okologo - Vereinigung zum Schutz kleiner und mittlerer Bauern
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orum<br />
ABSTIMMUNG VOM 11. MÄRZ 2012:<br />
Eidgenössische Volksinitiative «Schluss mit<br />
uferlosem Bau von Zweitwohnungen»<br />
Die Volksinitiative gegen den uferlosen Bau von Zweitwohnungen<br />
(Zweitwohnungsinitiative) fordert eine<br />
Beschränkung des Anteils an Zweitwohnraum pro<br />
Gemeinde auf 20 Prozent. Knapp ein Viertel aller Schweizer<br />
Gemeinden weisen heute einen Zweitwohnanteil von über 20<br />
Prozent auf. Für diese Gemeinden würde die Initiative faktisch<br />
ein Baustopp bedeuten, die bestehenden Zweitwohnsitze<br />
wären jedoch nicht betroffen.<br />
Zweitwohnungen sind ein wichtiger Beherbergungszweig,<br />
eine grosse Anzahl bringt aber Probleme mit sich. Die oftmals<br />
kaum benutzten Wohnungen verbrauchen nicht nur viel Land,<br />
sondern lassen auch die Immobilienpreise steigen <strong>und</strong> verdrängen<br />
dadurch die einheimische Bevölkerung. Es ist heute<br />
breit anerkannt, dass schlecht genutzter Wohnraum die Auslastung<br />
der übrigen touristischen Infrastruktur schwächt; denn<br />
ausserhalb der Saison sind solche Orte meist menschenleer.<br />
Die Initiative von Helvetia Nostra greift ein wichtiges <strong>und</strong> ak tu -<br />
elles raumpolitisches Problem auf, sie hat aber auch einige<br />
Schwächen. So legt die Initiative ihren Fokus auf die Gemeinde -<br />
ebene. Eine regionale Betrachtung würde dieser Problematik<br />
gerechter <strong>und</strong> auch die starre Begrenzung auf 20 Prozent engt<br />
den Spielraum übermässig ein. Leider hat es das Parlament<br />
versäumt, einen griffigen Gegenvorschlag zu erarbeiten. Der<br />
indirekte Gegenvorschlag, der ursprünglich eigentlich als Er satz<br />
der Lex Koller (Gr<strong>und</strong>stückerwerb von Ausländern) entwickelt<br />
In zahlreichen alpinen Touristenorten herrscht Bauwut.<br />
10 ökologo 1/2012<br />
wurde, ist zu schwammig formuliert <strong>und</strong> leistet damit keinen<br />
echten Beitrag zur Lösung des Problems.<br />
Trotz der genannten Vorbehalte: Das Problem der Zweitwohnungen<br />
ist akut. Darum empfiehlt die Kleinbauern-Ver ei nigung<br />
am 11. März ein «Ja» an der Urne. Damit unsere touris tisch<br />
attraktiven Gebiete nicht weiter zugebaut werden. BK<br />
Was ist ein fairer Milchpreis?<br />
Ökologo-Leser Andreas Bamert aus Tuggen stellte uns fol -<br />
gende Frage: «Gibt es heute konkrete Projekte in der Schweiz,<br />
welche die ökologischen <strong>und</strong> sozialen Rahmenbedingungen<br />
für eine grüne Milch einhalten?»<br />
Im letzten Sommer wurde von IP-SUISSE eine Wiesenmilch<br />
lanciert. Diese Milch stammt von Kühen, die mit mindestens<br />
75 Prozent Raufutter (Gras, Heu <strong>und</strong> Silage) vom eigenen Be -<br />
trieb gefüttert werden <strong>und</strong> ab 2013 auch kein Soja mehr er hal -<br />
ten. Die Richtlinie für die Produktion von Bio-Milch begrenzt<br />
den Kraftfutteranteil ebenfalls. Der Raufutteranteil beträgt hier<br />
sogar 90 Prozent. Die Milch dieser Labels ist damit ökologischer.<br />
Doch erhalten die Produzenten dafür einen fairen Preis?<br />
Für die Wiesenmilch bekommt eine Bäuerin im Vergleich zur<br />
konventionellen Milch 7 Rappen mehr pro Kilogramm, der Preis<br />
für Bio-Milch lag 2011 im Durchschnitt ca. 20 Rappen höher.<br />
Gedeckt werden die Produktionskosten schlussendlich durch<br />
eine Mischrechnung: Die standortbedingten Unterschiede zwi -<br />
schen den Betrieben in der Tal-, Hügel- oder Bergzone werden<br />
vor allem durch Direktzahlungen abgegolten. Die zusätzlichen<br />
ökologischen Leistungen <strong>und</strong> die höheren Anforderungen bei<br />
der Tierhaltung sind durch Beiträge <strong>und</strong> durch den höheren<br />
Marktwert der Labelprodukte gedeckt. Die Direktzahlungen sol -<br />
len in Zukunft noch stärker auf die Abgeltung solcher Leistungen<br />
ausgerichtet werden. Mit diesen politischen Anreizen <strong>und</strong><br />
dem höheren Produzentenpreis entspricht die Bio- <strong>und</strong> Wiesen -<br />
milch einer ökologischen <strong>und</strong> sozialen Milchproduktion. Sie<br />
kommt einer «grünen Milch» damit auf jeden Fall sehr nahe. BK<br />
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FOTO: FFW/DERRICK FEOLE