
Bei <strong>der</strong> Exzellenzinitiative haben doch<br />
vor allem strukturelle Parameter, ja oft<br />
einfach schiere Masse weitergeholfen.<br />
Der Heidelberger Rektor hat so offen<br />
wie treffend gesagt, dass <strong>der</strong> gesamte<br />
Exzellenzwettbewerb für Ostdeutschland<br />
zu früh gekommen sei. Das mag<br />
stimmen. Erfurt konnte für die Graduiertenschule<br />
vor Ort einfach nicht auf<br />
Kooperationen mit starken außeruniversitären<br />
Partnern zurückgreifen wie<br />
etwa die Berliner Konkurrenz. Für uns<br />
sind daher die neuen geisteswissenschaftlichen<br />
För<strong>der</strong>ungsformate wie<br />
das <strong>der</strong> Kollegforschergruppe besser<br />
geeignet als die Exzellenzinitiative.<br />
Es läuft <strong>der</strong>zeit noch ein Antrag für<br />
ein solches Forscherkolleg?<br />
Ettrich: Professor Joas und Professor<br />
Rüpke sind von <strong>der</strong> DFG aufgefor<strong>der</strong>t<br />
worden, den definitiven Antrag auf<br />
eine Kollegforschergruppe „Religiöse<br />
Individualisierung in historischer Perspektive“<br />
zu stellen. Das bedeutet, dass<br />
<strong>der</strong> Antrag nicht nur inhaltlich sehr gut<br />
ist, son<strong>der</strong>n dass auch die Wahrscheinlichkeit<br />
sehr groß ist, dass wir in absehbarer<br />
Zeit erfolgreich sein werden.<br />
Das Forscherkolleg ist ein För<strong>der</strong>format,<br />
das den gleichen Exzellenzkriterien<br />
unterliegt und speziell für die<br />
Geisteswissenschaften aufgelegt wurde.<br />
Es berücksichtigt den hohen Anteil<br />
<strong>der</strong> Einzelforschung und damit den<br />
stärkeren kommunikativen Bedarf, den<br />
geisteswissenschaftliche Forschung<br />
hat. Die Forschungskapazität <strong>der</strong> Universität<br />
würde mit bis zu 5 international<br />
renommierten Wissenschaftlern,<br />
die dann im Rahmen des Forscherkollegs<br />
als „fellows“ tätig sein würden,<br />
gestärkt. Mit dem Kolleg entstünde<br />
ein neuer wissenschaftlicher Ort des<br />
Austauschs, ja ein ganz neuer wissenschaftlicher<br />
Ort in Erfurt. Übrigens ist<br />
das Antragsvolumen höher als das <strong>der</strong><br />
Graduiertenschule.<br />
Sehen Sie die För<strong>der</strong>töpfe schon ausgeschöpft<br />
o<strong>der</strong> gibt es gerade im Bereich<br />
EU-Programme noch Reserven?<br />
Horstmann: In Erfurt ist im Bereich <strong>der</strong><br />
EU-För<strong>der</strong>ung bislang nicht viel passiert.<br />
Das lag sicher auch daran, dass<br />
die Forschungs-Rahmenprogramme<br />
nicht für die Geisteswissenschaften<br />
ausgelegt waren. Durch das neue 7.<br />
Rahmenprogramm, das explizite För<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten<br />
für die Geistes-<br />
und Sozialwissenschaften enthält, hat<br />
sich viel verän<strong>der</strong>t. Eine gemeinsame<br />
Veranstaltung des Vizepräsidiums mit<br />
dem EU-Referentennetzwerk vor weni-<br />
gen Tagen stieß deshalb auf große Resonanz.<br />
Wir würden auch gern erreichen,<br />
dass dieses vom Land geför<strong>der</strong>te Netzwerk<br />
künftig mit einem Standort in Erfurt<br />
vertreten sein wird. EU-För<strong>der</strong>ung<br />
ist keine Geheimwissenschaft, son<strong>der</strong>n<br />
Handwerk, wenn auch ein recht komplexes.<br />
Dieses Handwerk müssen wir<br />
alle lernen. Gleichzeitig darf man sich<br />
über die vermeintlichen Möglichkeiten<br />
bei <strong>der</strong> EU nicht täuschen lassen: Den<br />
Weg über die DFG und die an<strong>der</strong>en nationalen<br />
För<strong>der</strong>organisationen werden<br />
sie uns nicht ersparen.<br />
Das Land <strong>Thüringen</strong> will auch ein eigenes<br />
Exzellenzprogramm auflegen?<br />
Ettrich: Bisher existieren nur Vorstellungen,<br />
die von den Universitäten kommen<br />
und in <strong>der</strong> Landesrektorenkonferenz<br />
diskutiert worden sind. Danach<br />
soll es mehrere För<strong>der</strong>körbe geben, mit<br />
denen erstens und vor allem die bereits<br />
vorhandene profilbildende Spitzenforschung<br />
weiter gestärkt werden kann.<br />
Zweitens würden die Hochschulen gern<br />
originelle Nachwuchsvorhaben und<br />
drittens exzellente Lehre för<strong>der</strong>n. Im<br />
Sinne <strong>der</strong> Vernetzung <strong>der</strong> Forschung<br />
im Land soll das Forschungspotenzial<br />
<strong>der</strong> Fachhochschulen gestärkt werden.<br />
Der intensive Abstimmungsprozess<br />
unter den Hochschulen und mit dem<br />
Land ist gerade angelaufen. Das Programm<br />
kommt für uns jedenfalls gerade<br />
richtig!<br />
Der Blick in die Zukunft…<br />
Horstmann: Wir werden sehr kontrovers<br />
über Neuausrichtungen in <strong>der</strong><br />
Nachwuchsför<strong>der</strong>ung diskutieren und<br />
hoffentlich miteinan<strong>der</strong> zu originellen<br />
und tragfähigen Lösungen kommen.<br />
Ettrich: Mit dem Mut zur Schwerpunktbildung<br />
sind wir einen wichtigen Schritt<br />
gegangen, <strong>der</strong> heute manches einfacher<br />
erscheinen lässt. Man sollte die Schwierigkeiten<br />
aber nicht unterschätzen, ein<br />
Forschungsprofil zu entwickeln.<br />
Die CAMPUS-Redaktion bedankt sich<br />
für das Interview.<br />
5