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Miteinander leben und lernen - Waldorf-net

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<strong>Miteinander</strong> <strong>leben</strong> <strong>und</strong> <strong>lernen</strong><br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule in Siegen<br />

Stand: 15. Oktober 2012.Vorbehalt: Die Punkte 5 <strong>und</strong> 6 sind noch nicht von der Konferenz<br />

verabschiedet <strong>und</strong> haben insofern noch Entwurf-Charakter.<br />

Inhalt<br />

Vorbemerkung...........................................................................................................................................<br />

2<br />

1 Unsere Schule.............................................................................................................................................<br />

2<br />

1.1 Überblick..............................................................................................................................................<br />

2<br />

1.2 Geschichte............................................................................................................................................<br />

2<br />

1.3 Gebäude <strong>und</strong> Wegbeschreibung............................................................................................................<br />

3<br />

2 Unsere Pädagogik.......................................................................................................................................<br />

3<br />

2.1 Was ist <strong>Waldorf</strong>pädagogik? .................................................................................................................. 3<br />

2.2 Unsere besonderen Kinder....................................................................................................................<br />

4<br />

2.3 Unsere besondere Schule......................................................................................................................<br />

5<br />

2.4 Unterstufe (Klasse 1 bis 4) .................................................................................................................... 5<br />

2.5 Mittelstufe (Klasse 5 bis 8) ................................................................................................................... 7<br />

2.6 Oberstufe (Klasse 9 bis 12) ................................................................................................................... 8<br />

2.7 Berufspraxisstufe................................................................................................................................<br />

11<br />

2.8 Was kommt nach der Schule? ............................................................................................................. 11<br />

2.9 Wie stehen wir zum Thema „Inklusion“? ........................................................................................... 12<br />

3 Unsere Therapien......................................................................................................................................<br />

13<br />

3.1 Einführung..........................................................................................................................................<br />

13<br />

3.2 Die Therapien.....................................................................................................................................<br />

13<br />

3.3 Die Finanzierung................................................................................................................................<br />

15<br />

3.4 Die Umsetzung...................................................................................................................................<br />

15<br />

4 Unsere Sozialgestalt..................................................................................................................................<br />

15<br />

4.1 Was heißt Sozialgestalt? ..................................................................................................................... 15<br />

4.2 Eltern sein...........................................................................................................................................<br />

16<br />

4.3 Arbeitskreise.......................................................................................................................................<br />

17<br />

4.4 Lehrerkonferenz..................................................................................................................................<br />

19<br />

4.5 Trägerverein.......................................................................................................................................<br />

20<br />

4.6 Förderverein.......................................................................................................................................<br />

20<br />

4.7 Gemeinsamer Vorstand.......................................................................................................................<br />

20<br />

4.8 Gemeinsame Mitgliederversammlung................................................................................................<br />

20<br />

4.9 Gesamtkonferenz................................................................................................................................<br />

20<br />

4.10 Wochenpost: schulinterne Öffentlichkeit..........................................................................................<br />

21<br />

5 Mitarbeit an der JRS.................................................................................................................................<br />

21<br />

5.1 Lehrer/in werden.................................................................................................................................<br />

21<br />

5.2 Pädagogische Qualitätsentwicklung....................................................................................................<br />

21<br />

5.3 BFD / FSJ / Jahrespraktikum..............................................................................................................<br />

22<br />

5.4 Jahrespraktikum FOS Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen........................................................................<br />

24<br />

5.5 Sonstige Praktika................................................................................................................................<br />

24<br />

5.6 Fahrdienst Schülerverkehr..................................................................................................................<br />

24<br />

5.7 Ehrenamtliche Tätigkeiten..................................................................................................................<br />

24<br />

6 Sonstiges...................................................................................................................................................<br />

24<br />

6.1 Fre<strong>und</strong>e / Partner / Links....................................................................................................................<br />

24<br />

6.2 Downloads..........................................................................................................................................<br />

25<br />

6.3 FAQ....................................................................................................................................................<br />

25<br />

6.4 Impressum..........................................................................................................................................<br />

26<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 1


Vorbemerkung<br />

„<strong>Miteinander</strong> <strong>leben</strong> <strong>und</strong> <strong>lernen</strong>“ – schon seit der Gründung der Johanna-Ruß-Schule trug unser<br />

pädagogisches Konzept diese Überschrift. Nun ist es zum ausführlichen Schulprofil geworden <strong>und</strong> informiert<br />

umfassend über Ziele, Aufbau <strong>und</strong> Praxis unserer Heilpädagogischen <strong>Waldorf</strong>schule. Die vorliegende pdf-<br />

Datei bzw. Druckversion ist im Text weitgehend identisch mit dem Kernbereich unserer Inter<strong>net</strong>-Site<br />

www.förderschule-siegen.de.<br />

Die Zielvorstellung ist dabei, dass dieses Schulprofil ebenso ständig in Veränderung ist wie die Schule<br />

selbst. Das Dokument soll kein statisches Programm sein, sondern der Spiegelung der Realität dienen <strong>und</strong><br />

einen ständigen Reflexionsprozess der Beteiligten unterstützen. Dieser Prozess soll öffentlich <strong>und</strong><br />

transparent sein. Einige Links verweisen allerdings auf interne Dokumente; in der Druckausgabe ist dann<br />

keine Adresse angegeben.<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für die weitgehende Identität von Schulprofil <strong>und</strong> Website ist natürlich die<br />

Arbeitsökonomie. Wir bitten um Verständnis, wenn in der Druckausgabe hier <strong>und</strong> da Formulierungen<br />

beibehalten werden, die nur für die Inter<strong>net</strong>version Sinn machen.<br />

1 Unsere Schule<br />

1.1 Überblick<br />

Die Johanna-Ruß-Schule in Siegen ist eine Förderschule in freier Trägerschaft. Sie ergänzt das<br />

Bildungsangebot der öffentlichen Schulen unseres Einzugsbereiches im Kreis Siegen-Wittgenstein <strong>und</strong><br />

darüber hinaus. In zwölf Jahrgangsklassen werden jeweils bis zu zwölf Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage der <strong>Waldorf</strong>pädagogik unterrichtet <strong>und</strong> gefördert. Es sind Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, die eine<br />

besondere überschaubare Lernumgebung brauchen <strong>und</strong> folgenden offiziellen Förderschwerpunkten<br />

zugeord<strong>net</strong> sind:<br />

• Förderschwerpunkt Lernen<br />

• Förderschwerpunkt Emotionale <strong>und</strong> soziale Entwicklung<br />

• Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung (Rheinland-Pfalz: ganzheitliche Entwicklung)<br />

• Förderschwerpunkt Sprache (Hessen: Sprachheilförderung)<br />

Wir sind eine Ganztagsschule mit folgenden Schulzeiten:<br />

• Montag, Dienstag, Mittwoch: 8.10 bis 15.30 Uhr<br />

• Donnerstag: 8.10 bis 14.00 Uhr<br />

• Freitag: 8.10 bis 12.30 Uhr<br />

Unser binnen-integratives Konzept bewährt sich auch unter dem Gesichtspunkt der Inklusion. Denn Teilhabe<br />

<strong>und</strong> heilpädagogische Förderung sollte nach unserer Ansicht den gesamten Unterricht <strong>und</strong> Tagesablauf<br />

durchziehen <strong>und</strong> sich in langjährigen menschlichen Beziehungen entfalten können.<br />

1.2 Geschichte<br />

Wie jede <strong>Waldorf</strong>schule ist auch die Johanna-Ruß-Schule aus einer lokalen Initiative von Eltern, Lehrern<br />

<strong>und</strong> Unterstützern hervorgegangen. Nachdem sich bereits in den 50er Jahren Überlegungen zur Gründung<br />

einer <strong>Waldorf</strong>schule in Siegen zeigten, die aber am Lehrermangel scheiterten, nahm die <strong>Waldorf</strong>bewegung in<br />

Siegen 1971 mit der Gründung des Kindergartens am Häusling Schwung auf. Nach mehrjähriger<br />

Vorbereitung begann dann zum Schuljahresbeginn 1980 die Rudolf Steiner Schule Siegen mit 6 Klassen<br />

ihren Betrieb. Heute führt sie mit 13 Klassen bis zum Abitur.<br />

Im Umfeld der Rudolf Steiner Schule wurde dann zunehmend klar, dass auch eine Schule für Kinder<br />

gewünscht wurde, die kleinere Klassen, eine besondere Pflege der rhythmischen Strukturen <strong>und</strong> andere<br />

Lernwege benötigten. Nach wiederum langen Gründungsvorbereitungen nahm im Sommer 1995 die<br />

Johanna-Ruß-Schule mit den zwei Anfangsklassen ihren Betrieb auf. Von da an wuchs die Schule jedes Jahr<br />

durch Neuaufnahme einer ersten Klasse.<br />

Die beiden ersten Schuljahre verbrachten wir noch in Räumlichkeiten der Rudolf Steiner Schule. Im Sommer<br />

1997 wurde der ehemalige „Club Rubens“ an der Alche unser neues Domizil, das durch Umbauten sowie<br />

durch Erweiterungsbauten 2001 <strong>und</strong> 2007 wesentlich erweitert wurde.<br />

Auch die Trägerschaft hatte bis zum Ablauf des Jahres 2002 noch die Rudolf Steiner Schule Siegen inne, bis<br />

wir auch organisatorisch mit dem Verein Johanna-Ruß-Schule e.V. selbstständig wurden. Darüber hinaus hat<br />

sich die in den Anfangsjahren intensive Arbeitsbeziehung zu unserer „großen Schwester“ zwar im Lauf der<br />

Jahre erheblich reduziert, doch bleibt eine tragende Verb<strong>und</strong>enheit, für die wir sehr dankbar sind.<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 2


Unsere Schule trägt den Namen einer Pionierin unserer Bewegung. Johanna Ruß wurde am 24. September<br />

1901 in Jena geboren, dem Ort, von dem die anthroposophisch orientierte Heilpädagogik in Deutschland<br />

ihren Ausgang nahm. Zeit ihres Lebens hat Johanna Ruß mit behinderten Menschen gearbeitet. Die zwei<br />

Säulen, auf denen sie ihr praktisches Wirken aufbaute, waren die Musik – viele von ihr komponierte Lieder<br />

durchklingen unsern Schulalltag – <strong>und</strong> die Eurythmie. Bis wenige Tage vor ihrem Tod 1986 war sie im<br />

Dienste der Heilpädagogik tätig. In ihrer von Humor getragenen Arbeitsfreude <strong>und</strong> ihrer Liebe zu allen<br />

Menschen ist sie uns ein Vorbild.<br />

1.3 Gebäude <strong>und</strong> Wegbeschreibung<br />

Die Wegbeschreibung zu unserer Schule finden Sie hier auf Google Maps oder Bing Maps.<br />

Wir versuchen, wie alle <strong>Waldorf</strong>schulen, schon durch die Architektur <strong>und</strong> Raumgestaltung unsern Kindern<br />

einen positive, angemessene Lernumgebung zu bieten. Die <strong>leben</strong>digen Formen <strong>und</strong> Farben am Äußeren <strong>und</strong><br />

im Inneren unserer Gebäude sollen unser Anliegen unterstützen, den Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen eine<br />

wohltuende schulische Heimat zu geben.<br />

Ökologische Kriterien sind uns sehr wichtig. Alle Gebäude werden mit Holzpellets geheizt. Der Altbau<br />

bekam 2009 aus Mitteln des „Konjunkturpaketes“ eine Wärmedämmung. Unseren Strom beziehen wir bei<br />

einem der echten Ökostrom-Anbieter, der Greenpeace Energy eG.<br />

Erweitert werden die räumlichen Möglichkeiten noch durch das von uns gepachtete Gartenbau-Gelände in<br />

der Alten Heinbach, das mit einem 10-minütigen Fußweg zu erreichen ist.<br />

2 Unsere Pädagogik<br />

2.1 Was ist <strong>Waldorf</strong>pädagogik?<br />

„Lernen“ kann sich in der heutigen Gesellschaft nicht mehr nur auf Kindheit <strong>und</strong> Jugend beziehen. Man<br />

spricht von „<strong>leben</strong>slangem Lernen“ <strong>und</strong> meint damit: die Schule ist nicht dafür da, den Heranwachsenden ein<br />

statisches, für alle Zeiten festgelegtes Wissen einzutrichtern. Sie soll vielmehr Gr<strong>und</strong>lagen schaffen, mit<br />

denen der Mensch möglichst allseitig seine Fähigkeiten entfalten kann <strong>und</strong> sich im Leben bewähren kann.<br />

Die <strong>Waldorf</strong>pädagogik war <strong>und</strong> ist eine Vorreiterin dieses Konzeptes. Schon Rudolf Steiner sagte: Das<br />

Leben selbst ist die Schule – die <strong>Waldorf</strong>schule nur eine „Vorschule“.<br />

Deshalb wurde in der <strong>Waldorf</strong>schule schon immer ganzheitlich „Kopf, Herz <strong>und</strong> Hand“ angesprochen. Der<br />

Intellekt ist nur ein kleiner Teil des Menschen. Was mit dem Willen <strong>und</strong> mit dem Gefühl gelernt wird, wirkt<br />

tiefer <strong>und</strong> nachhaltiger als abfragbares Wissen. Welch wichtige Basis Kindheit <strong>und</strong> Jugend fürs ganze Leben<br />

sind, weiß man heute. <strong>Waldorf</strong>kindergärten <strong>und</strong> -schulen haben bereits seit 1919 ihre Methoden darauf<br />

eingestellt.<br />

Das anthroposophische Menschenbild, um das die Lehrer einer <strong>Waldorf</strong>schule – selbst <strong>leben</strong>slang Lernende<br />

– fortwährend ringen, gibt ihnen die Möglichkeit, auf tieferer Ebene erziehend auf die Kinder einzuwirken.<br />

Denn wenn man Bildung nicht ausschließlich als Vermittlung kognitiver Inhalte ansieht, muss man die<br />

Gesetzmäßigkeiten kennen, nach denen sich der Mensch auf den verschiedenen Ebenen – körperlich,<br />

seelisch <strong>und</strong> geistig – entwickelt. Rudolf Steiner hat dies in zukunftsweisender Form in der „Allgemeinen<br />

Menschenk<strong>und</strong>e als Gr<strong>und</strong>lage der Pädagogik“ dargelegt <strong>und</strong> zugleich Hinweise zur Entwicklung eines<br />

Lehrplanes gegeben. Die weltweite <strong>Waldorf</strong>bewegung hat daraus einen Lehrplan für die 12 Schuljahre der<br />

<strong>Waldorf</strong>schule sowie ein offenes, bewegliches System von pädagogischen Methoden entwickelt. Sowohl die<br />

Lehrinhalte als auch die Methoden haben das Ziel, für jedes individuelle Kind zu seiner Entwicklung zu<br />

einem ges<strong>und</strong>en, selbstbestimmten <strong>und</strong> glücklichen Menschen beizutragen.<br />

Obwohl die Einzelelemente der <strong>Waldorf</strong>pädagogik ihren ganzen Sinn erst aus dem Gesamtsystem <strong>und</strong> vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> der vom Lehrer verinnerlichten Menschenk<strong>und</strong>e entfalten, lassen sich einige wichtige<br />

Prinzipien nennen:<br />

• Klassenlehrer: Für das Kind ist die langjährig konstante Beziehung zum Klassenlehrer von enormer<br />

Wichtigkeit, insbesondere in der Zeit bis zur Pubertät. <strong>Waldorf</strong>pädagogik spricht von der<br />

„natürlichen Autorität“, die das Kind im Erwachsenen findet. Autorität in diesem Sinne hat nichts<br />

mit Zwang <strong>und</strong> Anpassung zu tun, sondern meint das Bedürfnis der Kinder, sich in der ästhetischen<br />

<strong>und</strong> moralischen Beurteilung der Welt, also mit seinen manchmal tief innerlich versteckten Fragen,<br />

was gut <strong>und</strong> böse, schön <strong>und</strong> hässlich ist, an den Erwachsenen anzulehnen. Um dies<br />

Vertrauensverhältnis zu ermöglichen, das eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für alles Lernen ist, führt auch an<br />

der Johanna-Ruß-Schule der Klassenlehrer seine Klasse vom 1. bis zum 8. Schuljahr. Er unterrichtet<br />

seine Klasse in den wichtigsten Fächern („Hauptunterricht“) <strong>und</strong> begleitet sie durch den Schultag.<br />

Die Klassengemeinschaft selbst bleibt, ohne „Sitzenbleiben“, vom 1. bis zum 12. Schuljahr erhalten.<br />

• Epochen: Der Hauptunterricht, das ist der morgendliche erste Unterrichtsblock bis zum Frühstück<br />

um ca. 10 Uhr, ist ein Kernstück der <strong>Waldorf</strong>schule. Hier werden die wichtigsten Fächer<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 3


unterrichtet: Formenzeichnen, Schreiben <strong>und</strong> Lesen, Rechnen, Naturk<strong>und</strong>e (Tier- <strong>und</strong><br />

Pflanzenk<strong>und</strong>e), später auch Geschichte, Geographie, Chemie, Physik u.a. Wichtiger als die<br />

Fachbezeichnung ist aber das Epochenprinzip: Schon Steiner sah im „zerhackten“ St<strong>und</strong>enplan, der<br />

das Kind über den Tag <strong>und</strong> über die Woche hin mit einer Vielzahl verschiedener Themen<br />

konfrontiert, etwas Ineffektives. Den Konzentrationsfähigkeiten von Kindern (<strong>und</strong> Erwachsenen!)<br />

entspricht eher, sich über längere Zeit mit einem Thema zu befassen. In den Zwischenphasen, wenn<br />

ein anderes Thema an der Reihe ist, darf <strong>und</strong> soll das Gelernte sogar vergessen werden, weil es dann<br />

beim späteren Wiederaufgreifen in verwandelter, verinnerlichter Form zur Verfügung steht. Auch<br />

hierin war Steiner Vorreiter, denn neuere Forschungen haben diese positive Funktion des Vergessens<br />

bestätigt <strong>und</strong> viele Schulen das Epochenprinzip übernommen. Meist dauert eine Epoche zwischen 3<br />

<strong>und</strong> 6 Wochen. Oft strahlt eine Epoche auch auf die übrige Tageszeit aus, denn der Klassenlehrer<br />

verbringt, besonders in den unteren Klassen, viel Zeit in „seiner“ Klasse <strong>und</strong> hat entsprechende<br />

Gestaltungsfreiheit.<br />

• Dreiteilung des Unterrichts: Lernen in der <strong>Waldorf</strong>schule ist gr<strong>und</strong>sätzlich Lernen mit Kopf, Herz<br />

