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MoinMoin Angeln 23 2017

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Seite 3<br />

<strong>Angeln</strong> - 7. Juni <strong>2017</strong> - Seite 3<br />

Rekordversuch gescheitert – neuer Start geplant<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Am Sonnabendmorgen, 3.<br />

Juni, wenige Minuten nach 6<br />

Uhr, beendete er den am Freitag<br />

vor Pfingsten um 20 Uhr<br />

gestarteten Weltrekordversuch<br />

nach etwas mehr als 10<br />

Stunden Fahrzeit und 113 bis<br />

dahin gefahrenen Kilometern.<br />

„Technische Probleme waren<br />

ausschlaggebend“, so Boris<br />

Guentel am Morgen nach<br />

dem Abbruch. Offensichtlich<br />

waren dabei aber auch noch<br />

einige andere Gründe ausschlaggebend.<br />

Zu diesem Zeitpunkt<br />

lag er bereits um mehr<br />

als 100 km hinter der zu dem<br />

Zeitpunkt geplanten Strecke<br />

zurück. Rund 240 km hätten<br />

zu dem Zeitpunkt geschafft<br />

sein müssen.<br />

Dabei sah es am Freitag alles<br />

noch ganz gut aus. Ein zwar<br />

leicht angespannter Boris Guentel<br />

begrüßte um 19 Uhr auf<br />

dem Ellenberger Marktplatz<br />

rund 100 Zuschauer, die den<br />

eine Stunde später stattfindenden<br />

Start des Weltrekordversuchs<br />

live miterleben wollten.<br />

Ihnen berichtete er über seine<br />

Vorbereitungen. Aber auch<br />

darüber, dass die nicht so<br />

rund gelaufen seien. Und er<br />

bekannte bei dieser Gelegenheit:<br />

„Ich bin angespannt!“<br />

Und er berichtete weiter, dass<br />

Einzelne<br />

Ausstellungsstücke<br />

stark reduziert!<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo.-Fr. 9-18 Uhr, Sa. 10-13 Uhr<br />

