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<strong>Angeln</strong> - 7. Juni <strong>2017</strong> - Seite 3<br />
Rekordversuch gescheitert – neuer Start geplant<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Am Sonnabendmorgen, 3.<br />
Juni, wenige Minuten nach 6<br />
Uhr, beendete er den am Freitag<br />
vor Pfingsten um 20 Uhr<br />
gestarteten Weltrekordversuch<br />
nach etwas mehr als 10<br />
Stunden Fahrzeit und 113 bis<br />
dahin gefahrenen Kilometern.<br />
„Technische Probleme waren<br />
ausschlaggebend“, so Boris<br />
Guentel am Morgen nach<br />
dem Abbruch. Offensichtlich<br />
waren dabei aber auch noch<br />
einige andere Gründe ausschlaggebend.<br />
Zu diesem Zeitpunkt<br />
lag er bereits um mehr<br />
als 100 km hinter der zu dem<br />
Zeitpunkt geplanten Strecke<br />
zurück. Rund 240 km hätten<br />
zu dem Zeitpunkt geschafft<br />
sein müssen.<br />
Dabei sah es am Freitag alles<br />
noch ganz gut aus. Ein zwar<br />
leicht angespannter Boris Guentel<br />
begrüßte um 19 Uhr auf<br />
dem Ellenberger Marktplatz<br />
rund 100 Zuschauer, die den<br />
eine Stunde später stattfindenden<br />
Start des Weltrekordversuchs<br />
live miterleben wollten.<br />
Ihnen berichtete er über seine<br />
Vorbereitungen. Aber auch<br />
darüber, dass die nicht so<br />
rund gelaufen seien. Und er<br />
bekannte bei dieser Gelegenheit:<br />
„Ich bin angespannt!“<br />
Und er berichtete weiter, dass<br />
Einzelne<br />
Ausstellungsstücke<br />
stark reduziert!<br />
Öffnungszeiten:<br />
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er durch einen unverschuldeten<br />
Unfall vor rund 12 Jahren<br />
plötzlich auf den Rollstuhl<br />
angewiesen war. Er wollte<br />
nicht, dass „das Leben für ihn<br />
vorbei sei“. Auch nicht, als er<br />
noch einen Schlaganfall dazu<br />
bekam. Er begann mit dem<br />
Rollstuhl zu trainieren. 2015<br />
war der ehemalige Marinesoldat,<br />
der in Olpenitz stationiert<br />
Der Startschuss ist erfolgt.<br />
war, mit dem Handbike von<br />
Cloppenburg nach Kappeln<br />
gefahren. Und jetzt wollte<br />
er den I-Punkt auf diese gelungene<br />
Aktion setzen und<br />
mit einem eigens für diesen<br />
Zweck gebauten Liegebike<br />
den Weltrekord über die Strecke<br />
von 1.000 km des Österreichers<br />
Manfred Putz, der dafür<br />
etwas mehr als 42 Stunden<br />
brauchte, unterbieten. Gleichzeitig<br />
wollte er Betroffenen<br />
Mut machen, dass Menschen<br />
mit Behinderung durchaus<br />
fähig sein können, starke Leistungen<br />
zu vollbringen.<br />
Um diese Absicht zu unterstützen,<br />
waren zahlreiche Radsportler<br />
und Freizeitradfahrer<br />
mit dabei „die mich unterstützen,<br />
mich streckenweise begleiten<br />
werden und damit ein<br />
Teil dieser außergewöhnlichen<br />
Herausforderung werden“,<br />
erklärte er bei der Vorstellung<br />
des Projektes. „Ziel dieser<br />
Challenge ist, Menschen näher<br />
zusammenzubringen – egal ob<br />
mit oder ohne Behinderung.<br />
Und ganz nebenbei werden<br />
so Berührungsängste und<br />
Hemmschwellen abgebaut –<br />
das ist gelebte Inklusion!“, so<br />
sein Statement.<br />
Und dann erinnerte Boris<br />
Guentel unter Tränen an den<br />
Fotos: Hans<br />
Weltrekordinhaber Manfred<br />
Putz, der im Juni 2015 während<br />
des Trainings bei einer<br />
Kollision mit einem Zug verstarb.<br />
Zur Erinnerung wurde<br />
in Ellenberg eine Schweigeminute<br />
eingelegt.<br />
Bürgermeister Heiko Traulsen<br />
als Schirmherr erinnerte<br />