<strong>und</strong> Gliedmaßen. Jeder Unterricht soll künstlerisch <strong>und</strong> <strong>leben</strong>dig sein, nicht weil es unbedingt allen<br />

Kindern Spaß macht, sondern weil es ihren tieferen Bedürfnissen entspricht. Darüber hinaus aber<br />

gibt es noch die Dreiteilung in „Rhythmischen Teil“, „Arbeitsteil“ <strong>und</strong> „Erzählteil“, in die der<br />

Hauptunterricht <strong>und</strong> auch viele Fachunterrichte gegliedert sind. „Rhythmischer Teil“ heißt, dass<br />

durch Bewegungs-, Sprach- <strong>und</strong> Sozialübungen zunächst die Aufmerksamkeit der Kinder geweckt<br />

wird, die Kinder ihren Körper, den Raum <strong>und</strong> die Klassenkameraden wach wahrnehmen. Im<br />

„Arbeitsteil“ wendet man sich dann dem eigentlichen Thema zu, hier braucht man Ruhe <strong>und</strong><br />

Aufmerksamkeit. Dem Abklingenlassen des Erlebten <strong>und</strong> neu Gelernten dient dann der „Erzählteil“:<br />

Die Kinder lauschen der vom Lehrer frei erzählten Fortsetzungsgeschichte <strong>und</strong> kommen dabei zu<br />

tiefer Ruhe <strong>und</strong> „Ausatmung“.<br />

• Epochenhefte: An <strong>Waldorf</strong>schulen, zumindest bis zur mittleren Mittelstufe, gibt es traditionell kaum<br />

Schulbücher. An deren Stelle tritt das „Epochenheft“ als „selbstgemachtes Schulbuch“. Was darin<br />

steht, ist – in der Lerngemeinschaft <strong>und</strong> von jedem individuell – selbst erarbeitet <strong>und</strong> gestaltet<br />

worden.<br />

Lesen Sie zu den Zielen <strong>und</strong> Methoden der <strong>Waldorf</strong>pädagogik auch das Gemeinsame Leitbild der deutschen<br />

<strong>Waldorf</strong>schulen, dem auch die Johanna-Ruß-Schule zugestimmt hat.<br />

Literaturhinweise können im Rahmen dieses Schulprofils nicht gegeben werden. Dazu ist die Literatur zur<br />

<strong>Waldorf</strong>pädagogik <strong>und</strong> auch zur Sozialgestalt der <strong>Waldorf</strong>schule zu umfangreich. Stattdessen verweisen wir<br />

auf folgende Inter<strong>net</strong>ressourcen:<br />

Literaturhinweise beim B<strong>und</strong> der Freien <strong>Waldorf</strong>schulen<br />

Pädagogische Forschungsstelle beim B<strong>und</strong> der Freien <strong>Waldorf</strong>schulen<br />

Zeitschrift Erziehungskunst (siehe dort auch das Archiv der Ausgaben von 1927 bis heute!)<br />

Literaturhinweise bei den Fre<strong>und</strong>en der Erziehungskunst Rudolf Steiners<br />

Verlag Freies Geistes<strong>leben</strong><br />

2.2 Unsere besonderen Kinder<br />

Schon die erste, 1919 in Stuttgart gegründete <strong>Waldorf</strong>schule war als eine Schule für sehr verschiedene<br />

Kinder geplant <strong>und</strong> verwirklicht. Mädchen <strong>und</strong> Jungen (was damals nicht üblich war) sowie Arbeiterkinder<br />

<strong>und</strong> Kinder des Bildungsbürgertums lernten zusammen.<br />

Auch einige Kinder waren dabei, die nach heutiger Definition „sonderpädagogischen Förderbedarf“ hätten.<br />

Rudolf Steiner richtete nun für diese Kinder eine besondere „Hilfsklasse“ ein. Dies kann man als eigentliche<br />

Geburtsst<strong>und</strong>e der heilpädagogischen <strong>Waldorf</strong>schulen ansehen.<br />

Denn in der Praxis hatte es sich erwiesen, dass man in den großen Klassen den besonderen Kindern nicht<br />

gerecht werden konnte. Steiner vertraute diese Aufgabe einem Lehrer an, dem besondere Herzenskräfte <strong>und</strong><br />

Menschliebe zu eigen waren, allerdings nicht im Sinne von falschem Mitleid: Karl Schubert. Steiner<br />

charakterisierte Schuberts heilpädagogische Qualität als eine Liebe, die „bei den Kindern nichts moralisch<br />

nimmt“.<br />

In dieser Hilfsklasse sollten die Kinder nach dem gleichen, der Kindesentwicklung abgelesenen Lehrplan<br />

unterrichtet werden wie ihre Altersgenossen. Die Themen müssen jedoch, durch die seelischen Kräfte des<br />

Lehrers vermittelt, in intensiverer <strong>und</strong> individualisierter Form behandelt werden. Wenn der heilpädagogische<br />

Lehrer seinen Kindern etwas darstellt, dann müsse er „die Berge berger, die Flüsse flüsser machen“, so fasste<br />

Schubert seine Methode zusammen. Einem geistig behinderten Kind muss das römische Rechtssystem oder<br />

die Entstehung des Faltengebirges anders nahegebracht werden als einem erziehungsschwierigen Kind.<br />

Phantasie des Lehrers ist gefragt, um den Stoff plastisch zu machen auch für Kinder mit sehr begrenzten<br />

sprachlichen <strong>und</strong> intellektuellen Möglichkeiten.<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 4


Im Jahr 1924 hielt Steiner dann seinen „Heilpädagogischen Kurs“ <strong>und</strong> stellte gleich im ersten Vortrag klar,<br />

dass es keinen Sinn macht, „über die Normalität oder Abnormalität des kindlichen Seelen<strong>leben</strong>s oder<br />

menschlichen Seelen<strong>leben</strong>s überhaupt zu reden“. Denn in jedem Menschen sitzt „irgendwo in einer Ecke<br />

eine sogenannte Unnormalität“. Auch hierin war Steiner also – zu einer Zeit, in der behinderte Menschen<br />

noch als „minderwertig“ gesehen wurden – Vorreiter moderner Ansichten. Er entwickelt in seinem Kurs<br />

dann eine Systematik, wie man Behinderungen nicht als medizinische „Defekte“ zu sehen hat, sondern als<br />

Verstärkung von Tendenzen, die jeder Mensch auch in sich hat <strong>und</strong> spürt. Damit beginnt für den Lehrer die<br />

Möglichkeit, zu verstehen <strong>und</strong> zu helfen.<br />

In einer überschaubaren Umgebung können sich Kinder individueller aus<strong>leben</strong>. Wir haben uns daher, wie<br />

auch einige vergleichbare <strong>Waldorf</strong>-Förderschulen, für ein Konzept entschieden, das die wichtigsten<br />

Förderschwerpunkte übergreift. Dadurch können die Kinder sich in ihrer Verschiedenheit w<strong>und</strong>erbar<br />

ergänzen <strong>und</strong> helfen. Ein verhaltensauffälliges Kind, dem der Konkurrenzdruck an einer Regelschule<br />

enormen Stress gemacht hat, entdeckt plötzlich ganz andere Seiten an sich, wenn es einem Kind mit Down-<br />

Syndrom helfen kann. Wer hilft hier wem? Die Hilfe ist gegenseitig, auch wenn es den Kindern nicht<br />

bewusst wird.<br />

Ein künstlerischer Unterricht, den der Lehrer mit Blick auf die verschiedenen Kinder vielfältig variiert, aber<br />

so, dass immer auch das Gemeinschaftser<strong>leben</strong> erhalten bleibt: dies wirkt selbst „heilend“ auf die Kinder.<br />

Denn die Behinderungen der Kinder sind ja nur Einseitigkeiten der Persönlichkeitsausprägung, wie sie jeder<br />

von uns in leichterer Form auch an sich hat.<br />

2.3 Unsere besondere Schule<br />

Der Unterricht ist an unserer Ganztagsschule in den gemeinsamen Schulalltag eingebettet. So wird die<br />

Schule für die Kinder zu ihrem „Haus des Lernens“. Schon die gemeinsamen Mahlzeiten mit allem was dazu<br />

gehört – den Tisch decken, das Essen austeilen <strong>und</strong> servieren, Geschirr spülen, Zähne putzen, gelegentlich<br />

auch selber kochen – bieten viele wertvolle Lernmöglichkeiten <strong>und</strong> geben den Kindern ein Alltags-„Gerüst“.<br />

Ein weiteres wichtiges Element ist die Pflege der Gemeinschaft nicht nur in der Klasse, sondern darüber<br />

hinaus. Dem dient der gemeinsame tägliche Morgenkreis, zu dem sich alle Kinder <strong>und</strong> Erwachsenen vor<br />

Unterrichtsbeginn einfinden. Es wird gesungen, gebetet, es werden Geburtstage angesagt <strong>und</strong> Besuch<br />

begrüßt. Die gemeinsame Verehrung des Göttlichen, das gemeinsame Ernstnehmen des Wichtigen im Alltag<br />

ermöglicht nicht nur für die Kleinen das Ankommen in ihrer Schule, er wird auch, wenn es authentisch ist,<br />

von den großen Schülern mitgetragen – <strong>und</strong> erneuert so jeden Tag die Schulgemeinschaft.<br />

Das Pendant zum Morgenkreis ist der Schlusskreis zum Abschluss des Schultages, der einen leichteren<br />

Charakter hat. Man trifft sich noch einmal kurz, um sich gegenseitig wahrzunehmen <strong>und</strong> besondere<br />

Ereignisse des erlebten Tages zu nennen oder stolz fertiggestellte Werkstücke zu zeigen.<br />

Bei den sogenannten Monatsfeiern, einem traditionellen <strong>Waldorf</strong>element, zeigen die Klassen sich in Form<br />

kleiner Aufführungen, was sie in letzter Zeit erarbeitet haben. Das täglich in Morgen- <strong>und</strong> Schlusskreis<br />

geübte gegenseitige Wahrnehmen der Klassen bewährt sich hier <strong>und</strong> führt zur Vertiefung der Erfahrung als<br />

Schulgemeinschaft.<br />

Die einmal jährliche Klassenfahrt ca. ab der 3. Klasse verstärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl in der<br />

Klasse. Einige Tage bis zu mehreren Wochen ohne die Eltern im Kreise ihrer Fre<strong>und</strong>e zu verbringen, ist für<br />

die Kinder eine beglückende Erfahrung <strong>und</strong> führt sie in die Selbstständigkeit.<br />

Weitere Glanzpunkte im Schulalltag sind die innerhalb der Klasse <strong>und</strong> der Schulgemeinschaft würdig<br />

gestalteten Jahresfeste (hierzu dient auch der in jeder Klasse gepflegte „Jahreszeitentisch“) wie Ostern,<br />

Himmelfahrt, Pfingsten, Johanni, Michaeli, Martini, Advent, Weihnachten, die Dreikönigszeit <strong>und</strong> last but<br />

not least der Karneval. In Klassen, in denen Kinder anderer Religionsbekenntnisse sind, werden, wenn<br />

Kinder oder Eltern dies hereintragen, auch z.B. muslimische Traditionen beachtet.<br />

In Absprache mit den Eltern nehmen die Kinder am überkonfessionellen christlichen Religionsunterricht teil,<br />

der von dazu qualifizierten Lehrkräften gegeben wird.<br />

Zur alltäglichen Schulgemeinschaft gehören außer den Kindern <strong>und</strong> den Lehrkräften auch die jungen<br />

Menschen, die bei uns den B<strong>und</strong>esfreiwilligendienst oder das Freiwillige Soziale Jahr machen. Teilweise<br />

sind sie als Integrationskraft einem Kind an die Seite gestellt, das besondere Hilfen benötigt, um sinnvoll am<br />

Unterricht teilnehmen zu können. Die meisten unserer jungen Helferinnen <strong>und</strong> Helfer haben aber die<br />

Aufgabe, den Unterricht zu unterstützen, indem sie wie der „verlängerte Arm der Lehrkraft“ den Kindern<br />

dabei helfen, die Unterrichtsinhalte individuell tätig umzusetzen.<br />

2.4 Unterstufe (Klasse 1 bis 4)<br />

In den ersten beiden Schuljahren <strong>lernen</strong> die Kinder an unserer Schule auf sehr spielerische <strong>und</strong> gemütvolle<br />

Weise. Sie tauchen ein in die Welt der Märchen <strong>und</strong> Geschichten, der Tag ist von Liedern, Fingerspielen <strong>und</strong><br />

kleinen Ritualen durchzogen. Staunend <strong>lernen</strong> sie durch Bilder <strong>und</strong> Geschichten die ersten Formen <strong>und</strong><br />

Buchstaben kennen <strong>und</strong> erfahren sie sinnlich durch große Bewegungen, indem sie sie auf dem Fußboden<br />

ablaufen, groß an der Tafel malen <strong>und</strong> schließlich mit Bienenwachsblöckchen ins Heft malen.<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 5


Das Bienenwachs dient als K<strong>net</strong>wachs auch zum plastischen „Begreifen“ der verschiedenen Formen.<br />

Niemals wird gek<strong>net</strong>et oder gemalt, ohne dass die betreffende Geschichte dazu im Raum schwebt. Die<br />

Kinder wollen die später abstrakten Zeichen wie Buchstaben <strong>und</strong> Zahlen zunächst durch ihr Gefühl in sich<br />

aufnehmen, nicht durch den Verstand. Niemals fragt der Lehrer in den ersten Jahren das Kind abstrakt nach,<br />

ob es sich etwas schon gemerkt hat. Es macht den Kindern Freude, z.B. die „Flatterfahne“ (das F) im Alltag<br />

wieder zu entdecken. Der Lehrer vermeidet jeglichen Druck <strong>und</strong> geht – aufgr<strong>und</strong> vielfältiger Erfahrung –<br />

davon aus, dass das Lesenkönnen (bei den Kindern, die von ihren Beeinträchtigungen her überhaupt dazu in<br />

der Lage sind!) in der vierten, fünften oder sechsten Klasse „wie ein reifer Apfel vom Baum fällt“. Denn was<br />

das Kind wirklich <strong>lernen</strong> <strong>und</strong> im späteren Leben gebrauchen können soll, muss es durch sich durch die<br />

geheime Arbeit seiner eigensten Seelenkräfte erwerben. Erst recht in der Mathematik zeigt sich dies:<br />

Äußeres Antrainieren oder Eintrichtern kann niemals die wirkliche Einsicht fördern; <strong>und</strong> nur in dieser liegt<br />

das F<strong>und</strong>ament für weitere Lernfortschritte in Mittel- <strong>und</strong> Oberstufe.<br />

In der Unterstufe ist der St<strong>und</strong>enplan noch sehr entspannt <strong>und</strong> frei; ausgedehnte Spielphasen, Spaziergänge<br />

<strong>und</strong> Naturerfahrung im an die Schule grenzenden Wald mit seinen Bachläufen gehören dazu.<br />

Mittags nach dem Essen <strong>und</strong> Zähneputzen gibt es in den ersten beiden Klassen Ruhephasen. Manche Kinder<br />

schlafen auf ihren Betten tatsächlich ein, andere beschäftigen sich still mit einem Bilderbuch oder<br />

Kuscheltier.<br />

Die Themen des Hauptunterrichtes sind:<br />

Selbstverständlich ist im folgenden zu beachten, dass die kognitiven Lernfortschritte der Kinder sehr stark<br />

von ihren individuellen Veranlagungen <strong>und</strong> Beeinträchtigungen abhängen. Trotzdem sind die Themen in der<br />

Regel für alle Kinder gleich <strong>und</strong> werden für die schwerer behinderten Kinder entsprechend angepasst (siehe<br />

auch Punkt 2.2).<br />

• Formenzeichnen: Er<strong>lernen</strong> <strong>und</strong> Üben elementarer Formen (angefangen von „Gerade <strong>und</strong> Krumme“)<br />

als Vorstufe des Schreibens <strong>und</strong> als „Gr<strong>und</strong>ausrüstung fürs Leben“, bis hin zu räumlich<br />

komplizierten Flechtformen im 4. Schuljahr<br />

• Schreiben <strong>und</strong> Lesen: Bildhaftes <strong>und</strong> tätiges Kennen<strong>lernen</strong> der großen <strong>und</strong> kleinen Buchstaben, mit<br />

den unterschiedlichen Qualitäten der Vokale <strong>und</strong> Konsonanten; Verwendung des Abschreibens oder<br />

Nachspurens kleinerer oder größerer Texte für alle Sachthemen <strong>und</strong> im Alltag.<br />

• Rechnen: Kennen<strong>lernen</strong> der Zahlen <strong>und</strong> ihrer Zeichen, elementare Rechenoperationen, Üben der<br />

Gr<strong>und</strong>rechenarten je nach Fähigkeiten der Kinder. Auch das Bruchrechnen wird aus<br />

menschenk<strong>und</strong>lichen Gründen bereits in der 4. Klasse eingeführt.<br />

• Schöpfungsgeschichte: zur Vorbereitung der Altersstufe des „Rubikons“ (9 bis 10 Jahre), wo das<br />

Kind sich bewusster der Welt gegenüberstellt, dient die Erarbeitung der 7 Schöpfungstage nach dem<br />

Alten Testament.<br />

• Ackerbau, Hausbau, Handwerk: Diese Themen der 3. Klasse dienen ebenfalls der neuen Verbindung<br />

mit der Erde, die auf dieser Altersstufe möglich wird. Alle drei Epochen verbinden Betrachtungen<br />

mit praktischen eigenem Tun, z.B. der Bestellung eines eigenen kleinen Ackers.<br />

• Sprachlehre: Nach dem Rubikon, in der 4. Klasse, kann das Kind sich auch der selbstbenutzten<br />

Sprache betrachtend gegenüberstellen <strong>und</strong> ihren Bau untersuchen.<br />

• Heimatk<strong>und</strong>e: Ebenfalls wird auf dieser Altersstufe die räumliche Umgebung erforscht, in Form der<br />

Himmelsk<strong>und</strong>e (Sonnen- <strong>und</strong> Mondlauf, Jahreszeiten, Himmelsrichtungen) <strong>und</strong> der eigentlichen<br />

Heimatk<strong>und</strong>e: die nähere Umgebung der Schule oder der Stadt wird in einer ersten Landkarte bzw.<br />

einem Modell plastiziert oder gezeich<strong>net</strong>.<br />

• Menschen- <strong>und</strong> Tierk<strong>und</strong>e als Einstieg in die Naturk<strong>und</strong>e: in dieser besonderen Epoche in der 4.<br />

Klasse wird von der Betrachtung des Menschen ausgegangen, damit alle folgenden<br />

