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N204druck7

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Gipfelfoto machen. Hinter einem windgeschützten<br />

Felsvorsprung machen wir<br />

trotz der allmählich einsetzenden Kälte<br />

eine kurze Rast. Schokolade und Nüsse<br />

sollen unseren Energieverlust wieder<br />

auffüllen.<br />

Kilometer 29: Crater Lake<br />

Die Pferde wurden mit zugebundenen<br />

Augen über den Pass<br />

geführt, dann rutschten sie auf<br />

ihrem Rücken hinunter zum Crater Lake.<br />

Das hört sich schlimmer an als es ist.<br />

Ich sah kein Pferd das scheute oder verletzt<br />

wurde. Aber es waren schließlich<br />

auch Cowboy-Ponys.<br />

Tagebuch: Arthur Walden, Winter 97<br />

In unwirklichem Blaugrün liegt der Kratersee<br />

vor uns. Wir gleiten auf dem<br />

Schneefeld hinunter, das unmittelbar im<br />

See als Eispackung endet. Selbst im<br />

August ist der See mit einer Eisschicht<br />

bedeckt. Die vor uns liegende Strecke<br />

entlang des Sees ist eben; sie führt durch<br />

eine alpine Tundralandschaft. Viele kleine<br />

Rinnsale ergießen sich aus den Bergen<br />

in die Gletscherseen. Schon bald<br />

sind unsere Füße nass. Der Wind wird<br />

stärker. Er schiebt von hinten und treibt<br />

uns so vor sich her.<br />

Kilometer 39: Deep Lake<br />

Das Wasser ist eiskalt. Der Zahnschmelz<br />

scheint beim Zähneputzen zu sprengen.<br />

Selbst in dieser Wildnis kann ich auf<br />

meinen morgendlichen Ritus nicht verzichten.<br />

Bei einsetzender Dunkelheit<br />

und vor dem Wind Schutz suchend, haben<br />

wir zwischen verkrüppelten Kiefern<br />

unser Zelt aufgebaut. Die Kälte der<br />

Nacht wird durch unsere guten Daunenschlafsäcke<br />

überwunden. Der tiefe Erschöpfungsschlaf<br />

hat unsere Kräfte regeneriert.<br />

Um 8:00 Uhr sind wir bereits<br />

eine Stunde zu spät aufgestanden: 20 km<br />

liegen vor uns, und wir wollen um 14:00<br />

Uhr den Zug nach Bennett erreichen.<br />

Wir hetzen Kilometer um Kilometer an<br />

dem langen Bergsee entlang; genießen<br />

trotzdem dessen karge unberührte<br />

Schönheit.<br />

Kilometer 55: Lake Bennett<br />

Es war ein langer Weg gewesen.<br />

Über vereiste Steine und über<br />

lockeren Schnee hatte er geführt bis<br />

hierher zum Lager am Bennettsee, wo<br />

Hunderte von Goldsuchern mit ihren<br />

Booten warteten, bis die Frühlingssonne<br />

die dicke Eisschicht geschmolzen haben<br />

würde.<br />

Zum zweiten Mal wühlte Buck sich sein<br />

Loch in den Schnee und schlief den<br />

Schlaf der Gerechten.<br />

Jack London: „Wenn die Natur ruft“<br />

Als am 29. Mai 1898 das Eis brach,<br />

setzten sich innerhalb von 48 Stunden<br />

7.000 Boote den Wasserweg zum Klondike<br />

in Bewegung, nachdem sie Wochen<br />

und Monate auf diesen Weg gewartet<br />

hatten. Auch wir haben die Bennett-<br />

Paranoia erlebt: Die Angst den Zug<br />

nicht zu erreichen. Sie hat uns vorwärts<br />

getrieben, sodass wir eine Stunde vor<br />

Abfahrt des Zuges am Ziel sind. Mühse-<br />

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