daran, dass er Boris Guentel<br />
nach der Radtour 2015 von<br />
Cloppenburg nach Kappeln<br />
kennengelernt habe und von<br />
dessen Leistung beeindruckt<br />
gewesen sei. Der zolle er seinen<br />
Respekt. Er bedankte sich<br />
bei Boris Guentel dafür, dass<br />
er Kappeln in den „sportlichen<br />
Fokus“ gerückt habe.<br />
Bevor sich alle zum Start am<br />
ehemaligen Kappelner Soldatenheim<br />
machten, erläuterte<br />
Boris Guentel seine Taktik.<br />
Und die war ganz einfach.<br />
Zunächst wollte er in der Aufwärmrunde<br />
verhalten fahren,<br />
um danach in den kühleren<br />
Nachtstunden die Geschwindigkeit<br />
zu erhöhen und<br />
abgesichert durch die Begleitfahrzeuge<br />
Strecke zu machen.<br />
Doch dann kam alles ganz anders.<br />
Beim Start war alles noch<br />
in Ordnung. Gemeinsam zählten<br />
die Anwesenden die letzten<br />
10 Sekunden vor dem Start<br />
rückwärts von 10 bis Null.<br />
Und dann machte sich Boris<br />
Guentel auf die Tour, begleitet<br />
von Sicherheitsfahrzeugen<br />
und etlichen Handbikern und<br />
Radfahren und einer Drohne,<br />
von Torsten Flach gesteuert.<br />
Sie sollte das Geschehen aus<br />
der Höhe aufzeichnen.<br />
Vor dem Rekordjäger lag eine<br />
9,103 km lange Strecke, die<br />
vom Soldatenheim zum Ostseeresort<br />
Olpenitz führte. Dort<br />
war eine großzügige Wendemöglichkeit<br />
vorhanden. Danach<br />
ging es über die Ostseestraße<br />
zurück zum Soldatenheim.<br />
Und hier war eine Routenänderung<br />
vorgenommen<br />
worden, die sich später als<br />
schädlich erwies. Statt rechts<br />
zum Soldatenheim, ging es am<br />
Ende links und dann rechts<br />
durch die Holtenauer Straße<br />
über Neustädter Straße und<br />
Barbarastraße zum Start und<br />
Ziel am Soldatenheim. Das<br />
Ganze hätte Boris Guentel 111<br />
Mal schaffen müssen.<br />
In der Holtenauer Straße<br />
wurden die dort installierten<br />
Fahrbahnveränderungen zur<br />
Geschwindigkeitsreduzierung<br />
zum Problem. Boris Guentel<br />
musste seine Geschwindigkeit<br />
runterfahren. So brauchte<br />
er für die erste Runde etwas<br />
mehr als 28 Minuten, statt der<br />
geplanten <strong>23</strong> bis 24 Minuten.<br />
Außerdem mussten die Helfer<br />
bereits in der 1. Runde ran,<br />
und die Kopfhaltung verbessern.<br />
Alles kostete Zeit.<br />
Die 2. Runde wurde nach<br />
59 Minuten beendet. Auch<br />
hier gab es Probleme mit der<br />
Schultermuskulatur, so dass<br />
ein Masseur helfen musste.<br />
Zum Problem wurden anschließend<br />
der auffrischende<br />
kalte Wind und Schwierigkeiten<br />
mit der Gangschaltung.<br />
Beides schränkte die Leistungsfähigkeit<br />
so weit ein,<br />
dass Boris Guentel im Mittel<br />
nur noch knapp 13 km/h<br />
schaffte. Notwendig wären<br />
rund 24 km/h.<br />
Als kurz nach 6 Uhr am<br />
Sonnabendmorgen nach 10<br />
Stunden 113 km zurückgelegt<br />
waren und das gesetzte Ziel,<br />
unter 42 Stunden zu bleiben,<br />
objektiv nicht mehr erreichbar<br />
war, wurde der Rekordversuch<br />
schweren Herzens<br />
abgebrochen. „Es war keine<br />
leichte Entscheidung“, erklärte<br />
Boris Guentel anschließend.<br />
Aber er will es wieder versuchen.<br />
2018 ist angepeilt. Und<br />
Bürgermeister Heiko Traulsen<br />
versprach bei seinem Besuch<br />
am frühen Sonnabendmorgen,<br />
den Rekordjäger auch beim<br />
zweiten Versuch unterstützen<br />
zu wollen.<br />
Am Morgen nach dem Abbruch:<br />
Bürgermeister Heiko Traulsen<br />
will auch einen weiteren Rekordversuch<br />
unterstützen.