Tierk<strong>und</strong>eepochen sich darauf beziehen können.<br />

Als Fächer kommen zum Hauptunterricht in dieser Zeit hinzu:<br />

• Eurythmie: in dieser Bewegungskunst <strong>lernen</strong> die Kinder die Laute (Buchstaben) nochmals von einer<br />

anderen Seite her kennen <strong>und</strong> machen elementare Erfahrungen mit der Bewegung im Raum, mit<br />

Rhythmus <strong>und</strong> Geste.<br />

• Religion: der freie christliche Religionsunterricht (siehe Abschnitt „Unsere besondere Schule“)<br />

beginnt im Laufe der ersten oder zweiten Klasse.<br />

• Handarbeit: elementare Erfahrung in der Verarbeitung von Wolle (Waschen, Kardieren, Filzen,<br />

Spinnen, Häkeln <strong>und</strong> Stricken) führen zur Förderung der Feinmotorik <strong>und</strong> fördern damit auch die<br />

differenzierte Gehirnentwicklung.<br />

• Spielturnen: Kreis- <strong>und</strong> Reigenspiele zur Förderung der Motorik<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 6


• Malen mit Wasserfarben: Es dient der tiefen seelischen Erfahrung von Farbqualitäten <strong>und</strong> hat<br />

geradezu therapeutische Wirkung.<br />

• Englisch: Es wird von der 1. bis zur 12. Klasse teils als separater Fachunterricht gegeben, teilweise<br />

aber auch vom Klassenlehrer als Fachst<strong>und</strong>e oder als Englisch-Sequenz im Hauptunterricht oder<br />

anderen Phasen des Tageslaufs.<br />

2.5 Mittelstufe (Klasse 5 bis 8)<br />

Die Kinder entwickeln sich in diesen Jahren zu mehr Eigenständigkeit <strong>und</strong> werden unabhängiger vom<br />

Lehrer. Doch auch, wenn die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen jetzt mehr <strong>und</strong> kompliziertere Fragen an den Lehrer<br />

stellen, denen er sich nicht versperren darf, bleibt er (wie andere Erwachsene) noch die Instanz, an die sie<br />

sich zumindest unterbewusst vertrauensvoll anlehnen. Der Unterricht muss weiterhin eine künstlerische<br />

Atmosphäre haben. Insbesondere in den Klassen 5 <strong>und</strong> 6 soll z.B. in den naturk<strong>und</strong>lichen Fächern das<br />

Beobachten <strong>und</strong> Anschauen noch Vorrang haben. Erst ab der 7. Klasse sind die Jugendlichen zu einem<br />

wirklichen Verständnis von Kausalität in der Lage, so dass erst hier der herkömmliche Physik- <strong>und</strong><br />

Geschichtsunterricht einsetzt.<br />

Natürlich wird – entsprechend der Verschiedenheit unserer Kinder – im Laufe der Zeit immer mehr<br />

Differenzierung in den Unterricht eingebaut. Es bleibt aber in aller Regel dabei, dass sich die Klassen<br />

gemeinsam den Themen widmen <strong>und</strong> jeder es auf seine Art individuell erarbeitet.<br />

Inhalte des Hauptunterrichts (Auswahl):<br />

• Schreiben, Lesen, Deutsch: Jetzt ist die Zeit, dass sich bei den Kindern, die dazu in der Lage sind,<br />

eine wirkliche Schreib- <strong>und</strong> Lesefertigkeit entwickelt. Der kunstvolle Bau der Sprache wird weiter<br />

erforscht, Grammatik kann <strong>und</strong> soll <strong>leben</strong>dig werden. Mehr <strong>und</strong> mehr werden Aufsätze <strong>und</strong> (für den<br />

realen Alltag brauchbare) Briefe geschrieben.<br />

• Rechnen: Fortsetzung <strong>und</strong> Festigung der Gr<strong>und</strong>rechenarten. Bruchrechnen. Dezimalzahlen.<br />

Prozentrechnen.<br />

• Geometrie: Nach der Übung im Formenzeichnen in der Unterstufe werden jetzt auch<br />

Zeichenwerkzeuge (Lineal, Dreieck, Zirkel) dazugenommen, denn es werden die exakten<br />

geometrischen Gesetzmäßigkeiten erforscht.<br />

• Zeichnen: Das Zeichnen wird durch alle Klassen hindurch im Epochenheft gepflegt. In der 7. <strong>und</strong> 8.<br />

Klasse wird mit dem speziellen Hell-Dunkel-Zeichnen die räumliche Wiedergabe des Gesehenen<br />

geübt.<br />

• Naturk<strong>und</strong>e: Weiterführung der Tierk<strong>und</strong>e mit Rückbezug auf den Menschen. Erste Pflanzenk<strong>und</strong>e,<br />

immer mit Beziehung zur geographischen Umgebung. Gesteinsk<strong>und</strong>e.<br />

• Menschenk<strong>und</strong>e: In der 7. <strong>und</strong> 8. Klasse wird die Ernährung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit des Menschen, die<br />

Anatomie <strong>und</strong> die Geschlechtlichkeit des Menschen behandelt.<br />

• Physik: Akustik, Optik, Wärmelehre, Mechanik, Mag<strong>net</strong>ismus, Mechanik, Elektrizität. Wichtig ist in<br />

den naturk<strong>und</strong>lichen Fächern, dass wir von den erlebbaren Phänomenen ausgehen <strong>und</strong> entsprechend<br />

genaues Beobachten <strong>und</strong> Beschreiben üben.<br />

• Chemie: [Dieser Textabschnitt fehlt noch]<br />

• Geographie: Von der eigenen Region ausgehend, werden nach <strong>und</strong> nach die verschiedenen Gebiete<br />

der Welt betrachtet. Entscheidender Gesichtspunkt ist dabei das Raumgefühl <strong>und</strong> Interesse für das<br />

neben mir liegende. Steiner betrachtete den Geographieunterricht als förderlich für die Entwicklung<br />

von „Nächstenliebe“ – ein plausibler Gedanke in unserer globalierten Welt.<br />

• Geschichte: Hier werden die alten Kulturen, das europäische Mittelalter <strong>und</strong> die Neuzeit bis zur<br />

Gegenwart behandelt.<br />

Der Fächerkanon wird erweitert um:<br />

• Turnen: An die Stelle des Spielturnens tritt (schon in der 4. Klasse) das „richtige“ Turnen, möglichst<br />

mit der Bothmer-Gymnastik als zentralem Element.<br />

• Musik: In der Unterstufe hatte meistens der Klassenlehrer die Musik in seinen Hauptunterricht<br />

integriert. Jetzt übernimmt sie eine Fachlehrkraft. Einzelne Kinder erhalten auch<br />

Instrumentalunterricht.<br />

• Holzwerken: Wir sind zwar von der ersten Klasse an viel mit den Kindern im Wald gewesen, haben<br />

dort Hütten gebaut <strong>und</strong> auch Stöcke geschnitzt. Jetzt aber beginnt der regelmäßige<br />

Holzwerkunterricht.<br />

• Gartenbau: [Dieser Textabschnitt fehlt noch]<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 7


• Hauswirtschaft: Auch gekocht <strong>und</strong> gebacken haben wir bereits in der Unterstufe. In der 8. Klasse<br />

kommt, begleitend zur Ernährungslehre, ein planmäßiger Kochunterricht dazu.<br />

In den Fachunterrichten, wo viel Hilfe durch den Lehrer bzw. den Klassenhelfer erforderlich ist, werden die<br />

Klassen meist geteilt, so dass ca. 5 Kinder in einer Gruppe sind.<br />

Höhepunkte zum Abschluss der Klassenlehrerzeit sind<br />

• die Jugendfeier (siehe unter „Unsere besondere Schule“), zu deren erstmaliger Feier (an einem<br />

Sonntag) auch Eltern <strong>und</strong> Verwandte eingeladen sind, <strong>und</strong> vor allem<br />

• das Klassenspiel: In monatelanger Arbeit studiert die 8. Klasse ein Theaterstück ein. Alle Schüler,<br />

auch die schwerer behinderten, sind beteiligt. Die Vorbereitungen im Umfeld (Kostüme <strong>und</strong><br />

Kulissen herstellen, Plakate drucken usw.) bieten eine Fülle von Lernmöglichkeiten <strong>und</strong> stärken die<br />

Gemeinschaftserfahrung. Auch die Eltern werden teilweise eingeb<strong>und</strong>en.<br />

2.6 Oberstufe (Klasse 9 bis 12)<br />

Der Unterricht in der Oberstufe soll besonders im Vormittagsblock so angelegt werden, dass er den<br />

Jugendlichen eine Berufsorientierung ermöglicht. Hierzu wird der Schwerpunkt auf handwerklichen<br />

Unterricht gelegt, in den kulturtechnische (Lesen, Schreiben, Rechnen) <strong>und</strong> andere fachliche Anforderungen<br />

flexibel integriert werden. Die Jugendlichen der 9. bis 12. Klasse <strong>lernen</strong> mehrere „Gewerke“ intensiv<br />

kennen, jedes etwa ein halbes oder ein ganzes Jahr lang, um es darin zu gr<strong>und</strong>legenden Handfertigkeiten <strong>und</strong><br />

zu einem gr<strong>und</strong>legenden Wissen zu bringen. Vorgesehen sind die Bereiche Gartenbau, Holzwerken,<br />

Hauswirtschaft, textiles Arbeiten, Buchbinden bzw. Papierverarbeitung <strong>und</strong> Metallverarbeitung.<br />

Der Nachmittag ist auch in Mittel- <strong>und</strong> Oberstufe weniger für Fächer mit kognitiven Leistungsansprüchen<br />

vorgesehen, sondern vorrangig für die praktischen oder musischen Fächer: Turnen, Schwimmen, Chor,<br />

Fahrradtraining usw.<br />

Die Gewerke<br />

Gartenbau<br />

Als wesentliches Element im Gartenbauunterricht muss die Bewegung angesehen werden. Sie dient der<br />

Stärkung des Körperbewusstseins <strong>und</strong> der motorischen Fähigkeiten. Das Erüben der richtigen<br />

Bewegungsabläufe durch Wiederholung reift zur Geschicklichkeit.<br />

Die Wahrnehmung beeinflusst unser Handeln <strong>und</strong> die kognitiven, sozialen <strong>und</strong> motorischen<br />

Entwicklungsprozesse. Durch gezielte Sinnesschulung, die sich immer wieder im Unterrichtsverlauf anbietet,<br />

können wir heilend auf Wahrnehmungsstörungen unserer Schüler wirken. Das bedeutet, dass in jeder<br />

Unterrichtsst<strong>und</strong>e eine Zeit vorgesehen wird, in der die Sinne bewusst gepflegt werden.<br />

Im Gartenbauunterricht sind die Schüler für Natur <strong>und</strong> Gemeinschaft tätig. Sie übernehmen Verantwortung<br />

für ihre Umwelt. Durch die Erkenntnis, dass bestimmte Handlungen erst später als Ursache bestimmter<br />

Veränderungen erkannt werden, wächst die Verantwortung. Es findet eine Metamorphose im Sozialen statt,<br />

die sich positiv auf das Handeln der Schüler gegenüber ihrer Umwelt, aber auch gegenüber ihren<br />

Mitmenschen <strong>und</strong> sich selbst auswirkt.<br />

Hauswirtschaft<br />

Lebenspraktische Dinge – ein etwas abstrakter Begriff – aber genau darum geht es im<br />

Hauswirtschaftsunterricht: die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler in der praktischen Arbeit, vor allem bei der<br />

Nahrungszubereitung an die ganze Vielfalt dieser Tätigkeit heranzuführen. Der gemeinsame Einkauf,<br />

Lebensmittel <strong>und</strong> Preise vergleichen, welche Menge brauche ich für soviel Personen, Ernährungslehre, was<br />

ist ges<strong>und</strong>, Küchenhygiene, Ordnung <strong>und</strong> Sauberkeit, eigene Hygiene, verschiedenste Rezepte aussuchen<br />

<strong>und</strong> kennen <strong>lernen</strong>, die ganze Vielfalt der Lebensmittelverarbeitung, wie z.B. schneiden, hobeln, schälen,<br />

messen, wiegen, backen, braten, kochen, dünsten … Ein wesentlicher Teil des Unterrichts ist das Kochen für<br />

andere <strong>und</strong> mit anderen. Dazu gehören auch ein schön gedeckter Tisch <strong>und</strong> gute Tischmanieren. Und zum<br />

Schluss: Zeit zu haben, die selbst zubereitete Mahlzeit zu genießen. Wir wollen Freude am gemeinsamen<br />

Arbeiten haben. Guten Appetit!<br />

Holzgewerk<br />

Neben der künstlerisch-plastischen Gestaltung verschiedener Objekte <strong>und</strong> Formen aus Holz <strong>lernen</strong> die<br />

Schüler der Oberstufe je nach ihren Möglichkeiten auch exaktes Arbeiten, wie es im Schreinerhandwerk<br />

erforderlich ist. Hier ist Gelegenheit, Formen intensiv wahrzunehmen <strong>und</strong> schöpferisch zu gestalten.<br />

Arbeitsvorbereitung <strong>und</strong> Arbeitsgänge werden schrittweise eigenständig ergriffen, was die Jugendlichen<br />

allmählich auf ihr nachschulisches Leben vorbereiten soll. Dem Alter entsprechend haben die Schüler einen<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 8


angemessenen Entscheidungsspielraum, was sowohl die Wahl als auch die Gestaltung des Werkstückes, aber<br />

auch Arbeitsabläufe betrifft. Neben Stein, Metall <strong>und</strong> Ton ist Holz ein Werkstoff, zu dem die Schüler rasch<br />

einen Bezug entwickeln, da seine Entstehung <strong>und</strong> Herkunft gut nachvollziehbar sind. Dies unterstützt ein<br />

ges<strong>und</strong>es Selbstvertrauen, da die Jugendlichen ein umfassendes Verständnis für ihre selbst geschaffenen<br />

Dinge bekommen. Es werden nicht etwa der Herkunft <strong>und</strong> Herstellung nach unbekannte Materialien in<br />

zwingend vorgegeben Schritten zusammengesetzt, sondern der ganze Entstehungsprozess vom Baumstamm<br />

zum fertigen Hocker etc. aktiv mit dem eigenen Schönheitsempfinden begleitet <strong>und</strong> gestaltet.<br />

Schmieden<br />

[Dieser Textabschnitt fehlt noch.]<br />

Plastisch-künstlerisches Gestalten<br />

Im Wechsel von der Unter- zur Mittelstufe haben die Schüler nach <strong>und</strong> nach gelernt, das kindliche Spielen in<br />

handwerkliches Arbeiten zu verwandeln. Die an den verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten gewonnenen<br />

Fähigkeiten werden in der Oberstufe weiter vertieft.<br />

Der plastisch-künstlerische Unterricht unterscheidet sich von den verschiedenen handwerklichkünstlerischen<br />

Fächern: Zu den fachlich bedingten, streng festgelegten Handlungsabläufen eines<br />

Handwerkes kommt als Ausgleich das Element der freien künstlerischen Gestaltung hinzu.<br />

Innerhalb des künstlerischen Unterrichtes wird den Schüler die Möglichkeit gegeben, notwendige<br />

handwerkliche Vorgaben mit eigenen Gestaltungsintentionen zu vereinbaren. Das eigene, selbstbestimmte<br />

freie Handeln unterliegt auch im Rahmen des plastisch-künstlerischen Gestaltens sinnvollen Regeln eines<br />

Handwerks. Die Schüler haben hier die Möglichkeit, eine eigene Idee mit künstlerischem<br />

Einfühlungsvermögen in die Tat umzusetzen. Denken, Fühlen <strong>und</strong> Handeln werden aus eigenem Antrieb zur<br />

Schaffung eines künstlerischen Werkes, miteinander in Einklang gebracht.<br />

Die gebräuchlichsten Materialien sind Tonerde, Holz <strong>und</strong> Stein. In selteneren Fällen werden Metallbleche zu<br />

Reliefs verarbeitet, Formen mit Gips abgegossen oder auch Zinngussarbeiten ausgeführt. Modellentwürfe<br />

werden gelegentlich auch aus Draht <strong>und</strong> einer Papier-Kleistermasse gefertigt.<br />

Weben<br />

Das Gewerk Weben wird in der 11. Klasse unterrichtet. Die Handweberei ist eine gute Möglichkeit zur<br />

Förderung der Schüler, da die Geschwindigkeit der Arbeitsabläufe an ihr Tempo <strong>und</strong> ihre individuellen<br />

Fähigkeiten angepasst werden kann.<br />

Das rhythmische Zusammenspiel von Augen, Händen <strong>und</strong> Füßen bei der Arbeit am Webstuhl wirkt<br />

beruhigend <strong>und</strong> harmonisierend. Die motorischen Fähigkeiten <strong>und</strong> das Selbstwertgefühl werden gefördert.<br />

Die Schüler erfahren den ganzheitlichen Fertigungsprozess von der Faser bis zum Stoff als Endprodukt: Mit<br />

einfachen, rasch erlernbaren Techniken werden schöne Produkte – auch individuell auf Bestellung –<br />

hergestellt.<br />

Zu einzelnen Fächern:<br />

Eurythmie<br />

Als beseelte Bewegung ergänzt sie den Sportunterricht. Sie schult die innere Beweglichkeit, die Fähigkeit,<br />

komplexe, sich verändernde Zusammenhänge wahrzunehmen <strong>und</strong> pflegt das soziale Empfinden durch das<br />

Erarbeiten von Gruppenformen.<br />

Verschiedenste Aspekte des inneren <strong>und</strong> äußeren Bewegungsvermögens stehen bei den Übungen im<br />

Vordergr<strong>und</strong>:<br />

• Spannung <strong>und</strong> Lösung<br />

• Anregung <strong>und</strong> Beruhigung<br />

• Konzentration<br />

• Raumorientierung<br />

• Gedächtnisstärkung<br />

• Willensstärkung<br />

Daher übt die Eurythmie einen ges<strong>und</strong>en, harmonisierenden Einfluss auf den sich entwickelnden Menschen<br />

aus.<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 9


Kunst <strong>und</strong> Kunstgeschichte<br />

Im Rahmen der verschiedenen Fächer innerhalb der bildenden Kunst wird neben dem plastischen Gestalten<br />

auch Malerei <strong>und</strong> graphisches Gestalten unterrichtet.<br />

Kunstgeschichte kommt ab der 9. Klasse als eigenständiges Fach hinzu. Als Höhepunkt <strong>und</strong> Abschluss des<br />

