SO LEBT ES SICH IN DEUTSCHLAND - Kommt 'rein
SO LEBT ES SICH IN DEUTSCHLAND - Kommt 'rein
SO LEBT ES SICH IN DEUTSCHLAND - Kommt 'rein
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
sasha Waltz ist der vielleicht unruhigste Geist der deut-<br />
Von Sylvia Staude<br />
schen Tanzszene. Sicher aber die im Ausland bekannteste<br />
Choreografin, dort wird sie in einem Atemzug mit Pina<br />
Bausch genannt. Aber während Bausch für viele Jahre vor ihrem<br />
Tod verlässlich die gleiche Art Stück ablieferte, ist Sasha<br />
Waltz immer noch auf der Suche, bleibt unberechenbar und über-<br />
raschend. Und riskiert das Scheitern. Vom Kammerspiel zum Cine-<br />
mascope führte ihr Weg, von der Erzählung zur Abstraktion und<br />
wieder zur Erzählung. Sie inszeniert Opern, sie ist der klangvolle<br />
Name hinter dem für den Berliner Schlossplatz geplanten Denkmal,<br />
das an den Mauerfall 1989 und die deutsche Einheit erinnern<br />
soll: eine schalenförmige, riesengroße Wippe, die durch die Menschen,<br />
die darauf herumgehen, ganz leicht bewegt werden kann.<br />
Eine Idee mit Charme, denn ist nicht Bewegung – von Körper wie<br />
Geist – das, was den Menschen auszeichnet?<br />
Es war ein schlicht und mutig „Körper“ betiteltes Stück, das Sasha<br />
Waltz und ihre Compagnie „Sasha Waltz & Guests“ im Jahr 2000<br />
Mit ihrer Choreografie „Körper“<br />
füllte sie die Weite der Bühne mit lange<br />
nicht gesehener Entschlossenheit<br />
bekannt machte. „Körper“ war ein doppeltes Ausrufezeichen.<br />
Denn Sasha Waltz war die erste Tanzschöpferin, deren Arbeit<br />
gleichberechtigt neben der eines Schauspielhauses stehen sollte:<br />
An der Berliner Schaubühne sollten sie und Schauspielchef Thomas<br />
Ostermeier sich bei Finanzen und Spielplan auf Augenhöhe<br />
begegnen. Und „Körper“ füllte die nackte, raue Weite der Schaubühne<br />
mit einer Entschlossenheit, wie man sie auf Tanzbühnen<br />
schon länger nicht mehr gesehen hatte. Zu bestaunen war, wie radikal<br />
und bildmächtig Sasha Waltz mit ihrem titelgebenden Arbeitsmaterial<br />
umging. Und wie sie doch das Intrikate, Feinziselierte<br />
nicht opferte, sondern ins große Ganze viele i-Tüpfelchen fügte.<br />
Im Gedächtnis bleibt jedem, der die Choreografie gesehen hat, wie<br />
><br />
71