MÖBELLAGER KOCH<br />

Großsolt/Bistoftholz, Loitstr. 3<br />

(zw. Satrup u. Bistoft), Tel. 04633/466<br />

www.moebellager-koch.de<br />

er durch einen unverschuldeten<br />

Unfall vor rund 12 Jahren<br />

plötzlich auf den Rollstuhl<br />

angewiesen war. Er wollte<br />

nicht, dass „das Leben für ihn<br />

vorbei sei“. Auch nicht, als er<br />

noch einen Schlaganfall dazu<br />

bekam. Er begann mit dem<br />

Rollstuhl zu trainieren. 2015<br />

war der ehemalige Marinesoldat,<br />

der in Olpenitz stationiert<br />

Der Startschuss ist erfolgt.<br />

war, mit dem Handbike von<br />

Cloppenburg nach Kappeln<br />

gefahren. Und jetzt wollte<br />

er den I-Punkt auf diese gelungene<br />

Aktion setzen und<br />

mit einem eigens für diesen<br />

Zweck gebauten Liegebike<br />

den Weltrekord über die Strecke<br />

von 1.000 km des Österreichers<br />

Manfred Putz, der dafür<br />

etwas mehr als 42 Stunden<br />

brauchte, unterbieten. Gleichzeitig<br />

wollte er Betroffenen<br />

Mut machen, dass Menschen<br />

mit Behinderung durchaus<br />

fähig sein können, starke Leistungen<br />

zu vollbringen.<br />

Um diese Absicht zu unterstützen,<br />

waren zahlreiche Radsportler<br />

und Freizeitradfahrer<br />

mit dabei „die mich unterstützen,<br />

mich streckenweise begleiten<br />

werden und damit ein<br />

Teil dieser außergewöhnlichen<br />

Herausforderung werden“,<br />

erklärte er bei der Vorstellung<br />

des Projektes. „Ziel dieser<br />

Challenge ist, Menschen näher<br />

zusammenzubringen – egal ob<br />

mit oder ohne Behinderung.<br />

Und ganz nebenbei werden<br />

so Berührungsängste und<br />

Hemmschwellen abgebaut –<br />

das ist gelebte Inklusion!“, so<br />

sein Statement.<br />

Und dann erinnerte Boris<br />

Guentel unter Tränen an den<br />

Fotos: Hans<br />

Weltrekordinhaber Manfred<br />

Putz, der im Juni 2015 während<br />

des Trainings bei einer<br />

Kollision mit einem Zug verstarb.<br />

Zur Erinnerung wurde<br />

in Ellenberg eine Schweigeminute<br />

eingelegt.<br />

Bürgermeister Heiko Traulsen<br />

als Schirmherr erinnerte<br />

daran, dass er Boris Guentel<br />

nach der Radtour 2015 von<br />

Cloppenburg nach Kappeln<br />

kennengelernt habe und von<br />

dessen Leistung beeindruckt<br />

gewesen sei. Der zolle er seinen<br />

Respekt. Er bedankte sich<br />

bei Boris Guentel dafür, dass<br />

er Kappeln in den „sportlichen<br />

Fokus“ gerückt habe.<br />

Bevor sich alle zum Start am<br />

ehemaligen Kappelner Soldatenheim<br />

machten, erläuterte<br />

Boris Guentel seine Taktik.<br />

Und die war ganz einfach.<br />

Zunächst wollte er in der Aufwärmrunde<br />

verhalten fahren,<br />

um danach in den kühleren<br />

Nachtstunden die Geschwindigkeit<br />

zu erhöhen und<br />

abgesichert durch die Begleitfahrzeuge<br />

Strecke zu machen.<br />

Doch dann kam alles ganz anders.<br />

Beim Start war alles noch<br />

in Ordnung. Gemeinsam zählten<br />

die Anwesenden die letzten<br />

10 Sekunden vor dem Start<br />

rückwärts von 10 bis Null.<br />

Und dann machte sich Boris<br />

Guentel auf die Tour, begleitet<br />

von Sicherheitsfahrzeugen<br />

und etlichen Handbikern und<br />

Radfahren und einer Drohne,<br />

von Torsten Flach gesteuert.<br />

Sie sollte das Geschehen aus<br />

der Höhe aufzeichnen.<br />

Vor dem Rekordjäger lag eine<br />

9,103 km lange Strecke, die<br />

vom Soldatenheim zum Ostseeresort<br />

Olpenitz führte. Dort<br />

war eine großzügige Wendemöglichkeit<br />

vorhanden. Danach<br />

ging es über die Ostseestraße<br />

zurück zum Soldatenheim.<br />

Und hier war eine Routenänderung<br />

vorgenommen<br />

worden, die sich später als<br />

schädlich erwies. Statt rechts<br />

zum Soldatenheim, ging es am<br />

Ende links und dann rechts<br />

durch die Holtenauer Straße<br />

über Neustädter Straße und<br />

Barbarastraße zum Start und<br />

Ziel am Soldatenheim. Das<br />

Ganze hätte Boris Guentel 111<br />

Mal schaffen müssen.<br />

In der Holtenauer Straße<br />

wurden die dort installierten<br />

Fahrbahnveränderungen zur<br />

Geschwindigkeitsreduzierung<br />

zum Problem. Boris Guentel<br />

musste seine Geschwindigkeit<br />

runterfahren. So brauchte<br />

er für die erste Runde etwas<br />

mehr als 28 Minuten, statt der<br />

geplanten <strong>23</strong> bis 24 Minuten.<br />

Außerdem mussten die Helfer<br />

bereits in der 1. Runde ran,<br />

und die Kopfhaltung verbessern.<br />

Alles kostete Zeit.<br />

Die 2. Runde wurde nach<br />

59 Minuten beendet. Auch<br />

hier gab es Probleme mit der<br />

Schultermuskulatur, so dass<br />

ein Masseur helfen musste.<br />

Zum Problem wurden anschließend<br />

der auffrischende<br />

kalte Wind und Schwierigkeiten<br />

mit der Gangschaltung.<br />

Beides schränkte die Leistungsfähigkeit<br />

so weit ein,<br />

dass Boris Guentel im Mittel<br />

nur noch knapp 13 km/h<br />

schaffte. Notwendig wären<br />

rund 24 km/h.<br />

Als kurz nach 6 Uhr am<br />

Sonnabendmorgen nach 10<br />

Stunden 113 km zurückgelegt<br />

waren und das gesetzte Ziel,<br />

unter 42 Stunden zu bleiben,<br />

objektiv nicht mehr erreichbar<br />

war, wurde der Rekordversuch<br />

schweren Herzens<br />

abgebrochen. „Es war keine<br />

leichte Entscheidung“, erklärte<br />

Boris Guentel anschließend.<br />

Aber er will es wieder versuchen.<br />

2018 ist angepeilt. Und<br />

Bürgermeister Heiko Traulsen<br />

versprach bei seinem Besuch<br />

am frühen Sonnabendmorgen,<br />

den Rekordjäger auch beim<br />

zweiten Versuch unterstützen<br />

zu wollen.<br />

Am Morgen nach dem Abbruch:<br />

Bürgermeister Heiko Traulsen<br />

will auch einen weiteren Rekordversuch<br />

unterstützen.

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