Kunst- <strong>und</strong> Kunstgeschichtsunterrichtes wird, wie an vielen <strong>Waldorf</strong>schulen, wenn möglich eine Kunstreise<br />

ins Ausland durchgeführt. Neben Zeichnungen, die vor Bauwerken oder Skulpturen angefertigt werden,<br />

finden oft Steinbearbeitungskurse während dieser Abschluss-Klassenfahrt statt.<br />

Englisch<br />

Den Jugendlichen der Oberstufe wird versucht einen Überblick über Amerika zu vermitteln: amerikanische<br />

Städte, Länder <strong>und</strong> Geschichte. Daneben versuchen wir uns an Bildbetrachtungen <strong>und</strong> Bildergeschichten.<br />

Spielerisch werden Vokabeln geübt. Am Ende der Schulzeit sollen sich die Schüler ihren Fähigkeiten<br />

entsprechend auf englisch vorstellen können.<br />

Förderunterricht<br />

Im Förderunterricht verteilen sich einmal wöchentlich alle Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler auf Gruppen, in denen<br />

verschiedene Angebote gemacht werden.<br />

Wahrnehmungsförderung<br />

Die Natur bietet ein großes Feld an Wahrnehmungsmöglichkeiten. Wir stehen als ich-bewusste Menschen<br />

inmitten dieses riesigen Feldes. Eine differenzierte Welt von Blütenfarben, Blattformen, Gerüchen,<br />

Temperaturen <strong>und</strong> Geräuschen tritt uns hier entgegen. Unsere Sinnesorgane nehmen all diese Dinge um uns<br />

herum wahr. Mit unserem Verstand versuchen wir diese chaotische Welt der Wahrnehmungen zu ordnen <strong>und</strong><br />

zu durchdringen, um schließlich das Denken zu aktivieren. Wahrnehmen erweist sich hier als die Vorstufe<br />

des Denkens. Die Sinnesorgane <strong>und</strong> die Wahrnehmung stehen am Beginn jeden Handelns <strong>und</strong> Er<strong>leben</strong>s des<br />

Menschen. Durch eine Förderung der Wahrnehmung werden Handeln <strong>und</strong> Empfinden gefördert.<br />

Lebenspraxis<br />

In den Unterrichtseinheiten „Lebenspraxis“ haben die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler die Möglichkeit,<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Übungen zu machen, für die sonst in diesem Umfang in den gemeinsamen St<strong>und</strong>en kein<br />

Raum ist, die aber gerade an die individuellen Möglichkeiten anknüpfen <strong>und</strong> diese fördern. Dazu einige<br />

Beispiele: Es wird der Umgang mit Zahlen an einfachen Würfelspielen geübt, im gemeinsamen Singen das<br />

Hören auf die Anderen <strong>und</strong> die Beteiligung an der Gemeinschaft. Weitere Förderziele sind beispielsweise die<br />

Orientierung im Raum, das Zuordnen von Klängen oder Geräuschen zu bestimmten Vorgängen,<br />

Koordinations- <strong>und</strong> Gleichgewichtsübungen wie Klettern oder Balancieren oder sonstige gemeinsame<br />

Arbeiten.<br />

Computerk<strong>und</strong>e<br />

Computer sind in beruflichen wie privaten Bereichen allgegenwärtig <strong>und</strong> wirken immer stärker in das<br />

tägliche Leben hinein. Das schafft neue Möglichkeiten, aber auch neue Abhängigkeiten. Diese Entwicklung<br />

bedarf vor allem für Schüler mit besonderem Förderbedarf einer pädagogischen Begleitung. Ein<br />

Schwerpunkt im Unterricht ist die Sicherheit im Inter<strong>net</strong>, insbesondere das Verhalten in sozialen<br />

Netzwerken. Bei der Erforschung von Möglichkeiten, die über das Spielen am PC hinausgehen, beschäftigen<br />

sich die Schüler intensiv mit der Textverarbeitung <strong>und</strong> der Erstellung einer Bewerbung mit Lebenslauf.<br />

Praktika<br />

Die Oberstufenschüler nehmen an folgenden Praktika außerhalb der Schule teil:<br />

Forstpraktikum<br />

Beim Forstpraktikum stehen aktiver Naturschutz <strong>und</strong> praktische Waldpflege im Vordergr<strong>und</strong>. Unter<br />

fachk<strong>und</strong>iger Anleitung werden mit den Schülern Waldarbeiten durchgeführt <strong>und</strong> Biotope gepflegt.<br />

Landwirtschaftspraktikum<br />

Die Schüler können sich intensiv durch die Mitarbeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb mit der<br />

Urproduktion, der Landschaftspflege <strong>und</strong> der Erde befassen. Während dieser Zeit arbeiten sie auf einem<br />

Bauernhof <strong>und</strong> gewinnen dort Einblicke in das Arbeits- <strong>und</strong> Erwerbs<strong>leben</strong> in seiner ursprünglichen Form.<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 10


Betriebspraktikum<br />

Nach den gemeinsamen Praktika in Wald <strong>und</strong> auf dem Feld folgt in der 11. Klasse ein individuell gestaltetes<br />

Betriebspraktikum. So kann der Schüler Erfahrungen in Werkstätten, Handwerks- oder Industriebetrieben<br />

sammeln. Eine wichtige Erfahrung ist dabei die Zusammenarbeit mit anderen Menschen.<br />

Klassenspiel / Jahresarbeit<br />

In der 12. Klasse steht es dem Klassenlehrer frei, ein Klassenspiel einzustudieren oder die Schüler eine<br />

Jahresarbeit erstellen zu lassen.<br />

Klassenspiel<br />

Bei der Erarbeitung eines Schauspiels in der 12. Klasse erhalten die Jugendlichen die Möglichkeit, vieles von<br />

dem, was sie in ihrer 12-jährigen Schulzeit gelernt haben, anzuwenden <strong>und</strong> zu zeigen. Dabei geht es um die<br />

Entwicklung jedes einzelnen Schülers durch seine Rolle <strong>und</strong> um die Entwicklung eines gemeinsamen<br />

Werkes durch die Klassengemeinschaft. Welche Fähigkeiten habe ich <strong>und</strong> wie kann ich sie zum Gelingen<br />

des Ganzen einsetzen? Passt die Rolle, die ich mir wünsche, wirklich zu mir; kann ich sie ausfüllen, oder ist<br />

jemand anderes besser dafür geeig<strong>net</strong>, <strong>und</strong> ich überlasse sie ihm ohne Groll? Kann ich Kritik an mir <strong>und</strong><br />

meinem Spiel aushalten <strong>und</strong> Verbesserungsvorschläge umsetzen? Kann ich selber Kritik so anbringen, dass<br />

sie den anderen weiterbringt <strong>und</strong> nicht verletzt? An solchen <strong>und</strong> ähnlichen Fragen <strong>und</strong> an entsprechenden<br />

Erlebnissen wachsen die Jugendlichen. Aber nicht nur soziale Kompetenzen werden bei einem Klassenspiel<br />

erweitert. Auch Fähigkeiten wie das Verstehen, Auswendig<strong>lernen</strong> <strong>und</strong> gute Sprechen eines Textes, das<br />

Verständnis für verschiedene Charaktere, die Verwandlung eines Rollentextes in <strong>leben</strong>diges Bühnenspiel,<br />

das praktische Anfertigen von Kostümen, Kulissen <strong>und</strong> Plakaten sind gefragt <strong>und</strong> werden weiterentwickelt.<br />

Wenn die Jugendlichen schließlich selbstbewusst <strong>und</strong> mutig ihre Rolle auf der Bühne spielen, haben wir die<br />

Hoffnung, dass wir mit Hilfe unserer Erziehung starke Persönlichkeiten ins Leben entlassen.<br />

Die Jahresarbeit / künstlerischer Abschluss<br />

Im Gewerk sollen die Schüler im Zeitraum eines Jahres eine Jahresarbeit erstellen. Die Jahresarbeit besteht<br />

aus einem praktischen Teil, einem schriftlichen Teil <strong>und</strong> der öffentlichen Darstellung (je nach individuellen<br />

Möglichkeiten). Die Themenwahl erfolgt in Absprache mit der Oberstufenkonferenz <strong>und</strong> dem Gewerklehrer,<br />

der den Prozess der Jahresarbeit in seinen verschiedenen Phasen begleitet.<br />

2.7 Berufspraxisstufe<br />

In einer Berufspraxisgruppe im Anschluss an die 12. Klasse können gegebenenfalls Jugendliche, die nach §<br />

19 Abs. 4 SchulG zu einer Schulzeitverlängerung berechtigt sind (Förderschwerpunkt Geistige<br />

Entwicklung), besonders auf das nachschulische Leben vorbereitet werden. Ob eine solche Gruppe in einem<br />

Schuljahr eingerichtet wird, hängt von den Gegebenheiten ab, vor allem aber davon, ob durch diese<br />

Maßnahme tatsächlich individuelle Fortschritte erreichbar sind. In der Regel sind unsere Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler nach unserer durchkonzipierten 12jährigen Schulzeit reif genug, um „ins Leben“ zu gehen. Sie<br />

sollten keine „Warteschleifen“ absolvieren. Die Maßnahme kann aber für einzelne junge Erwachsene<br />

durchaus den Übergang in das Berufs<strong>leben</strong> erleichtern.<br />

2.8 Was kommt nach der Schule?<br />

Die Orientierung auf die Zeit nach der Schule durchzieht unsere Pädagogik <strong>und</strong> unser Schul<strong>leben</strong>. Alle<br />

Lehrinhalte sind letztlich darauf ausgerichtet, dass wir unsere Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler als <strong>leben</strong>stüchtige,<br />

selbstbewusste junge Erwachsene entlassen dürfen, die ihren Platz im Leben finden können.<br />

Aber wo ist der richtige Platz? Unsere Gesellschaft unterscheidet den ersten, regulären Arbeitsmarkt vom<br />

zweiten, öffentlich unterstützten Arbeitsmarkt, zu dem neben den bisherigen<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) unter anderem die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM)<br />

gehören.<br />

Um einen Arbeitsplatz – oder zunächst den entsprechenden Ausbildungsplatz – auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />

zu finden, müssen sich unsere Schulabgänger der Konkurrenz mit ihren Altersgenossen stellen – oder<br />

potentielle Arbeitgeber anders überzeugen. Eine weitere Möglichkeit ist die Inanspruchnahme von<br />

Arbeitsassistenz.<br />

Die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) bieten Arbeitsplätze in geschütztem Rahmen in sehr<br />

verschiedenen Arbeitsbereichen. Neben den traditionellen einfachen Montagearbeiten für die<br />

Industriezulieferung gibt es heute viele Außenarbeitsplätze oder Außenarbeitsgruppen z.B. im Gartenbau, in<br />

der Gastronomie oder im Handwerk.<br />

Die Frage, welcher Abschluss an unserer Schule erreicht werden kann, richtet sich natürlich nach den<br />

individuellen Leistungen des betreffenden Jugendlichen. Der Abschluss sollte, angesichts der Konkurrenz<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 11


einerseits <strong>und</strong> der Alternativen andererseits, nicht überbewertet werden. Der Wunsch nach dem<br />

Hauptschulabschluss wird kontraproduktiv, wenn er über übertriebenen Leistungsdruck zu Lernblockaden<br />

führt. In diesem Spannungsfeld bieten wir unseren Jugendlichen folgende zwei Möglichkeiten:<br />

• Zum Abschluss der 12. Klasse erhält jeder Schüler ein schuleigenes ausführliches Berichtszeugnis,<br />

das die erreichten Leistungen dokumentiert.<br />

• Als staatlich anerkannten Schulabschluss bieten wir den einfachen Hauptschulabschluss<br />

(„Hauptschulabschluss nach Klasse 9“) an. Der Hauptschulabschluss wird ohne zentrales<br />

Prüfungsverfahren erworben. Nach einer vom Klassenlehrer verfassten Abschlussprüfung, der die<br />

Inhalte in Deutsch <strong>und</strong> Mathematik aus den vergangenen zwei Jahren zugr<strong>und</strong>e liegen, wird dieser<br />

Abschluss in Form eines Notenzeugnisses erteilt. Die Noten beziehen sich auf die schriftlichen <strong>und</strong><br />

mündlichen Leistungen des Schülers des vergangenen Jahres <strong>und</strong> werden nach den allgemeinen<br />

Richtlinien (Richtlinien <strong>und</strong> Beispielplan für die Schule für Lernbehinderte in NRW) erteilt. Zudem<br />

ist ein Vermerk über den erteilten Unterricht in einer Fremdsprache in den letzten beiden Jahren<br />

notwendig,. Dieses Notenzeugnis wird der Bezirksregierung zugesandt <strong>und</strong> von dort mit einem<br />

Gleichwertigkeitszertifikat versehen.<br />

Wichtig ist uns die langfristige Vorbereitung auf die zu treffenden Entscheidungen. Diese Vorbereitung ist<br />

auf enge Kooperation des betreffenden Jugendlichen, vor allem aber natürlich seiner Erziehungsberechtigten,<br />

mit uns sowie mit verschiedenen Organisationen (z.B. Integrationsfachdienst) angewiesen. Zu dieser<br />

Vorbereitung gehört:<br />

• Auf einem Sonder-Elternabend in der jeweiligen 7. Klasse wird der Ablauf der Oberstufe <strong>und</strong> die<br />

Vorbereitungen auf den nachschulischen Bereich erörtert. Dazu wird ein Mitglied der<br />

Oberstufenkonferenz gesondert auf dem Elternabend sprechen.<br />

• In den Klassen 8 <strong>und</strong> 10 finden sogenannte individuelle „Schullaufbahngespräche“ statt. In ihnen<br />

werden (unter teilweiser Einbeziehung des jeweiligen Jugendlichen) der bisherige Werdegang des<br />

Schülers, die momentane Situation, der Verlauf in der Oberstufe <strong>und</strong> die verschiedenen<br />

nachschulischen Möglichkeiten besprochen. Im Optimalfall kann die Entscheidung zum Anstreben<br />

des Hauptschulabschlusses im Schullaufbahngespräch der Klasse 10 getroffen werden, zwingend<br />

wird sie letztlich aber erst im Laufe der 11. Klasse.<br />

• In den Klassen 11 <strong>und</strong> 12 werden im Rahmen von Elternabenden Vertreter von Einrichtungen <strong>und</strong><br />

Organisationen (u.a. Agentur für Arbeit, Integrationsfachdienst, WfbM-Einrichtungen) eingeladen,<br />

um die Möglichkeiten für die Schüler darzustellen <strong>und</strong> für Fragen zur Verfügung zu stehen.<br />

• Generell gibt es öfters Gelegenheiten, nachschulische Einrichtungen kennen zu <strong>lernen</strong>. Wir weisen<br />

in der Wochenpost auf entsprechende öffentliche Veranstaltungen hin. Auch von Eltern oder Lehrern<br />

organisierte gemeinsame Exkursionen werden angeboten.<br />

• Die oben erwähnten Praktika im Lauf der verschiedenen Jahre bieten die Möglichkeit für die<br />

Jugendlichen, die eigenen Kräfte im Hinblick auf spätere Tätigkeit zu erproben sowie (insbesondere<br />

im Betriebspraktikum) entsprechende konkrete Kontakte zu knüpfen. Das Betriebspraktikum sollte<br />

diesbezüglich von Eltern <strong>und</strong> Lehrern begleitet <strong>und</strong> nachbereitet werden.<br />

• Wir stehen in ständigem fre<strong>und</strong>schaftlichen Austausch insbesondere mit zwei anthroposophisch<br />

orientierten nachschulischen Einrichtungen in unserer Region: mit der aus unserer Elternschaft<br />

hervorgegangenen ländlichen Einrichtung „Hand in Hand“ e.V. in Bad Berleburg-Aue, sowie mit der<br />

Lebensgemeinschaft Eichhof in Much (Bröltal).<br />

Ein Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt (gegebenenfalls mit Arbeitsassistenz) <strong>und</strong> ein selbstständiges<br />

Wohnen ist sicherlich nicht für jeden unserer abgehenden Jugendlichen die optimale Lösung. Für viele<br />

unserer Abgänger bieten die waldorfpädagogisch-anthroposophisch orientierten Einrichtungen passende<br />

Wohn-, Arbeits- <strong>und</strong> Lebensorte. Die Einrichtungen in Deutschland sind beim Verband für<br />

anthroposophische Heilpädagogik, Sozialtherapie <strong>und</strong> soziale Arbeit e.V. verzeich<strong>net</strong>.<br />

2.9 Wie stehen wir zum Thema „Inklusion“?<br />

Aus den bisherigen Ausführungen zum Schulkonzept ergibt sich schon, dass wir unsere Pädagogik <strong>und</strong><br />

Konzeption am Kind orientieren. Diese Orientierung am Kind <strong>und</strong> seinem Wohl ist das wichtigste<br />

Kennzeichen der <strong>Waldorf</strong>pädagogik. Das gilt für Regel-, Förder- <strong>und</strong> inklusive <strong>Waldorf</strong>schulen, für Kinder<br />

mit <strong>und</strong> ohne „Behinderungen“. Wie im Abschnitt über „unsere besonderen Kinder“ angedeutet, hat bereits<br />

Rudolf Steiner der defizit-orientierten Sichtweise auf Menschen mit Behinderung klar widersprochen <strong>und</strong><br />

war damit seiner Zeit weit voraus. Denn noch lange nach ihm wurde Behinderung als etwas Minderwertiges<br />

betrachtet.<br />

Erst im Jahre 2006 wurde die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung (BRK)<br />

beschlossen. In diesem Dokument werden die allgemeinen, für alle Menschen geltenden <strong>und</strong> „unteilbaren“<br />

Menschenrechte noch einmal – bezogen auf Menschen mit Behinderungen – formuliert <strong>und</strong> spezifiziert. Das<br />

Anliegen der BRK ist einerseits, dass die allgemeingültigen Menschenrechte niemandem wegen seiner<br />

Behinderung vorenthalten werden dürfen. Auf der anderen Seite verpflichtet sie dazu, die besonderen<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 12


Bedürfnisse des je individuellen Menschen mit Behinderung zu beachten <strong>und</strong> zu erfüllen, damit er in den<br />

„vollen <strong>und</strong> gleichberechtigten Genuss aller Menschenrechte <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>freiheiten“ kommt.<br />

Der wahrnehmende Blick auf den individuellen Menschen, auf das einzelne Kind, <strong>und</strong> die universelle<br />

Achtung vor seiner Würde vereint die <strong>Waldorf</strong>pädagogik <strong>und</strong> die BRK.<br />

Um eine entsprechende, ganz am Kind orientierte Pädagogik zu verwirklichen, gehörte zur <strong>Waldorf</strong>schule<br />

von Anfang an der von ihr beanspruchte Rahmen eines „freien Geistes<strong>leben</strong>s“, d.h. der pädagogischen<br />

