SO LEBT ES SICH IN DEUTSCHLAND - Kommt 'rein
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Bildung<br />
28<br />
Bildung bereichert das Leben. Studien zeigen,<br />
dass gut ausgebildete Menschen länger leben und<br />
aktiver an Politik und Gesellschaft teilhaben<br />
und Freizeit<br />
„Glücksatlas“-Autoren auch auf Umfragedaten des Instituts für Demoskopie<br />
Allensbach und weitere Datenquellen zurückgegriffen.<br />
Nach dem „Glücksatlas“ sind die Hamburger auch mit ihrer Stadt<br />
besonders zufrieden. Sie stellen ihr mit 84 von 100 möglichen Punkten<br />
das beste Zeugnis unter 13 deutschen Großstädten aus. Besonders<br />
gern leben auch Düsseldorfer und Dresdner in ihren Städten –<br />
was zumeist neben harten Standortfaktoren wie wirtschaftlicher<br />
Attraktivität an einer Mischung aus großem Kulturangebot, guter<br />
Verkehrsinfrastruktur, Luft- und Wasserqualität und Naherholungsmöglichkeiten<br />
liegt. Als Schwächen der Großstädte gelten das<br />
geringere Zusammengehörigkeitsgefühl und mangelnde Angebote<br />
für Kinder und Familien. Es wundert nicht, dass die Beurteilung des<br />
Wirtschaftsstandorts eine Rolle für die Lebenszufriedenheit spielt:<br />
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
(OECD), die sich ebenfalls seit Längerem mit dem Thema<br />
Wohlstandsmessung befasst, konstatiert: Gesellschaften mit hoher<br />
Beschäftigungsrate sind auch politisch stabiler und gesünder. In einer<br />
Studie bringt sie es auf die Titel-Formel: „Better skills, better<br />
jobs, better lives“ (bessere Qualifikation, bessere Jobs, besseres Leben).<br />
Deutschland bescheinigte der jüngste OECD-Bericht „Bildung<br />
auf einen Blick 2012“ eine deutliche Verbesserung gegenüber den<br />
Vorjahren: eine generell niedrige Arbeitslosigkeit und sogar die ge-<br />
„Die Zahlen zeigen für die letzten<br />
20 Jahre keinen Zusammenhang<br />
zwischen dem BIP pro Kopf und<br />
der Lebenszufriedenheit“<br />
Karlheinz Ruckriegel, Volkswirtschaftler<br />
ringste Jugendarbeitslosigkeit in Europa, einen Höchststand in der<br />
Zahl der Studienanfänger und eine Steigerung der Quote der Hochschulabsolventen<br />
auf 30 Prozent – mehr als eine Verdopplung gegenüber<br />
1995.<br />
Der OECD-Bericht belegt auch: Je höher der Bildungsstand, desto<br />
höher das individuelle Einkommen und desto geringer das Arbeitslosigkeitsrisiko.<br />
In Deutschland arbeiten nach Angaben des Statis-<br />
Pierre Adenis/laif<br />
tischen Bundesamtes (Destatis) vier von zehn Erwerbstätigen in<br />
hochqualifizierten Berufen. Dieser Anteil ist stark gestiegen. 1992<br />
waren nur drei von zehn Hochqualifizierte. Ein „guter Job“ sei für<br />
viele Menschen zudem eine wichtige Voraussetzung für Zufriedenheit<br />
und Lebensqualität, stellt Destatis in seiner Untersuchung<br />
„Qualität der Arbeit – Geld verdienen und was sonst noch zählt,<br />
2012“ fest. Schließlich werden am Arbeitsplatz oft mehr Stunden<br />
verbracht als mit Familie oder Freunden. 88 Prozent der deutschen<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind „im Allgemeinen zufrieden“<br />
mit ihren Arbeitsbedingungen. Damit liegen sie über dem<br />
EU-Durchschnitt von 81 Prozent. Ein wesentlicher Faktor für Zufriedenheit<br />
und Lebensqualität ist die Balance zwischen Arbeit und<br />
Freizeit: In Deutschland hat die Wochenarbeitszeit seit 1991 um rund<br />
drei Stunden auf 35,4 Stunden abgenommen. Die Deutschen kommen<br />
damit auf einen der niedrigsten Werte aller OECD-Länder.<br />
Arbeit gut, Einkommen gut, alles gut? Die internationale Glücksforschung<br />
hat festgestellt, dass es in den westlichen Industrieländern<br />
kaum eine Korrelation zwischen einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts<br />
(BIP) – das den Wert aller innerhalb eines Jahres<br />
produzierten Dienstleistungen und Waren eines Landes beziffert –<br />
und der Zufriedenheit mit dem eigenen Leben gibt. Der Volkswirtschaftler<br />
Karlheinz Ruckriegel aus Nürnberg stellt diesen Trend<br />
auch für Deutschland fest: „Die Zahlen des Sozio-oekonomischen<br />
Panels zeigen für die letzten 20 Jahre keinen Zusammenhang zwischen<br />
dem BIP pro Kopf und der Lebenszufriedenheit.“ Kurz: Geld<br />
macht nicht glücklicher. Jedenfalls nicht allein, jedenfalls nicht,<br />
wenn die materiellen Grundbedürfnisse befriedigt sind. Wirtschaftswachstum<br />
als zentraler Maßstab für Lebensqualität hat<br />
wohl ausgedient, da sind sich viele Experten einig.<br />
Eine Wissenschaftlerkommission unter Leitung des US-amerikanischen<br />
Nobelpreisträgers Joseph E. Stiglitz hat im Auftrag der französischen<br />
Regierung untersucht, mit welchen Mitteln sich Wohlstand<br />
und sozialer Fortschritt messen ließen, ohne von Einkommensgrößen<br />
wie dem BIP auszugehen. Sie schlug vor, dass das wirtschaftspolitische<br />
Ziel nicht Wachstum sein sollte, sondern unter anderem<br />
die objektive Lebensqualität (Gesundheit, Bildung, Umwelt)<br />
und die ökologische Nachhaltigkeit. Ende Oktober 2011 hat die OECD<br />
die Studie „How’s life? Measuring well-being“ publiziert, in der sie<br />
DE Magazin Deutschland 3/2012