KAHN, Drei Bauern auf Wallfahrt Leseprobe
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zu einem späteren Zeitpunkt. Simon hat aus heiterem Himmel<br />
zwei Fragen gestellt: „Spürt ihr nichts? Tut euch nichts<br />
weh?“<br />
„Nein. Doch ja, bei den Leisten spür’ ich es ein bisschen“,<br />
gibt Sepp zu.<br />
Da getraue auch ich mich zu sagen: „Ja! Aber an den Hüften,<br />
und ganz minimal.“<br />
„Das Schienbein ist’s, das rechte“, erläutert Simon. „Da<br />
spür’ ich was.“<br />
„Nur beim rechten?“<br />
„Ja, nur bei dem.“<br />
„Soll ich dir beim linken eine hineinstoßen, damit du dort<br />
auch etwas spürst?“<br />
Simon schaut mich wort- und fassungslos an, dann müssen<br />
wir alle drei lachen.<br />
Immer öfter begegnen uns nun Wanderer, die wir nicht kennen<br />
– auch drei Frauen. Ich glaube nicht, dass die wie wir <strong>auf</strong><br />
<strong>Wallfahrt</strong> sind. Wir haben sie nämlich schon von Weitem gehört<br />
– und hören sie noch immer lachen, obwohl sie fast nicht<br />
mehr zu sehen sind. Endlich wird es wieder angenehm ruhig,<br />
unbeschwert ziehen wir weiter.<br />
gh<br />
An großen <strong>Bauern</strong>höfen kommen wir vorbei. Keiner von<br />
uns hat so eine Riesenhütte. Auf den Wiesen warten viele <strong>auf</strong>einander<br />
gestapelte Siloballen dar<strong>auf</strong>, im Winter verfüttert zu<br />
werden.<br />
Bei einem der Höfe ist der Bauer beim Düngen. Wir winken<br />
ihm. Nach ein paar Sekunden Bedenkzeit winkt er zurück.<br />
Typisch Bauer! Der hat nämlich überlegt, ob er überhaupt zurückwinken<br />
soll. So was machen wir auch manchmal. Man<br />
kann und soll doch einem wildfremden Menschen nicht einfach<br />
zuwinken – oder? Dann wird er uns aber doch als Be-<br />
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