Unabhängigkeit von staatlichen Bestimmungen. Denn Schule darf aus unserer Sicht niemals der<br />

Durchsetzung von gesellschaftspolitischen Ideen – oder Ideologien – dienen.<br />

Die gegenwärtige Debatte über „Inklusion“ hat, typischerweise auf den Schulbereich zugespitzt, solch<br />

ideologische Züge, wo sie die Orientierung am Individuum verliert. Bestimmte gesellschaftliche<br />

Gruppierungen missbrauchen geradezu die UN-Behindertenrechtskonvention, indem sie aus der unteilbaren<br />

Einheit der dort formulierten Menschenrechte allein das Recht auf Teilhabe herausfiltern. Indem so die<br />

Rechte auf Selbstbestimmung <strong>und</strong> auf Bildung ausgeblendet werden, wird das Recht ins Gegenteil verkehrt:<br />

zum Zwang, eine ausschließlich mögliche „Eine Schule für alle“ zu besuchen.<br />

Wir verwahren uns gegen solche Ideologie <strong>und</strong> gegen die – absolut nicht aus der BRK ableitbare – absurde<br />

Ansicht, Förderschulen seien ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Wir befürworten die eigentlich<br />

selbstverständliche, auch im Gr<strong>und</strong>gesetz der B<strong>und</strong>esrepublik gesicherte Wahlfreiheit der Eltern, <strong>und</strong> zwar<br />

in beiden Richtungen: diese sollen, am Wohl des Kindes orientiert, entscheiden, welche Schule die richtige<br />

für ihr Kind ist. Wir begrüßen, dass die Landesregierung in NRW sich hierzu bekannt hat.<br />

Das Kollegium <strong>und</strong> der Vorstand hat zu dieser Thematik wiederholt Stellung genommen. Wir halten diese<br />

Ausführungen, mit ergänzenden anderen Materialien zum Thema, auf einer Themenseite vor.<br />

3 Unsere Therapien<br />

3.1 Einführung<br />

An unserer Schule werden Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler mit den Förderschwerpunkten „Geistige Entwicklung“,<br />

„Lernen“ sowie „Emotionale <strong>und</strong> soziale Entwicklung“ gemeinsam unterrichtet. Diese Kinder haben meist<br />

mit vielfältigen Problemen im leiblichen, seelischen <strong>und</strong> geistigen Bereich zu kämpfen, die sie in ihrer<br />

gesamten Entwicklung behindern.<br />

Meist haben die Schüler bei der Aufnahme an unsere Schule schon diverse Therapien durchlaufen, die sie bis<br />

zu einem gewissen Entwicklungsstand geführt haben. Es ist uns wichtig, an unserer Schule solche Therapien<br />

anzubieten, die die Gesamtheit des menschlichen Wesens im Blick haben mit dem Ziel, die physischen,<br />

seelischen <strong>und</strong> geistigen Kräfte des Menschen wieder in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen.<br />

3.2 Die Therapien<br />

Aufgr<strong>und</strong> des oben gesagten bemühen wir uns, an der Schule immer möglichst mehrere der folgenden<br />

Therapieformen anzubieten:<br />

Die rhythmische Massage nach Hauschka/Wegman<br />

Die von den beiden Ärztinnen Margarethe Hauschka <strong>und</strong> Ita Wegman entwickelte Massage beruht auf der<br />

klassischen Heilmassage, arbeitet jedoch zusätzlich noch mit anderen Griffen <strong>und</strong> Techniken. Die saugenden<br />

<strong>und</strong> rhythmisch schwingenden, streichenden Bewegungen regen die Flüssigkeitsströme im Körper an, um so<br />

krankhaft verdichtete <strong>und</strong> verfestigte Strukturen zu lösen <strong>und</strong> ins Fließen zu bringen. Diese Therapieform<br />

macht körperlich <strong>und</strong> seelisch durchlässiger, aufmerksamer <strong>und</strong> wacher. Sie durchwärmt, vertieft die<br />

Atmung, bessert Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Erschöpfung, Schmerzen, Verspannungen <strong>und</strong> viele weitere<br />

funktionelle Störungen. Auch wird der Körper anders wahrnehmbar: Es entsteht das Gefühl, versöhnt zu sein<br />

mit dem, was ist, eins sein zu können mit dem Leib, auch wenn er äußerlich nicht perfekt ist <strong>und</strong> sogar, wenn<br />

Behinderungen bestehen.<br />

Öldispersionsbäder<br />

Durch den von Werner Junge entwickelten Apparat wird das zum Bad zugegebene Öl so fein zerstäubt, dass<br />

es sich als feiner Film stabil um die Wassertröpfchen legt. Diese winzigen Wasser-Öl-Tröpfchen können<br />

durch die Haut sehr gut aufgenommen werden, wodurch die jeweils für den Patienten gewählten ätherischen<br />

Wirkstoffe in die Blutbahn gelangen. Der Patient wird in Wasser, Wärme <strong>und</strong> Öl eingehüllt. Diese<br />

Wärmehülle stärkt <strong>und</strong> reguliert auf sanfte Art den körpereigenen Wärmeorganismus <strong>und</strong> damit die<br />

Selbstheilungskräfte <strong>und</strong> das Immunsystem. Eine Bürstenmassage im Wasser <strong>und</strong> die anschließende<br />

Nachruhe unter wärmenden Decken verstärken die Hautdurchblutung <strong>und</strong> Leibwahrnehmung. Diese<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 13


Therapieform ist eine wertvolle Hilfe für die Kinder, die unter einem schwachen Wärmeorganismus leiden,<br />

wie es u.a. häufig bei ehemaligen Frühgeborenen der Fall ist.<br />

Die Heileurythmie<br />

Die in den 1920er Jahren von Rudolf Steiner entwickelte Heileurythmie ist eine umfassende Therapieform<br />

der anthroposophischen Medizin, die bei akuten <strong>und</strong> chronischen Erkrankungen, bei kindlichen<br />

Entwicklungsstörungen, in der Psychosomatik oder der Psychiatrie sowie in der Prävention erfolgreich<br />

angewendet wird. Die Gr<strong>und</strong>elemente der Heileurythmie sind die in Bewegung umgewandelten Laute der<br />

Sprache. Vokale <strong>und</strong> Konsonanten werden in Bewegungen einzelner Gliedmaßen oder des ganzen Körpers<br />

umgesetzt. Jeder Laut bzw. jede Bewegung steht in einer bestimmten Wirkungsbeziehung zu den Vorgängen<br />

unseres Organismus. So wie sich unsere innere Befindlichkeit in Mimik <strong>und</strong> Gestik nach außen hin darstellt,<br />

wirkt umgekehrt die Heileurythmie von außen nach innen. Bei der therapeutischen Ausübung kommt es auf<br />

ein intensives, immer wiederholendes Üben weniger, aber gezielt eingesetzter Laufgebärden an. Es können<br />

harmonisierende, anregende, konzentrationsfördernde oder beruhigende Übungen gemacht werden.<br />

Verkümmert oder übermäßig wirkende Kräfte können ausgeglichen werden.<br />

Die Chiropho<strong>net</strong>ik<br />

Sie ist eine von dem Logopäden <strong>und</strong> Heilpädagogen Dr. Alfred Baur entwickelte Therapieform in der<br />

anthroposophischen Medizin, die ursprünglich als Sprachbehandlung entwickelt wurde. Sie hat sich aber<br />

sehr bald u.a. auch als äußerst wirksam bei entwicklungsgestörten, -verzögerten <strong>und</strong> unruhigen Kindern<br />

erwiesen.<br />

Jeder gesprochene Laut hat eine charakteristische Luftströmungsform, welche bei der Artikulation entsteht,<br />

<strong>und</strong> zwar durch die plastizierende Tätigkeit der Sprachorgane. Diese Luftströmungsformen werden bei der<br />

chiropho<strong>net</strong>ischen Sprachheilbehandlung in exakten Massagestrichen auf das Sinnesorgan Haut gestrichen.<br />

Während der Patient äußerlich passiv auf der Behandlungsliege liegt, intoniert der Therapeut die<br />

entsprechenden Laute zu den jeweiligen Massagestrichen an Rücken, Armen <strong>und</strong>/oder Beinen.<br />

Die Heilwirkung der Laute wird durch das gleichzeitige Hören <strong>und</strong> Spüren der Lautform auf der Haut<br />

verstärkt. Dadurch wird der Patient innerlich zur Nachahmung – also zur inneren Aktivität – angeregt, was<br />

besonders bei Krankheitsbildern erwünscht ist, bei denen man mit Reden oder Anleiten meist nichts erreicht,<br />

zum Beispiel bei Autismus, verzögertem Spracherwerb, Stottern, Hyperaktivität, Bettnässen, Anfallsleiden<br />

usw.<br />

Die künstlerischen Therapien<br />

Zu ihnen gehören<br />

• das therapeutische Malen <strong>und</strong> Zeichnen<br />

• das therapeutische Plastizieren<br />

• die Musiktherapie<br />

• die therapeutische Sprachgestaltung.<br />

Der geleitete Umgang mit künstlerischen Mitteln <strong>und</strong> Prozessen aus den oben genannten Bereichen<br />

ermöglicht den Schülern einen besseren Zugang zu ihren Gefühlen <strong>und</strong> verbessern ihre Selbstwahrnehmung.<br />

Das Identitätser<strong>leben</strong> mit dem eigenen Werk <strong>und</strong> Wesen stärkt das Selbstvertrauen <strong>und</strong> den Selbstausdruck<br />

<strong>und</strong> lässt neue Begegnungsfähigkeit entstehen. Durch den Umgang mit Formen, Farben, Tönen, Melodien,<br />

Rhythmen oder Sprache werden über das seelische Er<strong>leben</strong> die funktionellen Abläufe des Organismus<br />

beeinflusst. So können die künstlerischen Therapien Schülern, die einerseits zu verfestigt, innerlich<br />

verkrampft <strong>und</strong> ängstlich oder andererseits zu stark gelockert, haltlos <strong>und</strong> unruhig sind, helfen, ihr inneres<br />

Gleichgewicht wieder zu finden.<br />

Die Reittherapie<br />

Sie richtet sich an Menschen mit Entwicklungsbedarf im motorischen, emotionalen, kognitiven oder sozialen<br />

Bereich. Der Einsatz des Pferdes als Medium mit hohem Motivationscharakter bietet vielfältige<br />

Fördermöglichkeiten. Das Pferd dient dabei als: Medium zur Anbahnung von Kontakt <strong>und</strong> Kommunikation;<br />

spielerisches Gegenüber bei der Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Bewegungsschulung (Senso- <strong>und</strong> Psychomotorik);<br />

tragender Partner, der seinen Körper <strong>und</strong> seine Sinne zur Verfügung stellt (basale Stimulation, Nähe);<br />

verlässlichen <strong>und</strong> wertfreien Spiegel (Eigenwahrnehmung, Selbstwert); Empfänger von Fürsorge <strong>und</strong><br />

kompetentem Umgang (Soziales Lernen, kognitives Training); Katalysator für die Auseinandersetzung mit<br />

Neuem <strong>und</strong> die Erweiterung der eigenen Grenzen.<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 14


Die Rotatherapie<br />

Diese neurophysiologische Übungsbehandlung zielt in sehr sanfter Weise auf eine Harmonisierung des<br />

Muskeltonus des Organismus <strong>und</strong> damit auf die Nachreifung der motorischen Fähigkeiten. Diese sind ein<br />

sehr wichtiges F<strong>und</strong>ament für die gesamte weitere Entwicklung des Kindes. Je stabiler die Basis ist, desto<br />

besser können sich die anderen Entwicklungsbereiche wie Wahrnehmung, Sprache <strong>und</strong> Denken entfalten.<br />

„Rota“ leitet sich von dem Begriff Rotation her <strong>und</strong> beschreibt das wesentliche Element der Übungen, in<br />

denen es um die Drehung des eigenen Körpers im Raum <strong>und</strong> um die Verdrehung der Wirbelsäule um ihre<br />

Längsachse geht. Die Übungen werden nach Anleitung durch den Therapeuten von den Eltern (zu Hause)<br />

oder gegebenenfalls von dem Klassenhelfer mit dem Schüler durchgeführt.<br />

3.3 Die Finanzierung<br />

Die genannten Therapien werden fast ausnahmslos nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet, so<br />

dass sie zum größten Teil durch einen solidarischen Therapiebeitrag der Elternhäuser finanziert werden.<br />

Davon werden die Therapeuten <strong>und</strong> die Schulärztin, die von Eltern <strong>und</strong> Lehrern beratend hinzugezogen<br />

werden kann, bezahlt.<br />

Wünschenswert ist, dass mit jedem Schüler alle 2 bis 3 Schuljahre eine Therapieeinheit von 10 bis 12<br />

Wochen durchgeführt werden kann, um in den verschiedenen Entwicklungsphasen jeweils neue Impulse<br />

setzen zu können.<br />

Da die verschiedenen Therapieformen jede für sich sehr vielseitig einsetzbar sind, hängt die Verteilung der<br />

Therapiekontingente vor allem von den zur Verfügung stehenden Therapeuten <strong>und</strong> den finanziellen Mitteln<br />

ab.<br />

3.4 Die Umsetzung<br />

Alle Schüler/innen können von den Eltern oder den Klassenlehrer/innen in Absprache mit den Eltern für eine<br />

Therapie angemeldet werden. Die Anmeldung ist schriftlich an den Schularzt zu richten, der daraufhin,<br />

soweit noch nicht geschehen, den/die Schüler/in untersucht. Anschließend wird durch die Mitglieder des<br />

Therapiekreises gemeinsam entschieden, welche Therapie er/sie erhalten soll.<br />

Die Heileurythmie, Chiropho<strong>net</strong>ik <strong>und</strong> Rota-Therapie sind für eine tiefgreifende <strong>und</strong> anhaltende Wirkung<br />

wesentlich darauf angewiesen, dass die Eltern die angeleiteten Übungen zu Hause fortführen.<br />

4 Unsere Sozialgestalt<br />

4.1 Was heißt Sozialgestalt?<br />

Unsere Schule ist, wie jede <strong>Waldorf</strong>schule in Deutschland, eine Schule in freier Trägerschaft. Die<br />

Pädagogik, aber auch die Verwaltung <strong>und</strong> die wirtschaftliche Verantwortung für den gesamten<br />

Schulkomplex liegt nicht in der Hand öffentlicher Körperschaften (meist Kommune als Schulträger; Land als<br />

Schulaufsicht, Personalkostenträger <strong>und</strong> Gestalter der Unterrichtsvorgaben), sondern in der Verantwortung<br />

einer lokalen Gemeinschaft, die nicht privatwirtschaftliches Gewinninteresse verfolgt, sondern als<br />

gemeinnütziger Verein organisiert ist, genauer gesagt als zwei Vereine. Denn die Bestimmungen zur<br />

Refinanzierung von Schulgebäuden im NRW-Schulgesetz legen nahe, dass es einen Förderverein als<br />

Eigentümer <strong>und</strong> einen Trägerverein als Mieter gibt. Diese Trennung hat also einen äußerlich-juristischen<br />

Gr<strong>und</strong>. Was wir als einheitliche Schulgemeinschaft meinen, drückt sich dann auch im gemeinsamen Tagen<br />

von Mitgliederversammlung <strong>und</strong> Vorstand aus.<br />

Wie aber laufen Entscheidungsfindungsprozesse in diesen eher von außen gegebenen Strukturen?<br />

Die „Erfindung“ der <strong>Waldorf</strong>schule im Jahr 1919 war nicht nur eine pädagogische, sondern auch eine soziale<br />

Innovation, die bis heute wirkt <strong>und</strong> zukunftsträchtig ist. Sie geschah im Zusammenhang mit Steiners Ideen<br />

zur „Dreigliederung des sozialen Organismus“. Mit diesen Ideen wollte Steiner nach der Katastrophe des 1.<br />

Weltkrieges Perspektiven auf eine positivere soziale Zukunft eröffnen. Ein Element seiner Konzeption war<br />

die Forderung nach einem „freien Geistes<strong>leben</strong>“. Dies bedeutet, dass in allen Lebensbereichen, wo die<br />

Kreativität von Menschen gefragt ist, die Strukturen so gestaltet werden müssen, dass diese Kreativität sich<br />

auch aus<strong>leben</strong> kann. Denn Kreativität ist etwas anderes als das egoistische Verfolgen eigener Interessen <strong>und</strong><br />

verwirklicht sich meist als soziale Intelligenz.<br />

Die <strong>Waldorf</strong>schulen sind Orte, an denen versucht wird, diese Kreativität zu <strong>leben</strong>. Oberstes Prinzip in allen<br />

pädagogischen <strong>und</strong> sonstigen Aufgabenfeldern einer Gemeinschaft ist: Wer eine Aufgabe übernimmt <strong>und</strong><br />

von der Gemeinschaft das entsprechende Vertrauen erhält – wofür u.a. seine Kenntnis der wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> rechtlichen Rahmenbedingungen unerlässlich ist –, hat auch die Entscheidungskompetenz in diesem<br />

Aufgabenbereich. Dies kann sich auf „Ämter“ einzelner Personen beziehen; doch meistens sind es Gremien<br />

bzw. „Kreise“, die die Vorzüge gemeinschaftlichen Arbeitens nutzen. Innerhalb solcher Kreise wird meist<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 15


das Prinzip der sogenannten „Einmütigkeit“ angewendet: da es nicht um Macht <strong>und</strong> Eigeninteressen, sondern<br />

um das Gelingen des Ganzen geht, wird bei Meinungsverschiedenheiten nicht vorschnell abgestimmt,<br />

sondern versucht, einen Konsens zu erreichen, dem jeder aus wirklich freiem Herzen zustimmen kann. Wer<br />

dabei nachgibt, übt die Kraft der „produktiven Resignation“ (Stefan Leber) <strong>und</strong> ist mit ihr weiterhin am<br />

Ganzen verantwortlich beteiligt.<br />

So verstehen sich <strong>Waldorf</strong>schulen als selbstverwaltete, nicht-hierarchische Gemeinschaften. Steiner sprach<br />

das bei der Gründung der ersten <strong>Waldorf</strong>schule, am Vorabend des Kurses über „Allgemeine Menschenk<strong>und</strong>e<br />

als Gr<strong>und</strong>lage der Pädagogik“, gegenüber dem Kollegium so aus: „Jeder muss seine volle Persönlichkeit<br />

einsetzen von Anfang an. – Deshalb werden wir die Schule nicht regierungsgemäß, sondern<br />

verwaltungsgemäß einrichten <strong>und</strong> sie republikanisch verwalten. In einer wirklichen Lehrerrepublik werden<br />

wir nicht hinter uns haben Ruhekissen, Verordnungen, die vom Rektorat kommen, sondern wir müssen<br />

hineintragen [Unklarheit im Stenogramm: in uns tragen?] dasjenige, was uns die Möglichkeit gibt, was<br />

jedem von uns die volle Verantwortung gibt für das, was wir zu tun haben. Jeder muss selbst voll<br />

verantwortlich sein. – Ersatz für eine Rektoratsleistung wird geschaffen werden können dadurch, dass wir<br />

diesen Vorbereitungskurs einrichten <strong>und</strong> hier dasjenige arbeitend aufnehmen, was die Schule zu einer<br />

