okologo - Vereinigung zum Schutz kleiner und mittlerer Bauern
okologo - Vereinigung zum Schutz kleiner und mittlerer Bauern
okologo - Vereinigung zum Schutz kleiner und mittlerer Bauern
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
auch zukünftig die zentrale Aufgabe. Die Krux bei der Produktion<br />
liegt nun darin, diejenigen Güter zu produzieren, die auf<br />
dem Markt einen Absatz finden. Gleichzeitig soll die Umwelt<br />
geschont werden. Wegen eines Produktionsziels der Um welt<br />
nicht mehr Sorge zu tragen, wäre nicht nur falsch, sondern<br />
geradezu gefährlich. Eine hochindustrialisierte Landwirtschaft<br />
wird von einer Mehrheit der Schweizer Bevölkerung nicht<br />
unterstützt. Ebenso stösst eine Produktionssteigerung, welche<br />
vorwiegend auf importierten Futtermitteln basiert, auf wenig<br />
Verständnis. Die Qualitätsstrategie, also eine nachhaltige-,<br />
umwelt- <strong>und</strong> tiergerechte Herstellung von sicheren Lebensmitteln,<br />
wird in der Schweiz darum von breiten Kreisen der<br />
Land- <strong>und</strong> Ernährungswirtschaft mitgetragen.<br />
Erhöhung der Selbstversorgung begrenzt<br />
Durch die alpine Prägung der Schweiz kann nur gut ein Drittel<br />
der Landesfläche landwirtschaftlich genutzt werden. Die<br />
produktiven Böden des Mittellands stehen ausserdem immer<br />
stär ker in Konkurrenz <strong>zum</strong> Siedlungswachstum. Eine grosse<br />
Steige rung der inländischen Produktion wäre aufgr<strong>und</strong> der<br />
be schränk ten landwirtschaftlichen Nutzfläche nur mit einem<br />
sehr grossen Ressourceninput (Dünger, Pflanzenschutzmittel,<br />
Energie, Futtermittelimport) möglich. Der Selbstversorgungsgrad<br />
kann darum, ohne negative Auswirkungen auf Umwelt<br />
oder Produzentenpreis, nur sehr begrenzt erhöht werden.<br />
Anders müsste die Situation im Krisenfall betrachtet werden.<br />
Dann könnte <strong>und</strong> müsste die Selbstversorgung (gemessen<br />
in Kalorien) stark gesteigert werden. Das wäre mit einer we -<br />
sentlich stärker auf den Pflanzenanbau (v.a. Kartoffeln) aus ge -<br />
richte ten Produktion möglich. Aus dem Blickwinkel der Ver sor -<br />
gungssicherheit muss heute für die Schweiz jedoch vor al lem<br />
ein <strong>Schutz</strong> der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Vordergr<strong>und</strong><br />
stehen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser begrenzten landwirtschaftlichen Fläche ist<br />
die Schweiz auf einen beachtlichen Anteil ausländischer Le bens -<br />
mittel angewiesen. Wenn vom Thema Versorgungssicherheit<br />
gesprochen wird, geht es, neben dem inländischen Versorgungs -<br />
anteil <strong>und</strong> der Vorsorge im Falle einer Krise, vor allem um eine<br />
stabile globale Landwirtschaft. Der Weltagrarbericht von 2009<br />
zeigt auf, dass Landwirte ausreichend Lebensmittel für die Ver -<br />
sorgung aller Menschen produzieren. Die aktuellen Herausfor-<br />
Stand Agrarpolitik 2014–17<br />
Letzten Dezember wurden die Resultate der Vernehmlassung<br />
zur Agrarpolitik veröffentlicht. Fast 700 Stellungnahmen<br />
sind beim B<strong>und</strong>esamt für Landwirtschaft<br />
eingegangen. Nach der Veröffentlichung der Botschaft<br />
des B<strong>und</strong>esrates wird die Vorlage frühestens diesen<br />
Sommer in den eidgenössischen Räten behandelt.<br />
Für die Kleinbauern im Talgebiet ist der Verzicht des<br />
Bun desrates auf die Erhöhung der Untergrenze für Di rekt -<br />
zahlungen nach Standardarbeitskraft (SAK) er freulich.<br />
Von einer Anpassung der Berechnung der SAK sowie<br />
einer Lockerung <strong>und</strong> teilweisen Aufhebung der Beitrags -<br />
obergrenzen möchte der B<strong>und</strong>esrat jedoch nicht ab -<br />
sehen. Aus Sicht der Klein- <strong>und</strong> Nebenerwerbsbauern<br />
sind zudem die verschärften Anforderungen für Direktzahlungen<br />
bei der landwirtschaftlichen Ausbildung<br />
problematisch.<br />
derungen liegen bei einer fairen Verteilung <strong>und</strong> dem <strong>Schutz</strong> der<br />
natürlichen Lebensgr<strong>und</strong>lage. Die weltweit stattfindende Ausbeutung<br />
der Natur durch eine hochindustrialisierte Landwirtschaft,<br />
die Zerstörung wichtiger landwirtschaftlicher Klein struk -<br />
turen, der Verlust fruchtbarer Böden <strong>und</strong> die Verschwendung<br />
von Lebensmitteln verschärfen Umweltprobleme <strong>und</strong> Hunger.<br />
Die Schweiz als Importland von Nahrungsmitteln steht in der<br />
Pflicht, neben einer ges<strong>und</strong>en inländischen Landwirtschaft, glo -<br />
bal eine nachhaltige <strong>und</strong> bäuerliche Landwirtschaft zu fördern.<br />
Anreize für ökologische Produktion<br />
Die heutige Landwirtschaft bringt die Kreisläufe der Natur<br />
aus dem Gleichgewicht. Dabei sind wir noch immer weit davon<br />
entfernt, all diese Zusammenhänge im Detail zu verstehen.<br />
Es wird auch in den nächsten Jahren eine grosse Herausforderung<br />
für Landwirtschaft <strong>und</strong> Forschung bleiben, Lebensmittel<br />
zu produzieren, ohne die Natur dauerhaft zu schädigen. Es ist<br />
wichtig <strong>und</strong> notwendig, dass die Politik hier die richtigen<br />
Anreize setzt. Barbara Küttel<br />
Ziellücken im Bereich der Ökologie <strong>und</strong> Schweizer Selbstversorgungsgrad<br />
Entwicklung der gemeinwirtschaftlichen<br />
Leistungen seit dem Jahr 2000<br />
Zielbereiche Trend Ziellücke<br />
Vielfalt der Ackerkulturen � nein<br />
Bodenquantität � ja<br />
Biodiversität � ja<br />
Wasser � ja<br />
Boden (Qualität) � ja<br />
Luft / Klima � ja<br />
Offenhaltung (Kulturland) � ja<br />
Vielfalt (Kulturlandschaft) � ja<br />
Tierwohl � ja<br />
� keine Trendveränderung � positive Entwicklung<br />
� negative Entwicklung<br />
QUELLE: BUNDESAMT FÜR LANDWIRTSCHAFT<br />
Entwicklung Selbstversorgungsgrad<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
– Nahrungsmittel total brutto – Pflanzliche Nahrungsmittel<br />
– Nahrungsmittel total netto* – Tierische Nahrungsmittel brutto<br />
*Inlandproduktion ohne Importfuttermittel<br />
kalorienmässiger Anteil in % 100<br />
www.kleinbauern.ch > Charta zur Qualitätsstrategie ökologo 1/2012 5<br />
QUELLE: SBV