SO LEBT ES SICH IN DEUTSCHLAND - Kommt 'rein
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ORIENTIERT ALS „GENERATION Y“Wenn Elisabeth<br />
Hahnke über Lebensqualität redet, dann spricht sie viel von<br />
anderen Menschen. Von den Mitarbeitern ihres Bildungsunternehmens<br />
„Rock your Life!“, die sie mit „flachen Hierarchien“ führen<br />
will. Von den sozial benachteiligten Schülern, denen „Rock your<br />
Life!“ in mittlerweile 800 „Coaching-Beziehungen“ Mentoren für<br />
den Weg ins Berufsleben zur Seite stellt. Oder von ihrer vierjährigen<br />
Tochter, die Elisabeth Hahnkes Lebensentwurf entscheidend<br />
mitprägt. „Ich habe mich gefragt: Was will ich ihr vorleben? Dass<br />
sie um 7 Uhr wach sein muss, weil ich keine Zeit für sie habe und<br />
sie zur Betreuung abgeben muss?“ Elisabeth Hahnke wollte möglichst<br />
frei über ihre Zeit und die Zeit ihrer Tochter verfügen. Durch<br />
die Unternehmensgründung gemeinsam mit zwei Kommilitonen<br />
hat sie diese Chance. Ein Promotionsangebot eines großen Unternehmens,<br />
verbunden mit hervorragenden Karriereperspektiven,<br />
lehnte die 28-Jährige noch vor ihrem Masterabschluss an der Zeppelin<br />
Universität Friedrichshafen ab.<br />
Karriere nicht um jeden Preis. Und Geld ist nicht alles. Das scheint<br />
das Neue, das zeitgeistige Elixier der „Generation Y“ genannten Geburtsjahrgänge<br />
zwischen 1980 und 1995. Dass sich Lebensstil und<br />
Werteorientierungen wandeln, stellen auch die Personalchefs der<br />
großen Unternehmen fest. „Dieser Generation sind die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf sowie flexibles Arbeiten wichtiger als<br />
Aufstiegsmöglichkeiten“, berichtet beispielsweise Christoph Kübel,<br />
Personalgeschäftsführer bei Bosch. Und Thomas Sigi, Personalvorstand<br />
bei Audi, betont: „Die Jungen sind sehr pragmatisch und kooperativ.<br />
Sie denken in Netzwerken. Jemand, der oben sitzt und Befehle<br />
erteilt, passt da nicht ins Bild. Sie suchen Lösungen lieber in<br />
einer Community, nicht bei den Autoritäten.“ Selbst Chef sein möchten<br />
viele aus der „Generation Y“ nicht. Und wenn doch, dann wollen<br />
sie „anders führen“. „Ich möchte meine Mitarbeiter über ihre Stärken<br />
führen, nicht über Rollen, die sie in einem hierarchischen System<br />
spielen müssen“, sagt Elisabeth Hahnke. „Wenn jemand seine<br />
Stärken in der Kalkulation hat, bin ich dankbar, das abgeben zu können.“<br />
Flache Hierarchien können Zeit kosten. Doch sie sagt: „Lebensqualität<br />
heißt für mich nicht, dass mir alles leichtfällt. Rückschläge<br />
und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, gehören zu<br />
einer tatsächlichen Lebenszufriedenheit dazu.“ ▪<br />
Boris Schmalenberger<br />
Elisabeth Hahnke:<br />
Verantwortung gehört dazu<br />
DE Magazin Deutschland 3/2012