Einheit macht. Wir werden uns das Einheitliche erarbeiten durch den Kurs, wenn wir recht ernstlich<br />

arbeiten.“<br />

Dies ist mit „Sozialgestalt“ gemeint. Was Steiner hier auf das Lehrerkollegium von 1919 bezog (die erste<br />

<strong>Waldorf</strong>schule wurde wirtschaftlich noch von der Zigarettenfabrik „<strong>Waldorf</strong>-Astoria“ getragen), gilt für die<br />

Schule insgesamt: „was die Schule zu einer Einheit macht“, entspringt der Orientierung aller Beteiligten an<br />

den Zielen der <strong>Waldorf</strong>pädagogik. In diesem <strong>leben</strong>digen Organismus gibt es keinen Schulleiter. Zur<br />

Vertretung der Schule nach außen benennt das Kollegium der Johanna-Ruß-Schule zwei Vertreter als<br />

Schulsprecher.<br />

Die genannten Aspekte spiegeln sich in § 6 <strong>und</strong> §7 der Satzung unseres Trägervereins:<br />

§ 6 Gr<strong>und</strong>sätze der Pädagogik<br />

(1) Ausgehend von der Tatsache, dass das gesamte Leben heute von einer Pluralisierung <strong>und</strong><br />

Individualisierung gekennzeich<strong>net</strong> ist, zentrale Orientierungen ihre Richtkraft verlieren <strong>und</strong><br />

bewährte soziale Formen zerbrechen, wollen die im Verein zusammengeschlossenen<br />

Erziehungsberechtigten sowie die Lehrer/innen <strong>und</strong> Mitarbeiter/innen der Johanna-Ruß-Schule eine<br />

Gemeinschaft bilden, die es Kindern, die besonderer pädagogischer Betreuung bedürfen,<br />

ermöglicht, ihre Persönlichkeit voll zu entfalten.<br />

(2) Gr<strong>und</strong>lage dafür ist eine intensive Zusammenarbeit von Schule <strong>und</strong> Elternhaus.<br />

Erziehungsberechtigte sowie Lehrer/innen <strong>und</strong> Mitarbeiter/innen finden sich schicksalhaft<br />

zusammen <strong>und</strong> sind aufgefordert, miteinander zu <strong>lernen</strong> <strong>und</strong> um die richtigen Wege zu ringen.<br />

(3) Die Arbeit der Gemeinschaft hat ihre Gr<strong>und</strong>lage in der <strong>Waldorf</strong>pädagogik Rudolf Steiners, im<br />

Prinzip des praktischen Lernens, der anthroposophisch erweiterten Medizin <strong>und</strong> in den<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien der Gemeinschaftsbildung:<br />

- in einer vertrauensvollen, den andern achtenden Gr<strong>und</strong>haltung,<br />

- im Üben des Zuhörens im Gespräch,<br />

- im Vermeiden vorschneller Urteile.<br />

§ 7 Gr<strong>und</strong>sätze der Selbstverwaltung<br />

(1) Die Teilnahme an der Mitarbeit im Schul<strong>leben</strong> soll Erziehungsberechtigte, Lehrer/innen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter/innen befähigen, am Gemeinwohl mitzuwirken. Mitarbeit in Arbeitskreisen heißt, sich<br />

verbinden mit einer Teilaufgabe, die das Ganze betrifft. Dieses Sichverbinden bringt ein intensives<br />

Er<strong>leben</strong> des Ganzen in seiner zukünftigen Gestalt. Die gegenseitige Wahrnehmung der Arbeit des<br />

Anderen setzt Vorurteilslosigkeit <strong>und</strong> Bescheidenheit im Umgang voraus. So entsteht gemeinsames<br />

Gespräch. Vielfach neue Entwicklungen können wachsen <strong>und</strong> Entscheidungen bewusst, mutig <strong>und</strong><br />

verantwortungsvoll gefällt werden.<br />

Im folgenden werden die einzelnen Gremien vorgestellt, die es im Schulorganismus der Johanna-Ruß-Schule<br />

gibt. Entsprechend zu den genannten Gesichtspunkten ist die strukturelle Verbindung zwischen ihnen nicht<br />

hierarchisch, sondern <strong>net</strong>zwerkartig. Wir beginnen aber mit einer Darstellung dessen, wie die Mitarbeit der<br />

Eltern an unserer Schule zu verstehen ist. Denn sie tragen die Schule entscheidend mit.<br />

4.2 Eltern sein<br />

Elternteil an der Johanna-Ruß-Schule zu sein, kann sich nicht darauf beschränken, sein Kind einfach bei uns<br />

abzuliefern. Als Schule in freier Trägerschaft sind wir auf das Engagement der Eltern angewiesen, denn wir<br />

sitzen alle in einem Boot.<br />

Das fängt nicht erst bei der notwendigen finanziellen Beteiligung an. Am wichtigsten ist zunächst, dass<br />

Eltern spürbar hinter der Schule stehen – spürbar vor allem für das Kind! Es ist von großer pädagogischer<br />

Wirkung, wenn das Kind fühlt, dass die Schule, auf die es geht, von seinen Eltern gewollt wird.<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 16


Das bedeutet nicht, dass Eltern plötzlich selbst überzeugte <strong>Waldorf</strong>pädagogen werden müssen. Es handelt<br />

sich um eine innere Entscheidung, die sich ausdrückt im Interesse gegenüber dem Geschehen an der Schule.<br />

Dieses Interesse wird sich nicht „egoistisch“ nur aufs eigene Kind beziehen, denn das hilft dem Kind nicht.<br />

Wichtig ist, dass das Kind die Solidarität der Erwachsenen spürt, denn das gibt ihm Sicherheit. Die größte<br />

Hilfe gerade für ein Kind mit Behinderung ist das Vertrauen der Erwachsenen in seine Zukunft – <strong>und</strong> als<br />

Basis für eine sinnvolle Beschulung bei uns sollte es das Vertrauen in unsere Schule sein.<br />

Und dieses Vertrauen ist nichts Passives. Wir haben an unsere Schule keine speziellen<br />

Elternmitwirkungsgremien (z.B. Elternbeirat) <strong>und</strong> auch kein Vertrauensgremium – warum? Weil viele<br />

Gremien <strong>und</strong> der Schulbetrieb auf Schritt <strong>und</strong> Tritt damit rechnen, dass Eltern sich produktiv einbringen,<br />

auch kritisch nachfragen <strong>und</strong> mitdenken.<br />

Die wichtigsten Stellen, wo Eltern sich einbringen sollten:<br />

• Elternseminar: Auf dieser jährlich an einem Samstag im Frühjahr stattfindenden Veranstaltung<br />

haben Eltern die Gelegenheit, die Pädagogik unserer Schule praktisch kennenzu<strong>lernen</strong>. Eine<br />

Auswahl von Unterrichtselementen wird konkret mit den Eltern ausprobiert, z.B. Formenzeichnen,<br />

Eurythmie, Plastizieren <strong>und</strong> vieles mehr. Nicht zu unterschätzen ist auch die Möglichkeit, sich mit<br />

Eltern auszutauschen, die ihr Kind bereits an der Schule haben. Alle Eltern sollten dies Seminar<br />

einmal besucht haben.<br />

• Mitteilungsbuch: Der tägliche Informationsaustausch läuft, zumindest in den unteren Klassen, über<br />

ein Mitteilungsbuch, das per Ranzen hin <strong>und</strong> her geht. Diese Möglichkeit sollte gerade bei Kindern,<br />

die nicht gut kommunizieren können, gut beachtet werden.<br />

• Elternabende: Mehrmals im Schuljahr finden in jeder Klasse Elternabende statt. Sie dienen dem<br />

Austausch zwischen Eltern <strong>und</strong> Lehrkräften der Klasse, aber auch der Eltern untereinander. Die<br />

Teilnahme der Eltern ist sehr wichtig, denn die Kinder spüren stark das Engagement der Eltern.<br />

• Monatsfeiern: Diese Feiern, bei denen die Kinder auf der Bühne zeigen, was sie gelernt haben,<br />

finden meist am letzten Schultag vor den Ferien statt – für die meisten Eltern in ihrer Arbeitszeit. Für<br />

die Kinder ist es natürlich ein großartiges Erlebnis, wenn die Eltern zuschauen können.<br />

• Feste: Beim Sommerfest, Martinsmarkt, Aufführungen des Christgeburtspiels <strong>und</strong> anderen<br />

Gelegenheiten haben die Eltern die Möglichkeit, dabei zu sein. Beim Martinsmarkt ist die<br />

Mitwirkung der Eltern unumgänglich, denn sonst kann diese Veranstaltung nicht gestemmt werden.<br />

• Arbeitskreise:<br />

Die meisten der Arbeitskreise sind so aufgestellt, dass die Mitarbeit von Eltern sehr<br />

erwünscht ist.<br />

• Vorstand:<br />

Der gemeinsame Vorstand sollte etwa paritätisch durch Eltern <strong>und</strong> Lehrer besetzt sein. Er<br />

ist ein wichtiges Elternmitwirkungsgremium, denn hier werden wichtige Entscheidungen getroffen.<br />

Die im Vorstand tätigen Eltern stehen auch besonders als Ansprechpartner bei Konflikten zur<br />

Verfügung.<br />

• Mitgliederversammlung <strong>und</strong> Gesamtkonferenz: Bei diesen Veranstaltungen im Plenum bekommt<br />

man einen guten Überblick über die Themen der Schule <strong>und</strong> kann seine Anliegen einbringen.<br />

• Aufrufe in der Wochenpost: Häufig wird über die Wochenpost um kleinere oder größere<br />

Hilfsleistungen gebeten.<br />

Finanzielle Beteiligung<br />

Eine finanzielle Beteiligung der Eltern ist an unserer Schule unumgänglich. Als Schule in freier Trägerschaft<br />

werden wir zwar zum großen Teil durch das Land NRW refinanziert. Es bleibt jedoch ein erheblicher<br />

Eigenanteil an den laufenden Schulkosten, der von der Elterngemeinschaft solidarisch aufgebracht werden<br />

muss. Schon im Gr<strong>und</strong>gesetz ist vorgeschrieben, dass beim Betrieb einer freien Schule „eine Sonderung der<br />

Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert“ werden darf. Das entspricht absolut<br />

unserem Verständnis von Elternsolidarität. Kein Kind wird von unserer Schule abgelehnt, weil die Eltern es<br />

sich nicht leisten könnten. Unabhängig von der pädagogischen Entscheidung über die Aufnahme eines<br />

Kindes, <strong>und</strong> erst danach, führt ein Elternvertreter mit den neu hinzukommenden Eltern ein Gespräch über<br />

ihren Kostenbeitrag. Hierbei gelten grobe Richtlinien (s.u.), doch gilt das Prinzip der Selbsteinschätzung. –<br />

Wichtig ist natürlich: es gibt einige Kosten, die an jeder anderen Schule auch zu bezahlen sind, etwa für<br />

Lernmittel <strong>und</strong> das Mittagessen. Auch in finanziellen Bereich ist Ehrlichkeit <strong>und</strong> Vertrauen für uns von<br />

hoher Wichtigkeit.<br />

Ein Merkblatt über die zu erwartende Kostenbeteiligung erhalten die Eltern während des<br />

Aufnahmeverfahrens.<br />

4.3 Arbeitskreise<br />

Die Zusammensetzung <strong>und</strong> die Aufgabe der Arbeitskreise ist in § 12 der Satzung des Trägervereins geregelt:<br />

§12 Arbeitskreise<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 17


(1) Die Arbeitskreise sind Teil der Selbstverwaltung der Schule. In ihnen arbeiten<br />

Erziehungsberechtigte sowie Lehrer/innen <strong>und</strong> Mitarbeiter/innen der Schule zusammen mit dem<br />

Ziel, die Teilbereiche der Selbstverwaltung, die dem jeweiligen Arbeitskreis zugeord<strong>net</strong> sind, zu<br />

beraten <strong>und</strong> zu gestalten.<br />

(2) Aus den Notwendigkeiten des Schul<strong>leben</strong>s heraus bilden sich die Arbeitskreise. Sie werden<br />

satzungsgemäßes Organ durch Bestätigung seitens der Gesamtkonferenz <strong>und</strong> des Vorstandes.<br />

(3) Jeder Arbeitskreis bestimmt seine Arbeitsweise selbst. Jeder Arbeitskreis kann sich eine eigene<br />

Geschäftsordnung geben.<br />

(4) Die Arbeitskreise handeln nach den Maßgaben der Mitgliederversammlung <strong>und</strong> des Vorstandes;<br />

die in den Arbeitskreisen getroffenen Entscheidungen sind gültig.<br />

Zur Zeit gibt es an der Johanna-Ruß-Schule folgende Arbeitskreise:<br />

Basar- <strong>und</strong> Festgestaltungskreis<br />

Dieser Arbeitskreis bereitet – in ständigem Austausch mit der Konferenz <strong>und</strong> mit den einzelnen<br />

Klassenelternschaften – die verschiedenen an der Schule gefeierten, vom Förderverein veranstalteten Feste<br />

vor, unter anderem den jährlichen Martinsmarkt im November. Aus jeder Klasse sollte ein Elternteil mit dem<br />

Basar- <strong>und</strong> Festgestaltungskreis Verbindung halten. Hier die Geschäftsordnung (internes Dokument).<br />

Baukreis<br />

Der Baukreis plant <strong>und</strong> koordiniert – in ständigem Austausch mit der Konferenz <strong>und</strong> dem Vorstand – alle<br />

baulichen Maßnahmen (Erweiterungen, Veränderungen, Instandhaltungen) an den Gebäuden <strong>und</strong> an den<br />

Außenanlagen. Innerhalb der technischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stehen hierbei die<br />

pädagogischen Auswirkungen im Vordergr<strong>und</strong>, aber auch ökologischen Zielen weiß sich der Baukreis<br />

verpflichtet. Hier die Geschäftsordnung (internes Dokument). Ein eigenes Konzept hat der Baukreis der<br />

Schulhofgestaltung (internes Dokument) gewidmet.<br />

Finanzkreis<br />

Zur Vorbereitung von finanzrelevanten Entscheidungen im Vorstand oder in der Mitgliederversammlung<br />

(u.a. Verabschiedung des Haushaltsplanes) treffen sich in diesem Kreis Mitarbeiterinnen der Buchhaltung,<br />

Eltern, Lehrer <strong>und</strong> ggf. ehrenamtliche Berater.<br />

Kinderaufnahmekreis<br />

Der Kinderaufnahmekreis besteht aus 3 bis 4 Lehrkräften <strong>und</strong> ist verantwortlich für das Verfahren zur<br />

Aufnahme von neuen Kindern. Er führt die Aufnahmegespräche mit Eltern <strong>und</strong> Kindern, vermittelt<br />

Hospitationen <strong>und</strong> legt der Konferenz Vorschläge vor, welches Kind in welche Klasse aufgenommen werden<br />

sollte. Für alle bestehenden Klassen – also im Regelfall nicht für die neu zu bildende 1. Klasse – trifft die<br />

Konferenz diese Entscheidung, wobei die Stimme der jeweiligen Klassenlehrkraft das größte Gewicht hat.<br />

Für Kinder, die nicht sofort aufgenommen werden können, weil die betreffende Klasse voll ist, wird eine<br />

„Warteliste“ geführt. Auch Überlegungen zu eventuellen Änderungen der Klassenzusammensetzung bzw.<br />

Bildung von Parallelklassen werden vom Kinderaufnahmekreis in die Konferenz getragen.<br />

Der Kinderaufnahmekreis verantwortet des weiteren die Gestaltung des den Interessenten zugehenden Info-<br />

Materials, der Anmeldebögen usw. sowie auch des Elternseminars.<br />

Öffentlichkeitskreis<br />

Dieser Arbeitskreis koordiniert alle Bemühungen, die Schule in der Öffentlichkeit präsent zu machen <strong>und</strong> zu<br />

halten. Neben der Herausgabe der Schulbroschüre <strong>und</strong> des Flyers gehört dazu die Pflege der Website <strong>und</strong><br />

regelmäßige Kontakte zu den Medien.<br />

Personalkreis<br />

Der Personalkreis, bestehend aus 3 bis 4 Lehrkräften, dient dem Kollegium <strong>und</strong> anderne Beschäftigten der<br />

Schule als Ansprechpartner in allen Personalfragen wie Änderungen des Arbeitsdeputats, Gehaltsfragen etc.<br />

Vor allem aber sorgt er dafür, die an der Schule benötigten Arbeitskräfte – unter anderem die<br />

schuljahresweise eingestellten pädagogischen Helfer im Rahmen von BFD <strong>und</strong> FSJ – zu aquirieren. Er leitet<br />

die Kontakte bis zum Vorstellungsgespräch ein; inhaltlich berät <strong>und</strong> entscheidet dann die Konferenz <strong>und</strong> der<br />

Vorstand.<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 18


Therapiekreis<br />

Mitglieder sind die Schulärztin <strong>und</strong> die TherapeutInnen. Der Therapiekreis koordiniert den Bedarf <strong>und</strong> die<br />

Durchführung der an der Schule gegebenen Therapien in Absprache mit der Konferenz sowie, im Hinblick<br />

auf die Finanzierung, mit dem Vorstand.<br />

4.4 Lehrerkonferenz<br />

Die Zusammensetzung <strong>und</strong> die Aufgabe der Lehrerkonferenz ist in § 13 der Satzung des Trägervereins<br />

geregelt:<br />

§13 Lehrerkonferenz<br />

(1) Der Lehrerkonferenz gehören alle pädagogischen <strong>und</strong> therapeutischen Mitarbeiter/innen der<br />

Schule an. Ebenso können im Einzelfall sonstige Mitarbeiter/innen in die Lehrerkonferenz<br />

aufgenommen werden.<br />

(2) Die Lehrerkonferenz berät <strong>und</strong> beschließt über alle pädagogischen Fragen der Schule. Sie<br />

schlägt dem Vorstand die aufzunehmenden bzw. zu entlassenden Schüler vor. Die Lehrerkonferenz<br />

schlägt dem Vorstand die zur Einstellung bzw. Entlassung anstehenden Mitarbeiter/innen vor, wobei<br />

an den Verfahren ein vom Vorstand bestimmter Elternvertreter teilnehmen soll.<br />

