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Waldron: Endzeit? Eigentlich ganz einfach!

Verständliche biblische Lehre statt komplizierter Systeme

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Kapitel 2 · Der biblische Sprachgebrauch<br />

tung. Die Verlorenen hören im kommenden Zeitalter ja nicht auf zu<br />

existieren. Vielmehr werden sie die Welt des kommenden Zeitalters<br />

nicht bewohnen. Das Schlüsselwort stellt dieses Weltzeitalter dem<br />

kommenden gegenüber.<br />

Dass dieses besondere Wort aiōn sowohl das jetzige als auch das<br />

künftige Leben meinen kann, verdeutlicht etwas Wichtiges: Die Bibel<br />

betrachtet die zukünftige ewige Existenz als endlose Existenz in<br />

Raum und Zeit. Anders gesagt: Die Bibel betrachtet die Ewigkeit als<br />

das kommende Zeitalter, als unendliche Zeit. Als Geschöpfe werden<br />

wir immer in Zeit und Raum leben; Gott allein steht sowohl jetzt als<br />

auch für immer über diesen Kategorien. Wir erwarten nicht ein zeitloses<br />

Ende, sondern eine endlose Zeit. George Eldon Ladd schreibt<br />

treffend:<br />

Im biblischen Denken ist die Ewigkeit endlose Zeit. Im Hellenismus<br />

sehnten sich die Menschen nach Erlösung aus dem Kreislauf der Zeit<br />

in eine zeitlose jenseitige Welt; im biblischen Denken hingegen ist Zeit<br />

die Sphäre der menschlichen Existenz, sowohl jetzt als auch in Zukunft.<br />

Der Eindruck, den manche Bibelübersetzungen in Offenbarung<br />

10,6 vermitteln – es werde »keine Zeit mehr geben« –, wird in besseren<br />

Übersetzungen korrigiert: »Es wird keine Verzögerung mehr geben.« 12<br />

Ladd liegt richtig darin, dass die Ewigkeit im biblischen Sinne – soweit<br />

sie Menschen betrifft – in endloser Zeit besteht. Er liegt auch in<br />

Bezug auf Offenbarung 10,6 richtig. Das Wort, das dort für »Zeit«<br />

benutzt wird, kann einen bestimmten Zeitpunkt beschreiben, ein<br />

Ereignis oder eine Verzögerung. Die meisten modernen Bibelübersetzungen<br />

einschließlich der New-King-James-Version übersetzen<br />

das Wort mit »Verzögerung« (oder Aufschub, Frist) statt mit »Zeit«.<br />

Dieser Punkt verdeutlicht einen Fehler, der in vielen Abhandlungen<br />

über Eschatologie vorkommt: Wenn eine biblische Prophezeiung<br />

ein Ereignis voraussagt, das in Zeit und Raum stattfindet, meinen<br />

viele Ausleger, dies bedeute unweigerlich, das Ereignis müsse noch vor<br />

12 George Eldon Ladd, The Theology of the New Testament (Grand Rapids: Eerdmans,<br />

1974), S. 47. – Für »manche Übersetzungen« steht im Original »Authorisized Version«<br />

(av) und statt »bessere Übersetzungen« wird die »Revised Standard Version«<br />

(rsv) genannt. Wie die av übersetzen z. B. lut, sch und zür (jeweils »Zeit«), wie die<br />

rsv z. B. elb (»Frist«), men (»Verzug«) oder ngü (»Aufschub«); Anm. d. Übers.<br />

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