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POLIZEI aktuell - FSG

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In unserem Polizeiseelsorgeteam<br />

ist der Gedanke aufgetaucht,<br />

den Kolleginnen und<br />

Kollegen Informationen an die<br />

Hand zu geben, an Hand derer<br />

sie Gewohnheiten, religiöse<br />

Bräuche, Bekleidung und Glaubensinhalte<br />

der Menschen verstehen<br />

können, mit denen sie<br />

vielleicht täglich dienstlich zu<br />

tun haben. Zu wissen, warum<br />

Das Judentum ist die älteste<br />

uns bekannte Ein-Gott-Religion.<br />

Aus ihren Grundzügen<br />

haben sich Christentum und<br />

Islam entwickelt. Es ist – wie<br />

die beiden auch – vom Ort<br />

der Entstehung her eine orientalische<br />

Religion. Und sie ist<br />

die Religion des „Buches“, also<br />

der Schrift, der Bibel. Bibel<br />

heißt ja zu deutsch „das Buch“<br />

als Gattungsbegriff.<br />

Heute leben die Juden in Wien<br />

schwerpunktmäßig im 2. Wiener<br />

Gemeindebezirk. Dort haben<br />

sie in der Tempelgasse<br />

auch ein Zentrum mit einer<br />

Schule. Der Stadttempel befindet<br />

sich am Fleischmarkt. Speziell<br />

am Freitag und Samstag<br />

fallen ( orthodoxe, also strenggläubige<br />

) Juden durch ihre<br />

Kleidung auf. Davon später<br />

mehr.<br />

Der jüdische Glaube reicht zurück<br />

bis ungefähr 2000 v. Chr.<br />

Zu den frühen Vorstellungen<br />

und Hoffnungen semitischer<br />

Völker im Nahen Osten. Aus<br />

Wüstennomaden wurden<br />

sesshafte Gemeinschaften, als<br />

eine Gruppe von Stämmen einen<br />

Bund schloss, um Gott zu<br />

dienen und einander zu helfen.<br />

Diese Stämme schenkten<br />

der Menschheit die Thora (<br />

MELDUNGEN<br />

Die wichtigsten in Wien<br />

vertretenen Religionen<br />

DAS JUDENTUM Teil 1/2<br />

sich ein „Andersglaubender“<br />

so verhält wie er sich eben verhält,<br />

kann den Dienst erleichtern,<br />

vor Missverständnissen<br />

schützen und das Verständnis<br />

für einander fördern.<br />

So wird im Folgenden versucht,<br />

die Geschichte, die Glaubensinhalte,<br />

die religiösen Feste und<br />

Bräuche des Islam, des Judentums,<br />

des Buddhismus dem Le-<br />

=Gesetz, Weisung ) des Mose,<br />

die Lehren der Propheten und<br />

die Hoffnung auf einen Messias.<br />

DAS LAND<br />

Das Land, das heute „Israel“<br />

heißt, war vordem Kanaa. Die<br />

Stämme machten Jerusalem<br />

zur Hauptstadt. Durch Jahrhunderte<br />

wurden diese Stämme<br />

durch eine Reihe von Königen<br />

geeint; der berühmteste<br />

war David. Sie eroberten nach<br />

und nach die umliegenden Gebiete<br />

und die Küstenebene.<br />

Der frühe Name der Stämme<br />

war „die Hebräer“ ( =Reisende,<br />

Wanderer ). Wörtlich bedeutet<br />

es „von jenseits drüben“,<br />

nämlich jenseits der<br />

Flüsse.<br />

„Hebräer“ könnte auch das<br />

gleiche bedeuten wie in alten<br />

Texten die Bezeichnung von<br />

Nomaden. Schon früh taucht<br />

der Name Israel auf. Aus den<br />

Hebräern werden die Israeliten;<br />

später wurden als „Juden“<br />

die in Judäa Wohnenden<br />

bezeichnet. Von frühester Zeit<br />

an gab es ein Priester- und ein<br />

Opferwesen, das im Tempel in<br />