(3) Die Mitglieder der Lehrerkonferenz nehmen sich gemeinsam vor, das pädagogische Konzept der<br />

Schule im Gespräch mit den Erziehungsberechtigten jederzeit <strong>leben</strong>dig weiterzuentwickeln. Sie<br />

betreiben einzeln oder gemeinsam Weiterbildung <strong>und</strong> verfolgen dabei die Entwicklung der<br />

<strong>Waldorf</strong>pädagogik, der anthroposophisch erweiterten Medizin <strong>und</strong> der allgemeinen<br />

Erziehungswissenschaft.<br />

(4) Die Lehrerkonferenz bestimmt ihre Arbeitsweise selbst <strong>und</strong> kann eigene Untergremien<br />

einrichten. Sie kann sich eine eigene Geschäftsordnung geben.<br />

Wie in den meisten <strong>Waldorf</strong>schulen tagt die Lehrerkonferenz an der Johanna-Ruß-Schule wöchentlich<br />

donnerstags. Mindestens zwei Lehrkräfte bereiten die Konferenz zusammen vor <strong>und</strong> leiten sie. Die<br />

mehrstündige Zusammenkunft ist gegliedert in verschiedene Teile:<br />

Verwaltungskonferenz<br />

Hier werden die eher organisatorischen (nicht-pädagogischen) Belange der Schule besprochen. Beispiele<br />

sind Terminabsprachen, die Information über Neuigkeiten aus der staatlichen Schulaufsicht <strong>und</strong><br />

Schulverwaltung <strong>und</strong> der Bereich der Hausmeisterei (der Hausmeister nimmt nach Möglichkeit an diesem<br />

Konferenzabschnitt teil). Die Mitarbeiterinnen des Schulbüros nehmen entweder an der<br />

Verwaltungskonferenz teil, oder es wird durch die Protokollführung der Informationsfluss sichergestellt.<br />

Auch die Schulsprecher stehen für die Vermittlung zwischen Büro <strong>und</strong> Konferenz zur Verfügung.<br />

In der Verwaltungskonferenz wird für den größten Teil der vielfältigen wiederkehrenden Einzelaufgaben<br />

geregelt, wer sie verantwortlich übernimmt. Hierzu wird eine Ämterliste (internes Dokument) gepflegt.<br />

Pädagogische Konferenz<br />

Hier werden die pädagogischen Themen besprochen: Neben dem ständigen Austausch über den Unterricht<br />

(regelmäßige Berichte der Klassenlehrkräfte) werden einzelne Fragen der Unterrichtsgestaltung<br />

(Epochenthemen, didaktische Fragen etc.) im Sinne einer kontinuierlichen internen Fortbildung <strong>und</strong><br />

Qualitätssicherung intensiver besprochen. Bei Kinderbesprechungen wird jeweils ein Kind in den Fokus der<br />

gesamten Konferenz gestellt, auch die Schulärztin <strong>und</strong> die TherapeutInnen nehmen hieran teil <strong>und</strong> tragen<br />

ihre Beobachtungen <strong>und</strong> Vorschläge bei.<br />

Bei Bedarf kann die Konferenz sich nach Unter-, Mittel- <strong>und</strong> OberstufenkollegInnen aufteilen, um<br />

stufenbezogene Themen zu besprechen. Auch Klassenkonferenzen können in der regelmäßigen<br />

Konferenzzeit, aber auch zu anderen Terminen stattfinden.<br />

Über die Konferenz findet ein pädagogisch-kollegialer Austausch mit anderen <strong>Waldorf</strong>schulen statt.<br />

Bedürfnisse nach externen Fortbildungen werden von hier aus artikuliert <strong>und</strong> verfolgt.<br />

Ein Teil der Konferenzzeit dient auch jeweils der Erarbeitung anthroposophischer Themen, die die Quelle<br />

unserer Arbeit sind.<br />

Künstlerischer Teil<br />

Zur Ver<strong>leben</strong>digung des kollegialen <strong>Miteinander</strong>s <strong>und</strong> zur Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge wird, meist als Zwischenteil<br />

zwischen Verwaltungskonferenz <strong>und</strong> Pädagogischer Konferenz, gemeinsam künstlerisch gearbeitet: es wird<br />

Eurythmie, Sprachgestaltung oder Volkstanz gemacht, gesungen, gezeich<strong>net</strong>, das Christgeburtspiel oder ein<br />

Karnevalssketch vorbereitet.<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 19


Interne Konferenz<br />

Themen, die einer besonderen Vertraulichkeit bedürfen, z.B. Personalfragen, werden in diesem<br />

Konferenzteil besprochen. Hier sind alle Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen einbezogen, die in einem unbefristeten<br />

Vertragsverhältnis stehen <strong>und</strong> die regelmäßige Mitarbeit in diesem Konferenzteil ausdrücklich wollen.<br />

Tägliche Stehkonferenz<br />

Eine kurze morgendliche Zusammenkunft vor Unterrichtsbeginn dient dem kurzfristigen<br />

Informationsaustausch – aber auch der Einstimmung auf den Tag, denn sie beginnt mit dem Lesen des<br />

jeweiligen Wochenspruches in jahreszeitlicher Stimmung.<br />

4.5 Trägerverein<br />

Der gemeinnützige Verein „Johanna-Ruß-Schule e.V.“ wurde am 28. Oktober 1996 gegründet <strong>und</strong> ist unter<br />

der Nummer VR 2289 im Vereinsregister beim Amtsgericht Siegen eingetragen. Hier der Link zur Satzung.<br />

Der Trägerverein ist juristischer Träger der Johanna-Ruß-Schule <strong>und</strong> tritt als solcher gegenüber der<br />

Schulaufsicht (Ministerium <strong>und</strong> Bezirksregierung) verantwortlich auf. Er ist Zuschussempfänger für die<br />

Ersatzschulrefinanzierung des Landes, Mieter der Schulgebäude <strong>und</strong> Arbeitgeber der an der Schule<br />

angestellten Menschen.<br />

Mitglieder des Trägervereins sind vor allem Lehrkräfte, aber auch einige Eltern <strong>und</strong> andere Personen. Für<br />

den Beitritt bedarf es gemäß Satzung einer besonderen Erklärung.<br />

4.6 Förderverein<br />

Der gemeinnützige „Verein zur Förderung der <strong>Waldorf</strong>schule für Erziehungshilfe e.V.“ 1 wurde am 6.<br />

Oktober 1989 gegründet <strong>und</strong> ist unter der Nummer VR 1878 im Vereinsregister beim Amtsgericht Siegen<br />

eingetragen. Hier finden sie die Satzung <strong>und</strong> die Beitrittserklärung.<br />

Der Förderverein ist Eigentümer der Schulgebäude. Außerdem unterstützt er die Schule, indem die<br />

Vereinsmitglieder Spenden akquirieren, Veranstaltungen durchführen etc.<br />

Mitglieder des Fördervereins sind neben den Lehrkräften vor allem Eltern (automatische Mitgliedschaft mit<br />

der Aufnahme des Kindes in die Schule), aber auch viele Förderer der Schule.<br />

Der Förderverein ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW, Kreisgruppe Siegen-Wittgenstein-<br />

Olpe.<br />

Der Förderverein ist als gemeinnützig <strong>und</strong> mildtätig anerkannt <strong>und</strong> freut sich über Ihre steuerabzugsfähige<br />

Spende.<br />

4.7 Gemeinsamer Vorstand<br />

Die Vorstände von Träger- <strong>und</strong> Förderverein, deren Zusammensetzung in der jeweiligen Satzung bestimmt<br />

ist, tagen <strong>und</strong> arbeiten gemeinsam. Zur Zeit finden ca. 4wöchentliche Sitzungen statt. Der gemeinsame<br />

Vorstand ist etwa paritätisch durch Eltern <strong>und</strong> Lehrkräfte besetzt.<br />

Im Vorstand werden vor allem die finanzielle Situation der Schule betreffende Themen besprochen <strong>und</strong><br />

entschieden. Der Kontakt zur Lehrerkonferenz besteht schon durch Lehrer, die Vorstandsmitglieder sind.<br />

Damit auch die Elternperspektive zum Tragen kommt, stehen die Eltern-Vorstandsmitglieder entsprechend<br />

als Ansprechpartner für alle Eltern zur Verfügung.<br />

4.8 Gemeinsame Mitgliederversammlung<br />

Die Mitgliederversammlung von Träger- <strong>und</strong> Förderverein, über die in der jeweiligen Satzung näheres<br />

bestimmt ist, tagt einmal jährlich gemeinsam. Sie findet meist im Frühjahr statt. Neben dem Finanzbericht<br />

beider Vereine, den Haushaltsplänen für das begonnene Jahr, den Wahl- <strong>und</strong> anderen Formalien werden hier<br />

Entscheidungen von größerer Tragweite getroffen (z.B. Baubeschlüsse). Die Mitgliederversammlung dient<br />

auch als Gesamtforum zum Austausch über die Entwicklung der Schule.<br />

4.9 Gesamtkonferenz<br />

Die Gesamtkonferenz dient dem Austausch aller in der Schule Beteiligten. Ihre Zusammensetzung <strong>und</strong> die<br />

Aufgabe der Gesamtkonferenz ist in § 11 der Satzung des Trägervereins geregelt:<br />

1 Der Vereinsname geht – vor der Namensfindung der Johanna-Ruß-Schule – auf einen Sprachgebrauch von Hans<br />

Friedbert Jaenicke zurück, der in einer Konzeption die Unterrichtung verschieden behinderter Kinder vorschlug. Dies<br />

ist nicht zu verwechseln mit dem heutigen „Förderschwerpunkt Emotionale <strong>und</strong> soziale Entwicklung“. Vgl. Jaenicke,<br />

Kinder mit Entwicklungsstörungen, Stuttgart 1996, S. 27f.<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 20


§11 Gesamtkonferenz<br />

(1) Die Gesamtkonferenz setzt sich zusammen aus den Mitgliedern der Arbeitskreise, des<br />

Vorstandes <strong>und</strong> des Lehrerkollegiums. Sie findet möglichst viermal im Jahr statt. Über die<br />

Konferenz wird ein Protokoll aufgenommen.<br />

(2) Es ist ihre Aufgabe, die in den §§ 6 <strong>und</strong> 7 genannten Gr<strong>und</strong>sätze für das Schul<strong>leben</strong> zu<br />

verwirklichen. 2<br />

(3) Jedes Mitglied der Mitgliederversammlung <strong>und</strong> jedes Organ des Vereins kann sich in<br />

Konfliktfällen an die Gesamtkonferenz wenden. Die Gesamtkonferenz kann im Einzelfall eine<br />

Schlichtungskommission bilden, die Vorschläge zur Lösung des anstehenden Konfliktes erarbeiten<br />

soll.<br />

(4) Bei Bedarf gibt sich die Gesamtkonferenz eine eigene Geschäftsordnung.<br />

4.10 Wochenpost: schulinterne Öffentlichkeit<br />

Ein effektiver Informationsfluss unter allen Beteiligten der Schule ist wichtig. Für Nachrichten, die die<br />

gesamte schulinterne Öffentlichkeit angehen, steht die Wochenpost zur Verfügung, die als Papier- oder<br />

Emailausgabe jeweils freitags allen Elternhäusern, Lehrkräften <strong>und</strong> Mitarbeitern zukommt. Soweit die<br />

Inhalte auch für die allgemeine Öffentlichkeit bestimmt sind, finden sie auch Eingang in die Inter<strong>net</strong>-<br />

Ausgabe.<br />

Hier können Sie die Email-Ausgabe bestellen, <strong>und</strong> hier finden Sie die aktuelle Wochenpost.<br />

5 Mitarbeit an der JRS<br />

5.1 Lehrer/in werden<br />

Die menschlich-pädagogischen Voraussetzungen für diesen schönen Beruf sind:<br />

• liebevolles Interesse für unsere Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

• pädagogische Kompetenz, Geschick <strong>und</strong> vor allem Entwicklungsbereitschaft<br />

• jede Menge Tatkraft, Humor <strong>und</strong> was es sonst an guten Eigenschaften gibt<br />

• Offenheit gegenüber den Methoden der <strong>Waldorf</strong>pädagogik <strong>und</strong> ihren anthroposophischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

• Bereitschaft, sich in die Form unserer Sozialgestalt hereinzustellen.<br />

Die formellen Voraussetzungen für eine Lehrtätigkeit an unserer Schule sind durch die Gesetzgebung <strong>und</strong><br />

staatliche Schulaufsicht festgelegt; es ist eine Unterrichtsgenehmigung durch die Bezirksregierung Arnsberg<br />

erforderlich.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage für eine Unterrichtsgenehmigung kann dienen<br />

• eine Ausbildung für Lehrer an öffentlichen Schulen<br />

• eine sonstige pädagogische Ausbildung<br />

• ein abgeschlossenes Hochschulstudium<br />

• der Abschluss einer Handwerksausbildung mit Meisterprüfung.<br />

In vielen Fällen ist ein Seiteneinstieg mit einer befristeten Unterrichtsgenehmigung möglich. Dann muss eine<br />

Nachqualifikation in Form einer berufsbegleitenden Zusatzausbildung erfolgen. Hier arbeiten wir besonders<br />

mit dem Institut für Heilpädagogische Lehrerbildung (IHL) bzw. dem Institut für <strong>Waldorf</strong>-Pädagogik (beide<br />

in Witten-Annen) zusammen.<br />

Die Konzeption unserer Berufseinführung <strong>und</strong> Mentorierung wird unter Pädagogische Qualitätsentwicklung<br />

beschrieben.<br />

5.2 Pädagogische Qualitätsentwicklung<br />

Pädagogisches „Denken, Fühlen <strong>und</strong> Handeln“ – um diese in der <strong>Waldorf</strong>pädagogik oft benutzte Dreiteilung<br />

zu gebrauchen – kann niemals stillstehen oder statisch festgelegt werden. Pädagogische Qualität kann<br />

letztlich nicht wirklich „gesichert“ werden, sondern befindet sich stetig in Weiterentwicklung. Bei<br />

pädagogischen Prozessen stehen für die <strong>Waldorf</strong>pädagogik nicht schematische Handlungsmuster im<br />

Mittelpunkt, sondern die beteiligten Menschen als umfassende Persönlichkeiten – mit ihrem „Denken,<br />

2 Die §§ 6 <strong>und</strong> 7 wurden oben (Abschnitt 4.1) bereits zitiert.<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 21


Fühlen <strong>und</strong> Handeln“. Die <strong>Waldorf</strong>pädagogik wurde daher schon bei ihrer Entstehung nicht als<br />

technokratische Wissenschaft angelegt, sondern verfolgt das Ziel, Erziehungskunst zu sein.<br />

Instrumente unserer Qualitätsentwicklung sind:<br />

Die pädagogische Konferenz<br />

Mehrere Elemente der wöchentlichen Lehrerkonferenz tragen zur Qualitätsentwicklung bei, insbesondere der<br />

Wochenrückblick, in dem das Plenum wichtige Ereignisse aus den Klassen gemeinsam reflektiert, sowie die<br />

Kinderbesprechung, bei der ein Kind im Fokus der Erwachsenen steht. Darüber hinaus werden in<br />

Stufenkonferenzen pädagogische Themen besprochen.<br />

Berufseinführung <strong>und</strong> Mentorierung<br />

Jeder neu einsteigende Lehrer wählt sich einen Kollegen seiner Wahl zur Einführung in die Tätigkeit <strong>und</strong><br />

Mentorierung, da am Anfang der Bedarf nach Anleitung <strong>und</strong> Reflexion besonders hoch ist. Der Mentor<br />

berichtet regelmäßig in der Internen Konferenz aus dieser Arbeit.<br />

Gegenseitiges Hospitieren<br />

Eine besonderes schöne <strong>und</strong> effektive Möglichkeit zur Qualitätsentwicklung bietet das gegenseitige<br />

Hospitieren. Nicht nur Neueinsteiger, sondern alle Lehrer erhalten durch Unterrichtsbefreiung (Vertretung)<br />

in regelmäßigen Abständen die Gelegenheit, Kollegen in Unterrichtsst<strong>und</strong>en zu besuchen. Durch Besuche<br />

<strong>und</strong> nachbereitende Gespräche finden auf beiden Seiten Lernprozesse statt. Im Rahmen der pädagogischen<br />

Konferenz werden diese Hospitationen koordiniert.<br />

Fortbildungen<br />

Alle Kollegen erhalten regelmäßig die Gelegenheit zu externen Fortbildungen. Bestandteil der<br />

Konferenzarbeit ist, den Themenbedarf nach gemeinsamen, internen Fortbildungen zu erspüren.<br />

Die Ver<strong>net</strong>zung innerhalb der <strong>Waldorf</strong>bewegung ermöglicht ein großes Angebot an einschlägigen<br />

Fortbildungen. Hierzu verweisen wir auf die entsprechende Datenbank sowie das Gesamtverzeichnis beim<br />

B<strong>und</strong> der Freien <strong>Waldorf</strong>schulen.<br />

Förderpläne<br />

In regelmäßigen Abständen werden die individuellen Förderpläne, die nach § 19 Abs. 6 AO-SF<br />

vorgeschrieben sind, in gemeinsamer Beratung geprüft <strong>und</strong> fortgeschrieben.<br />

Überprüfung des Förderbedarfs<br />

Wie in § 15 AO-SF vorgeschrieben, überprüft eine Klassenbesprechung jährlich, ob der Förderbedarf jedes<br />

Kindes weiter besteht, sich verändert hat oder weggefallen ist.<br />

Biographien ehemaliger Schüler<br />

Die Lehrkräfte pflegen bewusst Kontakte zu ehemaligen Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern. Ihre Berichte über ihre<br />

persönliche <strong>und</strong> berufliche Entwicklung sowie ihr Rückblick auf ihre Schulzeit können wertvolle<br />

pädagogische Hinweise geben. Es wird – unter Beachtung des Datenschutzes – eine Abgängerstatistik<br />

gepflegt.<br />

Schulentwicklung<br />

Aus der Arbeit der Konferenz, der Arbeitskreise, des Vorstands oder anderer Gremien entstehen oft<br />

Veränderungswünsche zur Schulgestaltung, die nicht unmittelbar umgesetzt werden können. Sie werden in<br />

einer „Agenda“ (internes Dokument) festgehalten, damit fruchtbare Ideen, die eine längere Entwicklungszeit<br />

benötigen, nicht verloren gehen.<br />

5.3 BFD / FSJ / Jahrespraktikum<br />

Als anerkannte Einsatzstelle für den B<strong>und</strong>esfreiwilligendienst (BFD) oder für das Freiwillige Soziale Jahr<br />

