SZ Familie digitale Leseprobe
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abklatschen<br />
oder Hände<br />
hoch? Gute<br />
Frage.<br />
bilderSpraCHe<br />
emojis sehen auf der ganzen Welt gleich aus.<br />
Sie können aber unterschiedliche bedeutungen<br />
haben. deswegen gibt es jetzt einen neuen<br />
beruf: den emoji-Übersetzer<br />
in Japan wünscht<br />
man mit diesem emoji<br />
„Viel Glück!“.<br />
text<br />
Dirk VON GeHLeN<br />
Illustrationen: iOS<br />
Wer seine Verwandtschaft beim<br />
<strong>Familie</strong>nfest richtig überraschen<br />
möchte, sollte bei der Frage „Und,<br />
was willst du mal werden?“ einen Beruf<br />
wählen, den die tanten und Onkel<br />
nicht kennen: emoji-Übersetzer<br />
zum Beispiel. Gewöhnliche<br />
Übersetzer übertragen<br />
ja Worte der einen Sprache,<br />
zum Beispiel Deutsch, in Worte<br />
einer anderen Sprache, zum Beispiel<br />
englisch. So können sich Menschen,<br />
die nicht beide Sprachen verstehen,<br />
besser verständigen. Beim emoji-Übersetzer<br />
ist das nicht anders: er<br />
übersetzt Worte in Bilder und erklärt<br />
umgekehrt in Worten, was bestimmte<br />
Symbole bedeuten. Das macht er<br />
für Menschen, die sich nicht ganz sicher<br />
sind, wofür die Bildchen stehen.<br />
die winkende Hand ist in China eine beleidigung.<br />
emoji-Übersetzer ist als Beruf so neu,<br />
dass ihn auf dem <strong>Familie</strong>nfest vermutlich<br />
niemand kennt. Auf der ganzen<br />
Welt gibt es nur ganz wenige Stellen<br />
für emoji-Übersetzer, eine davon<br />
findet man in London bei der Firma<br />
today translations. Die bietet eigentlich<br />
ganz normale Übersetzungen<br />
an. Die chefin der Firma – sie heißt<br />
Jurga zilinskiene – hatte im vergangenen<br />
Jahr die idee, eine Stelle für<br />
einen emoji-Übersetzer zu schaffen.<br />
Danach musste sie sehr viele Fragen<br />
beantworten. Journalisten wollten<br />
von ihr wissen: Wozu braucht man<br />
einen emoji-Übersetzer? Manchen<br />
Menschen geht es nämlich<br />
wie den Onkel und tanten auf<br />
dem <strong>Familie</strong>nfest: Sie halten emojis<br />
für Quatsch und staunen darüber,<br />
dass die kleinen Bilder<br />
ernsthafte Bedeutungen<br />
haben können. Also hat Jurga<br />
zilinskiene ihnen erklärt,<br />
dass emojis immer wichtiger werden,<br />
weil sie so oft benutzt werden – zum<br />
Beispiel, wenn Menschen texte im internet<br />
schreiben oder wenn sie SMS<br />
schicken. Die emoji -Bilder versteht<br />
aber nicht jeder sofort, dann entstehen<br />
Missverständnisse. Und genau<br />
deshalb braucht Jurga zilinskienes<br />
Firma einen emoji-Übersetzer:<br />
Wenn zum Beispiel<br />
ein richter bei einem Streit<br />
entscheiden muss, der per<br />
SMS geführt wurde, und der richter<br />
weiß nicht genau, wofür die benutzten<br />
emojis stehen – dann kann er<br />
beim emoji-Übersetzer nachfragen.<br />
Dass die Arbeit von emoji-Übersetzern<br />
gar nicht so einfach ist, sieht<br />
man an einem der weltweit bekanntesten<br />
Bildchen: dem lachenden Gesicht,<br />
aus dessen Augen tränen fließen.<br />
Sehr viele Menschen benutzen<br />
das Symbol, aber bei uns in europa<br />
hat es eine ganz andere Bedeutung<br />
als im Nahen Osten. Die Menschen<br />
dort verstehen das Gesicht als ein<br />
zeichen von trauer. Auch bei der<br />
winkenden Hand gibt es mehrere<br />
Bedeutungen. Wenn<br />
man dieses emoji jemandem<br />
schickt, der in china aufgewachsen<br />
ist, wird er oder<br />
sie vermutlich eher wütend<br />
werden. Die winkende Hand hat dort<br />
nämlich ungefähr die gleiche Bedeutung,<br />
die der ausgestreckte Mittelfinger<br />
bei uns hat. Missverstanden<br />
werden kann auch der lachende kackehaufen.<br />
in Japan klingt das Wort<br />
für Glück so ähnlich wie das Wort für<br />
kacke. Deshalb verschickt man das<br />
fröhliche braune Bild dort, um anderen<br />
Glück zu wünschen. Das verstehen<br />
die meisten Leute außerhalb<br />
Japans ganz und gar nicht.<br />
Vielleicht ändert sich das, wenn<br />
der emoji-Übersetzer in der Firma<br />
von Jurga zilinskiene seine Arbeit<br />
aufnimmt. Über 500 Menschen<br />
aus der ganzen Welt hatten sich<br />
auf die Stelle beworben. Wer selbst<br />
schon mal emoji-Übersetzungen<br />
üben will, kann auf emojipedia.org<br />
übrigens nachschau- en,<br />
welche Bedeutung die<br />
Bildchen im englischen<br />
Sprachraum haben. Leider ist die<br />
Seite auch auf englisch. Wer die<br />
Sprache nicht kann, braucht also<br />
erst mal einen Übersetzer.