Jerusalem sein Zentrum hatte.<br />

Nach der endgültigen Zerstörung<br />

des Tempels 70 n. Chr.<br />

wurden lokale Synagogen (<br />

ser, der Leserin nahe zu bringen.<br />

Es wird dies sehr ausführlich<br />

geschehen. Möge sich<br />

jede/r das daraus mitnehmen,<br />

was ihm oder ihr wichtig und<br />

hilfreich erscheint. Dabei geht<br />

es nicht um einen (versteckten)<br />

Religionsunterricht.<br />

Ich bin seit dem Jahr 2002<br />

der Landesseelsorger der Wiener<br />

Polizei und mein Name<br />

=Bethäuser ) die wichtigsten<br />

Einrichtungen des Judentums.<br />

DER GLAUBE<br />

Juden glauben, ihr Volk sei von<br />

einem Gott erwählt und berufen,<br />

seine Gesetze zu halten<br />

und seine Weisungen den Völkern<br />

zu bringen. Daher auch<br />

ihr Sendungsbewusstsein bis<br />

heute. Gott habe durch Mose,<br />

ihren großen Führer und Propheten<br />

mit ihnen einen beiderseitig<br />

verpflichtenden Bund<br />

geschlossen.<br />

Das Judentum glaubt also an<br />

einen Gott, der sich selbst seinem<br />

Volk verpflichtet, das<br />

ihm frei und froh dienen soll<br />

als sein besonderes Eigentum,<br />

sein auserwähltes Volk. Gott<br />

verspricht, sein Volk nie zu verlassen<br />

und es durch die Geschichte<br />

seiner Bestimmung<br />

zuzuführen.<br />

Das sogenannte „Davidsschild“,<br />

ein sechszackiger<br />

Stern, war bereits in der Antike<br />

ein weit verbreitetes Symbol.<br />

Eine Zeit lang verwendeten<br />

es Juden, Christen und<br />

Muslime gleichermaßen. Erst<br />

im 19. Jahrhundert wurde er<br />

zum Symbol des jüdischen<br />

Glaubens und ist heute auf<br />

der israelischen Nationalflagge<br />

zu sehen.<br />

ist Christian Diebl. Seit Herbst<br />

1974 bin ich katholischer Priester<br />

und für den Dienst an der<br />

Wiener Polizei von der Erzdiözese<br />

Wien freigestellt, von der<br />

ich auch bezahlt werde.<br />

DIE URSPRÜNGE<br />

Die hebräische Bibel beginnt<br />

in ihrem ersten Buch, der Genesis<br />

mit der Erzählung, wie<br />

Gott in sechs Tagen die ganze<br />

Welt erschuf und am siebten<br />

Tag ruhte. Es geht darin um<br />

die Fragen nach dem Woher<br />

und der Eigenart der Welt. Der<br />

Name des ersten Menschen,<br />

„Adam“, verweist auf die rote<br />

Erde des Ackerbodens ( adama<br />

), aus dem er kam, und bezeichnet<br />

die ganze „Menschheit“.<br />

Adam ist also kein Vorname<br />

für eine einzelne Person,<br />

sondern ein Gattungsbegriff.<br />

Der Name seiner Frau, „Eva“,<br />

bedeutet „Mutter der Lebenden“.<br />

Es wird erzählt, sie sei<br />

aus seiner Rippe geformt, das<br />

heißt aus der gleichen Substanz<br />

wie er und ihm entsprechend.<br />

In der damaligen Kultur<br />

war das etwas bahnbrechend<br />

Neues.<br />

Die Schöpfungserzählungen<br />

der Bibel insgesamt sind kein<br />

„Tatsachenbericht“ von jemand,<br />

der dabei gewesen war,<br />

sondern wunderbare Gleichnisse,<br />

Geschichten für das<br />

Verhältnis der Menschheit zu<br />

Gott. Der Orientale hat bis<br />

heute eine sehr blumige Sprache,<br />

mit der er oft in Form von<br />

Geschichten und Gleichnissen<br />

38 www.polizeigewerkschaft-fsg.at<br />

www.fsg4you.at

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