(FSJ), oder aber im Rahmen eines von uns selbst verantworteten Jahrespraktikums bieten wir vor allem<br />

jungen Menschen, aber z.B. auch Berufswechslern die Möglichkeit, ein Schuljahr lang besondere <strong>und</strong><br />

sinnerfüllende Erfahrungen zu sammeln.<br />

Es gibt bei uns zwei unterschiedliche Einsatzformen für BFD / FSJ / Jahrespraktikum: als pädagogische<br />

Hilfe im Unterricht oder als Integrationshelfer/in:<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 22


Pädagogische Hilfe im Unterricht<br />

Bei dieser Einsatzform ist der Helfer einer gesamten Schulklasse zugeteilt <strong>und</strong> unterstützt die jeweilige<br />

Lehrkraft in ihren pädagogischen Zielen <strong>und</strong> Maßnahmen. Er ist sozusagen „der verlängerte Arm“ des<br />

Lehrers.<br />

Das bedeutet, dass er die pädagogischen Absichten des Lehrers gut verstehen <strong>und</strong> mittragen können muss.<br />

Denn in unserer <strong>Waldorf</strong>pädagogik legen wir großen Wert auf die Gemeinschaftsprozesse, die von einer<br />

Mitte ausgehen: von der gemeinsamen Aufmerksamkeit auf Themen des lehrerzentrierten Unterrichts. Diese<br />

Aufmerksamkeit ist ganzheitlich, umfasst Denken, Fühlen <strong>und</strong> Wollen. Schüler können nur wirklich <strong>lernen</strong>,<br />

wenn sie die Begeisterung des Lehrers für den Gegenstand spüren. Der Helfer muss sich von diesem „Geist“<br />

im Klassenraum mit erfassen lassen.<br />

Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage trägt der erwachsene Helfer dazu bei, dass die vom jeweiligen Lehrer verantworteten<br />

<strong>und</strong> organisierten Lerngelegenheiten, wie sie h<strong>und</strong>ertfach über den gesamten Tagesablauf (Unterrichte <strong>und</strong><br />

Pausenzeiten) verteilt sind, für die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen gelingen.<br />

Wir haben zu dieser Tätigkeit ein ausführlicheres Pädagogisches Konzept erstellt.<br />

Integrationshelfer/in<br />

Einzelne unserer Kinder brauchen eine individuelle Begleitung durch eine/n Integrationshelfer/in. Das<br />

Sozialhilferecht erkennt diesen Anspruch Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen zu, die ohne diese Hilfe nicht sinnvoll<br />

am Schulunterricht teilnehmen können. Es geht hier meist um Kinder, die wegen einer hochgradigen<br />

geistigen oder mehrfachen Behinderung oder auch wegen eines hohen emotional-sozialen Förderbedarfs<br />

darauf angewiesen sind, dass ein Erwachsener ihnen immer wieder hilft, die Lernangebote anzunehmen,<br />

Arbeiten durchzuführen <strong>und</strong> sich in der Gruppe zurecht zu finden.<br />

In diesem Aufgabenfeld hat die Hilfskraft eine besonders enge Arbeitsbeziehung zu einem bestimmten Kind.<br />

Dafür ist oft eigene emotionale Stabilität erforderlich, <strong>und</strong> der hohe persönliche Einsatz muss mit einer<br />

„professionellen Distanz“ im Gleichgewicht sein. Dieses Einsatzfeld eig<strong>net</strong> sich besonders für junge<br />

Menschen, die einen nichtschulischen pädagogischen, psychologischen oder therapeutischen Beruf<br />

anstreben.<br />

Träger von BFD <strong>und</strong> FSJ:<br />

Träger des BFD ist für uns:<br />

Fre<strong>und</strong>e der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.<br />

Neisser Str. 10<br />

76139 Karlsruhe<br />

Tel. 0721-354806-0<br />

www.fre<strong>und</strong>e-waldorf.de<br />

Träger des FSJ ist für das Schuljahr 2012/2013:<br />

Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Unna e.V.<br />

Märkische Straße 9 - 11<br />

59423 Unna<br />

Tel. 02303-25453-0<br />

www.fsj-unna.de<br />

Einsatzzeiten<br />

Die Kern-Einsatzzeiten entsprechen den Unterrichtszeiten zuzüglich etwas Vor- <strong>und</strong> Nachlaufzeit:<br />

Montag, Dienstag, Mittwoch: 8.00 bis 16.15<br />

Donnerstag: 8.00 bis 14.15<br />

Freitag: 8.00 bis 12.45<br />

Die für den BFD <strong>und</strong> das FSJ vorgesehene Vollzeit-St<strong>und</strong>enzahl von ca. 38,5 St<strong>und</strong>en ist durch die<br />

Unterrichtszeit, vor allem im Hinblick auf die Ferienzeiten, nicht erfüllt. Wir setzen daher die flexible<br />

Einsatzbereitschaft unserer Helfer für ergänzende Aufgaben voraus, z.B. für:<br />

• pädagogische Teambesprechungen<br />

• Elterngespräche <strong>und</strong> -besuche zusammen mit der Klassenlehrkraft<br />

• Elternabende<br />

• Teilnahme an Schulfesten <strong>und</strong> deren Vorbereitung<br />

• Teilnahme an Klassenfahrten<br />

• Betreuungseinsätze im Elternhaus (betr. Integrationshelfer)<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 23


Seminare<br />

Die Freiwilligen des BFD <strong>und</strong> FSJ nehmen an 25 Seminartagen innerhalb des Jahres (meist als 5<br />

Seminarwochen organisiert) teil. Diese Seminare laufen in der Verantwortung des jeweiligen Trägers, passen<br />

aber durch unsere Auswahl inhaltlich besonders gut zur Arbeit in unserer Schule <strong>und</strong> zu unserer Pädagogik.<br />

Alle Helfer, also auch die Teilnehmer/innen des Jahrespraktikums, nehmen an einer regelmäßigen<br />

wöchentlichen oder vierzehntägigen Seminarst<strong>und</strong>e teil, die von einer Lehrkraft unserer Schule geleitet wird.<br />

Dies dient zusätzlich der Reflexion der täglichen Arbeit <strong>und</strong> der Erarbeitung unserer pädagogischen<br />

Hintergründe.<br />

Finanzielle Bedingungen<br />

Die aktuellen finanziellen Bedingungen für den Einsatz im Rahmen von BFD, FSJ oder Jahrespraktikum<br />

erfragen Sie bitte, da sie abhängig von öffentlichen Zuschüssen <strong>und</strong> anderen Faktoren sind <strong>und</strong> daher<br />

variieren können.<br />

Wichtig ist vorweg: Wir können selbst keine Wohnmöglichkeiten bieten. Jungen Menschen, die eine BFD-<br />

oder FSJ-Stelle mit integrierter Wohnmöglichkeit suchen, empfehlen wir den Kontakt zu den Fre<strong>und</strong>en der<br />

Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. (siehe oben). Dieser Träger hat b<strong>und</strong>esweit viele Einsatzstellen im<br />

Bereich anthroposophisch orientierter sozialer Arbeit, die gleichzeitig eine Wohnmöglichkeit bieten.<br />

5.4 Jahrespraktikum FOS Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

In Zusammenarbeit mit dem Berufskolleg AHS Siegen – auf Nachfrage auch mit entsprechenden anderen<br />

Institutionen – bieten wir Praktikumsplätze mit 3 oder 4 Wochentagen für den Bildungsgang zur<br />

Fachhochschulreife. Interessenten setzen sich bitte mit uns in Verbindung.<br />

5.5 Sonstige Praktika<br />

Sonstige Praktika sind bei uns in der Regel ab der Dauer von 3 Wochen möglich. Diese Beschränkung ist<br />

darin begründet, dass wir sehr viele Praktikumsanfragen bekommen <strong>und</strong> unseren Kindern nicht zuviel<br />

Wechsel <strong>und</strong> Unruhe zumuten können. Bitte sprechen Sie uns bei Bedarf an.<br />

5.6 Fahrdienst Schülerverkehr<br />

Im Rahmen des sogenannten Schülerspezialverkehrs hat unser Förderverein mehrere Kleinbus-Linien<br />

eingerichtet, mit denen die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen zur Schule <strong>und</strong> wieder nach Hause gefahren werden.<br />

Neben der Fahrerfahrung ist hierzu eine pädagogische Eignung erforderlich. Frei werdende Stellen in diesem<br />

Bereich werden im Inter<strong>net</strong> <strong>und</strong> in der Wochenpost inseriert.<br />

5.7 Ehrenamtliche Tätigkeiten<br />

Nicht immer können wir alles, was an der Schule zu tun ist, durch Tätigkeit der eingestellten LehrerInnen<br />

<strong>und</strong> MitarbeiterInnen abdecken. Für spezielle Aufgabenbereiche (Beispiele: IT-Beratung, Lehrerbibliothek)<br />

suchen wir gelegentlich Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen wollen. Sprechen Sie uns an!<br />

6 Sonstiges<br />

6.1 Fre<strong>und</strong>e / Partner / Links<br />

Eine Zusammenstellung von Einrichtungen, Verbänden <strong>und</strong> Behörden, mit denen wir zusammenarbeiten:<br />

<strong>Waldorf</strong>schulen unserer Region<br />

• Rudolf Steiner Schule Siegen<br />

• Freie <strong>Waldorf</strong>schule Oberberg<br />

<strong>Waldorf</strong>kindergärten unserer Region<br />

• <strong>Waldorf</strong>kindergarten am Häusling, Siegen<br />

• <strong>Waldorf</strong>kindergarten Rosengarten, Siegen (Kirchweg)<br />

• <strong>Waldorf</strong>kindergarten Siegen-Seelbach<br />

• <strong>Waldorf</strong>kindergarten Gummersbach<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 24


• <strong>Waldorf</strong>kindergarten Wiehl<br />

• <strong>Waldorf</strong>kindergarten Waldbröl<br />

• <strong>Waldorf</strong>kindergarten Betzdorf / Kirchen<br />

Sonstige Einrichtungen unserer Region<br />

• Birkenhof (Demeter-Hof in Wilgersdorf)<br />

• Lebensgemeinschaft Eichhof (Much)<br />

• Lebendiges Haus e.V. – Mehrgenerationen-Wohnen<br />

Pädagogische Ausbildung<br />

• Institut für <strong>Waldorf</strong>-Pädagogik (Witten-Annen)<br />

• Institut für Heilpädagogische Lehrerbildung (Witten-Annen)<br />

• B<strong>und</strong> der Freien <strong>Waldorf</strong>schulen: Fortbildungs-Datenbank<br />

• B<strong>und</strong> der Freien <strong>Waldorf</strong>schulen: Fortbildungs-Gesamtverzeichnis<br />

• Berufskolleg AHS, Siegen<br />

Verbände, Vereine<br />

• B<strong>und</strong> der Freien <strong>Waldorf</strong>schulen e.V. (Stuttgart)<br />

• Arbeitsgemeinschaft <strong>Waldorf</strong>pädagogik NRW (Dortm<strong>und</strong>)<br />

• Landeselternrat der <strong>Waldorf</strong>schulen in NRW (Dortm<strong>und</strong>)<br />

• Verband für Anthroposophische Heilpädagogik, Sozialtherapie <strong>und</strong> Soziale Arbeit e.V. (Echzell-<br />

Bingenheim)<br />

• Fre<strong>und</strong>e der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. (Karlsruhe)<br />

• DRK-Kreisverband Unna<br />

• Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW<br />

• Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW, Kreisgruppe Siegen-Wittgenstein-Olpe<br />

Staatliche Schulaufsicht<br />

• Schulministerium NRW (Düsseldorf)<br />

• Bezirksregierung Arnsberg – Schulaufsicht an Förderschulen<br />

• Kreis Siegen-Wittgenstein – Schulamt<br />

6.2 Downloads<br />

Hier finden Sie noch einmal zusammengefasst die wichtigsten auf unserer Website erwähnten Downloads:<br />

• Gesamtes Schulprofil<br />

• Info-Broschüre (2007)<br />

• Info-Flyer (wird zur Zeit überarbeitet)<br />

• Satzung des Trägervereins<br />

• Satzung des Fördervereins<br />

• Beitrittserklärung zum Förderverein<br />

• Gemeinsames Leitbild der deutschen <strong>Waldorf</strong>schulen<br />

6.3 FAQ<br />

Häufig gestellte Fragen:<br />

• Welche Kinder können die Johanna-Ruß-Schule besuchen <strong>und</strong> wie ist das<br />

Aufnahmeverfahren?<br />

Wir können Kinder mit folgenden sonderpädagogischen Förderschwerpunkten aufnehmen: Geistige<br />

Entwicklung, Lernen, Emotionale <strong>und</strong> soziale Entwicklung. Das Vorliegen eines dieser<br />

Förderbedarfe muss in einem offiziellen Verfahren festgestellt werden. Wenden Sie sich bitte an das<br />

zuständige Schulamt. Der Rest ist „Privatsache“ zwischen uns als Schule in freier Trägerschaft <strong>und</strong><br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 25


Ihnen als Eltern. Nach Zusendung eines Aufnahmeantrags wird ein Kennenlerngespräch verabredet.<br />

Ein Hospitationstag sowohl des Kindes wie auch der Eltern an unserer Schule ist der nächste Schritt,<br />

um herauszufinden, ob wir die richtige Schule für beide sind. Siehe auch: Informationen zur<br />

Kinderaufnahme.<br />

• Welchen Abschluss kann mein Kind an der Johanna-Ruß-Schule machen?<br />

In Einzelfällen kann an unserer Schule der Hauptschulabschluss erworben werden. Dies setzt aber<br />

voraus, dass die entsprechenden Möglichkeiten im Kind bzw. Jugendlichen veranlagt sind, was bei<br />

den wenigsten der Fall ist. Wir warnen davor, dem Kind gegenüber Erwartungen zu haben, die es<br />

nicht erfüllen kann. Dies setzt das Kind einem Druck aus, der das Lernen eher verhindert. Siehe<br />

auch: Was kommt nach der Schule?<br />

• Was geschieht nach der Schule, wenn mein Kind keinen Abschluss erreichen kann?<br />

Unsere Gesellschaft stellt heutzutage differenziert abgestufte Betreuungsmöglichkeiten zur<br />

Verfügung, wie ein behinderter Mensch möglichst selbstständig wohnen, arbeiten <strong>und</strong> <strong>leben</strong> kann.<br />

Um das Passende zu finden, muss die Initiative allerdings von den Schülern <strong>und</strong> Eltern selbst<br />

ausgehen, <strong>und</strong> zwar früh genug. Als Schule haben wir das Ziel, die Kinder in ihrem<br />

Selbstbewusstsein so stark zu machen, dass sie als Erwachsene auch mit Schwierigkeiten gut zurecht<br />

kommen. Für diejenigen Schüler, die offiziell als „geistig behindert“ anerkannt sind<br />

(Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“), steht der Weg in eine Werkstatt für behinderte<br />

Menschen (WfbM) offen. Die anderen Schüler werden es schwerer haben. Der Weg in den „ersten<br />

Arbeitsmarkt“ ist meist nur über Beziehungen zu finden. Aus einer Elterninitiative unserer Schule ist<br />

der Verein „Hand in Hand e.V.“ entstanden, der in unserer Region Möglichkeiten zur<br />

nachschulischen Betreuung auf Gr<strong>und</strong>lage des anthroposophischen Menschenbildes schaffen will.<br />

Siehe auch: Was kommt nach der Schule?<br />

• Was sind die Kosten, die auf uns als Eltern zukommen?<br />

Unsere Schule wird nur zum Teil vom Land Nordrhein-Westfalen refinanziert. Die<br />

Schulgemeinschaft muss einen erheblichen Teil der Kosten selbst aufbringen. Von den Eltern wird<br />

eine entsprechende Beteiligung erwartet. Ganz wichtig ist uns aber: Keinem Kind soll aus<br />

finanziellen Gründen der Zugang zu unserer Schule verwehrt sein. So steht es sogar im Gr<strong>und</strong>gesetz,<br />

<strong>und</strong> daran halten wir uns. Zusätzlich entstehen monatliche Kosten wie an jeder anderen Schule:<br />

Klassenkasse, ein Therapiebeitrag sowie die Kosten für das Mittagessen. Siehe auch: Informationen<br />

zur Kinderaufnahme.<br />

• Was wird von uns als Eltern sonst noch erwartet?<br />

Dass Sie „hinter der Schule stehen“. Für die Kinder ist es wichtig zu spüren, dass Lehrer <strong>und</strong> Eltern<br />

„an einem Strang ziehen“. Nicht alle Erziehungsvorstellungen müssen deckungsgleich sein, aber das<br />

Kind muss wahrnehmen können, dass ein gr<strong>und</strong>sätzliches tiefes Vertrauen zwischen Elternhaus <strong>und</strong><br />

Schule besteht. Nach Ihren persönlichen Möglichkeiten werden Sie sich mit Ihrer Initiative in der<br />

Schule einbringen. Es gibt ein Reihe von Arbeitskreisen (wie Öffentlichkeitskreis, Basarkreis,<br />

Finanzkreis, Bauunterhaltungskreis oder auch der Vereinsvorstand), in denen Eltern <strong>und</strong> Lehrer<br />

zusammen das Funktionieren der Schule sichern. Siehe auch: Eltern sein.<br />

• Welcher Religionsunterricht wird an der Schule erteilt?<br />

Es wird ein gemeinsamer, konfessionsübergreifender freier christlicher Religionsunterricht erteilt.<br />

Siehe auch: Unsere besondere Schule.<br />

• Wie kommen die Schüler zur Schule?<br />

Bis auf wenige Ausnahmen ist unseren Kindern nicht zuzumuten, dass sie mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln die Schule erreichen. In Nordrhein-Westfalen ist aus dem gesamten Einzugsbereich<br />

ein für die Eltern kostenfreier Schülertransport garantiert. Der Transport aus Rheinland-Pfalz <strong>und</strong><br />

Hessen wird leider nicht in allen Fällen refinanziert. Die Schulgemeinschaft trägt hier solidarisch<br />

Kosten mit. Von den betreffenden Elternhäusern wird allerdings Kooperation erwartet (ggf.<br />

Beteiligung an selbstorganisierten Fahrdiensten).<br />

6.4 Impressum<br />

Verantwortlich im Sinne des TMG:<br />

Johanna-Ruß-Schule e.V.<br />

Numbachstr. 3<br />

57072 Siegen<br />

M. C. <strong>und</strong> E. D., Vorstandsmitglieder <strong>und</strong> Schulsprecher<br />

Schulprofil der Johanna-Ruß-Schule • S. 26

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