AVE - Abtei St. Otmarsberg Uznach
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anderes als Handlungen eines vom Wahnsinn<br />
befallenen kleinen, armen Mädchens<br />
sind.Andere wiederum sind tief angerührt<br />
vom Tun der kleinen Bernadette an diesem<br />
Morgen, denn sie sehen in Bernadette den<br />
kreuztragenden Jesus. Bernadette kniet<br />
also auf den Boden und küsst ihn, sie isst<br />
vom Gras an der Grotte und will zur Gave<br />
gehen, um daraus zu trinken. Doch die<br />
schöne Dame weist sie mit dem Finger unter<br />
den Felsen. Dort gräbt Bernadette ein<br />
Loch und schöpft daraus trübes Wasser,<br />
kann es jedoch nicht trinken. Dreimal wiederholt<br />
sie den Vorgang. Erst beim vierten<br />
Mal vermag sie das Schlammwasser zu<br />
trinken. Bricht hier nicht unmissverständlich<br />
die Botschaft Jesu in Gethsemani<br />
durch? Auch Jesus konnte den Kelch nicht<br />
von Anfang an trinken. «Vater, wenn du<br />
willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber<br />
nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen»<br />
(Lk 22,42 und Mt 26, 38–42). Dieses<br />
Gebet spricht Jesus drei Mal zum Vater.<br />
Erst danach kann er dem Willen des Vaters<br />
folgen und lässt sich ausliefern, geht mit<br />
dem Volk den Kreuzweg und stirbt am<br />
Kreuz für alle. Erst dann fliessen <strong>St</strong>röme<br />
lebendigen Wassers aus seiner Seite, so wie<br />
er angekündigt hat (vgl. Joh 7,37).<br />
Diese Quelle hat die kleine Bernadette in<br />
Lourdes symbolisch für uns geöffnet: Die<br />
Quelle lebendigen Wassers. Sie entspringt<br />
aus der durchbohrten Seite Jesu. Aus ihr<br />
sollen wir mit Bernadette trinken. Denn sie<br />
ist nicht nur die Quelle der unerklärlichen<br />
Heilungen. Ihr erster Daseinsgrund sind<br />
die Sakramente. Durch sie erfährt der<br />
Christ Heilung. «Wer Durst hat, komme zu<br />
mir und es trinke, wer an mich glaubt», sagt<br />
Jesus (Joh 7,37). Er ist die Quelle der Kirche,<br />
denn die Kirche lebt aus ihm und erneuert<br />
sich durch ihn. Das Kind Bernadette<br />
hat somit keine neue Quelle hervorgebracht,<br />
sondern jene ans Tageslicht befördet,<br />
die bereits existiert und nur darauf<br />
wartet, auch in uns zu entspringen.<br />
Dieses Öffnen der Quelle in Lourdes ist<br />
zugleich mit der Aufforderung zur Umkehr<br />
verbunden, denn Bernadette öffnet sie in<br />
der Fastenzeit. Sie ist ja jene Zeit, in der wir<br />
aufgefordert werden, uns vom Alltagsballast<br />
zu befreien, damit wir zur lebendigen<br />
Quelle zurückfinden. In der Taufe wurde<br />
sie in uns grundgelegt, damit sie fliesse zur<br />
Erbauung der Kirche, die wir alle sind. Bernadette<br />
fordert uns also in ihrer Geste auf,<br />
unsere eigene Quelle freizulegen und un-<br />
An verschiedenen Orten können die Gläubigen das<br />
Wasser der Quelle fassen.<br />
ser Leben von allem zu befreien, was uns<br />
von Gott und unseren Brüdern und<br />
Schwestern wegführt. Diesen Weg der Umkehr<br />
und der Busse will die kleine Bernadette<br />
mit uns gehen. Dafür ist sie gesandt.<br />
Durch Maria führt sie uns zu Christus. Er<br />
ist der Erlöser, er will uns mit sich vereinen,<br />
damit wir immer mehr mit ihm vereint,<br />
das Leben in Fülle haben.<br />
… damit wir in Christus Jesus anderen<br />
Heil bringen.<br />
Dasselbe wollen auch die medizinisch unerklärlichen<br />
Heilungen von Lourdes bewirken.<br />
Die erste, kirchlich anerkannte<br />
Heilung von Lourdes wurde am 1. März<br />
1858 der hochschwangeren Catherine La-