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okologo - Vereinigung zum Schutz kleiner und mittlerer Bauern

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tenorganisationen vertreten, sowie alle Verbände, die sich für<br />

Natur-, Umwelt- <strong>und</strong> Tierschutz engagieren. Die Kleinbauern-<br />

<strong>Vereinigung</strong> gehört seit der Gründung der SAG zu diesem Bünd -<br />

nis, das vor zehn Jahren die Gentechfrei-Initiative lancierte<br />

<strong>und</strong> 2005 die Volksabstimmung gewinnen konnte.<br />

Die nochmalige Verlängerung des Bewilligungsstopps für<br />

Gentech-Pflanzen um drei bis fünf Jahre scheint die politisch<br />

mehrheitsfähigste Option. Aus Umfragen im Vorfeld der letzten<br />

Wahlen ist bekannt, dass zwei Drittel der National- <strong>und</strong><br />

StänderätInnen für die Verlängerung zu haben sind. Maya Graf,<br />

Nationalrätin <strong>und</strong> SAG-Präsidentin, erwartet in den kommenden<br />

Beratungen <strong>zum</strong> Landwirtschaftsgesetz einen Vorschlag<br />

für die Fortsetzung des Moratoriums. Maya Graf ist überzeugt,<br />

«dass B<strong>und</strong>esrat <strong>und</strong> Parlament diese Lösung bevorzugen<br />

<strong>und</strong> keine zweite Gentechfrei-Initiative provozieren.»<br />

Die Ergebnisse des Nationalen Forschungsprogramms über<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken der Freisetzung von gentechnisch veränderten<br />

Pflanzen sprechen nicht gegen die Moratoriumsver -<br />

längerung. Maya Graf erwartet aus der Diskussion über den<br />

Schlussbericht des NFP59 kein entscheidendes Übergewicht,<br />

weder in Richtung Nutzen noch in Richtung Risiken. «Deutlich<br />

werden hingegen die Rechtslücken für eine Koexistenzregelung»,<br />

meint sie. Das Nebeneinander von Biolandwirtschaft, integ rier -<br />

ter Produktion <strong>und</strong> Gentech-Kulturen wäre logistisch aufwändig<br />

<strong>und</strong> lässt Fragen offen. Können die Kosten der Kontrollen<br />

nach Verursacherprinzip überwälzt werden? Wie würde Schaden<br />

bewertet <strong>und</strong> entschädigt? Maya Graf: «Die Moratoriumsverlängerung<br />

befreit B<strong>und</strong>esrat <strong>und</strong> Parlament vom Zeitstress.»<br />

Längerfristig – darin sind sich die Organisationen in der SAG<br />

einig – kann ein Verbot der Agro-Gentechnik als Lösung nicht<br />

ausreichen. Zusehends schwieriger wird die Abgrenzung zu<br />

iwa» ist heute führendes Saatgut im Biolandbau.<br />

FOTOS: P. KUNZ GETREIDEZÜCHTUNG<br />

Züchtungsmethoden, die ökologisch <strong>und</strong> ethisch mindestens<br />

so diskutabel sind. Warum werden gentechnische Eingriffe<br />

mit einem Moratorium belegt, nicht aber die technische Fusion<br />

von Zellen, die sogenannte CMS-Hybriden hervorbringt. Dieses<br />

Saatgut ist von Natürlichkeit mindestens so weit entfernt wie<br />

genmanipulierte Sorten.<br />

Die Schweiz als Pionierland in der Ökosaatzucht<br />

Führende Köpfe sind der Meinung, dass die Abwehr der Gentechnik<br />

nicht ausreicht, um die Tier- <strong>und</strong> Pflanzenzucht in eine<br />

nach haltige Zukunft zu lenken. Auf Initiative von Florianne<br />

Koechlin, Biologin <strong>und</strong> Buchautorin (Pflanzenpalaver) wurden<br />

die «Rheinauer Thesen» entwickelt. Diese formulieren Eckwerte<br />

für die ökologische Pflanzenzüchtung (siehe Box). Florianne<br />

Koechlin: «Es fehlt an guten Sorten für Biolandbau <strong>und</strong><br />

integrierte Produktion, weil sich die globale Saatzucht von der<br />

bäuerlichen Landbewirtschaftung weg bewegt.» Sie spricht<br />

die absehbar knapperen <strong>und</strong> teureren Rohstoffreserven an.<br />

«Zukunftssorten müssen gute Qualität <strong>und</strong> Erträge erbringen,<br />

ohne dass Stickstoff <strong>und</strong> Phosphor durch zugekauften Dünger<br />

in den Betriebskreislauf importiert werden.»<br />

Maya Graf hat im Nationalrat zwei Vorstösse eingereicht,<br />

um B<strong>und</strong>esrat <strong>und</strong> Parlament auf die zentrale Bedeutung der<br />

Saatgutfrage für die Ernährungssouveränität des Landes<br />

aufmerksam zu machen. Sie will wissen, wie viel Fördermittel<br />

für ein Saatzuchtprogramm mit sechzig Sorten notwendig<br />

wären. «Die Moratoriumsverlängerung lässt B<strong>und</strong>esrat <strong>und</strong><br />

Parlament einerseits Zeit, diese entscheidenden Fragen zu<br />

diskutieren <strong>und</strong> andererseits gibt sie der Schweizer Landwirtschaft<br />

die Sicherheit, weiterhin erfolgreich gentechfrei produzieren<br />

zu können.» Herbert Karch<br />

Auszug aus den Rheinauer Thesen<br />

über Pflanzen <strong>und</strong> Pflanzenzucht<br />

Ökologische Pflanzenzüchtung…<br />

... soll als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen<br />

werden <strong>und</strong> Gegengewicht zur fortschreitenden<br />

Monopolisierung von Wissen <strong>und</strong> wirtschaftlicher Nutzung<br />

sein.<br />

... beteiligt die ganze Wertschöpfungskette (Züchter,<br />

<strong>Bauern</strong>, Verarbeiter, Handel, Konsumenten <strong>und</strong> Staat)<br />

am Züchtungsprozess <strong>und</strong> an der Finanzierung.<br />

... bezieht Erfahrungswissen <strong>und</strong> Experimentierfreudigkeit<br />

der Bäuerinnen <strong>und</strong> <strong>Bauern</strong> ein.<br />

... gewährt einen freien <strong>und</strong> ungehinderten Austausch<br />

von Züchtungsmaterial (keine Patente).<br />

... bedarf der Unterstützung der Wissenschaft.<br />

Daraus leiten sich zwei Gr<strong>und</strong>prinzipien für die ökologische<br />

Pflanzenzüchtung ab:<br />

... In die Pflanzenzelle <strong>und</strong> ihr Genom wird nicht technisch<br />

eingegriffen.<br />

... Zuchtpflanzen wachsen unter naturnahen Bedingungen<br />

(ohne Agrochemie).<br />

Rheinauer Thesen: www.blauen-institut.ch<br />

> Hintergründe > Rheinauer Thesen<br />

www.kleinbauern.ch ökologo 1/2012 9

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