SZ Familie digitale Leseprobe
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Blick zurück<br />
Text Alex Rühle<br />
Luftnummer<br />
Menschen<br />
mit Hund,<br />
13 Jahre vor<br />
der Mondlandung<br />
an einem<br />
Strand der<br />
Erde.<br />
Was soll das denn sein? Abgeschnittene<br />
Bademäntel? Recycelte Eierkartons?<br />
Prototypen einer tragbaren<br />
Solarzelle? Andere Frage:<br />
Werden wir mit unseren Schwimmnudeln,<br />
Badebrettern, Schaumstofffröschen<br />
auf Betrachter in ein<br />
paar Jahrzehnten ähnlich seltsam<br />
wirken, wie uns diese <strong>Familie</strong> heute<br />
vorkommt? Die Dinger hießen Sea<br />
Suits, sollten den Strandgast an<br />
Land elegant kleiden, ihm im Wasser<br />
Auftrieb verleihen und das<br />
Gesicht vor Spritzern schützen. 1955<br />
wurden sie in Hamburg vorgestellt.<br />
Allem Anschein nach sind sie kurz<br />
Noch<br />
mehr<br />
<strong>Familie</strong><br />
darauf sang- und klanglos im Ozean<br />
der Zeit untergegangen. Vielleicht<br />
auch, weil einem beim Schwimmen<br />
der alberne Kragen ins Gesicht<br />
flappte. Oder waren sie optisch einfach<br />
zu krass? Die Öffentlichkeit<br />
musste sich da ja noch immer vom<br />
großen Bade modenschock des Bikinis<br />
erholen, über den Victor Klemperer<br />
1948 während eines Ostseebesuchs<br />
in seinem Tagebuch lästerte:<br />
„Am Nachmittag gestern zum<br />
Strand abgestiegen. Gewussel wie<br />
ehedem. Neu ist bloß die ebenso<br />
reizlose wie obscöne u. entstellende<br />
Badetracht der Frauen! die pralle<br />
Hose, der Busenhalter, die eingequetschte<br />
Nacktheit dazwischen.<br />
Man könnte darüber homosexuell<br />
werden.“<br />
Wie auch immer, das Bild zeigt, wie<br />
viele im Nachhinein abseitig wirkende<br />
Sackgassen erst begangen<br />
werden müssen, bis ein Durchbruch<br />
gelingt. 1956, ein Jahr nach der Erfindung<br />
des Sea Suits, wäre die dreijährige<br />
Tochter des Rettungsschwimmers<br />
Bernhard Markwitz<br />
beinahe in einem Goldfischteich ertrunken.<br />
Markwitz konnte sie in<br />
letzter Sekunde aus dem Wasser<br />
retten. Er war eigentlich Spirituo<br />
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Foto: Hans Meyer/Getty Images