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Wandern&Genießen 2014

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Der Quelltuff in Lingenau zählt<br />

zu den ernannten Naturjuwelen<br />

im Naturpark Nagelfluhkette.<br />

Eine Wanderausstellung zu<br />

diesen Juwelen zieht derzeit<br />

durch die Naturparkgemeinden,<br />

ihren aktuellen Standort erfährt<br />

man direkt bei der Naturparkverwaltung<br />

in Immenstadt<br />

(Tel. 08379/9988750)<br />

DDer Quelltuang liegt am Westende der in mehrere Zungen<br />

aufgelösten, spätzeitlichen Lingenauer Schotterterrasse. Darunter<br />

bilden Sandsteine und Nagelfluhgestein einen Steilabfall von etwa<br />

40 Höhenmetern bis zum Fluss Subersach.<br />

Für die Entstehung des Kalkgesteins im Quelltuang sind<br />

zwei Prozesse verantwortlich: die Kalksinterbildung und die<br />

Bildung echter Quelltuffe. Das Wasser nimmt auf seinem Weg<br />

durch den mächtigen Schotterkörper Kalk auf. Diese kalkübersättigten<br />

Quellwässer fließen aus den Enden der Schottergasse.<br />

Bei Lukontakt scheiden sie Kalksinter ab. Spezielle Moose, Algen<br />

und Bakterien entziehen an den Quellwasseraustritten dem<br />

Wasser Kohlendioxid – das führt zu vermehrtem Ausfallen von<br />

Kalk und dessen Ablagerung als echtem Quelltuff. Durch Verunreinigungen<br />

von Eisendioxiden ist das Kalkgestein anfangs<br />

honiggelb bis rostrot. Nadeln und Blätter, die in die Sinterbecken<br />

fallen, werden langsam, aber sicher von einer Kalkschicht umfangen<br />

(inkrustiert) und so zu filigranen Kunstwerken.<br />

Nicht viele Tiere und Pflanzen können in Kalkquellfluren überleben.<br />

Vor allem Moose und Algen kommen in diesen Bedingungen<br />

zurecht. Im kalkreichen Wasser tummeln sich kleine<br />

Flohkrebse – sie sind Garant für eine gute Wasserqualität.<br />

Einen besonderen Trick hat sich das Gewöhnliche Fettkraut<br />

einfallen lassen: Die fleischfressende Pflanze fängt mit ihren<br />

klebrigen Blattoberseiten Insekten und wertet so ihren kargen<br />

Speisezettel auf.<br />

Kalktuff hat sich in der Vergangenheit als leichtes, poröses<br />

Gestein für Baumaterial geeignet. Die nahegelegene barocke<br />

St.-Anna-Kapelle aus dem Jahr 1722 ist neben der Pfarrkirche<br />

das bedeutendste Gebäude in Lingenau, für dessen Bau Kalktuff<br />

verwendet wurde. Ab den 1950er-Jahren machten modernere,<br />

billigere Werkstoffe den Tuffabbau unrentabel. Der Quelltuang<br />

rückte mehr und mehr aus dem Blickpunkt des wirtschalichen<br />

Interesses. Heute ist er dafür umso interessanter für Wanderer<br />

und Naturwissenschaler. ç<br />

Viola Elgaß<br />

Das im Quelltuff enstehende<br />

poröse Gestein wird als Kalktuff,<br />

das dichte Gestein als Travertin<br />

bezeichnet. Darin kann man oft<br />

fossilienartige Abdrücke erkennen<br />

TIPP<br />

Aufgrund der geologischen und botanischen Bedeutung des<br />

Quelltuffs wurde eigens ein Lehrpfad durch das Naturdenkmal<br />

errichtet. Zwischen tualtigen Rinnsalen verläu der Pfad auf<br />

Holzstegen und Treppen durch den Steilhang über der Schlucht<br />

der Subersach. Die rund einstündige Rundwanderung beginnt<br />

bei der St.-Anna-Kapelle und führt rechts auf dem Güterweg<br />

entlang der Beschilderung Quelltuff. Infos gibt es beim Gemeinde -<br />

amt Lingenau.<br />

Kontakt<br />

Gemeinde Lingenau, Hof 258, A-6951 Lingenau<br />

Tel. +43 5513 6464, Fax +43 5513 6464-31<br />

E-Mail: gemeinde@lingenau.at, www.lingenau.at<br />

wandern & genießen

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